PAZIFIK | AUSGABE 3/2013 | ||||||
Von San Diego in Kalifornien mit der Skyline verabschiedet sich MS AMADEA und nimmt Kurs auf Los Angeles. |
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Dr. Peer Schmidt-Walther Pazifikküsten Süd-, Mittel- und Nordamerikas – Teil 2 |
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Los Angeles – Stadt der Engel? Los Angeles, das 1781 aus dem Dorf Pueblo des Los
Angeles entstand und heutzutage mit über 17,5 Millionen Einwohnern zu den
größten Metropolregionen der Welt aufgestiegen ist. „Filmhauptstadt der Welt”
ist sie schon lange. Darum werden die meisten Besucher auch von den
Universal Studios Hollywood angelockt. Für den satten Eintrittspreis von
rund 80 Dollar laden sie einer mehrstündigen Fahrt durch die Kulissen von
Filmklassikern wie zum Beispiel „Der Weiße Hai”
ein. Doch Los Angeles Downtown, kurz L. A. genannt,
fasziniert vor allem durch sein Zentrum rund um die Bauten des
Geschäftsviertels. Das „Herz”
schlägt in der Olvera Street, wo man noch letzte Überreste des mexikanischen
Pueblos findet mit dem ältesten Haus „Avila Adobe”
von 1818. 45 Jahre jung ist übrigens die Städtepartnerschaft zwischen Berlin
und Los Angeles. Unser Schiff legt weit entfernt von Downtown an: in
San Pedro, dem mit 45 Kilometer Kailänge größten Hafen der USA. Schon mit
dem neuen Kreuzfahrtterminal werben die Stadtväter für einen Besuch. Doch
weniger die US-Immigration-Behörden, die die Gäste aus Deutschland
regelrecht vorführen und verprellen. Über mehr als eine halbe Stunde lang
müssen sie sich durch ein schier endloses Labyrinth von Kontrollen winden
mit mehrfachem Face- und Pass-Check. Und das noch vor dem Frühstück! Dass
wir schon am Vortag in San Diego eingereist sind, interessiert hier
niemanden. Das seien eindeutig Schikanen, sagt jemand von der Crew, „weil
wir uns beschwert haben”.
Dabei ist es nur darum gegangen, die Zollerklärungen der Passagiere
abzugeben, was die Uniformierten nur ganz am Rande wahrgenommen haben. Von Geschütztürmen zu raffinierter Akustik Umso freundlicher der Empfang nebenan: auf USS IOWA.
Seit September 2011 liegt das 60.000-Tonnen-Schlachtschiff in L. A. Zu
seiner Bauzeit 1940 galt es als größte Kriegsschiff der Welt. Veteran John,
ehemaliges Crew-Mitglied, führt stolz über „sein”
Schiff, schwärmt aber auch unverhohlen von den früheren deutschen Gegnern BISMARCK,
SCHARNHORST und GNEISENAU:
„Fantastic ships!”
Seine Worte vor den gewaltigen Geschütztürmen lassen eine glorreiche
Navy-Zeit aufleben. Von der Messe über den Kommandantensalon, in dem schon
Präsident Roosevelt nächtigte und wo die Normandie-Invasion geplant wurde,
klettert man mit ihm bis ins panzerbewehrte Ruderhaus und auf die Brücke.
