Man könnte sie die QUEEN
MARY
der Ostsee nennen, aber nur dann, wenn man außer Acht lässt, dass die
meisten Passagiere jedes anderen Ozean-Liners als Reisegrund „Pleasure“
(Vergnügen) angeben. Die COLOR
FANTASY
hingegen setzt nahtlos die Reihe von Fährschiffen fort, die für den
Betreiber Color Line auf einer festen Route Kiel mit Oslo verbinden. Sie ist
damit seit 1962 der erste Neu-bau ihrer Größe (über 70.000 BRZ), der nicht
nur als Linienschiff gebaut, sondern auch ausschließlich als solches
eingesetzt wird. Gleichwohl muss die Reederei zur stetigen Füllung des
Giganten mit zahlungsfreudigen Passagieren neues Potenzial akquirieren und
hat deshalb dem bekannten Schriftzug „Color Line“ am nachtblauen
Schiffsrumpf Wesentliches hinzugefügt: „Cruises“ prangt dort in Goldlettern
auf dem Schiffskörper, der in der Tat auf dem Reißbrett eines
Royal-Caribbean-Cruisers entstand. Die weißblaue Farbkombination,
durchbrochen von großen Bullaugen, gibt der
COLOR
FANTASY
ein schiffiges Äußeres und unter-scheidet sie schon damit von den meisten
Fähren unserer Tage. Und obwohl das Schiff nun mit seiner starren
Kiel-Oslo-Route von Kreuzfahrten meilenweit entfernt ist, könnte die
Rechnung, den Zwei-Tage-Trip als Mini-Cruise zu vermarkten, aufgehen, denn
die Bordatmosphäre zeigt: Es glänzt tatsächlich, was dort golden geschrieben
steht. Ein Maßstab dafür ist das Ambiente in den Restaurants, das nichts
mehr von der Dominanz latzbehoster Lkw-Fahrer erkennen lässt, ebenso wie die
Beobachtung, dass des Abends eine Vielzahl von Passagieren in feinster
Abendrobe erscheint. Insbesondere bei jungen Passagieren zwischen 18 und 30
ist dies hier augenfälliger als auf manchem Kreuzfahrtschiff (wenn man diese
Publikumsschicht dort überhaupt antrifft).
160 Meter lang
und drei Decks hoch, vereint die
„Fantasy
Promenade” die wichtigsten Bordeinrichtungen zu einer Bummel-Meile
Orientierung leicht gemacht
Obwohl der Fährriese mit
seiner Größe noch vor nicht ganz zehn Jahren in der Reihe der größten
Passagierschiffe der Welt mitgeschwommen wäre, macht es keine
Schwierigkeiten, sich auf ihm zurechtzufinden. Das rührt zum einen daher,
dass natürlich ein Teil seiner Tonnage in den unergründlichen Tiefen der Car
Decks verschwindet. Zum anderen aber ist das Gros der
Unterhaltungsmöglich-keiten auf Deck sieben basiert, wo eine mittschiffs
angelegte Promenade Bug und Heck verbindet. Wie auf einer Perlenschnur
reihen sie die Hauptrestaurants, das Theater, vier Shops, die Tapas-Bar,
Pizzeria, Pub, das Promenade Café und die Rezeption aneinander. Weitere
Attraktionen sind über die beiden Treppenhäuser problemlos zu erreichen;
leider aber gibt es auf den oberen Decks keinen verbin-denden Gang mehr
zwischen Bug und Heck. Wer von maritimer Leidenschaft beseelt an Bord kommt,
wird feststellen, dass der Schiffsarchitekt sich alle Mühe gegeben hat, die
Passagiere ihren Aufenthaltsort auf hoher See vergessen zu lassen. Die
wenigsten (und schon gar nicht die an der Promenade mittschiffs gelegenen)
Bars und Lounges bieten Meerblick. Dagegen allerdings finden sich in den
Teppichböden maritime Farben, und an den Wänden hängt neben moder-nen
Kunstwerken eine Vielzahl maritimer Motive, so etwa grandiose Fotos von
Arktisfahrten per Schiff, Eisbergen, Seelöwen und Polarexpeditionen.
Es gibt riesige
Außendecksflächen, dazu sogar ein klassisches Achterdeck. Ein Außenpool
bietet sich in diesen Breiten freilich nicht an; dafür garantiert die
Schiffsgröße reichlich Auslauf im Freien. Wintertags sind die Außendecks
gefähr-lich vereist (eine Warnung fehlt). Naturfreunde wie auch
Hobbyfotografen werden bedauern, dass es absolut keinen Außenbalkon in
Fahrtrichtung gibt, der für Pas-sagiere zugänglich ist. Damit ist auch der
Traum vom umlaufenden Promenaden-Deck dahin. Weiter unten, bei den
Rettungsbooten, gibt es nochmal zwei offene Promenaden.
