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18121 Hafeneinfahrt Warnemuende RP17 062 kl Foto Rostock Port
Das ist meine Hafenstadt – Rostock-Warnemünde.
Foto: Nordlicht für Rostock Port

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19521 Hafenkapitaen Gisbert Ruhnke P1020543 Foto Reiner FrankIm Rostocker Hafen- und Seemannsamt steht ein Wachwechsel bevor. Hafenkapitän Gisbert Ruhnke (66) geht dem Ruhestand entgegen. Am 29. August wird er im Seehafen verabschiedet. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

Hafenkapitän geht von Bord
Wachwechsel im Rostocker Hafen- und Seemannsamt: Gisbert Ruhnke wird nach 50 Jahren im Dienst für Schifffahrt und Hafen verabschiedet / Staffkapitän von der EUROPA 2 wird Nachfolger
Rostock – Im Rostocker Hafen- und Seemannsamt steht ein Wachwechsel bevor. Hafenkapitän Gisbert Ruhnke (66) geht dem Ruhestand entgegen. Am 29. August wird er im Seehafen verabschiedet, um Ende September nach mehr als 50 Jahren im Dienst für Schifffahrt und Hafen das Ruder aus der Hand zu geben.
Am 5. August 1969 hatte er seine Lehre bei der Deutschen Seereederei (DSR) begonnen, eine Woche später ging er mit dem Lehr- und Ausbildungsschiff GEORG BÜCHNER bereits auf große Fahrt nach Kuba und Mexiko. Weitere Reisen nach Fernost folgten. Dem an der Peene bei Anklam aufgewachsenen „Landei” wuchsen die sprichwörtlichen Seebeine und er qualifizierte sich an der Seefahrtsschule in Warnemünde-Wustrow zum Nautiker, wurde 3., 2. und 1. Offizier. Später widmete er sich als Lehrer der Ausbildung des seemännischen Nachwuchses, fuhr zwischendurch aber immer wieder auch zur See. Nach der Wende blieben Schiffe sein zweites Zuhause. Er qualifizierte sich weiter, erwarb 1996 das große Patent, ging in der Spezialschifffahrt insbesondere auf Ro/Ro-Schiffen bis 2001 als Chief-mate und vertretungsweise als Kapitän für die DSR und Laeisz auf große Fahrt, so zuletzt mit der KAHLEBERG. Der Diplomingenieur, der 1992 sein Maschinenpatent erwarb, wurde auch Diplom-Ingenieurpädagoge. Als der Seemann schließlich an Land fest vor Anker ging, trat er 2001 seinen Dienst beim Hafen- und Seemannsamt an – zunächst als Hafenmeister, dann als Stellvertreter und 2007 schließlich bis heute als Hafenkapitän.
Seit 1991 nimmt das Hafen- und Seemannsamt Rostock die öffentlich-rechtlichen und hoheitlichen Befugnisse als Ordnungsbehörde in den Rostocker Häfen und die eines Seemannsamtes wahr. Seit zwei Jahren ist auch der Hafenbau hier wieder integriert. Insgesamt 35 Mitarbeiter unterstehen dem Hafenkapitän. Ob als Leitstelle des Verkehrs, den Aufgaben für Hafensicherheit und Umweltschutz bis hin zur Ausgabe von Fischereischeinen und der Überreichung der Seemannspatente ist ein vielfältiges Aufgabenspektrum zu bewältigen. Aktuelle Belange wie die Ballastwasserabgabe, die Vorbereitung auf umweltfreundliche Treibstoffe wie LNG und die Nutzung von Landstrom gehören dazu.
Dabei blickt Gisbert Ruhnke als Präsident des Verbandes Deutscher Hafenkapitäne seit 2010 auch über die heimischen Gewässergrenzen hinaus. 21 Häfen gehören dieser Vereinigung an. Einige Vertreter wie die Amtskollegen aus Hamburg, Bremen, Stralsund und Sassnitz werden so sicher bei seiner Verabschiedung dabei sein. Im November bei der nächsten Zusammenkunft des Verbandes wird hier sein Nachfolger bestimmt werden.
Zunächst muss er seine Dienstzeit noch um einen Monat weiter verlängern, damit sich sein Nachfolger an seiner Seite noch einige Wochen einarbeiten kann. Das wird nach einer Ausschreibung der Rostocker Nautiker Falk Zachau sein, der zuletzt als Staff-Kapitän auf der EUROPA 2 für Hapag-Lloyd im Einsatz war. Reiner Frank

 

194021 Sigandor Baby P1020493 Reiner FrankDie jüngste Teilnehmerin bei der diesjährigen Hanse Sail in Rostock dürfte die gerade erst vier Monate alte Tara sein. 
Foto: Reiner Frank, Rostock

Tara ist die jüngste Sail-Teilnehmerin
Vier Monate altes Baby an Bord der SIGANDOR · Ketsch ist bereits 110 Jahre alt · 20. Sail für den Eigner
Rostock, 9. August – Die jüngste Teilnehmerin bei der diesjährigen Hanse Sail dürfte die gerade erst vier Monate alte Tara sein. Lotte und Rieke Boomgaarden, die Eltern des Babys, sind mit ihr auf der Ketsch SIGANDOR von Flensburg nach Rostock gekommen. Nach einem 10-Tagestörn mit an Diabetes erkrankten Kindern hatten sie bereits am Wochenende im Stadthafen festgemacht. „Wir waren mit Tara bereits zuvor bei der Kieler Woche, dem Hamburger Hafengeburtstag und der Flensburger Rum-Regatta”, berichtet der Skipper, dessen Nachwuchs also schon früh die sprichwörtlichen „Seebeine” wachsen.
Rieke Boomgaarden erlebt in diesem Jahr bereits die 20. Hanse-Sail. Seit dem Jahr 2000 ist er Eigner der schmucken Ketsch, die 1909 für einen Hamburger Reeder in Hogesand gebaut worden war. In diesem Jahr kann er also auf das 110jährige Jubiläum des 36 Meter langen, 5,50 Meter breiten Traditionsschiffes mit einer Segelfläche von 400 Quadratmetern zurückblicken, das sich bis auf die ein wenig versetzte Kajüte noch im Originalzustand befindet. Für Mitfahrten an Bord der SIGANDOR, die bei den Clement-Bootstegen ihren Liegeplatz hat, kann der Skipper auch noch einige freie Plätze bieten. Und dann werden er und Ehefrau Lotta sicher auch ihr Baby vorstellen.

