Es gibt mittlerweile wohl mehr als tausend
Cruiseliner auf der Welt – alte, neue, kleine, große, blaue, grüne,
schwarze, weiße, die internationale Cruiser-Flotte wächst von Monat zu
Monat, ein wahrer Tonnage-Boom wird in maritimen Steuer-Paradiesen
registriert, aber Quantität ist nicht immer auch gleich Qualität. Wer die
besten Kreuzfahrtschiffe dieser Welt aufzählen will, der kommt ganz schnell
auf die kleine, feine RSSC-Flotte, vor allem auf diese weiße
Schönheitskönigin der Meere: die SEVEN SEAS
VOYAGER – die „Reisende auf den sieben
Weltmeeren”. So nennt es sich, dieses
elegante Flaggschiff der Reederei Regent Seven Seas Cruises, kurz RSSC,
Heimathafen: Nassau / Bahamas.
Dieses Schiff ist nicht nur von außen schön. Davon
hätte der Reisende an Bord ja wenig, denn auch wer in einem schönen Auto
sitzt, sieht dessen edle Form ja selber nicht. Ein schöner Schnitt, das
alleine wäre nur äußere Ästhetik, maritimes Image, just for
show. Es sind aber zusätzlich und viel mehr das Innenleben und die Seele
dieses Schiffs, die es zum schwimmenden Faszinosum machen. Stil ist Gefühl,
und Gefühl macht Stil, und wenn Sie mal an Bord sein werden oder schon
gewesen sind, dann bedürfte es keiner Beschreibung mehr.
So aber will ich gern versuchen, Ihnen, liebe Leser,
diese besondere Atmosphäre auf der SEVEN
SEAS VOYAGER
zu vermitteln. Es ist diese typisch amerikanische Fähigkeit der totalen
Entspannung, die man hier an Deck und an der Reling fühlt. Dieses Relaxing
im eigentlichen Sinne. Loszulassen, aufzuatmen, innerliche Lasten abzuladen.
Was sich eintätowiert hat ins Bewußtsein, eingeritzt in manch lädierte
Seele, Überflüssiges und Negatives, hier zu löschen von der überladenen
Festplatte des Lebens.
Solch ein easy going hat nichts zu tun mit lazyness,
mit Faulheit, Lahmarschigkeit oder gar fehlendem
Engagement. Es ist geradezu das Gegenteil.
Nämlich die Fähigkeit, seine innere Batterie in aller Ruhe wieder
aufzuladen. Und in dieser Ladephase selbst nicht lahm, nicht
flau oder lau zu werden. Regeneration, sagen unsere Therapeuten.
Recreation nennen amerikanische Psychologen das Betanken der Seele
mit neuer Kraft und besserer Erkenntnis.
Je erfolgreicher amerikanische Geschäftsleute sind,
je mehr sie in ihrem business erreichten, je weltoffener sie
denken, als Unternehmer, Manager, Forscher oder Farmer, desto mehr
interessieren sie sich für ihre frühere Herkunft, für die Heimat ihrer
Eltern und Großeltern, their coming from, wie sie es nennen,
und so machen sie sich auf den Weg, die meisten nach Europa, manche nach
Afrika oder Südamerika. Barack Obama ist nach Kenia geflogen,
John E. Smith from South Carolina ist mit uns nach Tallin gefahren,
und beide haben ihre Wurzeln gesucht. Und sogar gefunden.
Mehr als 80 Prozent der Passagiere auf dieser
Ostsee-Kreuzfahrt im Spätsommer 2012 waren spurensuchende Amerikaner, die
ihren skandinavischen, deutschen, baltischen und russischen Wurzeln folgten,
etliche, deren jüdische Vorfahren in the horrible forties aus ihrer Heimat
vertrieben oder gar ermordet wurden, vom deutschen Nazi-Regime und vom
kommunistischen Sowjetregime.
Und – es gab an Bord auch etliche Nachfahren von
ganz einfach vorausschauend klugen Flüchtlingen, die sich rechtzeitig vor
den Kriegen, also 1913, 1938, 1939 auf den Weg in „God’s
own country” gemacht hatten. Die
Auswandererwellen von Europa nach Amerika sind ja legendär. Die
Auswanderer-Schiffe von damals, von der Hapag, vom Norddeutschen Lloyd, von
Cunard, Blue Funnel und anderen, die waren längst nicht so luxuriös wie
unser Cruiseliner 2012, aber sie haben Leben gerettet und den Aufstieg der
USA mitbegründet.
