Gerade noch ein Twen: Die 29jährige DELPHIN an der Pier

Oliver Schmidt




„Willkommen zu Hause – so empfängt das schmucke Drei-Sterne-Plus-Schiff inzwischen einen guten Teil seiner Passagiere als Stammgäste an Bord. Zwei Dinge sind es in der Hauptsache, die Passagiere immer wieder an Bord locken: Der erstklassige Pflegezustand dieses blitzsauberen, liebevoll in Schuss gehaltenen Schiffes, und die Tatsache, dass alle Mitglieder von Crew und Staff redlich bemüht sind und alles Menschenmögliche tun, um ihre Passagiere nicht nur zufrieden zu stellen, sondern rundum glücklich zu machen. Allein das Einschiffungs-Procedere vermag jeden erfahrenen Kreuzfahrer zu überzeugen: Wer in einer Schlange von 100 Passagieren auf der Pier ganz hinten steht und dennoch binnen drei Minuten in blitzschnellem Tausch gegen seinen Pass seine Chipkarte erhält und in weiteren drei Minuten seine Kabine erreicht hat, ist überzeugt: Hier stimmt der Service.

 

Die Silhouette erkennt jeder Liebhaber sofort wieder: Die ursprünglich etwas nach Fähre aussehende Originalform des Typschiffs der sowjet-russischen Belorussiya-Klasse, unter diesem Namen 1975 in Finnland gebaut, erkennt man nach einigen Veränderungen erst auf den zweiten Blick. Als das Schiff Mitte der 90er Jahre bei einem Werftunfall zum versicherungstechnischen Totalschaden wurde, kaufte es sein heutiger Eigentümer, der Hamburger Reeder Heinz-Herbert Hey, und baute es nach seinen Vorstellungen zu seinem ganz persönlichen Liebling um. Den 16.000-Tonner ziert heute eine elegante blaue Bauchbinde, und mehrere Erhöhungen des Schornsteins sorgen für (fast) rußfreie Achterdecks.

 

Grünpflanzen und ein Brunnen prägen die DELPHIN-Lounge  

 

Draußen & Drinnen

Diese Achterdecks sind das ganz große Plus der DELPHIN. Um einen runden, weiß gefliesten Swimming-Pool mit separatem Kinderbecken gruppieren sich nicht nur Sitzgelegenheiten aus edlem Holz, sondern auch eine gut sortierte Poolbar und ein Snack-Restaurant, das zu besonderen Gelegenheiten (Frühschoppen etc.) deftige Happen oder vormittags eine Bouillon bereit hält.

 

Überspannt wird das Ganze von einem riesigen blauen Sonnensegel, beinahe schon Markenzeichen der DELPHIN und Beweis dafür, was ein engagierter Reeder seinen Passagieren bieten kann. Zu wenig Schatten wurde moniert, und: voilà, Hey hat eine Lösung. Darüber ziehen sich weitere Achterdecks stufig bis zum Schornstein hinauf, die mit Sonnenliegen ausgestattet sind. Backbord und Steuerbord gehört der Außenbereich einem offenen Bootsdeck mit bequemen Liegestühlen und sauberen Auflagen, das, wie auch das Achterdeck, holzbelegt ist. Vorn gibt es eine Aussichtsbrücke unterhalb des Kommandostandes und eine weitere ganz oben auf dem Peildeck. Vor dem Schornstein liegt ein mit Netzen überspannter Ballsport-Court für Volleyball, Basketball usw. Der Schornstein selbst birgt in seinem Fuße ein kleines, aber feines Fitness-Center, dem aber leider die auf See so beliebten Laufbänder fehlen.

 

Herzstück des Gesellschaftsdecks ist eine Flaniermeile, die von den Passagieren scherzhaft-liebevoll „Fußgängerzone“ genannt wird. Sie verbindet die Show-Lounge mit dem Restaurant. In elegantem Schwung führt sie vorbei an den Vitrinen des Bordfotografen, der gut sortierten Bordboutique mit freundlichem Service, der ebensolchen Parfümerie und dem Salon „Pinguin, einer Bibliothek, die auch für Brettspiele genutzt wird und als Fernsehraum dient. Alle diese Räume tragen die geschmackvolle Handschrift von Taufpatin und Reeders-Gattin Christiane Hey, die mit schlichtem Interieur, einem Hauch edler Hölzer und dem immer wiederkehrenden Reederei-Emblem (zwei im Kreis schwimmenden Delphinen) nicht nur Akzente zu setzen, sondern auch eine wohlig anheimelnde Atmosphäre zu schaffen versteht. Sowohl die Bummel-Meile wie auch der Salon sind lichtdurchflutet mit ihren großen Fensterscheiben und Meerblick. Gegenüber liegt die Delphin-Lounge, eine Piano-Bar als abendliche Alternative zur Show, wobei der Pianist leider aus der Show-Lounge „ausgeliehen“ werden muss. Orange als Grundton, ein wenig Marmor, ein wenig Messing, viele Grünpflanzen und ein Wasserspiel dominieren hier und geben dem Raum sein ganz eigenes  Gepräge.

