Berufe und Künstler an Bord Ferienkrimi

Seemannsgarn mit Hein Mück 

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Professor Reiner Ginzel und Ehefrau Gitti Ginzel

 

Mit dem Cello zur See

Prof. Reiner Ginzel begeisterte AMADEA-Gäste                                                                     

Reiner Ginzel studierte bei dem hervorragenden Pädagogen Prof. Karl Grosch, einem Schüler des legendären Cellisten Julius Klengel. Damit begann eine verheißungsvolle musikalische Karriere.

Durch die Zusammenarbeit mit so herausragenden Künstlern wie den Komponisten Krzysztof Penderecki und Hans Werner Henze oder den Sängern Dietrich Fischer-Dieskau und Peter Schreier empfing Reiner Ginzel wertvolle musikalische Impulse.  

Nachdem er einige Jahre als Solocellist in verschiedenen deutschen Spitzenorchestern tätig war, berief ihn die Hochschule für Musik und Theater München als Professor an ihr Institut.

Neben seiner internationalen Jury-Tätigkeit (z.B. ARD-Wettbewerb, München) arbeitet er auch für renommierte Musikverlage (z.B. Peters, Frankfurt, oder Henle, München). Seine besondere Leidenschaft gilt der Kammermusik, der er als Mitglied des DEUTSCHEN STREICHTRIOs frönt. Seine Tourneen führten ihn in fast alle Länder Europas sowie nach Amerika, Afrika und Südostasien.

Großer Beliebtheit beim Publikum erfreuen sich immer wieder seine musikalisch-literarischen Programme, bei denen der unvergessene Rezitator Gert Westphal sein Mentor und und der Schauspieler Christian Quadflieg sein Inspirator waren.

Dabei ist oft seine Ehefrau Gitti Ginzel seine Partnerin, so auch auf MS AMADEA.

Zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie CDs dokumentieren Ginzels künstlerische Vielseitigkeit. Dr. Peer Schmidt-Walther

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Ferienkrimi
Raylan
Rezension von Dieter Bromund

Gute Kriminalromane erzählen Geschichten, die nur als Kriminalgeschichte erzählt werden können, schrieb  ein Kritiker neulich in der ZEIT, und warnte vor jenen Autoren, die glauben, jede Geschichte und jeden Stoff als Krimi verpacken zu können.

„Raylan von Elmore Leonard ist einer der Krimis der ersten Sorte. Der amerikanische Autor, Jahrgang 1925, fing mit Western Stories an, und als sein „Hombre ausgezeichnet (und später mit Paul Newman in der Hauptrolle verfilmt) wurde, begann er, auch Krimis zu schreiben. Er entwickelte Werbefilme, schrieb Drehbücher und immer weiter Krimis. Die Liste ist lang, viele wurden verfilmt, die amerikanisch Kritik lobt Leonard in höchsten Tönen, die New York Times nannte ihn den „besten Krimiautor der Gegenwart, vielleicht den besten aller Zeiten. In Deutschland ist man zurückhaltender.

„Raylan Givens hatte einen Haftbefehl in der Hand, der einem im Marihuanageschäft tätigen Mann, bekannt als Angel Arenas, siebenundvierzig, geboren in den USA, aber hundert Prozent Hispano, zugestellt werden sollte. So beginnt der 2012 in den USA erschienene Roman „Raylan, dessen Held  Ermittler im US-Marshall Dienst jetzt in Kentucky eingesetzt ist, im einstigen Zentrum der Kohleförderung der USA, seiner Heimat. Zweieinhalb Seiten weiter findet Raylan den Gesuchten in einem Motel: „Angel Arenas Kopf lag in der Rundung einer Badewanne, seine Haare trieben im Wasser, das ihm bis übers Kinn reichte, die Augen waren geschlossen, sein nackter Körper lag ausgestreckt in der bis zum Rand mit Eisstücken und sich rosa verfärbendem Wasser gefüllten Wanne. Dem Mann wurde eine Niere entfernt, doch er lebt noch.