19421 Heiko Schliek P1020476 Foto Reiner Frank RostockNunmehr ist für Heiko Schliek seit wenigen Wochen die AIDAmar sein zweites Zuhause. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

Ganz in weiß zu Weißen Nächten
Vom Bodensee auf Nordlandtörn: der Hotelmanager Heiko Schliek von der AIDAmar / Nachhaltigkeit gehört zu seinen Aufgaben / Mit seiner Kamera Vorgeschmack auf neues Fahrtgebiet
Rostock, 7. August – An Bord der AIDAmar herrscht geschäftiges Treiben. Der Kreuzliner war am frühen Morgen nach Warnemünde gekommen und wird hier am Terminal für den nächsten 10-Tage-Törn zu den Metropolen der Ostsee vorbereitet. Zehn Trucks sind angerollt, um den Cruiser mit Proviant und Ausrüstungsteilen zu beliefern. Abreisende und Neuankömmlinge begegnen sich am Kai des Neuen Stroms – die einen voller Eindrücke, die anderen voller Erwartungen. Auf dem Sonnendeck drehen einige noch eine Abschiedsrunde. „Es war eine unserer herrlichsten Reisen”, schwärmt ein Ehepaar aus Wernigerode und bedankt sich beim Hotelmanager für die schönen Tage, die sie an Bord und bei den Ausflügen erlebt wurden. Die Reise führte die Gäste über Tallinn nach St. Petersburg, wo sie allein zwei Tage Station machten, und weiter über Helsinki, Stockholm und Kopenhagen zurück nach Warnemünde. Bleibende Eindrücke hinterließ allein die Ausfahrt auf der Newa im Zeichen der Weißen Nächte. „Unser Hinweis, sich dafür – wenn möglich – auch entsprechende Kleidung einzupacken, hatte Widerhall gefunden und 70 bis 80 Prozent der Gäste erschien ganz in weiß”, berichtet Heiko Schliek (46), der Anfang Juli seinen Dienst als Hoteldirektor an Bord dieses Aida-Cruisers begann.
Sein Verantwortungsbereich sei alles, was nicht mit Technik verbunden ist, bringt er seine Aufgaben auf einen kurzen Nenner. Dazu gehört das Entertainment, der Hotelbereich von der Rezeption bis zu den Kabinen, von der Küche bis zu den Restaurants und Bars, von Spa und Wellness bis zur Wäscherei. Nach dem Kapitän ist der Hotelmanager praktisch der zweite Chef an Bord. Etwa 510 Leute aus etwa 20 Nationen gehören zu seinem Team. Mit sieben Restaurants, elf Bars und 1.097 Kabinen entspricht das einem großen Hotel an Land. Da heißt es, für eine Reise gut vorbereitet zu sein. Bei einem 10-Tage-Törn werden allein 5.000 Kilo Fleisch verzehrt und 8.000 Liter Bier getrunken, um nur zwei kulinarische Beispiele zu nennen.
In der Ferienzeit, wo wiederholt allein 500 Kinder an Bord sind, ist die Zahl der Betreuer nicht nur im Kids Club zu verstärken, sind spezielle Unterhaltungsprogramme gefragt. Großen Anklang finden beispielsweise Kopfhörer-Partys, so genannte Silent-Discos, wo die Beteiligten nach verschiedener Musik singen und tanzen, was für viel Gaudi sorgt. Heiko Schliek berichtet von weiteren Shows und Programmen, in die sich zum Teil auch die Crew mit einbringt. Er selbst stellt sich den Reisenden mit seinem Hobby – dem Fotografieren – vor. Mit seiner Kamera vermittelt er Eindrücke von fernen Kontinenten, gibt so von seinen Privatreisen auch einen Vorgeschmack auf ein neues Fahrtgebiet von AIDA Cruises, die mit dem Neuzugang AIDAmira von Costa ab Ende November auch Südafrika ansteuern wird.
Bei einem Meeting am Morgen werden die Aufgaben des Tages an Bord durch die Bereichsleiter besprochen und am Abend dann kontrolliert, wie alles gelaufen ist. Zweimal in der Woche tagt auch der Schiffsrat. Nachhaltigkeit ist an Bord ein wichtiges Thema. Bis hin zur Vermeidung von Plastik- und Einweg-Produkten wurde bei AIDA dafür der Kurs abgesteckt. An Bord gibt es so nur noch Trinkhalme, die aus biologisch abbaubarerer Stärke produziert werden. Kaffee „to go” wird nur noch in Mehrwegbechern und Beigaben wie Kekse werden unverpackt angeboten. Aus dem Shop kommen nur noch Papiertragetaschen. Die Wäschebeutel in den Kabinen werden aus kompostierbarer Stärke produziert und die frische Wäsche ohne Plastikfolie geliefert. Da man in der Küche auf Convenience-Produkten verzichtet, wird Verpackungsmüll vermieden. Neben umweltfreundlichen Schiffsbetrieb zählt auch all das, betont der Manager.
Heiko Schliek ist bei Konstanz am Bodensee heimisch. Sein Vater, ein Norddeutscher, war damals nach einer Dienstreise in Überlingen sesshaft geworden. Heiko wuchs hier auf, ging hier zur Schule, lernte in Konstanz Koch und qualifizierte sich weiter zum Hotelkaufmann. Von einem renommierten Hotel in der Schweiz zog es ihn hinaus in alle Welt. Nach Arosa in Graubünden wurden Dresden, Irland, Österreich und England sowie Griechenland weitere Tätigkeitsfelder.
Seit 2008 fährt er auf AIDA-Schiffen als Hotelmanager zur See. Auf der AIDAdiva fing er an, inzwischen hat er schon mehrere Schiffe der Flotte kennengelernt. Für die letzten zwei Jahre wurde die AIDAvita sein Stammschiff. Nunmehr ist für Heiko Schliek seit wenigen Wochen die AIDAmar sein zweites Zuhause. Sie wird es voraussichtlich auch über den Sommer hinaus bleiben und wieder im kommenden Winterhalbjahr sein, wenn das Schiff planmäßig auf Mittelmeerkurs geht. In Warnemünde ist der Cruiser am Sonntag wieder am Kai und wird dann noch sechsmal in diesem Jahr am Terminal festmachen. Reiner Frank

