LANDGANG | AUSGABE 3/2013 | ||||||
Der Merlion, ein Fabelwesen – halb Löwe, halb Fisch – ist das Symbol von Singapur. Die größte Darstellung der Sagengestalt, auf die nach der Legende die Gründung des Stadtstaates zurückgeht, steht als Wasserspeier an der Mündung des Singapore River in die Marina Bay, umringt von Wolkenkratzern. |
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Carsten Heinke Landgang in Singapur Im Wolkenschiff durchs Meer der Türme |
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Singapur schickt seine Besucher auf Zeitreise in die
Zukunft Der 1,2 Hektar große Sands Sky Park ist die spektakulärste Attraktion des futuristischen Hotel- und Vergnügungskomplexes Marina Bay Sands Integrated Resorts. Zusammen mit den ersten Hotelzimmern, Restaurants und Geschäften war bereits zwei Monate vor der offiziellen Eröffnung im Juni 2010 das Kasino in Betrieb gegangen. Nachdem die Regierung des sittenstrengen Stadtstaates das Glücksspiel vor wenigen Jahren erlaubt hatte, ist es das zweite, das in Singapur seine Pforten öffnete. Prunkvoll ausgestattet wie ein orientalischer Königspalast, soll es das sicherste der Welt sein. Das eigenwillige Gebäude-Ensemble des Marina Bay
Sands, das der kanadische Star-Architekt und Harvard-Professor Moshe Safdie
mit spacigen Formen wie ein City-Modul aus der Zukunft erscheinen lässt,
breitet sich auf einer Fläche von etwa 75 Fußballfeldern aus. Neben 2.560
Hotelzimmern und zahllosen Restaurants gibt es über 300 Geschäfte, darunter
für Luxusmarken wie Guess, La Senza, Raoul oder Tiffany. Louis Vuitton
verkauft seine Täschchen in einem „Island Store”,
einer Glas-und-Stahl-Kugel auf dem Wasser. Chanel hat für seinen 680
Quadratmeter großen, schwarz-weißen Laden gleich zwei Stockwerke gemietet. Im Kongresszentrum finden 45.000 Teilnehmer Platz.
Nebenan im größten Festsaal Asiens können bis zu 6.600 Gäste Hochzeit
feiern. Intimere Atmosphäre bieten zahlreiche Cafés, Bars und Clubs. Der
schwimmende Crystal Pavilion gilt als eine der angesagtesten Party Locations
des Jet Sets. Der dort residierende Nachtclub Pangea, bekannt durch
VIP-Gäste wie Madonna, Leonardo DiCaprio, Kate Moss und Will Smith, kann
über einen Tunnel durch den Fluss erreicht werden. Echt unterirdisch! Die
Edel-Location bietet bis zu 500 Gästen Platz zum gepflegten Abhotten. Eislauf in den Tropen Kein unbeschriebenes Blatt in der internationalen
Partyszene ist ebenso das Avalon – ein Nachtclub, der unter anderen den
beiden Hollywood-Stars Dan Ackroyd und Bruce Willis gehört und nun auch
Feierwütige an den immer warmen Singapore River lockt. Jede Menge Kunst versammelt das Art-Science-Museum, das sich in Form einer Lotusblüte selbst als Meisterwerk darstellt. Moderne Bilder und Skulpturen schmücken das gesamte Resort. Allein 50 Millionen Dollar hat die Echt-Kunst-Deko gekostet. Für optische Abwechslung und nassen Spaß sorgen Wasserspiele und Kanäle. Und wer den Aufenthalt in den Tropen nicht ohne Schlittschuhe übersteht, kann auf der Eislauffläche ein paar Runden drehen – zwischen kichernden Asiaten, die sich in der ungewohnten Winterkleidung wie in Raumanzügen bewegen. Mit zwei Theatern für insgesamt 2.000 Zuschauer
verschafft die Las Vegas Sands Group, Eigentümerin des Mega-Komplexes, auch
größeren Show-Events den nötigen Raum. Als erstes Musical mit fester
Spielstätte in Asien lief hier ab März 2011 „König der Löwen”. Trotz der Tatsache, dass der ganze Spaß fünfeinhalb Milliarden US-Dollar kostete und sich damit brüsten kann, die zweitteuerste Hotel-Kasino-Anlage der Welt zu sein (nach dem Mirage City Centre in Las Vegas), bewegen sich die Zimmerpreise auch für Normalsterbliche in erschwinglichen Bereichen. Den besten Blick auf die ganze Marina Bay samt Sands Sky Park hat man übrigens vom Singapore Flyer, dem mit 165 Metern welthöchsten Riesenrad (unter dem am 22. September 2013 der Marina Bay Street Circuit des Formel 1 Grand Prix von Singapur startet und endet). Ganz neue optische Perspektiven auf die spektakuläre Architektur rund um die Marina Bucht eröffnet seit letztem Sommer die allerneueste Attraktion des grünen Stadtstaates – die Gardens by the Bay, ein weitläufiger botanischer Park mit atemberaubenden futuristischen Bauten, der auf künstlich gewonnenem Land angelegt wurde.
