Das jüngste Seeschiff von Phoenix Reisen ist
blaublütig, hat bei der Übernahme durch die Bonner den Namen gewechselt und
sich innerlich verwandelt. Getauft hat das Schiff 1984 Lady Di auf den Namen
ROYAL PRINCESS.
Es fuhr zunächst für die Princess Cruises. 2005 wechselte es zur
Schwestergesellschaft P & O Cruises und war als ARTEMIS
unterwegs. Seit dem 28. November 2011 fährt es nun unter dem Namen ARTANIA
für Phoenix Reisen, Bonn.
Als ROYAL PRINCESS
und als ARTEMIS bediente das Schiff ein
hauptsächlich britisches Publikum und nahm auf dessen Wünsche Rücksicht.
Darum gab es in den Kabinen beispielsweise Wannen statt Duschen und auf Deck
3 ein Spielcasino. Ein Restaurant und ein Buffet-Restaurant reichten den
damaligen Gästen.
Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka von Phoenix Reisen
und seine Assistentin Manuela Bzdega inspizierten vor der Übernahme die ARTEMIS
und regten Veränderungen, Um-
und Ausbauten an. In Bremerhaven wurden sie zwischen dem 28. April und dem
27. Mai 2011 in der Lloyd Werft ausgeführt.
So wurden 96 Balkone angebaut, das Restaurant
Artania eingerichtet, das Casino entsorgt und dafür die Casablanca Bar
eingerichtet. Auf Deck 8 wurde das Lido-Buffet Restaurant komplett neu
gestaltet. Neu sind auch die Bodega Bar, die Phoenix Bar, die Phoenix Lounge
auf Deck 5 mit Kickertischen und Darts und auf Deck 6 die Outdoor
Sportgeräte, Shuffleboard und Tischtennis. Die Küche im Deck 2 wurde durch
eine Rolltreppe mit dem Artania Restaurant in Deck 3 verbunden. Der Wechsel
von Wannen zu Duschen ist noch nicht abgeschlossen.
Für maximal 1200 Gäste stehen jetzt 620 Kabinen
bereit, unter ihnen keine einzige Innenkabine. 252 Kabinen haben einen
Balkon, 237 Kabinen gibt es mit Silberservice, 14 Suiten mit Goldservice und
72 sind als Suiten eine Extraklasse.
Die MS ARTANIA hat
44.656 BRT, ist 230,62 Meter lang und 29,20 Meter breit bei einem Tiefgang
von 8,015 Metern. Von der Wasserlinie bis zum Schornstein misst sie 45,40
Meter. Sie kann 1.964 Tonnen Treibstoff bunkern, 188 Tonnen Dieselöl. Pro
Tag verbraucht sie, bei 21 Knoten Durchschnittsfahrt 80 bis 90 Tonnen
Bunkeröl. Vier Dieselmotoren mit insgesamt 33.000 PS treiben sie an. Ihre
zwei Pitch Propeller mit je vier Blatt haben einen Durchmesser von 5,20
Meter.
Die beiden Bugstrahlruder
liefern 2000 PS. Drei Anker, je 6,5 Tonnen schwer, geben Sicherheit auf
Reede. Die Trinkwassertanks der MS ARTANIA fassen
2.952 Tonnen, die eigene Anlage kann pro Tag 600 Tonnen Wasser produzieren.
Die technische Ausstattung der Brücke wurde vor der
Übernahme komplett erneuert und entspricht damit höchsten
Sicherheitsstandards. Wenn eines Tages ganz auf elektronische Navigation
umgestellt wird, ist die MS ARTANIA auch
dafür gerüstet. Doch heute wird immer noch auf papierenen Seekarten
navigiert, wie das Gesetz es verlangt.
Wer zum ersten Mal an
Bord kommt, wird sich schnell zurechtfinden. Die MS ARTANIA hat acht
öffentlich zugängliche Decks. Deck 1 „ganz unten”
ist der Mannschaft vorbehalten.
Vier Decks „in der Mitte”,
Decks 4, 5, 6 und 7, beherbergen nur Kabinen und am Heck jeweils eine Bar,
eine Lounge oder Sportgeräte. Auf Deck 6 gibt es vorne noch ein Sonnen-Deck.
Auf Deck 9, dem Sonnen-Deck, haust niemand, Deck 8 ist nur zu mehr als der
Hälfte belegt – mit Suiten. Alle Decks sind mit insgesamt sechs – dreimal
zwei –
Lifts
und natürlich durch Treppen verbunden.
