Im
Hafen von Portofino findet man sowohl kleine Boote wie Luxusyachten. Der
Ort ist auch für seine Beliebtheit bei Stars und anderen reichen Urlaubern
bekannt. |
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Dr. SéVERINE BÄR Mai 2013, endlich Sonne gefunden, im malerischen Portofino |
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Frühjahr 2013, seit Wochen nur grauer Himmel und Regen, es wird Zeit, in den Urlaub zu fahren um nach der Sonne zu suchen. Dieses Mal steht Portofino auf dem Programm, ein malerischer Ort in Ligurien, östlich von Genua gelegen. Ligurien ist die Region Nordwest Italiens, die direkt an Frankreich grenzt. Sie ist zwar, mit ihren 5410 Quadratkilometern klein, hat aber viel Abwechslung zu bieten. Tatsächlich liegt Ligurien an der Mittelmeerküste und wird nach Norden hin von zwei Gebirgsketten geschützt, die ligurischen Alpen und die sich im Osten anschließenden ligurischen Apennin, die die Küstenregion von der Po-Ebene trennt. So kann man in Ligurien gleichwohl im gebirgigen Hinterland den 440 Kilometer langen ligurischen Höhenweg wandern, wie auch an der Küste die Sonne genießen. Die Küste selbst ist über 300 Kilometer lang und
besteht aus der westlichen Riviera di Ponente (Riviera der untergehenden
Sonne) und der östlichen Riviera di Levante (Riviera der aufgehenden Sonne).
Dazwischen befindet sich die Hauptstadt Genua mit ihrer dicht bebauten
Altstadt voller schmaler Gassen und dem wunderschön eingerichteten Aquarium,
Acquario di Genova. Das Klima, ein Thema, das uns dieses Jahr besonders
interessiert, ist in Ligurien mediterran. Dabei kann es im Winter durchaus
ungemütlich werden, wenn der kühle Tramontane-Wind weht und Regen und Schnee
mit sich bringt. Im Sommer aber ist das Wetter angenehm. Im Juli hat es im
Schnitt zwischen 21 und 27°C, selten auch bis 30°C.
Zwar ist es warm und schwül, doch fast immer läßt eine leicht wehende
Meeresbrise die Hitze weniger drückend erscheinen. Jetzt im Mai bei
angenehmen 23°C, strahlender Sonne und leichtem Wind fühlen
wir uns wie neugeboren. Bekannte Städte in Ligurien sind unter anderem San Remo, La Spezia, Rapallo und unser Urlaubsziel Portofino. Die Region ist reich an Naturschätzen und 12 Prozent ihrer Fläche stehen unter Naturschutz. Für Taucher sind insbesondere die zwei Meeresschutzgebiete interessant, die nur mit besonderer Genehmigung betaucht werden dürfen: auf der einen Seite befindet sich bei La Spezia das Meeresschutzgebiet Cinque Terre, bekannt für seine überhängenden Felswände und die auf felsigen Boden wachsenden Gorgonien-, Anemonen-, und Korallenkolonien. Auf der anderen Seite liegt direkt vor der Halbinsel
von Portofino das Meereschutzgebiet Portofino. Die Flora und Fauna ist der
bei Cinque Terre ähnlich. Allerdings liegen unweit von Portofino in Richtung
Genua viele Schiffwracks, unter anderem ein U-Boot aus dem Zweiten
Weltkrieg, U455, in 120 Metern Tiefe und dieses würden wir gerne betauchen.
Daher entscheiden wir uns auf der Halbinsel Portofino zu verweilen. Da Portofino selbst ist ein bevorzugtes Urlaubsziel für viele, auch bekannte und gut betuchte Besucher ist und daher die Preise in dem Ort selbst recht hoch sind, entscheiden wir uns, in Santa Margherita Ligure zu wohnen. Dieser wunderhübsche Ort ist nur 5 Kilometer von Portofino entfernt und überzeugt durch seine schöne Altstadt mit den vielen Eisdielen. Santa Margherita ist mit Portofino durch eine Küstenstraße verbunden, auf jeden Fall ein lohnenswerter Sparziergang an Stränden, Felsen, Villen und wohlriechenden Pinien vorbei. Portofino selbst ist zwar im Mai recht überlaufen,
hat aber auch einiges zu bieten: der schöne Naturhafen, in dem sowohl kleine
Boote wie auch überdimensionierte Yachten liegen, die Kirche Chiesa di San
Giorgio aus dem 12. Jahrhundert, von deren Vorplatz aus man in beiden
Richtungen aufs Meer hinausblickt und eine ausgebaute Spazierstrecke durch
den Wald die immer wieder wunderschöne Aussichten aufs Meer bietet. Wer mag,
kann hier auch nach Prominenten Ausschau halten, da sich viele ab und zu
hier blicken lassen. Wir fahren mit dem Bus-Boot nach Santa Margherita
zurück und genießen die Sonne und den Fahrtwind. Die Sonne, die wir dieses Jahr bis jetzt daheim
vermißt hatten, zeigt sich hier jeden Tag von ihrer besten Seite –
strahlend. Allerdings war anscheinend auch hier das Frühjahr ziemlich kalt
und regnerisch, so daß das Wasser erst 17°C warm ist.
