OSTSEEMAGAZIN · AUSGABE 3/2017
Im Rostocker Hafen: Links die BERLIN von Scandlines, rechts die PETER PAN von TT-Line. Foto: Reiner Frank, Rostock
Zu Saisonbeginn haben die Fähren ihre Frequenzen erhöht
Fährreeder verjüngen ihre Schiffe · Stena Line setzt Signal für Bahnkunden · Zwei Jubilare · TT-Line von Swinemünde nach Bornholm
Rostock, 25. Mai 2017 – Die Neubauten von Scandlines bestimmen den Pulsschlag des Umschlaggeschehens im Rostocker Hafen maßgeblich mit. Wie ein Uhrwerk ziehen die Hybridfähren BERLIN und COPENHAGEN ihre Bahn zwischen Rostock und Gedser. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Frachtverkehr auf dieser Strecke ein Plus von 16 Prozent und auch die Zahl der Pkw stieg um 9,1 Prozent. Das Jahr sei zufriedenstellend angelaufen und über das ganze Jahr werde ein Zuwachs um sieben bis acht Prozent bei Lkw und vier bis fünf Prozent bei Pkw angesteuert, nennt Pressesprecherin Anette Svendsen die erklärte Zielstellung. Beide Neubauten sind inzwischen komplett ausgerüstet. Von den Vogelfliegern kehrt die PRINS RICHARD von der Verjüngungskur in Danzig wieder auf die Relation Puttgarden-Rödby zurück. Langfristig investiert Scandlines weiter in Umwelttechnologien, sieht im Hybrid-System die Technik von heute und in emissionsfreie Fähren die Zukunft von morgen.
Auch die Stena Line, die ihre deutschen Aktivitäten in einem neuen Büro im Rostocker Seehafen bündelt, hat ihre Schiffe verjüngt. So wurde unter anderem das Eisenbahndeck der MECKLENBURG-VORPOMMERN umfassend repariert. „Die Investition war ein Signal an unsere Bahnkunden, dass wir für sie weiterhin ein guter Partner sein wollen”, erklärt Geschäftsführer Ron Gerlach. Modernisiert wurde auch die SASSNITZ, wo für die Passagiere insbesondere die Restaurantbereiche aufgefrischt und Entertainment-Möglichkeiten ausgebaut wurden, um die Überfahrt kurzweiliger zu machen. Auf der Route Kiel-Göteborg, wo insbesondere die STENA GERMANICA mit ihrem Methanol-Antrieb Furore macht, wurde der 50-jährige Fährbetrieb begangen. Trotz der Werftzeiten der Schiffe sei die Saison insbesondere im Frachtverkehr, aber auch in der Passage gut angelaufen, was auch dem Swap-Agreement mit der TT-Line geschuldet sei, betont Gerlach. Zur Saison wurde nun die Frequenz erhöht.
Für die TT-Line begann das Jahr 2017 mit einem feierlichen Anlass: „Unsere Rostock-Route beging ihr 25-jähriges Jubiläum”, erinnert TT-Geschäftsführer Bernhard Termühlen. Alles begann am 9. Januar 1992, als 266 bunte Trabis im Rostocker Hafen an Bord der MARCO POLO fuhren. „Die täglich drei Abfahrten von damals haben sich mittlerweile auf bis zu sechs je Strecke verdoppelt, was durch die 2017 fortgeführte Kooperation mit der Stena Line möglich ist”, erklärt auch Termühlen. Damit wird den Kunden weiterhin mehr Flexibilität bei der Wahl ihrer Abfahrtszeit geboten. Auch TT-Line meldet Modernisierungen ihrer Flotte. So wurden die öffentlichen Bereiche der Schiffe TOM SAWYER und HUCKLEBERRY FINN Verjüngungskuren unterzogen. Mit der PETER PAN erhielt ein weiteres Schiff der Flotte einen Scrubber. Damit ist die Hälfte der TT-Liner mit umweltschonenden Abgaswäschern ausgestattet.
Vom 24. Juni steuert TT-Line mit der NILS DACKE von Swinemünde jeweils samstags die Ferieninsel Bornholm und somit ein neues Ziel an. Die neue Route ist zunächst nur für die Sommersaison geplant und könnte insbesondere für Berliner eine Alternative zum Bornholm-Verkehr über Sassnitz sein. Die Seezeit beträgt fünf Stunden.