Weit schweift der Blick von hier aus über die geschwungene Back und den
geschäftigen Containerhafen. Nach zwei marinehistorischen Schlachtschiff-Stunden
geht’s
per Taxi über die Hafenbrücke hinüber nach Long Beach. Für die QUEEN
MARY reicht die Zeit diesmal nicht, wenn
man Downtown an einem Tag „machen”
muss. Für 1,50 Dollar – im Gegensatz zu 60 bis 70 für ein Taxi – rauscht man
mit der Metro auf der „Blue-Line”
staufrei und absolut preiswert durch die endlose Stadtlandschaft, die von
bis zu zwölfspurigen Freeways durchfurcht ist. L. A., die Stadt der Autos,
kann man so sehr direkt erfahren. Mit einem One-day-Pass, übers Internet
www.losangeles.com, stehen einem
fast alle Türen offen. Hollywood ist davon ausgenommen: Die Filmstadt rüstet
ohnehin für die Oscar-Verleihung am folgenden Sonntag. Als Favoriten gelten
2013 „Lincoln”
und „Life of pi”. Ganz in der Nähe der Metro liegt die „Walt Disney
Concert Hall”,
wie wir dem Stadtplan vom Los Angeles Tourism & Convention Board entnehmen.
„Kinder fragen immer”,
so der Guide, „wo denn hier Micky Mouse zu sehen ist”.
Walt Disney hat das architektonische Meisterwerk von Frank Gehry maßgeblich
mit finanziert und seiner Frau Lilian gewidmet.. Der stahlglänzende 500-Millionen-Bau hat es in sich:
über 2200 Sitzplätze, von denen man aus – dank raffinierter Akustik –
überall gleich gut hört. Und über einen Teppich mit fröhlich-buntem
Blumendesign wandelt. Das Klangerlebnis im Konzertsaal müssen wir uns fürs
nächste Mal aufsparen. ENDEAVOUR
gegenüber von Dinos Für einen saftigen Burger zwischen blitzenden Wolkenkratzern reicht die Zeit noch. Nächster Programmpunkt: das California Science Center. Eins von 105 Museen der Stadt. Das Center bewegt sich in seiner Thematik zwischen Ökosystem, Lebenswelt, kreativer Welt sowie Luft- und Raumfahrt mit Original-Exponaten. Atemberaubende physikalische Experimente für Jedermann eingeschlossen. „Wir präsentieren Kuriositäten”, lautet in etwa das Motto der Ausstellung, „die zum wissenschaftlichen Lernen anregen sollen, verbunden mit Freude und bleibenden Erfahrungen”. Das ist schlicht ausgedrückt, was das in ständiger Erweiterung befindliche Haus tatsächlich an Sensationen bietet. Bis hin zum letzten Space shuttle ENDEAVOUR, unter dem man hindurchgehen und über das man nur staunen kann. Dass der riesige Vogel noch im vergangenen Jahr um die Erde gekreist ist, lässt sich kaum fassen. Wer möchte, kann sogar seine Weltraumtauglichkeit in
einem NASA-Simulator testen, in dem zuvor Astronauten auf ihre Flüge ins All
vorbereitet wurden. Eine menschliche Frage, die viele bewegt, wird hier
technisch, gut sichtbar und absolut geruchsfrei beantwortet: Wie
funktioniert eigentliche die Toilette eines Raumschiffs? Im Natural History Museum gleich gegenüber taucht
man schließlich ab in die tiefste Vergangenheit, umgeben von Dinosauriern
und anderen furchteinflößenden Urviechern, deren Skelette in Kalifornien
ausgegraben wurden. Alles ohne belehrenden Museumsmief, so dass man auch
hier jede Menge Jung und Alt zum Schauen und Staunen versammelt sieht. Wir staunen auch, als sich nach Museumsschluss um 17
Uhr der dunkelhäutige Taxifahrer im Rasta-Look als äthiopischer Dichter zu
erkennen gibt, der bereits zwei Gedichtbände über seine unterschiedlichen
Erfahrungen mit Menschen verfasst hat. Und er fragt nach Ost- und
Westdeutschland: Wie es sich denn im Kommunismus und Kapitalismus lebe. Als
er erfährt, dass es nur noch ein Deutschland gibt, staunt er nur ungläubig.
Offenbar nach wie vor ein amerikanisches Phänomen. Strahlend und erleichtert begrüßt uns AMADEA-Restaurantchef
Robertino Georgescu, Berliner mit rumänischen Wurzeln beim Abendessen: „Wir
haben 94 von 100 möglichen Punkten geschafft!”
