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AUSGABE 2/2012 |
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Dr. phil. Robert Rosentreter, Fregattenkapitän a.D., Marine- und Schifffahrts-Historiker, Resortleiter OstseeMagazin
Maritimes Museum „Seaplane Harbour” für Tallinn Estland wird im Mai dieses Jahres in seiner Hauptstadt Tallinn ein Seefahrtsmuseum der Extraklasse eröffnen, das mit den anderen bedeutenden Schifffahrts- und Marinemuseen der Ostsee-Anrainerstaaten absolut mithalten kann. Estlands maritime Geschichte ist ohnehin reich an Ereignissen und an bedeutenden Persönlichkeiten, wie des Forschers und Weltreisenden Admiral Adam Johann von Krusenstern oder des Admirals von Bellinghausen, beide übrigens Deutsch-Balten in Diensten des Zaren. Für die Präsentation wichtiger technischer Zeitzeugnisse, zur Pflege der reichen Seefahrer-Traditionen sowie zu Bildungszwecken wurde ein Ort gewählt, der selbst ein Stück Geschichte verkörpert und zudem ein architektonisches Denkmal ersten Ranges ist. Es handelt sich um die einzigartigen Wasserflug-Hangars der einstigen Seefestung „Imperator Peter der Große”. Errichtet wurde diese Anlage mitten im Ersten Weltkrieg 1916/1917, was schon sehr bemerkenswert war. Der mächtige Stahlbetonbau mit frei tragender Schalenkonstruktion war eine technische Hochleistung, die seinerzeit ihresgleichen suchte. Für den vorgesehenen Zweck konnte das gesamte Areal (es hat eine Fläche von 6500 Quadratmetern) aber nicht mehr genutzt werden, weil die Februarrevolution und die Oktoberrevolution 1917 dem Zarenregime ein Ende bereitet hatten und die Wirren der Bürgerkriegs- und Interventionszeit eine Nutzung ebenfalls nicht zuließen. Auch der estnische Staat, der 1918/1919 entstand, hatte zunächst kaum die nötige Kraft für Seefliegerei und überhaupt für das Flugwesen. Die Mini-Marine, die Estland sich leisten konnte, bestand aus einem kleinen deutschen Schichau-Torpedoboot (228 t Wasserverdrängung), das 1917 gesunken, 1923 wieder gehoben und als SULEV in Dienst gestellt worden war, den zwei kleinen Raddampfern SUUROP und RISTNA (je 500 t), aus ehemals russischen Beständen (Baujahre 1907/08!), die als Minenleger und Minensucher dienten, den drei Minenräumpinassen VAINDLIO, KERI und TAHKUNA (50 bzw. 45 t), dem Kanonenboot TARTU, (108 t), dem U-Bootstender LAINE (400 t), den Vermessungsschiffen KOMPAS und SEXTANT (je 276 t) sowie dem Eisbecher SUUR TÖLL (4800 t) als größtes Schiff überhaupt. Als modernste Einheiten unter der weiß-schwarz-blauen Flagge kamen 1936 und 1937 zwei in Großbritannien gebaute Unterseeboote hinzu: KALEV und LEMBIT. Mit einer Wasserverdrängung von 620 t über Wasser und 820 t unter Wasser, waren sie mit jeweils 4 Bug-Torpedorohren 53,3 Zentimeter, einem 4 Zentimeter und einem 2 Zentimeter Geschütz bewaffnet. Die Boote konnten 20 Minen mitnehmen und auslegen. Diese U-Minenleger waren die kampfstärksten Schiffe, deren Hauptaufgabe eindeutig defensiv war, was den Gegebenheiten und den Möglichkeiten Estlands entsprach. Eines dieser Boote, die LEMBIT, überstand den Zweiten Weltkrieg, gehörte in den Jahren der Sowjetzeit zur Baltischen Flotte der UdSSR und ist seit den olympischen Segelwettbewerben 1980 in Tallinn eine Attraktion gewesen, zu besichtigen im Olympiahafen der estnischen Hauptstadt. Ab Mai 2012 wird es zu den Hauptexponaten