Die Silhouette der SAPPHIRE ist unverwechselbar

     

Oliver Schmidt








Die Silhouette ist elegant, aber gewöhnungsbedürftig: Der geschwungene, lange Bug weist auf ein Baujahr hin, das wenigstens dreißig Jahre zurück liegt; demgegenüber stehen die großen, dreiteiligen Fenster, mit denen das Riviera-Deck fast über die ganze Schiffslänge verglast ist. Der niedrige, nach hinten geneigte Schornstein tut ein Übriges, um die SAPPHIRE unverwechselbar zu machen, die viele Namen und Vorbesitzer in ihrem bewegten Leben hatte. Heute kreuzt das 1967 gebaute Schiff für Louis Cruises im Mittelmeer und wird in Deutschland über FTI – Air-Maritime Seerei-sen vermarktet.

Obgleich ein Oldie, hat die SAPPHIRE ihren Swimming-Pool vor dem Schornstein, wo sich ein weites Außendeck auftut. Hier sind auch Buffet-Stationen für ein alternatives Frühstück oder Lunch zu finden. Der Pool ist angenehm temperiert und groß genug, um ein paar Züge zu schwimmen. Seitliche Windfänge halten geschickt den Fahrt-wind ab, und nur, wenn der Sturm von der Seite bläst, wird es zugig am Pool. Stühle, Tische und Sonnenschirme vervollständigen die Ausrüstung. Vorn gibt es oberhalb ein weitläufiges Sonnendeck mit Liegen, wo allerdings stets eine kühle Brise weht. Auch hinter dem Schornstein, der direkt auf dem Passagierdeck steht und umrundet werden kann, stehen Liegen. Allerdings ist der Rußauswurf beträchtlich, und die Flecken auf den Liegen und Polstern sind weder ansehnlich, noch laden sie ein, sich niederzulassen. Auch die Bordwäscherei sieht sich teilweise außerstande, verunrei-nigte Kleidung von Rußflecken zu befreien. Eine Treppe tiefer liegt ganz am Heck noch ein kleines Außendeck mit Tischen und Stühlen, das an Backbord in einen offe-nen Wintergarten übergeht.

Der lange Bug der SAPPHIRE ist zum einen Standort der beiden Tenderboote, zum anderen ist er, ungewöhnlich und bei Hafeneinfahrten gern genutzt, für Passagiere begehbar. Schade, dass hier nicht noch ein paar (garantiert rußfreie) Liegestühle stehen. Insgesamt sind die Außenbereiche meist gut besetzt; besonders die Tische und Stühle am Pool können den Andrang (besonders zu den Mahlzeiten) kaum bewältigen. Sonnenliegen auf dem luftigen Oberdeck sind dagegen meist reichlich zu haben.

Maschinengeräusche nimmt man an Bord nur im hinteren Teil des Schiffes wahr; auch dort halten sie sich aber in Grenzen. Die Old Lady mit ihrer Länge liegt gut in der See, bei Seegang rollt sie allenfalls ein bisschen.

 

