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Beliebtes Fotomotiv: Die Windmühlen im Hafen von Rhodos Stadt. Alle Fotos dieser Seite: Kai Ortel, Berlin |
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Kai Ortel Superfast nach Rhodos – Mit der SUPERFAST XII in der Ägäis |
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Das „20 Years Superfast”-Logo ist am Anleger in Piräus unübersehbar, sowohl außen auf dem Rumpf der knallroten Fähre, als auch unter Deck, sobald man erstmal an Bord ist. Es ist 16:30 Uhr, komfortable zweieinhalb Stunden vor der Abfahrt des Schiffes nach Rhodos, und wahrscheinlich wäre man sogar noch früher an Bord gekommen, so genau kann oder will einem das in Griechenland nur leider immer niemand vorher sagen. Dabei braucht sich die SUPERFAST XII beileibe vor nichts und niemandem zu verstecken. Die Spiegel an den Wänden der Rolltreppe, welche an der Backbord-Seite der Frachtdecks zu den Passagierdecks hinaufführen, sind blitzblank, genauso wie die Uniformen der Stewards, die die Passagiere oben in Empfang nehmen. Freundlich wird man dort nach der gebuchten Kabine gefragt, bekommt Ticket und Gepäck aus der Hand genommen und braucht eigentlich nur noch dem zugewiesenen Crew-Mitglied zu folgen, das einen zur Kabine bringt. „Where are you from?”, will er unterwegs wissen, und nach ein paar weiteren Worten des Smalltalks sind wir auch schon da. Die Kabine verfügt über ein Telefon, einen Schreibtisch, Dusche und Bad sowieso, und selbst ein kleines Schuhputz-Set findet sich auf der Ablage. Auf einem Kreuzfahrtschiff könnte der Empfang an Bord nicht vollendeter sein.
Das Erbe der Royal Cruise Line Es kommt aber auch nicht von ungefähr, schließlich betrieb Perikles Panagopoulos, der Gründer von Superfast Ferries, in den 1970er und -80er Jahren erfolgreich die Kreuzfahrtreederei Royal Cruise Line. Nach dem Verkauf des Unternehmens im Jahr 1989 richtete er sein Augenmerk auf den Fährverkehr zwischen Griechenland und Italien und gründete 1993 die neue Fährgesellschaft Superfast Ferries als Tochter der börsennotierten griechischen Traditionsreederei Attica Enterprises (seit 2004 Attica Group). Der internationale Fährverkehr über die Adria war bis dahin traditionell von Second Hand-Tonnage dominiert gewesen, die schnellen und modernen RoPax-Fähren von Superfast Ferries bedeuteten daher bei ihrer Indienststellung 1995 einen Quantensprung für den Markt zwischen Griechenland und Italien. So verkürzten die Schwesterschiffe SUPERFAST I und SUPERFAST II mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von knapp 28 Knoten die Überfahrtszeit zwischen Ancona und Patras von vormals bis zu 36 auf nur noch 20 Stunden. 2002 schlossen die Einheiten SUPERFAST XI und SUPERFAST XII das Neuprogramm zunächst ab; binnen sieben Jahren hatte Superfast nicht weniger als zwölf moderne RoPax-Fähren in Dienst gestellt. Seit 2011 verkehrt Superfast Ferries auf den Routen über die Adria und in der Ägäis überdies in einer Fahrplangemeinschaft mit dem bisherigen Konkurrenten ANEK Lines, so dass auch die SUPERFAST XI und SUPERFAST XII inzwischen regelmäßig im Einsatz auf innergriechischen Fährlinien wie z.B. Piräus-Rhodos sind.