So beginnt die Story, die auf 308 Seiten keine Sekunde Langeweile aufkommen lässt. Kriminalistisches Mitdenken ist nicht gefordert, unerwartete Wendungen im Verlauf  sind selten, der Leser (= die Kamera) folgt nicht nur dem Ermittler, sondern u. a. auch einem der Gejagten, Delroy. Der hält  mit zwei Stripperinnen, Cassie und Kim, in einem Auto in einem Wäldchen. „Während die beiden sich draußen nach einer guten Stelle zum Pinkeln umsahen, zog Delroy seine PPK aus dem Hemd und entsicherte sie. Cassie zog sich schon wieder die Hose hoch, als er ins Wäldchen trat. Kim hockte noch da. Er ging auf die beiden zu und erschoss Cassie zuerst. Sie fiel, ohne ein Geräusch von sich zu geben. Dafür schrie Kim sich die Lunge aus dem Hals. Delroy erschoss sie, und sie war ruhig. Er sah nach, ob auch keine von ihnen einen Ausweis dabeihatte, und schleifte ihre Leichen in die Büsche.

Sanft geht es in dieser Geschichte also nicht zu. Da operiert jemand Opfern eine Niere heraus und bietet sie ihnen mit Hilfe eines ehemaligen Drogendealers zum Rückkauf an – für horrendes Geld. Prostituierte werden bekifft und rauben Banken aus, eine Studentin, die ihr Jurastudium mit Prädikat abschloss, verliert mal eben 20.000 Dollar beim Pokern und gewinnt wenig später eine Million.

Charaktere vom Rande der Gesellschaft? Sie sind bei amerikanischen Autoren häufig zu finden, schon bei Faulkner und bei Hemingway begegnen wir ihnen. Bei Ernest Hemingway könnte Leonard in die Lehre gegangen sein. In seinen zehn Regeln fürs Schreiben empfiehlt Leonard, auf detaillierte Beschreibungen der Personen zu verzichten – und beruft sich dabei auf den Nobelpreisträger. Er hält sich an diese

Buchcover Raylan von Elmore Leonhard, Suhrkamp Verlag 

Elmore Leonard

Raylan
 

Suhrkamp Verlag, Berlin.

Aus dem Amerikanischen von Kirsten Risselmann.

308 Seiten, gebunden,

€ 9,99 [D], € 10,30 [A],

CHF 19,95,
ISBN 978-3-518-46395-6.

 

Suhrkamp/RAYLAN  

 



Regel ebenso wie an die, bei Dialogen nur das Verbum „sagte zu verwenden.

Vor allem befolgt er seinen obersten Grundsatz: „Wenns wie geschrieben klingt, schreibe ichs nochmal neu. Das alles trägt bei zur Faszination dieses Krimis.

Leonard beobachtet genau und beschreibt präzise in einer abgespeckten Prosa. Nur das Nötige wird erzählt, zurückgeblickt wird nicht, falsche Spuren werden nicht gelegt. Leonard versteht es meisterhaft, Gefühle in Taten umzusetzen, seine Helden reflektieren nicht über Gott und die Welt, über Gut und Böse. Handlung ist angesagt. Kritik an der Gesellschaft und dem, was sie aus der Natur macht, kommt ebenso daher. Zu all dem schreibt Leonard Dialoge vom Feinsten. Auch die machen den Reiz dieses Krimis aus und rufen nach Verfilmung.

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Seemannsgarn mit Käpt'n Hein Mück