 

194021 03 cuauhtemoc stadthafen sail c lutz zimmermannHoch oben in den Rahen der CUAUHTEMOC begrüßten die Matrosen beim Einlaufen in den Stadthafen die Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Foto: Hanse Sail C. Lutz Zimmermann, Rostock

Besondere Gäste der 29. Hanse Sail erreichten am Mittwochnachmittag Rostock
Die Segelschulschiffe aus Italien und Mexiko, AMERIGO VESPUCCI und CUAUHTEMOC, liefen ein. Das 1931 gebaute Segelschulschiff AMERIGO VESPUCCI nimmt zum ersten Mal Kurs auf die Hanse Sail in Rostock und liegt in Warnemünde am Passagierkai. Dort bietet die italienische Marine Open-Ship an. Am Donnerstag können Interessierte das Schiff von 15 bis 17 Uhr besichtigen sowie am Freitag und Samstag von 10 bis 12.30 Uhr und 16.30 bis 21 Uhr. „Schon seit vielen Jahren laden wir die AMERIGO VESPUCCI zur Hanse Sail ein. Umso glücklicher sind wir, sie heute in Rostock willkommen zu heißen”, freut sich Holger Bellgardt, Leiter des Büro Hanse Sail, über die Ankunft.
Die mexikanische Bark CUAUHTEMOC steuert Rostock zum dritten Mal an. In einem eindrucksvollen Bild passierte das Schiff die Molenfeuer in Warnemünde. Hoch oben in den Rahen des Schiffes begrüßten die Matrosen beim Einlaufen in den Stadthafen die Hanse- und Universitätsstadt. Insgesamt haben sich 171 Schiffe zum maritimen Spektakel in Rostock angemeldet. rfra

 

19421Jens Kaekenmeister Denis Oswald P1020409Links der Terminalleiter Warnemünde, Jens Käkenmeister mit seinem Stellvertreter Denis Oswald vor dem Kreuzliner CELEBRITY SILHOUETTE und der Baustelle des entstehenden neuen Servicegebäudes. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

Ein „Fünfer” als Spitze der Saison
Logistische Herausforderungen an den Kreuzfahrt-Terminals in Warnemünde und im Rostocker Seehafen · Mit Verstärkung auch Mehrfach-Anläufe gut zu meistern · Beeinträchtigungen des Wohnumfelds weiter minimieren
Rostock, 17. Juli 2019 – Als jüngst gleich fünf Kreuzliner das Rostocker Hafenrevier ansteuerten (drei nach Warnemünde und zwei zum Seehafen), war das eine Herausforderung an die Logistik, an den Einsatz etlicher Mitarbeiter und Dienstleister des Rostocker Hafens. „Die Schiffe konnten sicher und planmäßig fest- und wieder losmachen”, freute sich nach dem einzigen Fünffach-Anlauf der Saison Terminalleiter Jens Käkenmeister (52). Nicht nur sein kleines Team – mit ihm sechs Mann – hatte an diesem Tage zur Krönung der Saison alle Hände voll zu tun. Für tatkräftige Unterstützung sorgten Kollegen aus dem Überseehafen.
So waren zusätzlich 25 Festmacher allein für die Kreuzfahrtschiffe im Einsatz. Über 80 Sicherheitskräfte standen zur Kontrolle und Lenkung der über 10.000 Passagiere bereit. Die für den Hafen tätige Sicherheitsfirma war eigens mit Kollegen aus anderen Standorten der Unternehmensgruppe verstärkt worden. Zudem waren zwei Stauereien gefordert, um 44 Proviant-Lkw an den fünf Liegeplätzen zu entladen. Gleich sieben Mal musste der Rettungsdienst zu den Schiffen gerufen werden. „Sicherheitsdienste, Stauereien, Landausflugsagenturen, ja alle Dienstleister waren am Ende des Tages geschafft, aber auch glücklich und stolz diese logistische Herausforderung ohne größere Probleme gemeistert zu haben”, konstatierte der Terminalchef.
Solche Anlaufspitzen mögen für manchen Betrachter ja ein Highlight sein, eine Streckung der Zuläufe über die Woche verteilt wäre sicher vielen Dienstleistern lieber, offenbart Käkenmeister, der mit 180 bis 200 Anläufen für Rostock im Jahr die Kapazitätsgrenzen sieht. Als wir ihn besuchten, lag mit der CELEBRITY SILHOUETTE nur ein großer Kreuzliner am Warnemünder Kai. Die Kontrollen durch Bundespolizei und Zoll des aus St. Petersburg kommenden Cruisers waren längst geschehen, das Gros der Passagiere mit dem Zug nach Berlin oder mit Bussen zu Erkundungen im Umfeld unterwegs. Am Terminal war Ruhe eingekehrt. Das Wohnumfeld soll ohnehin nicht zu sehr beeinträchtigt werden. So wurden die Kühltrucks mit ihren laufenden Motoren inzwischen zu Stellplätzen im Werftareal umgeleitet. Die Beladezeiten wurden begrenzt. Die Schiffe sind auch angewiesen, ihre Lautstärken – sei es von Musik oder anderen Veranstaltungen an Deck – herunterzufahren. Die Ausnahme ist das akustische Signal für die vorgeschriebene Sicherheitsübung der Besatzungen im Hafen.
Für eine reibungslose Abfertigung hält Jens Käkenmeister mit seinem Team die Fäden zusammen. Da sind die Abläufe zu koordinieren, für Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit am Terminal zu sorgen. „Der erste Eindruck ist da schon wichtig”, lautet sein Credo. Nahezu 35 Jahre ist der gelernte Elektriker im Hafen bereits tätig, wurde hier Dispatcher, Leiter Hafensicherheit und Terminalchef, hat somit auch die Kreuzfahrer-Liegeplätze im Seehafen und die Warnemünder Anleger im Blick.
Das Warnemünder Terminal ist gegenwärtig Baustelle. Auf 280 Bohrpfählen wurde das Areal am Liegeplatz P 8 für den Bau eines weiteren Terminalgebäudes mit Stellflächen vorbereitet und vorübergehend für den laufenden Betrieb mit einer Bitumen-Schutzschicht abgedeckt. Der Rohbau des Servicegebäudes ist bereits aus den Kinderschuhen gewachsen und die Bauleute sind je nach Betrieb am angrenzenden Zelt mehr oder weniger weiter am Werk. Wenn am 12. Oktober mit der NORWEGIAN GETAWAY hier der letzte Anlauf erfolgt, geht es richtig los. Zur nächsten Saison soll das neue Terminalgebäude einsatzklar sein. Sämtliche Zuführungen bis hin zu den Rohren für die Kabel sind bereits verlegt. 2020 soll dann ein Schiff in Warnemünde auch mit Landstrom versorgt werden können.
Der Terminalchef freut sich, dass auch in Rostock die Bedingungen weiter verbessert werden. Abfertigung und Neubau dafür miteinander in Einklang zu bringen - darauf hat sich sein Team in enger Abstimmung mit der Bauabteilung von Rostock Port eingestellt. Reiner Frank

