OSTSEEMAGAZIN · AUSGABE 3/2017
Viel los in Bremerhaven
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Ruhige Sturmflutsaison in Niedersachsens Häfen
Trotz des derzeit wechselhaften Wetters haben Niedersachsens Häfen die diesjährige Sturmflutsaison ohne größere Probleme überstanden. Die Saison 2016/17 sei ruhig zu Ende gegangen, teilte die Organisation Niedersachsen Ports (NPorts) jetzt mit. Aus den Hafenstandorten Brake, Cuxhaven, Emden, Norden und Wilhelmshaven sind kaum Schäden zu vermelden. Erhöhte Gefahr besteht üblicherweise in den Monaten Oktober bis April, in dieser Zeit sind Arbeiten am Deich untersagt. „Hochwasserschutz ist wichtig für das Leben und Wirtschaften der Bevölkerung in der Region. Wir sind uns dieser Verantwortung bewusst”, betonte NPorts-Geschäftsführer Holger Banik.
Während einer Sturmflut sind die Einsatzkräfte des Technischen Service und des Port Office in ständiger Rufbereitschaft. Zum Schutz der Deiche schließen sie die Deichlinie und verstärken diese gegebenenfalls mit Sandsäcken oder anderen Materialien. Außerdem werden die betroffenen Hafenbereiche geräumt und alle Fahrzeuge entfernt. So können Umweltschäden und Gefahren für die Schifffahrt frühzeitig abgewendet werden.
Die heutige METEOR III vor der Küste Namibias. Das erste Forschungsschiff mit diesem Namen ist „Held” einer Aufführung des Theaters „Das letzte Kleinod” auf einer Tournee durch Norddeutschland. Quelle + Copyright: Das letzte Kleinod, Schiffdorf
Theaterstück über erste deutsche Atlantik-Expedition der METEOR feiert am 11. Mai Premiere am Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven
Anlässlich des Wissenschaftsjahres 2016/17 – Meere und Ozeane, realisiert das Theater „Das Letzte Kleinod” (DLK) in Kooperation mit dem Deutschen Schiffahrtsmuseum – Leibniz-Institut für deutsche Schifffahrtsgeschichte (DSM) die Theaterinszenierung „Meteor”. Erzählt wird die Geschichte der ersten deutschen Atlantik-Expedition von 1925 bis 1927, die gleichzeitig interessante Aspekte der heutigen Meeresforschung vermittelt. Am 11. Mai wird das Theaterstück auf dem Außengelände des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven uraufgeführt.
Jens-Erwin Siemssen, Autor und Regisseur des Theaterstücks, begleitete im Dezember 2016 vier Wochen lang die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler während der Forschungsarbeit auf der METEOR III vor der südafrikanischen Küste. Die faszinierenden Eindrücke der Forschungsreise sind Gegenstand der Theatervorstellung, die vom 11. Mai bis zum 12. Juli durch die Bundesrepublik im sogenannten „Ozeanblauen Zug” tourt. Die Szenerie auf dem Forschungsschiff wird in drei Waggons dargestellt. Gespielt wird auf Bahnhöfen und auf Abstellgleisen.
Originale Exponate der Meeresforschung, die in die Spielhandlung einbezogen werden, steuert das Deutsche Schiffahrtsmuseum bei.
Aufführungen 2017:
Bremerhaven 11.05. – 14.05. Premiere am Deutschen Schiffahrtsmuseum
Geestenseth 24.05. – 25.05.
Wilhelmshaven 27.05. – 30.05. Premiere Theater auf Schienen
Hamburg 02.06. – 08.06. Im Rahmen von Theater der Welt
Hannover 10.06. – 13.06.
Göttingen 16.06. – 18.06.
Berlin 23.06. – 26.06.
Frankfurt/ Oder 28.06. – 01.07.
Stralsund 05.07. – 08.07.
Stade 10.07. – 12.07.