Atmosphäre an Bord

Dieser Punkt verdient bei der SAPPHIRE ein paar Zeilen, denn er ist ein Phänomen für sich. Geprägt wird die Atmosphäre natürlich durch das internationale Publikum. In wechselnder prozentualer Zusammensetzung geben sich all jene Nationalitäten, die sich angeblich nie auf einem Schiff vertragen würden (Franzosen mit Engländern und Deutschen, dazu Italiener, eine Handvoll Spanier, Griechen und Türken) ein Stelldich-ein und verleben gemeinsame, unbeschwerte Tage. Wer einst mit den alten Costa-Linern (ENRICO, FEDERICO, CARLA und wie sie alle hießen) oder den Uralt-Dampfern von Chandris (BRITANIS, ROMANZA, VICTORIA usw.) unterwegs war, kann in etwa ermessen, worauf sich der Charme der SAPPHIRE begründet. Dazu muss gesagt werden, dass das Schiff innen modern eingerichtet und gut in Schuss gehalten ist. Lediglich bei der täglichen Pflege wünschte man sich etwas Sorgfalt: Hier und da wäre Rostklopfen angesagt, und statt des Müllsackes in der einzigen Dusche am Pool täte ein Vorhang bessere Dienste. Das alles aber stört insbesondere die Gäste aus dem mediterranen Raum nicht, sie leben ihre Fröhlichkeit so ungezwungen und ansteckend, dass auch die eher zurückhaltenden Deutschen und Briten ihren Spaß haben. Allerdings muss man auch damit leben, dass verschiedene Klischees wun-derbar bedient werden: Dass Franzosen gemeinhin nicht glücklich sind, wenn man sich mit ihnen auf Englisch unterhalten will, und Italiener es als Unverschämtheit auf-fassen, wenn man sie in einer anderen Sprache als Italienisch anspricht. Aber auch das tut der Stimmung keinen Abbruch: Gute Laune großgeschrieben. Nach dem glei-chen Prinzip darf man auch von Schiffsführung und Personal keine Wunder (sprich: Perfektion bis ins Detail) erwarten. Freundlichkeit dafür jederzeit. Und mit diesem bunten Mix aus allem Möglichen und Unmöglichen schafft die SAPPHIRE, wonach etliche deutsche Schiffe, die extra für junges Publikum gebaut wurden, vergeblich streben: Ein Generationengleichgewicht mit Passagieren quer durch alle Altersklas-sen an Bord zu bringen, ohne sich dafür verbiegen zu müssen. Auf der SAPPHIRE sieht man knackige junge Damen aus Italien in knallengen Jeans und daneben einen vollendeten britischen Gentleman, der die Tür aufhält. Ein Lächeln, ein Dankeschön, das Miteinander funktioniert tadellos.

 

Rundgang über die SAPPHIRE

Direkt vor der Buffetstation auf dem Lido-Deck liegt das Café de Paris, das zwar mit seinem hochtrabenden Namen falsche Erwartungen weckt, mit seinem Laminat-Interieur nach Art eines evangelischen Gemeindezentrums aber seiner Bestimmung als Bistro-Restaurant zum draußen angerichteten Buffet durchaus gerecht wird. Insbesondere den übervoll gehäuften Tabletts der südländischen Gäste (und deren Kinder), die in Nullkommanichts in ein Schlachtfeld verwandelt werden, kommt das pflegeleichte Mobiliar entgegen. Hinter einem Vorhang befindet sich nochmal eine komplette Buffetstation, die für Regentage gedacht ist. Allerdings muss es schon heftig und lange regnen, bevor sich die Crew zum mühsamen Umzug entschließt.

Ein Deck tiefer liegt das Herz der SAPPHIRE: Im weitläufigen Foyer vor der Show-Lounge sind nicht nur der Shop des Bordfotografen und zwei Duty-Free-Boutiquen zu Hause (die kleine hat Souvenirs, Bücher und die üblichen Waren einer Schiffsbouti-que, die große eine wirklich breite Palette an Rauchwaren, Alkoholika, Kosmetika und Uhren zu echten Duty-Free-Preisen), sondern auch drei Spieltische (einmal Roulette und zweimal Black Jack) nebst etlichen Einarmigen Banditen. Glücksspielgegner mögen das despektierlich finden, aber zusammen mit „Harry’s Bar” in einer Ecke und Sitzgelegenheiten an den großen Panorama-Scheiben in der anderen haucht die Ein-richtung dem Foyer Leben ein, das man selbst in den mehrstöckigen Lobbies ameri-kanischer Schiffe nicht findet. Das ganze Riviera-Deck ist durch die großen Scheiben lichtdurchflutet und wirkt freundlich. Die hinter dem Foyer liegende Show-Lounge bietet der Hälfte der Passagiere Platz und wirkt mit ihren einfachen, kunstlederbezo-genen Sesseln am Tage etwas kühl. Mit entsprechender Beleuchtung am Abend zeigt sie, was in ihr steckt. Gleiches gilt für die achtern liegende „Raffles Disco”, die auch erst mit der Dämmerung an Charme gewinnt. An ihrer Seite liegt die Bordbiblio-thek, die mit rund zehn laufenden Metern Bücher nicht üppig bestückt ist (davon ein Meter deutschsprachig). Neben Tischen für Brett- und Gesellschaftsspiele stehen hier auch zwei voll internetfähige Computer. Die Gebühren für die Satellitenverbin-dung werden über die Bordkarte abgerechnet und angezeigt. Man bezahlt nur die tat-sächlichen Up- oder Download-Zeiten. Hinter der „Raffles Disco” liegt der schon erwähnte, kleine Wintergarten an Backbord im Heck, während das Steuerbord-Äqui-valent Fitnessgeräten ( je drei Steppern, Laufbändern, Fahrrädern und Kraftmaschi-nen) sowie einer Tischtennisplatte Platz bietet. Training an der frischen Luft – wenn auch ein wenig beengt – ist hier möglich. Wieder ein Deck tiefer liegen der Speise-saal und etliche Kabinen, und noch eins tiefer befindet sich die eigentliche Lobby mit Rezeption und Ausflugsbüro. Der großzügige, runde Raum, in dem ausgesprochen freundliche, mehrsprachige Mitarbeiterinnen Dienst tun (die Landausflugsmanagerin ist Deutsche) ist aber meistens verwaist; er ist zu abgelegen, als dass sich Passa-giere hierher verirren, die nicht hier wohnen oder etwas zu erledigen haben. Unten in ihrem Bauch hält die SAPPHIRE noch einen Unterhaltungstempel einer aussterbenden Spezies bereit: Ein Bordkino mit 174 Plätzen, in dem über den Tag verteilt Filme in verschiedenen Sprachen gespielt werden. In der Ecke steht sogar ein Klavier zur Begleitung von Stummfilmen.