Die anderen Passagiere an Bord der SEVEN
SEAS VOYAGER
stammen von überall her, Deutsche, Briten, Franzosen, Schweizer, Schweden –
es ist diese wunderbar internationale Atmosphäre, die das
Reisen auf diesem Schiff so besonders macht. Fast jeder hat eine story zu
erzählen, eine besondere Lebensgeschichte, und man braucht kein Sprachgenie
zu sein, um sich an Bord verständlich zu machen oder auch nur zuzuhören,
alle nehmen aufeinander Rücksicht, Bordsprache ist zwar englisch, aber man
versteht sich in vielen Idiomen. Wir waren überrascht, wie viele Amerikaner
deutsch verstehen oder sich in Russland mit ein paar Brocken russisch
verständlich machen konnten.
Eine gute Idee des Kapitäns sind seine „block
parties”. Um 18 Uhr bittet er über
Lautsprecher alle Passagiere in ihre Kabinen. Dann nehmen alle ihre
Champagnergläser aus den Schränken und treten hinaus auf den Gang.
Stewardessen und Butler schenken draußen ein, man trifft seine
Kabinen-Nachbarn und Gang-Nachbarn, alle stellen sich gegenseitig vor,
kommen rasch und locker ins Gespräch, Anonymität weicht
freundlicher Bekanntschaft, man tauscht Visitenkarten und Gedanken, Kleidung
spielt gar keine Rolle, manche sind in Hemd und Hose, andere im Bademantel,
Hauptsache, die Bordgemeinschaft ist sich nicht mehr fremd, man erlebt sich
als eine Familie von gleichgesinnten Voyagern, was für eine großartige Idee!
Ein Schiff wie diese SEVEN
SEAS VOYAGER
ist also – nach innen und nach außen – das Gegenteil von „splendid isolation”
... Das zeigt sich auch an der internationalen Crew: 450
„Mann” Besatzung (die Hälfte davon
weiblich, dennoch ist ein Schiff „bemannt”
und nie „befraut”), also Nautiker,
Schiffsingenieure, Seeleute an Deck und unter Deck, Stewards, Stewardessen,
Hostessen, Köche, Sportlehrer, Trainer und Masseusen – also 450
Besatzungsmitglieder für 700 Passagiere!
Und bei aller internationalen Vielfalt ist mir kein
einziges Kommunikationsproblem aufgefallen. Man versteht sich, und wenn es
mal nicht auf Anhieb klappen sollte, versucht man, sich zu verstehen.
Unser Butler kommt aus Mumbai / Indien und heißt Gaurav.
Er ist glücklich über seinen Job und hat mir erklärt, was Bügelfalte auf
hindi heißt. Und kennt von mir nun die deutschen Ausdrücke
„Nagelfeile” und „Käse-Häppchen”.
Butler an Bord – das passt zur fast britischen
Eleganz dieses Schiffes. Anachronismus? Dekadenz? Ach, wir
immer mit unseren vermeintlich antikolonialen Gewissensbissen ... Albert
Schweitzer hatte auch einen Butler, nur nannte der sich „boy”,
und reichte dem Urwald-Arzt den Tropenhelm, wenn die Äquatorsonne brannte.
Ich sprach mit Gaurav über seinen Beruf an Bord. „It’s
really great”, sagte er, „I feel much
better as a Butler on board than without employment in India. I am
breadwinner of my big family at home”.
Das Interieur der SEVEN
SEAS VOYAGER
ist wohltuendes Understatement. Keine schrillen Farben, keine schreienden
Schilder, nirgendwo Lärm, überall schallschluckende Teppichböden,
unaufdringlicher Luxus, peinlich beachtete Sauberkeit überall an Bord, sehr
geräumige Suiten und Kabinen – ausschließlich Außenkabinen mit eigener
Veranda! – na und dann eben dieser Clou: zusätzlich zur üblichen
Kabinen-Stewardess ein Butler, der auf Knopfdruck erscheint und für alles
und jedes zuständig ist, von der Bügelfalte in der Hose über das
vorabendliche Canapé bis zu geputzten Schuhen oder eisgekühltem Champagner.
Das ist alles im Kreuzfahrtpreis enthalten, auch die sonst üblichen
Trinkgelder, Ausflugskosten oder Getränke. Die Amis machen das alles
pauschal, dadurch entfällt viel lästige Abrechnungs-Bürokratie.
