Der Fockmast der APHRODITE unter vollem Tuch. |
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Dr. Peer Schmidt-Walther Klassische Segelschönheit APHRODITE
Niederländische Brigg besticht durch Sicherheit, Komfort und
Qualität |
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Wenn ihre rahgetakelten Masten am Sund auftauchen,
wird sie alljährlich mehrfach von ihrer Stralsunder Fangemeinde empfangen.
So auch in diesem Jahr anlässlich der traditionellen „Tage der
Seeschifffahrt”. „Wenn man sie so nebeneinander sieht”, meinen ein paar
Seh-Leute später an der Steinernen Fischbrücke, „könnte man sie glattweg für
die kleinere Schwester unserer GORCH FOCK
halten”. Die Fachleute unter ihnen erkennen jedoch gleich den Typ: eine
Brigg. Die hat, wie sie natürlich wissen, nur zwei rahgetakelte Masten.
Hintendran „klebt” noch ein Besansegel. Maritimes Klassehotel Insgesamt sind die Abmessungen der APHRODITE
auch etwas bescheidener: 31 Meter Länge, 23 Meter Masthöhe, 6,60
Meter Breite, 1,90 Meter Tiefgang, 150 Tonnen Verdrängung. 19 Segel bringen
383 Quadratmeter Tuch an den Wind. Beim Manövrieren und als Flautenschieber
hilft ein 360 PS-Diesel. Innen jedoch ähnelt sie einem Klassehotel mit acht
komfortablen Doppelkabinen, die alle mit Bad (Dusche, WC) ausgestattet sind.
Der Salon, durch den der Vormast ragt, ist ein Schmuckstück für sich: ganz
maritim in warmen Holztönen gehalten, mit Messinglampen und dunkelblauen
Sitzpolstern. Hier wird gemeinsam gegessen, geklönt, gelacht und gesungen.
Wobei die im Mittelpunkt stehenden Tageserlebnisse Revue passieren. Mal was Neues machen Die Gallionsfigur aus poliertem braunen Wurzelholz
am Bugspriet fällt ins Auge, Männern besonders: der wohlgeformte Oberkörper
eines Mädchens mit goldenen Haaren. So stellt man sich Aphrodite vor, die
griechisch-zypriotische „Schaumgeborene”. Genauso präsentiert sich auch der
schmucke Segler: eine absolute Augenweide außen wie innen und fantastisch
gepflegt. An Deck sieht man aber keine kräftigen Matrosen,
dafür eine junge Frau: Carmen Pohlmann, eine gelernte Landwirtin aus dem
Emsland. „Ich wollte mal was Neues machen”, strahlt die 25jährige, „und hab
mich während eines Urlaubs für die Segelschifffahrt begeistert”. Nach ihrer
seemännischen Lehrzeit setzte sie, die die Landessprache perfekt beherrscht,
in Holland noch eins drauf und machte das Steuermanns-Patent. Ihre erste
Amtshandlung: die Sicherheitsregeln und das Anlegen der Rettungsweste
erklären. Kapitän Aent Kingmas Part ist die Vorstellung seines
Schiffes, das auch seiner Frau Ellen gehört, die sich nach einem fotogenen
Lächeln wieder in die Kombüse verabschiedet. Segler vorm Haus „Sie hilft mir ständig dabei, das Schiff mit dem robusten Stahlrumpf in Schuss zu halten”, erklärt Kapitän Aent. Der sympathische Niederländer aus Friesland, wie er extra betont, betreibt die Brigg gemeinsam mit seiner Frau Ellen. Heimathafen und Wohnsitz ist das idyllische Stavoren am Ysselmeer. Dort liegt der Segler auch über Winter, „direkt vor unserer Haustür”, betont Ellen, „da haben wir es nicht so weit zur Arbeit und unser Schiff ständig im Auge”. Nach jeder Saison wird APHRODITE innen gemalt und außen auf einer benachbarten Werft auf Hochglanz gebracht. Bis es im Mai wieder auf Fahrt geht, meistens in die Ostsee. „Tage der Seeschifffahrt“, „Kieler Woche” und Rostocker „Hanse-Sail” sind schon seit Jahren ein fester Bestandteil des Kingma’schen Programms.
Spaß am Segeln haben Das Design der Segel-Schönheit hat Aent nach klassischem Vorbild entworfen und sein „Traumschiff” von der Werft J. M. de Vries in Lemmer bauen lassen. 1994 konnte er mit dem fertigen Schiff erstmals in See gehen. Seitdem fährt er mit Individual-Reisenden, verchartert die APHRODITE an Gruppen oder unternimmt |
stundenweise Fahrten mit bis zu 40 Personen.
