RUSSLANDS MÜTTERCHEN WOLGA | AUSGABE 2/2012 | ||||||
Blick von der Kreml-Mauer in Nishni Novgorod auf den
Wolga-Schiffsanleger mit der ALDAN
(links) |
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„Nun”, beginnt die
tatarische Reiseleiterin Rosa ihren frühmorgendlichen Vortrag im Bus,
„Samara ist geworden von kleiner Burg zu großer Industriestadt an goldener
Wolga-Perlenkette. Sie werden sehen viele, schöne Gebäude, Denkmäler,
Kirchen und Straßen”. Das war bis zur
Wende nicht möglich, weil auch die 1,5 Millionen-Stadt Samara wegen ihrer
Rüstungs- und Weltraumindustrie eine für Ausländer gesperrte Stadt war. Sie
wurde nach dem örtlichen Nebenfluss der Wolga benannt, erfährt man von Rosa,
„und der Name wird der Legende nach dem Steppenfluss zugeschrieben, der sich
für ebenso mächtig hielt wie die Wolga. Sie trug früher den Namen
‚ra’. Und
‚Sam ra’
heißt turksprachig ‚ich bin selbst
ein ra!’. So soll er von sich gesagt haben”. „Hier hausen ja noch welche!”,
ist Horst entgeistert beim Gang durch die hafennahe Altstadt. Dunkelbraune
Blockhäuser, schief und krumm, mit Schnitzereien um die ehemals ansehnlichen
Fenster, deren Scheiben häufig eingeschlagen und blind sind. Dahinter recken
sich kümmerliche Pflanzen dem Tageslicht entgegen. Nur Gärtchen, Müll und
Wäsche auf der Leine verraten, dass hier noch Menschen leben. Aus der Ruine
gegenüber kommt ein halbnackter qualmender Dickwanst mit zwei Wassereimern
angeschlurft und verschwindet in seiner Hütte, vor der eine Wolga-Limousine
parkt. „Auch ein Zeichen von Armut”,
erklärt Rosa später dialektisch, „denn für Autos bekommt man leicht einen
Kleinkredit”. Sparen lohne sich nicht bei
dem Bisschen, was hier im Durchschnitt verdient werde: 16.000 Rubel. Und die
Preise – so hoch für Lebensmittel wie in Deutschland, weiß sie von
zahlreichen Reisen. Vor ihrer offenen Hoftür steht eine grauhaarige alte
Frau. Man grüßt sich freundlich: „Priwjet! – Hallo!”
und kommt mit Svetlana, wie sie sich vorstellt, schnell ins Gespräch.
„Fotografiert hier nur alles und zeigt es in Deutschland!”,
weist sie die Straße entlang, an die sich Beton- und Glaspaläste schon
bedrohlich nah heran geschoben haben. „Diese 120 Jahre alten Häuser”,
schimpft sie, „wollen die bald abreißen und dafür Hochhäuser hinsetzen wie
überall hier”. Von ihren mageren 5000
Rubeln Rente könne sie nicht auch noch die Hälfte für Miete ausgeben und sei
froh, dass ihr das Haus gehört. Nach dem Tod ihres Mannes, er flog als Pilot
Tschernobyl-Einsätze, sei ihr sonst nichts geblieben. Auf die Frage, ob sie
keine Witwenrente beziehe, fragt sie erstaunt zurück: „Was ist denn das?”