Das kennen wir ja: Amerikaner sind
gewöhnt, Platz zu haben. Sie denken größer und großzügiger. Alles Enge ist
ihnen suspekt. Deshalb die geräumigen Suiten, die breiten Gänge, die großen
Decks, die begehbaren Kleiderschränke, die viele Luft zum Atmen. Da wird
nichts „reserviert” – keine Liegen und
keine Tischnachbarn. Es gibt keine feste Sitzordnung in den fünf
Restaurants, man sitzt, wie und wo und mit wem man möchte. Oder wie es der
meist schöne Zufall will. Uns hat solch ein Zufall jedenfalls eine sehr
herzliche Einladung nach Florida eingebracht, ins Luxushotel unseres
Zufalls-Tischnachbarn. Thank you, Joe, we’ll
come next year, promised, for sure!
Man geht also gegen 7pm entweder ins italienische
„sette mari” (romantisiert von Pavarotti,
Zucchero oder Gianna Nanini), bestellt „Spaghetti vongole”,
oder man trifft sich im American Grill „Prime Seven”
(wo zarteste Steaks der Neuen Welt auf älteren Zungen zergehen), oder
schlendert ins französische Spezialitätenrestaurant „Signature”
– genießt Austern von Gott und foie gras von der Welt – (Sie haben ja recht,
Köstlichkeit kämpft mit schlechtem Gewissen), oder diniert im Compass Rose
direkt über der an großen Fenstern vorbeischäumenden See, wo der Stör seinen
schwarz gelackten Kaviar im Licht des riesigen Kronleuchters glitzern lässt.
Mit einem Wort: Die amerikanisch – österreichisch –
schweizer Küchenbrigade hat ganz offensichtlich riesigen Spaß an
kulinarischer Zauberei. Und zwei Italiener leiten das alles mit souveräner
Hand: der charismatische General-Manager Raffaele Cinque und der
Restaurant-Manager Franco Lampis. Der Food&Beverage director (so sein
offizieller Titel) José Vagos hat Ina eingeladen, mit ihm über die
Fischmärkte zu ziehen und frische Austern einzukaufen. Und der
spanische „Head Sommelier” Ricardo
Rodriguez hat mir am Beispiel Camus und Carlos primero den Unterschied
zwischen Cognac und Brandy erläutert. Die schöne Blondine, die
ich hinter der tropfenden Eis-Skulptur fotografierte, ist
Cruise Consultant Lynn Madsen.
Als Cruise Director ist der Brite Paul Reynolds auf ständiger
Charme-Offensive.
Auf der SEVEN SEAS
VOYAGER kreuzen also 700 Paxe, wie sie die
Reisebranche nennt. Auf den meisten Schiffen gleicher Größe drängen sich
drei- bis viermal so viele
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Passagiere an Bord. Allein daran kann man ermessen,
welches Raumangebot den Voyagern auf 12 Decks zur Verfügung steht.
Dabei sind Schwimmbad, Jakuzis, Spa, Sauna, Kraft- und Gymnastiksäle
sowie die Rundlaufstrecke auf dem Oberdeck mittlerweile ja
Selbstverständlichkeiten auf Schiffen dieser Klasse.
Aber nicht ganz so selbstverständlich ist das
tatsächlich bemerkenswerte kulturelle Angebot. Zu den Vorträgen über Land
und Leute beispielsweise, über Historie und politische Zusammenhänge kamen
stets fast alle Passagiere. Das Interesse der Amerikaner an den Zielgebieten
in Europa war also ganz enorm, das große Theater war stets voll. Lektor Dr.
Stewart Nelson erwies sich als humorvoll und sehr kompetent. Auch wenn die
Inhalte oft gar nicht so humorig waren, wenn es um die neuere Geschichte
ging.
Die Hanse als Quasi-Vorläufer der EU schien die
Amerikaner regelrecht zu faszinieren. Ein Jammer nur, dass sie Hansestädte
wie Lübeck gar nicht sehen und erleben konnten. Lübeck-Travemünde hat am
Ostpreußenkai nur einen einzigen Liegeplatz für große Kreuzfahrtschiffe. So
hat Lübeck den Zug der Zeit verpasst. Die amerikanische Nostalgie- und
Neugierwelle rauscht an Lübeck und Kiel weitgehend
vorbei. Von Warnemünde aus fahren die Amerikaner in vielen Bussen zum
Schweriner Schloss und auch zum Dom von Doberan, aber Lübecks wunderschöne
Altstadt bleibt ihnen meist verborgen.
Das internationale Ensemble „Jean Ann Ryan Singers
and Dancers” versetzt das Publikum auf der
SEVEN SEAS
VOYAGER an fast jedem Abend in Entzücken.