►►► Tja, Bahnfahren ist gar nicht so leicht. Da hatte Hein Mück seine engste Familie eingeladen, zehn Erwachsene, zwei Kinder über 6, ein Kind unter sechs Jahren wollten von Bremen nach Leer fahren. Der Zeitplan des Tages verlangte eine Abfahrt um 8.54 Uhr. Hein druckte sich bei Bahnreisen seine Tickets immer selber aus und nahm nun an, was für einen gilt, gilt auch für eine Gruppe. Weit gefehlt. Am PC war das Ganze unmöglich. Also marschierte Hein zum Hauptbahnhof, zog eine Aufrufnummer und erfuhr nach einigem Warten dann an einem Schalter, dass er zuzüglich zum Fahrpreis noch 2,00 € für die Beratung der Bahn bezahlen müsse. Drüben am Schalter des Regionalverbundes sei es billiger. Doch die Damen dort waren nicht zuständig für eine Gruppe und verwiesen auf ein Reisebüro neben den Bahnschaltern. Die Leute dort winkten ebenfalls ab und verwiesen auf einen Automaten. An dem versuchte Hein sein Glück und verirrte sich im Tarifdschungel. Denn auf eine Karte konnten höchstens fünf Personen fahren, Kinder bis zum Alter von 6 Jahren fuhren frei, von 6 bis 14 galten zwei Kinder als ein Erwachsener. Irgendwie schaffte Hein es dann doch, drei Gruppentickets auszudrucken und mit seiner Kreditkarte alles zu zahlen. Doch leider galten diese Tickets erst ab 9.00 Uhr. Sechs Minuten also schwarzfahren? Hein wollte das sich und den Seinen ersparen und für alle Tickets von Bremen Hbf nach Delmenhorst Hbf kaufen. Dort hielt der Zug um 9.03 Uhr und die Karten galten endlich. Die Bahn, die diese Strecke zwar befährt und dort auch hält, verweigerte im Internet wieder den Verkauf und verwies auf den zuständigen Verbund. Den galt es nun erst mal zu finden. Und als er schließlich gefunden war, gab es wieder Tarifinformationen, mit denen Hein nichts anfangen konnte. Wie viele Preiszonen ist Delmenhorst Hbf von Bremen Hbf entfernt? Als Hein das dann herausbekommen hatte und am PC buchen wollte, versagte der Verbund sich. Also nochmal das ganze lange Spiel, an dessen Ende Hein dann erfuhr, dass, dort, wo in Bremen Straßenbahnfahrkarten verkauft werden, auch die Tickets für den Verbund zu haben seien, um die Ecke, sozusagen. Wehmütig denkt Hein an die guten alten Tage zurück, als man an einen Schalter ging, einmal Delmenhorst verlangte, dafür zahlte und mit einer braunen Pappfahrkarte, kaum größer als eine Briefmarke, in den Zug stieg. 

 

►►► Tja, Hein liest ja gerne, was andere über Bücher und ihre Verfasser zu sagen haben. Da ist dann von Überzeugungen die Rede, die ein Verfasser vertritt, von der Aktualität eines Themas und dem Zeitbezug. Wer den Geist der Zeit widerspiegelt, wird gern mit Preisen bedacht – bis hin zum Nobelpreis für Literatur. Neulich blätterte Hein in Goethes „Faust, der noch aus seiner Schulzeit stammte, und vertiefte sich in Goethes „Dichtung und Wahrheit, die er zu einem runden Geburtstag  geschenkt bekommen hatte. Und dann schlug Hein in Daten zur Geschichte nach. Was war eigentlich in der Welt los, als Goethe an diesen Texten arbeitete? Nicht weit von Weimar wurde 1806 die Schlacht von Jena und Auerstädt geschlagen, 1812 vernichteten der Winter und russische Truppen Napoleons Grand Armee, 1813 starben in Leipzig in der so genannten Völkerschlacht mehr Soldaten, als je zuvor in einem einzigen Gemetzel und 1815 entschied die Schlacht von Waterloo das Schicksal Europas. Nichts von all dem findet sich bei Goethe, der in Weimar lebte und arbeitete. Tja, denkt Hein, so geht´s auch. Man kann wohl auch schreiben, ohne sich um das zu kümmern, was um einen herum gerade an Weltgeschichte passiert.

►►► Tja, man macht doch immer wieder neue Erfahrungen, auch vor dem Reisen. Hein Mück hatte von monatelangem Regenwetter so viel zu viel, dass er ein Angebot annahm, mit dem Bus in die Toskana zu fahren. Es mag an dem grauen Wetter gelegen haben, am fehlenden Sonnenschein, der die Seele sonst aufheitert. Heins Herzallerliebste fragte zwei Tage vor der Reise, ob Hein sich nicht wohl fühle, er schleiche ja nur so durchs Haus. Hein protestierte, er fühle sich wohl, aber dann musste er doch zugeben, dass er nicht so froh wie sonst vor Reisen war. Was gepackt werden sollte, lag schnell auf einem Stapel, Kamera und Notizbuch. Ladegeräte und was man so braucht auf einer Reise. Zwei Postkarten an Freunde, die während seiner Abwesenheit Geburtstag hatten, waren schnell geschrieben und dann hatte Hein plötzlich viel Zeit, denn das Packen hatte sich die Herzallerliebste ausgebeten. Was macht man mit zwei Tagen, wenn die Stimmung trüb ist? Lesen mochte Hein nicht, das Buch, das er gerade genoss, war zu schwer, um mitgenommen zu werden. Im Garten lag eigentlich auch nichts an. Fernsehen tagsüber nein, das hatte es noch nie gegeben. Die Ablage machen, den Schreibtisch aufräumen, die Bilder auf dem Laptop bearbeiten? Hein sah die Notwendigkeit ein, hatte aber schlicht keine Lust, was er sonst nicht kannte. Nochmal an die Reiseführer gehen? Oder die homepages der zu besuchenden Orte anklicken und sich umsehen? Keine Lust! Aber einen Tag und einen halben vergammeln mochte Hein auch nicht. Da fiel ihm ein, er sollte eigentlich die Schuhe, die er auf der Reise tragen würde, noch mal putzen. Und das beschäftigte ihn dann einen Nachmittag lang, denn es blieb nicht bei dem einen Paar. Alles was im Schuhschrank stand, wurde geputzt und glänzte schließlich. Dabei war es Viertel vor sechs geworden und Hein trat dem Gedanken näher, den Abendschnaps, der anderswo Sundowner heißt, schon jetzt zu trinken. Denn irgendwo auf der Welt war es ja sicher schon sechs, die Stunde, zu der er seinem Schnaps gewöhnlich Ehre antat. Der Schnaps blühte im Mund und brannte sich seinen Weg in den Magen und wärmte Hein von innen. Die Sonne blinzelte zwischen zwei Schauern vom Himmel und Hein war zufrieden. Am liebsten hätte er seinen Freund, einen erfahrenen Arzt angerufen, weswegen so ein Schnaps solch stimmungsverändernde Wirkung hat. Aber der Freund war nicht zu erreichen.  