In der großzügig breiten und gepflegten
Fußgängerzone – eine Lenin-Statue (zuvor stand Zar Nikolaus I. an seinem
Platz) mit Vogel auf der Ballon-Mütze grüßt herunter – fragen wir nach dem
Weg zur deutschen St.-Georg-Kirche in der ulica Kuibyschewa – und bekommen
die Antwort auf Deutsch. Olga Temirbulatova, eine schlanke, hochgewachsene Erscheinung in schwarzem Hosenanzug, heißt ihre Gäste am Eingang des evangelisch-lutherischen Gotteshauses willkommen. Spalier steht eine Reihe von weiteren Mitgliedern der rund 300 Köpfe zählenden Gemeinde. Olga, nicht nur Pfarrerin, sondern auch promovierte Geologin, berichtet in ihrem Vortrag von der wechselvollen Geschichte der 161 Jahre alten Glaubensgemeinschaft in Samara und den Verfolgungen, denen sie ausgesetzt war. Als Deportierte schufteten sie, Männer wie Frauen aller Altersgruppen, unter unmenschlichen Bedingungen und bei schier unerfüllbaren Arbeitsnormen in Stalins Lagern – sie nennt sie KZs –, „aber blieben ihrem Glauben treu”. 1991 konnte die evangelisch-lutherische Gemeinde wieder offiziell registriert werden, „und wir bekamen den ganzen Komplex zur unentgeltlichen Nutzung von der Stadtverwaltung zurück – als einzige Religionsgruppe übrigens. Allein Gott weiß warum”.
1994 wurde die hübsche, in Rosa und Weiß gehaltene
Kirche nach der Renovierung eingeweiht. Viel Unterstützung kommt nach wie
vor aus Deutschland. Dazu zählt auch Hanna, Theologie-Studentin, die durch
ihr freundlich-herzliches Lächeln und den leichten schwäbischen Dialekt
auffällt. Die junge Heilbronnerin absolviert ein sechswöchiges Praktikum:
„Sozialarbeit macht mir am meisten Spaß”,
gesteht sie und ist stolz, „gleich nach der Ankunft eine Predigt gehalten zu
haben”. Im Gemeindesaal ist eingedeckt: leckerer selbst gebackener Kuchen, Tee, Kaffee. „Probieren Sie unbedingt auch die Graupen, das war die tägliche und einzige Lagerspeise”. Horst kann sich noch gut an die Getreidespeise, nur mit Wasser und Salz angerichtet, erinnern: „Die gab’s in der Nachkriegszeit in jeder Familie”. Dass Wodka – gegen eine kleine 200-Rubel-Spende – in einer Kirche angeboten wird, hat auch noch niemand erlebt. „St. Georg sei Dank”, freut sich Helmut über das „Weihwasser von der Frau Pastorin”. Zwei Dutzend Fläschchen mit Gotteshaus-Etikett wandern an Bord. „Zum Aufwärmen”, rechtfertigt sich eine Dame, „bei dem Wetter genau richtig”. Über den Zhiguli-Bergen braut sich ein Unwetter
zusammen, gibt aber am Nachmittag den Blick frei über die Engstelle mit
ihren beidseitig rund 300 Meter hohen Bergen. Auf halber Länge des Flusses
gelegen, markieren sie den Übergang von der Steppe zur Waldsteppe. „Das
Eiserne Tor der Wolga”, tauft es Horst
spontan und staunt über die kilometerlange Kette von Palästen, Villen und
Yachten am Wolga-Ufer mit seinem breiten Strand. Gegensätze zur Altstadt,
wie sie schärfer nicht sein können. Lenin, Vorkämpfer für soziale
Gleichheit, würde sich im Grabe herumdrehen. Seine nach ihm benannte
Geburtsstadt Uljanowsk wird nachts rechts liegengelassen.
425 Kilometer weiter stromaufwärts: Kasan voraus, die Hauptstadt Tartastans, schon 1177 erstmals urkundlich erwähnt. Sie gilt es „Tor zum Ural” auf dem Weg von Asien nach Europa. Zar Iwan IV. („der Schreckliche”) befreite die Stadt 1552 von der Mongolenherrschaft. Zur Erinnerung an diesen Sieg über die Heere der „Goldenen Horde” wurde auf dem Roten Platz in Moskau die Basilius-Kathedrale gebaut. Katharina II. erlaubte
1767 sogar den Bau von Moscheen. Womit ein besonderes Kolorit aus
europäischen und asiatischen Elementen entstand. Die heutige Millionenstadt,
in der auch Lenin studierte, beeindruckt durch ihre malerische Buntheit und
Lebendigkeit. Nicht ohne Stolz führt Ludmila durch ihre Heimatstadt. Es
scheint, als sei Kazan ein einziger quirliger Markt, besonders in der
Fußgängerzone. „Einfach nur hinsetzen und zuschauen”,
schlägt Horst vor und lässt sich an einem der zahlreichen Brunnen nieder.
