Die Einheimischen sagen: Wer Geschäfte, Parties oder Karneval im Sinn hat,
geht nach Trinidad. Auf die kleinere Schwesterinsel Tobago kommt man, um
Sonne, Strand und Rumpunsch zu genießen oder, im Karibik-Slang, um zu
„limen” – einfach nichts zu tun.
Hätte Kolumbus gewusst, wie gut man sich auf diesem Tropen-Eiland erholen
kann, wäre er nicht daran vorbei gesegelt. „Bella Forma” nannte er 1498 die
Kleine Antilleninsel nordöstlich von Trinidad. Ob er damit die Gestalt der
Insel meinte oder vielleicht die schönen Formen, die es auch heute noch an
den meist recht einsamen Stränden zu bewundern gibt, ist nicht bekannt.
„Neu-Kurland” hieß das Eiland im 17. Jahrhundert, als es zwischen
Holländern, Briten und Franzosen von den Letten besetzt wurde.
Der Name der schönsten Bucht, „Great Courland Bay” erinnert an die
zeitweilige Inselherrschaft des Herzogs von Kurland (jetzt Lettland), ebenso
wie andere Namen sowie einige Festungsreste und Denkmäler. Durchgesetzt hat
sich die alte Bezeichnung Tobago. Das ursprünglich aus der Sprache der
qualmenden Kariben stammende Wort kann „Tabak” oder „Pfeife” bedeuten. Heute
müssen Raucher wie fast überall trotzdem vor die Tür.
Palmen, Sand, ein Cocktail im Pool. Great Courland Bay im Westen von Tobago
ist ein recht exklusiver Küstenstreifen mit passablen
Übernachtungsmöglichkeiten in unmittelbarer Strandlage wie etwa dem Rex
Turtle Beach Hotel, dem Mount Irvine Bay Hotel an der gleichnamigen Bucht
sowie dem Grafton Beach Resort und dem Le Grand Courland an der Stonehaven
Bay. Außerdem gibt es einen großen Golfplatz.
Außer den hoteleigenen gibt es einen öffentlichen Strand – Mount Irvine
Beach. Der Meeresgrund besteht hier aus Sand und Felsen. Fast ständig kann
man Windsurfer beobachten. Auf einer steinigen Anhöhe an der Nordseite der
Stonehaven Bay liegt Fort Bennet. Abgesehen von einigen Kanonen, erinnert
nur noch wenig an die Festung. Doch die Aussicht auf die Küste ist famos.
Je weiter man nach Osten kommt, desto rauher und schöner wird die Gegend.
Rund acht Kilometer östlich von Scarborough liegt Granby Point, eine
Landzunge, die die Barbados Bay von der Pinfold Bay trennt. Vom Parkplatz
bis zum Standort der ehemaligen Festung Fort Granby, von der leider nur
wenig erhalten ist, sind es nur wenige Gehminuten. Von der Anhöhe aus, wo es
auch einige Picknicktische gibt, hat man einen herrlichen Blick über das
nahegelegene Smith’s Island.
Gleich hinter Scarborough wird die Landschaft bergig und ländlich. Die
Windward Road nach Speyside ganz im Nordosten führt durch vereinzelte
Dörfer, vorbei an von Urwaldtälern und braunen Sandstränden und immer wieder
Küste. Kurz hinter Goodwood führt eine kleine Straße ins Inselinnere. Hier
beginnt das Main Ridge Forest Reserve. Dieser Regenwald wurde bereits 1776
zum Naturschutzgebiet erklärt und ist damit eines der ältesten der Welt.
Es ist schwül, aber deutlich kühler als noch vor wenigen Minuten auf der
Küstenstraße. Dichtes, schattiges Blätterdickicht über den Köpfen.
Teppichweicher Boden unter den Füßen. Kunterbunte Schmetterlinge und
Insekten, Kolibris und Papageien. Kleine Affen. Lichte Bambushaine wechseln
mit dichtem Dschungel. Endlich hören wir Plätschern und Rauschen. Es ist
einer von sechs großen und zahlreichen kleinen Wasserfällen, die sich über
den Felsen des Bergregenwaldes ergießen. Unter dem Rainbow Waterfall bildet
der Goldsborough River einen natürlichen Pool. Baden im Regenwald – was für
eine herrliche Erfrischung.
Über fast 30 Kilometer erstreckt sich der Rücken des Tobago-Gebirges, dessen
höchste Erhebung mit 576 Meter der „Pigeon Peak” ist. Neben Motmots,
Cocoricos und vielen anderen exotischen Vogelarten findet man hier auch
interessante Pflanzen, etwa solche, die es sonst nur im Amazonasgebiet gibt.
Der Grund ist, dass Trinidad und Tobago erst gegen Ende der letzten Eiszeit
vom südamerikanischen Festland abgetrennt wurden.
Der am besten markierte und am einfachsten zu findende Weg durch das
Reservat ist der „Gilpin Trace”. Er startet von der Roxborough-Parlatuvier
Straße aus – der Eingang wird eindeutig von einem Straßenschild markiert.
