TAUCHREISE | AUSGABE 2/2013 | ||||||
Typisch für das Lot: die Kalksteinklippe und der Fluss. |
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Dr. Séverine Bär Höhlentauchen im französischen DÉpartemenT DU Lot |
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Das Lot gehört zur Region Midi-Pyrénées und grenzt an die Départements Corrèze, Cantal, Aveyron, Tarn-et-Garonne, Lot-et-Garonne und Dordogne ... und ...es liegt nicht am Meer. Und trotzdem treffen hier jedes Jahr Dutzende von Tauchern aus ganz Europa ein, denn die Region hat etwas ganz Besonderes zu bieten: Höhlen! Tatsächlich fließen mehrere Flüsse durch das
Département, allen voran der Lot, der von Ost nach West fließt und dessen
zahlreiche, teilweise enge Mäander zur Touristenattraktion geworden sind.
Dazu muss noch der kleine Fluss Celé, der bei
Bouziès in den Lot mündet, erwähnt werden, denn er ist bei den
Tauchern wohl bekannt, weil sich bei Marcillhac auf dessen Grund eine der
schönsten Höhlen der Region öffnet. Im
Norden fließt die Dordogne durch das Gebiet. Dazwischen befinden sich
Hochebenen aus Kalkstein, die Causses, die stark von Karstprozessen geprägt
sind. Das Zusammenkommen von Kalkuntergrund und fließenden
Gewässern ist der Grund dafür, dass hier Höhlen entstehen konnten und
tatsächlich ist das Lot für die große Anzahl bekannt. In vielen gibt es
Wandmalereien zu bestaunen, da sie schon seit der Urzeit bestehen und damals
bewohnt waren. Dazu gehört zum Beispiel die Grotte du Pech Merle, deren
Ausmalung so beeindruckend ist, dass sie schon mit der Sixtinischen Kapelle
verglichen wurde. Ein anderes, sehr bekanntes Beispiel für die imposanten
Karstformationen, die hier vorkommen, ist der touristisch gut erschlossene
Gouffre de Padirac. Der imposante Schlund zeigt sich als ein kreisrundes
Loch von 32 Metern Durchmesser, das sich in der Landschaft öffnet und 75
Meter tief ist! 1889 wurde am Boden des Lochs eine weitere Öffnung entdeckt,
die zu dem 23 Meter tiefer liegenden Unterwasserfluss führt und 1890 war das
Gewässer bis in einer Halle erkundet, die den Namen Le grand dôme (der große
Dom) erhielt und 90 Meter hoch und mit
Sinter überzogen ist. Der Rest der Höhle ist auch heutzutage nicht
vollkommen erforscht und weiterhin Gegenstand der Ermittlungen der
Speleologen. Bis zur Halle kann der unterirdische Fluss allerdings
besichtigt werden, da der Gouffre de Padirac bereits 1898 für Touristen
ausgebaut wurde. Um den Abstieg
in den Schlund zu ermöglichen, ohne die Ansicht des Eingangs zu beschädigen,
wurde ein seitlicher Schacht ausgehoben, der 16 Meter unterhalb auf einer
natürlichen Terrasse herauskommt. Von dieser Terrasse fahren zwei Fahrstühle
an den Boden des Kraters, wo der Besucher durch einen schmalen Felsspalt im
Erdinneren verschwindet. Bald ist dann auch der unterirdische Fluss
erreicht, auf dem man in Kähnen knapp einen Kilometer weit transportiert
wird. Dieser eindrucksvolle Einblick in die unterirdische Welt ist
bezaubernd und wird jedem gewährt. Wer dann aber weiter vordringen will und
erkunden möchte, was sich unter der Wasseroberfläche in den gefluteten
Höhlen befindet, muss sich zuerst entsprechend ausbilden zu lassen. Höhlentauchen ist ein Hobby, für das eine einfache
Tauchausbildung nicht genügt. Zu den Fähigkeiten, die man als Sporttaucher
erwirbt, kommen nämlich neue hinzu. So ist es in einer Höhle wichtig, genau
austariert zu sein, um keine Sedimente aufzuwirbeln, die die Sicht