 

Kabine à la Golden Sixties

Die Vielzahl der unterschiedlichen Kabinentypen zu beschreiben, ist bei einem mehr-fach umgebauten Schiff beinahe unmöglich. Die Mehrzahl der Kabinen ist jedoch größer als erwartet und bietet zwei Personen reichlich Platz zum Ankleiden. Die Außenkabinen haben Bullaugen, die nach alter Väter Sitte mit schweren, eisernen Deckeln gegen raue See zu schließen sind. Ebenfalls klassisch angeordnet sind die Betten: Eins an jeder Wand. Sie sind bequem, verfügen aber nur über Laken plus Wolldecke. Verfrorene Gemüter ziehen die Tagesdecke noch darüber. Die Klimaanla-ge arbeitet ein bisschen eigenwillig. Die elfenbeinfarbig gestrichenen Wände zieren zwei großformatige Bilder. Zwischen den Betten steht eine Kommode mit Schubla-den, die ähnlich wie in Loriot’s „Ödipussi” schwer zu schließen sind. Die Gespräche aus der Nachbarkabine bleiben weitgehend isoliert, das Knallen der Schubladen dagegen hört man gut. Der Schrankraum ist für die Dauer der Reisen völlig ausreichend, und sogar reichlich „echte” Kleiderbügel (die man ganz normal an die Stange hängen kann) sind da. Das in die Kommode integrierte Radio sollte einen Info- und Musikkanal bringen, der aber nur gelegentlich „on air” ist. Ein Kabinenfern-sehen gibt es nicht, obwohl ein österreichischer Prospekt das behauptet. Ein Kabinentelefon ist vorhanden.

Auch die Nasszelle ist unerwartet geräumig, dennoch mangelt es an Stauraum. Ein kleines Blechschränkchen über der Toilette, das sich nicht schließen lässt, ist nicht das Ideale. Die hinter einem Vorhang liegende Dusche mit Handbrause und Dusch-gel gibt warmes und kaltes Wasser nach Wunsch. Lediglich die Toilettenspülung hat ihre Eigendynamik: In manchen Kabinen verursacht sie „Land unter”, in anderen arbeitet sie so sanft, dass man große Geschäfte nicht loszuwerden weiß.

 

Mahlzeit oben oder unten?

Das Restaurant auf dem Promenade-Deck bietet der Hälfte der Passagiere bei fester Tischordnung Platz. Gegessen wird daher, wenn alle Passagiere das Restaurant besuchen, in zwei Sitzungen. Klassisch für ein Schiff mediterranen Lebensstils liegt die erste Sitzung um 18.45 Uhr nach deutschem Verständnis gerade um die gewohn-te Abendessenszeit, die zweite ist mit 21.00 Uhr recht spät. Für die deutschen Gäste wird daher schon vorab in der ersten Sitzung reserviert, wenn möglich zusammen an einem „deutschsprachigen” Tisch. Allerdings wird der Steward mit großer Wahrscheinlichkeit nicht Deutsch sprechen. Das macht die Bestellungen schwierig, Sonderwünsche ebenso. Selbst beim Getränkesteward, der zur Not noch „Bier” und „Wein” versteht, scheitern die Verhandlungen um Größe und Beschaffenheit an der Sprachbarriere. Der einzige Passagier am Tisch, der Englisch spricht, müsste eigentlich Rabatt für seine Dolmetscherdienste bekommen.