Tickets und weitere Informationen: www.das-letzte-kleinod.de · Telefon: +49 4749-10 300.60
Eine der größten maritimen Veranstaltungen Europas findet alle fünf Jahre in Bremerhaven statt. Millionen Besucher erleben das Erscheinen der größten und schönsten Segelschiffe der Welt auf der Nordsee und der Unterweser. Der Hafen ist dann randvoll mit Seglern aller Größen.
Foto: Dieter Bromund, Bremen
Sicherheit für die Sail 2020
Rund 1,2 Millionen Besucher kamen 2015 zur letzten Sail nach Bremerhaven, „eine der größten maritimen Veranstaltungen in Europa”, so Bremens Wirtschaftssenator Martin Günther. Der Bremer Senat beschloss schon in diesem Februar die Finanzierung der nächsten Sail im Jahre 2020. Man rechnet nach Kosten in Höhe von 2,275 Millionen Euro mit einem Zuschussbedarf von 1,19 Millionen Euro, die aus den Haushalten 2019 und 2020 finanziert werden. Diese frühzeitige Planung ist nötig, weil das Einchartern der Windjammer einen langen Vorlauf braucht. Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz hofft, den neuen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier als Schirmherren für die Sail 2020 zu gewinnen.
187.000 Babys für die Elbe
In Bleckede in Niedersachsen wurden in diesem Jahr die ersten Jungfische ausgesetzt, Babyaale, die zwischen 10 und 20 Zentimeter lang sind und nur wenige Gramm wiegen. Die Tiere wurden an der französischen Atlantikküste noch als fast durchsichtige Glasaale eingefangen und ein paar Monate in Aalfarmen aufgepäppelt. Wenn sie in ihrer neuen Umgebung in einigen Jahren ausgewachsen sind, werden sie in den Atlantik wandern, um dort zu laichen. Der europäische Flussaal ist ein vom Aussterben bedrohter Wanderfisch, der sich nur in den Tiefen der Sargassosee im Westatlantik paart. Eier und Jungtiere treiben mit dem Golfstrom nach Europa und wandern als Glasaale in Flüsse, Bäche und Teiche. Seit 2006 wurden bereits mehr als zwei Millionen Jungaale in die Elbe gesetzt. Vergleichbare Programme gibt es auch in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.
Hoffnung für die Elbfähre Cuxhaven-Brunsbüttel
Daniela Behrens, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, sieht für die Elbfähre, die am 1. März ihren Betrieb zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel einstellte, wieder eine Perspektive. Eine Projektgesellschaft wurde als künftiger Betreiber gegründet. „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit. Gespräche mit Geschäftspartnern vor allem aus der Logistik werden geführt. Die Mitarbeiter werden aufgefangen”, heißt es in der Presseerklärung. Im Ministerium hofft man, dass der Fährbetrieb sich mit neuem Betriebskonzept stabil entwickelt.
Gemacht für den Einsatz fern von heimischen Gewässern: Die neue Fregatte der Bundesmarine BADEN-WÜRTTEMBERG kann bis zu zwei Jahre „am Stück” im Einsatz sein oder in der Sprache der Marine – in „Intensivnutzung”. Foto: 2016 Bundeswehr/Michael Bockner
Beim Einsatz fern der Heimat Wege sparen
Sie trug die Baunummer F 125 und ist jetzt als BADEN-WÜRTTEMBERG die erste Fregatte der neuen Klasse, die nach ihr benannt wurde. Noch testet die Bundesmarine sie ausgiebig. Wahrscheinlich in zwei Jahren wird der neue Typ einsatzbereit sein. Pläne für diese neue Klasse entstanden vor zehn Jahren. 17.000 Anforderungen mussten erfüllt werden. Die Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse sollen Jahrzehnte einsatzfähig sein und andere Anforderungen erfüllen als die alten, die noch für eine Verwendung im Kalten Krieg entwickelt worden waren. Aus vier Schiffen wird die neue Klasse bestehen mit insgesamt acht Mannschaften, die jeweils vier Monate Dienst tun werden. In den langen Zwischenzeiten an Land werden die Mannschaften in Schulungszentren an Land weitergebildet.
