Die
Mittelmeerschönheit Mallorca ist eine Geliebte und heißbegehrt dazu. Im
Laufe der Jahrhunderte wurde sie von Römern, Arabern, Mauren, Byzantinern,
Piraten und Vandalen, ja, sogar von Festlandspaniern erobert, besetzt und
unterdrückt. Die Insel ist 110 Kilometer lang, bis zu 90 Kilometer breit und
gesegnet mit einer grandiosen, abwechslungsreichen Landschaft. Hier findet
jeder, was er sucht.
Abgeschiedene
Gebirgsregionen, in denen ehrwürdige Klöster zur inneren Einkehr bitten,
schroffe Felsklippen, die aus dem Wasser ragen, tiefe Schluchten und dunkle
Höhlen, die an Drachen und Fabelwesen erinnern. Es gibt liebliche Täler,
fruchtbare Obst-, Mandel- und Olivenplantagen, ausgedehnte Acker- und
Weideflächen und sonnenverwöhnte Weinfelder, endlos lange Badestrände für
Sonnenanbeter und unberührte Buchten für Individualisten. Dazwischen liegen
idyllische Dörfer, wehrhafte Türme, im Wind knarzende Mühlen, verträumte
Orte und historische Städte mit engen Gassen, prachtvollen Kirchen und
Palästen aus einer anderen Zeit.
Mallorquiner sind gelassen und liebenswert, aber auch zurückhaltend und
verschlossen, stolz und eigensinnig. Die charakteristische Landschaft will
entdeckt, die traditionsbewusste Lebensweise ihrer Bewohner respektiert
werden. Und so ist und bleibt die Bodenständigkeit der heimatverbundenen
Mallorquiner so einzigartig und facettenreich wie das faszinierende Licht
des Südens, das jeden verzaubert – eine Insel, wo es die Menschen nicht
eilig haben, wo Männer und Frauen frisch und jung bleiben, wo nicht einmal
Worte verschwendet werden, wo die Sonne länger scheint, wo du Ruhe und Muße
erfährst, dich im Lichte duschen und in den Sonnenuntergängen baden kannst,
schwärmte Anfang des letzten Jahrhunderts der katalanische Maler,
Schriftsteller, Journalist und Theaterautor Santiago Rusiñol von Mallorca.
Bis auf einige Bausünden und öde Bettenburgen zwischen Can Pastilla, Platja
de Palma / S‘Arenal und Alcudia ist Mallorca überall schön. Dennoch gibt es
nur wenige Küstengebiete, wo Land und Meer so wunderbar harmonieren wie in
Cala d’Or, unserem Lieblingsort. Das beliebte Ferienzentrum an der Ostküste
mit geschmackvollem Ortskern, wurde erbaut im ibizenkischen Stil, passt
hervorragend in die mallorquinische Landschaft und beweist einmal mehr, dass
man auf Mallorca durchaus umweltbewusst und landschaftsverträglich zu bauen
versteht, wie ein Reiseführer lobend notiert. Die Privatvillen und Pools in
hübsch gepflegten Gärten halten sich dezent zurück. In der Hochsaison ist
die Fußgängerzone mit gemütlichen Cafés, kleinen Souvenirshops, modischen
Boutiquen und einladenden Open-Air-Restaurants leider häufig
menschenüberfüllt, so dass man die Harmonie der weiß gekalkten Türmchen,
Balkone und Erker, das viele Grün der blumengeschmückten Höfe in den ein-
bis zweistöckigen Häusern gar nicht so richtig wahrnehmen und genießen kann.
Exklusiv geht es in der neu angelegten Marina Porto Cari zu. Dort reiht sich
Yacht an Yacht, eine mondäner als die andere. Zu einem gelungenen Badeurlaub
tragen auch die zahlreichen, fjordähnlichen Buchten mit kristallklarem
Wasser und das halbe Dutzend kleiner Strände bei, die von kiefernbestandenen
Kalkfelsen flankiert werden. Die vier Kilometer landeinwärts gelegenen Orte
Calonge und S’Horta sind bäuerlich geprägt und von klassischen, liebevoll
restaurierten Fincas umgeben. Die alten Bauernhöfe erinnern an den
ursprünglichen, entbehrungsreichen Alltag der Mallorquiner und können
teilweise gemietet werden – so auch zwei wunderschöne Refugien auf der
zweihundert Jahre alten Finca Sa Conca in einem 20.000 m² großen Park an der
Cami des Comtés am Rande des Dorfes Calonge, eingebettet in einer Landschaft
von mediterrander Heiterkeit.