des neuen maritimen Museums in Tallinn gehören und sicherlich noch größeren Zuspruch als bisher erfahren. Die LEMBIT hat ja auch zu Tallinn und Estland einen direkten engen Bezug, anders als die von Investoren angekauften U-Boote in Peenemünde, Sassnitz und Hamburg, die mit ihrem derzeitigen Ausstellungsorten ebenso wenig zu tun haben wie mit der deutschen Marinegeschichte. Die Geschichte der LEMBIT ist auch interessant, weil sie einige Episoden des Ringens um die Unabhängigkeit Estlands, des Widerstandes gegen die Sowjet-Okkupation, aber auch des Kampfes gegen Hitlerdeutschland verkörpert. Ein weiteres Großexponat wird der Dampfeisbrecher SUUR TÖLL sein, mächtiger als die in den deutschen Ost- und Nordseehäfen wohlbekannten und von Vereinen am Leben gehaltenen Dampfeisbrecher STETTIN oder WAL. Gebaut bei Vulcan Stettin hatte SUUR TÖLL (ex russisch WOLYNEZ), im Finnischen und im Rigaer Meerbusen, schon bedingt durch die dort vorherrschenden klimatischen Bedingungen, häufigere und härtere Eisschlachten zu schlagen als unsere beiden Veteranen. Drittes großes Exponat ist das Wasserflugzeug „Short 184”. Das ist ein von der britischen Firma Short Brothers in der Zeit des Ersten Weltkrieges in größeren Stückzahlen gebauter Typ eines Wasserflugzeuges, ein Doppeldecker-Zweisitzer (hintereinander in offenen Kanzeln). Luftfahrtgeschichtlich ist interessant, dass Charles A. Lindbergh, der am 20./21. Mai 1921 als erster Mensch im Alleinflug den Atlantik von New York nach Paris in 33,5 Stunden überflogen hatte, bei einem Besuch von Tallinn vor den Hangars des Seeflughafens gelandet ist. Außerdem waren in diesem Seaplane Harbour zu Zeiten der Unabhängigkeit vor 1940, in den Sommer-Monaten jährlich die estnischen Fliegereinheiten stationiert. Die Kräfte der Luftabwehr Estlands hatten sich aus einer Fliegerkompanie zu einem Fliegerregiment entwickelt, das über ein Geschwader Landflugzeuge, ein Geschwader Wasserflugzeuge, eine Lehreinheit sowie zwei Fliegerhorste mit Werkstätten verfügte. Zu ihrer besten Zeit, Ende der 1930er Jahre, gab es 130 Flugzeuge und 250 Mann (Piloten und Bodenpersonal). Zu Sowjetzeiten befand sich hier eine Basis der Roten Luftstreitkräfte. Ältestes Ausstellungsstück dieses maritimen Museums ist ein bei Maasilimm gefundenes Wrack eines Schiffes aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Doch es geht den Gestaltern nicht nur darum, einmalige Exponate zu präsentieren. Viel Wert legen sie darauf, dass die Besucher, vor allem die jungen Leute, nicht nur sehen sondern auch anfassen und ausprobieren dürfen. Der Grundsatz lautet: „Mitmachen und Neues erfahren”. So soll eine „Weltreise im YELLOW SUBMARINE” möglich sein. Man kann einen Simulationsflug über Tallinn unternehmen. Ein Aquarium hat die Fauna und die Flora der Meere zum Inhalt. Angeboten wird außerdem ein Bildungsprogramm. Es gibt natürlich einen Museums-Shop und ein Museumscafé, u.a. mit 100 Dach-Terrassenplätzen im Sommer. Hobby-Segler werden sicherlich sehr gern die zum Areal gehörende Marina anlaufen, um sich nach einem Törn zu erholen und das Museum zu besichtigen. Man darf gespannt sein und den Mitarbeitern dieses Museums viel Erfolg wünschen. Jedenfalls dürfte dieser Seeflughafen für Touristen eine neue Attraktion werden und künftig zu den „Muss-Zielen” eines Besuches in der estnischen Hauptstadt zählen.
