Kurz vor dem 4. Advent (17.12.2016) hat die
deutsche, in Berlin lebende Schauspielerin Meret Becker, Stieftochter des im
Jahr 2013 verstorbenen Schauspielers Otto Sander an der Zentrale der
Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen
den neuen Rettungskreuzer BERLIN auf einer öffentlichen Veranstaltung
getauft. Mit der Taufe der 28 Meter langen BERLIN möchte die
DGzRS die Verbundenheit vieler Berliner zu den Seenotrettern darstellen,
wobei auch dieser Rettungskreuzer ganz über Spendengelder finanziert wurde.
Das auf der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser erbaute Spezialschiff
wird Mitte Januar seinen Namensvorgänger auf der Station Laboe an der Kieler
Förde ablösen.
Die deutschen Seenotretter verfügen heute über eine
ansehnliche Flotte von rund 60 Seenotrettungskreuzern und Booten auf 54
Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten und sind rund um die
Uhr einsatzbereit, bei jedem Wetter. Die DGzRS ist zuständig für den
maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und
Ostsee. Jahr für Jahr fahren die Seenotretter mehr als 2.000 Einsätze,
koordiniert von der Seenotleitung Bremen der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue
Co-ordination Centre). Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche
Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen
finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre
Besatzungen rund 84.000 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren
befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.
Die Einsätze sind vielfältig, ob ein
Krankentransport von einem Kreuzfahrtschiff, die Bergung eines havarierten
Segelschiffes oder Angelkutters, jederzeit stehen die Mitarbeiter, darunter
auch viele ehrenamtliche Helfer bei der Hilfe auf Hoher See bereit.
Entgegen ihrer sonst üblichen Vorgehensweise hatte
die DGzRS bereits vor dem Baubeginn den Namen des Kreuzers bekanntgegeben.
Schon mehrfach trugen Schiffe und Boote der DGzRS den Namen der Hauptstadt
und dieser soll die Verbundenheit der deutschen Hauptstadt mit der DGzRS
würdigen. Mehr als 13.000 Berliner unterstützen die
Seenotretter mit regelmäßigen Spenden und rund 400 Sammelschiffchen haben
ihren „Liegeplatz” in Berlin.
„Viele Berliner sind zudem Wassersportler auf der
Kieler Förde oder verbringen an den Stränden im Revier der BERLIN ihren
Urlaub. Ich freue mich, dass die deutsche Hauptstadt ihre patenschaftliche
Verbundenheit und ihren Respekt vor der Arbeit und für das bürgerschaftliche
Engagement zum Ausdruck bringen kann”, bekräftigte der Präsident des
Berliner Abgeordnetenhauses Ralf Wieland bei seinem Besuch in Bremen zur
Taufe der BERLIN.
Meret Becker (47) wünschte der BERLIN „allzeit gute
Fahrt und stets eine sichere Heimkehr”. „Ein Seemann im Herzen, das war mein
Vater. Ich habe schon als Kind großen Respekt vor der See gehabt. Ich
bewundere diejenigen, die sich den Gefahren mutig und selbstlos
entgegenstellen, um andere zu retten”, sagte sie. Auch die
achtjährige Taufpatin des acht Meter langen Tochterbootes STEPPKE, Tessa
Mielitz aus Hamburg, die schon ihren ersten Segeltörn mit den Eltern im
Alter von vier Monaten unternahm, zeigte sich ganz begeistert
von der Arbeit der Seenotretter. Der Name STEPPKE bezeichnet dabei in
Berliner Mundart einen pfiffigen Jungen.
Der Vormann der neuen aber auch alten BERLIN,
Michael Müller von der Station Laboe zeigt sich sehr angetan von dem
neuen 28 Meter langen, 6,20 Meter breiten und zwei Meter tiefgehenden
Rettungskreuzer, der im Rahmen von Probefahrten schon ein paar hundert
Meilen auf der Nordsee zurückgelegt hat. Dabei wurden Geschwindigkeiten von
bis zu 25 Knoten erreicht. Die BERLIN, die mit insgesamt vier
Besatzungsmitgliedern verkehrt, wird dabei von zwei 1.440 kW starken
MTU-Maschinen angetrieben.
Seenotretter-Vorsitzer Gerhard Harder betonte, dass der
Neubau ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen ermöglicht wurde. „Jeder
unserer Förderer im ganzen Land kann zu Recht von sich behaupten, seinen
Teil dazu beigetragen zu haben. Ihnen allen danke ich sehr herzlich.”