Von Piräus in die Ägäis Auf ebendieser stechen wir an einem grauen Oktobertag in See. Pünktlich auf die Minute legt die SUPERFAST XII um 19:00 Uhr in Piräus ab, und auch wenn die Begrüßungsdurchsage an Deck nicht überall gleich gut zu hören ist, wird sie doch in perfektem Englisch vorgetragen. Auch das hat man auf griechischen Fähren alles schon anders erlebt, zumal auf solchen, die im innergriechischen Verkehr im Einsatz sind. Zweimal hat das Schiff außerdem kurz vor der Abfahrt mit einem langen und durchdringenden Ton aus seinem Typhon das Ablegen angekündigt, in den Weg kommen sollte der mehr als 28 Knoten schnellen Fähre nun also niemand mehr. Doch auf direktem Wege geht es nicht nach Rhodos. Wie viele andere griechische Fähren auch, muss die SUPERFAST XII auf ihrer langen Nachtfahrt durch die Ägäis unterwegs noch mehrere andere Inselhäfen anlaufen und so Tages- und Nachtfähre zugleich sein. Auf ihrem ersten Teilstück zwischen Piräus und Syros ist das Schiff dabei noch gut gefüllt, wobei man diejenigen Passagiere, die nur bis Syros fahren, gut von denen unterscheiden kann, die über Nacht bis nach Kos oder Rhodos an Bord sind. Da die Fahrt von Piräus nach Syros keine vier Stunden dauert, vertreiben sich die meisten Reisenden die Zeit Karten spielend, lesend oder dösend, das wenige Gepäck in Griff- oder Sichtweite. Auch die Restaurants sind am frühen Abend noch gut besucht, und selbst an Deck lässt es sich aushalten. Der Pool ist zwar leer, aber ein paar Passagiere haben es sich in der Nähe der Pool-Bar gemütlich macht, wo es im Schutz der Bordwände noch einigermaßen warm ist. Dafür fällt die fast völlige Abwesenheit von Kindern an Bord auf. Es ist dies eine Freitagsabfahrt und die SUPERFAST XII anscheinend fest in der Hand von Festland-Angestellten auf ihrem Weg zurück nach Hause sowie von einigen wenigen Nebensaison-Touristen. Im Vergleich zu ausgebuchten Adria-Überfahrten zwischen Ancona und Patras im Hochsommer hat diese herbstliche Schiffsreise durch die Ägäis also fast beschaulichen Charakter. Das gilt auch für die Türen zu den Außendecks, die auf diesem Schiff zur Abwechslung mal nicht mit einem lauten Krachen zufallen, sondern ganz leise und wie von selber schließen. Insbesondere auf dem Bootsdeck herrscht nämlich selbst zu fortgeschrittener Stunde noch reges Treiben; schließlich darf hier |
im Gegensatz zu den öffentlichen Räumen unter Deck noch ungestört geraucht werden. Das Bootsdeck ist also Raucherdeck. Wer jedoch die Abendstunden zwischen Piräus und Syros für einen Bummel durch die Shops der SUPERFAST XII nutzen möchte, kann damit Pech haben. Eines der beiden Geschäfte an Bord ist nach dem Ende der Sommersaison bereits komplett leergeräumt, und das andere hat just zwischen 20:00 und 21:00 Uhr geschlossen. Macht aber auch nichts, am Ende erweisen sich die Auslagen als eine Sammlung von Belanglosigkeiten, die niemand wirklich braucht – überteuerte Schokolade, kitschiges Plastik-Spielzeug, Straßenkarten. Draußen an Deck ist es dafür auch um 22:00 Uhr noch angenehm warm, das Einlaufen in den Hafen von Syros kann man also durchaus noch an der frischen Luft verfolgen. Wobei die Vibrationen zumindest im Heckbereich des Schiffes beträchtlich sind – gut, wer stattdessen eine Kabine weiter vorne sein Eigen nennen kann. Der Stopp in Syros, dem Verwaltungssitz der Kykladen, dauert zwanzig Minuten. Erneut kündigt ein langer Ton vor der Hafeneinfahrt und ein weiterer das Eintreffen der Fähre aus Piräus an, so dass nicht nur unten am Kai, sondern auch an Bord der SUPERFAST XII selber plötzlich Hektik ausbricht. Pünktlich um 22:50 Uhr setzt die Heckrampe auf dem Pier auf, und tatsächlich sind es viel mehr Passagiere und Fahrzeuge, die das Schiff hier verlassen als solche, die neu an Bord kommen. Bis zum Endpunkt der Nachtfahrt in Rhodos morgen um 10:00 Uhr sollte die Fähre nun immer leerer werden, wobei Rhodos selber dann schon fast so weit vom griechischen Festland entfernt ist, dass zumindest Passagiere ohne Fahrzeug wohl eher den Billigflieger dorthin nehmen als die Fähre. Und sei sie auch noch so „superfast”.