Die Innenräume sind
durchgehend angenehm temperiert.
Zwei Decks hoch,
Freitreppe zum Einschweben: Ein echtes Ocean-Liner-Restaurant
Das
Gourmet-Restaurant zieht sich auf einer Galerie des
„Cosmopolitan”
ent-lang. Wer hier im kleinen Kreis speisen möchte, sollte rechtzeitig
reservieren: Um 17.00 Uhr ist's ausgebucht!
Skandinavisches Buffet oder Burger? Die Qual der Wahl
Und die ist hier nicht nur
eine Organisationsfrage, sondern eine echte Entschei-dung. Selbst beim
Rundtrip gibt es viermal so viele Restaurants wie Abende an Bord.
Der erste Gedanke eines
Fährreisenden gehört sicher dem „Grand Buffet“ mit skandinavischem
Charakter. Das wird allabendlich auf Deck 6 aufgebaut und in überaus
gediegenen Räumen im Kreis meist gut gekleideter, angenehmer Tisch-genossen
verspeist. Auf die Präsentation wird dabei weniger Wert gelegt, umso mehr
aber auf die Qualität der Küche. Zubereitung, Würze und Frische der Speisen
sind wahrhaft vom Feinsten. Natürlich dominieren skandinavische
Spezialitäten wie Lachs, Rentierpastete etc., aber auch für Freunde weniger
exotischer Leckereien ist ausreichend gesorgt. Man erkundige sich aber vor
dem Besuch, ob nicht aufgrund irgendeines Feiertages ein besonderes Buffet
angeboten wird. Das kostet dann um über ein Drittel mehr.
Im Heck, mit Blick durch
große Scheiben ins Kielwasser, liegt unter schweren Kristall-Lüstern ein
à-la-carte-Restaurant. Mit Freitreppe zum Einschweben hat es durchaus den
Charakter großer Ocean-Liner. Auf seiner Backbord-Galerie liegt zudem ein
kleiner Gourmet-Tempel mit festen Menus, der allerdings rasch ausge-bucht
ist.
Es fällt auf, dass in allen
Service-Restaurants ein überaus freundliches, aufmerk-sames Personal agiert,
das zu der ohnehin angenehmen Bordatmosphäre beiträgt.
Die Pizzeria
bietet Itlienisches und Snacks auf die Schnelle
Möchte man nur einen Snack
nehmen, findet man an der Fantasy Promenade (Deck 7) eine Tapas-Bar, eine
Pizzeria, Sandwiches im „Donkey’s Pub“ und Kleinigkeiten à la Bistro im
„Promenade Café“.
Ganz oben vor dem
Schornstein liegt eine Hamburger Bar, wo in typischem Ambiente
(chromblitzendes Mobiliar, rotes Leder und schwarz-weiße Kacheln) Burger,
French Fries, Wraps und Wiener Würstchen angeboten werden. Bis der beleibte
Mitarbeiter hinter der Theke, offenbar selbst sein bester Kunde, in Wallung
kommt, kann allerdings die Schlange auch etwas länger werden.
Die beste Aussicht beim
Essen hat man in einem Seitenteil der Observation Lounge, wo ein kleines
kaltes Buffet aufgebaut ist.
Beim Frühstück liegt der
Fokus noch deutlicher auf dem „Grand Buffet“, das mit Brot und Brötchen nach
deutschem Geschmack, diversen Wurst- und Käsesorten, Marmelade, Eiern in
allen Variationen, Salaten, Fisch, warmen Speisen, sechs Sorten Joghurt,
Müsli, Kellogg’s Produkten, Kaffee, Tee, Milch, Schokolade und zwei Säften
konkurrenzlos dasteht. Eine „abgespeckte“ Version gibt es im
à-la-carte-Restaurant im Heck (auch in Buffet-Form). Das Buffet in der
Observation Lounge ist den oberen Kabinenkategorien mit inkludiertem
Frühstück vorbehalten. Kaffee und Brötchen bekommt man auch im Promenade
Café.
Zur Mittagszeit ist das
Schiff weitgehend verwaist. Für früh heimkehrende Land-gänger hält das
„Grand Buffet“ ein Lunch-Angebot bereit.
Das Promenade-Café hat stets
geöffnet und bietet rund um die Uhr Snacks an.
Nach dem Auslaufen
Auf kaum einem
Kreuzfahrtschiff kann der Programmablauf so exakt wiedergege-ben werden,
denn nirgends gleicht er sich von Tag zu Tag so aufs i-Tüpfelchen.
