Das kleinste Schiff in der Viking-Flotte: Die THEODOR FONTANE.




Sigrid Schmidt




Theodor Fontane ist den meisten Passagieren des gleichnamigen Flusskreuz-fahrtschiffes ein Begriff. Sie gehören zu der Altersklasse, die das Gedicht vom Birnbaum des Herrn Ribbeck auf Ribbeck im Havelland in der Schule auswendig lernen mussten. Diese Altersklasse ist auch die Zielgruppe, nach deren Wün-schen und Bedürfnissen das Leben an Bord und die Landausflüge ausgerichtet sind. Weltoffene Menschen, interessiert an Kunst und Kultur, die Wert auf einen gewissen Standard, ruhige Atmosphäre und gute Betreuung legen. Die Umsetzung dieses Konzeptes ist gelungen, denn gegen Ende der Reise hört man von vielen Passagieren, sofern sie nicht sowieso Repeater sind, dass die Reise sehr schön gewesen sei und man auch gerne wieder bei Viking River Cruises buchen werde, vielleicht ein anderes Schiff und eine andere Route ausprobieren möchte.

 

Die THEODOR FONTANE (Prospektname: VIKING FONTANE) ist das kleinste Fluss-kreuzfahrtschiff von Viking River Cruises. Sie hat eine baugleiche Schwester, die CLARA SCHUMANN, die ausschließlich englischsprachige Passagiere befördert und auf dem deutschen Markt nicht angeboten wird.

 

Das Revier der THEODOR FONTANE ist die Elbe – von Magdeburg nach Prag und umgekehrt. Die Reise dauert jeweils eine Woche, An- und Abreisetag ist der Sonntag.

Andere Strecken haben sich als unattraktiv oder technisch ungünstig erwiesen.

 

Betritt man das Schiff, steht man sofort im Mittelpunkt des Geschehens: ein hel-les, freundliches Foyer mit Rezeption und Bordboutique. Im vorderen Drittel des Schiffes befinden sich im Oberdeck die Lounge mit Bar, kleiner Bordbibliothek und Kaffee- / Teestation, darunter im Unterdeck das Restaurant.

Alle Wege auf dem Schiff – von woher und wohin auch immer – führen durch das Foyer. Im Durchgang zur Lounge hängt eine Informationstafel mit dem Tagespro-gramm, Speisekarten für Mittag- und Abendessen und aktuellen Informationen.

Im hinteren Bereich des Schiffes liegen im Ober- und im Unterdeck die Passa-gierkabinen, im Unterdeck auch die Sauna.

 

An der Steuerbordseite außen führt eine Treppe auf das Sonnendeck und zum Arbeitsplatz des Kapitäns, der Brücke. Der vordere Teil des Sonnendecks ist überdacht und mit Tischen und Stühlen möbliert. Auf dem hinteren, nicht überdachten Teil stehen Sonnenliegen bereit. Einen Swimmingpool gibt es nicht. Das Vorschiff ist für Passagiere nicht zugänglich, auch eine seitliche Promenade ist nicht vorhanden.

 

Wohnen auf der FONTANE

Alle Kabinen sind Doppel-Außenkabinen mit großem Fenster und mit individuell regulierbarer Klimaanlage, Fernseher, Telefon und Fön ausgestattet. Bei den Betten handelt es sich um ein Klappbett und eine Schlafcouch pro Kabine, was in den 11 Quadratmeter kleinen Kabinen tagsüber Platz und eine wohnliche Atmos-phäre schafft. Wenn man sich aber nach einem Landgang für kurze Zeit auf dem Bett ausruhen möchte, ist das nur nach „Umbauarbeiten“ möglich. Bleiben Klapp-bett und Couch auch tagsüber zum Liegen ausgeklappt, wird es eng in der Kabine.

 

Beim Auspacken des Koffers wird man schnell feststellen, dass es mit Stauraum in der Kabine nicht gerade üppig aussieht. Es gibt keine Schubladen, um Kleinig-keiten zu verstauen. Der Kleiderschrank hat oben zwei Ablagefächer, die mit Rettungswesten und Wolldecken ausgefüllt sind. So bleiben nur zwei Fächer über dem Fernseher für Wäsche, Pullover etc., weitere Gegenstände müssen mangels anderer Möglichkeiten auf dem offenen Bord über dem Klappbett ihren Platz finden.