Kältewinter behindert Ostseeschifffahrt Die eisige Kälte, die seit den ersten Februartagen herrscht, hat inzwischen den Ostseeraum voll im Griff. Bodden- und Sundgewässer sind weitgehend zugefroren. Die wichtigsten Seewege zu den Häfen werden von Eisbrechern mühsam offen gehalten. |
Der Schiffsverkehr ist schwer beeinträchtigt, und auch die Umschlagarbeiten sind stark erschwert. In Wismar erreichte der Tiefen-Temperatur-Rekord am 6. Februar Minus 29 Grad. Auch auf der Insel Usedom wurden Temperaturen unter Minus 20° gemessen. In den vergangenen Wochen bereits hatten Seezeichenkontrollboote und Tonnenleger der Wasser- und Schifffahrtsämter Hochkonjunktur, um vertriebene oder beschädigte schwimmende Seezeichen zur reparieren oder auszutauschen bzw. auf ihren vorgeschriebenen Positionen wieder zu verlegen. Schlepper, die auch als Eisbrecher fungieren können, waren und sind sehr gefragt. Noch läuft der Fährverkehr. Doch man erinnert sich mit wachsender Sorge an die Eiswinter 1928/29 und 1956 sowie 1963, als die Ostsee fast durchweg, also von der deutschen Ostseeküste bis Dänemark zugefroren war und gar kein Schiffsverkehr mehr stattfand. Die Molen, so in Sassnitz, Warnemünde und Swinemünde, aber auch anderswo, waren mit Eispanzern überzogen, die Molenfeuer teils stark beschädigt. Auf der Ostsee vor Warnemünde tummelten sich Tausende statt auf dem Strand und der Promenade nun auf dem Eis und zwischen den zusammen geschobenen Eisbarrieren. Da sah man sogar Mütter mit Kinderwagen und alte Leute mit Krückstöcken „lustwandeln”. Alle Warnungen der Behörden, dass man in Eislöcher stürzen könnte, die durch die Bewegungen des Eises entstehen können, blieben größtenteils ungehört, zumal auch viele glaubten, dass damit nur potentielle Republikflüchtige abgehalten werden sollten. Als das Ostseestudio des DDR-Fernsehens die weiße „Meeresfläche” zeigte und dazu bemerkt wurde, dass die Eiswüste sich bis Falster erstreckt, regte das zwei junge Sachsen an, sich auf den Weg nach Kühlungsborn zu machen, um von dort aus per Ski Dänemark oder die Bundesrepublik zu erreichen. Sie hatten sogar einen Marschkompass (!) mit dabei, haben sich dann aber in der Dunkelheit verirrt und sind, faktisch im Kreise laufend, schließlich an der Halbinsel Wustrow gelandet, wo sie von Wachtposten der hier stationierten sowjetischen Garnison, halbtot aufgegriffen wurden. Den Westen erreichten sie zwar nicht, kamen aber, von Verhören und Haftstrafen abgesehen, wenigstens mit dem Leben davon. Solche Gefährdungen sind heute zum Glück nicht denkbar. Doch Warnungen, dass an einigen Stellen das Eis noch nicht (oder nicht jedes Gewicht) trägt, sind trotzdem nicht unnötig, wurden aber trotzdem in einigen Fällen in den Wind geschlagen. Mit entsprechenden Folgen. So brach eine 49jährige Frau in das Eis der Wohlenberger Wieck ein, als sie ihren Hund, der davon gelaufen und schon eingebrochen war, retten wollte. Das hätte böse enden können, bei den Temperaturen. Der Ehemann der Dame konnte aber Hilfe leisten. Auch der Wauwau wurde gerettet und war bald wieder mopsfidel. Die „Einbrecherin” kam in die Klinik und ist auch wohlauf.