Allerdings kann er auch auf keiner anderen Fähre so verschieden sein, denn
niemand sonst bietet dem Passagier annähernd so viele Auswahl-Möglichkeiten.
Wenn die
COLOR
FANTASY
um 14.00 Uhr ablegt, strömen die Passagiere nach und nach aus ihren Kabinen
und von den Außendecks und flanieren staunend über die Promenade auf Deck 7.
Wer abends exquisit im Gourmet-Restaurant essen möchte, sollte tunlichst
jetzt reservieren.
Das Programm ist darauf
abgestimmt, dass die meisten Passagiere jetzt in einem der Cafés und Pubs
hocken. Die Promenade, die sich drei Decks empor-zieht, ist oben mit einer
Brücke überbaut, auf der über den Nachmittag verstreut Informationen und
Show-Einlagen dargeboten werden. Nicht ohne Stolz wird ein Film gezeigt, der
die junge Lebens- (und Bau-) Geschichte der
COLOR
FANTASY
erzählt. Wer einen Hauch „Traumschiff“ schnuppern will, der wird zur
Vorstellung der Offiziere zugegen sein.
Die Show-Lounge
über zwei Decks: Zwei verschiedene Shows werden an zwei Terminen pro Abend
gespielt
Unterhaltung und Nachtleben
Der direkte Übergang
zwischen Abendunterhaltung und Nachtleben ist bei der Vielzahl junger
Reisender keine Frage, zumal die Ankunftszeit 9.30 Uhr in Oslo wie auch in
Kiel immer noch Zeit für ein paar Stunden Nachtruhe lässt.
Herzstück der
Abendunterhaltung ist die 45minütige Show im Broadway-Stil, die allabendlich
zweimal in der Show-Lounge gespielt wird. Diese liegt im vorderen Bereich,
Eingang am Ende der Promenade auf Deck 7, erstreckt sich über zwei Decks und
bietet mit ihren steil ansteigenden Zuschauerreihen von allen Plätzen gute
Sicht. Aufgelockert mit Cocktailtischen und lauschigen Nischen ist sie
durch-aus der richtige Ort, um auch nach der Show noch zu verweilen, wenn
hier zum Tanz aufgespielt wird. Das Parkett ist dann gut gefüllt. Bei der
Showtime empfiehlt sich der Besuch um 19.00 Uhr; dieser Termin ist deutlich
weniger frequentiert als die Alternative um 20.30 Uhr. Dann geht es jeweils
auf eine musikalisch-tänzeri-sche Zeitreise, die durch die ausgefeilte
Bühnentechnik in Kombination mit dem Können des Show-Ensembles zum echten
Erlebnis wird. Auf der Route Kiel-Oslo wird jeweils eine andere Show
gespielt als auf dem Rückweg, so dass auch Rundreise-Passagiere keine
Wiederholung zu befürchten brauchen.
Will man nicht zum
nachfolgenden Tanzabend bleiben, gibt’s reichlich Alternati-ven. Für Teens
hat die „Teen’s Plaza“ geöffnet; allerdings trifft man hier nur vereinzelte
Karaoke-Sänger an. Die Mehrzahl der Teens und jene, die sich dafür halten,
geben sich in der zweistöckigen Tower-Bar ein Stelldichein, wo sie in
deut-lich angenehmerem Ambiente, bei gedämpftem Licht auf zwei Ebenen, zu
heißen Techno-Rhythmen tanzen.
Eine Alternative, den
gesamten Abend zu gestalten (und ob der Leidenschaft sogar die Mahlzeiten
einzusparen) ist für einige Passagiere das Casino, das sich auf Deck 6 unter
dem Theater versteckt. An 110 Einarmigen Banditen, 25 Video-spielen, 2
Roulette- und 4 Kartenspieltischen nebst einer Galopprennbahn zockt manch
einer bis in die Morgenstunden. Dass er dabei finanziell etwas gespart hat,
bleibt fraglich ... Zweifellos aber hält auch das Casino jedem Vergleich mit
Cruise-Linern stand. Für Kids und Teens gibt es noch einen sogenannten „Adven-ture
Planet“, Video-Spielstationen mit simulierten Autorennen etc., so dass auch
die Kleinen dem Spielfieber verfallen können.
Nur auf wenigen
Kreuzfahrtschiffen zu finden, so sie eine Show-Lounge haben, ist ein
separates Kino. Die
COLOR
FANTASY
hat eins. Hier werden jeden Abend neue Spielfilme gezeigt; einziger
Kompromiss dabei ist die Sprache: Die Streifen aus den aktuellen Kino-Charts
gibt’s in Englisch, ohne Untertitel.