 

19421 BERLIN Scandlines P1020334 Reiner Frank RostockDie Scandlines-Fähre BERLIN. Für sie und die Schwester COPENHAGEN gibt es Pläne zur Ausrüstung mit einem Flettner-Rotor. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

Mit Rotorsegeln auf grünem Kurs
Rostock Port veranschaulicht bei der Halbjahresbilanz die positiven Effekte des Universalhafens · Leichte Rückgänge im Fährverkehr werden durch Zuwächse im Flüssiggutumschlag ausgeglichen · Investitionen für den Umweltschutz · Landstromanlage und neues Terminalgebäude · Greenship der TT-Line mit LNG-Antrieb · Scandlines-Fähren steuern Magnus-Effekt an
Rostock, 5. Juli 2019 – Die Zahl der Fährpassagiere von und nach Nordeuropa entspricht mit 1,05 Millionen dem Vorjahresniveau. Mit 8,5 Millionen Tonnen rollender Ladung ging allerdings der Güterumschlag im Fähr- und Ro/Ro-Verkehr um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Rückgänge gab es unter anderem im Papierumschlag. Wenn dennoch die Halbjahresbilanz des Rostocker Seehafens positiv ist und mit 13,3 Millionen Tonnen sogar ein Plus um 2,3 Prozent zu Buche steht, ist das vor allem starken Zuwächsen im Flüssiggutumschlag geschuldet, wo allein von einem guten Dutzend Öltankern 800.000 Tonnen Rohöl über die Kaikanten gepumpt wurden. Die Vorteile eines Universalhafens zahlen sich aus, wie die Rostock-Port Geschäftsführer Dr. Gernot Tesch und Jens Scharner am Freitag beim traditionellen Pressetörn durch das Rostocker Hafenrevier berichten können.
Mit dabei auch wieder die Vertreter der Fährreedereien. Für die Reederei Scandlines verlief das erste Halbjahr 2019 stabil, obwohl die Lkw-Mengen nicht ganz das Niveau des Vorjahres erreichen konnte. Im Pkw-Verkehr aber wurden sie leicht übertroffen. „Die Hochsaison steht vor der Tür und Scandlines ist gut aufgestellt, um ein gutes Resultat und nicht zuletzt einen guten Service für alle Reisenden zu bieten”, erklärt Heiko Kähler, Geschäftsführer der Scandlines Deutschland GmbH. Er informiert auch von Überlegungen, Rotorsegel auf den Hybridfähren der Strecke Rostock-Gedser zu montieren. Ein Rotorsegel ist die moderne Version des Flettner-Rotors und die Technologie basiert auf dem Magnus-Effekt. „Durch die Installation von Rotorsegeln kann der CO2-Ausstoß auf Rostock-Gedser um vier bis fünf Prozent verringert werden. Unseren Fokus fest auf die grüne Fährschifffahrt gerichtet, planen wir den Gebrauch der Dieselmotoren an Bord weiter zu reduzieren und lassen die Fähren auf Rostock-Gedser stattdessen quasi mit Windkraft fahren”, so Heiko Kähler. Auf dem Rostocker Fährterminal soll zudem die Beladung noch effizienter gestaltet werden. Auf der Strecke Puttgarden-Rødby werden die Antriebssysteme der Fähren durch neue Thruster ersetzt, um die Umweltbelastung zu vermindern.
Von grünen Aktivitäten können auch die Vertreter der Stena Line und TT-Line berichten. So habe die TT-Line den Bau eines Greenships in Auftrag gegeben, das mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben wird und Emissionen deutlich reduzieren wird. Zur Optimierung des Energiebedarfs werde ein modernes Automatisierungs- und Managementsystem integriert. Als Zulieferer für die Innenausstattung des in China gebauten Schiffes wurde die Firma Ocean-Architects aus Waren an der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern betraut, berichtet die PR-Managerin Gudrun Köhler. Bei der Stena Line gewinnt der Bahnverkehr wieder mehr Bedeutung und das nicht nur bei Fracht. So werde der Nachtzug zwischen Berlin und Malmö stärker genutzt, werden auch Passagierzüge für Sonderreisen geordert, wie der Travel Commercial Manager Martin Wahl mitteilt.
Mit vielfältigen Investitionen investiert der Rostocker Hafen in seine Zukunft. Zur Verbesserung von Qualität und Sicherheit der Kreuzschifffahrt in Warnemünde entsteht der Neubau eines weiteren Terminals. Das Gebäude, 186 Meter lang und 30 Meter breit, soll zum Saisonstart der Kreuzschifffahrt im Frühjahr 2020 eröffnet werden. Angelaufen sind auch die Planungen für den Bau einer Landstromanlage in Warnemünde. Ziel ist entsprechend einer Vereinbarung mit AIDA Cruises die Bereitstellung einer Landstromversorgung an zwei Liegeplätzen im kommenden Jahr.
Ausbauten von verschiedenen Kaianlagen sind der Startschuss für den auf die vorgesehene Seekanalvertiefung ausgerichteten Wasserbau im Überseehafen. Ziel, so die Hafenchefs, sei es, für die vom Bund geplante Seekanalvertiefung auf 16,50 Meter die Hafeninfrastruktur parallel auszubauen, damit große Schiffe entsprechende Hafenliegeplätze anlaufen können.