Genauso schön und praktisch wie die ibizenkischen Häuser in Cala d’Or sind
die architektonischen Dorfschönheiten entlang der Cala Fornells, gut 2
Kilometer westlich von Peguera. In warmen, fröhlichen Farben, verspielt,
aber nicht kitschig, ruhen die harmonischen Häuser und Apartments in der
pinienbestandenen Naturlandschaft. Schöpfer dieser „Dörfer” (Aldeas) war
Pedro Otzoup, ein Russe aus Petrograd, der hier ein hübsches Pueblodorf in
Anlehnung an den mexikanischen Baustil schuf. Die pittoresken Häuser –
stufenförmig angelegt, geschickt ineinander verschachtelt und großzügig
bepflanzt – verschmelzen zu einem architektonischen Gesamtkunstwerk, dass es
auf Mallorca nur einmal gibt. Auch das Interieur der Wohnungen ist
unverwechselbar und mit vielen kleinen und liebevollen Details
ausgeschmückt. Wenngleich Otzoup offiziell nie als Architekt anerkannt
wurde, entwarf er doch weit über hundert Privatvillen zwischen Santa Ponça,
Peguera und Port d’ Andratx. Wer hier eine Villa oder eine Wohnung sein
Eigen nennt, hat sich für einen Teil Mallorcas entschieden, der durch
idyllische Ruhe und die felsige Küste oberhalb des türkisfarbenen Meeres
geprägt ist.
Hinter Andratx windet sich entlang der steilen Westküste eine kurvenreiche
Straße durch eine wildromantische Landschaft bergauf und bergab und eröffnet
uns bezaubernde Ausblicke auf die Natur und das glitzernde Meer. Vor allem
bei Sonnenuntergang vom acht Meter hohen Torre del Verger, den die
Mallorquiner auch Torre de Ses Animes, Turm der Seelen, nennen. Außerdem
geht es an Natursteinhäusern vorbei durch das verträumte Dorf Estellencs in
den Ort Banyalbufar, den die Mauren gegründet haben, um auf den ringförmig
angelegten Terrassen Wein anzubauen. Statt des guten Malvasia gedeihen hier
nur noch Obst, Tomaten, Paprika und andere Gemüsesorten. Für den Wein gibt
es inzwischen geschütztere Lagen – z. B. an den sonnigen Hängen südöstlich
des Tramuntana Gebirges rund um Benissalem, Santa Maria del Carmi und
Sencelles.
Kurz darauf erreichen wir Valldemossa, das vermutlich meistbesuchte Dorf der
Insel. Angelockt von der ehemaligen Kartäuserklause, ziehen die Besucher
scharenweise durch den Ort hinauf in die Klosterzellen, in denen George Sand
und ihr lungenkranker Liebhaber Frédéric Chopin 1838/39 überwintert haben.
Den streng |
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katholisch
erzogenen Dorfbewohnern war die emanzipierte, Hosen tragende, Zigarren
rauchende, in wilder Ehe lebende Schriftstellerin ein Dorn im Auge,
berichtet ein Reiseführer. Die abweisende Haltung der Bauern gegenüber den
Künstlern und die Sorge, von Chopins Krankheit angesteckt zu werden, war
groß und beendete den
Kuraufenthalt
der extrovertierten Gäste früher als geplant; wobei die zwei ungeheizten
Klausen und das feuchte Winterklima ein Übrigens taten. Trotz der kurzen
Episode zehren Valldemossa und die Kartause noch heute prächtig von der
skandalösen Romanze des berühmten Künstlerpaares, das mit Sands Kultbuch
„Ein Winter auf Mallorca” und Chopins Regentropfenprélude an jene Zeit
erinnert. Sehenswert sind auch die Klosterapotheke, die Klause des Priors
und das im Kloster untergebrachte Museo Municipal.
Palmen, Zypressen und Olivenbäume, terrassierte Obst- und Gemüsegärten
gedeihen zwischen engen Gassen und steilen Treppen. Farbenprächtige
Boungainvilleas ranken an den Mauern der urigen, hübsch gepflegten
Natursteinhäuser empor. Kleine Cafés, Restaurants und zahlreiche Galerien
sind die Visitenkarte des pittoresken Künstlerdorfes Deià. Es liegt
traumhaft am Fuße des Puig Es Teix mit weitem Blick über das Meer, den wir
in Deià vom höchsten und ruhigsten Punkt, dem Kirchgarten, genießen. Der
wehrhafte Ort, der schon zu maurischen Zeiten bewohnt war, verdankt seinen
Ruhm dem britischen Schriftsteller Robert Ranke Graves, der mit dem Roman
„Ich, Claudius, Kaiser und Gott” weltbekannt wurde. Seit Beginn des
20. Jahrhunderts zog der Ort Maler, Schriftsteller, Musiker und Schauspieler
an. Hier lebten Santiago Rusiñol, Anäis Nin, Pablo Picasso, Ava Gardner,
Alec Guinness und Peter Ustinov. Später folgten Gabriel Garcia Marquez,
Andrew Lloyd Webber, Pierce Brosnan und schließlich Michael Douglas durch
den Erwerb der Finca S’Estaca an der Straße zwischen Deià und Valldemossa,
ganz in der Nähe von Son Marroig, dem ehemaligen Landsitz des
österreichischen Erzherzogs Ludwig Salvator von Habsburg. Einige nutzen die
Popularität des Künstlerdorfes sehr erfolgreich. In den 1980er Jahren war
Deià Schauplatz der ZDF-Serie „Hotel Paradies”, und vermutlich wissen nur
die wenigsten Hotelgäste, dass der englische Milliardär Sir Richard Branson
(Virgin) das Nobelhotel La Residencia sein Eigen nennt.