 

Eng bestuhlt, aber mit großer Tanzfläche: Die Show-Lounge

 

Die Show-Lounge, in der tagsüber auch Lektorate stattfinden, liegt im vorderen Teil und empfängt ihre Besucher mit schickem Parkettboden im Eingangsbereich. In gedeckten Farben gehalten, unterscheidet sie sich kaum von denen anderer Kreuzfahrtschiffe, nur das stilvolle Parkett kehrt vorn auf der recht großzügigen Tanzfläche wieder. Der Umstand, dass die DELPHIN ein Schiff mit nur einer Essenssitzung ist, führt zu einer sehr dichten Bestuhlung der Lounge. So mag für jeden ein Sessel da sein, sie alle zu belegen ist derweil fast ein Ding der Unmöglichkeit. Zudem zeigt sich das Publikum als fanatischer Anhänger langfristiger Platzreservierungen. Da der lange Raum kaum Gefälle nach vorn hat, sind die hinteren Plätze ohnehin nicht besonders beliebt, etwa bei einer Diavorführung oder Zauber-Show sieht man nicht viel. Vor der im hinteren Bereich platzierten Bar allerdings gibt es eine zweite Reihe Barhocker, die „Zaungästen“, die sich nur einen Eindruck vom Bühnengeschehen verschaffen möchten, einen Kurzbesuch ermöglichen. Eine nette Geste ist, dass stets Mitglieder der Reiseleitung am Eingang zur Showlounge die Gäste persönlich begrüßen, wie überhaupt der Kontakt zum Passagier ein wesentlicher (und sehr angenehmer, qualitätssichernder!) Bestandteil der Reiseleiter-Tätigkeit ist. Legendär ist beinahe die Band, die die Show-Programme begleitet und anschließend zum Tanz aufspielt. Ihr ist es hauptsächlich zu verdanken, dass die DELPHIN nicht, wie viele andere, bereits um 23.00 Uhr zum Geisterschiff wird. Einige der so in Schwung gebrachten Passagiere werden regelmäßig zu Nachtschwärmern.

 

Nach dem Tanzabend wechselt man gleich nebenan in die Delphin-Lounge oder überlässt es dem DJ drei Decks höher im Sky-Club, für das Tanzbein noch flottere Rhythmen auszuwählen. In dieser kleinen, rundum mit Fenstern ausgestatteten Lounge (leider mit Sichtbehinderung durch Rettungsboote) findet sich bisweilen noch morgens um fünf ein Passagier. Auch hier überzeugt stilvolle Moderne in der Einrichtung. Tagsüber finden hier Englischkurs, Spiele oder private Treffen statt, desgleichen in der Lido Bar, gelegen direkt vor dem Swimming-Pool. Die hellen Korbmöbel unterstreichen die legere Atmosphäre des Raumes, in dem z.B. das nachmittägliche Bingospiel stattfindet.

 

Leider nicht beheizbar: Der Außenpool

 

Zwei Treppenhäuser verbinden die Decks miteinander, das vordere reicht bis hinauf zum Skyclub und den Luxuskabinen. Ein Deck unter der Flaniermeile liegt um jedes Treppenhaus ein weitläufiges Foyer, eines birgt die Rezeption, hinter dem anderen Counter ist die Bordreiseleitung zu Hause. Die ist 5-köpfig plus Kreuzfahrtdirektor, sehr bemüht und freundlich.