Konkurrenz für die dänische Reederei Färgen, die mit ihren Fähren HAMMERODDE und POVL ANKER Sassnitz mit Rönne verbindet. Die Saison sei mit drei Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr aber gut angelaufen und die weiteren Aussichten seien weiterhin vielversprechend, erklärt Färgen-Manager Jörgen Jensen. Allerdings läuft zum 1. September 2018 für Färgen der Betreibervertrag aus. Bei der neuen Ausschreibung der Route hatte Färgen gegenüber den Molslinjen aus Dänemark das Nachsehen. Eine für Passagiere interessante News hat auch Finnlines parat. Zwischen Travemünde und Helsinki werden die Abfahrten auf sieben pro Woche erhöht. Reiner Frank
Plakettenaustausch zwischen dem Rostocker Hafenkapitän Gisbert Ruhnke (links) und MSC MAGNIFICA-Kapitän Francesco Saverio Veniero.
Foto: Reiner Frank, Rostock
Auftakt zu 16 Reisen mit MSC MAGNIFICA
Erstanalauf der MSC MAGNIFICA in Warnemünde / Plakettenaustausch / Kapitän Saverio berichtet vom Flottenausbau / Passagierwechsel
Rostock, 13. Mai 2017 – Eines der Kreuzfahrtschiffe, die in dieser Saison wiederholt die Szenerie am Warnemünder Kai bestimmen werden, steuerte am Sonnabend, den 13. Mai, erstmals Rostock an. Gleich 16 Mal macht MSC MAGNIFICA von MSC Cruises in diesem Jahr zu Passagierwechseln in Rostock Zwischenstation. Zum Erstanlauf wurde der 293,80 Meter lange, 32 Meter breite für maximal 3.223 Passagiere ausgelegte Kreuzliner herzlich von Hafenkapitän Gisbert Ruhnke und Rostock-Port-Geschäftsführer Jens A. Scharner begrüßt, erfolgte mit Kapitän Francesco Saverio der bei Neulingen übliche Austausch der Plaketten der Hansestadt und des Schiffes.
Der 2010 in St. Nazaire gebaute Cruiser war seinerzeit in Hamburg von Sophia Loren getauft worden. So elegant wie die prominente Taufpatin ist auch das Innenleben des Schiffes, während der äußere Gesamteindruck ein wenig durch den Kastellaufbau am Heck getrübt wird, der offenbar der Passagierkapazität geschuldet ist. Kapitän Veniero machte deutlich, dass sein Schiff innerhalb der Flotte inzwischen mittlere Tonnage sei. MSC Cruises baut die Flotte aus. In Italien nimmt das dritte von bis zu elf hochmodernen Kreuzfahrtschiffen, das im Rahmen des Investitionsplans bis 2026 in Dienst gestellt wird, Gestalt an. Dieser 323 Meter lange Cruiser verfügt über Kapazitäten für 5.179 Passagiere. Er ist das zweite Schiff der Seaside-Generation, die bei Fincantieri gebaut wird. Ihr Schwesterschiff MSC SEASIDE wird im Dezember 2017 in Dienst gestellt.
Als eines der schönsten Schiffe der Flotte, so schwärmt Hoteldirektor Michel Bellino – ein Deutscher aus Frankfurt mit italienischen Wurzeln – beeindrucke MSC MAGNIFICA mit exklusivem Design und einem hohen Anteil (knapp 70 Prozent) an Balkonkabinen. Auf dem Oberdeck wartet eine ausgedehnte Poollandschaft auf sonnenhungrige Gäste, wie wir uns bei einem Schiffsrundgang mit Scout Anna selbst überzeugen können. Das Highlight ist die Grotta Azzurra, die aus grünem Marmor und Teakholz besteht und über ein Glasschiebedach verfügt. Für Erholung und Entspannung sorgt das authentisch balinesische MSC Aurea Spa, das seine Gäste mit Wellness- und Kosmetikbehandlungen sowie Sauna und Dampfbad verwöhnt. Auch ein 4D Kino, Bowlingbahn, Fitnessstudio, Bibliothek, Panorama-Disco, Themenbars oder ein großes Theater versprechen Kurzweil an Bord. Fünf Restaurants mit mediterraner und asiatischer Küche sorgen für das kulinarische Erlebnis auf hoher See. Und das auch bei Italienern beliebte Spielcasino fehlt nicht.