Kreuzfahrtreedereien beklagen Buchungsrückgänge Da die Kreuzfahrt im Ostseeraum noch ruht, obwohl sich mancher den Frühling und den Beginn der neuen Saison schon sehnlichst herbeiwünscht, kann man in Ruhe die neuen Angebote der Kreuzfahrtunternehmen studieren. Stoff liefern täglich Kataloge, die in Massen in die Haushalte und Reisebüros geliefert werden und viele Anzeigen. Dabei war auch die Meldung interessant, wonach die Kreuzfahrtreedereien Buchungs-Rückgänge für 2012 vor allem in den USA beklagen. Branchenprimus Carnival und das weltweit zweitgrößte Kreuzfahrtunternehmen Royal Caribbean müssten bisher schon Einbrüche von 10 bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr verkraften. Carribean-Boss Richard Fain habe sogar erklärt, heiß es in einer Agenturmeldung, dass der Gewinn des Unternehmens im ersten Quartal 2012 um 76 Prozent zurückgehen werde, wodurch jeder in der Branche völlig am Boden zerstört sei. Solche Übertreibungen kann man getrost als Ulk abbuchen. Der Seereisen-Anbieter wird sicherlich nicht Pleite machen. Doch ein herber Verlust ist das allemal und natürlich auf das Unglück der COSTA CONCORDIA zurück zu führen, das manchen Seereise-Kunden abgeschreckt hat. Leider sind die Untersuchungen zu den Ursachen der Katastrophe immer noch nicht abgeschlossen, was auch nicht dazu beiträgt, die Unsicherheiten der Kunden zu vermindern. Doch sollte sich jeder sagen, dass sich nach einem solchen Desaster noch niemals gleich wieder ein großes und vergleichbares Unglück ereignet hat.
Riesenauftrag für Nordic Yards Eine gute Nachricht kam dieser Tage aus Wismar und Rostock. Die 2009 insolvent gegangene Nordic Yards Wismar / Warnemünde hat einen Siemens Großauftrag in einer Größenordnung von schätzungsweise 100 bis 250 Millionen Euro erhalten. Es handelt sich um den Bau und die Installation der Offshore-Plattform „SylWin alpha”. Damit sind die Arbeitsplätze an beiden Standorten für mindestens ein Jahr gesichert. Dieser Großauftrag wird von der Unternehmensleitung und von der Gewerkschaft IG Metall Küste als Lichtblick und als Zukunftschance gewertet. Der traditionelle Schiffbau an beiden Standorten musste wegen Auftragsmangel beendet werden. Als letztes Schiff ist im September 2011 ein Eismeertanker abgeschlossen worden, der bis minus 50° noch 1,50 Meter dickes Eis zu brechen vermag. Die Werften, die derzeit zusammen nur noch 941 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen, haben mit dem Bau von Offshore-Technik neue Geschäftsfelder erschlossen. Eine Konverter-Plattform befindet sich in Warnemünde derzeit im Bau. Es ist die „BorWin beta”, die 2013 vor Helgoland aufgestellt werden soll. Die neue Anlage SylWin alpha wird 70 Kilometer westlich der Insel Sylt ihren Standort finden. Ein solch gewaltiges Objekt ist bisher noch nie gebaut worden. Die Plattform wird 82,5 Meter lang, 56 Meter breit und annähernd 80 Meter hoch sein und aus zwei Komponenten, dem Fundament und dem Topside bestehen. Dieser Teil erhält ein Umspannwerk, Maschinenräume, einen Werkstattbereich, Wohnräume, Helikopter-Landedeck. Der auf See erzeugte Strom wird dann zum Festland umgeleitet. Insgesamt ist geplant, künftig 864 Megawatt Strom aus erneuerbarer Energie ins deutsche Stromnetz zu speisen. Das entspricht etwa der halben Leistung eines Atomkraftwerkes. Der Endkunde, der deutsch-niederländische Übertragungsnetzbetreiber TenneT, investiert in das gesamte Vorhaben rund eine Milliarde Euro. Nordic Yards erhielt den Auftrag, weil das Unternehmen über hoch qualifiziertes Fachpersonal verfügt, das die komplizierten technischen Probleme eines solchen Vorhabens zuverlässig und in bewährter Qualität realisieren kann und weil an beiden Standorten die notwendigen großen Baudocks vorhanden sind. Nach dem Aus für den Schiffbau in den beiden größten Werften Mecklenburg-Vorpommerns könnte nunmehr das Offshore-Geschäft für einen neuen Aufschwung der maritimen Industrie in Rostock und Wismar sorgen.
