AUSGABE 6/2012
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Foto: Dr. Séverine Bär, Heidelberg Die graue Muräne lässt sich von einem Putzerfisch Maul und Zähne putzen.

   

Im Unterwasserparadies vor der Haustür-Tauchen im Roten Meer 

Das Rote Meer – hierzulande ist diese Urlaubsdestination wohl jedem Taucher ein Begriff und steht für wunderschöne Unterwasserwelt, gute Sicht, je nach Jahreszeit 21 bis 25°C warmes Wasser, preiswertes Tauchen und verlässliches, sonniges Wetter und dies nur 5 Flugstunden von daheim entfernt.

Der Ursprung des Namens „Rotes Meer ist nicht klar definiert. Einerseits gilt die Annahme, daß zeitweise rote Algen das Wasser färben könnten, andererseits könnte der Name auch von der, seit dem Altertum benutzten Bezeichnung „rot für „Süden(außer in Arabien wo „rot für „Westen steht) her stammen. Schließlich brachte ein römischer Schriftsteller die Erklärung hervor, der Name käme vom damaligen König der Region der „Erythreus hieß, also im Griechischen „rot. Für den absoluten Romantiker braucht es allerdings nicht unbedingt mehr Erklärung als ein Blick aufs Meer bei Sonnenuntergang wenn der strahlend rot-rosane Himmel sich ins Meer spiegelt.     

Das Rote Meer liegt zwischen Afrika und der Arabischen Halbinsel und ist im Süden durch den Golf von Aden mit dem Indischen Ozean verbunden. Im Norden teilt sich das Meer in dem Golf von Akaba im Osten und dem Golf von Suez im Westen. Letzterer endet im Suezkanal, welches das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet. Diese wichtige und vielbefahrene Schifffahrtsroute, die es erlaubt, von Asien nach Europa zu fahren, ohne Afrika zu umrunden, ist auch für Taucher von Belang, denn manche Schiffe, die das Rote Meer durchkreuzten, sind den gefährlichen Riffen auf ihrer Route zum Opfer gefallen. Diese und die im Krieg versenkten Schiffe sind mittlerweile schöne, von Tausenden von bunten Fischen bewohnte Wracks ... 

Die Anreinerstaaten des etwa 1977 Kilometer langen und maximal 300 Kilometer breiten Gewässers sind Dschibuti, Erythrea, Sudan, Ägypten, Israel, Jordanien, Saudi Arabien und Jemen. Die meisten Taucher fliegen nach Ägypten, aber auch in Saudi Arabien, Dschibuti, Israel und im Sudan werden Tauchurlaube angeboten. Die Riffe im Sudan gelten als Geheimtipp, verglichen zum manchmal überlaufenem ägyptischen Teil des Roten Meeres und werden meist nur von wenigen Kreuzfahrtschiffen angefahren. Dschibuti ist vor allem für seine Walhaie bekannt, Eilat in Israel für seine Delfine. Alle Bilder, die diesen Artikel begleiten, sind allerdings in Ägypten entstanden, welches immer noch das meistbereiste Land am Ufer des strahlend blauen Roten Meeres ist.

Das ägyptische Rote Meer bietet, was das Tauchen angeht, verschiedene Destinationen an, die sich sehr voneinander unterscheiden. Hurghada, eine belebte Stadt mit guten Ausgehmöglichkeiten, ist mittlerweile zugebaut und entsprechend überlaufen und auch das direkt südlich davon gelegene Safaga muss mit einer wahren Flut von Urlaubstauchern kämpfen. Entsprechend sind manche Riffe schon sehr beschädigt. Allerdings muss man sagen, dass an anderen Riffen, trotz hohem Tauchbetrieb, noch eine erstaunlich abwechslungsreiche Unterwasserfauna anzutreffen ist, vor allem, was die kleineren Tiere betrifft. Hinzu kommt, daß sich manche Tauchbasen nun auf das technische Tauchen spezialisieren, so daß mit Kreislaufgerät und / oder entsprechenden Gasgemischen in größeren, seltener besuchten Tiefen, getaucht werden kann.