 

Außer der Steckdose im Bad für Rasierer gibt es in der Kabine nur eine einzige Steckdose (deutsche Gerätestecker passen). Wenn man seinen eigenen Fön benutzen möchte, Handy und Kamera aufgeladen werden müssen, ist genaue Planung erforderlich. Die Kabinen haben keinen Safe. Wertgegenstände können aber an der Rezeption zur Aufbewahrung im Tresor abgegeben werden.

 

Das Bad mit Duschecke und Spiegelschrank ist ausreichend groß, aber auch hier könnte etwas mehr Stauraum vorhanden sein. Im Spiegelschrank werden auch überreichliche Toilettenpapiervorräte aufbewahrt, damit ist schon ein Fach belegt.

Die Duschabtrennung besteht aus einem Duschvorhang, eine Duschtasse gibt es nicht, sondern einen Abfluss in der Duschecke. Die Dusche liefert genug Was-ser für ein komfortables Duschen, wobei aber bei unvorsichtigem Umgang mit der Handbrause auch der gesamte Fliesenboden nass wird. Das Wasser fließt zwar zügig ab und der Boden trocknet wieder, aber auf Socken kann man das Bad bis dahin nicht betreten.

 

Das Fernsehgerät bietet neun Programme, davon sechs deutschsprachige. Hinzu kommen ein Info-Kanal mit Informationen über das Schiff, die Technik des Schif-fes, die Besatzung und eine Dia-Show über die Anlaufhäfen.

 

Vorzüglich essen

Alle Mahlzeiten werden im Restaurant im Unterdeck in einer Sitzung serviert. Jeder Passagier hat seinen festen Platz. Die Tischplatzreservierungen werden am Ein-schiffungstag vorgenommen.

 

Das Frühstück wird in Form eines sehr gut sortierten Frühstücksbuffets im Restaurant gereicht, das seine Pforten zwischen 6.30 Uhr und 7.30 Uhr für zwei Stunden öffnet. Die Öffnungszeit richtet sich nach dem Programm für den Tag bzw. dem Beginn der Landausflüge. Frühaufsteher können sich in der Lounge an der Kaffee- / Teestation schon eine Stunde vor Frühstücksbeginn heiße Getränke selbst zubereiten, außerdem stehen Säfte und Gebäck bereit.

 

Das Mittagessen kann wahlweise im Restaurant oder am Buffet in der Lounge eingenommen werden.

Das Mittagessen im Restaurant besteht aus drei Gängen: Einer Suppe, einem Hauptgang (zwei Wahlmöglichkeiten) und Dessert (wiederum zwei Alternativen). Außerdem gibt es ein Salatbuffet, an dem zusätzlich noch eine Tagesspezialität angeboten wird.

Am Alternativ-Buffet in der Lounge gibt es Salat, eine Suppe, ein warmes Gericht, ein Dessert und Sandwiches.

 

Das Abendessen besteht aus vier Gängen – bei jedem Gang kann aus zwei Alter-nativen gewählt werden – mit Ausnahme des Willkommens-Dinners am Ankunfts-tag, bei dem eine feste Speisenfolge serviert wird, und des Kapitäns-Dinners mit sechs Gängen, ebenfalls ohne Wahlmöglichkeit. Das Essen ist von ausgezeich-neter Qualität und wird ansprechend präsentiert, so dass keine Wünsche offen bleiben. Allzu ausgefallene Speisen, die das Publikum vermutlich nicht schätzen würde, stehen nicht auf dem Speiseplan.

 

Die Zeiten für Mittag- und Abendessen richten sich auch nach dem Tagespro-gramm und nach dem Beginn bzw. Ende der Landausflüge.

 

Information und Unterhaltung

Täglich findet eine Informationsveranstaltung in der Lounge statt – wenn es das Programm zulässt, vor dem Abendessen, sonst danach – über den nächsten Landausflug und die an Bord geplanten Aktivitäten.

 

Die Unterhaltung am Abend in der Lounge ist abwechslungsreich: Quiz, Konzert, Lichtbildervortrag des Kapitäns, Crew-Show und / oder Live-Musik des Bordmusi-kers.

Eine Alternative zur Veranstaltung in der Lounge gibt es nicht, dafür bietet das Schiff keinen Raum. Wenn einem der Sinn nicht nach einer Veranstaltung am Abend steht, bleibt als Alternative nur die Kabine oder, wenn es das Wetter zulässt, das Sonnendeck.

