DREI-TAGE-KURZREISE MIT DER SAXONIA | AUSGABE 5/2012 | ||||||
Deichfahrt am Weststrand von Hiddensee zwischen Kloster und Vitte. |
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„Im Greifswalder Bodden, da wären einige beinahe seekrank geworden”,
berichtet – noch etwas blaß um die Nasenspitze –
ein Passagier des schweizerischen
Binnenkreuzfahrtschiffes SAXONIA der
Baseler Scylla AG, das für Phoenix Reisen fährt und aus Potsdam gekommen
ist. Kapitän Johann Magner kann bestätigen, „dass es bei der Überfahrt vom
Peenestrom nach Lauterbach und Stralsund ganz schön gepustet hat”. Am nächsten Morgen signalisiert ein makelloser
Himmel ideales Reisewetter. Nach dem Frühstück –
mit Blick auf den Stralsunder Hafen – trifft sich die Gästeschar auf
dem langgestreckten Oberdeck zum
Auslaufmanöver. „Klar vorn und achtern!”
heißt das Kommando, bis Magner die Leinen einholen lässt. Mit einem gerade
mal fingerdicken Hebel dirigiert er die SAXONIA
von der Ballastkiste, an der gegenüber die GORCH
FOCK (I) liegt, aus dem Nordhafen. Das
sieht eher spielerisch aus, setzt aber eine Menge Erfahrung voraus. „Bei
auflandigem Wind und unserem geringen Tiefgang haben die 1000 PS im
‚Keller’ es auch nicht ganz einfach”,
ist er überzeugt.
Die Nordmolen-Spaziergänger staunen nicht schlecht,
als sie am Heck des Fahrgastschiffes den Heimathafen „Basel”
lesen. Ein paar von ihnen geben Geographie-Kenntnisse zum Besten: „Also,
erst mal den Rhein ’runter ...”
Doch schon da geraten sie ins Stocken. Derweil zeigt SAXONIA
vor Altefähr volle Breitseite und folgt brav dem Tonnenstrich der
Sund-Nordansteuerung. Ab Kreuzung Vierendehl- / Hiddensee-Fahrwasser wird’s
plötzlich eng. Neben der schiffsschmalen Fahrrinne stehen die Schwäne im
flachen Wasser. Wie eine Schleppe zieht die SAXONIA
den Wasserschwall seitlich neben sich her. Der entgegenkommende
Hiddensee-Dampfer HANSESTADT STRALSUND
der Weißen Flotte passiert gaaanz knapp, „mal gerade eben so”. Der Gellen, Südspitze des „Söten Lännekens”
Hiddensee, liegt jetzt an Backbord,
Rügen bleibt an Steuerbord. Später, zwischen Rügens naturgeschützter
Halbinsel Bug und Hiddensees Nehrung Altbessin – die Durchfahrt heißt Libben
–, blinkt die offene, bewegte Ostsee. Das Schiff aus der Alpenrepublik
gleitet dort sogar über eine türkisfarbene Zunge ihres kühlen Wassers.
Beim Essen im Restaurant hat man das Gefühl, halb im
Wasser zu sitzen. Die Fensterunterkante des Restaurants schließt genau mit
der Wasseroberfläche ab. Wenn’s dann noch
„Außenbordskameraden” gibt und die Angler
einem aus ihren Booten auf den Teller sehen, könnte man meinen, dass
frischer Fisch aus dem Sund direkt auf den Tisch kommt. Und das Ostufer der
Insel ist ein Augenschmaus. Interessierte Fernglas-Blicke gehen hinüber,
während die Gäste beim Dessert den Erläuterungen von Reiseleiterin Monika
Hütte lauschen. Nach den letzten Metern durch den Sund wird gegen 17
Uhr in kleinen Hafen von Vitte auf Hiddensee festgemacht. „Das ist unsere
nördliche Endstation”, erklärt Magner,
dessen 82-Meter-Schiff haargenau an die Pier passt. Auf der warten schon
Pferdefuhrwerke für eine abendliche Rundfahrt. Die Tagesgäste sind weg, so
dass auf der Insel Ruhe eigekehrt ist. Doch wie wär’s mit einem individueller Fahrradausflug? Kein Problem, denn Zweiräder kann man hier überall problemlos mieten. Über stille Wege die Insel zu erfahren, das ist in den Abendstunden ein besonderes Erlebnis. Eine kleine Broschüre „warnt” denn auch Erstbesucher: „Diese Insel kann süchtig machen”. So ging es auch schon dem Dichter Gerhart Hauptmann, als er in seinem Dominzil in Kloster Literatur von Weltformat verfasste. Rauf aufs Fahrrad und los: über gut ausgebaute Wege am Strand entlang – mit kurzer FKK-Badepause in der Brandung – durch den Norden der siebzehn Kilometer langen Insel. Wobei der Enddorn mit 180-Grad-Ostseeblick, seinem Sandstrand und dem kleinen Strauch-Urwald auf dem Bessiner Haken ein ganz besonderes Kleinod darstellt. |
Rast mit Erfrischungsgetränk – und vielleicht einem
leckeren Labskaus – in der traditionsreichen Gaststätte „Zum Enddorn”,
bevor die Rückfahrt über die stille Insel losgeht. Deren Autofreiheit ist
ein Erlebnis für sich. Ruhig und angstfrei
kommt man hier voran, mal den Blick links, mal rechts schweifen
lassend. Es kann schon vorkommen, dass plötzlich Reiter vor einem
auftauchen. Die bekannte Hiddenseer Duftmischung ist denn auch komponiert
aus Pferdeäpfeln und Heckenrosen, gewürzt mit einer Prise Meersalz und
frischem Heu. Noch ein Absacker an Oberdeck. Wenn dann der Mond
aufgeht und der NDR-Wetterbericht-Leuchtturm in den Abendhimmel blitzt, ist
die romantische Stimmung komplett. Irgendwann wiegen
uns die gegen die Bordwand gluckernden Sund-Wellen in den Schlaf.