Zufällig hört er an einem Stand zwei Frauen zu, die Matroschkas verkaufen.
„Touristen müssen einen höheren Preis bezahlen”,
haben sie beschlossen und lauern auf ihr erstes Opfer. Horst spricht sie auf
Russisch an und gibt sich als Deutscher zu erkennen. Wie von der Tarantel
gestochen springen sie auf, „als wäre zwischen ihnen eine Handgranate
explodiert”, beschreibt Horst die für sie
peinliche Szene. Architektonisches Glanzlicht ist der nach dem Sieg
auf den Trümmern der Tatarenfestung errichtete Kreml. Im Jahre 2000 wurde er
unter UNESCO-Schutz gestellt. An diesem Samstag feiern Dutzende von
orthodoxen und mohammedanischen Hochzeitspaaren zwischen Kathedrale und
Moschee.
In die Schlagzeilen geriet Kazan am 10. Juli 2011, als das 55 Jahre alte in der Tschechoslowakei gebaute ALDAN-Schwesterschiff, die BULGARIA, in den stürmischen Wolga-Fluten versank. 110 Passagiere, die qualvoll ertranken, riss sie mit sich in 20 Meter Tiefe. Kein Ruhmesblatt für die russische Schifffahrt, denn mehr konnte man nicht falsch machen: eine kaputte Maschine, Wasser im Öl, ein mit 200 Passagieren völlig überladenes, schon beim Auslaufen in Schieflage geratenes Schiff ohne gültige Zulassung, offene Fenster, durch die das Wasser in Sekundenschnelle ungehindert einströmen konnte, Ignorierung des Unwetters durch den alkoholisierten Kapitän, lückenhafte Passagierlisten. Das ergaben die Ermittlungen zur größten Schiffskatastrophe in Russland seit 20 Jahren. „Wenn Vorschriften befolgt werden”,
zeigte sich Kremlchef Dmitri Medwedew im Staatsfernsehen, „darf so etwas
einfach nicht passieren”. Der Präsident
ordnete daraufhin an, dass alle Schiffe im Land überprüft werden müssten.
Aber auch das Verhalten der Menschen. Schon mehrfach forderte er, den aus Sowjetzeiten
übernommenen Schlendrian endlich abzulegen, sowie Verantwortungsbewusstsein
und Zivilcourage zu zeigen. Seine mahnenden Worte müssen auf der ALDAN,
die den letzten Kurs ihrer Schwester kreuzt, nicht angekommen sein, denn
eine Rettungsübung – wie vorgeschrieben –fand nicht statt. Und das
unmittelbar nach dem Unglück. „Als erste Konsequenz daraus”,
hat die Reiseleiterin der ALEXANDER NEVSKIJ
berichtet, „ist die Passagierzahl bei uns um die Hälfte reduziert worden”.