 

Ein Stückchen Heimat

So empfinden die Passagiere ihr ganzes Schiff, umso mehr aber die Kabinen. Die sind ein gutes Stück größer als auf Schiffen dieser Kategorie üblich, die Betten sind klassisch platziert (eines an jeder Wand, mit einer Kombination aus Spiegel-Kommode und Schreibtisch dazwischen). In vielen Kabinen wird eines der Betten über Tag zum Sofa hergerichtet. Die Betten verfügen über feste Matratzen und synthetische Deckbetten mit Bettbezug nach deutschem Muster. Der Schrankraum ist für längere Reisen mäßig. Die Außenkabinen haben auf den oberen Decks Fenster, im unteren Bereich Bullaugen. Die Einrichtung ist schlicht, aber funktionell, die warmen Holztöne bei den Möbeln schaffen eine anheimelnde Atmosphäre. Der Fernseher, mit einem Deckenhalter befestigt und somit keinen Platz raubend, bietet mehrere bordeigene Info-Programme mit Schiffsposition, Voraus-Kamera und Filmen zu den Landausflügen. Weitere länderkundliche Filme und Videos über andere Kreuzfahrtziele laufen ständig neben Spielfilmen, die im Tagesprogramm angekündigt werden. Wo die Empfangslage es zulässt, sind außerdem bis zu einem Dutzend deutschsprachige Fernsehsender zu sehen. Die Nasszelle glänzt, wie die übrige Kabine und die öffentlichen Räume durch piekfeine Sauberkeit, die weißen Fliesen sind nach dem Kabinenservice stets geschrubbt und getrocknet, die Dusche verfügt über Duschvorhang, Handbrause und Seifenspender. Gut angeordnete Spiegel runden das Bild einer fast perfekten Nasszelle ab, der es nur an Stauraum in Griffhöhe fehlt.

 

Gut gespeist im „Pazifik”

Wie erwähnt ist die DELPHIN ein Schiff mit einer Tischzeit. Das Restaurant Pazifik fasst alle bis zu 500 Passagiere gleichzeitig und ist ein Nichtraucher-Restaurant. Große Panorama-Fenster geben den Blick aufs Meer frei. Die Größe des Restaurants macht es zum Dreh- und Angelpunkt fast aller kulinarischen Höhepunkte, inklusive des Nachmittagskaffees, der stets mit einem gut sortierten Kuchenbuffet gereicht wird.

 

Das Frühstück gibt es in Buffetform sowohl im Restaurant wie in der Lido-Bar. Im Restaurant können zusätzlich Eierspeisen und andere warme Gerichte geordert werden, die die Küche frisch zubereitet. Das Frühstücksbuffet ist gut sortiert, neben Brötchen und Wurst nach deutschem Geschmack gibt es jede Menge aus der Abteilung Müsli & Co., frische Früchte, Plundergebäck, Eier und Frühstücksspeck, dessen Zubereitung der Koch allerdings noch übt. Vormittags wird an Deck oder im Lido eine Bouillon angeboten.

 

Zu den Hauptmahlzeiten wird jedem Passagier ein Viertel Liter Weiß- oder Rotwein serviert (im Preis inkludiert). Das Mittagessen im Restaurant umfasst täglich eine kalte und eine warme Vorspeise, zwei Suppen zur Auswahl, zwei Hauptgerichte und ein deftiges Essen aus der Mannschaftsküche.

 

Die DELPHIN verfügt eigens über einen temperierten „Kartoffelkeller“, um auch auf exotischen Routen „deutsche“ Kartoffeln anbieten zu können (des Rätsels Lösung: Der Reeder mag keinen Reis …). Ein halbes Dutzend verschiedene Salate, frisch und schmackhaft, gibt es am Buffet. Die Durchgänge am Buffet sind allerdings so eng, dass es regelmäßig nicht nur zu Staus kommt – das Publikum lässt sich auch kleine Drängeleien nicht nehmen. Das Lunch endet mit drei Desserts zur Auswahl sowie einem Käsebrett. Es gibt eine Empfehlung des Küchenchefs und außerdem ein vegetarisches Gericht. Eine Buffet-Alternative im Lido wird nur auf Sonnenrouten angeboten.

 

Der Nachmittagskaffee wird, zusammen mit einem wirklich feinen Kuchenbuffet (kleine Stücke, so dass man alles probieren kann), im Restaurant gereicht. Das sichert zwar jedem Passagier seinen Platz, die Atmosphäre könnte indes in der Lounge gemütlicher sein. Zu besonderen Gelegenheiten wie einem Strudel-Buffet oder einem Wiener Kaffeehaus-Nachmittag sind die Musikeinspielungen über die kleinen Deckenlautsprecher etwas dürftig. Tanztee-Atmosphäre kommt da nicht auf.