Die zehn Top-Artisten gehören zur internationalen Spitze, sie kommen
von führenden Musiktheatern in Großbritannien und den USA. Da
ist als Blickfang – eyecatcher, wie die Amerikaner sagen – vor allem die
24jährige Laura Booth vom Birmingham Royal Ballet, eine 1,90 Meter große
Schönheit, eine allabendlich explodierende Ladung Sex and Beauty mit 120
Zentimeter langen Galabeinen. Oder Helen Brunson (23) vom Golden Theater,
Lauras Pendant in brünett, in chestnut, wie die Amis sagen. Wir kannten sie
schon von der Jungfernreise der RIVIERA
her. Oder, direkt vom Broadway angeheuert, Greta Off (24) from
Coralville / Iowa. Oder die blonde Britin Emma Green (22), die
von ihren Fans, darunter showverrückte Scheichs in Abu Dhabi,
ins internationale Scheinwerferlicht geschossen wurde. Eine Truppe also, die
keinen Vergleich mit Showbühnen in Las Vegas, Paris oder Berlin zu scheuen
braucht. Dass die Trapezkünstler Andrew Leach und Shaunna Kotka vom Moskauer
Staatszirkus Weltklasse sind, braucht man nicht besonders zu betonen. Ich
will hier mal ganz kühn behaupten: Es gibt wohl kaum ein Kreuzfahrtschiff
mit einem besseren Showprogramm ...
Zu den „destinations”,
den Anlaufhäfen an der Ostsee, muss man sagen, dass sie für die meisten der
amerikanischen Kreuzfahrtgäste eine besondere persönliche Bedeutung hatten.
Sie waren ja auf Spurensuche, wie ich schon geschildert habe. Es hat sogar
mich als Außenstehenden berührt, als ich sah, wie Kevin and Rosalynn from
Alabama auf dem wunderschön angelegten großen Waldfriedhof am Rande von
Tallinn das Grab ihrer Großeltern entdeckten. Sie legten weiße Rosen ins
grüne Moos und weinten. Auch andere fanden ihre alten
Familiennamen auf verwitterten Grabsteinen, machten wortlos Fotos und Videos
und verharrten spürbar ergriffen vor dem Zeugnis ihrer eigenen
Vergangenheit. Ein altes Ehepaar hatte seine beiden Enkel
mitgenommen auf die Reise, 14 und 16 Jahre alte Jungen, und sagte nun leise
zu ihnen: „Look here, this Laris Ivanauskas, you can see the letters? He’s
been your grandfather, boys!”
Später am Nachmittag in Tallinn wurde es noch
bewegender. Zunächst der Besuch im Marinemuseum Lennusadam. Ein
originales Sowjet-U-Boot der Roten Flotte, deutsche Abwehrgeschütze, Panzer,
russische See-Minen, Bomber-Cockpits, Kanonen aller Art – unfassbar für
mich, dass die Esten ihre Kinder zu Dutzenden mit diesem Kriegsgerät spielen
und zielen ließen, lauter kleine Ballermänner hantierten da in einem Land
mit echten Waffen, in dem einst schlimmer gekämpft und geschossen wurde als
kaum woanders auf der Welt. Estland wurde blutig zerrieben zwischen
Wehrmacht und Roter Armee, und jetzt spielen die Kinder mit deren Waffen!
Zum geschichtlichen Hintergrund dieser besonderen
Kreuzfahrt: Zuerst der unselige Hitler-Stalin-Pakt, der die Rote Armee 1939
einmarschieren ließ ins Baltikum. Tausende baltischer Juden wurden
„umgesiedelt” nach Sibirien; viele konnten
fliehen, über Schweden und Finnland in die USA. Dann Hitlers Bruch dieses
Paktes, Angriff 1940 auf die Sowjetunion – und der Einmarsch der deutschen
Truppen nach Litauen, Lettland und Estland. Wieder Verfolgung und
Deportation der noch dort lebenden Juden, diesmal nach Westen in
deutsche Arbeitslager.
Aber vom Großteil der baltischen Bevölkerung wurden
die Deutschen als „Befreier vom sowjetischen Joch”
gefeiert. Und die zunächst siegreiche deutsche Wehrmacht
marschierte weiter nach Osten, bis nach Leningrad, um dort die
zweitgrößte Stadt der Sowjetunion zwei Jahre lang zu belagern. Strategischer
und taktischer Wahnsinn, der etliche deutsche Divisionen band.
Dann siegte die Rote Armee 1942, also jetzt genau vor 70 Jahren, in der
Schlacht von Stalingrad und begann kurz danach ihre abermalige Besetzung des
Baltikums. Litauen, Lettland und Estland wurden der Sowjetunion einverleibt.
Erst 1990, nach einem langen Freiheitskampf, wurden diese Staaten wieder
frei und unabhängig.