Wasser im Meer schützt Land vor Überschwemmung
Das Frepsumer Meer liegt in der Krummhörn in Ostfriesland zwischen Emden und Greetsiel. Es wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts trockengelegt und galt lange als der tiefste Punkt Deutschlands mit 2,50 Metern unter dem Meeresspiegel. Heute wird der ehemalige See, den man in Küstennähe Meer nennt, landwirtschaftlich genutzt. Seit längerem interessieren sich Wissenschaftler für ihn. An der Küste ist Wasser ein ständiges Problem, nicht nur das der Nordsee oder der Flüsse. Auch was als Regen vom Himmel fällt, muss irgendwo aufgefangen oder irgendwohin abgeleitet werden, um Land nicht zu überschwemmen. Es ins Meer abzupumpen, ist die teuerste Lösung. Um Regenwasser natürlich verdunsten zu lassen, prüft man jetzt, Polder für Regenwasser anzulegen und Gräben zu vertiefen. In den ehemaligen See könnte man relativ einfach Wasser einleiten und damit weite Flächen in der Krummhörn vor Überflutungen schützen. Das wird spätestens 2080 nötig sein, wenn nach Einschätzung des UN-Weltklimarates der natürliche Abfluss von Wasser ins Meer hierzulande zum Erliegen kommt.
Weniger Fisch nach dem Brexit?
Solange Großbritannien zur Europäischen Union gehört, dürfen deutsche Trawler in der 200-Seemeilen-Zone rund um die Britischen Inseln fischen. Doch was passiert bei einem harten Brexit? Die traditionell genutzten Fanggebiete könnten für deutsche Schiffe gesperrt werden. Wenn England seinen Anspruch auf die halbe Nordsee durchsetzt, würde das 50 Prozent der gesamtdeutschen Fangmenge betreffen. Auch Richtlinien der EU, nach denen gefischt werden darf, würden in der britischen Zone nicht mehr gelten. Der Deutsche Hochseefischerei-Verband fürchtet auch den Verlust von Arbeitsplätzen. Der einschlägige Handel ist nicht ganz so besorgt, Makrelen etwa und Heringe würde es immer auf dem Markt geben. Lediglich die Auswirkungen auf den Fischbestand sind offen.
Neuer Seenotrettungskreuzer auf Kiel gelegt
In Berne an der Weser baut die Fassmer-Werft einen neuen Seenotrettungskreuzer für die DGzRS, die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Das neue Schiff gehört zur so genannten 20-Meter-Klasse und wird ab Mai 2018 im Gebiet der Schleimündung an der Ostsee eingesetzt. Das neue Schiff wird rund fünf Millionen Euro kosten, die aus einer einzigen Erbschaft stammen. Sein Name wird erst bei der Taufe in Flensburg bekannt gegeben. Es wird den heute in Maasholm an der Schleimündung stationierten Kreuzer NIS RANDERS ersetzen.
Bis vor kurzem noch unzertrennlich – Valeska und die kleine Lilli, Magneten für Besucher des Zoos am Meer in Bremerhaven. Aus der kleinen Tochter auf unserem Foto ist mittlerweile eine Bärin geworden, die schon 130 Kilogramm wiegt. Foto: Dieter Bromund, Bremen
Valeska und Lilli getrennt
Im Zoo am Meer in Bremerhaven herrschte im Eisbärengehege bis vor kurzem noch eitel Freude zwischen Mutter Valeska und ihrer Tochter Lilli. Dann kam die Paarungszeit und aus war es mit dem Frieden zwischen Mutter und Tochter. Valeska fühlte sich zu Lloyd, Lillis Vater hingezogen. Zwar gab es keine Pläne, Lloyd und Valeska zu einander zu lassen, doch die Tochter störte den Frieden. Zoodirektorin Heike Kück sah sich gezwungen, Mutter und Tochter vorerst zu trennen. Die kleine Lilli wiegt inzwischen 130 Kilogramm. Mit einer dauerhaften Trennung rechnet man im Zoo noch nicht. Erwartet wird, dass nach der Paarungszeit die Mutter sich wieder beruhigt.