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Die neue BERLIN ist der zweite
28-Meter-Seenotrettungskreuzer, der jüngsten und modernsten Bootsklasse der
Seenotretter, die im Rahmen einer turnusgemäßen Modernisierung
als leistungsfähiger Nachfolgetyp für sechs 27,5-Meter-Einheiten, die
zwischen 1985 und 1992 in Dienst gestellt wurden, konzipiert wurden. Die
neue BERLIN mit der Baunummer 1875 wird voraussichtlich Mitte Januar auf der
einsatzreichsten Station der Seenotretter in Laboe seinen Dienst aufnehmen,
auf der jährlich zwischen 130 und 150 Alarmierungen verzeichnet werden. Die
bisherige 27,5 Meter lange BERLIN, die im Frühjahr 1985 von der
Lürssen-Werft abgeliefert wurde, wird anschließend verkauft, wobei es
bislang hierzu noch keine Informationen gibt.
Harald Fassmer, Geschäftsführender Gesellschafter
der Fr. Fassmer Werft, bei der in den vergangen Jahren ein Großteil der
Seenotkreuzer erbaut wurden, wies im Rahmen der Taufveranstaltung darauf
hin, dass jeder Bau eines Seenotrettungskreuzers eine anspruchsvolle Aufgabe
für das Unternehmen ist, da an den Bau der aus Aluminium gefertigten Schiffe
eine hohe Qualitätsanforderung gestellt werden, denn die Schiffe fahren dann
raus, wenn andere Schiffe reinkommen – also meist bei schlechtem Wetter mit
hohem Seegang.
Besondere Merkmale dieser neuen Bootsklasse sind
eine komplett geschlossene Brücke, eine Wärmebildkamera, eine umfassende
Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung an Bord, eine Feuerlöschpumpe
mit ferngelenktem Monitor zur Bekämpfung von Bränden auf See und die
Fähigkeit, sich im Falle des Durchkenterns innerhalb weniger Sekunden selbst
wieder aufzurichten.
Gebaut für Einsätze unter extremsten
Bedingungen
Das dritte Schiff dieser neuen Bootsklasse – das
erste war die im Jahr 2015 in Bremerhaven getaufte ERNST MEIER-HEDDE –
befindet sich ebenfalls schon mit der Projektnummer SK 37 im Bau und wird im
Frühjahr 2017 von der Fassmer Werft abgeliefert und die in Cuxhaven
stationierte HERMANN HELMS ersetzen. Stationiert werden die neuen
28-Meter-Seenotrettungskreuzer dabei an wichtigen Küstenpunkten. Ihr
Einsatzgebiet ist dabei das Küstenvorfeld ebenso wie die hohe See – bei
jedem Wetter und auch unter extremsten Bedingungen.
Einer der vermutlich letzten Einsätze der
alten BERLIN
Wenige Tage vor der Taufe des Nachfolgers waren die
Laboer Seenotretter in einem der vermutlich letzten Einsätze der derzeitigen
BERLIN am 11. Dezember 2016 noch einmal im Einsatz, um einem
manövrierunfähigen Fischkutter zur Hilfe zu kommen.
Aufgrund eines Maschinenschadens trieb der 14 Meter
lange Kutter mit zwei Fischern an Bord manövrierunfähig auf der Kieler Förde
vor Laboe. Die Seenotretter setzten sofort nach der Alarmierung das
Tochterboot STEPPKE aus. Beim Havaristen angekommen, stellten sie bei
südwestlichen Winden der Stärke 3 bis 4 (bis zu 28 Stundenkilometer) und
einem halben bis einem Meter Seegang routiniert eine Leinenverbindung her.
Anschließend brachten die Seenotretter den Kutter in den Hafen von
Möltenort.
Die derzeitige BERLIN wird in den
nächsten Wochen nach fast 32 Dienstjahren abgelöst. Das Spezialschiff war
1985 in Anwesenheit des Bundespräsidenten und ehemaligen Regierenden
Bürgermeisters von Berlin, Richard von Weizsäcker, getauft worden.
Als Schirmherr der Seenotretter bezeichnete er die DGzRS seinerzeit
in einer viel beachteten Rede als „Verbindung von Bürgermut und Bürgersinn”.
In seinem letzten Jahr auf Station haben die Seenotretter aus
Laboe mit dem Seenotrettungskreuzer bei mehr als 110 Einsätzen rund 35
Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit.
Auch die allererste BERLIN, ein Ruderrettungsboot, war in ihrer Zeit ein
modernes Einsatzmittel der Seenotretter. 1873 zeigten die Seenotretter das
speziell konstruierte Boot auf der Weltausstellung in Wien. Bereits sein Bau
war seinerzeit nur möglich dank großzügiger Unterstützung aus Berlin.
https://www.seenotretter.de/wer-wir-sind
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