Vorhang auf nach nächtlichen 140 Kilometern zu Berg: „Tscheboksary – die Perle Russlands”. springt einem in Riesenlettern von der Kaimauer ins Gesicht. Es gießt zwar in Strömen, aber die Sonne scheint – als strahlend gelb leuchtendes rundes Papp- |
gesicht, in die Höhe gehalten von einer ebenfalls sonnigen Erscheinung: der lokalen Reiseleiterin in roter Robe und mit kessem schwarzen Hütchen. Eine Tracht tragende Tschuwaschen-Gruppe hat sich links und rechts von ihr aufgebaut und winkt mit einem Schild: „Wenn du eine Blume bist, möchte ich die Biene sein, küssen, lieben und bewundern möchte ich immer dich allein”. Aus den Lautsprechern des Flussbahnhofs wehen dazu
passende Schlagerklänge herüber: „Ya tibia ...”,
„Ich liebe dich ...” Der Akkordeon-Spieler
müht sich, die Schnulze zu überbieten, während den Besuchern vor dem
Stadtrundgang zum Dreieinigkeits-Kloster und durch die Fußgängerzone
traditionell Brot und Salz gereicht werden. Tierisches Gebrüll macht die Gruppe stutzig: Ist etwa irgendwo der russische Bär los? Des Rätsels Lösung: ein Wanderzoo, genannt „Vergnügungspark”. Die schrottreifen Zirkuswagen sind mit grellbunten Tiermotiven in freier Natur bemalt. Es riecht streng nach Wild und Urin. Durch eine Lücke glotzt ein wiederkäuendes Kamel. Für 150 Rubel kann man mehr sehen: Tiere hinter Gittern, auf engstem Raum zusammengepfercht, von bulligen Wärtern immer wieder „showgerecht” mit Stangen aufgescheucht. Ob Löwen, Luchse, Leoparden oder Wölfe, selbst das russische Wappentier – in Hospitalismus-Manier hetzen die sonst bewegungsaktiven Tiere von einer Seite ihres Käfigs zu anderen und lechzen nach Freiheit. Leidende Kreatur, die tiefes Mitleid erregt. Tierschutz? Hier wird er mit Füßen getreten. Noch 265 Kilometer bis zur Weltkulturerbe-Stadt
Nishni Nowgorod, dem früheren Gorki. Wo sich die Wolga zwischen dichten
Taiga-Wäldern, hügeligen Wiesen und Seen ihr Bett gegraben hat,
endet nach insgesamt 2138 Kilometern die Flussreise. Nicht ohne dass
die Gäste noch den quirlig bunten Festumzug zum 790. Geburtstag zwischen
Fußgängerzone und Kreml erleben dürfen. Tausende pilgern – schwer bewacht
und kontrolliert von der Polizei – trotz Regen auf den Festplatz hoch über
dem Fluss und schwingen Papierfähnchen mit „I love N.N.”-Aufdruck. Am Flussbahnhof legt MS
MAXIM GORKI
aus Moskau kommend an. Das „Dichter-Schiff”
trägt seinen Namen durch Russland und wirbt mit seinem Heimathafen am Heck
für Gorkis Geburtsstadt N. N. Jewgenij Jewtuschenkos Worte aus seinem „Wolgalied” klingen noch lange nach, während die ALDANer das Hochufer zum Bus erklimmen und ein letztes Mal über den Strom schauen, den ein Regenbogen überspannt: „Ich steh´ an der Wolga, an der ewigen Wolga ... Russland – was kann ich dir noch sagen? Nicht mehr als deine Wälder längst schon wissen und deine viel beschriebenen Wiesen wagen ...” Die ALDAN-Karawane steigt um auf einen Bus und zieht weiter: zum „Goldenen Ring” mit der „Märchenstadt” Susdal und ins altrussische Wladimir.