 

19421 2019 06 28 Eisenbahnfährverkehr Foto Stena LineStena-Manager an Bord der Schweden-Fähre in Rostock, v.l.n.r.: Katrin Verner, Anders Hansson und Ron Gerlach.
Foto: Stena Line, Rostock

 

Eine Alternative zum Landweg
Vor 25 Jahren begann in Rostock der Eisenbahn-Fährverkehr nach Schweden · Stena Line möchte für die Bahnen nicht nur Notnagel sein · Mit der Fähre ROSTOCK fing es an · Die Königslinie von Rügen wird bereits 110 Jahre alt
Rostock, 3. Juli 2019 – Am Liegeplatz 64 im Rostocker Seehafen herrschte am 27. Juni 1994 geschäftiges Treiben. Der Schwimmkran GOLIATH hatte einen Eisenbahnwaggon angehoben und setzte ihn symbolisch auf die Schiene. „Willkommen zur Eröffnung des Fährverkehrs Rostock Trelleborg HANSAFERRY” hieß es auf einem großen Banner, das den Waggon schmückte. Der damalige Hafendirektor Friedrich Karl-Klein und die Geschäftsführer der Deutschen Fährgesellschaft Ostsee (DFO), Otto van Dyk und Bernd Blumenthal, sowie ihre Partner vom schwedischen Unternehmen SweFerry begrüßten Hunderte Gäste zum Start der neuen Fährlinie. Wenig später rollten die ersten Waggons an Bord der DFO-Eisenbahnfähre ROSTOCK zur Premierenfahrt. Wie die GÖTALAND von SweFerry war sie baulich für diesen Dienst angepasst worden und der Hafen hatte die infrastrukturellen Bedingungen mit Millionen-Investitionen geschaffen. Die beiden Fährunternehmen hatten sich für den Standort Rostock wegen der guten Hinterland-Anbindungen und seiner stattlichen Gleisanlagen als Zweitverbindung neben der Königslinie von Rügen für ihren Schwedenverkehr von Deutschland entschieden. Die Königslinie kann übrigens am 6. Juli bereits auf ihr 110jähriges Bestehen zurückblicken.
Nach der DFO und Scandlines betreibt inzwischen die Stena Line mit den Kombifähren MECKLENBURG-VOROMMERN, SKANE und zu einigen Abfahrten auch die SASSNITZ die Verbindung von Rostock, während auf der Königslinie allein die SASSNITZ im Einsatz ist. Von den einst 200.000 jährlich verschifften Waggons zwischen Rostock sowie Sassnitz und Trelleborg sind heutzutage weniger als zehn Prozent geblieben. Grund ist der für die Eisenbahnverkehrsunternehmen hoch subventionierte Landweg über Dänemark und die festen Querungen. Katrin Verner, Freight Commercial Manager Stena Line dazu: „Wenn es auf der Landstrecke Störungen oder Sperrungen aufgrund von Arbeiten gibt, sehen wir eine sprunghafte Nachfrage nach Sofortlösungen. Ist der Weg wieder frei, nimmt der Bedarf ebenso sprunghaft wieder ab. Wir bieten eine hohe Frequenz mit bis zu vier Abfahrten pro Tag, um unser kontinuierliches Bestandsgeschäft ebenso wie der ad-hoc Nachfrage entgegenzukommen. Durch feste Bahnfahrpläne über Rostock-Trelleborg könnten wir die Effizienz der Route jedoch noch einmal verbessern”.
Mitte 2014 hat die Stena Line den Eisenbahngüterverkehr auf Rostock konzentriert. Im vergangenen Jahr nahm die Anzahl der beförderten Eisenbahnwaggons zwischen Rostock und Trelleborg auch wieder zu und das Wachstum hält auch im ersten Halbjahr 2019 weiter an, kann Stena-Geschäftsführer Ron Gerlach berichten. Bahnverkehr gewinnen an Bedeutung für den Umweltschutz. Mehr Frachtvolumen ist von der Straße auf Schiene und Fähre zu bringen, verstärkt so auch Hoffnungen im Kampf gegen Klimawandel.
Die Fährschiffe, so Gerlach, wollen nicht nur Notnagel sein, sondern ernstzunehmende Alternative. Als einladender Wink für die Bahnen wurden auf der MECKLENBURG-VORPOMMERN vor zwei Jahren die Eisenbahndecks erneuert und die Reederei hat sich wiederholt als Initiator neuer Zugverbindungen engagiert. So bietet Stena in Kooperation mit der Rail Cargo Austria (RCA) und der schwedischen Green Cargo seit Mai feste Slots auf den Eisenbahnfähren für RCA-Güterzüge, die zwischen Wien und Trelleborg auf mehr als 1.000 Kilometern mit Fracht aus Italien, Slowenien und Ungarn anrollen. Mit drei Rundläufen in der Woche habe es erfolgversprechend begonnen. Der direkte Zug Wien-Trelleborg sei ein weiterer Schritt von Stena Line, das schienenbasierte Transportangebot im Vor- und Nachlauf der Fährrouten auszubauen, bekräftigt Gerlach.
Das KV-Terminal im Rostocker Hafen ist dafür ein wichtiges Drehkreuz für jährlich über 80.000 Ladeeinheiten. Gegenwärtig gibt es darüber rund 40 Intermodal-Verbindungen, und nicht zuletzt dank des neuen Direktzuges von Lkw-Walter von und nach Lovosice zwischen der südlichen Ostsee und Tschechien im ersten Quartal eine Steigerung um 13 Prozent. „Im Hafen stellen wir die Infrastruktur, erhalten sie und bauen sie aus”, erklärt Rostock-Port-Geschäftsführer Dr. Gernot Tesch. Dafür sei durch den Infrastrukturbetreiber ROSTOCK PORT und bei Gleisanlagen überwiegend durch DB Netz in der Vergangenheit viel getan worden.
Etwa ein Fünftel aller Güter vom und zum Rostocker Hafen werden von der Eisenbahn an- und abtransportiert. Dem Hafen vorgelagert ist ein Rangierbahnhof mit etwa 180 Kilometer Gleislänge und im Hafen selbst bilden 54 Kilometer Gleis ein gut nutzbares Netz mit Anschluss an die modernisierte Strecke nach Berlin. Reiner Frank