In den öffentlichen Räumen des Schiffs findet man
sich schnell zurecht. Die informativen Schalter liegen ganz unten auf Deck 2
(dem Neptun-Deck): die Rezeption, die 24 Stunden am Tag besetzt ist, das
Bordreisebüro (für die Ausflüge wichtig) und die Information.
Auf Deck 3 (dem Salon-Deck) herrscht der meiste
Betrieb. Es ist durch eine große Freitreppe mit dem (unteren) Neptun-Deck
verbunden. Im Zentrum des Salon-Decks liegt Harry’s
Bar, auf dieser Reise die am meisten besuchte. Nach vorn geht’s
ins Kino, zur Fotogalerie, zum Jamaica Club mit Internet und an der Atlantik
Bar vorbei in die Atlantik Showlounge mit der Bühne. Nach achtern wandert
man von Harry’s Bar an der Boutique und an
der Casablanca Bar vorbei und passiert entweder den Phoenix Counter, an dem
man die nächste Reise buchen kann, oder die Bodega Bar auf dem Weg ins
Restaurant Artania.
Öffentlich geht es dann auf dem achteren Teil von
Deck 8 (dem Lido-Deck) weiter mit dem Sonnen-Deck, dem Kopernikus Pool und
dem Lido Buffet-Restaurant.
Das Sonnen-Deck, Deck 9, ist ganz und gar öffentlich
und dient der Schönheit, der Fitness, der Wellness, dem Sonnenbaden und dem
nächtlichen Tanzvergnügen zu Diskoklängen.
Und wer wissen will, wo vorn und hinten ist und
links (backbord) und rechts (steuerbord), sollte genau hinhören, wenn Klaus
Gruschka den neuen Gästen sein Schiff übers Bordfernsehen vorstellt. Werden
die Kabinennummern kleiner, geht man nach vorn (in den Bug), werden sie
größer, geht man nach hinten (nach achtern, ins Heck). Gerade Nummern sind
an Backbord (in Fahrrichtung links), ungerade an Steuerbord (in
Fahrtrichtung rechts) zu finden.
Drei gleichwertige Restaurants bieten sich an,
das Lido Buffet-Restaurant auf Deck 8 zur Selbstbedienung, das
Artania Restaurant auf Deck 3 und das Restaurant Vier Jahreszeiten auf Deck
2. In allen drei Restaurants gibt es nur eine lange Tischzeit, es herrscht
freie Tischwahl, den meisten Raum hat man im Artania Restaurant.
Gekocht wird für alle drei Restaurants in der Küche
in Deck 2. Hier ist das Reich von Küchenchef Josef Schmitz. Er sorgt unter
anderem dafür, dass auf dieser Reise keine Speise zweimal auf der Karte
stand.
Insgesamt sieben Bars
haben wir auf der MS ARTANIA
vorgefunden, nicht alle sind immer geöffnet. Wer eine „Wasserstelle”
sucht, braucht nur auf die Rückseite des Tagesprogramms zu schauen, das
jeden Abend in jeder Kabine ausgelegt wird. Es nennt alle Öffnungszeiten an
Bord.
Alle Kabinen der MS ARTANIA
liegen außen und bieten angenehmen Komfort bei genügend Raum –
nur die Schränke könnten größer sein. Wir entschieden uns, das zweite
Bett, das tagsüber hochgeklappt werden konnte, unten zu lassen und konnten
uns gut bewegen – auch zum Balkon hin. Die Nachbarn waren weder in der
Kabine noch auf dem Balkon zu hören. Das Bad war eher für Einzelbenutzung
gedacht und wird, wenn die mittelgroße Wanne durch die Dusche ersetzt ist,
sicher Platz auch für zwei bieten. Angenehm der kleine Kühlschrank in
Schreibtischnähe. Zwei unserer leeren Koffer passten unter ein Bett. Wir
zogen es vor, bei offener Balkontür zu schlafen. Als der Wind zu stark
heulte, überließen wir uns der Klimaanlage und schliefen genauso gut. Als es
kühl wurde, ließ sich die Temperatur schnell erhöhen. In Decken gehüllt
ließen sich die Tage auch auf dem eigenen Balkon sehr genießen.
Phoenix gestaltet die Ausflüge nicht selber, sondern
wählt sie aus und vermittelt sie nur. Vorgestellt werden sie gleich
mehrfach: Vorab und in Stichworten im Katalog,
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etwas ausführlicher im bunten Reiseführer, der mit den
Reiseunterlagen ins Haus kommt, und im separaten Ausflugskatalog, der
beiliegt. Ausführlich geschieht das Ganze dann noch einmal in mehreren
Teilen per Bordfernsehen. Der Reiseleiter stellt dort alle Ausflüge vor und
gibt Hinweise auf den Schwierigkeitsgrad bei Fußwegen.
