Gute Kriminalromane erzählen Geschichten, die nur
als Kriminalgeschichte erzählt werden können, schrieb ein
Kritiker neulich in der ZEIT, und warnte vor jenen Autoren, die glauben,
jede Geschichte und jeden Stoff als Krimi verpacken zu können.
„Raylan”
von Elmore Leonard ist einer der Krimis der ersten Sorte. Der
amerikanische Autor, Jahrgang 1925, fing mit Western Stories
an, und als sein „Hombre”
ausgezeichnet (und später mit Paul Newman in der Hauptrolle verfilmt) wurde,
begann er, auch Krimis zu schreiben. Er entwickelte Werbefilme, schrieb
Drehbücher und immer weiter Krimis. Die Liste ist lang, viele wurden
verfilmt, die amerikanisch Kritik lobt Leonard in höchsten Tönen, die New
York Times nannte ihn den „besten Krimiautor der Gegenwart, vielleicht den
besten aller Zeiten”. In
Deutschland ist man zurückhaltender.
„Raylan Givens hatte einen Haftbefehl in der Hand,
der einem im Marihuanageschäft tätigen Mann, bekannt als Angel Arenas,
siebenundvierzig, geboren in den USA, aber hundert Prozent Hispano,
zugestellt werden sollte”. So
beginnt der 2012 in den USA erschienene Roman „Raylan”,
dessen Held Ermittler im US-Marshall Dienst jetzt in
Kentucky eingesetzt ist, im einstigen Zentrum der Kohleförderung der USA,
seiner Heimat. Zweieinhalb Seiten weiter findet Raylan den Gesuchten in
einem Motel: „Angel Arenas’ Kopf lag in der Rundung einer
Badewanne, seine Haare trieben im Wasser, das ihm bis übers Kinn reichte,
die Augen waren geschlossen, sein nackter Körper lag ausgestreckt in der bis
zum Rand mit Eisstücken und sich rosa verfärbendem Wasser gefüllten Wanne’.
Dem Mann wurde eine Niere entfernt, doch er lebt noch.
So beginnt die Story, die auf 308 Seiten keine
Sekunde Langeweile aufkommen lässt. Kriminalistisches Mitdenken ist nicht
gefordert, unerwartete Wendungen im Verlauf sind selten,
der Leser (= die Kamera) folgt nicht nur dem Ermittler, sondern u. a. auch
einem der Gejagten, Delroy. Der hält mit zwei
Stripperinnen, Cassie und Kim, in einem Auto in einem Wäldchen. „Während die
beiden sich draußen nach einer guten Stelle zum Pinkeln umsahen, zog Delroy
seine PPK aus dem Hemd und entsicherte sie. Cassie zog sich schon wieder die
Hose hoch, als er ins Wäldchen trat. Kim hockte noch da. Er ging auf die
beiden zu und erschoss Cassie zuerst. Sie fiel, ohne ein Geräusch von sich
zu geben. Dafür schrie Kim sich die Lunge aus dem Hals. Delroy erschoss sie,
und sie war ruhig. Er sah nach, ob auch keine von ihnen einen Ausweis
dabeihatte, und schleifte ihre Leichen in die Büsche”.
Sanft geht es in dieser Geschichte also nicht zu.
Da operiert jemand Opfern eine Niere heraus und bietet sie
ihnen mit Hilfe eines ehemaligen Drogendealers zum Rückkauf an – für
horrendes Geld. Prostituierte werden bekifft und rauben Banken aus, eine
Studentin, die ihr Jurastudium mit Prädikat abschloss, verliert mal eben
20.000 Dollar beim Pokern und gewinnt wenig später eine Million.
Charaktere vom Rande der Gesellschaft? Sie sind bei
amerikanischen Autoren häufig zu finden, schon bei Faulkner und bei
Hemingway begegnen wir ihnen. Bei Ernest Hemingway könnte Leonard in die
Lehre gegangen sein. In seinen zehn Regeln für’s
Schreiben empfiehlt Leonard, auf detaillierte Beschreibungen der Personen zu
verzichten – und beruft sich dabei auf den Nobelpreisträger. Er hält sich an
diese
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Elmore Leonard
Suhrkamp Verlag, Berlin.