 

19321 Seeleute vor DSM mit Diakonin Liebau P1020273 Foto Reiner FrankMarie-Kristin Liebold ist seit dem 15. Oktober vorigen Jahres bei der Seemannsmission in Rostock tätig. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

Wo Seeleute vor Anker gehen
In der Seafarers Lounge am Warnemünder Kreuzfahrtterminal zeigt auch die Seemannsmission Flagge
Ein Banner weist den Kreuzliner-Besatzungen den Weg

Rostock, 12. Juni – Am Warnemünder Kreuzfahrtterminal zeigt auch die Seemannsmission Flagge. Die ehemalige Schlepperstation am Fähranleger (postalisch am Bahnhof Nr.6) ist seit zwei Jahren zur Kreuzfahrtsaison Seafarers Lounge, Ankerplatz für die Seeleute der hier festgemachten Kreuzliner, geworden. Ein Banner auf dem Balkon des kleinen Gebäudes weist den Seeleuten den Weg. Dass sie ihn nicht verfehlen, veranschaulicht ein Besuch der Einrichtung, wo uns ein buntes Stimmengewirr empfängt. Seeleute verschiedener Nationen nutzen hier den Zugang zum freien Internet, schlagen so eine Brücke zu den Lieben daheim oder genießen bei Kaffee und einem alkoholfreien Softdrink die angenehme Atmosphäre zum Erfahrungsaustausch über den Berufsalltag beziehungsweise zum Abschalten vom vielfach hektischen Bordbetrieb.
Rostock Port hat der Seemannsmission das Gebäude wohnlich gemacht. Die Fassaden wurden gestrichen, die Sanitäranlagen und Elektroleitungen erneuert, die Räume tapeziert und vor allem Wlan-Zugang für die Internetnutzung geschaffen. Für die Betreuung der Seeleute der Kreuzfahrtschiffe, die vor einigen Jahren in einem Container provisorisch begann, hat die Rostocker Seemannsmission somit gute Möglichkeiten gefunden. Hier zunächst für einen Zeitraum von drei Jahren, erklärt deren Leiter Folkert Janssen, der die Einrichtung langfristig unmittelbar im neuen Terminalkomplex integriert haben möchte. Für ihn war zunächst besonders wichtig, dass für diese Aufgabe auch die Personalfrage geklärt werden konnte, die Mittel für eine halbe Stelle zur Verfügung gestellt wurden. Sie füllt von Mai bis September nun die junge sozial-diakonische Mitarbeiterin Marie-Kristin Liebold aus, die bei unserer Stippvisite gerade Seeleute der MARINA und COSTA FAVOLOSA zu betreuen hatte, insbesondere jenen wunschgemäß Orientierungshilfe vermittelte, die erstmals nach Rostock kamen. So auch den vier Seeleuten der MARINA, mit denen wir ins Gespräch kamen und erfuhren, dass ihr Schiff, auf dem sie auf verschiedenste Weise bis zu 1.250 Passagiere zu bedienen haben, zum ersten von acht Anläufen in diesem Jahr festgemacht hatte.
Marie-Kristin Liebold ist seit dem 15. Oktober vorigen Jahres bei der Seemannsmission in Rostock tätig. Ihre Stimme verrät, dass sie im Sächsischen ihre familiären Wurzeln hat. In einem Ort bei Schneeberg im Erzgebirge wuchs sie auf, schloss die Schule mit dem Abitur ab und wurde nach einem Studium der Religionswissenschaften in Leipzig Religions- und Gemeindepädagogin. Schon während des Studiums hatte sie die Möglichkeit, im Sommer 2017 in Middlesbrough im Nordosten Englands die Arbeit der Seemannsmission kennen zu lernen. Länger als zunächst geplant war sie hier ehrenamtlich im Einsatz. Als sie von der Möglichkeit in Rostock erfuhr, bewarb sie sich und hat sich im Team der Rostocker Station „Hollfast” inzwischen auch gut integriert, ist hier aber nur in Teilzeit verankert. Im Winterhalbjahr fordert sie die Rostocker Universität. Hier studiert sie inzwischen evangelische Theologie, muss so auch Hebräisch, Altgriechisch und Latein büffeln, hat bis zum Examen noch einen weiten Weg. Gutes Timing ist gefragt.
Seit dem 1. Mai betreut sie Seafarers Lounge am Warnemünder Kreuzfahrtterminal die Seeleute – wenn Kreuzliner festmachen wochentags zwischen 11 und 16 sowie an Feiertagen zwischen 12 und 17 Uhr. Damit die junge Frau auch freie Tage nehmen kann, springt Folkert Janssen in die Bresche, der sich mit ihr in diesem Jahr diese zusätzlichen Dienstleistungen der Seemannsmission in Rostock teilt. Immerhin etwa 150 Seeleute waren schon im Mai bei den Anläufen in der Lounge zu Gast. 22 Sitzplätze werden hier geboten. Demnächst hat sich hier auch der ITF-Inspektor Hamani Amadou angesagt. Erörtert wird mit dem Gewerkschafter die Etablierung einer Sprechstunde für die Seeleute vor Ort. Zu den Gästen gehörten neben einer Bibelgruppe von Seeleuten von Bord der MSC POESIA auch eine Australierin, die in der Seemannsmission in Brisbane tätig war und mit Hansjörg Kunze von AIDA Cruises lotete auch ein Reederei-Manager bereits Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus.
Die Arbeit der Seemannsmission ist aber mehr als nur die in der Lounge. Zwischen 5.000 und 6.000 Seeleute gehen im Klub „Hollfast” im Seehafen jährlich vor Anker. 2.300 Besucher waren es schon wieder bis Ende Mai, berichtet Folkert Janssen. Zudem werden 1.900 bis 2.100 Schiffsbesuche und diverse Dienstleistungen für die Seeleute der im Hafen liegenden Schiffe durch seine Mitarbeiter Dorothea Flake, Regina Qualmann, Rolf Spannaus, Ulrich Hein und nun auch Marie-Kristin Liebold jährlich durchgeführt. Ihre sozial-diakonische Arbeit hat viele Gesichter.
Im kommenden Jahr steht übrigens ein Wechsel in der Clubleitung bevor. Folkert Janssen, der die Rostocker Station im November 1990 aus der Taufe hob und sie all die Jahre erfolgreich führte, geht in den Ruhestand. Die Ausschreibung der Stelle hat begonnen. Reiner Frank