Katamarane für Lettlands Marine Die Werft von Abeking & Rasmussen, Lehmwerder (Niedersachsen), wird nach Abschluss der laufenden Erprobungen auf der Unterweser und der Nordsee das Patrouillenboot CESIS für die Marine Lettlands abliefern. Es handelt sich um ein modernes Doppelrumpfschiff. Das erste Boot einer fünfer-Bauserie, die SKRUNDA, wurde bereits von den Seestreitkräften des Baltenlandes in Dienst gestellt. Die weiteren drei Schiffe in SWATH-Bauweise wird die Lettische Werft Rigas Shipyard in Koopration mit Abeking & Rasmussen fertig stellen.
Automatisches Rettungsboot Es klingt wie ein Märchen, das nach dem COSTA CONCORDIA-Unglück extra in die Welt gesetzt wurde. In Rostock haben das Unternehmen Marine Soft Warnemünde und die Rostocker Universität den Prototyp eines automatischen Rettungsbootes erfolgreich getestet. Es ist ein Katamaran, der Schiffbrüchige selbstständig ansteuern und sie aufnehmen kann. Es handelt sich dabei um eine Weltneuheit der Regelungstechnik. Wenn bisher jemand bei stürmischer See oder in der Dunkelheit über Bord geht, ist es schwer, die Person aufzufinden und aus dem Wasser zu holen, selbst wenn er / sie mit Trillerpfeife und ausgeschütteter Leuchtfarbe, womit ja jeder Rettungsring, jede Schwimmweste ausgestattet sind, auf sich aufmerksam zu machen versucht. Das Neue ist ein in der Rettungsweste integrierter Transponder. Er sendet Signale aus, die das Rettungsboot, vom selbsttätigen Aussetzen bis zum Auffinden des Opfers in Aktion treten lässt. Vorgestellt wurde dieses Rettungsboot der Zukunft bei der Eröffnung des Anwendungszentrums Regeltechnik (AZR) in der Hansestadt. Hier arbeiten Wissenschaftler der Universität, der Hochschulen Wismar und Stralsund mit Partnern aus der Praxis zusammen, entwickeln gemeinsame Projekte und bereiten sie für die industrielle Fertigung vor. Um das automatische Rettungsboot in Serie herstellen zu können, sind noch weitere Versuche erforderlich. Doch alle Voraussetzungen dafür sind gegeben. Das AZR als Kooperations- und Kommunikationsstelle führt Anwender der Regelungstechnik der Hochschulen und der Industrie zusammen. Es arbeitet derzeit auch an Neuheiten der Medizintechnik, der Fahrzeugtechnik und auf anderen Gebieten. Für Massenevakuierungen Schiffbrüchiger bei Schiffsuntergängen und schweren Havarien wäre wohl das neue System auch weitgehend machtlos. Voraussetzung ist auch, dass die „Lebensversicherungs”-Rettungsweste auch wirklich angelegt ist, wenn man über die Reling stürzt. Aber für alle nur irgendwie denkbaren und für die überhaupt nicht auszudenkenden Fälle sind die neuen Rettungsboote samt Transpondern ja auch nicht gedacht. |
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Robert Rosentreter Panzerkreuzer POTJOMKIN Das Schiff. Der Aufstand. Der Film. |
