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Die BATAVIA war ein altes Handelsschiff aus dem Jahr 1628, das im Dienst der Ostindien-Kompanie zwischen Holland und dem fernen Jakarta, dem früheren Batavia betrieben wurde. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Philipp Duckwitz
Wasser, Luft und Neuland rund um das Markermeer
in der Erlebnisregion Flevoland bei Amsterdam |
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Gemächlich schippert der Kahn von Skipper Hujen Zweedijk auf der schmalen Vechte durch Muiden in Nordholland, entlang an prachtvollen Villen und großzügigen Gartenanlagen. Hujen ist ein echter Aussteiger. Erst vor fünf Jahren hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und vom Art-Direktor zum Ausflugs-Kapitän umgesattelt. Das 9,80 Meter lange und 2,85 Meter breite Holzboot mit seinem Dreizylinder Dieselmotor und seinen 13 km/h Höchstgeschwindigkeit fasst 12 Personen und ist ein typisches Boot dieser Gegend. Wasser ist das Element, von dem und mit dem hier oben in Nordholland und vor allem dem benachbarten Flevoland alle leben. Hat man doch erst im 20. Jahrhundert seit 1924 dieses Land dem Wasser abgetrotzt und Neuland gewonnen durch Pumpenwerke und Deichbildung. Auf mehr als 1800 Quadratkilometern Land wurde dem Markermeer, dem Seegewässer in der Bucht von Amsterdam abgewonnen. Ohne starke Deiche würde hier alles unter Wasser stehen, denn man befindet sich etwa sechs Meter unterhalb des Meeresspiegels. Moderne Städte wie Almere und Lelystad sind hier entstanden, fast 400.000 Menschen wohnen auf dem Neuland. Muiden in Nordholland gehört aber nicht dazu und ist eine kleine Stadt mit einem großen Kastell, das stattlich am Ortsrand thront. Muiderslot, so heißt die von Graf Floris V. 1296 erbaute Burg mit echtem Wassergraben und Zugbrücke, hat eine bewegte Vergangenheit über siebenhundert Jahre hinweg und dient seit 1878 als National-Museum. Hier spiegelt sich nicht nur das goldene Zeitalter der niederländischen Kultur, sondern auch die Rittertradition wieder, in der die Burg Jahrhunderte lang als Bollwerk an der Vechte stand. Der bedeutende, niederländische Dichter Peter Cornelius Hooft lebte hier 38 Jahre lang seit 1609. Die stilvoll rekonstruierte Burg versetzt einen wahrlich in die Zeit der Ritter und Helden des Mittelalters und der stolze Wassergraben, der die Burg umgibt, macht eine Eroberung fast unmöglich.
Mit dem RIB-Boat über das Ijselmeer Da ist es wieder, das Wasser als Element des Lebens in dieser Gegend. In Flevoland treffe ich auf den erfahrenen RIB-Boat-Kapitän Eric Rijksen, ein furchtloser Geselle, dem Geschwindigkeit auf dem Wasser zum Lebenselexier geworden ist. An diesem Tag ist das Ijselmeer nördlich von Lelystadt besonders ruhig. Die Wolken spiegeln sich auf der glatten Wasseroberfläche, die wilden, grünen Ufer vermitteln ein Bild unberührter Natur. Weithin sichtbar ist das Monument von Antony Gormley des „sitting man” auf einer Landzunge vor Lelystad. Eric gibt Gas, das RIB-Boat hebt sich vorne aus dem Wasser, mit der Beschaulichkeit ist es vorbei, denn der Motor am Heck drückt das Schlauchboot mit einem unwahrscheinlichen Schub nach vorne, dass es über die Wasseroberfläche rast. Die eigenen Wellen werden zu Hügeln, über die das Boot springt und in den Kurven ist es, als fliege man durch die Luft. Was 50 Stundenkilometer ausmachen können in so einem 12-Personen-Boot. Meine Gedanken geraten durcheinander, die Landschaft strömt an mir vorbei, der Adrenalin-Kick ist garantiert bei einer solchen Fahrt. Der Suchtfaktor ist hoch bei diesem Geschwindigkeitsrausch, aber die Sorge, dass das Boot umkippen kann, überwiegt bei der ersten Fahrt. Doch einen erfahrenen Speed-Boater wie Eric bringt nichts aus der Ruhe, sicher steuert er das Boot durch die Kurven. Nach einer Stunde ist es vorüber. Landschaft genießen kann ich woanders. Aber ein Genuss ist so eine außergewöhnliche Fahrt dennoch.
