Karibik   Ausgabe5-2013
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Der Name der schönsten Bucht Tobagos, „Great Courland Bay”, erinnert an die zeitweilige Inselherrschaft des Herzogs von Kurland (jetzt Lettland), ebenso wie andere Namen sowie einige Festungsreste und Denkmäler.

Der Name der schönsten Bucht Tobagos, „Great Courland Bay, erinnert an die zeitweilige Inselherrschaft des Herzogs von Kurland (jetzt Lettland), ebenso wie andere Namen sowie einige Festungsreste und Denkmäler.

 

 

 

Carsten Heinke

Tobago: Beaches, Berge, Regenwald

Die Einheimischen sagen: Wer Geschäfte, Parties oder Karneval im Sinn hat, geht nach Trinidad. Auf die kleinere Schwesterinsel Tobago kommt man, um Sonne, Strand und Rumpunsch zu genießen oder, im Karibik-Slang, um zu „limen” – einfach nichts zu tun.

Hätte Kolumbus gewusst, wie gut man sich auf diesem Tropen-Eiland erholen kann, wäre er nicht daran vorbei gesegelt. „Bella Forma” nannte er 1498 die Kleine Antilleninsel nordöstlich von Trinidad. Ob er damit die Gestalt der Insel meinte oder vielleicht die schönen Formen, die es auch heute noch an den meist recht einsamen Stränden zu bewundern gibt, ist nicht bekannt. „Neu-Kurland” hieß das Eiland im 17. Jahrhundert, als es zwischen Holländern, Briten und Franzosen von den Letten besetzt wurde.

Der Name der schönsten Bucht, „Great Courland Bay” erinnert an die zeitweilige Inselherrschaft des Herzogs von Kurland (jetzt Lettland), ebenso wie andere Namen sowie einige Festungsreste und Denkmäler. Durchgesetzt hat sich die alte Bezeichnung Tobago. Das ursprünglich aus der Sprache der qualmenden Kariben stammende Wort kann „Tabak” oder „Pfeife” bedeuten. Heute müssen Raucher wie fast überall trotzdem vor die Tür. 

Palmen, Sand, ein Cocktail im Pool. Great Courland Bay im Westen von Tobago ist ein recht exklusiver Küstenstreifen mit passablen Übernachtungsmöglichkeiten in unmittelbarer Strandlage wie etwa dem Rex Turtle Beach Hotel, dem Mount Irvine Bay Hotel an der gleichnamigen Bucht sowie dem Grafton Beach Resort und dem Le Grand Courland an der Stonehaven Bay. Außerdem gibt es einen großen Golfplatz.

Außer den hoteleigenen gibt es einen öffentlichen Strand – Mount Irvine Beach. Der Meeresgrund besteht hier aus Sand und Felsen. Fast ständig kann man Windsurfer beobachten. Auf einer steinigen Anhöhe an der Nordseite der Stonehaven Bay liegt Fort Bennet. Abgesehen von einigen Kanonen, erinnert nur noch wenig an die Festung. Doch die Aussicht auf die Küste ist famos.

Je weiter man nach Osten kommt, desto rauher und schöner wird die Gegend. Rund acht Kilometer östlich von Scarborough liegt Granby Point, eine Landzunge, die die Barbados Bay von der Pinfold Bay trennt. Vom Parkplatz bis zum Standort der ehemaligen Festung Fort Granby, von der leider nur wenig erhalten ist, sind es nur wenige Gehminuten. Von der Anhöhe aus, wo es auch einige Picknicktische gibt, hat man einen herrlichen Blick über das nahegelegene Smith’s Island.

Gleich hinter Scarborough wird die Landschaft bergig und ländlich. Die Windward Road nach Speyside ganz im Nordosten führt durch vereinzelte Dörfer, vorbei an von Urwaldtälern und braunen Sandstränden und immer wieder Küste. Kurz hinter Goodwood führt eine kleine Straße ins Inselinnere. Hier beginnt das Main Ridge Forest Reserve. Dieser Regenwald wurde bereits 1776 zum Naturschutzgebiet erklärt und ist damit eines der ältesten der Welt.

Es ist schwül, aber deutlich kühler als noch vor wenigen Minuten auf der Küstenstraße. Dichtes, schattiges Blätterdickicht über den Köpfen. Teppichweicher Boden unter den Füßen. Kunterbunte Schmetterlinge und Insekten, Kolibris und Papageien. Kleine Affen. Lichte Bambushaine wechseln mit dichtem Dschungel. Endlich hören wir Plätschern und Rauschen. Es ist einer von sechs großen und zahlreichen kleinen Wasserfällen, die sich über den Felsen des Bergregenwaldes ergießen. Unter dem Rainbow Waterfall bildet der Goldsborough River einen natürlichen Pool. Baden im Regenwald – was für eine herrliche Erfrischung.