Die ersten beiden Törns führen von Warnemünde zwölf Tage durch die Ostsee über die baltischen Metropolen bis nach St. Petersburg. Über Helsinki, Stockholm und Kopenhagen geht es wieder retour. Zudem stehen auch verschiedene 8-tägtige Kreuzfahrten zu den norwegischen Fjorden bzw. via Baltikum im Programm. Zwischen 50 bis 70 Prozent der Passagiere sind Deutsche, ein Teil der Passagiere wechselt auch in Kopenhagen. Am 5. Januar 2019 geht das Schiff übrigens erstmals auf Weltreise. Allerdings nicht von Warnemünde, sondern von Genua, dem Hauptsitz der Reederei. Die Reise führt in 119 Tagen über sechs Kontinente. Reiner Frank
Rostocker Terminalleiter und Leiter Hafensicherheit, Jens Käkenmeister (im Bild links), mit seinem Stellvertreter Denis Oswald vor der VIKING SKY. Foto:Reiner Frank, Rostock
Jens hält die Fäden zusammen
Über den Terminalmanager und die Arbeit seines Teams für die Kreuzfahrt in Warnemünde und im Rostocker Seehafen
Rostock – Am Cruise Center Warnemünde ist das bunte Treiben abgeebbt. Das Gros der Passagiere vom Kreuzliner VIKING SKY ist ausgeflogen. Allein 600 gingen mit dem Zug nach Berlin auf Entdeckungsfahrt. Ein Teil der Besatzung des norwegischen Kreuzfahrtschiffes hat sich zünftig im Rettungsoutfit auf dem Bootsdeck versammelt, nutzt die Zeit für eine kleine Rettungsübung. Im Terminalgebäude ist Ruhe eingekehrt, zumal bei diesem Schiff auch kein Passagierwechsel erfolgt. Zeit für das Team von Rostock Port und den verschiedenen Dienstleistern einmal durchzuatmen. Terminalleiter Jens Käkenmeister (49) hat sich in sein Büro unter dem Dach des Gebäudes zurückgezogen. Die Schiffsdarstellungen aus Metall, Holz oder Porzellan an den Wänden sind Erinnerungen an die vielen Schiffe, die hier bereits zu bedienen waren. Aus dem Fenster blicken wir hinaus auf die Kai, wo der Viking-Cruiser gerade mit Proviant versorgt wird. Bevor das Schiff am Abend stimmungsvoll verabschiedet wird, soll es gut ausgerüstet auf die Reise gehen.
Mit der AIDAdiva hat in Warnemünde am 27. April die Kreuzfahrtsaison 2017 begonnen. Neuen Aufgaben, neuen Herausforderungen mit immer größeren Schiffen mit mehr Passagieren haben sich auch die Mitarbeiter am Terminal zu stellen. Zum Auftakt war für AIDA gleich ein großer Passagierwechsel mit viel Gepäck zu meistern. Inzwischen geht es Schlag auf Schlag. Viel Arbeit für das Team von Rostock Port, das im Miteinander mit den Reedereien, Maklern, Ämtern und Behörden dienstleistungsbereit ist.
„Die Crew sich auf die neue Saison gut vorbereitet”, erklärt Jens Käkenmeister. Der gebürtige Rostocker leitet seit Januar neben seinen Aufgaben als Leiter der Hafensicherheit auch das Warnemünder Terminal. Zu seinem Team gehören zehn Mitarbeiter von Rostock Port und in Spitzenzeiten bis zu 40 von einem Sicherheitsunternehmen. Als Operator fungiert Denis Oswald, sein Stellvertreter. Zu den Aufgaben gehört vom Fest- und Losmachen der Schiffe im Zusammenwirken mit Dienstleistern der gesamte Terminalbetrieb. Besonders, wenn mehrere Schiffe zugleich kommen, mehrere Passagierwechsel erfolgen, wird es eng an den Kais.