Aus dem Amerikanischen von Kirsten Risselmann.
308 Seiten, gebunden,
€ 9,99 [D], € 10,30 [A],
CHF 19,95, ISBN 978-3-518-46395-6.
Suhrkamp/RAYLAN
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Regel ebenso wie an die, bei Dialogen nur das Verbum „sagte”
zu verwenden.
Vor allem befolgt er seinen obersten
Grundsatz: „Wenn’s wie geschrieben klingt, schreibe
ich’s nochmal neu”.
Das alles trägt bei zur Faszination dieses Krimis.
Leonard beobachtet genau und beschreibt präzise in
einer abgespeckten Prosa. Nur das Nötige wird erzählt,
zurückgeblickt wird nicht, falsche Spuren werden nicht gelegt. Leonard
versteht es meisterhaft, Gefühle in Taten umzusetzen, seine Helden
reflektieren nicht über Gott und die Welt, über Gut und Böse. Handlung ist
angesagt. Kritik an der Gesellschaft und dem, was sie aus der Natur macht,
kommt ebenso daher. Zu all dem schreibt Leonard Dialoge vom Feinsten. Auch
die machen den Reiz dieses Krimis aus und rufen nach Verfilmung.
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Tja, Bahnfahren ist gar
nicht so leicht. Da hatte Hein Mück seine engste Familie eingeladen, zehn
Erwachsene, zwei Kinder über 6, ein Kind unter sechs Jahren wollten von
Bremen nach Leer fahren. Der Zeitplan des Tages verlangte eine Abfahrt um
8.54 Uhr. Hein druckte sich bei Bahnreisen seine Tickets immer selber aus
und nahm nun an, was für einen gilt, gilt auch für eine Gruppe. Weit
gefehlt. Am PC war das Ganze unmöglich. Also marschierte Hein zum
Hauptbahnhof, zog eine Aufrufnummer und erfuhr nach einigem Warten dann an
einem Schalter, dass er zuzüglich zum Fahrpreis noch 2,00 € für die Beratung
der Bahn bezahlen müsse. Drüben am Schalter des Regionalverbundes sei es
billiger. Doch die Damen dort waren nicht zuständig für eine Gruppe und
verwiesen auf ein Reisebüro neben den Bahnschaltern. Die Leute dort winkten
ebenfalls ab und verwiesen auf einen Automaten. An dem versuchte Hein sein
Glück und verirrte sich im Tarifdschungel. Denn auf eine Karte konnten
höchstens fünf Personen fahren, Kinder bis zum Alter von 6 Jahren fuhren
frei, von 6 bis 14 galten zwei Kinder als ein Erwachsener. Irgendwie
schaffte Hein es dann doch, drei Gruppentickets auszudrucken und mit seiner
Kreditkarte alles zu zahlen. Doch leider galten diese Tickets erst ab 9.00
Uhr. Sechs Minuten also schwarzfahren? Hein wollte das sich und den Seinen
ersparen und für alle Tickets von Bremen Hbf nach Delmenhorst Hbf kaufen.
Dort hielt der Zug um 9.03 Uhr und die Karten galten endlich. Die Bahn, die
diese Strecke zwar befährt und dort auch hält, verweigerte im Internet
wieder den Verkauf und verwies auf den zuständigen Verbund. Den
galt es nun erst mal zu finden. Und als er schließlich gefunden war, gab es
wieder Tarifinformationen, mit denen Hein nichts anfangen konnte. Wie viele
Preiszonen ist Delmenhorst Hbf von Bremen Hbf entfernt? Als Hein das dann
herausbekommen hatte und am PC buchen wollte, versagte der Verbund sich.
Also nochmal das ganze lange Spiel, an dessen Ende Hein dann erfuhr, dass,
dort, wo in Bremen Straßenbahnfahrkarten verkauft werden, auch die Tickets
für den Verbund zu haben seien, um die Ecke, sozusagen. Wehmütig denkt Hein
an die guten alten Tage zurück, als man an einen Schalter ging, einmal
Delmenhorst verlangte, dafür zahlte und mit einer braunen Pappfahrkarte,
kaum größer als eine Briefmarke, in den Zug stieg.
