Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin
Liebe Leserinnen, liebe Leser, wohin man auch schaut, in der
Kreuzfahrtbranche hagelt es gerade wieder mal Preise, Preise, Preise. Ob
Oscar-Nächte in Hollywood, Emmy-Awards, Nobelpreis-Verleihung,
Pulitzer-Preis, alles Asche gegen die Preisflut für Schiffe und Reedereien.
Mehrere gedruckte Kreuzfahrtführer, die sich selber gerne „Guides”
nennen, diverse Verlage, etliche selbsternannte „Experten”
– sie alle lassen ihre sogenannten „Preise”
auf die Flotte der Cruise Liner regnen.
Da wird alles ausgezeichnet, was es an Bord so gibt:
der perlendste Champagner, das schärfste Küchenmesser, der beste
Kabinenservice, das schönste Rettungs-
|
|
boot, der schnittigste Bug, das
wirksamste Querruder, das lauteste Typhon, der rauch-ärmste Schornstein, der
eleganteste Kapitän, die schönste Stewardess, der bärtigste Bootsmann, die
längste Festmacher-Leine, das dünnste Rattenblech, der schwerste Anker, die
wärmste Dusche, der roteste Rettungsring, das grünste Schwimmbassin, der
schwärzeste Flügel, der gelbste Wäscher, das weißeste Handtuch, der
tango-sicherste Gentleman-Host, also Tanzdamenbeglücker, der dialektfreieste
Kreuzfahrtdirektor, der komfortabelste Komfort, die schminkfreundlichste
Damentoilette, die standsicherste Herrentoilette, das weichste
Toilettenpapier, die schönste Backbordkabine, die schönste Steuerbordkabine,
der luftigste Balkon, die höchste Eistorte, der drehfreudigste Deckstuhl,
der rundeste Kompass, und – das können Sie tatsächlich nachlesen! – das
beste „Routing”!
Eine Reederei wird also dafür preisgekrönt, dass sie
einen interessanten Fahrplan ausarbeitet. Genau genommen eine Entlarvung.
Als sei es nicht das Selbstverständlichste,
für die zahlenden Kreuzfahrtgäste eine möglichst spannende Route
anzubieten. Genauso könnte man den Kapitän dafür auszeichnen, dass er vier
goldene Ärmelstreifen hat. Oder den
Mond, dass er jeden Monat voll wird.
Für fast alles an Bord kann man also irgendeinen
Preis verleihen. Da wird alljährlich
eine Flut von Pokalen, Plaketten und Urkunden überreicht. Die wichtigsten
Manager der Schifffahrtsgesellschaften werden zu hochgejubelten
Preisverleihungen eingeladen (die sie meist selber bezahlen), ob während der
Internationalen Tourismusbörse in Berlin, beim Kreuzfahrt-Kongress in
Hamburg, der „Boot” in Düsseldorf oder
sonst einem hochgeschaukelten maritimen Event.
Na klar hört man sie deutlich trapsen, die
Nachtigall als Möwe, denn natürlich
sollen sich die Kreuzfahrt-Gesellschaften für all das Lob erkenntlich
zeigen. Schließlich müssen die tollen selbsternannten „Kreuzfahrt-Experten”
ja die Schiffe erst einmal richtig kennenlernen, bevor sie sich ihr so
wichtiges Urteil bilden und dieses dann im nächsten Guide
werbewirksam verkünden können.
Am besten bildet man sich dieses Urteil natürlich
auf den tollsten Törns. Polynesien ist gut für die Urteilsbildung,
Mittelmeer geht so, Ostsee – na ja,
Nahost lässt sich auch einrichten, ist aber politisch zur Zeit weniger
gefragt. Nordland ist mehr was für die
älteren Urteilsfinder. Die können dann auch gleich den steilsten Fjord, das
kälteste Eis und das nördlichste Nordkap für die Preisverleihung
vorschlagen.
Der größte Knüller sind die Wahrsager unter den
Preisverleihern. Schon im November 2012 wurde die neue EUROPA
2 als „Schiff des Jahres 2013”
preisgekrönt, obwohl dieser Neubau noch nicht ein einziges Mal überhaupt
abgelegt hatte.
Wir vom SeereisenMagazin
wollen bei all der Auszeichnerei natürlich nicht länger nachstehen,
wir zeichnen in vorderster Front ganz ausgezeichnet aus. Denn wir stiften
2013 erstmalig den Preis für die beste
Preisverleihung.
Ihnen, liebe
Leserinnen und Leser eine schöne Reisesaison 2013 und freuen Sie sich
schon auf Ihre nächste Kreuzfahrt,
Ihr Herbert Fricke
|