Die Vorkehrungen auf die neue Saison liefen praktisch schon gleich nach Abschluss der vergangenen an, die heiße Phase begann etwa im März. Im und am Terminalgebäude erfolgte eine Vielzahl kleinerer Sanierungen – von der Erneuerung von Waschbecken und WCs bis hin zu neuen Fliesen, neuen Bänken und neuen Müllbehältern. Glastüren waren zu verändern, die Beleuchtung auf LED umzustellen, die Sicherheitstechnik auf den neuesten Stand zu bringen, die Grauwasserentsorgung durch das Einbringen größerer Rohre an weiteren Liegeplätzen zu gewährleisten. 150 Kubikmeter Grauwasser können nun auch hier pro Stunde entsorgt werden. Alles lief Hand in Hand mit der Bauabteilung und klappte gut, kann der Hafenmanager berichten. Am Liegeplatz 8 war zudem das große Zeltterminal aufzubauen. Mit dem Anlauf der REGAL PRINCESS am 3. Mai nahm es den Betrieb auf. Das Zeltprovisorium soll voraussichtlich bis 2020 durch ein weiteres festes Terminalgebäude ersetzt werden, das über zwei Winterhalbjahre zu errichten ist.
Auch im Seehafen erfolgen 17 Anläufe. Bevor hier im Juni der spanische Reiseveranstalter Pullmantur mit der MONARCH im Juni sein Programm startet, ist auch hier am Kai an der Ladenstraße ein Zelt zu errichten, sind an der Kai wieder die großen Yokohama-Fender anzubauen, um die Proviantierung des Schiffes zu ermöglichen. Einmal ist auch im Seehafen ein Doppelanlauf avisiert, wofür dann gleich zwei Liegeplätze vorzubereiten sind.
Jens Käkenmeister hat die verschiedenen Abläufe zu koordinieren, hält die Fäden des Terminalbetriebs zusammen, sorgt mit seinem Team dafür, dass Rostock seinem guten Ruf als größter deutscher Kreuzfahrthafen an der Ostsee voll gerecht wird. Seit 1983 ist der gelernte Elektriker im Hafen tätig, wurde hier Dispatcher und seit 2005 Leiter Hafensicherheit. Als spezielle Aufgabe kam nun die Kreuzfahrt hinzu. In der Saison bleibt da kaum Zeit für sein Hobby, dem Tischtennissport. Reiner Frank
AIDAdiva eröffnete am 27. April die Kreuzfahrtsaison in Warnemünde. |
Rostock-Port-Geschäftsführer Jens A. Scharner und AIDAdiva Kapitän |
Geburtstagsgala bei Windstärke 12
AIDAdiva eröffnete Kreuzfahrtsaison in Warnemünde und feierte auf der Überfahrt von der Karibik zehnjähriges Jubiläum
Rostock, 27. April 2017 – Ein Jubilar eröffnete in Rostock die Kreuzfahrtsaison 2017. Aus Göteborg kommend machte am Morgen des 27. April mit der AIDAdiva der erste Kreuzliner der Saison 2017 am Warnemünder Cruise Center fest. Fast auf den Tag genau war das erste Schiff der AIDA-Sphinx-Serie vor zehn Jahren nach der Taufe in Hamburg erstmals hier. Die Gala zum 10. Geburtstag fand während der Überfahrt aus der Karibik in der Biskaya statt. Windstärke 12 und acht bis zehn Meter hohe Wellen konnten die gute Stimmung der Geburtstagsfeier an Bord nicht beeinträchtigen, wie Kapitän Nikos Nitschai berichtet. Der Grieche ist seit fünf Jahren bei AIDA Cruises tätig und ein erfahrener Fahrensmann, der auch die nautischen Bedingungen des Rostocker Reviers bereits bestens kennt. Immerhin ist die AIDAdiva bereits das 32. Mal in Warnemünde. Von der Dominikanischen Republik hatte das Schiff über die Kanaren, Dover und Göteborg Kurs auf Warnemünde genommen. Rund 2.000 Gäste waren an Bord – das Gros etappenweise, 60 Gäste machten die gesamte Reise mit.