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Tja, Hein liest ja
gerne, was andere über Bücher und ihre Verfasser zu sagen haben. Da ist
dann von Überzeugungen die Rede, die ein Verfasser vertritt, von der
Aktualität eines Themas und dem Zeitbezug. Wer den Geist der Zeit
widerspiegelt, wird gern mit Preisen bedacht – bis hin zum Nobelpreis für
Literatur. Neulich blätterte Hein in Goethes „Faust”, der
noch aus seiner Schulzeit stammte, und vertiefte sich in Goethes „Dichtung
und Wahrheit”, die er zu einem runden Geburtstag
geschenkt bekommen hatte. Und dann schlug Hein in Daten zur
Geschichte nach. Was war eigentlich in der Welt los, als Goethe an diesen
Texten arbeitete? Nicht weit von Weimar wurde 1806 die Schlacht von Jena
und Auerstädt geschlagen, 1812 vernichteten der Winter und russische
Truppen Napoleons Grand Armee, 1813 starben in Leipzig in der so genannten
Völkerschlacht mehr Soldaten, als je zuvor in einem einzigen Gemetzel und
1815 entschied die Schlacht von Waterloo das Schicksal Europas. Nichts von
all dem findet sich bei Goethe, der in Weimar lebte und arbeitete. Tja,
denkt Hein, so geht´s auch. Man kann wohl auch schreiben, ohne sich um das
zu kümmern, was um einen herum gerade an Weltgeschichte passiert.
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Tja,
man macht doch immer wieder neue Erfahrungen,
auch vor dem Reisen. Hein Mück hatte von monatelangem Regenwetter so viel
zu viel, dass er ein Angebot annahm, mit dem Bus in die Toskana zu fahren.
Es mag an dem grauen Wetter gelegen haben, am fehlenden Sonnenschein, der
die Seele sonst aufheitert. Heins Herzallerliebste fragte zwei Tage vor
der Reise, ob Hein sich nicht wohl fühle, er schleiche ja nur so durchs
Haus. Hein protestierte, er fühle sich wohl, aber dann musste er doch
zugeben, dass er nicht so froh wie sonst vor Reisen war. Was gepackt
werden sollte, lag schnell auf einem Stapel, Kamera und Notizbuch.
Ladegeräte und was man so braucht auf einer
Reise. Zwei Postkarten an Freunde, die während seiner Abwesenheit
Geburtstag hatten, waren schnell geschrieben und dann hatte
Hein plötzlich viel Zeit, denn das Packen hatte sich die Herzallerliebste
ausgebeten. Was macht man mit zwei Tagen, wenn die Stimmung trüb ist?
Lesen mochte Hein nicht, das Buch, das er gerade genoss, war zu schwer, um
mitgenommen zu werden. Im Garten lag eigentlich auch nichts an. Fernsehen
tagsüber – nein, das hatte es noch nie gegeben. Die Ablage
machen, den Schreibtisch aufräumen, die Bilder auf dem Laptop bearbeiten?
Hein sah die Notwendigkeit ein, hatte aber schlicht keine Lust, was er
sonst nicht kannte. Nochmal an die Reiseführer gehen? Oder die homepages
der zu besuchenden Orte anklicken und sich umsehen? Keine
Lust! Aber einen Tag und einen halben vergammeln mochte Hein auch nicht.
Da fiel ihm ein, er sollte eigentlich die Schuhe, die er auf der Reise
tragen würde, noch mal putzen. Und das beschäftigte ihn dann einen
Nachmittag lang, denn es blieb nicht bei dem einen Paar. Alles was im
Schuhschrank stand, wurde geputzt und glänzte schließlich. Dabei war es
Viertel vor sechs geworden und Hein trat dem Gedanken näher, den
Abendschnaps, der anderswo Sundowner heißt, schon jetzt zu trinken. Denn
irgendwo auf der Welt war es ja sicher schon sechs, die Stunde, zu der er
seinem Schnaps gewöhnlich Ehre antat. Der Schnaps blühte im Mund und
brannte sich seinen Weg in den Magen und wärmte Hein von innen. Die Sonne
blinzelte zwischen zwei Schauern vom Himmel und Hein war zufrieden. Am
liebsten hätte er seinen Freund, einen erfahrenen Arzt angerufen, weswegen
so ein Schnaps solch stimmungsverändernde Wirkung hat. Aber der Freund war
nicht zu erreichen.