 

Hein wird also warten müssen mit der Erklärung des Stimmungsumschwungs und frischen Muts. Denn er komplimentierte die Herzallerliebste aus der Küche und machte sich selber an das Zubereiten des Abendessens.

 

►►► Tja, am 15. Mai war es endlich so weit hier an der Nordseeküste. Hein konnte zum ersten Mal ohne zu frieren wieder auf seinem Balkon sitzen und den Garten genießen, der sich aus den Kälteklammern befreit hatte. Ein Rhododendron blühte im Pott, die Felsenbirne zeigte, wie schön sie war, Elstern zankten sich um Nestplätze. Hein zählte nach und kam auf acht Monate, in denen er seinen Balkon nicht nutzen konnte, fast ein Dreivierteljahr also. Noch nie war es vor und nach dem Jahreswechsel so lange so kalt gewesen. Nun weiß Hein von seinen Seejahren her, wie Jahreszeiten und Wetter entstehen, doch so etwas wie am Ende des letzten und zu Beginn dieses Jahres hatte er noch nie erlebt. Deutschland war wieder geteilt. Im Süden lag man in der Sonne und besuchte Biergärten, im Norden hielt man sich an Tee Grog und trug Pullover. Auch eine Ost-West-Teilung gab es – wettermäßig – wieder. Hier fror man, dort schwitzte man. Der Meteorologe, der morgens im Radio das Tageswetter erläuterte, gab für das große Klimageschehen keine Erklärung ab. Hein muss also selber rauskriegen, was mit dem Wetter los ist. Eins fiel ihm auf: Von der Erwärmung der Erde hatte er in diesen acht Monaten kaum etwas gehört, gesehen oder gelesen.

 

►►► Tja, Hein fährt ja gern Rad, am liebsten natürlich mit Rückenwind oder im Schutz der Deiche. Und hat gelernt, dass auch beim Radfahren der richtige Druck in den Reifen wichtig ist. Also braucht man eine Pumpe. Heins Herzallerliebste, die noch lieber als Hein radelt, hat Pumpen öfter mal geschenkt bekommen und sie brav aufgehoben. Dieser Tage wurde eine neue gebraucht, als die bewährte den Geist aufgab. Und da erlebte Hein sein blaues Wunder. Die beiden eleganten Modelle, leicht und klein und sicher sehr teuer, waren nicht zu gebrauchen. Warum? Weil sie nicht zu den Ventilen der Schläuche passten. Zwar gab es Zwischenstücke, die man einsetzen konnte, aber auch die halfen nicht. So blieb den beiden Radlern nur übrig, die geschenkten Pumpen, made in Italy, auszumustern und eine Pumpe zu kaufen, die es als Modell schon hundert Jahre gab – für 4,90 €. Die passte in die Halterung, zum Ventil und auch zur Farbe des Rades. Und so konnte der Radelsommer beginnen.