Am nächsten Morgen: Ralswiek grüßt mit Schloss und
Störtebeker-Kulisse. Statt Inselrundfahrt lockt der urwüchsige historische
Landschaftspark mit seltenen Baumbeständen. Die dreistündige Liegezeit
reicht für eine Wanderung bis auf den 51 Meter hohen Buchberg. Wobei man
auch, wenn man Glück hat, einem Imker bei der Arbeit zuschauen und den Blick
weit über das Gewässer bis hinüber zur Halbinsel Jasmund mit seinen
kreidigen Steilküsten schweifen lassen kann. Vor dem Auslaufen – manchmal kommt auch Hobbyskipper
Wolfgang Lippert „Lippi” dazu – schwärmt
der welterfahrene Kapitän Johann Magner aus dem sachsen-anhaltinischen
Schifferstädtchen Bittkau: „Ich habe schon viel gesehen, aber dieses Revier
gehört für mich zu den schönsten, die ich kenne”.
Baujahr 2001; Bauwerft: Hardingsveld; Länge 82
Meter; Breite 9,50 Meter; Tiefgang 1,20 Meter; Antrieb 2 x 500 PS
Caterpillar; Geschwindigkeit (maximal) 20 km/h; Reederei Scyllla AG, Basel;
Flagge Schweiz; 3 Decks (Sonnendeck mit Dach); Kabinengröße 11 bis 12
Quadratmeter (geräumige Zweibettkabinen; Dusche / WC, Fön, Klimaanlage,
Minikühlschrank, Fön, SAT-TV, Safe, Telefon, Wäscheservice); Passagiere 88;
Crew 22; Panorama-Salon; Bar; Bordshop.
Veranstalter:
Phoenix Reisen Bonn ·
Telefon 02 28-92 60.200 Reguläre
10-Tage-Reiseroute: Potsdam - Berlin-Oder-Havel-Kanal - Niederfinow -
Oderberg - West-Oder - Stettin
-Stettiner Haff - Wollin - Peenestrom - Wolgast - Greifswalder Bodden -
Lauterbach / Rügen - Stralsund - Vitte / Hiddensee - Ralswiek / Rügen -
Stralsund - Greifswald und zurück über Eberswalde und Oranienburg nach
Potsdam. – Stralsund ist im übrigen der von Binnenkreuzfahrtschiffen am
meisten frequentierte Hafen auf der Route. Reisezeit: Anfang
Juni bis Mitte September (acht Reisen insgesamt); besonders auch für
Einheimische geeignet, die die Schönheiten ihrer Heimat noch nicht vom
Wasser aus kennen. Literatur:
Polyglott
„Freizeit in Berlin und Umgebung“, ISBN 978-3-493-60145-9; Polyglott
„Mecklenburg-Vorpommern“, ISBN 978-3-493-55643-8; Polyglott APA Guide
„Polen“, ISBN 13: 9783-8268-1947-6 Karten: Kompass Wander- und Bikekarte (737) „Insel Rügen”, 1 : 50.000; Nordland Karten Wander- und Detailkarte Hiddensee „Perle der Ostsee”, 1 : 30.000. |
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Start zur Hiddensee-Radtour in Vitte. |
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Rast in der Gaststätte Enddorn. |
Reiter bremsen Radler aus bei Grieben. |
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Vierer-Runde bei Kaffee und Kuchen an Deck der MS SAXONIA: Marinemaler Thomas Quatsling aus Stralsund, der Rügener Moderator, Entertainer, Sänger und Schauspieler Wolfgang Lippert, SAXONIA-Kapitän Johann Magner aus Bittkau und Autor Dr. Peer Schmidt-Walther aus Stralsund. |
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FKK-Bad vor Vitte. |
Ablegen in Ralswiek. |
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Traumblick vom Buchberg bei Gnies auf den Jasmunder Bodden. |
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