Wer es etwas einsamer mag, aber weder tieftauchen noch mehrere Tage am Stück auf einem schaukelnden Safari-Boot verbringen möchte, sollte von Safaga aus gegen Süden fahren. Sowohl in El Quesir als auch in Marsa Alam laufen Tagestourenboote sehr schöne, wohlerhaltene Riffe an und seitdem der Flughafen in Marsa Alam fertig ist, fällt auch die vierstündige Anfahrt ab Hurghada weg. Als hervorragendes landbasiertes Tauchen wären noch die Sinai Halbinsel und der Golf von Akaba mit Dahab zu erwähnen. Beide bieten erstklassiges Tauchen an, wobei Dahab mit dem bekannten Blue Hole ein begehrtes Ziel bei Tektauchern ist, der Sinai für alle etwas bietet, besonders bei Ras Mohammed und um den Tiran Inseln, die für häufige Begegnungen mit Großfischen bekannt sind.

Schon von Land aus kann also bei einer Tagesausfahrt viel von der Unterwasserwelt erlebt werden, Korallenriffe, bunte Fische, Schildkröten, Haie, Nacktschnecken, für

 

jeden Geschmack ist etwas dabei. Taucher, die sich vor Seekrankheit nicht fürchten, können allerdings auch eine ein- bis zweiwöchige Tauchsafari buchen. Diese hat mehrere Vorteile. Einerseits können Riffe angefahren werden, die zu weit vom Land entfernt liegen, um von Tagesbooten erreicht zu werden. Zu den Bekanntesten gehören die Brother Islands, Rocky Islands, Deadalus Riff und die St. John’s Riffe. An diesen Riffen herrscht meist Strömung und Großfische sind keine Seltenheit.

Gerade die Brother Islands gehören zu meinen Favoriten. Zwei Wracks liegen am großen Bruder und am kleinen Bruder gibt es wunderschöne Steilwände, Gorgonien und öfters Hammer-, Fuchs-, und Weißspitzenhochseehaie. Ein weiterer Vorteil einer Tauchkreuzfahrt gegenüber zum Hotelaufenthalt mit täglichen Ausfahrten ist es, dass vom Safariboot aus vier bis fünf Tauchgänge am Tag absolviert werden können da direkt am Tauchplatz übernachtet wird und keine Zeit für das Beladen des Bootes und die Anfahrt verloren geht. Schließlich können Tauchpläzte, die besonders begehrt und dadurch oft überlaufen sind, zu ungewöhnlichen Zeiten angefahren werden, um zu vermeiden, dass hundert Taucher gleichzeitig am gleichen Riff tauchen.

Dies gilt insbesondere für Elphinstone vor Marsa Alam und das Wrack der THISTLEGORM vor dem Sinai. An letzterem ankern manchmal bis zu acht Schiffe gleichzeitig! Da macht es auf jeden Fall Sinn, eine Nord- und Wrack-Tour zu buchen und zu versuchen, morgens als erster das Wrack zu erreichen. Da aber natürlich mehrere Safariboote gleichzeitig auf dem Roten Meer die gleiche Route abfahren, kann man sich selbst dann nicht sicher sein, vollkommen alleine zu tauchen.

Auf jeden Fall ist das Rote Meer einen Besuch wert. Schnorchler oder Gelegenheitstaucher, die den Familienurlaub mit ein paar Tauchgängen aufpeppen wollen, kommen dabei genauso auf ihre Kosten, wie Vieltaucher, die sich fünfmal am Tag voller Begeisterung vom Safariboot ins Wasser stürzen. Für jeden ist etwas dabei, flache Riffe mit bunten Fischen, Haie an tiefen Steilwänden, Großfische, aber auch Anemonenfische und Nacktschnecken, Wracks in allen Tiefen und für (fast) alle Ausbildungslevel erreichbar und schließlich, als besonderes Leckerbissen, Delfine die, je nach Lust und Laune, manchmal sogar mit den Urlaubern spielen.

