SEGELTÖRN | AUSGABE 6/2012 | ||||||
Unter den Klängen des „Conquest of Paradise” von Vangelis segelte die STAR CLIPPER bald Richtung Nevis, unserem ersten Stop. |
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Windjammer sind der Inbegriff der Segel-Romantik. Die unzähligen weißen Segel, schnittigen Linien, der große Bugspriet, das viele Messing und Holz sind der Traum Vieler. Einmal auf so einem Großsegler in Komfort mitzufahren, ist heutzutage glücklicherweise leicht realisierbar. Der Schwede Mikael Krafft sah Anfang der 90er Jahre eine Marktlücke in Segelkreuzfahrten auf Routen abseits der überlaufenen Touristendestinationen. Er lies drei Großsegler bauen, die STAR CLIPPER, STAR FLYER und ROYAL CLIPPER. Diese Kreuzfahrer finden ideale Windverhältnisse in der Karibik vor. Daher buchten wir begeisterte Segler eine achttägige Reise auf der STAR CLIPPER durch die Leeward Islands im Norden der karibischen Inselwelt. Von Hamburg über Paris landeten wir nach rund 10 Stunden Flugzeit auf der niederländisch-französischen Insel St. Martin / Sint Maarten. Von unserem Hotel sahen wir die STAR CLIPPER schon am Kai und konnten es kaum erwarten, an Bord zu gehen. Die STAR CLIPPER und STAR FLYER sind zwei baugleiche viermastige Barkentinen, die auf 115 Metern 170 Passagieren Platz bieten. Die STAR CLIPPER wurde 1991 in Dienst gestellt und segelt vor allem im Mitelmeer und der Karibik. Rund 65 Prozent der Gäste sind Wiederholer, ein Rekord in der Kreuzfahrtbranche. Endlich war es soweit, der junge Cruise Manager Philip begrüßte uns beim Check-in, und ohne große Formalitäten konnten wir sofort an Bord und unsere Kabine Nr. 331 in Beschlag nehmen. Auf dem mittleren Deck gelegen, erwies sie sch als eine gute Wahl, dicht am Treppenhaus und dem Restaurant. Wir waren positiv überrascht. Ein Bullauge liess trotz des Holzes und maritimem Design viel Licht in die geräumige Kabine. Die Liebe zum Detail war offenkundig. Es gab ausreichend Schrankplatz für unsere Kleidung, das Badezimmer mit Dusche war gerade groß genug für zwei, und die vielen Ablagen und Schränkchen gut durchdacht. Mein erster Rum-Punsch zur Happy Hour schmeckte köstlich, es blieb nicht bei einem auf dieser Segeltour, und auch mein Mann fand seinen Lieblingsrum bei Alberto an der Bar. Gegen Abend ließ der schwedische Kapitän Peter das Kommando zum Ablegen und Segelsetzen geben, und bald zogen begeisterte Gäste an Schoten und Fallen. Durch die hydraulischen Rollanlagen der Segel auch an den Rahen muss kein Matrose die Masten aufentern. Das Setzen der Segel dauerte so nur etwa 10 Minuten. Alle Gäste hatten sich zum Segelsetzen hinter der am Bug gelegenen Brücke versammelt, und unter den Klängen des „Conquest of Paradise” von Vangelis segelte die STAR CLIPPER bald Richtung Nevis, unserem ersten Stop. Wie auf jeder Kreuzfahrt stellten auch auf der STAR CLIPPER die Mahlzeiten ein Highlight des Tages dar. Maitre de Herrman mischte die Passagiere jeden Abend so geschickt, das wir schnell gleichgesinnte internationale Freunde fanden. Das Essen war abwechslungsreich und schmackhaft, der Wein erschwinglich. |
Bald schon wiegten uns die leichten Wellen der
karibischen See in den Schlaf, das Schiff hatte nur leichte Schräglage und
so bleib es auch die ganze Woche über. Schon nach wenigen Tagen war uns klar, die geringe
Gästezahl, Größe des Schiffes und Reiseroute
waren ideal für uns. Die STAR CLIPPER
ankerte in engen Buchten zwischen kleineren Yachten, wagte sich weit in
Ecken hinein, in denen kein grosses Kreuzfahrtschiff liegen könnte. Zwei
Tender ermöglichten einen halbstündigen non-stop Service zwischen Schiff und
Land. Mal eben zum Mittagessen an Bord, kein Problem. Der Morgen begann mit Albins Fitness und Stretching
gefolgt von Manager Philips Informationsstunde über den Tagesablauf in drei
Sprachen. Unsere Reiseroute durch die Leeward Inseln ermöglichte einen guten
Überblick über die Vielfalt der karibischen Inselwelt. Wir verglichen die
englischen mit den französischen Inseln, letztere boten die bessere Cuisine,
no surprise there. Die angebotenen Ausflüge waren gut organisiert, wir
mischten sie mit eigenen Aktivitäten. Wir hatten Riesenspass beim
Watertubing in Dominica und erfuhren viel Interessantes über die karibische
Flora und Fauna auf einer Kayaktour durch den Mangrovenwald in Gouadeloupe.
An der Promenade des französischen St. Barths bewunderten wir die
Superyachten bei kühlem Rosewein zu unserem Baguette und Salat. Eine
Taxifahrt über die Insel Antigua gab uns einen kleinen Einblick in das Leben
der einheimischen Bevölkerung, die durch ihr Selbstbewusstsein und ihre
Freundlichkleit auffiel. Die STAR CLIPPER ist kein Party-Schiff, doch sehr schnell hatten wir Kontakt zu unseren „Mitseglern”, wozu auch die fehlende Sitzordnung bei den Mahlzeiten beitrug. Happy Hour und After Hour Cocktails an der Bar waren lebhafte Zusammenkünfte, und bald schon wurde die Atmosphäre familiär fröhlich ohne distanzlos zu sein. Abends belustigten Karaoke, Talentshows oder einfach musikalische Unterhaltung durch den Pianisten Charlie. Die beiden kleinen Pools an Deck luden zur Abkühlung
ein, wurden jedoch vor allem von den vier sich an Bord befindlichen Kindern
genutzt. Die Mehrzahl der Passagiere passte in die Altersgruppe 45 bis 65,
die meisten Gäste kamen aus den USA und Kanada, Deutschland, der Schweiz,
Österreich und England, eine gute Mischung ohne Dominanz einer Ländergruppe. Kapitän Peter erzählte in Storytime von seiner
Jugend im ländlichen Schweden und seinem Kindheitstraum, einmal als Kapitän
auf einem Großsegler zu fahren. Ein ruhiger, kompetenter Mann, der Vertrauen
ausströmte. Wann immer es sinnvoll war, liess er die meisten der 16 Segel
setzen und gab uns allen am letzten Tag die Möglichkeit, seine STAR
CLIPPER vom Tender aus unter Segeln zu
fotografieren. Was für eine tolle Reise! Die eine Woche verging viel zu
schnell, wir werden sicher bald zur Gruppe der Wiederholer gehören. |
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In Philipsburg auf Sint Maarten. |
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Happy Hour an Bord. |
River Tubing auf Gouadeloupe. |
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Impressionen bei einem Spaziergang auf der ... |
... Îles des Saintes, eine Inselgruppe, die zu Gouadeloupe gehört. |
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Auf dem Achterdeck im frühen Abendlicht. |
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Einer der beiden kleinen Pool auf dem Achterdeck. |
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Super-Yachten auf Antigua, einer Insel der Kleinen Antillen. |
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