Der Service ist von großer Freundlichkeit, zuvorkommend und um Erfüllung aller Wün-sche bemüht, dennoch aber nicht immer perfekt. Der Ausbildungsstand der Service-kräfte ist recht unterschiedlich. Die Bestuhlung im Restaurant ist bisweilen so eng, dass keine Brotteller aufgedeckt werden können. Die Stühle selbst – Kaufhausware untersten Niveaus und ohne Armlehne – sind weit davon entfernt, bequem zu sein. Die Präsentation der Speisen entspricht dem Drei-Sterne-Standard, die Qualität liegt darüber. Bisweilen differieren die Auffassungen der Küche und der deutschen Pas-sagiere, was ein Steak oder was ein Schnitzel genau ist. Das mag aber auch in Einzelfällen an Übersetzungsfehlern in der Speisekarte liegen, die in vier Sprachen (auch in Deutsch) gedruckt wird.

Am Morgen steht im Restaurant ein umfangreiches Buffet bereit. Dadurch, dass es den Frühstücksgewohnheiten aller Nationalitäten unter den Passagieren gleicherma-ßen Rechnung trägt, lässt es kaum Wünsche offen. Neben den Bedürfnissen briti-scher Passagiere (mit verschiedenen Eiern, Pilzen, Würstchen, Speck und Porridge) trägt es auch deutschen Gewohnheiten Rechnung, indem es Brötchen, Brot und wenigstens zwei Wurstsorten bereithält. Früchte, Kellogg’s-Produkte und Teilchen machen die Sache rund. Das Mittagessen gibt’s meist in offener Sitzung. Die Mittags-karte bietet drei verschiedene Vorspeisen an, gefolgt von einer Suppe und einer Kalt-schale. Die fünf Hauptgerichte setzen sich aus einem Fischgericht, einem typischen Snack (Hamburger, Hot Dog o.ä.), einem Fleischgericht, einer italienischen und einer orientalischen Spezialität zusammen. Zwei Desserts und verschiedene Eissorten schließen das Mittagessen ab, Obst und Käse werden auf Wunsch gereicht. Am Abend wählt man wiederum unter zwei Vorspeisen und zwei Suppen oder alternativ einem Teiggericht. Vor den Hauptgängen (deren vier) gibt es einen Salat. Zwei Fleischgerichte, einmal Fisch und einmal vegetarisch stehen sodann zur Auswahl. Wieder zwei Desserts, Obst und Käse schließen den Magen. Verschiedene Grill-spezialitäten (Steak, Hähnchenbrust), Salat und Nudelgerichte bilden eine ständige Alternative.

Das Restaurant ist, wie schon gesagt, nicht eben bequem. Zudem weigern sich die schokoladenbraun lackierten Deckenplatten und die rot bezogenen Kantinenstühle beharrlich, die Gemütlichkeit zurückzubringen, die im fahlen Neonlicht verloren gegangen ist. Deshalb streben die SAPPHIRE-Passagiere ans Buffet. Fast immer draußen am Pool angerichtet, ist es absolut professionell präsentiert. Zwei lange Buffets mit kalten Speisen, Antipasti, Salaten sowie einigen warmen Gerichten über-zeugen sofort. Hinzu kommen eine Pasta- und eine Grillstation, wo man von einem freundlichen Philipino das Steak auf den Punkt gebraten bekommt. Auch sein Kollege am Obststand schneidet nach Wunsch Tropenfrüchte auf. Eine letzte Station hält ver-schiedene Desserts bereit, Eis allerdings nicht. Wider Erwarten ist das Buffet bereits, wenn es um 11.30 Uhr bzw. 12.00 Uhr (je nach Tagesprogramm) geöffnet wird, gut gefüllt – eigentlich keine Lunch-Zeit für die Italiener und Franzosen. Ein Blick in die Kabinengänge bringt Aufklärung: Noch um 11.00 Uhr haben viele Kabinen ein „Bitte-nicht-stören“-Schild an der Tür. Viele Passagiere verzichten also aufs Frühstück und veranstalten ein ausgedehntes Brunch. Entsprechend sind die Tische gut besetzt, und man findet meist nur noch einzelne Plätze. Bessere Chancen hat man im Café de Paris, und wenn’s eng wird, erlaubt die nette Crew auch das Speisen am Bar-Tresen. Würde das Abräumen der Tabletts zügiger funktionieren, wäre die Platznot nicht so groß.