verschlechtern könnte. Auch muss das blinde Tauchen an der Führungsleine
entlang geübt werden, um im Notfall auch ohne zu sehen, den Höhlenausgang
wieder zu finden. Kritischer als beim Tauchen im Freiwasser wird auch das
Management von Licht und Gas betrachtet. Reichen im Freiwasser eine, oder
vielleicht zwei Lampen, werden beim Höhlentauchen drei mitgenommen und auch
der Gasvorrat muss sehr üppig berechnet werden, da man bei einem
Zwischenfall in der Lage sein muss, bis zum Ausgang der Höhle zurück zu
schwimmen. Daher gilt für Anfänger die Regel: 1/6 der Gasvorrates für den
Hinweg, 1/6 für den Rückweg, der Rest ist Reserve. Insgesamt betrachtet kann
man sagen dass die Ausrüstung eines Höhlentauchers zwar umfangreich ist –
Trockentauchanzüge und Doppelflaschen mit zwei separat absperrbaren
Atemreglern sind Standard, drei Lampen und zwei Schneidegeräte werden
mitgeführt – aber auch so eng am Körper anliegend wie möglich mitgeführt
werden muss, um ein Verheddern in der Führungsleine zu vermeiden. Sind die Grundprinzipien erlernt, das Reagieren auf Notfällen eintrainiert und die Anpassung an die neue Umgebung (vollkommene Finsternis, enge Räume, keine Möglichkeit, direkt aus dem Wasser zu kommen) vollendet, kann sich der frischgebackene Höhlentaucher langsam in eine Welt trauen, die dem Besucher den Atem raubt. Unterschiedlichste Gesteinsformationen leuchten im Licht der Lampen in Braun, Grau und Rot, Luftblasen sammeln sich an der Decke und bilden einen |
glitzernden Spiegel, luftgefüllte Räume von
imposanter Höhe erinnern an Kathedralen und wechseln sich ab mit engen
Gängen und tief abfallenden Schlunden. Der Entdeckergeist lauert und treibt
den Taucher voran. Was versteckt sich hinter der nächsten Gangbiegung? Ein
Einsturz? Eine Engstelle? Eine Halle? Und dann, trotz aller Neugierde, muss
der Taucher die Disziplin besitzen, zum geplanten Zeitpunkt umzukehren und
immer der Führungsleine folgend, wieder Richtung Ausgang zu tauchen. In den
letzten Metern wird er schließlich vom Tageslicht begrüßt, das durch den
Ausgang fällt und erst grün in der Ferne schimmert um dann immer heller und
präsenter zu werden und ein Gefühl erwecken zu lassen, als würde man vom
Leben selbst willkommen geheißen. Unterwasser- und auch Trockenhöhlen gibt es im Lot
viele. Die bekannteste bei den Tauchern ist die
„Emergence du Ressel”, dessen Einstieg inmitten des Flüsschens
Celé liegt. Wer dort tauchen möchte, muss erst ein paar Meter durch die
trübe Brühe des Flusses schwimmen. Am Eingang der Höhle, aus der
kristallklares Wasser kalt in das Flussbett strömt, wird dann die Sicht
schlagartig gut. Andere bekannte Höhlen sind zum Beispiel die Landenouse,
deren Einstieg am Grund eines Beckens liegt, den man über eine Leiter
erreicht, die St. Sauveur, die schnell absinkt und an Tiefe gewinnt oder die
Font del Truffe, deren Gang sich nach dem engen Einstieg, in geringer Tiefe
immer weiter in die Erde windet. Allerdings können all diese Höhlen nur dann
betaucht werden, wenn die Bedingungen passen, die Strömung nicht zu stark
und die Sicht einigermaßen gut ist. Nach lang anhaltenden, starken
Regenfällen sitzt der Taucher also auf dem Trockenen. Zum Glück hat aber das Lot Besuchern noch viel mehr
zu bieten, als nur Höhlen. So können Wanderungen durch die Causses
unternommen werden, die teilweise von Eichenwäldern bewaldet sind, oder
Dörfer besichtigt, die wie St. Cirq Lapopie schon als „schönstes Dorf” Frankreichs gekrönt oder wie Rocamadour