Die Kontrollen der US-Gesundheitsbehörden hatten so gut wie nichts zu
beanstanden. Warum sie so streng kontrollieren? „Weil sie sich, sagen sie,
von uns nichts einfangen wollen”.
Amerikanische Schiffe indes unterliegen nicht diesen strengen Maßstäben.
Verstehe das einer, wer will! Stürmische Santa Barbara Strait 384 Seemeilen liegen vor MS AMADEA,
die bei strahlendem Sonnenschein – San Diego gab sich ungewöhnlich kühl und
regnerisch – am nächsten Morgen mit Kurs auf San Franzisco ausläuft. Ein
Hoch mit Schwerpunkt über Kanada, so erklärt Kreuzfahrtdirektor Christian
Adlmaier von der Brücke, schaufelt im Uhrzeigersinn subarktische Luft nach
Süden. Die Kleiderlagen werden dicker, die Sicht auf kalifornische Küste und
vorgelagerte naturgeschützte Inseln ist ungewöhnlich gut, so gut, dass man
sogar die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada sieht. Oder die auf dem
Highway No. 1 entlang kriechenden Trucks. Vor den Traumstränden fahnden
Bohrinseln nach Öl, dem Reichtum Kaliforniens. In der Santa Barbara Strait meint jemand beim
Mittagessen leicht blass: „O, es wackelt”,
als AMADEA anfängt zu nicken und in sich
zu zittern. Bei meterhohen Wellen und Windstärken zwischen sieben und acht
steckt sie ihre rote Nase stampfend tiefer und tiefer in die kobaltblaue
grobe See. Bis zu Beaufort 9 brist es weiter auf, Gischtfahnen fliegen über
Deck 11 hinweg, so dass die Außendecks gesperrt werden müssen. Der
Nord-Pazifik zeigt erstmals seine Zähne, und Neptun fordert Opfer, so dass
die Restaurants wie leergefegt sind. In den Gängen hängen überall Tüten für
den Fall der Fälle. Das abendliche Gesangsprogramm „Auf den Flügeln bunter
Träume”
in der Atlantik-Lounge läuft vor arg gelichteten Reihen dennoch
unverdrossen. Und die ruppige See spielt ihre eigene nasse Melodie dazu.
Eine kontrastreiche Schaukel-Show der besonderen Art. 110 Gäste sind davon verschont geblieben, denn sie
haben sich für zwei Tage abgemeldet: nach Las Vegas und zum Gran Canon. Doch
die restlichen drei Viertel fiebern „Jedermanns Lieblingsstadt“ entgegen,
die aber wegen des Sturms und reduzierter Geschwindigkeit erst viereinhalb
Stunden später erreicht werden kann. Hier brummt der Bär „If you come to San Fancisco ...” klingt vielen noch
der Hippie-Song der Siebziger Jahre in den Ohren, als am Vormittag die
Pfeiler der Golden Gate Bridge in Sicht kommen. Bei blank geputztem Himmel,
strahlendem Sonnenschein, aber kühler Temperatur. „Das ist ja wie ein
Geschenk”,
freut sich einer, und ein anderer ergänzt: „Haben wir schließlich der
Verspätung zu verdanken”.
So ganz selbstverständlich ist das hier während der Regenmonate von November
bis März nicht. Auch der berüchtigte Nebel aus warmen Luftströmen aus dem
Hinterland und kalten vom Pazifik verschont uns gnädig. Entsprechend groß
ist die Begeisterung und das Gedränge an Deck um die besten Fotoplätze, als
MS AMADEA unter dem rostroten Brückenbogen
hindurch gleitet. Während von oben Arbeiter herab winken, küssen sich viele
Paare an Deck, weil sie dann, so heißt es, einen Wunsch frei haben. Dann liegt ihnen die Stadt am goldenen Tor zu Füßen.