 

19321 wohnschiff2 Star Libra Foto JaJo Zeigert Wismar Maritime „Action” im Wismarer Westhafen gegenüber dem Technologie- und Forschungszentrum (TFZ). Das künftige Werft-Wohnschiff erhält an der einstigen Ausrüstungspier seinen neuen Liegeplatz. Foto: HaJo Zeigert, Wismar

 

Kreuzfahrer wird Wohnschiff für die MV Werft
Wismar – Passagierschiff gucken der besonderen Art erlebten am Sonnabend vor Pfingsten etliche Schaulustige vom TFZ aus. Am späten Vormittag zeigte sich das künftige und 260 Meter lange Wohnschiff SUPERSTAR LIBRA nach längerem Aufenthalt in der Dockhalle mit frischem make up im Sonnenlicht. Von drei Schleppern an der Leine, wurde es zum neuen Liegeplatz der einstigen Werftausrüstungspier im Westhafen dirigiert. Noch vor Jahresende sollen dort weitere Schiffbauer ein schwimmendes Zuhause finden. Dafür stehen auf dem 32 Jahre alten Kreuzfahrer der Genting Gruppe 709 Kabinen mit mehr als 1000 Betten zur Verfügung. Die weiteren Werftfachleute werden gebraucht, um am ersten Kreuzfahrer der so genannten Global Class weiter mit Hand anzulegen. Der weltweit größte Kreuzfahrer, 342 Meter lang, 46 Meter breit und 74 Meter hoch, wächst seit Frühjahr des vorigen Jahres an den Werftstandorten Wismar und Rostock in den Großsektionen stetig.
Das Wohnschiff erhält zudem Landstrom und auch die Be- und Entsorgung der Wasserversorgung an Bord erfolgt per Landanschluss. Weitere bisherige Gesellschaftsräume werden für dienstliche Belange und Zwecke von Partnerfirmen als Büros und für Repräsentationszwecke modifiziert. HaJo Zeigert

 

19321 Eichler Arosa P1020261 Foto Reiner Frank RostockAuf der holländischen Damen-Werft wurde von A-ROSA der Prototyp eines Mehrgenerationen-Schiffs bestellt. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