Mallorca wird in allen Reiseführern gerne als „Insel der Stille” bezeichnet,
lange bevor der Massentourismus Einzug hielt. Die vielgepriesene Stille und
einmalige Schönheit Mallorcas finden wir noch heute, am ehesten in dem
kleinen Ort Orient, der Lichtjahre von der Gegenwart entfernt zu sein
scheint, aber auf Pilger und Wanderer eine besondere Anziehungskraft ausübt.
Das gepflegte Dorf, in dem sich 30 Einwohner um die Wallfahrtskirche Sant
Jordi scharen, verdankt seine Existenz der landwirtschaftlichen Nutzung.
Mandelplantagen, Olivenhaine und Schafzucht dominieren die terrassenförmig
angelegte Landschaft.
Nicht ganz so ruhig, als Ausflugsziel aber umso beliebter, ist das schmucke
Örtchen Fornalutx, das mehrfach als schönstes Bergdorf Spaniens
ausgezeichnet wurde und auf uns wie ein Freilichtmuseum wirkt. Schönheit
verpflichtet. Und so sind die verwinkelten Gassen mit den penibel
renovierten Häusern des Treppenortes und die von Platanen beschattete Plaça
am Fuße der Kirche Santa Maria auf das Feinste herausgeputzt und üppig mit
Blumen- und Pflanzen dekoriert.
Vor den Piraten flüchteten sie damals über steile Gassen und Treppen zum
Stadtberg hinauf und verschanzten sich hinter den mächtigen Mauern der
Wallfahrtskirche Sant Salvador, die über Artà auf einer Kuppe thront. Was
für eine traumhafte Aussicht! Im Nordosten breiten sich Meer und Küste aus,
im Westen die unter Naturschutz stehende hügelreiche Naturlandschaft und im
Süden die weite Macchia, eine buschartige Ebene, aufgelockert von Oliven-,
Pfefferbäumen und Zwergpalmen. Zu unseren Füßen liegt Artà. Besucht wird der
Ort hauptsächlich wegen eines Klosters namens Ermita de Betlem und der
Cuevas d‘ Artà, einer Höhle an der Küste nahe Canyamel, wo in einem
Turmrestaurant einmal die Woche Spanferkel am Spieß gebraten wird. Im
Gegensatz zu den nahegelegenen Ferienorten Cala Ratjada, Canyamel und dem
Hügelstädtchen Capdepera mit Mallorcas besterhaltenem Castell bleibt Artà
vom touristischen Rummel weitgehend verschont. Besonders witzig finden wir
die Verkehrsinsel mit Service auf dem Placa de S‘ Aigua inmitten der
Altstadt. Dort hat die Bar Ca’n Mateu Tische und Stühle auf den alten
Brunnenplatz gestellt, der heute als Verkehrsinsel dient, und serviert
mallorquinische Snacks unter freiem Himmel.
Die Brandung des Meeres hinterließ Auswaschungen an Land, dunkle Höhlen im
Gestein und scharfkantige Klippen. Zwischen den schroffen Felswänden entlang
der Ostküste reiht sich Bucht an Bucht, dazu ein paar Palmen und viel Grün
zwischen den Häusern. An einer dieser fjordartigen Buchten liegt der
idyllische Ort Cala Figuera, ein originelles Fischerdorf mit einem traumhaft
schönen Hafen, wie er stimmungsvoller nicht sein kann, besonders zum
Frühstück am Morgen bei Sonnenaufgang. So ursprünglich wie diese Bucht muss
Mallorcas Ostküste einst überall gewesen sein. Auch der Ort ist klein,
gemütlich und bescheiden geblieben. Erst im Jahr 1938 wurde in seiner Mitte
eine Kirche erbaut, die inzwischen zweckentfremdet als Speiselokal dient.
Sanft und heiter zeigt sich auch Portocolom, der ruhige, wettergeschütze
Hafen von Felanitx, von wo schon im 13. Jahrhundert die gekelterten Weine
verschifft wurden. Heute lebt der verträumte Ort an der weit geschwungenen
Bucht von Fischfang und Fremdenverkehr. Wir sitzen in einem kleinen
Restaurant, speisen zu mallorquinischem Wein sopa de peix, die hier frisch
in die Terrine kommt, genießen den Sonnenuntergang über Portocolom. Der Ort
beginnt zu leuchten – als ergösse sich flüssiges Gold über die Türme, Häuser
und Boote. Für Minuten scheint alles zu glühen, als käme das Leuchten von
innen heraus. Dann verblasst es, und fällt der Dämmerung anheim. Ein Himmel
wie Türkis, das Meer wie Lapislazuli, die Küste wie Smaragd, und die Luft
lauwarm, notierte erfreut Frédéric Chopin im Oktober 1838. Nur Gitarren und
Gesang durchdringen die Stille.
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