Das BATAVIA-Schiff in Lelystad Ein Schiffs-Erlebnis der ganz anderen Art begegnet mir in der Batavia-Werft in Lelystad. Die BATAVIA ist ein altes Handelsschiff aus dem Jahr 1628, das im Dienst der Ostindien-Kompanie zwischen Holland und dem fernen Jakarta, dem früheren Batavia betrieben wurde. Das Schiff sank jedoch mit 332 Menschen an Bord vor der australischen Westküste. Die Rekonstruktion des Handelsschiffs lässt sich heute jedoch besuchen und vermittelt einen ausgezeichneten Eindruck vom wenig komfortablen Schiffsleben seiner Zeit. Der Schiffbaumeister Willem Vos, ein Raubein wie aus dem Bilderbuch, war der Initiator der Rekonstruktion der BATAVIA, mit deren Bau 1985 begonnen wurde. Am 7. April 1995 taufte Königin Beatrix dieses Schiff auf den Namen BATAVIA, das anschließend zu Wasser gelassen wurde. Seitdem kann man die BATAVIA täglich auf der Batavia-Werft in Lelystad besichtigen. Als wäre Evert-Jan van Drent dabei gewesen, schildert der Besucherführer und ehemalige Steuermann der holländischen Handesmarine engagiert und emotional wie das Leben auf dem alten Kahn wohl ausgesehen haben muss auf der langen Reise über die Ozeane. Auf dem nur 1,20 Meter hohen Unterdeck hielten sich fast 100 Menschen auf, die in dem engen, dunklen Raum die Überfahrt erdulden mussten. Ein Deck höher war es nicht besser. 200 Holzbretter an den Schiffswänden dienten als Betten für die mittlere Klientel der Reisenden. Nur die Besatzung und die gut betuchten Passagiere hatten eine wohnliche Kabine am Oberdeck.
Naarden – die alte Garnisonsstadt Nach so vielen Erlebnissen zu Wasser will ich auch einmal etwas am Land erleben und begebe mich nach Naarden in der Nachbarprovinz Nordholland. Das ursprüngliche Naarden lag vor dem 14. Jahrhundert drei Kilometer nördlich der heutigen, völlig vom Wasser umschlossenen und sternförmig angelegten Stadt, wurde aber im Haken- und Kabeljau-Krieg mit der Stadt Utrecht zerstört. Der heutige Ort wurde im achtzigjährigen Krieg mit den Spaniern 1572 eingenommen. Deutlich erkennt man an den Wassergräben und Festungsanlagen, die wie Deiche angelegt sind rund um die Stadt, noch die einstige durchdachte Wehrhaftigkeit des Ortes, denn in der Altstadt sind die Anlagen gut erhalten. Ich schlendere durch die malerischen Gassen des wohlhabenden Städtchens und wundere mich, dass die Pflaster in 3 Steinsorten und Mustern angelegt sind. |
Das hat seinen Grund, erklärt mir mein Stadtführer. Das Kopfsteinpflaster in der Mitte war für die Kutschen, die Ziegel ganz am Rand waren für die Menschen. Und das kleine Kieselprofil in der Mitte? Das war für die Hundekarren. Karren die von Hunden gezogen werden? Tatsächlich waren Hunde als Zugtiere preiswerter und daher häufiger genutzt als Menschen. Solche Zeiten sind zum Glück vorbei. An zahlreichen Hauswänden lese ich holländische Verse berühmter, niederländischer Dichter. Eine Tradition? Wie aus dem Nichts biegt plötzlich ein Mann in die Straße ein, sieht mich vor einem Hauswand-Vers stehen und erklärt, er sei es, der das gemalt und geschrieben habe. Es ist Jeroew Paulussen, der städtische Fassaden-Künstler. Er sucht sich markante Verse berühmter Dichter aus und entwirft zunächst ein Modell des Schriftbildes, bevor er es an die Hauswand bringt. Mit ihm kann man eine ganze Tour durch die Stadt unternehmen und sich zu jedem Wandbild etwas erklären lassen. Eine abwechslungsreiche Idee.
Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Nun aber geht es in die Luft, denn von oben sieht die Welt hier noch einmal ganz anders aus. Am Flughafen Lelystad warten einige kleine Cesna 172, das sind viersitzige Ein-Propeller-Flugzeuge, die mit 210 PS auf einer Höhe von maximal 4.000 Metern fliegen. Von hier lässt sich die Landschaft gut beobachten und das Neuland Flevoland mit seinen grünen Flächen anschaulich betrachten. Nach 2 Tagen im Neuland Flevoland, der jüngsten Provinz der Niederlande und dem angrenzenden Nordholland habe ich viel erlebt im Umland von Amsterdam. Es muss nicht immer die Metropole sein, die Erlebnisse bietet, in nur 20 Minuten mit dem Zug oder 30 Minuten mit dem Auto ist man in Flevoland. Der unbegrenzte Naturgenuss erwartet einen und lässt den Besucher durchatmen. Die Menschen sind herzlich und ihre Wärme steht im Gegensatz zu der sonst rauen und oft kalten Natur dieser Gegend. Sommers wie Winters lässt sich hier etwas erleben. Denn das Markemeer und das Ijselmeer sind auch im Winter reizvoll und nicht so kalt wie in Deutschland. Ein Wochenend-Trip oder eine Ausflug auf Zeit lohnen sich auf jeden Fall. Ich beschließe, im Sommer noch einmal die Region und ihre Reize zu genießen, die Schlösser, Burgen und Naturspektakel neu zu erleben.
Wie kommt man hin Von Amsterdam aus erreicht man Flevoland in nur 20 Minuten mit dem Zug ab Amsterdam Centraal. Eine preiswerte Möglichkeit bietet das Tages-Ticket „Amsterdam & Region” für 13,50 €, mit dem man Bus, Tram und Metro in und um Amsterdam herum nutzen kann. Mit dem Auto kommt man von Deutschland aus über Utrecht über die A27 und dann A5 gut in die Region.
Unterkunft Sehr empfehlenswert ist das Hotel Nautisch Kwartier der Fletcher-Kette in Huizen. Das Hotel hat eigentlich drei Sterne, verdient aber wegen seines hohen Komforts durchaus als vier-Sterne-Unterkunft verstanden zu werden. http://www.hotelnautischkwartier.nl/de/
Restaurants Ein echter Tipp im Nirgendwo ist das Restaurant „t’Dijkshuisje” am Yachthafen von Lelystad. Das in einem markanten Turmgebäude untergebrachte Restaurant hat Ambitionen zur Sterne-Küche und steht qualitativ auf einem sehr hohen Niveau. http://www.dijkhuysje.nl/ In Naarden ist das innerhalb einer Festungsanlage befindliche Gewölbe-Restaurant Aquavite ein Tipp für ein kulinarisches Vergnügen. http://www.restaurantacquavite.nl/
Ausflugs-Tipps RIB-Boat-Touren kann man buchen und auf dem Ijselmeer unternehmen bei Eric von der Agentur Evenlos www.evenlos.nl Das BATAVIA-Schiff findet man in der Batavia-Werft direkt hinter dem 10 Läden umfassenden Batavia-Outlet-Center Batavia Stad. http://www.bataviawerf.nl – Outlet-center: http://www.bataviastad.nl/de/ Eine Rundfahrt mit dem Salonboot von Skipper Zweedijk ist ein entspannendes Erlebnis: http://www.salonboot.nl/ Wer Flevoland aus der Luft sehen will, kann am Flughafen Lelystad einen Rundflug buchen für 115 € und 30 Minuten mitfliegen. http://www.lelystadairport.nl/vluchten/rondvluchten Das Castell Muiderslot ist in jedem Fall einen Besuch wert. http://www.muiderslot.nl/ Ebenfalls sehr eindrucksvoll, besonders wegen seines Wildgeheges und Rosengartens ist das Castle Nyenrode in Breukelen, daß auch als Wirtschafts-Universität genutzt wird. http://www.nyenrode.nl/ Der Ort Naarden lohnt sich zum Besichtigen und Bummeln: http://www.holland.com/de/tourist/artikel/naarden-13.htm Touren mit dem Künstler Paulussen zu den Häuserfassaden kann man hier buchen: http://www.jeroenpaulussen.nl/ Informationen rund um Flevoland findet man hier: http://www.ookflevoland.nl/vvv/de Diese Reise wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung von Amsterdam Marketing, Amsterdam. www.iamsterdam.com |