Baujahr 1960 in Ungarn als Bau-Nr. 1546 auf der
Budapester Werft Obudai Hajogyar (2003-2005 rekonstruiert und renoviert);
Flagge Russland; Reederei Gama, Nishni Nowgorod ; Charterer Lernidee
Erlebnisreisen, Berlin; Länge 78 m; Breite 15,20
m; Tiefgang 1,40 m; Höhe 14,1
m; 1000 BRZ; Maschinen 2 x 400
PS (Hersteller: SKL, Magdeburg); 2 Propeller; Geschwindigkeit (maximal) 16
bis 18 km/h; Dieselverbrauch 1 t in
24 Stunden; Bunkervorrat 20 t; Kapazität (für zwei Reisen pro Jahr in
Charter von Lernidee Erlebnisreisen) 88 Passagiere (normalerweise bis
maximal 176); Kabinenzahl 56; Besatzung 26 Personen; 2 Decks für Passagiere;
Stromspannung 220 Volt Wechselstrom; Sämtliche Kabinen (Standard 8 bis 9 qm)
außen gelegen (spartanisch einfach, schmucklos ohne Bilder), Panoramafenster
(Unterdeck Bullaugen), 2 einzelne schmale Betten, 1 Hochbett, Dusche/WC, 1
Kühlschrank (gleichzeitig Tisch), 1 Stuhl, 1 Kleiderschrank, individuell
regulierbare Klimaanlage, 2 Junior-Suiten (9 qm), 1 Suite (12 qm);
Bordeinrichtungen 1 Restaurant (2 Sitzungen bei voller Belegung), 2 Bars, 1
Sonnendeck, 1 Veranstaltungs-Mehrzweckraum, 1 Bücherecke, 1 Wäscherei;
Souvenirverkauf; Bordsprachen Deutsch, Russisch; Küche gutbürgerlich
(russisch geprägtes Drei-Gang-Menü), Mittagessen, Abendessen, an einem Tag
Grillen am Strand; Ausflüge im Reisepreis eingeschlossen; Zahlungsmittel
Rubel, Kreditkarten; Bordatmosphäre familiär-leger, keine
Bekleidungsempfehlungen; Bordprogramm Morgengymnastik, Instrumentalmusik
(Balalajka, Akkordeon, Klavier), Gesang, Sprach- und Malkurse, Vorträge,
Filmvorführungen, Tanz, Spiele, Folklore.
Fröhlicher Folklore-Empfang mit Salz, Brot und
Musik; Fahrtroute (auch im Sommer bei Niedrigwasser
möglich); gemütlich-familiäre, legere Atmosphäre in kleinem
Kreis; gutbürgerliche Küche mit russischem Akzent; breit gefächertes Unterhaltungs- und
Informationsprogramm; moderate Getränkepreise 0,5 l Bier (Fass) 2 €, 1
Wodka 1 €, Wein (russischer empfehlenswert) 0,2 l: 2,10 €; Trinkwasser und heißes Wasser für Tee (englische
Teebeutel im Restaurant zu haben) aus kleiner Station auf dem Hauptdeck; alle Ausflüge inklusive; keine störenden, langatmigen Lautsprecher-Vorträge
über Sehenswürdigkeiten, die man ohnehin vergisst oder im Reiseführer
nachlesen kann; der letzte Tag ist entspannt: normales Ausschlafen,
Frühstück in aller Ruhe, Ausflug, Mittagessen und dann erst die „Entlassung”
nach Hause ohne Hektik; großes Sonnendeck; ärztliche Behandlung und Medikamente kostenlos
(Bordärztin freut sich jedoch über ein Trinkgeld); über 50 Jahre alter, aber relativ gepflegter Oldtimer (etwas Besonderes für Schiffsfans) mit gewissen Macken; kleines, überschaubares Schiff.
vorgeschriebene Rettungsübung wurde nicht
durchgeführt, trotz Schiffsunglück (10. Juli 2011) vor Kazan; Servicepersonal spricht z.T. nur Russisch,
Dolmetscherin muss in bestimmten Fällen behilflich sein; kein Frühstücksbüffet (man muss nehmen, was serviert
wird), Angebot insgesamt dürftig (je 1 Sorte Marmelade,
Käse, Wurst); kaum frisches Obst, Gemüse (z.B. Gurken, Tomaten,
Melonen, obwohl für die Besatzung vorhanden) oder Joghurt mit der
„Begründung”, russische
„Hygienevorschriften lassen das nicht zu”,
auf den lokalen Märkten kann man die Mangelwaren sehr günstig einkaufen,
z.B. 1 kg Gurken 25 Rubel, 1 kg Tomaten 40 Rubel (aktueller Umrechnungskurs
40 Rubel = 1 Euro); kein Nachmittagskaffee oder -Tee, nur gegen
Bezahlung (1 €); eng bestuhltes Restaurant (bei voller Belegung zwei
Sitzungen); Trittgeräusche vom Oberdeck (dünnes, gewelltes Blech) sind in den darunter liegenden Hauptdeck-Kabinen, besonders nachts und frühmorgens, sehr störend vernehmbar (eine umlaufende Gummimatte würde Abhilfe schaffen); „Nachschlag” ist
unerwünscht (z.B. ein zweiter Teller Suppe), weil alle Mengen pro Kopf genau
kalkuliert sind (offizielle Lesart: „Wenn da jeder kommen würde ...”); kein gemütlicher Aufenthaltsraum mit Sesseln und Tischchen.