Je öfter Ziele angefahren werden, desto
detaillierter sind die Empfehlungen. Kanada steht so häufig nicht auf dem
Plan, hier gab’s dann ab und zu
Enttäuschungen. Nicht alles war für europäische Besucher von Interesse.
Exkursionen erfolgen mit Bussen vom Schiff aus. Seine „Fahrkarte”
erhält man nach dem Warten in der Atlantik Showlounge und gibt sie vor dem
Einsteigen in den Bus ab. Das Gedrängel um die besten Plätze hält sich in
den üblichen Grenzen, für Behinderte ist gemeinhin die erste Sitzreihe im
Bus reserviert.
Buchungen erfolgten auf dieser Reise sehr weit im
Voraus, ein Rücktritt ist nicht möglich. Im äußersten Osten Kanadas müssen
Schulbusse mit wenig Komfort das übernehmen, was weiter im Binnenland die
üblich komfortablen Reisebusse leisten.
Wo Ausflüge nicht stattfinden oder wenn der
Liegeplatz ein abgelegener Hafenteil ist, werden Shuttlebusse eingesetzt,
häufig kostenlos. Liegt man auf Reede, verkehren Tenderboote, die natürlich
nichts kosten.
Bei der Vorstellung der Künstler an Bord unterschied
der Vorstellende feinsinnig zwischen Tageskünstlern und Abendkünstlern. Zu
den Tageskünstlern gehören zum Beispiel der Bordpfarrer, der mehrere
Andachten hält und Gesprächsrunden leitet, der Lektor, der bei Seetagen
kenntnisreich und mit Lichtbildern Land, Leute und ihre Geschichte
vorstellt, jemand, der Finanzanlagen und das rechte Verhalten dabei
erläuterte, Tanzlehrer und Kunsterzieher.
Abendkünstler machen Musik, singen, tanzen und
zaubern – jeden Abend gab es ein anderes Programm. Chris und Verena
Christian gestalteten so einen Abend mit Trompete und Panflöten, Harry
Borgner
war der Mann der 1000 (imitierten) Stimmen,
Shirley Cabases sang Populäres, Tanja Hamleh Klassisches. An Bord der MS ARTANIA gibt
es ein eigenes Show Ensemble, zwei junge Damen, zwei junge Herren, und die
Avton Band, in vielen musikalischen Stilen zu Hause.
Es gibt Sportveranstaltungen, schnelle Walk a Mile
Rundgänge auf dem Saturn Deck, man kann lernen, Servietten zu falten,
Cocktails zu mixen und sein Glück als „model”
versuchen, wenn die Boutique ihre Kollektion präsentieren lässt.
Von „gewohnt günstigen Bordkosten”
ist bei Phoenix im Prospekt die Rede, und ein Blick in die entsprechenden
Karten bestätigt das. So kosten Drinks an Bord weniger als an Land und
Cocktails kosten zu „Happy Hour” immer nur
die Hälfte.
Zu allen Mahlzeiten gibt es den weißen und roten
Hauswein kostenlos. Auch die Weinkarte beschränkt sich nach oben weise. So
kann man viele angenehme Weine aus mancher Herren Länder bereits unter 20 €
genießen.
Gewöhnen muss man sich an die Preise der Fotografen.
Kein Landgang, bei dem nicht unten an der Gangway ein Bordfotograf Gäste
ablichtet. Auf dem obligatorischen Kapitänsempfang war früher ein
Foto üblich, das Gast, Kreuzfahrtdirektor und Kapitän auf einem Bild
zeigte. Heute bietet man zwei an, eins mit Kapitän, das andere mit
Kreuzfahrtdirektor. Pro Foto ist ein Preis von 7,50 € inzwischen üblich. Am
Ende der Reise gab’s ein Video von der
ganzen Reise für 98 €.
In der Wellness Oase übersteigen die Preise für
Kosmetik-Behandlungen, Massagen und Friseur die vergleichbaren an Land um
das übliche. Eine entspannende Rücken-Schulter-Nacken-Massage von 30 Minuten
kostet 35 €, eine medizinische Fußpflege von 75 Minuten 55 €. Die Benutzung
der Sauna ist frei. Kosten für Reinigung, Wäsche und Bügeln bewegen sich im
üblichen Rahmen, erfreulich war jeweils die schnelle Rückgabe.