Und da in diesem Fall ein paar Bilder die prachtvolle Unterwasserwelt viel besser darstellen können, als eine lange Schilderung, folgen nun ein paar Fotos.

Unterkünfte und Tauchbasen: zwischen Hurghada und Safaga reihen sich die Hotels aneinander, die Auswahl ist riesig. Und auch bei El Quesir und Marsa Alam kann man seit ein paar Jahren zwischen mehreren guten Hotels wählen.

Persönlich kenne ich in Hurghada und Safaga folgende Hotels/Tauchbasen und kann alle drei sehr empfehlen: Colona divers im Magawish Hotel, dieTauchbasis Blue-water-dive im Arabia Beach Hotel, die Orca Tauchbasis im Menaville (Safaga).

In El Quesir durfte ich im Mangrove Bay wohnen und auf der sehr netten ducks-diving Basis tauchen.

Schließlich kann ich auf dem Sinai die Tauchbasis Sinai Divers empfehlen, die mit seinen Ghazala-Booten alle Riffe in der Umgebung anfährt und auch Safaris anbietet.

Safariboote: Auch da gibt es unzählige Angebote die ähnliche Touren anbieten. Aus persönlicher Erfahrung kann ich empfehlen: Golden dolphin und Diver’s Heaven Fleet.

Flug: Fliegen kann man nach Ägypten mit Egypt Air oder Condor.

Info zur politischen Lage in Ägypten: Seit der Frühlingsrevolutionen ist der Tourismus in Ägypten stark zurückgegangen. Als wir im März 2011 auf Nordtour gingen, waren wir daher seltene, aber sehr willkommene Gäste. Von den Unruhen in den Großstädten haben wir am Meer nichts mitbekommen.

Auch jetzt, 2012 / 2013, bleibt die politische Lage in Ägypten instabil. Bevor eine Reise angetreten wird, sollte man sich daher auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes über besondere Risiken erkunden.

Foto: Dr. Séverine Bäar, Heidelberg Ein Taucher im glasklkarem Wasser am Schornstein der GHIANNIS D bei Shab Abu Nuhas.

Foto: Dr. Séverine Bär, Heidelberg

Die Lokomotive steht aufrecht auf den Sandgrund unweit der THISTLEGORM – einem britischen Frachtschiff,

das 1941 von einem deutschen Bomber versenkt wurde.

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergDas Wrack der CARNATIC bei Shab Abu Nuhas ist schön bewachsen und von unzähligen Fischen bewohnt.

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergBlaupunktrochen sind oft auf Sanflächen und unter Korallen oder Felsvorsprüngen zu finden.

 

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergAuch dieser Kaiserfisch mit dem markanten gelben Fleck war am Wrack unterwegs.

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergLangnasenbüschelbarsche halten sich am liebsten in Gorgonien auf, in denen sie dank ihrem Muster gut getarnt sind.

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergDas knallige Rot des Soldatenfisches ist ein schönes ...

Foto: Dr. Séverine Bär, Heidelberg... Beispiel der Farbenpracht der hiesigen Unterwasserwelt, er ist meist an geschützen Plätzen anzutreffen.

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergDie flachen, hellbraunen Krokodilfische sind auf dem Sandgrund kaum zu sehen.

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergNacktschnecken gibt es hier in unzähligen Formen und Farben.

 

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergEine Nudibranchia-Nacktschnecke (Chromodoris magnifica).

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergDiese Falterfische sitzen versteckt unter einer Tischkoralle.

 

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergMaskenfalterfische präsentieren sich im leuchtenden Gelb und sind meist als Paar unterwegs.

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergSchildkröten fürchten sich selten vor Tauchern, so dass man sie in Ruhe beobachten kann.

Foto: Dr. Séverine Bär, HeidelbergAnemonenfische gehörten schon vor Nemo zu den Favoriten der Taucher.

Dr. Séverine Bär, HeidelbergGefährliche Schönheit – der Rotfeuerfisch hat giftige Brustflossenstacheln.

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