Wobei nur die Passage der berüchtigten Gefängnisinsel Alcatraz für einen
kleinen Schauer sorgt. Gnädig bis freundlich gibt sich dieses Mal die
US-Einwanderungsbehörde nach dem Festmachen an Pier 35, einem zum Cruise
Terminal umfunktionierten historischen Hafenschuppen: ausgleichende
Gerechtigkeit nach den bösen Grenz-Erfahrungen in L. A.. Nach kurzer Zeit
wird das Schiff zum Landgang frei gegeben. Frage: Was macht man mit einem halben Tag – die
Liegezeit ist zwar um drei Stunden verlängert worden – in einer Stadt, deren
Angebot überwältigend ist? Für den ersten Überblick bietet sich eine
Stadtrundfahrt an, die an vielen Highlights zwischen Fisherman’s
Wharf, Telegraph Hill, Lombard und Union Street vorbei führt. Eine
Schnuppertour mit Vertiefungsreiz.. Wir entscheiden uns für einen Bummel auf Pier 39,
einem der beliebtesten Ziele der Stadt und nach nur einigen hundert Metern
bequem zu erreichen. Das aus wieder verwertetem Holz aufgebaute Viertel, in
dem der „Bär brummt”,
bietet neben zahlreichen Fischrestaurants Souvenir- und
Bekleidungsgeschäften auch Kunstgalerien und Kuriositätenläden. Im Aquarium
of the Bay lässt sich die pazifische Unterwasserwelt studieren. Die sich
auch auf den schwankenden Anlegern im Bootshafen lümmelt: brüllende und
stinkende Seelöwen.
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an der Gangway in die Hand drücken. Netze, Preise
und Rundgangs-Vorschläge findet man darin samt vielen weiteren nützlichen
Informationen. One Kilo Charly – blaublütig-luftige Bay Cruise Wir jedoch wollen in die Luft gehen. Dazu nehmen wir
zunächst die BART von der nahe dem Cruise Terminal gelegenen Station
Embarcadero. Die schnelle S-Bahn taucht ab und wieder auf: unter der Bay
hindurch hinüber nach Oakland. Nach rund 30 Minuten ist die Station Oakland
Airport staufrei erreicht. Pünktlich zur Verabredung – mit einem Freund, dem
44-jährigen Chilenen Rodrigo von Conta und Gaisso aus adligem deutschen
Geschlecht mit amerikanischem Wohnsitz und fliegerischer Familientradition.
Nicht nur das: Der Verkehrspilot betreibt auch eine Flugschule. An diesem Nachmittag lädt er uns ein zu einem
Bay-Rundflug mit seiner N201KC, im Funkjargon kurz „One Kilo Charly”
genannt. Mit von der luftigen Partie als Co-Pilotin: seine slowenische
Freundin Nastja. „Wir haben uns im Cockpit kennen gelernt“, gesteht sie,
„als er mein Lehrer war und ich seine Schülerin”. Sorgfältig checken sie den einmotorigen viersitzigen Tiefdecker. „Seid ihr angeschnallt, Köpfhörer okay?”, fragt Rodrigo, startet den Motor und rollt die Maschine zur Runway unter ständiger Kommunikation mit dem Tower. Das Piloten-Kauderwelsch versteht kein Laie. Nur als „One Kilo Charly” um Starterlaubnis bittet und das „Go” kommt. Für einen Rundflug über der San Francisco Bay. Nach kurzem Anlauf zieht Rodrigo die Nase hoch – hinein in den sich in den pastellfarbenen abzeichnenden Abendhimmel. Über Oakland und seine wie Lava rotglühenden Verkehrsströme hinweg, wird die Golden Gate Bridge angesteuert. Das filigrane 2700-Meter-Stahlband taucht schräg voraus auf, links unter uns die schwimmende Lebenskünstler-Siedlung Sausalito. Rodrigo lässt die „One-Kilo-Charly”, deren Flügel von der untergehenden Sonne vergoldet werden, seitlich abkippen und ein paar Fotorunden über dem berühmtesten Brückenbauwerk drehen. Dann heißt es: Kurs City, aus der die Nadel der Transamerica Pyramid als höchster Wolkenkratzer ragt. Am Rande des fantastischen Lichtermeers die AMADEA
als Modellschiff, wie es in unserem Kabinenfenster steht. „Da unten links”,
funkt uns Rodrigo über die Kopfhörer an, „seht ihr San Francisco Airport”.