Dementsprechend hat die Badesaison noch nicht angefangen und die Strände
sind noch angenehm leer. Trotzdem
kann man schon hier und da die Vorboten der großen Sommerinvasion ausmachen:
Kiesel werden aus dem Sand der Strände gesiebt, Liegestühle installiert,
Sonnenschirme gepflanzt. Im Sommer ist die Region für ihre Massen an Bade-
und Strandurlauber bekannt, unter denen sich auch Angler, Taucher und
Wanderer mischen. Für die Region einerseits gut, da der Tourismus hier der
größte Wirtschaftsfaktor ist. Anderseits sind mittlerweile manche
Küstenabschnitte komplett mit Hotelanlagen zugebaut. Dagegen ist, zumindest
im Mai, Santa Margherita noch ein ziemlich ruhiger, uriger Ort. Außerdem
bietet er uns Tauchern eine sehr kompetente Tauchbasis: Portofino Divers. Nachdem wir also im Hotel unsere Koffer auf die Zimmer gebracht haben, gehen wir zur nur fünf Minuten entfernten Tauchbasis. Sofort wird jeden von uns ein Platz für seine Ausrüstung zugewiesen und die Tauchgänge der folgenden Tage werden besprochen. Am nächsten Tag soll es für einen Tauchgang in den Portofino Nationalpark gehen und an den Tagen danach an das U-Boot Wrack. Wenn das Wetter mitspielt, werden die Tauchgänge bestimmt wunderbar. Und tatsächlich erwarten uns am nächsten Tag Sonne und blaues, glitzerndes Wasser. Im Nationalpark gibt es neben vielen Fischarten und Oktopusse auch sieben Sorten Nacktschnecken zu bestaunen. Diese bunten, originellen Tiere sind trotz ihrer winzigen Größe prächtige Fotomotive. Das Makroobjektiv sitzt auf der Kamera und ich knipse glücklich vor mich hin. |
Am nächsten Tag wird es Zeit, umzubauen und den Weitwinkel aus der Tasche zu holen. Heute gehen wir zu dem eigentlichen Ziel unserer Reise, U455. U-455 wurde 1940 in Kiel gebaut und im August 1941 in Dienst gestellt. Nachdem das U-Boot auf seinen ersten Feindfahrten erfolgreich drei Schiffe versenkt hat, fährt es am 22. Februar 1944 erneut unter dem Kommando von Kommandant Kapitänsleutnant Hans-Martin Scheibe mit 51 Mann Besatzung aus. Es ist im Mittelmeer im Einsatz und patrouilliert vor der algerischen Küste, bis die Mannschaft am 2. April 1944 ihre Absicht, den Rückweg nach La Spezia in Ligurien anzutreten, an die Zentrale funkt. Nachdem keine weiteren Meldungen mehr eingehen, wird U-455 am 6. April 1944 als vermisst gemeldet. Es wird vermutet, daß es in Folge von einer
Kollision mit einer (vielleicht deutschen) Seemine untergegangen ist. Die
komplette Besatzung kommt dabei ums Leben. Über 60 Jahre später, im Oktober
2005, geht Berufstaucher Lorenzo Del Veneziano den Hinweisen einiger Fischer
nach und findet vor Portofino ein U-Boot. Eine Expedition wird organisiert,
um das Wrack zu filmen und zu fotografieren. Obwohl das Wrack nicht betreten
werden kann und demnach keine eindeutige Identifikation möglich ist, wird
vermutet, daß das gefundene U-Boot die vermisste U-455 ist, die auf ihrem
Weg nach La Spezia verschwand. Acht Jahre später, 2013, sind wir nun da und wollen U-455 einen Besuch abstatten. Der Tauchgang ist ein Erlebnis für sich. U-Boote drängen dem Taucher immer Respekt auf. Anders als Schiffe, wurden sie gebaut, um unter Wasser zu fahren und sind eigentlich in ihrem Element. Daher wirken sie besonders lebendig, beinhalten aber gleichzeitig oft die Überreste der Seeleute, die mit ihr untergegangen sind. Diese Mischung aus Leben und Tod läßt sie zeitlos wirken, als wären sie in einer Art Zwischendimension gefangen und würden auf immer und ewig ziellos durch das tiefe Wasser geistern und ihre Mannschaft gefangen halten. U-455 ist dabei noch beeindruckender, denn das Wrack
liegt nicht einfach flach am Meeresgrund, sondern steht diagonal im Wasser,
das Heck fest im Grund auf 120 Meter Tiefe gerammt, der Bug auf 95 Meter im
Freiwasser von Fischschwärmen umgeben. Natürlich liegt es daran, daß U-455
wahrscheinlich mit dem Heck voran gesunken und im Meeresboden stecken