 

Das Dinner unterscheidet sich vom Lunch, indem es statt der „Mannschaftsküche“

abends ein Fischgericht umfasst. Außerdem steht stets eine gemischte kalte

Platte auf der Karte, für all diejenigen, die die warme Kost einmal satt haben. Dreimal während einer Kreuzfahrt wird das Abendessen zum Gala-Dinner, wobei 


der festliche Bekleidungscodex in der Regel eingehalten wird. Die meisten Passagiere verstehen darunter zumindest einen dunklen Anzug für den Herrn sowie Abend- oder Cocktailkleid für die Dame. Ein Gala-Buffet indes gibt es nicht. Der Service des durchgehend ukrainischen Personals ist im Restaurant wie auch in den Bars freundlich, aufmerksam und zuvorkommend. Es wird stets darauf geachtet, dass ein(e) gut ausgebildete(r) Steward(ess), der deutschen Sprache hinreichend mächtig, mit einem Neuling einen Tisch bedient, so dass stets ein kompetenter Ansprechpartner da ist. Restaurant- und Hotel-Manager sind außerdem stets zugegen und fragen freundlich nach Sonderwünschen. Zur Landplage werden allein zwei Stewards, die mit einem Verkaufswagen für hochprozentige Getränke nach jeder Mahlzeit die Tischreihen abfahren und es sich nicht nehmen lassen, an jedem Tisch eine Diskussion darum zu führen, ob man etwas trinken solle oder nicht.

 

Die „Fußgängerzone”, elegante Flaniermeile

 

Wohin mit den Kalorien?

Dass ein kleines, nettes Fitness-Center im Fuß des Schornsteins seine Heimat gefunden hat, wurde schon erwähnt. Auf den Promenadendecks kann man freilich auch joggen. Morgengymnastik, „Walk-a-mile und Shuffleboard werden von der Reiseleitung organisiert und angeboten. Unten im Bauch der DELPHIN verbirgt sich ein hübsches, kleines Spa, kostenlos nutzbar, mit Sauna (Aufgussmaterial und Schwalldusche vorhanden!), Dampfbad und Massage. Der Ruheraum ist nicht riesig, reicht aber für das halbe Dutzend Sauna-Gäste, das sich hier einfindet. Der Blick von den Liegestühlen fällt auf die Bildtapete eines karibischen Strandes. Eine Tür weiter gibt’s noch eine Sonnenbank. Lediglich ein Getränke-Automat fehlt.

 

Ein Friseur-Salon stylt die Damen für das Kapitänsdinner durch und verpasst Herren einen frischen Fassonschnitt – zu üblichen Preisen, die man aus einem Salon an Land gewohnt ist.

 

Gute Unterhaltung!

Organisiert und angeboten wird viel: Frühschoppen an Deck mit Live-Musik, Leberkäs’ und Kartoffelsalat, und abends hier und da noch ein Barbecue, wenn das Wetter mitspielt. Hier zeigt wieder das Achterdeck seine Vorzüge. Einer besteht darin, dass es auf der DELPHIN eine eigens konstruierte Abdeckung für den Swimming-Pool gibt, die diesen flugs zur Show-Bühne und Tanzfläche umfunktioniert. Von unten beleuchtet, bietet sie für manche Auftritte an lauen Sommerabenden eine bessere Kulisse als die Show-Lounge.

Der ukrainische Kapitän lässt es sich nicht nehmen, die tägliche Preisskat-Runde selbst zu leiten. Als charmanter Gesellschafter und der deutschen Sprache so weit mächtig, dass es für gute Konversation reicht, ist er an Bord ohnehin ein perfekter Gastgeber. Gegen ihn im Skat zu gewinnen, ist allerdings eine echte Herausforderung. Nachmittags gibt’s eine Runde Bingo (auf Wunsch auch zwei) im Lido. Ein Englischkurs, bei Bedarf Kinderbetreuung und auf geeigneten Routen ein guter Lektor, der mit Diavorträgen auf die Landgänge vorbereitet, ohne dabei einen Ausflugsverkauf zu betreiben, stehen ebenfalls auf dem Programm.