Von der
Observation Lounge fällt der Blick 15 Decks hinab aufs Wasser
Wer es ruhiger mag, findet
sein Plätzchen im Pub an der Promenade auf Deck 7, wo Klaviermusik für
beschauliche Stimmung sorgt, im Cosmopolitan, einer exklusiven
Schummerlicht-Bar mit tiefen, dunklen Leder-Fauteuils (die Getränke liegen
hier rund 15% teurer als in den anderen Bars) oder in der Observation
Lounge, der einzigen Passagierlounge mit freiem Blick nach vorne, der hier
auf Deck 15 natürlich grandios ausfällt. Ein Trio macht leise
Unterhaltungsmusik; das Gespräch steht in der mit tausenden kleiner
Glitzerbirnchen schwach erhellten Bar im Vordergrund. Ebenso in der
angrenzenden Bibliothek, die mit ihren Sofas und dem Kamin einen sehr
gediegenen Eindruck macht. Die antiken norwegi-schen Bücher im Regal sind
allerdings nur Zierde – zum Lesen kommt auf der
COLOR
FANTASY
niemand.
Gegenstromanlage, Jacuzzis und Dampfbad machen das Aqualand zum Sport- und
Spaß-Zentrum gleichermaßen
Nasses Vergnügen
Im Heck der
COLOR
FANTASY
versteckt sich ein Aqualand. Am Eingang auf Deck 12 wird den Benutzern ein
Pauschal-Entgelt abverlangt, in dem die Sauna-Benut-zung und das Handtuch
inkludiert sind. Wenn echte Sportler von dem nach Spaß-bad aussehenden
Tummelplatz auf den ersten Blick enttäuscht sind, stellen sie doch schnell
fest, dass die starke Gegenstromanlage hier auch echtes Strampeln möglich
macht. Ausgleich bietet die Wasserrutsche oder ein Aufenthalt in einem der
beiden Jacuzzis. Es gibt eine Bar mit Korbstühlen am Fenster, ein Dampfbad
und eine Sauna. Diese allerdings ist – für ein skandinavisches Schiff
unverständ-lich – lieblos zwischen Dusche und Umkleide eingequetscht (und
folglich nach Männlein und Weiblein getrennt). Tauchbecken, Schwalldusche
und Ruheliegen fehlen leider, dafür ist die Innenausstattung mit
Aufgussmaterial etc. in Ordnung. |
|
Das große Bullauge lässt
zwar Tageslicht herein, aber Holzlamellen versperren auch hier die Sicht
aufs Meer.
Im Bug breitet sich
ein riesiges Fitness-Center aus, das kaum je überfüllt ist
Ganz vorn (also leider
durch eine Schiffslänge vom Aqualand getrennt) breitet sich ein riesiges
Fitness-Center aus.
Neben einer Armada von Laufbändern und Fahr-rad-Ergometern gibt es hier
nochmal Sauna und Dampfbad, dazu auch gemütli-che Sitzecken und sogar
Ruheliegen. Die Benutzung der Geräte ist kostenlos; das ganze Programm gibt
es gegen eine Gebühr, dann aber inklusive Bademantel.
Die Trainingsgeräte stehen
zwar mit Blick in Fahrtrichtung, auf dem Außenbalkon davor versperren aber
Rauchglasscheiben die Sicht nach vorn. Umso bedauer-licher, da der Balkon
noch nicht einmal für Passagiere begehbar ist.
Shopping, shopping
Das Einkaufen hat auf einer
Fähre naturgemäß eine andere Dimension als auf einem echten
Kreuzfahrtschiff. Insbesondere dann, wenn es einen EU-Hafen mit einem der
rar gewordenen Orte außerhalb der Handelszone verbindet. Dass aller-dings
die nicht nur auf norwegischen Kronen, sondern auch auf norwegischen
Kalkulationen basierende Preisgestaltung allzu viele Kontinental-Europäer in
Kaufrausch versetzen könnte, bleibt zu bezweifeln. Insbesondere die im
zollfreien Handel beliebten Alkoholika büßen ihren Duty-Free-Preisvorteil
gleich wieder ein.
Das ändert aber natürlich
nichts daran, dass man auf einer Überfahrt Zeit, Muße und die richtige Laune
zum Einkaufen hat, Souvenirs mitbringen will und manches entdeckt, was man
in Deutschland nicht überall bekommt.