An manchen See- oder halben Seetagen gibt es diese Buffet-Alternative auch am Abend. Bis 22.00 Uhr zieht sich dann das Dinner unter den Sternen hin, während im Restaurant in offener Sitzung getafelt wird. Aus einem einmaligen Versuch ist auf der SAPPHIRE eine halboffizielle Gewohnheit geworden: Das individuelle Dinner im Café de Paris. Abends wirkt das Café recht anheimelnd, und ein Musiker-Duo unterstreicht die romantische Atmosphäre. Eine freundliche Anfrage beim Maître d’ ergibt in der Regel, dass man dort willkommen ist (ohne Extra-Kosten!).

Am Nachmittag gibt’s am Pool kleine Kuchenstücke, Kekse, Tee und Kaffee. Letzterer vermag nicht alle Deutschen zu überzeugen. Spät abends werden in allen Bars noch mal kleine Snacks angeboten, im „Butler-Style”, wie das Programm sagt. D.h. sie werden von weiß behandschuhten Stewards auf Silbertabletts in allen Bars und öffentlichen Räumen herumgereicht. Dabei tut man sich schwer, alle Passagiere zu erreichen, besonders dann, wenn die Show der zweiten Sitzung noch läuft. Es gehört jedoch zum „Mediterranean Lifestyle”, das entgangene Häppchen mit lässiger Geste abzutun, anstatt nach deutscher Manier an der Rezeption den Leistungskatalog aus dem Prospekt zu zitieren.

 

Unterhaltung International

Die SAPPHIRE bietet für ihre Größe ein Maximum an Unterhaltung, Sport und Fun. Im Mittelpunkt stehen dabei die großen Abend-Shows, die als Komplett-Paket von einer Profi-Agentur in Piräus mit einem erstklassigen Team aus Tänzern, Zauberer, Band und Sängern gespielt werden. Vom Griechischen Abend über eine Musical-Show bis zur Magic-Show gibt es jeden Abend ein 45- bis 60-minütiges Bühnengeschehen, das entsprechend der zwei Sitzungen auch zweimal gespielt wird (die zweite sehr spät um 23.00 Uhr, dennoch ist sie deutlich besser gefüllt). Die Shows müssen ohne große Worte auskommen, da die Mehrsprachigkeit jede Conférence zerstören würde. Wo es nötig ist, da führt tagsüber wie abends Kreuzfahrtdirektorin Dominique durchs Programm, die fünf Sprachen spricht und eine schwungvolle Brücke von Nation zu Nation schlägt.

Tagsüber stehen Sportprogramme auf dem Plan, die an Deck oder in der leeren Dis-co abgehalten werden, ein Quiz, eine Cocktailvorführung, Sprachkurse, Tanzkurse, Singletreffen, Kartenspiel, Modenschau, Kasino-Spielunterricht, Wetten dass, Origami, Schatzsuche und Serviettenfalten (alles an einem einzigen Seetag) – kaum ein Schiff dreifacher Größe käme auf diese Angebotspalette. Es bleibt stets bei einer freundlichen, allgemeinen Aufforderung zum Mitmachen, Animation findet nicht statt – man bleibt ungestört, wenn man will. In der „Raffles Disco” laufen verschiedene Fern-sehprogramme. Davor stehen drei Videospielgeräte bereit.