Fischereihafen wird Flaniermeile
Der alte Fischereihafen in Cuxhaven wurde Ende letzten Jahres an das Cuxhavener Unternehmen Plambeck verkauft. Die Stadt hatte lange nach einem Investor gesucht, der den Fischereihafen zu einer Flaniermeile für Einheimische und Touristen nach dem Vorbild von Bremerhaven macht, in dem sich Kultur und Kulinarisches vereinen. Das Konzept, das Plambeck vorlegte, überzeugte die Verkäufer. 58.000 Quadratmeter Land und 5.000 Quadratmeter Wasser wechselten zusammen mit 13 Gebäuden und 1200 Meter Kaimauer am 1. Januar den Besitzer. Die Kaimauer muss dringend saniert werden. Dabei soll eine Tiefgarage integriert werden. Die Arbeit soll 2018 beginnen, die Fertigstellung erwartet man für 2023. Eine Beteiligung der Bürger ist vorgesehen.
Über 300 Kegelrobben kommen jährlich im Winter auf der Helgoländer Düne zur Welt. Die putzigen Jungtiere wachsen zu den größten deutschen Raubtieren heran. Foto: Lilo Tadday – www.foto.helgoland.de
Kegelrobben mit viel Nachwuchs
317 Jungtiere kamen im Winter 2015 auf der Helgoländer Düne zur Welt. Im Dezember 2016 zählten die Naturschützer 133 Bullen, 279 Weibchen und 280 Jungtiere. Die Kegelrobben sind eine streng geschützte Art, von der es weltweit schätzungsweise nur noch 150.000 Tiere gibt. Als angebliche Konkurrenten der Fischer waren sie über Jahrhunderte gefährdet und in der Nordsee fast ausgerottet. Im Wattenmeer gibt es heute wieder vier Kolonien mit Jungen: eine nahe der niederländischen Insel Terschelling, zwei auf Sandbänken bei Juist und Amrum und eine auf der Helgoländer Düne. Die Kegelrobbe kann bis zu drei Meter lang und bis zu 320 Kilogramm schwer werden und gilt als Deutschlands größtes Raubtier. Jungtiere kommen in den Wintermonaten November bis Ende Januar zur Welt.
Ein Buch zur Reise
Zwischen Apfelsinen, Motoren und Zement
Bücher dieser Art sind selten. Wer zur See fährt, ist meist kein gewandter Berichterstatter. Klaus Peter May, Jahrgang 1942, gehört zu den Ausnahmen. Nach seiner Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik fuhr er zwischen 1962 und 1974 auf unterschiedlichen Schiffen: auf Trampschiffen in der Karibik, mit einem Bergungsschlepper im Atlantik, auf Versorgern zu Bohrinseln vor Saudi-Arabien und Westafrika. Er führte Tagebücher und fotografierte. Seinen 70. Geburtstag nahm er zum Anlass, seine Seefahrtszeit in Buchform zu veröffentlichen. In der Edition Temmen in Bremen fand er den passenden Verleger und nun liegen auf 160 Seiten mit Schiffsrissen, Glossar und Register seine Erinnerungen in Wort und Bild an eine längst vergangene (Arbeits-)welt vor. Aus dem Reiniger im Maschinenraum wurde ein Leitender Maschinist. Was er aus seinem Leben „Zwischen Apfelsinen, Motoren und Zement” erzählt, ist vor allem authentisch. Wer also wissen will, wie es auf der anderen Seite der Seefahrt zuging, wird an Mays Bericht seine helle Freude haben.
Klaus Peter May
Zwischen Apfelsinen, Motoren und Zement
Im Einsatz auf den Weltmeeren
Edition Temmen, Bremen, ISBN 978-3-8378-4037-7, 19,90 €.