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Hein wird also warten
müssen mit der Erklärung des Stimmungsumschwungs und frischen Muts. Denn
er komplimentierte die Herzallerliebste aus der Küche und machte sich
selber an das Zubereiten des Abendessens.
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Tja,
am 15. Mai war es endlich so weit hier an der
Nordseeküste. Hein konnte zum ersten Mal ohne zu frieren wieder auf seinem
Balkon sitzen und den Garten genießen, der sich aus den Kälteklammern
befreit hatte. Ein Rhododendron blühte im Pott, die Felsenbirne zeigte,
wie schön sie war, Elstern zankten sich um Nestplätze. Hein zählte nach
und kam auf acht Monate, in denen er seinen Balkon nicht
nutzen konnte, fast ein Dreivierteljahr also. Noch nie war es vor und nach
dem Jahreswechsel so lange so kalt gewesen. Nun weiß Hein von seinen
Seejahren her, wie Jahreszeiten und Wetter entstehen, doch so etwas wie
am Ende des letzten und zu Beginn dieses Jahres hatte er noch nie
erlebt. Deutschland war wieder geteilt. Im Süden lag man in der Sonne und
besuchte Biergärten, im Norden hielt man sich an Tee Grog und trug
Pullover. Auch eine Ost-West-Teilung gab es – wettermäßig – wieder. Hier
fror man, dort schwitzte man. Der Meteorologe, der morgens im Radio das
Tageswetter erläuterte, gab für das große Klimageschehen keine Erklärung
ab. Hein muss also selber rauskriegen, was mit dem Wetter los ist. Eins
fiel ihm auf: Von der Erwärmung der Erde hatte er in diesen acht Monaten
kaum etwas gehört, gesehen oder gelesen.
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Tja, Hein fährt ja gern
Rad, am liebsten natürlich mit Rückenwind oder im Schutz der Deiche. Und
hat gelernt, dass auch beim Radfahren der richtige Druck in den Reifen
wichtig ist. Also braucht man eine Pumpe. Heins Herzallerliebste, die noch
lieber als Hein radelt, hat Pumpen öfter mal geschenkt bekommen und sie
brav aufgehoben. Dieser Tage wurde eine neue gebraucht, als die bewährte
den Geist aufgab. Und da erlebte Hein sein blaues Wunder. Die beiden
eleganten Modelle, leicht und klein und sicher sehr teuer, waren nicht zu
gebrauchen. Warum? Weil sie nicht zu den Ventilen der Schläuche passten.
Zwar gab es Zwischenstücke, die man einsetzen konnte, aber auch die halfen
nicht. So blieb den beiden Radlern nur übrig, die geschenkten Pumpen, made
in Italy, auszumustern und eine Pumpe zu kaufen, die es als Modell schon
hundert Jahre gab – für 4,90 €. Die passte in die Halterung, zum Ventil
und auch zur Farbe des Rades. Und so konnte der Radelsommer beginnen.