direkt an einer Klippe gebaut wurden. Die Region ist auch dafür bekannt
dadurch, dass sie wenig besiedelt ist, der Himmel sehr dunkel ist, was eine
steigende Zahl an Hobby Astronomen anzieht. Schließlich können der Tierpark
in Gramat oder das Champollion Museum in Figeac besucht werden. Das Lot ist also ein Départment im Südwesten Frankreichs, welches für seine wunderschönen Höhlen bekannt ist. Doch was wäre ein Frankreich-Urlaub ohne die vielen gastronomischen Köstlichkeiten, die es zu probieren gilt. Nach dem Tauchen sollte man sich also noch an ein paar einheimische Spezialitäten heranwagen. Neben dem Foie gras (Gänseleberpastete) ist die Region unter anderem auch für seine Trüffel und seinen Käse bekannt. Der Cabecou von Rocamadour, ein kleiner runder Ziegenkäse der nur etwa 4 bis 5 Zentimeter im Durchmesser misst und 40 Gramm wiegt, ist ein herrlicher Leckerbissen. Und natürlich spielt auch der Weinbau im Lot-Tal
eine bedeutende Rolle und der sehr dunkle Rotwein aus Cahors, manchmal
„schwarzer Wein” genannt, wird durchaus weltweit geschätzt.
Allerdings sollte man es, wenn man tauchen möchte, bei der Weinprobe
belassen – für den Rausch reichen die beeindruckenden unterirdischen
Tauchgänge völlig aus.
Wohnen:
Häuser in verschieden Größen können
über Gîtes de France gemietet werden:
http://www.gites-de-france.com/ Ansonsten findet man in den größeren Ortschaften wie
Gramat auch B&B und Campingplätze. Tauchen:
Die Tauchplätze sind frei zugänglich. Flaschen nachfüllen kann man in
Gramat:
http://www.quercy-plongee.com/pages/accueil.htm Oder wenn man dort auch wohnt bei:
http://www.lotcavedivingcentre.com/#! Sehenswürdigkeiten Orte: Rocamadour -
http://www.rocamadour.com/ St Cirq Lapopie -
http://www.saint-cirqlapopie.com/ Gramat -
http://www.gramat.fr/ Höhlen:
Gouffre de Padirac -
http://www.gouffre-de-padirac.com/#/en Grotte du Pech Merle -
http://www.pechmerle.com/ Parc animalier de Gramat -
http://www.gramat-parc-animalier.com/ Musée de Champollion de Figeac -
http://www.musee-champollion.fr/ |
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Rocamadour
wurde an einer Steilklippe gebaut |
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Ein
typisches, auf einer Klippe gebautes Dorf im Lot |
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Das
blaue Wasser im Becken der Höhle St. Georges wirkt sehr verlockend. |
Trotz
Regenwetter, das Becken am Gouffre de Lantouy z |
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Auf
der anderen Seite des Flusses, hinter dem Baumstamm, ist der Eingang der
Höhle Ressel II / Le Cunhac. |
Boote liegen am Einstieg zur Ressel II – auch Angler mögen diesen Platz. |
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Der riesige Eingang zur Höhle Trou Madame. |
Weiter hinten schimmert das klare Wasser am Tauchereinstieg der Höhle Trou Madame. |
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Ein
Taucher kommt aus der Höhle gekrabbelt – gut zu sehen im Bild links, die
Führungsleine |
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Ein Taucher schwimmt ... |
... in die Emergence du Ressel |
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Vor
dem ersten Taucher ist ein großer Raum und die Höhle gewinnt plötzlich an
Tiefe |
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Ein Gang in der Emergence du Ressel – gut zu sehen am Boden, die Führungsleine. |
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