Auf einigen Routen bietet Erika Albrecht ihre beliebten Seidenmalkurse an. Die abendlichen Shows sind gut besucht, die Künstler (und deren Qualität) wechseln naturgemäß. Es sind aber auch wirkliche Ausnahmetalente dabei, die die Shows rasch zum „Kassenschlager machen. Im weiteren Verlauf des Abends jedoch zeigen sich die Crew und v.a. die stets bemühte Bordreiseleitung unter Kreuzfahrtdirektor Ernst Herrmann wieder phantasievoll: Eine Küchenparty mit Besichtigung der „Heiligen Hallen steht ebenso auf dem Plan einer Reise wie eine nächtliche Pyjama-Party. Dabei zeigen sich die Akteure stets als Meister der Improvisation. Wichtige Events – etwa Fußballspiele – werden übrigens in der Lounge auf Groß-leinwand übertragen – ein Angebot, das von den Passagieren gut angenommen wird.

Der Skyclub, Nachtschwärmer-Treff der DELPHIN

 

Was sonst noch so auffällt

Auf kaum einem anderen Schiff gelingt es, eine Crew so zu motivieren, Crew-Mitglieder über zehn Jahre zu beschäftigen und sie zu solch eigenverantwortlichem Einsatz zu animieren. Beinahe alle sprechen genügend Deutsch, um sich mit ihnen gut zu verständigen. – Man merkt allerorten und allenthalben, dass die DELPHIN sowohl das Lieblingskind ihres Reeders als auch das Flaggschiff von Hansa Kreuzfahrten ist. Sauberkeit, Pflegezustand und der stete Einsatz aller sind schon sprichwörtlich. – Es fällt auf, dass man stets alles tut, um den Passagier so fair wie nur irgend möglich zu behandeln. So sprach sich an Bord herum, dass in einem Hafen, den die DELPHIN anlief, an jenem Tage über 6000 Kreuzfahrtpassagiere an Land gesetzt würden. Kreuzfahrtdirektor Ernst Herrmann bot daraufhin sofort auf eigene Verantwortung die Rücknahme der bereits verkauften Ausflüge an, da zu befürchten war, dass die Qualität der Ausflüge unter dem Ansturm leidet.

 

Unter dem riesigen blauen Sonnensegel fühlen sich die Passagiere auf dem Achterdeck wohl

 

Die DELPHIN ist behindertenfreundlich ausgestattet. Nicht jede der Außentüren mit ihren hohen Schwellen hat eine Rampe, aber es lässt sich jeder Ort an Bord mit einem Rollstuhl erreichen. Einige Kabinen sind behindertengerecht ausgestattet. – Als nervend wird allgemein der übereifrige Bordfotograf empfunden. Wenn er auch bei strömendem Regen auf der Gangway einen Stau verursacht, weil jeder fotografiert werden muss, macht er sich verständlicherweise nicht beliebt. – Neben den (über-) zahlreichen Fotos wird von jeder Reise ein Videofilm gedreht und am letzten Tag zum Kauf angeboten. – Bademäntel können für die Dauer der Reise an der Rezeption für eine Gebühr von 5 € ausgeliehen werden. – Kaum ein Reeder leistet sich den Luxus, sein Schiff jährlich turnusmäßig 4 Wochen in die Werft zu geben. Die DELPHIN kommt in den Genuss solcher Pflege – und man sieht’s ihr an! – Im achteren Bereich (Restaurant und Achterdeck) sind Vibrationen von der Maschine spürbar. – Eine der vielen DELPHIN-Legenden ist die Crew- Show. Die wird – bei der fast ausschließlich ukrainischen Crew – zur Folklore-Show. Die absolut professionellen Darbietungen haben ihren Hintergrund: Einige der Mädchen aus dem Service haben Ballett- oder Gesangsausbildungen. – Stammgäste klagen auf einigen Routen darüber, dass die Sonder- und Last-Minute-Angebote von Hansa Publikum an Bord spülen, das man auf einem niveauvollen Schiff wie der DELPHIN eigentlich nicht zu sehen wünscht. – An den Gala-Abenden wird um festliche Kleidung gebeten, ein Vorschlag, den das Publikum überwiegend begrüßt oder akzeptiert. Insbesondere, da es nach heutigem Drei-Sterne-Codex an allen anderen Tagen zu legerer Kleidung greifen „darf.