Von grünen Lampen umkränzt, die die Rollbahnen markieren. Unter und über uns
kreuzen startende und landende Maschinen mit ihren blinkenden
Positionslampen den Weg von „One Kilo Charly”,
der vom Tower genau überwacht und schließlich zum Heimat-Airport Oakland
zurück geleitet wird. „Happy landing!”,
wünschen wir uns, bis die kleine Maschine nach einer Stunde sanft aufsetzt
und zu ihrer Parkposition rollt. Die PKW-Fahrt über die verstopfte Bay
Bridge zurück zum Cruise Terminal gerät – selbst bei zwölf Autobahnspuren –
zum Stau-Fiasko. „Wenn die ohne Euch abfahren müssen”,
grinst Rodrigo, „fliegen wir morgen nach Seattle”.
Und die Moral liefert er gleich nach: „Besser in die Luft gehen als von der
Blechlawine überrollt werden”. Zu Sekt und Glühwein wird den AMADEA-Gästen die abendlich illuminierte Frisco-Skyline serviert, untermalt von der Auslaufmelodie ADORO, „San Francisco” und „California Blue”. Das geht – auch „harten Jungs” – unter die Haut. Bis die Golden-Gate-Glühwürmchenkette achteraus in der zunehmenden Dünung versinkt. Schon in der Nacht türmen sich die Wellenberge in Spitzen bis zu zehn Meter Höhe auf. Mehrere Punkte des Tagesprogramms und der Anlauf des Städtchens Eureka, fallen dem Wetter zum Opfer. Das Abschieds-Galadinner wird verschoben: „Um auf jeden Fall Seattle zu erreichen”, wie Kreuzfahrtdirektor Christian Adlmair bedauernd informiert. Market, Monorail und Space Needle Pünktlich macht MS AMADEA
am Morgen an Pier 66 fest. Der Wind bläst kühl aus Nordwest, und es scheint,
als ob die am US-Coast-Guard-Terminal liegenden größten amerikanischen
Zweischornstein-Eisbrecher POLAR STAR
und POLAR SEA
schon auf ihren Einsatz warten. Gleich rechts hinter dem Terminal geht es schon
wieder in die Luft: per Fahrstuhl zum Pedestrian Overpass, wie der
Fußgängerweg über den viel befahrenen Alaskan Way genannt wird. Drei Blocks
weiter die Western Avenue entlang und man steht vor dem historischen Gebäude
des Pike Place Market: Man muss einfach mal durch die Stände gegangen sein!
Obst, Gemüse, Fisch in allen Variationen in leckerster Präsentation. Dazu
abenteuerliche Typen wie aus dem Bilderbuch. Im ersten Starbucks Café der
Welt sollte man einen Becher Kaffee schlürfen und das quirlig-bunte Leben
genießen. Dann ein gemächlicher Fünf-Blocks-Bummel auf der
Union Street nach Norden, links ab in die 5th Avenue und schon nach ein paar
hundert Metern geht’s
wieder in die Luft: per Fahrstuhl in den Bahnhof der Monorail. Die bringt
einen zum Space Needle, dem heutigen Wahrzeichen der Stadt aus dem
Weltausstellungsjahr 1962. Aus 185 Metern Höhe hat man einen 360 Grad weiten
Rundumblick über die Stadt zwischen Wasser, Wald und Bergen. Nicht umsonst
nennt sich Washington „Evergreen State”. Vom futuristischen EMP-Musik-Museum fährt man am
besten per Bus zurück downtown und läuft die Bell Street hinunter direkt zum
Schiff, dessen hellblauer Schornstein mit dem Albatros einem schon beim
Aussteigen ins Auge sticht. Damit ist das Vormittags-Programm beendet. Dreamliner im Angebot Am Nachmittag geht es nur fast in die Luft: „Future
of Flight”
steht auf dem Ticket, das uns Einlass ins Boeing-Werk bei Everett gewährt.