Zur Abkühlung ins Gewächshaus Dominiert werden die Gardens by the Bay von zwei
riesigen, nachts beleuchteten Gewächshäusern. Ihre geschwungenen
Glaskuppeln, die von einer gewaltigen Gitterkonstruktion aus weißem Stahl
gehalten werden, erinnern an die rundlichen Leiber von Dinosauriern oder an
die Außenskelette urzeitlicher Meerestiere. Beinahe die Hälfte der
investierten Milliardensumme für den ungewöhnlichen Park floss in den Bau
der Glaskuppeln der beiden Gewächshäuser, die zusammen eine Fläche von zwei
Hektar überspannen. Besucher können sie in mehreren Etagen erkunden. |
Unter den gigantischen, bis zu 50 Meter hohen
Kunstbäumen der Gardens by the Bay, den
„Supertrees”, sind die Schornsteine der Kühlanlagen für
die Gewächshäuser versteckt. Die von tropischen Hänge- und Kletterpflanzen
bewachsenen Baumtürme können per Fahrstuhl oder Treppe erklommen werden.
Untereinander teils mit luftigen Fußgängerbrücken verbunden, bieten die
Supertrees fantastische Aussichten auf den Park und die Stadt. Das Innere des Gewächshauses
„Cloud Forest” (Wolkenwald) wird von einem 35 Meter hohen,
begehbaren Berg beherrscht. Im tropischen Dickicht, das um ihn herum
wuchert, lassen sich zahlreiche Orchideen, Kannenpflanzen und Farne
entdecken. Gleich am Eingang in die immergrüne Welt der feuchten
Tropenwälder wird der Besucher von einem Wasserfall empfangen. Während in unseren Breiten Gewächshäuser besonders an kalten Tagen beliebt sind, um sich aufzuwäremn, können sich Besucher im Flower Dome, dem zweiten Gewächshaus, erfrischen. Bei Außentemperaturen von meist über 30 Grad im Schatten empfindet man in Singapur ein auf 20 Grad gekühltes Gewächshaus als „ziemlich kalt”. Hier fühlen sich Bäume, Sträucher und Blumen aus der nördlichen Erdhemisphäre sehr wohl und gedeihen prächtig. Ältester Bewohner ist ein tausendjähriger Olivenbaum
aus Italien. Eine weitere botanische Rarität ist eine 500 Jahre alte
Kamelie, die für über 30.000 Dollar in China gekauft wurde. Sie stammt
ursprünglich aus Japan und gelangte schon vor Jahrhunderten in das
benachbarte Kaiserreich. Der wohl schwergewichtigste Import ist ein
gigantischer Baobab, ein Affenbrotbaum aus Senegal, der mehr als 34 Tonnen
wiegt. Insgesamt werden in den beiden großen Gewächshäusern der Gardens by
the Bay 260.000 Pflanzen gepflegt. Neben dem 2011 eröffneten, 32 Hektar großen Bay East
Garden und dem 2012 eröffneten Bay South Garden (54 Hektar) kommt demnächst
der Bay Central Garden hinzu. Derzeit noch im Bau befindlich, umfasst der
dritte Teil des Parks weitere 15 Hektar Land, das Stück für Stück in Form
von Sand im nahen Indonesien gekauft und östlich der Marina Bay
aufgeschüttet wurde.
Service-Informationen
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Das 2010 eröffnete Marina Bay Sands gehört zu den neuen Wahrzeichen von Singapur. Das markanteste Gebäude des 20 Hektar großen Komplexes ist das 191 Meter hohe, 55stöckige Hotel, das aus drei Türmen und einem 340 Meter langen, bootsformigen Dach besteht. Darauf befinden sich ein Park sowie ein großer Pool. Zur Anlage gehören außerdem Kasino, Konferenz- und Ausstellungszentrum, Shopping Mall, Museum, zwei Theater, Restaurants, Bars, Nachtclubs sowie zwei schwimmende Pavillons. |
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Immer
grüner werden die Gardens by the Bay durch die in den Tropen schnell
wachsenden Pflanzen – und immer grüner wird Singapur. Allein 1,3 Millionen
Bäume gedeihen in dem südostasiatischen Inselland, das nicht einmal so groß
ist, wie Hamburg. |
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Bei
Außentemperaturen von meist über 30 Grad im Schatten empfindet man in
Singapur ein auf 20 Grad gekühltes Gewächshaus als
„ziemlich kalt”. |
Im
Flower Dome gedeihen Bäume, Sträucher und Blumen aus der nördlichen
Erdhemisphäre. Ältester Bewohner ist ein tausendjähriger Olivenbaum aus
Italien. |
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Blumen
wie Chrysanthemen oder Astern fühlen sich im Flower Dome sehr wohl und
gedeihen prächtig. |
Insgesamt
werden in den beiden großen Gewächshäusern der Gardens by the Bay 260.000
Pflanzen gepflegt. |
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Blick
auf ein Blumenbeet im Flower Dome. Draußen im Hintergrund: der Singapore
Flyer, mit einer Höhe von 165 Metern das größte Riesenrad der Welt. |
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