Jetzt lockt die Ostsee – zunächst mit ausgebuchten Kurzreisen via Oslo, Göteborg und Kopenhagen, dann auch zu 10-Tage-Törns bis hin nach St. Petersburg. Während der Passagierwechsel noch in vollem Gange war, begrüßte Rostock-Port-Geschäftsführer Jens A. Scharner die Crew um Kapitän Nitschai und Generalmanager Kai Botschek herzlich mit einem dekorativen Blumenarrangement in AIDA-Schiffsform. AIDA Cruises ist mit 40 Anläufen in diesem Jahr erneut stärkster Partner des Hafens und wie die anderen Kreuzfahrt-Reedereien wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Hansestadt. Neben der AIDAdiva lädt für das Rostocker Kreuzfahrtunternehmen als zweites Schiff der Flotte die AIDAmar in Warnemünde zu siebentägigen Reisen ins Baltikum. Zu Saisonende nehmen beide Schiffe dann über den Atlantik Kurs auf New York. Am Abend des 27. April nahm die AIDAdiva zunächst Kurs auf Oslo. Beim Auslaufen wurde der 252 Meter lange Kreuzliner zünftig vom Rostocker Feuerlöschboot mit Wasserfontänen und den Typhons einiger Fahrgastschiffe verabschiedet.
In Warnemünde geht es nun Schlag auf Schlag. Insgesamt 190 Anläufe von 36 Kreuzfahrtschiffen werden erwartet. Bereits am 28. April steuerte mit VIKING SKY als Neuling die Warnowmündung an. Weitere Erstanläufe folgen mit MSC MAGNIFICA am 13. Mai, NORWEGIAN GATEWAY am 17. Mai, SEVEN SEAS EXPLORER am 2. Juli und COLUMBUS am 26. Juli. Im Kreuzfahrtkalender stehen drei Vierfachanläufe. Es gibt insgesamt 50 Passagierwechsel und 61 Teilreisewechsel.
Rostock Port, so Jens A. Scharner, sei bemüht, den Reedereien gute Bedingungen zu bieten. So werde über zwei Winterhalbjahre bis 2020 ein weiteres festes Terminalgebäude gebaut. Und perspektivisch soll auch das Werftbecken für einen weiteren Anleger erschlossen werden. Reiner Frank
Der Rostocker Seemann Jens Köhler von der Reederei F. Laeisz (links). |
Und bei seinem Einsatz für die Forscher des Alfred-Wegner-Instituts Bremerhaven in der Antarktis. Foto: Jens Köhler, Rostock |
Pinguine grüßten aus der Ferne
Rostocker Seemann unterstützt AWI-Klimaforscher in der Antarktis / Auf der Suche nach günstigsten Punkten für Eisbohrungen
Rostock – In den eisigen Weiten der Antarktis hat auch die Rostocker Reederei F. Laeisz Spuren hinterlassen. In langjähriger Partnerschaft mit dem Alfred-Wegner-Institut (AWI) in Bremerhaven bereedert sie den Forschungseisbrecher POLARSTERN und organisiert die technische Betreuung der deutschen Antarktis-Stationen „Neumayer” und „Kohnen”. Der Rostocker Seemann Jens Köhler (52) hatte hier in den vergangenen Jahren sein Tätigkeitsfeld und unterstützt noch heute neben seinen vielfältigen Aufgaben als Seebetriebsrat die so genannten Feldkampagnen der AWI-Forscher. So war er im Januar und Februar erneut im ewigen Eis unterwegs. Die Reise führte ihn und die weiteren Expeditionsteilnehmer um Prof. Olaf Eisen zur Neumayer-Station. Sie war der Ausgangspunkt zu Voruntersuchungen für Eis- und Sediment-Bohrungen, von denen sich die Forscher Aussagen vergangener Klimaprozesse erhoffen, die wiederum Aufschlüsse auf bessere Prognosen für die Zukunft geben.