 

►►► Tja, der Anruf  kam, als Hein gerade die Koffer ins Auto tragen wollte zu einer Fahrt nach Mainz. Heins Schwager rief an und bat Hein, doch ja seinen Tee mit zu bringen, denn den hätten sie nicht im Haus. Hein liebt seine Ostfriesenmischung, mit der er jeden Morgen beginnt, ein kräftiger dunkler Tee, süß und mit Wolke, will sagen, einer Spur von fetter Sahne. Die da im Süden bevorzugten andere Sorten, wie Hein herausfand, und nannten sogar Blätter und Blüten von Brombeeren, Pfefferminz und was weiß ich Tee statt Aufguss. Hein hielt sich mit spöttischen Bemerkungen zurück und erlebte, wie Schwester und Schwager drei Teelöffel Etwas in ein gewaltiges Sieb in einer gläsernen Halbkugel über einer Flamme warfen und die Halbkugel dann mit kochendem Wasser füllten, das sich sogleich färbte, aber über einen hellgelb-bräunlichen Ton nicht hinauskam. Das Sieb mit dem feuchten Etwas verschwand schnell und das Gebräu füllte die Tassen von Schwager und Schwester. Hein und seine Herzallerliebste genossen ihren Tee und erfuhren, dass es sich bei dem, was die Gastgeber, zu sich nahmen, auch um Tee handelte. Tee aus Darjeeling, über Bremen nach Deutschland eingeführt. Hein hat versucht, diesem Tee etwas abzugewinnen, doch vergeblich. Er bleibt bei seiner Ostfriesenmischung und ist jetzt auf der Suche nach einem Blechgefäß, das er mit auf Reisen nehmen kann. Denn diese Reise hat ihm wieder einmal bestätigt, je weiter weg von der Küste, desto lässiger der Umgang mit dem Begriff Tee.

►►► Tja, bei Tischgesellschaften wird Hein oft gefragt, was er so tut, und wenn er dann von seinen Seefahrten erzählt, erzählen seine Partner gern auch von ihren Seereisen, den früheren und den noch geplanten. Solche meist sehr anregenden Gespräche wechseln häufig die Richtung und konzentrieren sich auf ganz andere Themen, wenn Hein wissen möchte: „Warum reisen Sie eigentlich? Hein erzählt dann zum Beispiel, dass er vom Bernsteinzimmer in Sankt Petersburg sehr viel weniger gesehen hat als in einem Fernsehfilm von 45 Minuten, der die Restaurierung, die Schleifarbeiten und die ganze Pracht aus größter Nähe und in ungestörter Totale zeigte. Warum also hinfahren und im Gedränge und nach der Stoppuhr aus mittlerer Entfernung nach langem Warten sich umzuschauen? Häufigste Antwort und damit wohl auch der wichtigste Grund für Reisen: Man möchte erfahren, ob das, was man sich vorgestellt oder im Film gesehen hat, in Wirklichkeit auch so schön ist. Neulich stellte ein Tischnachbar Hein dieselbe Frage. Hein hatte ein paar Suppenlöffel lang Zeit, eine Antwort zu finden. „Aus Neugier, sagte er dann. Er wolle wissen, was in der anderen Stadt oder wie die andere Stadt tickt. Dazu gehören auch Sehenswürdigkeiten, aber sie sind nicht die Hauptsache. Noch wichtiger als das Ziel sei die Reise auf dem Schiff, der Genuss von Gastfreundschaft, Wasser, Wind und Wellen. Das verstand die Dame zu Heins Rechten nur in Bezug auf die Gastfreundschaft, in Bezug auf Wasser, Wind und Wellen gar nicht. Sie sei immer froh, wenn es was zu sehen gäbe, See und Himmel böten ja keine Abwechslung. Hein schwieg darauf und war froh, als das Thema sich beim Hauptgang wandelte.

►►► Tja, Hein hält sich zurück, wenn es um Gleichberechtigung von Mann und Frau geht. Nicht weil er davon nichts hält, sondern weil darüber so viel Unsinn geredet wird. Neulich machte ihn ein Fernsehbericht nachdenklich. Es ging um Königshäuser in Europa, in so aufgeklärten Ländern wie Dänemark und England. Wenn der Kronprinz König wird, wird seine Frau Königin – wie im Märchen. Und sie trägt dann häufig auch eine Krone. Das ist seit tausend Jahren so. Wenn aber eine Kronprinzessin Königin wird, bleibt ihr Mann Prinzgemahl, wird niemals König. Die Königin trägt eine Krone, der Gemahl nie. Soweit die Gleichberechtigung auf höchster Ebene. Hein wird wohl bei solchen Debatten weiterhin schweigen.

hr