 

Fährt das Schiff tagsüber einige Stunden, gibt es in der Lounge oder bei gutem Wetter auf dem Sonnendeck zum Beispiel vormittags einen Frühschoppen oder nachmittags ein Kaffeetrinken mit Kuchen.

Wenn keine Landausflüge anstehen, wird morgens auf dem Sonnendeck Früh-gymnastik angeboten.

 

Service und Sauberkeit des Schiffes 

Das Servicepersonal kommt überwiegend aus Ungarn und der Slowakei, spricht jedoch gut deutsch.

Die Kabinen werden morgens aufgeräumt und gereinigt und während des Abend-essens zum Schlafen hergerichtet (Klappbett aufgeklappt, Couch zum Schlafen umgebaut).

Der Service im Restaurant und in der Lounge entspricht dem angestrebten Vier-Sterne-Standard. Neue Servicekräfte, die noch eingearbeitet werden, gleichen die noch nicht vorhandene Routine durch Freundlichkeit und Diensteifer aus.

 

Die Rezeption ist ständig besetzt, so dass stets jemand da ist, der Fragen beant-wortet und sich der Anliegen der Passagiere annimmt.

Wenn nahezu alle Passagiere zusammen vom Landausflug zurückkommen und an der Rezeption ihre Kabinenschlüssel abholen wollen, herrscht im Foyer für kurze Zeit Gedränge. Das eingespielte Team hat jedoch die Situation im Griff; in Minutenschnelle hat jeder seinen Schlüssel.

 

Der am Foyer liegende kleine Bordshop wird von der Rezeption mit betreut. Das Angebot erstreckt sich von T-Shirts, Polo-Shirts und Sweat-Shirts über Parkas und Kappen bis zu Regenschirmen, alle mit dem Logo von Viking River Cruises. Außerdem gibt es Souvenirs und ein kleines Sortiment an Kosmetika.

 

Das Schiff ist auffallend sauber und gepflegt. Die Tische, Stühle und Liegen auf dem Sonnendeck werden nach Regen schnell wieder getrocknet und die Polster-auflagen verteilt.

 

Sauna

Die wenig frequentierte Sauna im Unterdeck des Schiffes ist nicht ständig in Be-trieb. Wer sie benutzen möchte, muss dies an der Rezeption eine Stunde vorher anmelden, damit sie angeheizt werden kann. Die Saunakabine ist mit Thermome-ter und Sanduhr ausgestattet, eine einfache Dusche, Handtücher und Bademäntel sind vorhanden.

Es gibt aber keinerlei Möglichkeit, sich zwischen mehreren Saunagängen auszu-ruhen. Im Saunavorraum steht nur ein Stuhl, keine Liege/n, auch keine Getränke. Damit ist ein erholsames Saunen mit Ausruhen zwischen den Saunagängen nicht möglich. Bei dem geringen Interesse, das der Sauna entgegengebracht wird, tut Viking River Cruises wohl daran, auf neuen Schiffen auf das Sauna-Angebot ganz zu verzichten.

 

Trinkgelder

Die Trinkgelder werden in einem Pauschalbetrag gezahlt und unter der Crew ver-teilt. So ist gewährleistet, dass auch die dienstbaren Geister, die die Passagiere nicht zu Gesicht bekommen, ihren Anteil erhalten. In der Kabine findet man einen Umschlag mit der Aufschrift „Trinkgeld“ vor, an der Rezeption befindet sich eine „Trinkgeld-Box“. Die Trinkgeldempfehlung lautet „7 bis 10 Euro pro Tag und Passagier“.

 

Was noch auffällt

Die Treppen im Schiff sind recht steil, für gehbehinderte Passagiere sind vom Oberdeck aus sowohl zum Restaurant im Unterdeck wie auch zum Sonnendeck jeweils Treppenlifte vorhanden, nicht jedoch zu den Passagierkabinen im Unter-deck. – Das Restaurant im Unterdeck ist von den Kabinen im Unterdeck aus nicht direkt zu erreichen, der Weg führt zunächst treppauf zum Foyer, dann wieder trepp-ab zum Restaurant. Das bedeutet, dass gehbehinderte Passagiere vom Unter-deck aus das Restaurant nicht erreichen können. Für sie sind nur die Oberdeck-Kabinen geeignet. – Es ist ein Fotograf an Bord, der bei besonderen Ereignissen fotografiert, aber auch respektiert, wenn man nicht fotografiert werden möchte. – Für schmutzige Wäsche befinden sich Wäschebeutel in den Kabinen, die der Kabinenstewardess für die Wäscherei übergeben werden können.