 

Routen und Ausflüge

Im Winter 2006/2007 hat die DELPHIN ihr Debut in der Antarktis gegeben. Mit einem 8köpfigen Lektorenteam und Captain Heinz Aye als Ice-Master ist ihr die Organisation und Abwicklung bravourös gelungen. Auch in den Folgejahren wird das Schiff – nunmehr ausgestattet mit acht Zodiacs – wieder Kurs auf den Weißen Kontinent nehmen. Im Sommer ist die DELPHIN auf klassischen Routen im Norden und der Ostsee unterwegs. Im Frühjahr und Herbst folgen jeweils einige Mittelmeer-Reisen, wobei nach den Vorgaben des Reeders stets der Schwerpunkt in der griechischen Inselwelt liegt. Die Liegezeiten sind dabei nicht mehr so großzügig, wie sie es einstmals waren. Auf dem Weg in ihre antarktische Winter-Destination streift die DELPHIN die Karibik, wo sie ausgeklügelte Routen befährt, so dass wirklich der ganze karibische Raum – inklusive der Staaten Mittelamerikas – erfasst wird. Da gibt es Reisen, die sich auf die Antillen konzentrieren, und solche, die Kuba, die Dominikanische Republik und Mexiko zum Mittelpunkt haben.

 

Das Ausflugsangebot ist stets ausgewogen und – teilweise in Abhängigkeit von örtlichen Agenturen – gut. Die Ausflugspreise allerdings zeigen das allgemein zu beobachtende Bestreben von 3-Sterne-Anbietern, die beim Partnertarif, Last-Minute-Angebot oder wo auch immer entgangenen Einnahmen hier wieder hereinzuholen.

 

Eine Geschichte zum Schluss

Die Einschiffung ist zu Ende, die Kreuzfahrt beginnt. Langsam schiebt sich die DELPHIN aus dem Hafen. Die Leinen sind losgeworfen und werden aufgerollt. Dabei laufen sie über zwei Poller auf dem Vorschiff, bevor sie die Winsch erreichen. Kaum ist die Leine aufgerollt, erscheinen zwei dienstbare Geister: Einer wischt mit einem Handtuch die Poller wieder trocken, der andere malt sie mit frischer Farbe wieder neu an.

Nur eine kleine Geschichte – aber sie ist übertragbar auf den Pflegezustand des ganzen Schiffes, auf die Akribie, die die Crew aufwendet, um ihre Passagiere zufrieden zu stellen.

 

Preise an Bord

Massage/Spa: Schulter/Nacken (20 Minuten): 19 €, Rücken (40 Minuten): 39 €, Ganzkörper (50 Minuten): 55 €.

Bordfotograf: 4,90 € pro Bild; Videofilm der Reise: 97 €.

Friseur: Herrenschnitt 14 €; Waschen, Fönen, Legen 23 bis 34 €.

Boutique: Pullover/Sweat-Shirt: ab 29 €, Polo-Hemd ab 34,50 €, Herrenhemd: 38 bis 92 €, Binder: 39 €; Krawattennadel: 19 €, weiße Jeans: 67,50 €, Windjacke mit DELPHIN-Logo: 47,50 €.

Getränke (Kabine und Verkauf im Restaurant): Flasche Mineralwasser (1 Liter): 1,90 €.

Getränke (Bar): König Pilsener vom Fass (0,3l): 2,10 €, Jever (Flasche 0,33l): 2,80 €, verschiedene Whiskys (4cl): 2,80 bis 4,30 €, Wodka (4cl): 2,10 bis 2,50 €, Cola, Fanta, Sprite (0,33l): 1,30 €. Cocktails z.B. Kir Royal: 3,90 €, Tequila Sunrise: 5 €, Planter’s Punch, Pina Colada: 5,30 €, Long Island Ice Tea: 6,30 €.

 

Technische Daten der MS DELPHIN

Vermessung: 16.214 BRZ

Passagierkapazität: maximal 500 Passagiere in 236 Kabinen (107 Innenkabinen / 129 Außenkabinen)

Besatzung: 200

Baujahr: 1975 (Wartsila Shipyard, Turku), Totalrenovierung 1993 (Lloyd-Werft), jährlich 4 Wochen Werftaufenthalt

Länge: 157m, Breite: 21,8m, Tiefgang: 6,20 m

10 Decks, davon 7 Passagierdecks

8 Motor-Zodiacs (eistaugl. Schlauchboote) für je 15 Personen

2 Pielstick, 2 x 9000 PS + Bugstrahlruder

Geschwindigkeit: 21 Knoten


 

Dieses Schiffsportrait entstand an Bord der DELPHIN vom 29.06. bis 16.07.2004 und wurde im August 2007 aktualisiert.

Im Restaurant Pazifik haben alle Passagiere gleichzeitig Platz