Erster Stahlschnitt im September
Über den Prototyp des A-ROSA-Mehrgenerationen-Schiffs · Flotte startet mit fünf Prozent Plus · Zuwachs auch an Land
Rostock – Für die A-ROSA Flussschiff GmbH ist die diesjährige Saison gut angelaufen. „Wir haben aktuell ein Plus von fünf Prozent und 83 Prozent des Jahresziels der Buchungen bereits geordert”, freut sich Jörg Eichler (52), der inzwischen seit sechs Jahren die Geschäfte des Rostocker Unternehmens führt. Besonders Reisen auf dem Rhein sind in diesem Jahr mit zweistelligen Zuwachsraten stark nachgefragt, aber auch die Schiffe auf den anderen Fahrtgebieten sind gut ausgelastet. Neu im Programm sind in diesem Jahr Reisen auf dem Douro in Portugal, die mit der A-ROSA ALVA, allerdings erst eine Woche später beginnen konnten. Schlechtes Wetter verzögerte die Überführung von der Bauwerft zum Basishafen Porto und somit den planmäßigen Start am 1. Mai. „Wir hätten es zwar noch knapp geschafft, aber der Testlauf der Crew stand noch aus und wir wollten von vornherein an unseren Qualitätsstandards keine Abstriche machen”, erklärt Eichler. Die erste Reise musste so abgesagt werden und den Gästen wurde der Ausfall kompensiert. Sie können die Reise nicht nur nachholen, sondern erhielten mit einer weiteren Reiseofferte noch ein zusätzliches „Trostpflaster”.
Seit dem 8. Mai aber läuft es auch mit dem maßgeschneiderten Neubau auf dem Douro rund und die „Gäste sind happy angesichts der malerischen Kulisse der Landschaft und dem von uns gebotenen Ambiente”, berichtet der A-ROSA-Chef.
Ein weiterer Neubau wird 2021 die Flotte im Zeichen der Rose verjüngen. Auf der holländischen Damen-Werft wurde der Prototyp eines Mehrgenerationen-Schiffs bestellt und eine Option für ein zweites dieser Art gegeben, das 2023 zum Einsatz kommen soll. Das 4-Deck-Schiff, das für das Fahrtgebiet nördlicher Rhein bestimmt ist, besticht dank der Breite von 17,70 Meter durch sein großzügiges Platzangebot. Bis zu 28 Quadratmeter sind die Standardkabinen groß, Raum für einen Kids-Klub wurde geschaffen. Neben Restaurants und Bars gehört ein Spa mit Eisgrotte zu den Einrichtungen. Neu ist ein weitläufiges Sonnendeck mit Pools sowohl für Erwachsene als auch gesondert für Kinder. Mehr Komfort verspricht zudem auch die Einrichtung eines Fahrstuhls. „Wir bieten pro Gast 100 Prozent mehr Platz”, schwärmt Eichler und verweist darauf, dass auch die Crew hier bessere Arbeits- und Lebensbedingungen finden wird, den Mitarbeitern Ein- bis Zweibett-Kabinen, eine große Crewmesse und separate Aufenthaltsräume geboten werden.
Die Gestaltung des Neubaus ist das Ergebnis eigener Projektideen, der heimischen Neptun Ship Design und Konstrukteuren der Werft. Zeitgemäß ist auch das innovative Antriebskonzept. Bevor Städte angelaufen werden, kann von Diesel- auf emissionsfreien Batteriebetrieb umgeschaltet werden. Luftblasentechnik verspricht zudem, den Dieselverbrauch zu senken. In den Häfen wird Landstrom gezapft, werden so auch die Batterien wieder aufgeladen.
Im September soll der erste Stahlschnitt erfolgen, im Frühjahr 2021 der Neubau einsatzklar sein. Für die Damen-Werft habe sich A-ROSA nach einer europaweiten Ausschreibung entschieden, erklärt Eichler. Keiner der sieben potenziellen Anbieter, darunter auch die Rostocker Neptun Werft und die MV Werften, konnte in dem gewünschten Zeitfenster liefern, ergänzt er auf die Frage, warum heimische Bauplätze nicht zum Zuge kamen. Schließlich wurden die ersten elf Schiffe der Flotte auf der Neptun Werft gebaut und hatten sich bestens bewährt.
Mit der A-ROSA DONNA erhielt eines der Schiffe der ersten Generation vor der Saison in Linz eine umfassende Verjüngungskur. „Sie ist nun so gut wie neu auf der Donau unterwegs”, berichtet der A-ROSA-Geschäftsführer. Mit weiteren Flusskreuzern von Donau und Rhone soll der Verjüngungsprozess fortgesetzt werden und auch weitere Fahrtgebiete rücken ins Blickfeld.
Der neue Gesellschafter aus England, so Eichler, unterstützt den Wachstumsprozess der Flotte. Die Expansion werde auch im Landbereich sichtbar, wo die Reederei auf der Rostocker Holzhalbinsel ihren Hauptsitz hat. Auf 100 Beschäftigte ist hier inzwischen die Mitarbeiterzahl gewachsen und dem bevorstehenden Flottenzuwachs entsprechend wurde gerade eine weitere Etage des Gebäudes geordert. Mit den 30 Mitarbeitern im Operating der Flotte, das von Chur in der Schweiz erfolgt und den 650 Mitarbeitern auf den Schiffen steigt die Anzahl der Beschäftigten der A-ROSA Flussschiff GmbH auf insgesamt 780. Reiner Frank

Kurz und knapp: Von Krimi-Cruises bis Talente-Suche an Bord
Mit einem neuen Entertainment-Konzept soll auf den Flusskreuzern von A-ROSA die Nebensaison attraktiver gemacht werden. So werden 36 Themenreisen aufgelegt. Die beliebten Gourmet- und Fahrrad-Törns werden ergänzt durch Krimi-Cruises, Fahrten ins Blaue (so genannten Secret-Event-Touren) und Impro-Reisen, wo improvisiertes Theaterspiel von Künstlern eine Rolle spielen wird.
Ein Singer-Songwriter-Contest soll 2020 als Novum auf Donau- und Rhein-Reisen durchgeführt werden. Speziell gecastete Talente geben dabei abendliche Konzerte und stellen sich einer Publikumswertung. Bei einem Finale im Herbst treten die jeweiligen Monatssieger der Schiffe gegeneinander an und ermitteln das „A-ROSA-Show-Time-Talent des Jahres”, das dann im Rahmen des International Music-Award in Berlin (der „Echo”-Nachfolgeveranstaltung) auftreten kann.
85 Prozent der Passagiere kommen aus dem deutschsprachigen Raum. Die internationalen Gäste kommen aus England, den Benelux-Ländern, Spanien, Skandinavien und selbst aus Australien. Das Premiumprodukt alles inklusive ist bei den Gästen gefragt. Das Basic-Angebot nutzt nur noch etwa ein Prozent. www.a.rosa.de