Die Wolga, sie entspringt in 228 Metern Höhe auf den
Waldai-Höhen im Süden von St. Petersburg und mündet nach 3690 Kilometern in
das Kaspische Meer. Der Strom (längster, breitester und tiefster
Europas) ist ab Kalinin/Twer schiffbar und bildet die wichtigste
Wasserstraße im europäischen Teil Russlands. Über den Weißmeer-Ostsee-Kanal
und die Wolga-Ostsee-Wasserstraße ist die Wolga im Norden
mit dem Eismeer und der Ostsee, im Süden durch den Wolga-Don-Kanal
mit dem Asowschen und dem Schwarzen Meer verbunden. Die Fahrwassertiefen schwanken zwischen 4,50 m
(mindestens) und 48 m (maximal). Bis zu 40 Kilometer breit ist der Strom an
der Kama-Einmündung. Zwischen Ende Dezember und Anfang April ist die
Wolga für die Schifffahrt wegen Vereisung geschlossen. Ein
Eisbrecher-Service steht nicht zur Verfügung. Hauptverkehrsmonate sind
August und September. Gesamtstrecke 2138
km
2 Termine August und September (ungünstig wegen einsetzender herbstlicher Regenzeit).
neben dem empfehlenswerten Reiseführer „Flusskreuzfahrten in Russland”, der im Reisepreis enthalten ist, Maxim Gorki: „Meine Kindheit”, Gerhard Konzelmann „Die Wolga – Schicksalsstrom der Völker”, Alexandre Dumas „Reise durch Russland”. Lernidee Erlebnisreisen, Berlin · www.lernidee.de |
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Dolmetscher Horst Herre im Gespräch mit einer Russin in der
Alstadt von Samara. |
Krasse Gegensätze in Samara: Luxuskarosse vor heruntergekommenem
Haus. |
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ALDAN-Gruppe auf Besichtigungstour
im Kreml von Kazan. |
In der herausgeputzten Fußgängerzone von Kazan |
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Flusskreuzfahrtschiff MAKSIM GORKIJ aus Nishni Novgorod in der Heimat(hafen)stadt des Dichters. |
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Alla Snegirjewa und Josif Stiller gaben Konzerte auf dieser ALDAN-Reise.