Jens Köhler hatte für die technische und logistische Absicherung der Expedition zu sorgen. Die Aufgabe hieß, die günstigsten Stellen für die Sediment-Bohrungen zu suchen. Mit Pisten-Bullys und weiteren Spezialfahrzeugen ging es vier Wochen hinaus, um Abschnitt um Abschnitt zu vermessen. Zum Konvoi gehört ein Versorgungstrakt mit Wohncontainer, Generator und Tankcontainer. Kernstück bildete ein so genannter Einviro-Vibrator mit einem eineinhalb Kilometer abrollbaren Streamer – ein Fahrzeug, dessen spezielle Technik den Geophysikern Messdaten der Seismik des Untergrunds vermitteln. Dass alles einsatzklar war und funktionierte, dafür hatte der Rostocker zu sorgen. War etwas defekt, war es zu reparieren. Eine wichtige, aber eintönige Arbeit in den unendlich wirkenden weißen Flächen, wo in der Ferne nur Pinguine das Treiben der Forscher beobachteten und lediglich ein Kurzbesuch der 40 Kilometer entfernten Neumayer-Station für Abwechslung sorgt. Als der antarktische Sommer dem Ende zuging, war auch die Arbeit des Feldcamps getan. Das nächste Feldcamp ist bereits vorbereitet. Im Juli ruft eine weitere Expedition des AWI im Dienst der Klimaforschung in die Gletscherwelt Grönlands und Jens Köhler soll wieder für die technische Betreuung sorgen. Reiner Frank
Der Bayer Markus Schildhauer (rechts) war vor zweieinhalb Jahren bei einem Praktikum in Rostock auf seine Missionstätigkeit in Ägypten vorbereitet worden. Links der Rostocker Seemannsdiakon Folkert Jannsen. Foto: Reiner Frank, Rostock
Patenhilfe von der Ostsee
Rostocker beim Jubiläum des Seemannheims in Alexandria / Zusammenarbeit soll vertieft werden
Rostock – Der Rostocker Seemannsdiakon Folkert Janssen (59) besuchte jüngst gute Freunde in Ägypten. Der von ihm geleitete Seemannsclub „Hollfast” im Rostocker Hafen und das Seemannsheim in Alexandria verbinden partnerschaftliche Bande. Der Bayer Markus Schildhauer war vor zweieinhalb Jahren bei einem Praktikum in Rostock auf seine Missionstätigkeit in Ägypten vorbereitet worden, die Rostocker Einrichtung von der Deutschen Seemannsmission als Pate für Alexandria ausersehen worden. Seitdem hält man Kontakt, tauscht die Erfahrungen in der Betreuungsarbeit mit Seeleuten aus. Beim 25jährigen Jubiläum des Rostocker Klubs vor gut einem Jahr war der Heimleiter aus der ägyptischen Hafenstadt ebenso dabei wie der Rostocker Seemannsdiakon nunmehr beim 55jährigen Bestehen der Einrichtung in Alexandria. Das eigentliche Jubiläum vor fünf Jahren musste seinerzeit wegen der innerstaatlichen Umwälzungen in Ägypten ausfallen und wurde nun praktisch nachgeholt, erklärt der Rostocker.
Vor 55 Jahren war nach verschiedenen Provisorien von der Bundesrepublik Deutschland eine Villa im englischen Stil inmitten des Großstadtdschungels als Anlaufstelle für die Seeleute aus aller Welt erworben worden und sie ist noch heute nach einer wechselvollen Geschichte Ausgangspunkt für diese Art Missionsarbeit. Heute besteht die Betreuung aber vor allem aus Bordbesuchen, denn der Weg vom Hafen zu dieser Oase, umgeben von Hochhäusern, ist weit, die Zeit, die den Seeleuten im Hafen bleibt durch verkürzte Liegezeiten der Schiffe knapp und die Schranken im Zeichen erhöhter Sicherheits- und Visavorschriften enorm hoch.
Beim Jubiläum wurde eine gemeinsam mit dem Goethe-Institut initiierte Fotoausstellung „Faces of Alexandria” eröffnet, die mit über sechshundert Einsendungen großen Widerhall fand. Diese Ausstellung wird auf dem diesjährigen Evangelischen Kirchentag zu Himmelfahrt in Berlin und Wittenberg zu sehen sein. Danach soll sie auch in Rostock gezeigt werden. Ohnehin möchte die Rostocker Seemannsmission die Partnerschaft mit dem Heim in Alexandria weiter vertiefen. Eine Spendenaktion läuft, mit der die Arbeit der Paten weiter unterstützt werden soll. Reiner Frank
Am 27. April ging es in Warnemünde mit der AIDAdiva los. |
17 Mal wird die NORWEGIAN GETAWAY nach Warnemünde kommen. |
Größere Schiffe mit mehr Passagieren in Rostock
Am 27.4. war erster Anlauf in Warnemünde. 190 Anläufe von 24 Reedereien mit 36 Schiffen werden erwartet. Nach der Insolvenz der britischen Reederei All Leisure Holiday entfallen zwar die zuvor bereits fest avisierten Anläufe der MINERVA und VOYAGER, es bleibt aber ein sehr anspruchsvolles Programm mit einigen logistischen Herausforderungen, wie Christian Hardt, Leiter Kreuzschifffahrt bei Rostock Port, erklärte. Größere Schiffe mit mehr Passagieren sind angekündigt. Allein vier Kreuzliner mit einer Länge über 300 Meter steuern Warnemünde beziehungsweise den Seehafen an ‒ die REGAL PRINCESS, CELEBRITY ECLIPSE, CELEBRITY SILHOUETTE und NORWEGIAN GETAWAY. Die Größten sind der 330 Meter lange, 142.714 BRZ große und bis zu 3.560 Passagiere Platz bietende Princess-Cruiser und das zwar fünf Meter kürzere, aber mit 145.655 BRZ noch ein wenig größere, bis 4.028 Passagieren Platz bietende NCL-Flaggschiff für Europa. Besonders bei Doppelanläufen von Schiffen dieser Größenordnung wird es eng an den Terminals, erklärt Hardt. Die Rostock-Port-Crew um Jens Käkenmeister und ihre Dienstleister werden alle Hände voll zu tun haben und bereiten sich entsprechend vor. Ende April wird am Liegeplatz 8 wieder ein großes Zelt für die Abfertigung aufgebaut. Mit 1.200 Quadratmeter wird es noch größer als in den Jahren zuvor.