Die THEODOR FONTANE ist ein familiäres Schiff mit vielen Wiederholern und Viking-Stammkunden. – Die Freundlichkeit der Crew ist sprichwörtlich; ihr redliches Bemühen um die Passagiere zeigt sich u.a. darin, dass man nach kurzer Zeit alle Passagiere persönlich kennt.

 

Routen, Ausflüge und Landgänge

Die Landausflüge für die ganze Reise können im Voraus im Paket gebucht werden, was die Passagiere überwiegend auch tun. Private Unternehmungen der Passagiere sind eher selten. Wenn das Ausflugspaket gebucht ist, bleibt dafür auch kaum Zeit. Dennoch hält die Rezeption kopierte Stadtpläne bereit, und die Reiseleitung ist mit der Route vertraut genug, um individuelle Ratschläge geben zu können.

Die Ausflüge sind ausnahmslos sehr gut organisiert, beginnen und enden pünkt-lich zur angegebenen Zeit, und sind gut betreut. Für jeden Hafen liegen kopierte Stadtpläne mit eingezeichnetem Liegeplatz des Schiffes und Prospekte der ent-sprechenden Orte und/oder Sehenswürdigkeiten zum Mitnehmen im Foyer bereit.

 

Bei Fahrten von Prag nach Magdeburg liegt das Schiff nachts am Anleger und legt erst in den frühen Morgenstunden ab. Wer sich beim Schlafen schon durch leichte Fahrgeräusche oder Vibrationen gestört fühlt, sollte diese Route wählen. Außerdem bietet sie die Möglichkeit für abendliche Landgänge und reichlich Gelegenheit, tagsüber vom Sonnendeck aus oder durch die großen Fenster der Lounge die vorbeiziehenden Elbufer zu beobachten.

Bei nächtlichen Fahrten, die in umgekehrter Richtung wegen der Fahrt gegen den Strom nötig sind, entgehen einem die während der Nacht zurückgelegten Strecken.

 

Bordleistungen und Preise

Bordfotograf: Foto 5 €.

Bordshop: T-Shirt 12,50 €, Polo-Shirt 22,50 , Kappe 9,50 , Schirm 9 €.

Getränke: Mineralwasser (1 Liter) 4,50 , Soft-Drinks (Coca-Cola etc.) 2,40 , Kaffee 2 , Cocktails 5,50 bis 7 , Bier (Budweiser 0,33l) 2,60 , Hauswein 0,25 Liter 3,50 .

Wäscherei: Hose / Jeans (Waschen + Bügeln) 6 , Bügeln 4, Hemd (Waschen + Bügeln) 4 , Bügeln 3, Kleid (Bügeln) 8, (Bügeln) 8 , T-Shirt (Waschen + Bügeln) 3,50 , Bügeln 2,50 , Unterwäsche 2.


Im Restaurant speisen alle Passagiere in einer Sitzung.

 

Mittag gibt’s in der Lounge auch eine leichte Lunch-Alternative am Buffet.

 

Gut sortiert und reichlich: Das Frühstücksbuffet.

 

Treffpunkt auf der THEODOR FONTANE: Der einzige Gesellschaftsraum.

 

Mit einen Cocktail am Abend erwartet die Bar die Besucher der Lounge.

 

Eine kleine Bibliothek ist vorn in die Lounge integriert.

 

Mit 11 Quadratmetern recht eng: Die Kabinen auf der FONTANE.

 

Ganztägig verfügbar: Die Kaffee-/Tee-Station in der Lounge.


Technische Daten der THEODOR FONTANE

Passagiere 124 in 60 Außenkabinen
Besatzung 28
Vermessung 1177 BRZ
Länge 94,80 Meter
Breite 11,40 Meter
Tiefgang 0,90 Meter
Passagierdecks 3
Geschwindigkeit 22 km/h
Stromspannung 220 Volt
Flagge Deutschland

 


Dieses Schiffsportrait entstand an Bord der THEODOR FONTANE vom 21. bis 28. Mai 2006.




Bei schönem Wetter verlagert sich das Bordgeschehen aufs Sonnendeck.