Über fast 30 Kilometer erstreckt sich der Rücken des Tobago-Gebirges, dessen höchste Erhebung mit 576 Meter der „Pigeon Peak” ist. Neben Motmots, Cocoricos und vielen anderen exotischen Vogelarten findet man hier auch interessante Pflanzen, etwa solche, die es sonst nur im Amazonasgebiet gibt. Der Grund ist, dass Trinidad und Tobago erst gegen Ende der letzten Eiszeit vom südamerikanischen Festland abgetrennt wurden.

Der am besten markierte und am einfachsten zu findende Weg durch das Reservat ist der „Gilpin Trace”. Er startet von der Roxborough-Parlatuvier Straße aus – der Eingang wird eindeutig von einem Straßenschild markiert. Ein eigens gebuchter Führer, der

 

den Besucher in die Geheimnisse des Regenwaldes einweiht, ist besonders wichtig, um die Einzigartigkeit des Dschungels für spätere Generationen zu erhalten und zu sichern. Der Gilpin Pfad beginnt in den Bergen und führt den Regenwald-Besucher bergab an einem kleinen Wasserfall vorbei zur Bloody Bay. Die Wanderung ist recht lang. Ein Abholservice vom Bloody Bay Dorf aus ist empfehlenswert.

Die Roxborough Parlatuvier Road, die von Roxborough aus quer durch die Insel zur Bloody Bay führt, ist zwar relativ schmal und kurvenreich, jedoch neu asphaltiert. Nach Dreivierteln des Weges erreicht man eine Waldhütte am Straßenrand, von der aus man einen malerischen Blick über die Bloody Bay sowie den Brothers und Sisters Rock vor der Küste hat. Auf dieser Straße kann man eine schöne, dreißigminütige Fahrt durch unberührten Dschungel abseits menschlicher Siedlungen sowie herrliche Ausblicke über die Täler und Berge genießen. Die Fahrt führt an Tobagos „Main Ridge Forest Reserve” vorbei.

Von der Hauptstraße zweigen eine Reihe von Pfaden ab, auf denen man einen Abstecher in das älteste Naturschutzgebiet der westlichen Hemisphäre unternehmen kann. Von hier aus sind es nur noch fünf Minuten hinunter zur Bloody Bay, die ihren Namen einer blutigen Schlacht zwischen Niederländern, Franzosen und Briten im 17. Jahrhundert verdankt.

Wenn man die Bloody Bay erreicht hat, ist es rund eine Stunde Fahrt in Richtung Süden bis nach Plymouth. Auf dem Weg dorthin kommt man an einer Reihe von schönen Stränden vorbei und durchquert Dörfer, in denen Kinder auf der Straße Kricket spielen. Gleich westlich der Bloody Bay liegt Parlatuvier, ein winziger Fischerort an einer ausgesprochen schönen, runden Bucht. Etwas weiter im Süden liegt Castara, ein hübsches Dorf an einer Bucht mit gutem Badestrand unmittelbar im Ort.

Ein kleines, verträumtes Dorf, dessen Hauptstraße direkt zum Meer führt, ist Buccoo. Jeden Sonntagabend findet hier am Strand eine riesige Party, die Sunday School, statt. Bei Rum, Carib, heißer Musik und Tanz versammelt sich regelmäßig die halbe Insel – ob Einheimischer oder Gast – und feiert bis in die frühen Morgenstunden. Eines der berühmtesten Korallenriffe ist das Buccoo Reef in Crown Point, zwischen Pigeon Point und Buccoo Bay an Tobagos Südwestküste gelegen. Ein atemberaubender Unterwassergarten von ungefähr 15 Hektar lädt zum Schnorcheln und Tauchen ein. Das Bucco Reef ist Heimat von bis zu 70 verschiedenen Tropenfischarten. Absolutes Highlight ist der Nylon Pool in der Mitte des Riffs – eine riesige, nur einen Meter tiefe natürliche Badewanne.

Little Tobago, auch bekannt als „Bird of Paradise Island”, ist etwa eine halbe Stunde Bootsfahrt von Speyside entfernt und gilt insbesondere bei Naturliebhabern und Vogelkundlern als Geheimtipp. Obwohl Little Tobago im Durchmesser nur knapp 100 Meter misst, befinden sich hier recht steile Anhöhen. Hat man diese erst einmal erklommen, kommt man bereits nach dem ersten Anstieg zu einer kleinen Hütte. Von hier bieten sich verschiedene Wandermöglichkeiten an.