Ein eigens gebuchter Führer, der
|
|
den Besucher in die Geheimnisse des Regenwaldes einweiht, ist
besonders wichtig, um die Einzigartigkeit des Dschungels für spätere
Generationen zu erhalten und zu sichern. Der Gilpin Pfad beginnt in den
Bergen und führt den Regenwald-Besucher bergab an einem kleinen Wasserfall
vorbei zur Bloody Bay. Die Wanderung ist recht lang. Ein Abholservice vom
Bloody Bay Dorf aus ist empfehlenswert.
Die Roxborough Parlatuvier Road, die von Roxborough aus quer durch die Insel
zur Bloody Bay führt, ist zwar relativ schmal und kurvenreich, jedoch neu
asphaltiert. Nach Dreivierteln des Weges erreicht man eine Waldhütte am
Straßenrand, von der aus man einen malerischen Blick über die Bloody Bay
sowie den Brothers und Sisters Rock vor der Küste hat. Auf dieser Straße
kann man eine schöne, dreißigminütige Fahrt durch unberührten Dschungel
abseits menschlicher Siedlungen sowie herrliche Ausblicke über die Täler und
Berge genießen. Die Fahrt führt an Tobagos „Main Ridge Forest Reserve”
vorbei.
Von der Hauptstraße zweigen eine Reihe von Pfaden ab, auf denen man einen
Abstecher in das älteste Naturschutzgebiet der westlichen Hemisphäre
unternehmen kann. Von hier aus sind es nur noch fünf Minuten hinunter zur
Bloody Bay, die ihren Namen einer blutigen Schlacht zwischen Niederländern,
Franzosen und Briten im 17. Jahrhundert verdankt.
Wenn man die Bloody Bay erreicht hat, ist es rund eine Stunde Fahrt in
Richtung Süden bis nach Plymouth. Auf dem Weg dorthin kommt man an einer
Reihe von schönen Stränden vorbei und durchquert Dörfer, in denen Kinder auf
der Straße Kricket spielen. Gleich westlich der Bloody Bay liegt
Parlatuvier, ein winziger Fischerort an einer ausgesprochen schönen, runden
Bucht. Etwas weiter im Süden liegt Castara, ein hübsches Dorf an einer Bucht
mit gutem Badestrand unmittelbar im Ort.
Ein kleines, verträumtes Dorf, dessen Hauptstraße direkt zum Meer führt, ist
Buccoo. Jeden Sonntagabend findet hier am Strand eine riesige Party, die
Sunday School, statt. Bei Rum, Carib, heißer Musik und Tanz versammelt sich
regelmäßig die halbe Insel – ob Einheimischer oder Gast – und feiert bis in
die frühen Morgenstunden. Eines der berühmtesten Korallenriffe ist das
Buccoo Reef in Crown Point, zwischen Pigeon Point und Buccoo Bay an Tobagos
Südwestküste gelegen. Ein atemberaubender Unterwassergarten von ungefähr 15
Hektar lädt zum Schnorcheln und Tauchen ein. Das Bucco Reef ist Heimat von
bis zu 70 verschiedenen Tropenfischarten. Absolutes Highlight ist der Nylon
Pool in der Mitte des Riffs – eine riesige, nur einen Meter tiefe natürliche
Badewanne.
Little Tobago, auch bekannt als „Bird of Paradise Island”, ist etwa eine
halbe Stunde Bootsfahrt von Speyside entfernt und gilt insbesondere bei
Naturliebhabern und Vogelkundlern als Geheimtipp. Obwohl Little Tobago im
Durchmesser nur knapp 100 Meter misst, befinden sich hier recht steile
Anhöhen. Hat man diese erst einmal erklommen, kommt man bereits nach dem
ersten Anstieg zu einer kleinen Hütte. Von hier bieten sich verschiedene
Wandermöglichkeiten an.
Alle Wege führen vorbei an den unterschiedlichsten Arten von Palmen und
Fruchtbäumen, die gepflanzt wurden, um die Vielzahl unterschiedlicher
Vogelarten anzulocken. Der Guide hilft, die teilweise sehr versteckten Vögel
zu entdecken. Vor der Rückfahrt mit dem Boot wird meist ein Zwischenstopp
zum Schnorcheln eingelegt. Dazu bieten sich verschiedene Stellen an, wie zum
Beispiel das Riff vor Goat Island und das Little Tobago Riff an der
Südwestseite der Insel.
Das Wasser ist so klar, dass man teilweise noch in 20 Meter Tiefe
Einzelheiten erkennen kann. An den seichteren Stellen liegen die
Korallenriffe kaum einen bis zwei Meter unter der Wasseroberfläche. Darüber
hinaus kann man die Umgebung der Insel auch mit einem Glasbodenboot
erkunden. Diese Boote legen am Restaurant Jemma’s Treehouse oder am Hotel
Blue Waters Inn ab.
Das verträumte Fischerdörfchen Charlotteville liegt im Nordosten Tobagos,
fünf Kilometer von Speyside entfernt. Dieser vielleicht ursprünglichste
Platz Tobagos bettet sich in die Ausläufer des Main Ridge an die Man of War
Bay. Seinen Namen verdankt der 950-Seelen-Ort, das zweitgrößte
Touristenzentrum der Insel, den ehemaligen französischen Besatzern.
|