Wie auch während der Stralsunder „Tage der Seeschifffahrt” im Juni 2013. Aus
diesem Anlass machen zahlreiche Segler und Behördenschiffe im Hafen fest,
darunter auch ein Warnemünder Schnellboot der „grauen Dampferkompangnie”,
sprich: Deutsche Marine. Die Vier-Stunden-Reise führt die bunt zusammen
gewürfelte Crew nach Norden bis kurz vor Hiddensee. Nach dem Wendemanöver
vor Barhöft packen alle unaufgefordert mit an, um die Segel zu setzen. „Ich
wusste gar nicht”, wundert sich
eine Frau, „dass das so leicht geht!” Carmen gibt ihre Anweisungen
freundlich-routiniert, ruhig und in sanftem Ton, „denn”, so Aent, „wir sind
kein Marine-Schulschiff, hier sollen die Leute Spaß am Segeln haben”.
Pläne schmieden Auch ein älteres Ehepaar aus Göttingen ist dabei,
das sich während ihres Ostsee-Urlaubs spontan zur Mitfahrt entschlossen hat.
„Das bekommen wir so leicht nicht wieder geboten”, strahlen sie. Das
Segel-Kreuzfahrtprogramm 2014, das sie jetzt besonders interessiert, bietet
aber noch einiges mehr: Törns zwischen drei und elf Tagen zwischen Belt,
Sund und Bodden, nach Dänemark, Schweden, Finnland, Polen, Litauen und
Holland. Einige Gäste blättern schon im 2014-Prospekt und
schmieden Pläne, während die Sonne sie in ihren Decksstühlen bestrahlt.
Andere genießen ein Schläfchen unter Segeln und Masten. „Das Rauschen des
Wassers wirkt so herrlich einschläfernd”, sagt eine Stralsunderin und gönnt
sich danach zum Munterwerden eine holländische „koppje koffie”. Der Kapitän lässt die eine oder den anderen auch
schon mal ans Ruder für ein Foto. „Kinderleicht, geht das, wie ihr seht”,
verkündet er seinen Gästen. Die können jederzeit auf die Brücke, um
Navigation hautnah zu erleben und dem Kapitän Löcher in den Bauch zu fragen. Schon ganz gut geklappt Als die Backsteinkulisse der Hansestadt an
Steuerbord auftaucht, zücken alle ihre Fotoapparate. Stralsunds
„Schokoladenseite” hat schon viele Seh-Leute dazu animiert. Der achterliche
Nordwest-Wind schiebt die Brigg bis in den Hafen. „Unter Segeln einlaufen”,
freut sich Aent, „das ist ja wie früher ohne Motor!” Dann packten alle wieder mit an beim Segelbergen,
ziehen an Leinen und belegten sie. „Das klappt ja schon ganz gut mit Euch!”,
lobt Carmen. Die Zuschauerkulisse auf der Pier wirkt zusätzlich motivierend. Um 17 Uhr liegt die schöne schneeweiße Brigg, nach
vier Stunden „Genusssegeln” mit Kaffee und Kuchen wieder vor dem Ozeaneum im
Winkel zu ihrer „größeren Schwester” GORCH
FOCK (I). Die ist zwar auch eine
Schönheit, aber wird noch lange brauchen, bis sie zu einer APHRODITE
wie ihre Nachbarin wird. Informationen Das Schiff: SS APHRODITE; Typ: Brigg (2 rahgetakelte Masten achtern mit Besansegel); Baujahr: 1993/4; Bauwerft: J. M. de Vries, Lemmer/NL; Verdrängung: 150 t; Tonnage: 94 BRZ; Länge: 31 m; Breite: 6,6 m; Masthöhe: 23 m; Tiefgang: 2 m; Segelfläche: 400 qm; Hauptmaschine: 360 PS; Bugstrahlruder: 120 PS; Kabinen (mit Dusche/WC): 8; Salon/Messe: 1. Das Schiff gehört zur gewerblichen niederländischen
Handelsflotte und unterliegt damit auch deren hohen Sicherheitsvorschriften,
anders als ein bloßes Vereinsschiff. Die entsprechenden Zertifikate müssen
jährlich neu ausgestellt werden. Diesem Sicherheitsdenken unterlag auch die
Entscheidung für einen kompletten Neubau.
Buchung:
info@sail-aphrodite.com ·
www.sail-aphrodite.com |
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Kapitän Aent Kingmas hat sein Schiff allzeit im Griff. |
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Passagiere im Gespräch mit dem Kapitän auf der Brücke ... |
... und bei verdienter Pause bei Kaffee und Kuchen an Deck. |
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Scheinbares Tampengewirr im Fockmast. |
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Stralsunds Silhouette durch das Rigg gesehen. |
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