Alle Wege führen vorbei an den unterschiedlichsten Arten von Palmen und Fruchtbäumen, die gepflanzt wurden, um die Vielzahl unterschiedlicher Vogelarten anzulocken. Der Guide hilft, die teilweise sehr versteckten Vögel zu entdecken. Vor der Rückfahrt mit dem Boot wird meist ein Zwischenstopp zum Schnorcheln eingelegt. Dazu bieten sich verschiedene Stellen an, wie zum Beispiel das Riff vor Goat Island und das Little Tobago Riff an der Südwestseite der Insel.

Das Wasser ist so klar, dass man teilweise noch in 20 Meter Tiefe Einzelheiten erkennen kann. An den seichteren Stellen liegen die Korallenriffe kaum einen bis zwei Meter unter der Wasseroberfläche. Darüber hinaus kann man die Umgebung der Insel auch mit einem Glasbodenboot erkunden. Diese Boote legen am Restaurant Jemma’s Treehouse oder am Hotel Blue Waters Inn ab.

Das verträumte Fischerdörfchen Charlotteville liegt im Nordosten Tobagos, fünf Kilometer von Speyside entfernt. Dieser vielleicht ursprünglichste Platz Tobagos bettet sich in die Ausläufer des Main Ridge an die Man of War Bay. Seinen Namen verdankt der 950-Seelen-Ort, das zweitgrößte Touristenzentrum der Insel, den ehemaligen französischen Besatzern.

 Das ruhige und im Vergleich zu seiner größeren Schwesterninsel etwas verträumte Tobago bietet herrliche Kulissen für einen perfekten Karibik-Traumurlaub.

Das ruhige und im Vergleich zu seiner größeren Schwesterninsel etwas verträumte Tobago bietet herrliche Kulissen für einen perfekten Karibik-Traumurlaub.

Mit großem Tumult und zur Freude anwesender Touristen wird ein erfolgreicher Hochseefang eingebracht. Mit großem Tumult und zur Freude anwesender Touristen wird ein erfolgreicher Hochseefang eingebracht.

 

Neben dem Tourismus zählt die Fischerei zu den wichtigsten Einnahmequellen der Menschen auf Tobago.
Neben dem Tourismus zählt die Fischerei zu den wichtigsten Einnahmequellen der Menschen auf Tobago.

Dieses Denkmal des lettischen Künstlers Janis Mintiks und einige Ruinen erinnern heute an die Zeit der Kolonie Jaunkurzeme (Neukurland), wie die Letten die Insel nannten. Unter ihrer Herrschaft 1639 bis 1693 standen hier das Fort und die bescheidenen Bauten der damaligen Hauptstadt Jekaba Pilseta (Jakobsstadt).Dieses Denkmal des lettischen Künstlers Janis Mintiks und einige Ruinen erinnern heute an die Zeit der Kolonie Jaunkurzeme (Neukurland), wie die Letten die Insel nannten. Unter ihrer Herrschaft 1639 bis 1693 standen hier das Fort und die bescheidenen Bauten der damaligen Hauptstadt Jekaba Pilseta (Jakobsstadt).

 

Blick auf die Südwestküste Tobagos vom hoch gelegenen Dorf Black Rock. Hinter den vom Regenwald überwucherten Hängen liegen die Great Courland Bay und das vier Kilometer lange Turtle Beach – ein wichtiger Brutplatz der Lederschildkröte.Blick auf die Südwestküste Tobagos vom hoch gelegenen Dorf Black Rock. Hinter den vom Regenwald überwucherten Hängen liegen die Great Courland Bay und das vier Kilometer lange Turtle Beach – ein wichtiger Brutplatz der Lederschildkröte.

 

 Argyle Waterfall ist einer von sechs großen und zahlreichen kleinen Wasserfällen, die sich über den Felsen des Bergregenwaldes von Tobago ergießen und einen natürlichen Badepool bilden.Der Argyle Waterfall ist einer von sechs großen und zahlreichen kleinen Wasserfällen, die sich über den Felsen des Bergregenwaldes von Tobago ergießen und einen natürlichen Badepool bilden.