Stets winkt als Alternative zum Abendprogramm der Kino-Besuch, von dem aber nicht allzu viele Gäste Gebrauch machen. Im Café de Paris spielt ein Duo, das man sich durchaus anhören kann. Viele Passagiere sitzen bis spät abends an Deck oder alter-nativ im Foyer. Dort herrscht zwischen Duty-Free-Verkauf, Bargeschehen und Glücks-spiel geschäftiges Treiben, und wer das auf sich wirken lässt, hat auch seine Abend-unterhaltung. Die freundlichen Stewardessen freuen sich über ein Schwätzchen, wenn’s nicht allzu voll ist. Gedämpft dringt die Musik aus der Lounge herüber. Für Nachtschwärmer öffnet spät die „Raffles Disco”, und mit Disco-Kugel, den Oldies aus den Siebzigern und neuer Disco-Musik kommt rasch Stimmung auf. Hier könnte man gut bis zum Morgengrauen tanzen. Aber die SAPPHIRE erweist sich als erstaunlich bieder: Noch vor 2.00 Uhr ist der Spuk vorbei.

 

Routen und Landgänge

Die SAPPHIRE war 2006 im Sommer und Herbst auf sieben- bis zehntägigen Routen im Mittelmeer unterwegs, wobei eine zehntägige Reise (östliches Mittelmeer, auf ihr entstand dieses Schiffsportrait) überwog. Im Winter wird sie im Roten Meer auf Ein-Wochen-Törns kreuzen und im Sommer voraussichtlich ihr Mittelmeer-Programm wieder aufnehmen. Sie zeigt in kurzer Zeit ein Maximum an Häfen in unterschied-lichen Ländern. Das geht bisweilen auf Kosten der Liegezeit oder des Ankunfts- und Abfahrtszeitpunktes (den Ausflug auf Mykonos Sonntag früh von 8.00-11.00 Uhr macht erwartungsgemäß niemand mit). Da die SAPPHIRE ihre Routen mehrmals befährt, ist das Team eingespielt, die Liegeplätze günstig und die Zusammenarbeit mit den ört-lichen Agenturen erstklassig. Gute Reiseleiter machen die SAPPHIRE-Ausflüge effektiv. Man sieht viel in kurzer Zeit. Allerdings muss man damit rechnen, dass der deutsch-sprachige Bus kurzfristig entfällt, wenn die Teilnehmerzahl zu gering ist. Auch mehr-sprachige Busse sind nicht jedermanns Sache. Die Preise für die Ausflüge entsprechen dem international üblichen Niveau.

 

Was sonst noch so auffällt

Laut Vorankündigung kann an der Rezeption ein Fön ausgeliehen werden. Dieses Versprechen erweist sich insofern als Seifenblase, als nur wenige Geräte da sind, die nicht für die Dauer der Reise, sondern nur kurz (zum einmaligen Gebrauch) ver-geben werden. – Die Deckenhöhe ist auf der SAPPHIRE bisweilen sehr niedrig. Umbauten haben Stoßkanten an Orten ehemaliger Sicherheitstüren hinterlassen. Ab 1,90 Meter Länge gibt’s Beulen! – Die Stromspannung beträgt an Bord 110 Volt. Nur einige wenige Steckdosen haben 220 Volt. Die Rezeption nimmt aber Ladegeräte, die damit nicht zurechtkommen, zum Aufladen von Akkus entgegen und schließt sie ans 220-Volt-Netz an. – Die SAPPHIRE ist behindertengerecht eingerichtet, soweit es die öffentlichen Räume betrifft. Wo Stufen sind, sind auch Rampen. Doch sind die Aufzüge sehr eng (maximal 3 Personen), so dass ein schiffseigener, dafür passen-der Rollstuhl benutzt werden muss. Daher sollte eine Gehbehinderung vor der Reise angemeldet werden, damit es nicht zu Engpässen kommt. – An der Rezeption kann für 15 Euro ein Schließfach gemietet werden. – Die Mitglieder der Reiseleitung fungieren abends gern als Gentleman bzw. sogar „Gentlefrau” Host für tanzbegeister-te Singles. – Im achteren Bereich in Schornsteinnähe liegt ein Schönheitssalon. Eine Sauna oder ein Dampfbad hat die SAPPHIRE jedoch nicht. – Die Trinkgelder werden dem Bordkonto automatisch belastet, was man aber annullieren kann. Dies ist zu raten, denn die meisten dienstbaren Geister machen lange Gesichter, wenn eine persönliche Zuwendung ausbleibt. – Die SAPPHIRE ist überall gut klimatisiert und angenehm temperiert, ohne, dass es irgendwo zieht.