Im Color-Shop
warten Norweger-Pullover, Trolle und Souvenirs, aber auch Markenkleidung und
Elektronik
An der Promenade werben eine
Boutique für Abendmoden, eine Parfümerie, ein 24-Stunden-Kiosk (der auch
Bücher etc. feilhält) und der „Color Shop“ um die Gunst der Kunden. In
letzterem sind die Fähr-üblichen Artikel, Kleidung, ein wenig Schmuck,
ungezählte Trolle und andere Norwegen-Souvenirs zu haben. Allerdings stellt
das Angebot manch anderer Fähren mit ihren Mega-Stores das kleine, aber
feine Sortiment der
COLOR
FANTASY
an Masse in den Schatten. Gleiches gilt auch für den etwas versteckten
Supermarkt ein Deck tiefer. Wer Spezialitäten wie edles Marzipan der feinen
Confiserie Anthon Berg, Rentierwurst oder norwegischen Lachs sucht, ist hier
richtig. Aber auch Bier und Soft-Drinks in Dosen gibt es zu moderaten
Preisen für jene eingefleischten Fähr-Fans, die ihre eigene Party an Deck
oder in der Kabine feiern wollen.
Business auf hoher See
Es wurde schon erwähnt: Um
einen Fährriesen mit 2750 Betten zu füllen – und dies täglich! – muss man
neue Wege gehen, sprich: Neue Kundenkreise interes-sieren. Für die
COLOR
FANTASY
finden sich diese z.T. unter Geschäftsleuten, denen sich die Mega-Fähre
nicht nur als Reiseweg, sondern auch als Tagungsort anbietet. Dafür
beherbergt das Schiff auf Deck 12 mittschiffs das „Color Conferen-ce
Center“, insgesamt 1400 qm Konferenzräume mit entsprechender Infrastruktur,
die für Veranstaltungen aller Art gebucht werden können. Um das Auditorium
(280 Plätze, mittig teilbar) im Zentrum gruppieren sich variabel teilbare
Flächen, die maximal 17 Konferenzräume mit zwischen 40 und 130 Plätzen
ergeben. Ausgestattet mit Flip-Chart, Overhead-Projektor und Videobeamer /
Leinwand, zu-dem allesamt Meerblick bietend, sind sie durchaus geeignet,
Gäste für exklusive Tagungen heranzuziehen. Drei Kaffeestationen und
kostenloser Internet-Zugang tun ein Übriges; für 2005 kann sich der Erfolg
sehen lassen: 60.000 Tagungs-gäste sind bereits registriert.
Und damit nicht genug: Ein
Teil der Car-Decks (Deck 5) lässt sich mit ein paar Handgriffen zum „Exhibition
Center“, sprich: Zur Messe- und Ausstellungsfläche, umbauen. 2005 findet
hier eine norwegische Modemesse statt; 1600 qm stehen insgesamt zur
Verfügung.
Tür
zu, Licht aus!
So lautet auf den meisten
Fährschiffen die einzig praktikable Gebrauchsanwei-sung für die Kabinen, die
bei ihrer Größe keine anderen Aktivitäten zulassen. Auch auf der
COLOR
FANTASY
sind die Schlafgemächer gegenüber dem Kreuzfahrt-Prototyp des Schiffes
kleiner, um eine Kapazität von 2750 Passagieren zu erreichen (Couchetten o.ä.
gibt es nicht). Die Ausstattung ist mit Farbfernsehen (drei deutsche
Programme plus Bugkamera plus Bord-Informationen plus Pay-TV), Telefon und
Minibar vorzüglich; die Innenverkleidung vermittelt mit ihren hellen
Holztönen etwas Anheimelndes, und in den Innenkabinen findet sich ein
riesiges Bullauge, das einen Spiegel enthält. Der Schrankraum besteht aus
der üblichen offenen Nische mit Stange und Kleiderbügeln; für eine Überfahrt
von Kiel nach Oslo braucht schließlich niemand Weltreisegepäck. Bei
Einzelbelegung ist die Größe durchaus angemessen, bei dem Gedanken aber,
seine (kleine) Innenkabi-ne mit zwei weiteren Passagieren teilen zu müssen,
überkommt den kreuzfahrt-verwöhnten Autor das Gruseln. Die Betten sind mit
guten Matratzen nach deutschem Gusto ausgestattet, dazu Bettbezüge mit
Kunststoff-Inlay. Beispielhaft ist die Raumausnutzung in der Nasszelle. In
schlichtem Weiß gehalten, zeigt sie bessere Funktionalität als manches
Badezimmer auf einem Cruise-Liner. Der seitlich abgewinkelte Spiegel, der
zusätzliche Stauraum dahinter, Seifenspender, fest montierter Papierkorb und
starre Duschwand zeigen, dass hier ein Planungs-profi am Werk war. Fehlt nur
noch in der Dusche eine Armatur, an der man eine konstante Wassertemperatur
einstellen kann, und ein Föhn, und die perfekte Nasszelle ist da.