Das alles muss man wissen, wenn man nachempfinden
will, was die amerikanischen „Hinterbliebenen”
zu dieser Kreuzfahrt nach Russland und ins Baltikum bewog – und hier vor Ort
zutiefst bewegte. Sie wurden auf dieser Schiffsreise unmittelbar
konfrontiert mit der Lebensgeschichte ihrer Eltern und Großeltern!
Regent Seven Seas Cruises kannte diese Hintergründe und veranlasste
deshalb eine direkte Begegnung der Passagiere mit dem estnischen Patrioten
Mati Kiirend (74), der fünf Jahre, von 1974 bis 1979, wegen seines
Unabhängigkeitskampfes in sowjetischen Gefängnissen saß. Er stand den
Amerikanern im Museum der Freiheit über das Schicksal Estlands und über sein
eigenes Schicksal Rede und Antwort. Es war wie bei einer Pressekonferenz.
Das Interesse der Gäste aus Amerika war auch deshalb
so groß, weil Estland jetzt die äußerste Nordostflanke der NATO bildet und
in einem gefährlichen Spannungsfeld mit Russland lebt. 30
Prozent der estnischen Bevölkerung sind Russen. Falls die aktuellen
Spannungen mit Russland zu einem erneuten Einmarsch führen würden, wäre die
NATO zum Beistand verpflichtet.
Ich kann die weiteren hochinteressanten Stationen
dieser außergewöhnlichen Kreuzfahrt nur kurz skizzieren. Riga mit seiner
pittoresken Altstadt und den goldenen deutschen Inschriften am historischen
Rathausplatz. Stockholm mit Königspalast und Rathaussaal, in dem alljährlich
die Nobelpreise verliehen werden. Visby auf der Insel
Gotland mit seinen kilometerlangen Verteidigungs-Mauern, Bornholm mit seinen
historischen Burgruinen, Helsinki mit dem ungewöhnlichsten Felsendom der
Welt: tief hineingesprengt in härtestes Granitgestein! Schmucklos und doch
atemberaubend schön.
Ja, und dann natürlich St. Petersburg, das „Venedig
des Ostens”, mit all seinen Palästen,
Brücken, Kanälen, Kathedralen – diese so aufwändig restaurierte Zarenstadt
am Ufer der Neva hat den Passagieren den Atem
verschlagen, zumal die SEVEN SEAS
VOYAGER volle drei Tage dort festgemacht
hat.
Und wieder war der Reederei RSSC ein toller Coup
gelungen: den 700 Passagieren stand die weltberühmte Eremitage einige
Stunden exklusiv zur Verfügung! Eine unschätzbare Chance
für die überaus kulturhungrigen Amerikaner. Abseits des üblichen
Touristen-Gedränges intensive Führung in kleinen Gruppen durch Europas
größte Gemälde-Sammlung, hautnahe Begegnung mit den Meisterwerken von
Leonardo da Vinci, Rembrandt, Goya, Pablo Picasso, Paul Gaugin, Vincent van
Gogh, Henri Matisse und vielen anderen.
Begeisterung auch bei der Besichtigung des berühmten
Zarensitzes Peterhof mit den goldenen Skulpturen, den Wasserspielen und dem
Zarenpark. Der Yussupov-Palast, in dem Rasputin ermordet wurde, die
gewaltige Isaacs Kathedrale mit der größten Goldkuppel der Welt, die
Nikolaikirche mit den bunten Zwiebeltürmen am Gribojedowa-Kanal, der
dunkelgrüne Säulendom Kasansky Sabor am Newsky Prospekt, das
Katharinenschloss in Zarskoje Selo mit dem Bernsteinzimmer – und ... und ...
und: St. Petersburg alleine wäre diese Kreuzfahrt wert gewesen!
Kapitän John McNeill ist Schotte und ein humorvoller
Meisternavigator. Zum Captain’s
Cocktail kam er im graugrünen Schottenrock zum marineblauen Uniform-Jacket
mit vier Ärmelstreifen. Beim Farewell-Dinner hob er sein Glas
und toastete und prostete seinen Passagieren zu: „Please come back, we love
repeaters! And we especially love you!”
Sein Seereise-Publikum konnte nicht spontan applaudieren, weil die
Leute ihre Champagnergläser in den Händen hielten. Aber sie
sprangen alle auf. Und dann ein Jubelschrei aus 700 Kehlen: „YES!”
Ich habe ehrlich mitgeschrien ... den Schiffsnamen sollten Sie sich
merken: SEVEN SEAS
VOYAGER.
Regent Seven Seas Cruises
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