 

Leistungen und Preise

Getränke: Cocktails 4,50 €, Whisk(e)y, Gin, Rum, Wodka und Tequila 4,20 €, diverse Biere 3,50 €, Mineralwasser 1,50 €, große Flasche 2,10 €, Soft Drinks (Glas) 2 €, Dose 2,50 €, Säfte 2,10 €.

Pauschalpreis für Getränke: Für 180 € pro Reise kann eine Getränkepauschale ent-richtet werden. Das Gros der Getränke ist dann kostenlos, der Preis für Cocktails und harte Alkoholika schrumpft auf einen symbolischen Pfennigbetrag.

Bordwäscherei: T-Shirt 2,50 €, Bluse 4 €, Kleid 5,50 €, Hose/Jeans 4 €, Pyjama: 5 €, Paar Socken 1,30 €.

Photo-Shop: Bild 10x15cm 4,90 €, Bild 15x18cm 5,40 €, CD (mit eigenen Fotos vom Kamera-Chip) 7,90 €, Reisefilm (VHD oder DVD) 29,90 €.

Trinkgeld: 8 € pro Tag und Person.

Beauty-Salon: Herrenschnitt 25 €, Damen 33 €, Waschen, Schneiden, Fönen 62 €, verschiedene Massagen 30 Minuten 55 €, 45 Minuten 79 €, 60 Minuten 96 €.

Boutique/Duty Free: Postkarte mit Porto 1 €, SAPPHIRE-T-Shirt 7 € bis 17,50 €, SAPPHIRE-Caps 6 € bis 8 €, Feuerzeug (Logo-Artikel) 2 €, Mug (Logo) 2,50 €, Mini-Radio (Logo) 3 €, Sweat-Shirt 26 €, Regenjacke 32 €, Polo-Shirt 16,50 €, Herrenhem-den 15 € bis 70 €, Krawatten 10 € bis 54,50 €, Regenschirm (Knirps) 14,50 €, Sonnenbrille 19,50 €, Internationaler Steckdosenadapter 11 €, Chanel No. 5 Parfum (50ml) 62,50 €, Bulgari Eau de Toilette Homme (50ml) 34,50 €, Dior Eau de Toilette Homme (50ml) 38,50 €, Armani Eau de Toilette Homme (50ml) 43,50 €, Nivea Sun Lotion (200ml) 12 €, Nivea Deo (150ml) 4 €, Remy Martin (0,7l) 37,50 €, Bacardi weiß (1l) 11,95 €, Chivas Regal 12 Jahre (1l) 26,95 €, Stange Marlboro 14,50 €, 400g Toblerone 4 €, 3x200ml Ouzo 5,50 €.

 

Das Vorschiff ist für Passagiere begehbar

 


Dieses Schiffsportrait entstand an Bord der SAPPHIRE vom 5.-15.September 2006.

 

Die Technischen Daten der SAPPHIRE:

Baujahr

1967

Totalrenovierung

1996

Reederei

Luis Cruise Lines

Veranstalter

Air-Maritime Seereisen, München

Flagge

Marshall Inseln

Tonnage

12.263 BRZ

Länge

149 Meter

Breite

21,50 Meter

Tiefgang

6,70 Meter

Stabilisatoren

ja

Passagiere

567 (bei 2er Belegung)

Besatzung

250 Personen

 

Das Foyer ist so belebt wie auf kaum einem anderen Schiff

 

Die Rezeption liegt tief im Bauch der SAPPHIRE

 

Auch Kabinen in unteren Kategorien sind oft ungewöhnlich groß

 

Die achteren Liegen haben ein schornsteinbedingtes Rußproblem

 

In der Bibliothek sind auch zwei Internet-Terminals

 

Auf neueren Schiffen gibt’s oft kein Bordkino mehr

 

Die Boutique hat eine beeindruckend große Auswahl an Duty-Free-Waren

 

Im Café de Paris speist man vom Buffet

 

Die Fitness-Geräte haben Meerblick und Frischluft

 

Harry’s Bar profitiert von der großen Glasfront

 

Die Lounge ist tagsüber lichtdurchflutet

 

Die Raffles-Disco erwacht erst nachts zum Leben

 

Der Pool ist groß genug für ein paar Schwimmzüge

 

Für die zahlreichen Kinder gibt’s eine Videospielecke

 

Achtern liegt ein halb offener Wintergarten



Das Restaurant der SAPPHIRE