Über Nacht nach Rhodos Bereits vor dem Eintreffen in Syros hatten einige Passagiere ihre Matratzen und Schlafsäcke in den Korridoren und Treppenhäusern des Schiffes ausgerollt – ein vertrauter Anblick auf Mittelmeerfähren, selbst dann, wenn Kabinen erschwinglich und verfügbar sind. Andere Reisende wiederum wollen zwar ebenso wenig auf eine Mütze Schlaf verzichten, dürfen aber ihren nächtlichen Ausstiegshafen nicht verpassen. Sie schlafen daher mit offenen Mündern in den Sesseln der Lounges oder starren mit müden Augen auf die Displays ihrer Smartphones und Tablets. Die besten Plätze zum Ausruhen in der Horizontalen sind jetzt jedenfalls belegt und die ersten Treppenhäuser von Schlafsäcken samt Inhalt blockiert. Auch haben die Restaurants und Shops an Bord seit 22:30 Uhr geschlossen, mit der Abfahrt aus Syros ist die SUPERFAST XII also endgültig in den Nachtfähr-Modus gewechselt. Bis auf die beiden Lounges vorne und achtern ist das Schiff jetzt auch weitgehend leer. Und wer eine Kabine gebucht hat, zieht sich nun für den Rest der Nacht dorthin zurück. Meine eigene, Nr. 8018 auf Deck 8, teile ich seit Piräus mit einem Herrn meines Alters, der aber offenbar tatsächlich zu den Passagieren gehört, die ein wenig vorschlafen müssen, um in einem der drei folgenden Häfen auszusteigen. Mitten in der Nacht wache ich jedenfalls auf, als plötzlich grelles Licht die Kabine erleuchtet und ein resolutes Klopfen an der Tür dieselbe erschüttern lässt. Weckservice auf Griechisch. Mein Bettnachbar steigt also aus, viel mehr bekomme ich aber im Halbschlaf nicht mit. Sind wir in Patmos (3:15 Uhr), in Leros (4:35 Uhr), in Kos (6:35 Uhr)? Ich weiß es nicht, habe die Kabine jedoch für den Rest der Reise für mich allein und kann ausschlafen. Mit dem letzten Teilstück der Reise zwischen Kos und Rhodos beginnt dann am nächsten Morgen auch der geruhsamste Abschnitt der Fahrt. Seit den drei nächtlichen Zwischenstopps hat sich die SUPERFAST XII weiter geleert, selbst die Red Lounge vorne und die Executive Lounge achtern sind nur noch spärlich besetzt. Und auch beim Frühstück mit Blick auf die blaue Ägäis hat man freie Platzwahl. Wem die Namen „Flocafé” für die Caféteria und „Goodys” für das Büffet-Restaurant an Bord irgendwoher bekannt vorkommen, der hat sich beim Lesen der Schilder im Übrigen nicht getäuscht. Es sind dieselben Ketten, deren Filialen auch auf dem griechischen Festland bzw. auf den griechischen Inseln zu finden sind. Sowohl Flocafé als auch Goodys gehören der Marfin Investment Group, jenem Investor, der auch die Aktienmehrheit an Superfast Ferries hält. Ein Schild an der Wand des Restaurants weist auf das Firmengeflecht hin. So wirklich „superfast” war unser Schiff heute Nacht übrigens nicht unterwegs. Muss es auf dieser Route aber auch gar nicht, denn für die 313 Seemeilen zwischen Piräus und Rhodos genügen vergleichsweise gemächliche 22 Knoten. Weshalb die letzte Station der Reise natürlich auch pünktlich in Sicht kommt. Zuerst der Strand, dann der historische Mandraki-Hafen, wo einst der Koloss von Rhodos den Seglern der Antike den Weg wies, und schließlich der mächtige, über der Altstadt thronende Großmeisterpalast. Kaum eine andere griechische Insel, außer vielleicht Santorin, empfängt seine Besucher mit einem derart großartigen Panorama. Wir sagen Αντιο (Auf Wiedersehen) zur schicken SUPERFAST XII und Καλημερα (Guten Tag) zu Griechenlands viertgrößter Insel. www.superfast.com |
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Ein fast magischer Anblick – Regenbogen über Piräus. |
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Die Masten der Segelyachten bestimmen das Bild im Mandraki-Hafen von Rhodos. |
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Das Schiff: Die SUPERFAST XII an ihrem Anleger in Piräus. |
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Rückzugsraum fernab der Passagiermassen – die intime Graffiti Bar. |
Möbel und Teppichboden der „Red Lounge” spiegeln das markante Ferrari-Rot des Rumpfes der SUPERGFAST XII wider. |
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Herbststimmung an Bord: der leere Swimmingpool der SUPERFAST XII. |
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Die SUPERFAST XII hat im Hafen von Rhodos festgemacht. |
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