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Es sei mir, Josif Stiller, gestattet, die Biographie meiner reizenden Kollegin und Begleiterin auf dem Piano vorzustellen, mit der ich in den vergangenen fünf Jahren in künstlerischer Verbindung stehe. Eine Biographie zu schreiben, ohne dabei weder den Geburtstag, noch den Jahrgang zu nennen, scheint unmöglich zu sein. Wenn es sich dabei allerdings um solch eine bezaubernde Frau und Künstlerin handelt, wie es Alla Snegirjewa ist, sei hier eine Ausnahme erlaubt. Geboren wurde sie in einer altehrwürdigen und geschichtsträchtigen Industrie- und Handelsmetropole – in der Stadt Gorki, dem heutigen Nishnij Nowgorod, wo sich die Oka mit dem großen russischen Strom Wolga vereint. Alla Snegirjewa hat eine sehr gute musikalische Grundausbildung in der Stadt Gorki genossen, um dann als Lehrerin für Musik im Spezialfach Fortepiano zu arbeiten. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann für alle Lehrkräfte eine nicht einfache Zeit, und Alla Snegirjewa begann eine Arbeit als Sekretärin und gab private Musikstunden, um zu überleben. Mit der Zeit musste sie ihre Berufung als Musikerin ganz aufgeben und fand Anstellung in einem kleinen privaten Gewerbe (einer russisch-türkischen Textilfirma), wo sie erfolgreich Karriere machte und von der einfachen Verkäuferin zur Verkaufsstellenleiterin aufstieg. Ein talentierter Mensch hat halt Talent in allem, was er tut. Ihre grundlegenden Charaktereigenschaften sind Strebsamkeit, Akribie, Bescheidenheit und ihren Hang zur Perfektion. Mit Beginn des neuen Jahrtausends hatte ich das
Glück, die Bekanntschaft mit dieser jungen Künstlerin zu schließen, und seit
dieser Zeit geben wir gemeinsam Konzerte und machen Tourneen durch Russland,
können auf gute Erfolge beim verwöhnten Publikum von Moskau und Sankt
Petersburg, sowie in anderen russischen Städten zurückblicken. Selbst
unseren Urlaub widmen wir mit Vergnügen dem musikalischen Schaffen, geben
unter anderem Konzerte auf Kreuzfahrtschiffen auf Russlands Flüssen. Das Einzigartige an unseren Konzerten besteht darin,
dass wir die Stücke sorgfältig auswählen, wobei klassische Werke dabei sind,
wie Bach, Beethoven, Mozart, Brahms oder Händel, aber auch die Moderne nicht
zu kurz kommt. Die Werke bearbeiten wir selbst für Klavier und das
altbekannte russische Saiteninstrument, die Balalaika. Josif Stiller, Nishnij Novgorod, im Februar 2012 |
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Seit 25 Jahren bin ich Führender Solist an der Staatlichen akademischen Philharmonie Mstislav Rostropowitsch in Nishnij Novgorod. Unsere Regierung hat mir den Titel Verdienter Künstler Russlands verliehen. Diese Auszeichnung hat mir der ehemalige Präsident Russlands Boris N. Jelzin am 21. September 1998 persönlich überreicht. Ich habe die Balakirew-Musikfachgrundschule Gorki, dem heutigen Nishnij Nowgorod, die Staatliche Glinka-Musikakademie Gorki sowie die Moskauer Staatliche Akademie für Kultur absolviert. In der Musikakademie und im College für Kultur gab ich später Unterricht. |
An den internationalen Festivals in Moskau, Oslo, Barcelona, Poznań, Mexiko, New York, San Vito, Sorrento, Zwickau und Leipzig nahm ich teil und erhielt mehrere Preise. Dabei hatte ich das Vergnügen, mein Publikum mit der Kunst des Saitenspiels auf der russischen Balalaika bekannt zu machen. Während der letzten zehn Jahre war ich mehrmals in Deutschland auf Konzerttournee. Als Mitglied der russischen Delegation nahm ich vor einigen Jahren an der Weltmesse für Tourismus teil und gab verschiedene Konzerte in Berlin und Düsseldorf. Auf Einladung des Bürgermeisters der Stadt Bautzen trat ich mit einem Konzert im Rathaus auf, in Zwickau zusammen mit der deutschen Gruppe „Sächsische Turner”. Ich hatte auch Auftritte in Kirchen einiger deutscher Städte wie München, Frankfurt an der Oder, Essen, Freiburg, Chemnitz, Dresden und Bautzen. Seit 2008 trete ich als Duo mit der talentierten Pianistin Alla Snegireva auf, die mich am Konzertflügel begleitet. Meine Programme heißen: „Russisches Ornament”, „Geheimnis der silbernen Saite”, „Klassische Balalaika” und „Mir ist der schöne Augenblick von Bedeutung”. Josif Stiller, Nishnij Novgorod, im Februar 2012 |
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