Es gibt eine Vielzahl
unterschiedlicher Kabinentypen: Die klassische Fährkabine mit
Pullmann-Betten ebenso wie das französische Doppelbett. Freilich
unter-scheiden sich die Kabinen auch an ihrer Lage im Schiff: Neben Außen-
und Innenkabinen gibt es noch jene, deren Fenster oder Bullauge nach innen
auf die Promenade sieht. Die Isolierung zur jeweiligen Nachbarkabine ist
gut, Störgeräu-sche dringen nicht herüber. Wer die totale Ruhe sucht, wird
sich daran stören, dass die Klima-Anlage nicht vollständig abschaltbar ist.
Für Rundreisegäste kommt sogar der Kabinenservice und schafft Ordnung.
Für die Kleinen
gibt es das Reich der Videospiele
Was
sonst noch so auffällt
Das Einschiffungs-Prozedere
verläuft, insbesondere gemessen an der Passa-gierzahl, äußerst zügig und
problemlos. Für Rundreise-Passagiere gibt es eine Extra-Schlange zum
„Überholen“. Allerdings findet beim An-Bord-Gehen keinerlei
Sicherheitskontrolle an Personen oder Gepäck statt: Keine Durchleuchtung,
kein Abtasten etc. Freie Fahrt für Bösewichte! – Das Schiff mag zwar nach
den Plänen eines amerikanisch dominierten Karibik-Cruisers entstanden sein,
jedoch schlägt sich dies in der Farbgestaltung, dem Ambiente an Bord und der
Ausstattung in keiner Weise nieder. Die ganze Bordatmosphäre könnte eher mit
„vornehmer Zurückhaltung“ treffend umschrieben werden. Jedwede Möbel sind
stilvoll ausgewählt und zusammengestellt, die Beleuchtung unaufdringlich,
elegant und geschmackvoll die Farben von Teppichen und Wandverkleidungen. –
Das Produkt COLOR
FANTASY
ist an sich sehr kinderfreundlich. Die mannigfaltigen Wahlmög-lichkeiten
beim Essen, Hamburger Bar, Aqualand etc. lassen dies vermuten; die vielen
Kinderwagen auf der Promenade und im Fahrstuhl bestätigen es. Allerdings ist
dafür das Kinderland, bestückt mit einem TV-Gerät und ein paar bunten Bällen
(auch im Vergleich zu anderen Fährschiffen in der Ostsee) sehr dürftig
ausgefallen. Kinderbetreuung wird dort nicht angeboten.
Das Schiff liegt ruhig,
zeigt gutes Seeverhalten und kaum Vibrationen. – Dünn gesät sind auf der
COLOR
FANTASY
die öffentlichen Toiletten. Auf einem Schiff, wo man bei maximal zwei Tagen
Aufenthaltsdauer schwerlich herausbekommt, wo sich die wenigen Exemplare
verstecken, und wo die Rückkehr zur Kabine einen Spaziergang durch eine
Kleinstadt bedeutet, schon ein Manko! – Die
COLOR
FANTASY
ist behindertengerecht ausgestattet. Dementsprechend sieht man auch viele
Rollstuhlfahrer und andere körperbehinderte Passagiere, darunter Blinde und
Taubstumme. – Auf der Promenade stehen vier Internet-Terminals, für die die
Rezeption Vouchers zu 30 bzw. 60 Minuten Surfdauer anbietet, die dann
allerdings „am Stück“ genutzt werden müssen. Eine Wiedereinwahl ist nicht
möglich. Vier weitere Terminals verstecken sich im hinteren Bereich der „Teen’s
Plaza“ auf Deck 13. – Deckspläne sind an Bord (wie auch im Vorfeld bei der
Buchung) Mangelware. Man erhält meist nur einen Querschnitt durchs ganze
Schiff, der eine vage Vorstellung von der Lage der Räume ermöglicht. – Die
Kunststoff-Teppiche (sehr hübsch mit maritimem Emblem!) sorgen besonders bei
trockener Luft für statische Aufladung. Beim Anfassen der vielen
verchromten Handläufe, Aufzugs-Panels etc. gibt’s regelmäßig einen kleinen
Stromschlag. – Die Rettungsübung findet auf der
COLOR
FANTASY
im Bordfernsehen statt. Die Filme werden zwar ständig wiederholt, dennoch
kann die „Teilnahme“ des einzelnen Passagiers natürlich nicht kontrolliert
werden. – Es erstaunt, dass man die Einnahme-Quelle „Bordfotograf“ noch
nicht entdeckt hat. Gerade in der fröhlichen Konsum-Mentalität, die sich bei
der kurzen Verweildauer breitmacht, hätten Schnappschüsse, über Nacht
entwickelt und am nächsten Morgen feilgeboten, gute Chancen.
