FRACHTSCHIFFREISE TEIL 2 | AUSGABE 1/2013 | ||||||
Endloser Naturstrand an der Kurischen Nehrung bei Klaipeda in Litauen. |
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Vor Mitternacht. Ein Konvoi von hell erleuchteten
Kreuzfahrtschiffen kommt entgegen. Da werden überall Partys gefeiert, wie
man durchs Fernglas unschwer erkennen kann. Pekka ruft Petersburg Traffic.
Die Verkehrszentrale meldet, dass das Lotsenboot gegen 01.40 Uhr längsseits
komme. „Da habe ich ja noch eine Stunde Ruhe”,
übergibt er die Wache an den Zweiten Gholamali Bacalso und verabschiedet
sich zu einem Kurznickerchen auf dem Sofa seines Salons. Bis zum Einlaufen
und Festmachen in der Newa-Stadt muss er danach wieder auf der Brücke sein.
Der Lotse hat ja nur beratende Funktion, während der Kapitän, wie man weiß,
nach wie vor die volle Verantwortung für eine sichere Navigation trägt. Um 04.30 Uhr liegt das Schiff nach 881 Seemeilen ab
Hamburg fest vertäut an der Pier und ich im Tiefschlaf. Pekka bleiben nur
noch zwei Stunden Schlaf. „Dann bin ich wieder fit”,
strahlt er trotz aller Anspannung.
Nach dem Frühstück möchte ich mir bis zum Mittag die Beine vertreten, denn danach soll verholt werden. Da müssen alle an Bord sein. Mit Pass, Visum und orangeroter Sicherheitsweste bahne ich mir einen Weg durch die Container-Gebirge. Doch das Hafentor ist blockiert durch einen mindestens zwei Kilometer langen Tankgüterzug. Zwanzig wertvolle Minuten gehen verloren, bis ich mich dem Kontrolleur im maroden Wachhäuschen stellen kann. Mit einem freundlichen „dobry djien!” natürlich, doch die Miene des Uniformierten bleibt finster. Sein Papierross-Kippen hängt schräg aus einem Mundwinkel. Man kommt sich vor wie ein Schwerverbrecher. Penibel wird alles per Hand in einer schmierigen Kladde registriert. Außer Russisch und kyrillischen Buchstaben versteht er anscheinend nichts, als ich ihm auf Englisch sage, wo auf der Passagierliste ich zu finden bin. Mit unmissverständlicher Geste bedeutet er mir schließlich: „Hau ab!” Drei Kilometer zieht sich die Straße, die von Müll
gesäumt ist. Kein erhellender Anblick. Bis rechts ein Trampelpfad abzweigt:
über Fernheizungsrohre, eine Brücke, unter der träge Kloake strudelt, auf
einer pfützenübersäten Sandstraße entlang, an mannshohem Stacheldraht
entlang, hinter dem sich eine trostlose Barackenansammlung mit
Satellitenschüsseln duckt. Alles wird überragt von einer gewaltigen Mauer
aus Plattenbauten. Auf einem riesigen Platz mit dem poetischen Namen „Fiona”
haben Billig-Händler ihre bunte China-Ware ausgebreitet. Dauertelefonierende
Trainingsanzug-Männer mit Sonnenbrille und schrille Minirock-Blondinen
dominieren die Kundschaft. Alles gut bewacht von russischer Miliz mit
riesigen Tellermützen. Es wird Zeit für den Rückmarsch. Vorsichtshalber
habe ich mir die Mobilnummer des Schiffes notiert. Aber Vorsicht, das
Telefonieren von Russland aus ist teuer: 1,49 Euro pro Minute und 2,50 Euro
für jeden Anruf. Dafür sollte man das Gratis-Internet an Bord nutzen. Für den nächsten Tag bietet die Deutsch sprechende
Tatjana ihre Dienste als Stadtführerin an, empfohlen von Reeder und Kapitän.