Die Anlage für die Grauwasserentsorgung wird in Betrieb genommen. Die gläsernen Fronten des Cruise Centers am Liegeplatz 7 sind zu putzen, im Gebäude ist Klar-Schiff zu machen. Die Kaiflächen am alten Werftbecken werden von Rostock Port wieder von der Stadt für die Proviantierung durch die Trucks der verschiedenen Speditionen angemietet. „Das Terminal wird von Winter- auf Sommerbetrieb umgestellt”, wie es Christian Hardt auf einen kurzen Nenner bringt. Am 27. April geht es in Warnemünde mit der AIDAdiva dann los. Noch früher erfolgt an der Ostsee der Saisonauftakt in Kiel. Hier startet die AIDAcara bereits am 9. April.
Auch die Makler bereiten sich auf eine heiße Saison vor. Neben der Agentur Sartori & Berger, die den Großteil der Kreuzliner bedient, hat Baltimar für die Unternehmen HC Roewer und PWL 33 Anläufe zu betreuen. Allein 17 Mal ist es die NORWEGIAN GETAWAY, die auf dem Wege von Kopenhagen nach Tallinn hier Zwischenstation macht.
Während die Saisonvorkehrungen für die diesjährige Saison laufen, haben die Hafen-Manager schon die nächsten Jahre im Blick. Geschäftsführer Jens A. Scharner und Christian Hardt waren jüngst bei der Seatrade Cruise Global in Fort Lauderdale auf Florida dabei, wo all jene Reeder Flagge zeigen, die auch auf der Ostsee mit ihren Schiffen verkehren. Dort wurde auch veranschaulicht, wie Häfen ihre Infrastruktur entsprechend ausbauen wollen. In Warnemünde laufen die Vorkehrungen für einen weiteren Anleger mit angrenzenden Gewerbeflächen.
Der Trend zu größeren Schiffen wird sich fortsetzen, sind die Port-Manager überzeugt. Wobei Häfen wie St. Petersburg für Reisen in der Ostsee Grenzen setzen. Von ihren Kollegen an der Newa werden bis dato Schiffslängen von 340 Meter als Maximum angesehen. Reiner Frank
Ein Mehrzweckhafen ohne Hafenumschlag soll entstehen, dem ein auf Technologie und die maritime Branche orientiertes Gewerbegebiet angegliedert wird. Animation: Rostocker Hafen- und Seemannsamt
Rostock-Warnemünde – Werftbecken wird zum Mehrzweckhafen
Die Hansestadt Rostock steuert in Warnemünde die Nutzbarmachung eines Schandflecks sowohl für einen weiteren großen Kreuzfahrtanleger als auch für ein Gewerbegebiet an. Die Bürgerschaft gab grünes Licht für das 70-Millionen-Projekt.