Die COLOR
FANTASY
befährt die Route Kiel-Oslo und zurück
Routen und Landgänge
Die Routengestaltung ist,
wie man das für eine Fähre nicht anders erwarten kann, „sehr übersichtlich“:
Kiel-Oslo und zurück. Freilich kann jeder sich daraus eine Individualreise
mit beliebigem Aufenthalt in Oslo, PKW-Rundreise in Norwegen oder
Weiterfahrt mit der Bergen-Bahn zusammenbauen. Der Veranstalter Color Line
bietet hierzu Vorschläge und Pakete feil. Da aber nur ein einziger Zielhafen
in Betracht kommt, soll hier ein winziger Landgangstipp Platz finden.
Bucht man die „Rundreise“
und nimmt die nächste Verbindung zurück nach Kiel, bleiben für den Landgang
maximal vier Stunden. Damit scheiden, neben vielleicht einer Bootsfahrt am
Hafen auf sommerlichen Touren, alle Landprogramme außerhalb des Stadtbummels
aus. Dass den Rundreise-Gästen ein kleiner (und gut gemachter)
Oslo-Reiseführer überreicht wird, ist überaus hilfreich und außer-dem eine
nette Geste.
Auf den ersten Blick scheint
man im Container-Hafen gelandet zu sein. Dennoch ist das Stadtzentrum nur
einen Steinwurf entfernt, so dass man sich getrost zu Fuß auf den Weg machen
kann. Der Beschilderung folgend, wandert man ein Stück entlang der
Autostraße und durchquert dann zügig das wenig attraktive Banken- und
Geschäftsviertel. Dahinter stößt man auf die Karl-Johans-Gate, jene Meile,
die das königliche Schloss mit der Osloer Domkirche verbindet. Sie ist für
die norwegische Hauptstadt das, was für die
COLOR
FANTASY
die Promenade auf Deck sieben. An ihr findet man altehrwürdige Hotels,
traditionelle Cafés, gemüt-liche Bierstuben, exquisite Geschäfte und
Kaufhäuser und auch das Nationalthea-ter und die Universität. Um die
Domkirche zieht sich in einem backsteinernen Halbrund eine Reihe
Kunsthandwerksgeschäfte. Mit einem intensiven Bummel auf der
Karl-Johans-Gate und dem rechtzeitigen (!) Rückweg zum Schiff ist die
Liegezeit ausgefüllt.
Tipp für Fotografen: Kurz
vor der Abfahrt (14.00 Uhr) liegt das Schiff so in der Sonne, dass es sowohl
von der kleinen, steinernen Mole direkt hinter dem Bug wie auch von dem
Gebäude im Yachthafen (weißes Haus mit grünem Kupfer-dach) bestens
fotografiert werden kann. Morgens dagegen macht das Gegenlicht einen Strich
durch die Rechnung (wie auch in Kiel).
Fotografen von der Landseite
kommen in Kiel auf ihre Kosten: Unmittelbar vor dem Dock der Howaldtswerke
Deutsche Werft AG dreht der Riese und schiebt sich rückwärts an seine Pier.
Preise an Bord
Wie auf einer Fähre üblich,
ist mit dem Passagepreis nur die Übernachtung in der Kabine bezahlt. In
manchen Arrangements ist ein Frühstück enthalten. Inkludiert sind zudem der
Besuch der Vorstellungen im Show-Theater, des Kinderlandes und des
Fitness-Centers, soweit man nur die Geräte benutzen will.
Analog dazu, dass die
Passagiere sich zu mehr als 50 Prozent aus Norwegern rekrutieren, ist die
Bordwährung die norwegische Krone. Manche (nicht alle) Preise sind auch in
Euro ausgezeichnet. Der Euro wird jedoch (mit Ausnahme von Cola-Automaten
etc.) überall akzeptiert und auch als Wechselgeld herausgege-ben.
Umgerechnet wird offiziell mit 1 Euro = 7,82 NOK (Stand: 20.12.2004). Alle
nachfolgend genannten Preise wurden auf dieser Grundlage umgerechnet (und
ggf. gerundet).
Neben der Rezeption gibt es
eine Wechselstube und auch einen Geldautomaten („Mini-Bank“).
Naturgemäß gibt es auf einer
Fähre mit ihren vielen Einkaufsmöglichkeiten eine Flut von Preisen, aus
denen hier nur ein kleiner, möglichst repräsentativer Auszug gezeigt werden
kann.