Es gab zwar in der Vergangenheit schon einige Artikel und Broschüren über die Matrosenrebellion 1905 auf diesem russischen Großkampfschiff und manche Veröffentlichung über den weltberühmten Dokumentarfilm von Sergej Eisenstein. Doch eine so umfassende Darstellung dieses Themas, vor allem auch über die wechselvolle Geschichte dieses Schiffes, vom missglückten Stapellauf 1900 bis zum Ende 1923, hat es bisher noch nicht gegeben. Robert Rosentreter, Ex-Fregattenkapitän, promovierter Historiker und Marine- und Schifffahrtspublizist, erweist sich einmal mehr als profunder Kenner der Materie. Doch wer etwa theoretische Betrachtungen zur Geschichte der russischen Flotte erwartet, wird erstaunt sein. Das Buch liest sich über weite Strecken wie ein Roman. Rosentreter schildert spannend die geschichtlichen Abläufe als Hintergründe der Vorgänge an Bord, macht mit dem Namenspatron, dem Fürsten Potjomkin Towritschewski bekannt, dem man die Erfindung der sprichwörtlichen Dörfer seines Namens nachsagt, der nicht nur am Sturz des Zaren Peter III. aktiv beteiligt war und dann als Günstling der auf den Thron gehievten Zarin Katharina II. (die Große) nicht nur deren Liebhaber war, sondern sich auch als hervorragender Organisator, Militär und Politiker seiner Zeit erwies und am Aufbau der russischen Schwarzmeerflotte maßgeblichen Anteil hatte. Der Leser fühlt sich an Bord des damals größten und stärksten Schiffes der russischen Flotte versetzt und erfährt, wie die folgenschwere blutige Meuterei endete und welche Nachwirkungen sie hatte. Bisher kaum oder gar nicht bekannt war, wie das Schiff, nach 1905 unter drei verschiedenen Namen im Ersten Weltkrieg an den Kämpfen gegen die türkische Flotte teilnahm und welches wechselvolle Schicksal ihm in der Revolutions- und nach-Revolutionszeit 1917 bis 1921 bestimmt war. Im letzten Teil seines Buches behandelt der Autor die Entstehung des Stummfilms von Sergej Eisenstein 1925, den erstaunlichen Siegeszug des Streifens durch Deutschland und andere Länder sowie seine bleibende kulturhistorische Bedeutung, Die Schilderungen über die Restauration des über viele Archive der Welt verstreuten und inzwischen teils fragmentarischen Materials durch deutsche Filmwissenschaftler, anlässlich des 80. Jahrestages der Entstehung 2005 und die Wiederaufführung von „Panzerkreuzer Potemkin” in Deutschland 2008 schließen das Buch ab. Im Glossar sind Namen, Bezeichnungen und Begriffe, die vielen Lesern nicht oder nur teilweise geläufig sein dürften, erklärt, was den Wert der Arbeit noch erhöht. Quellen- und Literaturverzeichnis lassen erahnen, wie umfangreich und aufwändig die Recherchen waren und über welch langen Zeitraum sich der Autor mit dem Thema befasst hat. Monika Käning Erschienen im Januar 2012 im Ingo Koch Verlag, Schillerplatz 10, 18057 Rostock (ISBN 978-3-86436-12-1). 149 Seiten, Taschenbuch, Format 21 x 14,8 cm, 14,70 €. Gelistet bei http://dnb.ddb.de (Deutsche Bibliothek), jedoch kein Bestell-Link bekannt, weder beim Verlag selbst, noch bei www.amazon.de oder www.libri.de |
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