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Tja,
der Anruf kam, als Hein gerade die Koffer ins Auto
tragen wollte zu einer Fahrt nach Mainz. Heins Schwager rief an und bat
Hein, doch ja seinen Tee mit zu bringen, denn den hätten sie nicht im
Haus. Hein liebt seine Ostfriesenmischung, mit der er jeden Morgen
beginnt, ein kräftiger dunkler Tee, süß und mit Wolke, will sagen, einer
Spur von fetter Sahne. Die da im Süden bevorzugten andere Sorten, wie Hein
herausfand, und nannten sogar Blätter und Blüten von Brombeeren,
Pfefferminz und was weiß ich Tee statt Aufguss. Hein hielt sich mit
spöttischen Bemerkungen zurück und erlebte, wie Schwester und Schwager
drei Teelöffel Etwas in ein gewaltiges Sieb in einer gläsernen Halbkugel
über einer Flamme warfen und die Halbkugel dann mit kochendem Wasser
füllten, das sich sogleich färbte, aber über einen hellgelb-bräunlichen
Ton nicht hinauskam. Das Sieb mit dem feuchten Etwas verschwand schnell
und das Gebräu füllte die Tassen von Schwager und Schwester. Hein und
seine Herzallerliebste genossen ihren Tee und erfuhren, dass es sich bei
dem, was die Gastgeber, zu sich nahmen, auch um Tee handelte. Tee aus
Darjeeling, über Bremen nach Deutschland eingeführt. Hein hat versucht,
diesem Tee etwas abzugewinnen, doch vergeblich. Er bleibt bei seiner
Ostfriesenmischung und ist jetzt auf der Suche nach einem Blechgefäß, das
er mit auf Reisen nehmen kann. Denn diese Reise hat ihm wieder einmal
bestätigt, je weiter weg von der Küste, desto lässiger der Umgang mit dem
Begriff Tee.
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Tja,
bei Tischgesellschaften wird Hein oft gefragt, was er so tut, und wenn er
dann von seinen Seefahrten erzählt, erzählen seine Partner gern auch von
ihren Seereisen, den früheren und den noch geplanten. Solche meist sehr
anregenden Gespräche wechseln häufig die Richtung und konzentrieren sich
auf ganz andere Themen, wenn Hein wissen möchte: „Warum reisen Sie
eigentlich?” Hein erzählt
dann zum Beispiel, dass er vom Bernsteinzimmer in Sankt Petersburg sehr
viel weniger gesehen hat als in einem Fernsehfilm von 45 Minuten, der die
Restaurierung, die Schleifarbeiten und die ganze Pracht aus größter Nähe
und in ungestörter Totale zeigte. Warum also hinfahren und im Gedränge und
nach der Stoppuhr aus mittlerer Entfernung nach langem Warten sich
umzuschauen? Häufigste Antwort und damit wohl auch der wichtigste Grund
für Reisen: Man möchte erfahren, ob das, was man sich vorgestellt oder im
Film gesehen hat, in Wirklichkeit auch so schön ist. Neulich stellte ein
Tischnachbar Hein dieselbe Frage. Hein hatte ein paar Suppenlöffel lang
Zeit, eine Antwort zu finden. „Aus Neugier”,
sagte er dann. Er wolle wissen, was in der anderen Stadt oder wie die
andere Stadt tickt. Dazu gehören auch Sehenswürdigkeiten, aber sie sind
nicht die Hauptsache. Noch wichtiger als das Ziel sei die Reise auf dem
Schiff, der Genuss von Gastfreundschaft, Wasser, Wind und Wellen. Das
verstand die Dame zu Heins Rechten nur in Bezug auf die Gastfreundschaft,
in Bezug auf Wasser, Wind und Wellen gar nicht. Sie sei immer
froh, wenn es was zu sehen gäbe, See und Himmel böten ja keine
Abwechslung. Hein schwieg darauf und war froh, als das Thema sich beim
Hauptgang wandelte.
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Tja,
Hein hält sich zurück, wenn es um Gleichberechtigung von Mann und Frau
geht. Nicht weil er davon nichts hält, sondern weil darüber so viel Unsinn
geredet wird. Neulich machte ihn ein Fernsehbericht nachdenklich. Es ging
um Königshäuser in Europa, in so aufgeklärten Ländern wie Dänemark und
England. Wenn der Kronprinz König wird, wird seine Frau Königin – wie im
Märchen. Und sie trägt dann häufig auch eine Krone. Das ist seit tausend
Jahren so. Wenn aber eine Kronprinzessin Königin wird, bleibt ihr Mann
Prinzgemahl, wird niemals König. Die Königin trägt eine Krone, der Gemahl
nie. Soweit die Gleichberechtigung auf höchster Ebene. Hein wird wohl bei
solchen Debatten weiterhin schweigen.
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