Man erreicht es – am besten per gebuchtem Ausflug – über den berühmten
Highway No 5, der von der kanadischen bis zur mexikanischen Grenze verläuft.
Auch ein Stück „Panamericana”
oder „Traumstraße der Welt”. Nach 50 Kilometern ragt plötzlich ein Leitwerk mit
dem Lufthansa-Kranich über den Seitenwall der zehnspurigen Autobahn. Wenig
später biegt der Bus ein auf das Gelände des Aviation Centers. Taschen,
Fotoapparate und Handys dürfen nicht mitgenommen werden, übersetzt wird auch
nichts – aus Spionagegründen, wie es heißt. Dafür ist das, was man im größten Gebäude der Welt zu sehen und an Fakten zu hören bekommt, ist einfach überwältigend – auch für technisch wenig Interessierte. Von den Zuschauerterrassen herab sind Maschinen der Baureihen 747 („Jumbo-Jet”), 777 („Dreamliner”) und 787 in den verschiedenen Fertigungsstadien zu sehen. „Wer jetzt kaufen möchte”, so der Guide, „muss mit der Übernahme bis 2020 warten”. 33.000 Mitarbeiter sind hier auf dem
415-Hektar-Werksgelände beschäftigt und über Jahre in drei Schichten voll
ausgelastet. In einem Nebensatz erfährt man, dass der Gründer der heute
größten und wichtigsten Produktionsstätte der US-Luft- und Raumfahrt ein
deutscher Einwanderer war: Wilhelm Boeing. Ein zum Großraumtransporter umgebauter Jumbo, „Dream
Lifter”
genannt, startet und nimmt sie mit – unsere Träume vom grenzenlosen Reisen
um die Welt, ob zu Land, zu Wasser oder in der Luft. Zunächst nur 96 kurze
Seemeilen bis zum kanadischen Ausschiffungshafen Vancouver in British
Columbia.
Hongcouver lässt grüßen Es brummt hinter der Bordwand. Vorhang auf: Neben
der AMADEA ist gerade mit schäumender
Schleppe ein Wasserflugzeug gestartet. Tief hängen die Wolken über der
Bucht, alles gibt sich in Abstufungen grau in grau. Irgendwie enttäuschend
für eine der schönsten Städte der Welt. Doch man weiß ja: Nichts ist so
beständig wie Veränderung, gerade beim Wetter. Gegen Mittag zieht sich der Schleier zurück, die
Sonne kämpft sich durch und gibt den Blick auf die Umgebung frei: vom Cruise
Ship Terminal am Canadian Place auf die gegenüber liegenden bis zu 2400
Meter hohen schneebedeckten North Shore Mountains mit ihren Skiliften. Nur ein paar Meter von dem Gebäude mit den
charakteristischen weißen Segeln entfernt reckt sich aus dem Harbour Centre
der Vancouver Lookout, mit 177 Metern höchstes Gebäude Vancouvers, in die
klare Luft. Eine gute Chance zur Erstorientierung, vor allem bei dem
Traumwetter. Belohnt wird man mit einer perfekten Rundumsicht auf die
dichtgedrängte Wolkenkratzer- und Naturkulisse bis hinüber nach Vancouver
Island. Auf Stanley Island, dem Park im Norden mit ihren mächtigen
Reedwood-Bäumen, bekommt man einen Vorgeschmack auf die grandiose Natur der
mit 500 Kilometer längsten kanadischen Insel. In der Water Street dampft es – zumindest die
Steamclock, einzige Dampfuhr der Welt. Zur vollen Stunde pfeift sie in rauem
Ton ihre sichtbare Melodie, dicht umlagert von Zuschauern. Die Straße liegt in der Gastown, benannt nach ihren
gasbeleuchteten Kugellaternen. Restaurierte Häuser geben ihr einen
besonderen Charme. Souvenirgeschäfte haben sich in den Untergeschossen breit
gemacht. Beeindruckend überall: die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der