Am Gate noch einmal abweisende Muffigkeit. Die Sonne steht günstig für ein
paar Schiffsfotos. „Nix Foto”, höre ich
plötzlich eine strenge weibliche Stimme hinter mir. Die uniformierte Dame
will mich daran hindern, „mein” Schiff
abzulichten. Ich: „Nix verstehen” und
mache unbeeindruckt weiter. Ein paar spitzelnde Hafenarbeiter müssen die
Wächterin in ihrem Häuschen am Pierende informiert haben. Das Verholen verschiebt sich: von 13 auf 15 auf 16
Uhr. Hier ist eben alles anders als in Hamburg. Die Crew nutzt die Zeit zum
Malen. Es duftet geradezu nach frischer Farbe. Zeit und Ruhe auch, um Chief
Ingo Lange in seinem Maschinenreich einen Besuch abzustatten. Der führt
nicht ohne Stolz durch den vor Sauberkeit glänzenden 15.227
Pferdestärken-„Keller”. Hinter dem hochmodernen Supereisbrecher SANKT
PETERSBURG und seinem schon älteren
Kollegen KAPITAN SOROKIN
mit gewaltigem Hammersteven schiebt sich THETIS
D an die nächste Pier. Gute Gelegenheit, die beiden PS-starken Kolosse näher
zu betrachten. Der Lotse hinterlässt eine Keks-Krümelspur und
strengen Schweißgeruch. Pekka saugt und lüftet die Brücke. „Offenbar hat ihm
meine elegante Rückwärtsfahrt Angst eingejagt”,
kommentiert er die „spezielle Duftnote”.
Um 22 Uhr soll er zum Verholen wieder kommen. Pekka rümpft die Nase und ist
sprungbereit in Warteposition. Stattdessen wird es drei Uhr früh – alles eben
anders als in Hamburg. Bei der Kaffee-Pause (coffee time) kündigt Pekka an,
dass das Laden nicht wie geplant um zehn, sondern erst um zwölf Uhr beendet
sein könnte. Das zieht sich dann doch wieder bis 16 Uhr. Anruf von Pekka: „Komm doch bitte mal ins
Schiffsbüro zur Pass- und Gesichtskontrolle”.
Drei Uniformierte und ein Zivilist, anscheinend ein Dolmetscher, blättern
gelangweilt in Papieren. Dann bin ich dran. Aufmerksam werden Passfoto und
Gesicht studiert, dann die Listen abgeglichen. Alles wortlos. Eine der
beiden Damen ringt sich ein kurzes Lächeln ab – immerhin! – und gibt ihr
Okay: freigegeben zur Ausreise. Das Seefahrtsbuch von Klaus haben die russischen
Kontrolleure bei der Einreise in der Mitte so auseinander gedrückt, dass
sich Nähte gelöst haben. Obwohl sie selbst die Verursacher gewesen sind,
haben sie Klaus einfach den Landgangs-Stempel verweigert. Der Dolmetscher
erklärt jedoch, dass die jetzigen ihm den – zu spät natürlich! – genehmigt
hätten. Es herrscht nach wie vor schikanöse sowjetische Willkür. „Und sowas
müssen wir noch belohnen”, schüttelt Pekka
den Kopf. Die prall gefüllten Zöllner-Taschen beulen aus dank Zigaretten und
75-prozentigem „Blümchen”-Wodka. „Das
ganze Zeug”, weiß Pekka, „wird natürlich
weiter verhökert”. Um 17 Uhr endlich werden die Leinen eingeholt. THETIS
D dreht in den engen Seekanal, voraus noch zwei weitere Schiffe. Man fährt
hier im Einbahn-Konvoi-Verkehr. An Backbord neben dem Ölhafen verabschiedet
uns die Stadt Sankt Petersburg mit drei Meter hohen kyrillischen
Betonbuchstaben: LENINGRAD, dahinter
geduckt ein Wachhäuschen, in dem ein bewaffneter Posten nach Eindringlingen
oder Spionen Ausschau hält. Die Sowjetunion lässt nach wie vor grüßen. Beim
Ein- und Auslaufen. In der Ferne strahlt eine vergoldete Kirchenkuppel
im Sonnenuntergang über der Festungsinsel Kronstadt. Durch den Tunnel unter
dem Flut-Sperrwerk rauscht der Feierabendverkehr. An der Südküste der Bucht
unterbricht der weiße zaristische Sommerpalast Peterhof das dunkle Waldgrün.
Die schwarzen Gefängnismauern der kreisrunden Pestinsel – heute
Party-Location für betuchte Russen – künden von düsteren Zeiten. Die im
Kriegshafen vor sich hin rostenden Wracks der ehemals ruhmreichen Baltischen
Flotte haben auch schon bessere Tage gesehen. Nachdem die Sonne sich gegen
21 Uhr als heller Lichtstreifen in dunklem Gewölk verabschiedet hat,
erleuchten nur noch vor Anker liegende Schiffe die hereinbrechende Nacht.
Und die Crew feiert in ihrer Messe. Das Ende von zwei schlafarmen Tagen und
Nächten in Sankt Petersburg sowie den bevorstehenden Seetag. Familie und
Heimat dominieren die fröhliche Bier-Runde.
Donnerstag: Seemanns-Sonntag – das war einmal, meint
Klaus, aber freut sich auf den Kuchen, den der Smutje zu diesem Anlass in
die Röhre geschoben hat. Der Duft zieht durch das hohe Deckshaus bis zu
Pekka auf die Brücke. Unser Kurs führt weg von dem viel befahrenen
Südwest-Track an Gotland entlang nach Südost, der Ostsee-Autobahn. Man kommt
sich fast so einsam vor wie mitten auf dem Atlantik: kein Schiff auf
spiegelglatter weiter
Meeresflur. Bis sich an Backbord ein heller Streifen auf die
Kimm legt – die legendäre Samlandküste. Irgendwo hinter den Dünen versteckt
sich das bis 1945 nördlichste deutsche Dorf: Nimmersatt – „dort, wo das
Reich sein Ende hat”, hieß es damals.
Heute verläuft hier die Grenze zwischen Litauen und Lettland. Die ehemalige
Reichsstraße 1, die heutige A 13, verbindet die beiden baltischen EU-Länder. 20.30 Uhr: Voraus flackern noch dünn die Lichter von Klaipeda, dem früheren ostpreußischen Memel. Eine halbe Stunde später klettert der Lotse an Bord. Schon eine dreiviertel Stunde später liegt THETIS D an der Pier. „Die schnellste Revierfahrt”, freut sich Pekka nach 508 Seemeilen seit der Neva, „die ich hier erlebt habe”. Und der Lotse schwärmt: „Das Schiff fährt sich ja leichter als ein LKW”. Viel Zeit bleibt zum Laden und Löschen: nur 120
Container-Moves bis zum nächsten Tag um 14 Uhr, verkündet Pekka. Er und
Chief Ingo Lange freuen sich auf eine lange Jazz-Nacht und Alt-Memeler Bier
in einer dafür bekannten Altstadt-Kneipe.
Mein Landgang beginnt erst am nächsten Tag nach dem
Frühstück. Dazu gehört auch eins der beiden Bordfahrräder. Ein Matrose hat
es geputzt, geölt und Luft aufgepumpt. Kapitän Pekka fackelt nicht lange und
schleppt es die steile Gangway herab. Service à la THETIS
D.
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Ich steuere das Tor für LKWs an. Aber der Posten
lässt mich nicht durch, weil hier keine Personenliste vom Schiff vorliege.
So verlangt es die ISPS-Vorschrift. Endlich bewegt sich die Zugschlange und
gibt den Überweg frei. Auch hier spricht die brummlige Uniformierte nur
Russisch. Die Liste liegt vor, ich werde abgehakt, muss aber das Rad über
ein Drehkreuz wuchten. „Paka” und Tschüss
bis später. Ein freundliches Lächeln huscht über ihr bis dahin versteinertes
Gesicht. Gleich hinter dem Zaun fallen ein paar schwarze geländegängige Nobelkarossen auf, um die glatzköpfige Muckibuden-Typen in Lederjacke und mit Sonnenbrille herumstehen, rauchen und telefonieren. Die Kennzeichen verraten ihre Herkunft: Russland. Nur ein dicker BMW trägt ein englisches Nummernschild. Den Rest kann man sich denken ... Fünf Kilometer Holper-Radweg und Hauptstraße Minijos
gatve mit unansehnlichen Neubau-Platten-Hochhäusern noch aus sowjetischer
Zeit. Die kann man sich schenken. Eine Runde durch die Altstadt über
historisches Kopfsteinpflaster, das den Radler durchschüttelt, ist hingegen
ein Muss. Den Reiseführer „Landgang an der Ostsee”
sollte man zur Orientierung und Information dabei haben. Und ein bisschen
litauisches Handgeld. Chief Ingo Lange kann damit aushelfen. Auf dem Theaterplatz startet das
Sightseeing-Programm. Davor thront Ännchen von Tharau auf ihrem
Simon-Dach-Brunnen. Und Ingred Udriewe, die Bernsteinverkäuferin. Ein
Wiedersehen mit herzlicher Umarmung, denn vor ein paar Jahren habe ich sie
hier für einen Film interviewt. „Ich bin und bleibe Ostpreußin”,
bekennt sie in ihrem breiten anheimelnd-„jemietlichen”
Dialekt und drückt mir zwei goldgelbe, in der Sonne funkelnde Steine in die
Hand. Im Gegenzug bessere ich ihre karge Rente um ein paar „Eurochens”
auf. Die 72-Jährige strahlt über ihr breites, freundliches Gesicht: „Fier
ainen scheenen Kaffee wird’s schon räichen”. Umgerechnet 50 Cent kostet die kurze Fährreise – mit fünfzehnminütigen Abfahrten – von der Dane-Mündung über das Kurische Haff nach Smiltyne auf der legendären Nehrung. Von dort führen alle Wege durch würzig nach Harz duftenden Kiefernwald vermischt mit salziger Ostsee-Luft. Der asphaltierte Radweg verläuft noch 50 Kilometer weiter über Juodkrante / Schawarzort bis zu den hohen Dünen nach Nidda / Nidden an der russischen Grenze. Dafür reicht die Zeit heute aber nicht. Wohl aber für einen Abstecher zum Strand, der mit Blick von den Dünen sich endlos nach Südsüdwest zu erstrecken scheint. Der schneeweiße Pudersand knirscht wie Pulverschnee unter den Füßen. Und die See lockt unwiderstehlich zum Baden. Also hinein in das klare, wellige Vergnügen. Bis eine Kapitäns-SMS mich aus Traumstrand-Träumen
reißt: „Wir haben verholt zum Terminal am Fährhafen und wollen gegen 17 Uhr
auslaufen”. Ich melde zurück, dass ich
wohlauf und unterwegs sei. Für ein schnelles Bier in einer alten deutschen
Gaststätte am Haff reicht es aber noch. Ein an Land aufgebockter
Museums-Trawler mit Hammer und Sichel im Schornstein muss auch noch ins
Programm passen, ebenso das kleine Museumsdorf an der Uferpromenade. Auf dem
Markt gehen preiswerte, sehr vitaminhaltige Aronia-Beeren für Marmelade zu
Hause mit sowie leuchtend rote Gartentomaten. Dann aber auf zum Rückweg – 15
Kilometer bei schweißtreibendem Gegenwind. Problemlos der kurze Check am
Gate. Pünktlich, aber ausgepumpt klettere ich die Gangway hoch an Bord.
Schon eine dreiviertel Stunde später gibt Pekka das Kommando „Klar vorn und
achtern!” Noch 509 Seemeilen bis nach
Hamburg. Morgen ist der 1. September: Kriegsausbruch vor 73
Jahren. Schicksalsland Ostpreußen. Wir dampfen sozusagen auf dem Kurs der
Flüchtlingstransporte gen Südwesten an Königsberg und Danzig vorbei. Über
wie viele Weltkrieg-II-Wracks mag THETIS D
wohl jetzt laufen? Unvorstellbar! Unbeeindruckt davon steigt abends eine Party in der
Crew-Messe. Zum Abschied von Klaus und mir. Chief mate Michael Tanquiamco
hat dazu eingeladen. Er steht in der Kombüse am Herd – der Smut ist heute
selber Gast – und brät Berge von
leckeren Kingprawns mit Knoblauch satt und selbst angerührter scharfer
Sauce. Über den Flachbildschirm laufen meine Reisebilder. Das Bier strömt,
und die Stimmungswellen gehen hoch. Bis in den frühen Morgen, der von
fackelnden polnischen Ölbohrinseln erleuchtet wird. „You are back next year?”,
fragen die Männer, „always welcome home on board THETIS
D”. Netter kann man’s nicht sagen.
Noch ein Traumstrand. Am nächsten Morgen ist es an Steuerbord die Südküste von Bornholm mit ihren kilometerlangen Dünen von Dueodde. Zwei Stunden später bricht Rügens kalkweiße Kreideküste durch den Horizont, von der Sonne angestrahlt. Bis die beiden Leuchttürme von Kap Arkona in Sicht kommen, kurz darauf der von Hiddensee auf dem Dornbusch. Wie eine Fata Morgana schweben die Kirchtürme von Stralsund in der flimmernden Mittagsluft über dem Wasser. An Steuerbord grüßen aus 25 Seemeilen Entfernung die Kreideklippen der dänischen Insel Mön herüber. Hier beginnt ein Wettrennen um die günstigere
Einlaufzeit in den Nord-Ostsee-Kanal. MS REINBEK
mit 16,5 und MS THETIS D mit 17,3 Knoten.
„Zum Kaffee haben wir sie”, grinst Kapitän
Pekka, „zumal der Kollege da drüben auch noch einen zu großen Bogen gefahren
ist”. 15.45: Das Rennen ist wie prophezeit
gelaufen. Damit hat sich THETIS D in
Poolposition geschoben und viel Zeit gespart. Punkt 18 Uhr ist die Lotsenstation am Leuchtturm
Kiel erreicht. Um 19.30 wird in der Schleuse Holtenau festgemacht. REINBEK
schafft zwar noch die parallele Südkammer, aber bleibt im Nachteil, denn sie
liegt im folgenden Konvoi weit hinter uns. Über Kiel steigen Freiluftballons auf, links und
rechts des Kanals leuchten Fackeln, Menschen drängeln sich an den Ufern.
„Die feiern ‚Nord-Ostsee-Kanal in Flammen’”,
erklärt der Lotse, selbst ein bekennender Romantiker. Er greift sogar zum
Fotoapparat. Die Serie seiner Stimmungsbilder, auch von früheren Passagen,
kann sich sehen lassen. Bei Landwehr Musik und Feuerwerk, getoppt von einem
riesigen Honigmond, der lächelnd über die Baumwipfel kriecht. „Wenn du
willst”, sagt Pekka mit
Lotsen-Einverständnis, „kannst Du das Typhon bedienen”.
Mit Freuden. So was lässt man sich nicht zwei Mal sagen. Los dröhnt das
mächtige Signalhorn in die milde Spätsommernacht, meine Nackenhaare stellen
sich auf, und an Land klatschen die Zuschauer begeistert Beifall. Darunter
auch Freunde aus der Umgebung, die extra zu dem Spektakel gekommen sind.
„Wollt ihr ’n Bier?”, ruft jemand zu uns
herauf, „dann müsst ihr runterkommen”.
Alles lacht, Böller krachen. Naturfreak Kapitän Pekka saugt tief die würzige
Acker-, Wald- und Wiesenluft ein: „Wie schön, mal wieder Landschaft zu
genießen”, freut sich der Finne. Noch
einmal großes Kanal-Theater an der Schiffsbegrüßungsanlage in Rendsburg.
Doch nach dem Lotsenwechsel um Mitternacht bei Rüsterbergen wird es stiller,
Kapitän Pekka verabschiedet sich in die Koje und der Zweite übernimmt. „Gute
Ruhe” wünschen Lotse, Kanalsteurer und
Zweiter, „gute Wache”, so Pekka, der sich
bis zum Einlaufen in die Schleuse Brunsbüttel aufs Ohr legen oder „abruhen”
kann, wie er sagt. Überpünktlich – eine halbe Stunde früher als geplant
– macht THETIS D nach rund zehn Tagen und
1898 Seemeilen oder 3500 Kilometern sowie einer Transportbilanz von 2639
Containern am Sonntagmorgen wieder in Hamburg fest. Bei strahlendem
Sonnenschein. Gelesen habe ich auf dieser Reise „gegen den Strich”:
Christian Irrgangs amüsant-informatives Buch „Ostsee linksherum”.
Sein Motto, das auch meins geworden ist, kommt mir in den Sinn: „Momente des
Glücks im Augenblick des Erlebens als solche erkennen und nicht erst in der
Rückschau, wenn man sich erinnert und sagt: ‚Es war ja so schön!’ Das, so
meint er, „sollte man immer und überall beherzigen”.
Bauwerft J. J. Sietas, Hamburg-Neuenfelde; Baujahr 2009; Typ: 178 „Baltic Max”, Containerfeeder-Schiff; Länge 168 Meter, Breite 27,5 Meter, Höhe 38 Meter; Tiefgang (maximal) 9,50 Meter; tdw 17.882 t; Klassifizierung Germanischer Lloyd (GL); IMO-Nr. 9372274; Eisklasse E 4/1 A Super; TEU 1421 TEU; Hauptmaschine 11.200 kW (15.227 PS), MAN B&W; Verbrauch (bei Öko speed 16 kn): 30 bis 35 t Schweröl IFO 380 low sulphur (Preis pro Tonne etwa 600 €); Crew 11; Bugstrahlruder 900 kW, Heckstrahlruder 750 kW; Flagge Liberia; Heimathafen Monrovia. Auszug aus dem Taufspruch vom 20. September 2009: „... Dein Anblick erhellt, Du THETIS, des Meeres Braut ... magst trotzen der rauen Gewalt unverwundet an Bug, in Luv und Lee ...” Fahrtgebiet: Nord-Ostsee, Fahrtstrecke etwa 2000
Seemeilen in acht bis zehn Tagen Buchung: Reederei Drevin www.reederei-drevin.de · Preis pro Tag + Person 80 €. Literatur-Empfehlungen: Michael Dojel „38 kreuzfahrthäfen – Landgang an der Ostsee”, Reise Know-How, ISBN 978-38317-1541-1 (12,80 €). Christian Irrgang: „Ostsee linksherum – Ansichten
eines Segelsommers”, Delius Klasing, ISBN
9-783-7688-3545-9 |
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Die Kathedrale und der Leuchtturm von Kronstadt. |
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Bernstein-Verkäuferein Ingred in Klaipeda. |
Preißelbeeren und Heidelbeeren im günstigen Angebot. |
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Besuch beim Restaurantschiff MERIDANAS. |
Schön restaurierte alte Speicherhäuser in Klaipeda. |
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Die Skulptur des Wassergeistes vin Klaipeda. |
Auf der Fähre übers Kurische Haff. Voraus die SEABOURN PRIDE. |
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Dünen säumen den Nehrungsstrand. |
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Ein Kuren-Fischerhaus am Haff. |
Im Wohnraum eines alten Kuren-Hauses. |
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Alte Fischkutter an Land. |
Die Mündung der Dune ins Haff, vorne links ein Fähranleger. |
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Ein letzter Blick beim Auslaufen von der Brücke der THETIS D auf den endlosen Nehrungsstrand. |
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Diet THETIS D passiert die Insel Rügen, die leicht verschleiert ist. |
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Das Marine-Ehrenmal von Laboe mit einem U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg. |
Die REINBEK wurde am Leuchtturm Kiel-Friedrichsort von der THETIS D abgehängt. |
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Die THETIS D im Nord-Ostsee-Kanal bei Landwehr. |
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