Mahlzeiten und Speisen
Grand Buffet:
Frühstück: 9,85 € (Kinder: 5 €), Mittagessen: 19,20 € (Kinder: 9,60 €),
Dinner-Buffet: 25,50 €, erweitertes Dinner Buffet (z.B. in der
Weihnachtszeit, keine Alternative!): 41 € (Kinder: 15,35 €).
Oceanic
à-la-carte-Restaurant:
Vorspeisen 6,90 bis 11 €, Hauptgerichte 21,50 bis 27,50 €, Dessert 6,90 bis
7,90 €.
Cosmopolitan
Gourmet-Restaurant:
3-Gänge-Menu: 45,50 €, 5 Gänge: 67,10 €, 7 Gänge: 88,90 €
Burger Bar:
Hamburger: 4,60 bis 5,00 €, Wiener Würstchen mit Brötchen: 2,05 €, Pommes
Frites: 2,30 €, Wrap: 5,40 €
Pizzeria:
Pizzen: 9,60 bis 11,70 €
Tapas Bar:
Teller mit 3 Spezialitäten: 7,60 €, Teller mit 6 Spezialitäten: 13,95 €
Observation Lounge:
Toast mit Roast-Beef: 6,15 €, Stück Kuchen: 3,05 €
Getränke
Cosmopolitan Bar
(exklusiver & teurer als die anderen):
Kaffee/Tee: 3,75 €, Irish Coffee: 7,80 €, Warsteiner (Flasche): 5 €, Chivas
Regal: 7,55 €, Jim Beam: 5,50 €, Linie Aquavit: 5,25 €, Long Drinks: 7,70 €,
Long Island Ice Tea: 12,80 €, Cocktails: 6,55 €, Soft Drinks: 2,60 €
In allen anderen
Bars und Pubs gelten
folgende Getränke-Preise:
Kaffee/Tee:
2,30 €, Irish Coffee: 6,80 €,
Flasche Warsteiner:
4,35 €, Kilkenny: 5,75 €, Flasche Budweiser: 4,60 €, Chivas Regal:
6,50 €, Jim Beam: 4,75 €, Linie Aquavit: 4,60 €, Long Drinks: 6,50 €, Long
Island Ice Tea: 11,15 €, Soft Drinks: 2,20 €
Einkäufe
Supermarkt:
400g-Tüte M&Ms: 5,10 €, Stange Marlboro (200 Zigaretten): 36,40 €, Toblerone
200g: 2,95 €, Dose Cola, Fanta, Mineralwasser: 0,64 €, Flasche Veuve
Clicquot 0,75l: 28 €, Flasche Gammel Dansk 1l: 15,98 €, Flasche Jägermeister
1l: 16,98 €, Flasche Chivas Regal (12 years) 1l: 36,96 €, Flasche Linie
Aquavit 1l: 21,90 €
Parfümerie:
Chanel No. 5 (Eau de Toilette) 50ml: 51,80 €, Calvin Klein One (Eau de
Toilette) 100ml: 36,45 €, Fahrenheit / Dior (Eau de Toilette) 50ml: 38,25 €,
Old Spice (After Shave) 250ml: 17,80 €
Color
Shop:
Norweger-Pullover und
-jacken:
121,50 bis 191,70 €, Herrenhemden: 25,45 bis 86,85 €, Blue Jeans: 61,25 €,
Anoraks / Windjacken: 51 bis 255 €, Tivoli-Radio: 224 €
Bordeinrichtungen
Internet-Terminals:
4,50 € pro 30
Minuten, Aqua-Land (unbegrenzte Aufenthalts-dauer inklusive Sauna und
Handtuch): 5,75 €, Fitness-Center: 7,70 € (für Benutzung von Sauna, Jacuzzi,
Bademantel etc.)
Konferenz-Reisen
Die Preise für
Konferenz-Gäste werden pauschal – inklusive der Nutzung des
Konferenz-Centers – berechnet. Ein Round-Trip (Oslo hin und zurück) kostet
ab etwa 250 € inklusive Mahlzeiten, Wein-Paket und Nutzung der Konferenz-Einrich-tungen (Internet inklusive).
Technische Daten MS COLOR
FANTASY
Tonnage: 74 500 BRZ
Länge: 224 Meter, Breite: 35
Meter
15 Decks
Geschwindigkeit: 22 Knoten
mit 42.400 PS
Maximal 2750 Passagiere in
966 Kabinen
Länge der Fantasy-Promenade:
160 Meter (drei Decks hoch)
8 Restaurants, 6 Bars, 5
Geschäfte
Car-Decks: 750 Autos auf
3320 Spur-Metern
Dieses Schiffsportrait entstand an Bord der COLOR
FANTASY
vom 19. bis 21. Dezember 2004. |