Menschen. Ein paar hundert Meter weiter und man glaubt, mitten
in China zu sein. Hinter dem Drachentor, das sich über die Pender Street
spannt, öffnet sich eine andere Welt, die man hier nicht nur sehen, sondern
auch riechen und schmecken kann: Chinatown oder scherzhaft Hongcouver. Nachprogramm Eisenbahntraum An Bord der AMADEA
herrscht Abschiedsstimmung. Was äußerst angenehm ist: Man kann so lange
bleiben, wie man muss oder möchte. Sogar zum gemeinsamen Mittagessen mit den
Neuankömmlingen ist man noch eingeladen, „denn”,
so Christian Adlmaier, „bei uns wird niemand rausgeworfen”.
Bis das das große Händeschütteln und „Gute-Reise”-Wünschen
beginnt. Der führerlose Skytrain – zum Anlass der EXPO-Weltausstellung 1986
gebaut – bringt einen in kurzer Zeit von der Waterfront Station bis zur Main
Street. Auf der anderen Seite der pompöse klassizistische Bau der Pacific
Central Station. Wo das Nachprogramm beginnt. Wir wollen damit nicht
nur der langen Rückflugzeit samt Zeitunterschied ein Schnippchen schlagen,
sondern umgekehrt in beschaulicher Ruhe den Weg als das Ziel betrachten. In
knapp vier Tagen soll es mit dem THE CANADIAN-Express von VIA Rail durch
Rocky Mountains und Prärie nach Toronto gehen. Um 20.30 Uhr startet der legendäre Zug drei Mal pro Woche zu seiner 4.300-Kilometer-Schienenkreuzfahrt von der Pazifik-Küste nach Osten. Ein Eisenbahn-Traum, um den uns viele Mitreisende beneiden. „Hätten wir das gewusst ...!” |
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Los Angeles, Kalifornien – Die Walt Disney Music Hall. |
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Rose aus Delfter Kacheln im Garten der Walt Disney Music Hall. |
Blick ins Innere der Walt Disney Music Hall. |
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Blick in den Konzertsaal der Walt Disney Music Hall. |
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Die Weltraumfähre ENDEAVOUR im Science Center in Los Angeles. |
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Zwei Jets der US-Force im Science Center, Los Angeles. |
Mars-Rover im Science Center. |
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Einlaufen in San Francisco. Fotografen vor der Golden Gate Bridge. |
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Einlaufen in San Francisco. Die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz in der San Francisco Bay. |
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Rundflug über San Francisco. Im Vordergrund die Golden Gate Bridge, dahinter der Hafen und die Shyline und links hinten die San Francisco-Oakland Bay Bridge. |
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Seattle, Washington, USA – Space Needle-Blick auf Seattle Downtown aus 185 Meter Höhe. |
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Seattle: Die Besucher-Halle der Boing-Werke in Everett. |
Gewaltige Rolls-Royce-Triebwerke in den Boing-Werken in Everett. |
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Blick auf das Terminal am Canada Place in Vancouver, British-Columbia, Kanada. |
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Die Main Street von Vancouver – im Hintergrund die verschneiten North Shore Mountains. |
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