Der überwiegende Teil des Regenwaldes der Insel gehört zum Main Ridge Forest Reserve, das bereits 1776 gegründet wurde. Es ist offenbar das älteste Naturschutzgebiet der Welt.Der überwiegende Teil des Regenwaldes der Insel gehört zum Main Ridge Forest Reserve, das bereits
1776 gegründet wurde. Es ist offenbar das älteste Naturschutzgebiet der Welt.
 Nicht weit von der Windward Road, die die Insel umrundet, laden die Fälle des Argyle River zu einem erfrischenden Bad im Regenwald ein.
Nicht weit von der Windward Road, die die Insel umrundet, laden die Fälle des Argyle River zu einem erfrischenden Bad im Regenwald ein.
Mit einer überaus vielfältigen Flora und Fauna gehört die Insel Tobago, die bis zu den Gipfeln ihrer Berge von tropischem Regenwald überwuchert ist, zu den artenreichsten in der ganzen Karibik.  Mit einer überaus vielfältigen Flora und Fauna gehört die Insel Tobago, die bis zu den Gipfeln ihrer Berge von tropischem Regenwald überwuchert ist, zu den artenreichsten in der ganzen Karibik.  

Der Weg von der Küstenstraße in den Bergregenwald führt vorbei an Bananen- und Kakaoplantagen. Für wenig Geld kann man dort frische Früchte und die köstlichste Rohschokolade kaufenDer Weg von der Küstenstraße in den Bergregenwald führt vorbei an Bananen- und Kakaoplantagen. Für wenig Geld kann man dort frische Früchte und die köstlichste Rohschokolade kaufen.

An der Rocky Bay im Südosten Tobagos liegt Scarborough, die Hauptstadt der Insel. Auf einem Hügel unweit des Zentrums steht das 1777 erbaute Fort King George.An der Rocky Bay im Südosten Tobagos liegt Scarborough, die Hauptstadt der Insel. Auf einem Hügel unweit des Zentrums steht das 1777 erbaute Fort King George.

Historische Kanonen im Fort King George, dessen wechselvolles Schicksal zugleich die von zahlreichen europäischen Invasoren gezeichnete Geschichte der Karibikinsel reflektiert.Historische Kanonen im Fort King George, dessen wechselvolles Schicksal zugleich die von zahlreichen europäischen Invasoren gezeichnete Geschichte der Karibikinsel reflektiert.

 

Die auf einer Anhöhe über der Rocky Bay gelegene, heute parkähnliche Anlage des Fort King George ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Einheimischen und Touristen.Die auf einer Anhöhe über der Rocky Bay gelegene, heute parkähnliche Anlage des Fort King George ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Einheimischen und Touristen.

 

Fort King George, die einstige Festung der Engländer und Franzosen ...Fort King George, die einstige Festung der Engländer und Franzosen ...

 

 ... beherbergt das Nationalmuseum und den im Jahre 1958 gebauten Leuchtturm.

... beherbergt das Nationalmuseum und den im Jahre 1958 gebauten Leuchtturm.

Touristenführerin Alison Bascombe weiß nicht nur alles über Tobago und seinen Regenwald, sie kann auch viele amüsante Geschichten erzählen. Wie fast alle ihrer freundlichen und scheinbar stets gutgelaunten Landsleute lächelt sie sehr gern und steckt andere damit an.Touristenführerin Alison Bascombe weiß nicht nur alles über Tobago und seinen Regenwald, sie kann auch viele amüsante Geschichten erzählen. Wie fast alle ihrer freundlichen und scheinbar stets gutgelaunten Landsleute lächelt sie sehr gern und steckt andere damit an.

 

Auf dem Markt von Tobagos Hauptstadt Scarborough: Tante-Emma-Laden mit seiner liebenswerten Inhaberin. Hier gibt es alles, was die karibische Hausfrau braucht.

Auf dem Markt von Tobagos Hauptstadt Scarborough: Tante-Emma-Laden mit seiner liebenswerten Inhaberin. Hier gibt es alles, was die karibische Hausfrau braucht.

Karibische Aussicht von Fort King George über den Botanischen Garten, die beschauliche Hauptstadt Scarborough und die Rocky Bay. Unweit entfernt – das Dwight Yorke Stadium, benannt nach dem international erfolgreichen tobagischen Fußballer, der unter anderem bei Manchester United spielte.Karibische Aussicht von Fort King George über den Botanischen Garten, die beschauliche Hauptstadt Scarborough und die Rocky Bay. Unweit entfernt – das Dwight Yorke Stadium, benannt nach dem international erfolgreichen tobagischen Fußballer, der unter anderem bei Manchester United spielte.

Ein Strand bei Roxborough an der Carapuse Bay – einer von vielen Orten auf Tobago, die sich in idealer Weise zum Nichtstun eignen ...
Ein Strand bei Roxborough an der Carapuse Bay – einer von vielen Orten auf Tobago, die sich in idealer Weise zum Nichtstun eignen ...

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