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Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
Diese malerische Gracht im Herzen Amsterdams unweit der berühmten Rotlicht-Straße zeigt die Sint Nicolaaskerk im Hintergrund. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Eine Rundfahrt mit dem wunderbar gepflegten Salonboot von Skipper Zweedijk auf der schmalen Vechte durch Muiden in Nordholland ist ein entspannendes Erlebnis. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Das 9,80 Meter lange und 2,85 Meter breite Holzboot mit seinem Dreizylinder Dieselmotor und seinen 13 Stundenkilometern fasst 12 Personen. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
Skipper Hujen Zweedijk befährt mit seiner BELLA die schmale Vechte durch Muiden in Nordholland. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Die Fahrt geht vorbei an prachtvollen Villen ... Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
... und großzügigen Gartenanlagen. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Muiderslot, so heißt das von Graf Floris V. 1296 erbaute Schloss mit einem Wassergraben und einer Zugbrücke. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Die meisterlich geschnittenen Lauben ... Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
... zeugen von der Freude unserer Nachbarn an der Gartengestaltung. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Auch ein Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
Für dieses Portrait bekommt der Fotograf einen Blick ...! Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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In Flevoland treffe ich auf den erfahrenen RIB-Boat-Kapitän Eric Rijksen, ein furchtloser Geselle, dem Geschwindigkeit auf dem Wasser zum Lebenselexier geworden ist. Foto: Agentur Evenlos, Muiden |
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Am 7. April 1995 taufte Königin Beatrix diesen Nachbau auf den Namen BATAVIA, das anschließend zu Wasser gelassen wurde. Seitdem kann man die BATAVIA täglich auf der Batavia-Werft in Lelystad besichtigen. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Die BATAVIA war/ist ein Rahsegler mit drei Masten (Besanmast, Hauptmast und Fockmast) – im Bild die Offiziers-Messe. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Besuch in Naarden: In der Innenstadt von Naarden in Nordholland stehen noch einige schöne alte Häuser. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
Das innerhalb der Festungsanlagen befindliche Gewölbe-Restaurant „Aquavite” ist ein Tipp für ein kulinarisches Vergnügen. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Deutlich erkennt man an den Wassergräben und Festungsanlagen, die wie Deiche angelegt sind. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Auf einer Bootsfahrt durch die Grachten von Naarden ... Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
... erfährt der Besucher viel über die Historie der Stadt. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Naarden hat einen Bootshafen; das Gooimeer, ein Rest der früheren Zuidersee, liegt in der Nähe und bietet den Wassersportlern viele Möglichkeiten. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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Nun aber geht es in die Luft, denn von oben sieht die Welt hier noch einmal ganz anders aus. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
Am Flughafen Lelystad warten einige kleine Cesna 172 auf Fluggäste für Rundflüge. Foto: Philipp Duckwitz, Köln |
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