Das Warnemünder Kreuzfahrtterminal stößt an seine Grenzen. Insbesondere, wenn mehrere große Schiffe zugleich abzufertigen sind, wird es eng an den Kais und Kreuzliner müssen wiederholt zum Leidwesen der Passagiere in den Seehafen ausweichen. Die Rostocker Bürgerschaft stellte nun die Weichen für die Nutzung des alten Werftbeckens, das ans bisherige Cruise Center mit den Liegeplätzen 7 und 8 angrenzt und die Flächen auf der gegenüberliegenden Seite des alten Werftgeländes mit einschliest. Die Stadt hatte unlängst die Flächen von Genting, dem Eigentümer der MV Werften, erworben und steuert die Belebung der seit vielen Jahren von der Werft nicht genutzten maroden Areals an. Eine gewaltige Aufgabe, denn alte Bruchbuden sind zu beseitigen, Industriehallen, an die der Zahn der Zeit genagt hat, auszubauen, kontaminierter Boden auszutauschen.
Für bis zu 350 Meter lange Kreuzliner soll hier auf 365 Meter Kailänge ein neuer Anleger entstehen. Weitere rund 460 Meter Kais sind für die öffentliche maritime Nutzung wie zum Beispiel für große Segler vorgesehen, die hier auch ein Winterquartier finden könnten. Ein Mehrzweckhafen ohne Hafenumschlag soll entstehen, dem ein auf Technologie und die maritime Branche orientiertes Gewerbegebiet angegliedert wird. Nur so sei eine ganzjährige Nutzung möglich und somit die gewünschte hohe Effizienz und Wirtschaftlichkeit, erklärt uns Rostocks Finanzsenator Chris Müller. Die städtische Wirtschaftsfördergesellschaft Rostock Business rechnet bei solcherart Nutzung der bislang brachliegenden Flächen euphorisch mit der Schaffung von 1000 bis 1600 Jobs und erheblichen Steuermehreinnahmen. Etliche Firmen – das ist Fakt – suchen den direkten Zugang zum Meer und das Projekt dürfte eines der letzten Möglichkeiten dafür überhaupt sein.
Die Beseitigung des Schandflecks vis-a-vis des Warnemünder Cruise Centers und die Nutzbarmachung der Flächen und der verwaisten Kails sind aber ein anspruchsvolles Unterfangen, denn vor allem die Landflächen sind erheblich schadstoffbelastet. Investitionen von rund 70 bis 80 Millionen Euro werden erforderlich. Dabei muss die Stadtverwaltung auf umfangreiche Förderhilfe bauen, allerdings sind Fördermittel im zweistelligen Millionenbereich nur noch bis 2020 anzuzapfen. So wird auf Tempo gedrückt. Bis 2019 müssen alle organisatorischen Vorkehrungen für das Projekt gemacht sein, um dann 2020 loszulegen. Nach zwei bis dreijähriger Bauzeit könnte dann der neue Warnemünder Mehrzweckhafen nutzbar sein, blicken Hafenkapitän Gisbert Ruhnke und sein Bau-Abteilungsleiter Gunar Abend vom Rostocker Hafen- und Seemannsamt voraus, das die Arbeitsgruppe für das Projekt leitet.
Nachdem die Bürgerschaft grünes Licht gab, kann der Planungsprozess mit der vorgezogenen Umweltverträglichkeitsprüfung beginnen und dann auch das konkrete Layout für das Projekt detailliert erarbeitet werden. Der Vize-Oberbürgermeister geht davon aus, dass in dem Vorhaben das alte Verwaltungsgebäude saniert integriert und auch erhaltenswerte Industriearchitektur nutzbar gemacht wird. Die Pläne würden mit der benachbarten Werft abgestimmt, möglicherweise noch bestimmte Flächen ausgetauscht, um für beide Seiten auch die günstigsten logistischen Bedingungen zu schaffen. Bereits zuvor sollen aber im Warnemünder Kreuzfahrthafen die Bedingungen für die Abfertigung der Kreuzliner verbessert werden. So ist am Liegeplatz 8 statt eines bisher und auch in dieser Saison noch genutzten Zeltes auch der Bau eines weiteren festen Terminalgebäudes vorgesehen. Die Planungen laufen und die Schifffahrt wird es voraussichtlich 2020 nach Bauarbeiten über zwei Winterhalbjahre nutzen können. Reiner Frank
Ein Bild von den Gesprächspartnern (v. l.) Hafenkapitän Gisbert Ruhnke, Rostocks OB-Vize Finanzsenator Chris Müller und Gunar Abend vom Hafen- und Seemannsamt. Foto: Reiner Frank, Rostock