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Nirgendwo ist der Anblick des eigenen Schiffes so imposant wie aus dem Tenderboot. Hier liegt die COSTA FASCINOSA auf Reede vor Dubrovnik. |
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Kai Ortel Mit der COSTA FASCINOSA zwischen Okzident und Orient 2. Teil |
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7 Tage Östliches Mittelmeer ab/bis Venedig mit Anläufen von Izmir und Istanbul – eine Traumkreuzfahrt zwischen Okzident und Orient, sollte man meinen. Doch dann gab es Ende Mai plötzlich Proteste und Bürgerunruhen in allen türkischen Großstädten, und Kreuzfahrtreedereien routeten ihre Schiffe um. Sollte etwa auch unsere Sommerreise mit der COSTA FASCINOSA statt zur Blauen Moschee nur bis zum Fährhafen Piräus führen?
Dass es, was das
Zeitmanagement angeht, allerdings auch ganz anders gehen kann, erfährt das
ganze Schiff um 18:00 Uhr, als eigentlich „Alle an Bord”
sein sollen, damit wir ablegen können. Immerhin steht im Tagesprogramm unter
18:30 Uhr: „Die COSTA FASCINOSA
nimmt Kurs auf Dubrovnik”. Doch von wegen
... –
Frau Wagner fehlt, und zwar nicht nur um 18
Uhr, sondern auch um 18:30 Uhr und um 19:00 Uhr noch immer. Diverse Male
wird die Dame über die Bordlautsprecher ausgerufen, doch irgendwann wird es
offenbar selbst dem Kapitän zu bunt. Schließlich fahren wir ohne sie ab, wie
uns die deutsche Reiseleiterin am Abend bestätigt. Die Moral von der
Geschichte: Sich in einer so großen Stadt lieber wenig vornehmen und das
dafür genießen, als sich auf zeitlich und geographisch riskante Abenteuer
einzulassen und am Ende das Schiff zu verpassen. Im Übrigen sitzt die Hälfte der Passagiere schon im Restaurant, als die COSTA FASCINOSA ablegt; auch das war so nicht geplant. Denn bei einer pünktlichen Abfahrt hätte die erste Tischzeit (Beginn 19:00 Uhr) erst angefangen, als das Schiff den Topkapi-Palast schon längst hinter sich gelassen hätte. So aber hat man bereits die Serviette auf dem Schoß, als sich draußen vor dem Bootsdeck gerade mal die Schlepper in Position bringen. Vielen Dank, Frau Wagner! Bestellt werden darf übrigens auch erst, wenn alle am Tisch komplett versammelt sind. Das gebietet zwar die Höflichkeit, ist aber enervierend, wenn die zweite Tisch-Partei erst zwanzig Minuten nach Restaurantöffnung aufkreuzt und die Kellner es mit dem Entgegennehmen der Bestellungen ohnehin nicht sonderlich eilig haben. Diesmal fehlt übrigens nicht nur die Butter fürs Brot, sondern auch die angefangene Flasche Wein vom Vortag und der bestellte Salat. Ach ja, und das Eis? Na, