INSELPARADIESE   AUSGABE 1/2013
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Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Karibisches Relaxen im Klüvernetz.

 

 Dr. Peer Schmidt-Walther Karibik-Kreuzfahrt

Die Seele nährt sich von dem, worüber sie sich freut. Dazu zählen die karibischen Farben, die der Phantasie keine Grenzen setzen. Was für Europäer das Europäische Mittelmeer ist, ist für die Amerikaner das Amerikanische Mittelmeer. Die US-Statistik spricht von mehr als zehn Millionen Kreuzfahrern im Jahr.

 

Nach Zahl und Größe führen amerikanische Gesellschaften bei Schiffsneubauten. Wegen der enormen Nachfrage. Kein Wunder, wenn man die Bilder von fantastischen Inselträumen, schneeweißem Puderzucker-Strand und sattgrünen, sich im sanften Passatwind wiegenden Palmen und türkisfarbenem Wasser im Kopf hat. Wer ließe sich da nicht verführen?

Karibik, das klingt nach Musik, fröhlichem Lachen, üppiger Blumenpracht und verlockenden Gewürzen. Schon Kolumbus und seine Männer haben sich von diesen Reizen betören lassen. Bis heute gelten die Inseln im Karibischen Meer als paradiesisch – zumindest für Touristen. Wie eine Handvoll Edelsteine, mit elegantem Schwung in weitem Bogen ausgeteilt, so sehen die karibischen Inseln auf den ersten Atlas-Blick aus.

Jede ist ein Unikat, ein Juwel für sich. Erst aus der Nähe betrachtet, beginnen sie zu schillern. Die Vielfalt auf engstem Raum ist beispiellos: zwischen Kakteenwüsten und tropischen Wäldern ist alles dabei. Die Inseln, ein Kosmos im Kleinen, jede eine Welt für sich.

Koloniale Pracht, pralle Natur, idyllische Fischerdörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und schlichte Lebensfreude dominiert, markieren den Kurs des „Traumschiffes.

 

Trauminseln im Nordost-Passat

Steelband-Klänge hinter Lagerschuppen-Kulisse weisen akustisch den Weg. Wir sind am Ziel. Das Begrüßungsbuffet auf dem Achterdeck passt zum blechern hämmernden Karibik-Trommel-Sound der dunkelhäutigen Musiker im grellbunten Rasta-Wollmützen-Look.

Dinner-time, Kleidung: as you like it, vom T-Shirt bis zum Smoking ist alles vertreten.

Um Mitternacht heißt es für die Seeleute: „Klar vorn und achtern! und für uns: Augen zu, dem ersten karibischen Seetag entgegen.

Frühmorgendliche Impressionen. Vor dem Fenster taucht zum Greifen nah ein vulkanisch-schwarzer Felsklotz mit tropisch-grünem Überzug auf, gesäumt von einem weiß schäumenden Brandungskranz, unterbrochen nur von hellsandigen hotelfreien Mini-Traumstränden.

Zum Open-Air-Frühstück lassen wir uns den karibischen Traum-Blick optisch auf der Zunge zergehen. Auch wenn uns der Nordost-Passat die frischen Brötchen nicht gönnt und mitleidlos vom Teller fegt.

Elegant wedelt unser Schiff, in der karibischen Dünung rollend, durch die Kette der größeren und kleineren Grenadinen. Einzige sich schnell verwischende Spur: eine weiß bis türkis brodelnde Wasserschleppe. Der Kreuzfahrtdirektor, als „Voice of the bridge überall per Deckslautsprecher vernehmbar, lockt auf das sichtbegünstigte Vorschiff. Bei plus 27 Grad Celsius erfährt man Position und Inselnamen samt Informationen über Flora und Fauna – manch einer sogar beim Morgennickerchen im Liegestuhl.

Die gegen Mittag drohend heraufziehenden Wolkentürme sind nicht etwa ein schlechtes Omen, sondern klimatisch-routinemäßige Vorboten des äquatorialen Zenitalregens. Minuten später, nach Öffnung der himmlischen Schleusen, ist das Panorama wieder gesprenkelt von blendend weißen Buchten, passatgetriebenen Segelyachten, grün-braunen Inselskulpturen. Wie blank geputzt – einfach schön!

Ausschlafen, vorsichtige Bekanntschaft mit einer erbarmungslosen Sonne, baden in türkisfarbenen Karibik-Wellen vor Passat-gebeugter Palmenkulisse: genau das richtige „hang-loose-Programm.

„Maschine Stopp! Philippinische Matrosen lassen die beiden Verkehrsboote zu Wasser. Erste Station: der filmreife Korallen-Sandklecks Palm Island. Ein fußläufiges Traum-Inselchen wie aus dem Prospekt und, der Name verrät es schon: palmenüberwuchert. Eine schier überwältigende Schönheit! Buchten, Barbecue und Steel-Band inbegriffen. „Südsee-Einsamkeit kann dennoch jeder dort genießen.

  Landgang zum Baden, Schnorcheln, Segeln um die Inseln zu den Tobago Cays. Steelband-Klänge und Grilldüfte treiben die Kreuzfahrer wieder am Strand zusammen. Man hüte sich vor dem früchtegespickten Rum-Punsch!  

 

Die Kombination mit der fast senkrecht brennenden Sonne erhöht die Wirkung. Im Übrigen ist der Anker-„Parkplatz vor der Insel auf yachtgroße Cruiser zugeschnitten. Den ganz dicken ist er verschlossen; nicht nur weil ringsum Korallenbänke lauern, sondern auch wegen „Touristen-Überflutungsgefahr des Eilands. Recht so! Am Spätnachmittag sind die Urlauber in den sündhaft teuren Bungalows wieder allein in ihrem Paradies.

Hinter einem Mini-Grenadinchen ein nordisch-kühler „Gruß aus Kiel: ein Dreimaster, der sich den Winter über auf Segelkreuzfahrt in der Karibik tummelt, im Sommer in Nord- und Ostsee. Die keineswegs „tropisch versinkende Sonne zeichnet scharfe Konturen von seiner Takelage, während die Rollbewegungen in der jetzt stetig querkommenden Atlantikdünung zunehmen.

Fliegende Fische und Schwertfische spielen sich als „Lotsen auf und weisen uns scheinbar den Kurs. Am nächsten Tag rasselt der Anker in einer Bucht an der Westspitze von Tobago in den Grund. Einheimische wissen zu berichten, dass die Insel Robinson Crusoes Zuflucht war – seine Höhle soll zu besichtigen sein.

Bade-, Schnorchel- oder einfach nur Erkundungspause. Aus der distanzierten Relingsperspektive ein wahrhaft karibisches Paradies.

Ein anderes, nicht minder erstaunliches Überwasser-Bild: Matrosen ernten Palmwedel und verfrachten sie per Beiboot zum Schiff. Von Land beobachten wir kurz darauf eine Metamorphose, unser Schiff im „Urwald-Look oder ein „Palmenhain zur See. So präsentiert sich das Achterdeck zur „Karibischen Nacht mit Riesenbuffet, Windlichtern und überdröhnt von Steelband-Klängen.

Frühaufstehern präsentiert sich ein beeindruckendes Schauspiel: die grünüberzogenen Pitons von St. Lucia, eines der Wahrzeichen der Karibik, vor aufgehender Sonne. Nach 157 Seemeilen sind wir am Treffpunkt von Atlantik und Karibik. Schon zehn Seemeilen zuvor hat sich der Schwefel-Vulkan im Inneren der Insel, dessen Energie seit kurzem genutzt wird, durch seine fauligen Dämpfe angekündigt, die der Nordost-Passat auf See hinaus weht. Manch ein unwissender Passagier glaubte Nase rümpfend, Schlimmeres zu riechen.

Ankern fast im Dorf Soufrière. Die frühe Sonne lässt die Kokospalmen-Kronen silbrig erglänzen. Kinder und Jugendliche in untergangsreifen Ruderbooten „bellen fordernd „Coin! Coin! Coin! nach oben und tauchen blitzschnell, wenn Quarters blinkend in die Tiefe trudeln.

Während einige dem von Regenwald eingeschlossenen Schwefel-Vulkan einen respektvollen Besuch abstatten, chauffieren andere durch Bananen-, Kaffee-, Kakao- und Kokosplantagen nach Castries, dem Hauptstadt-Hafen. Wir hingegen genießen noch die Abkühlung an dem hinter Felsen versteckten Traumstrand von Anse Chastnet und lassen uns nachmittags an den dramatisch aufragenden Zwillings-Gipfeln vorbei und dicht unter dem bergigen grünen Land nach Castries schippern.

Der amphitheatrische Naturhafen von Castries samt Anlegemanöver an einer kurzen Betonpier erfordert jetzt die volle Aufmerksamkeit des Kapitäns. Auslauf für das Schiffsvolk von Mittag bis Mitternacht durch die proppevolle, quirlig-bunte Insel-Kapitale mit ebensolchen Märkten. Im nahen Norden locken weite Strände. Andere wiederum tauchen in die (noch) dichten Bergregenwälder ab.

Im (Katzen-)Nachtsprung „versegeln wir nach dem französischen Martinique. Zum Freiluft-Frühstück diesmal Hafen- und Stadtkulisse von Fort-de-France. Die Karib-Indianer nannten sie „Madinia, „Insel der Blumen. Dieses Attribut wird erst während einer mehrstündigen Straßenkreuzfahrt deutlich, die mit öffentlichen Mini-Bussen bis nach St. Pierre führt. 1902 wurde der malerische Ort vom legendären Mont Pelée und seinem vulkanischen Auswurf völlig vernichtet. 

 

Fast kitschig schon

Ein blutroter Sonnenuntergangshimmel, an dem sich das legendäre Kreuz des Südens abzuzeichnen beginnt, und ein tropisch-laues Lüftchen. Herausragender Punkt am Ende des Tagesprogramms: Captains-Abschieds-Dinner ist angesagt: mit Wunderkerzen-sprühendem Einmarsch der Stewards, untermalt von den „Ohs! und „Ahs! des erwartungsvollen Publikums.Die Insel versinkt mit ihren Lichtern im sternefunkelnden Nachthimmel. Wir gleiten über Nacht bis zum nächsten Morgen ihrem nächsten Ziel entgegen.

Zeitvertreib bis zum nächtlichen Abflug: noch einen Tag die Karibik-Traumstrände und Schnorchelgründe von Barbados genießen – oder, wer’s kann, eine Nachprogramm-Woche lang oder mehr dranhängen.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

St. George’s auf Grenada mit einem fast menschenleeren Bilderbuchstrand.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Kitesurfer am Strand im Norden von Aruba.

 

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Bunter Kiteschirm über grüner See vor Aruba.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Kneipe auf Aruba mit Blick auf Hafen und Meer.

 

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Brandung an der vulkanischen Nordküste von Aruba.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Strandausflug in den Nordwesten der Insel Curaçao auf den Niederländischen Antillen.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Blick über das bunte Häusermeer von Willemstad / Curaçao aufs Meer.

 

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Karibische Schönheit vor Keramik-Blumen in Willemstad auf Curaçao.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

 Strand im Norden der Insel Curaçao.

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