Zu essen gibt es auf der MS ARTANIA
buchstäblich immer. Am Donnerstag auf See zum Beispiel konnte der Hungrige
oder Durstige zwischen 7.00 und 7.30 Uhr auf Deck 9 seinen „Early Bird”
genießen – Tee, Kaffee und Gebäck für Frühaufsteher. Von 7.30 Uhr bis 9.00
Uhr gab es im Restaurant „Vier Jahreszeiten”
das Frühstück und von 8.00 bis 10.00 das gleiche im Restaurant Artania.
Langschläfer konnten im Lido Buffet-Restaurant zwischen 10.00 und 10.30 Uhr
ihr Frühstück genießen. Zwischen 11.00 und 11.30 Uhr gab’s
heiße Bouillon auf Deck 4 für alle. Und eine Stunde später zwischen 12.30
und 14.00 Uhr auf Deck 8 gegrillten Lachs, und in allen drei Restaurants das
Mittagessen.
Zum
Mittag- und zum Abendessen konnte man zwischen Fleisch, Fisch, vegetarisch
und „aus der Mannschaftsküche” wählen,
dazu Vorspeise, Suppe und mehrere Nachtische genießen. Und von allem einen
Nachschlag haben.
Die Mittagskarte am 21. September (auf See) sah so
aus: An Vorspeisen gab es Gebeizten Butterfisch mit kalter
Kartoffel-Meerrettichsauce und grünem Spargel, Schweinskopfsülze mit
Radieschen-Zwiebelvinaigrette oder Bunte Blattsalate an Bohnensprossen und
Ingwer-Sojadressing. Man konnte zwischen zwei Suppen wählen: Apfelkaltschale
mit Zimt oder Bohnensuppe mit Rauchfleisch.
Als Hauptgerichte standen auf der Karte:
Kabeljaufilet mit Cornflakeskruste, dazu Currysauce, Zuckerschoten und
kreolischen Reis. Oder: Wiener Fiaker Gulasch mit Spiegelei, Grillwürstchen,
Gewürzgurke und Semmelknödel. Aus der Mannschaftsküche gab es Gebratene
Hähnchenkeule an Rosmarin-Natursauce, Grilltomate und Kartoffeln. Das
Dessert bot Hamburger Rote Grütze mit Vanillesahne oder einen Eisbecher mit
tropischen Früchten und Rumsahne.
Vegetarisch gab es eine Pizza Margherita mit Rucola
und frischem Mozarella.
Wer den Hauswein auslassen wollte, fand 0,25 l
Grünen Veltliner (4,70 €) oder 0,25 l
Tempranillo Crianza (5,70€) empfohlen.
Die Tee- und Kaffeestunde fand zwischen 15.30 und
16.30 Uhr auf Deck 8 und Deck 9 statt, das Abendessen in den „Vier
Jahreszeiten” und im „Artania”
zwischen 18.00 und 20.30 Uhr, im „Lido”
zwischen 18.30 und 21.00 Uhr. Der Late Night Snack zwischen 22.30 und 23.30
Uhr bestand vor Harry’s Bar aus Curry
Wurst in drei verschiedenen Schärfen.
Die Küche mit ihren vierzig Köchen war also rund um
die Uhr im Einsatz und erntete viel Lob. Viel Lob galt auch den dienstbaren
Geistern, den Stewards in den Restaurants. Denn trotz freier Tischwahl
bildeten sich bald kleine Gruppen, die immer um die gleichen Zeiten ihre
Tische besetzten und die gleichen Stewards hatten, die schnell die Namen
ihrer Gäste lernten und deren Weinvorlieben.
Als wir baten, bestimmte Reinigungsmittel in unserer
Kabine nicht einzusetzen, erlebten wir eine Überraschung. Ein gewaltiger
Puster sorgte dafür, dass in kürzester Zeit alles verdunstet war, was der
Befreiung von den Rückständen der Reinigungsmittel gedient hatte.
Wir fanden wunschgemäß immer zwei Tagesprogramme in
unserer Kabine.
Unser Wein wanderte nach dem Essen in einen
entsprechend temperierten Schrank und folgte uns von dort ins andere
Restaurant oder in die Show-Lounge.
Als wir beim Auslaufen am ersten Abend beiläufig
Laszlo im Restaurant sagten, es sei heute unser Hochzeitstag, wurde uns der
Nachtisch spontan auf einem mit persönlichen Glückwünschen dekorierten
Teller serviert.
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