geblieben ist. Trotzdem sieht es aus, als wäre das U-Boot
kurz davor zur Oberfläche zu steigen. Die schwer zu beschreibende
Stimmung, die dieser Stahlkoloss dadurch ausstrahlt, ist unglaublich
intensiv und die Tauchgänge dort wahrlich ergreifend. Nach der langen Dekompression, während der wir nochmal Zeit haben, den Tauchgang im Kopf Revue passieren zu lassen, kommen wir zurück an die Oberfläche und werden von der Sonne begrüßt. Welch ein Kontrast zur düsteren Stimmung unter Wasser. Wir fahren zurück in den Hafen. Nachdem wir die Ausrüstung ausgespült haben und alles für den nächsten Tag vorbereitet ist, bricht auch schon so langsam der Abend herein, ein eindeutiges Zeichen, daß es Zeit wird die hiesige Küche zu genießen. Ravioli, Olivenöl, Fisch, Pesto, Wein, Eis, für jeden von uns ist etwas dabei. Die Restaurant Auswahl in Santa Margherita ist
riesig und wir probieren jeden Tag ein anderes aus, so daß das tägliche
Abendessen zur reinsten Verwöhntour wird. Überall ist das Essen
ausgesprochen lecker. Trotzdem reicht der Platz im Magen nach dem Essen
immer noch für ein kleines – oder weniger kleines – Eis. Ein Insider-Tipp
zum Schluß: unbedingt das Walderdbeeren-Eis kosten! Es ist einmalig!
Informationen Anfahrt: mit dem Auto durch die Schweiz, dann an Milano vorbei Richtung Genua, bei Rapallo die Autobahn verlassen und auf der Küstenstrasse Richtung Santa Margherita und Portofino. Mit dem Zug nach Genua, dann weiter nach Santa
Margherita (Bahnstrecke Pisa-La Spezia-Genua). Portofino selbst hat keinen
Bahnhof, wird aber von Bussen und Bus-Schiffen mindestens stündlich
angefahren. Unterkunft in Santa Margherita: Wir waren im Minerva Hotel
http://www.hotelminerva.eu/hotel_minerva_en.htm Tauchen: Wir waren bei Portofino Divers: http://www.portofinodivers.com/ Ortschaften:
Santa Margherita di Ligure:
http://www.comune.santa-margherita-ligure.ge.it/Default.aspx?pageid=page204&lang=en Portofino: Offizielle Seite auf itlaienisch:
http://www.comune.portofino.genova.it/home2/ Ein paar infos auf deutsch:
http://www.rivieradellaliguria.com/de/gegend.php?id_territorio=75&sezione_localita=Golf%20des%20Tigullio Ausflüge:
Boote Santa Margherita – Portofino:
http://www.traghettiportofino.it/index.php?lang=en Etwas weiter weg, aber sehenswert – Genua
http://www.genova-turismo.it/spip.php?lang=de Das Aquarium in Genua (Acquario Di Genova): |
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Entlang der Küste zwischen Santa Margherita und Portofino
schlängelt sich eine schmale Straße.
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Santa-Margherita-1: die Kirche San
Giacomo in Santa Margherita di Ligure ist vom Meer aus zu sehen. |
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Santa
Margherita lebt vom Tourismus, vor allem im Sommer. Hier wurden Palmen an
der Hafenpromemade gepflanzt. |
Die
Innenstadt von Santa Margherita hat einen urigen Flair beibehalten. |
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Die klugen Oktopusse können, je nach Laune, die Farbe wechseln. |
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Prachtvolle Nacktschnecken bevölkern das Naturschutzgebiet bei Portofino. |
Die kleinen Tiere messen meist weniger als 1Zentimeter und bestechen trotzdem durch ihre filigrane Form und unglaubliche Farben. |
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Langusten findet man viele unter den
Felsen im Meereschutzgebiet Protofino ... und auch in der Küche vieler
heimischer Restaurants. |
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Die
bunten Häuser des kleinen Ortes Portofino drängen sich dicht am Wasser. |
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Dicht gedrängt stehen die Häuser in der Altstadt von Genua. Hier von
der Fähre aus gesehen, die von Genua nach Sardinien fährt. |
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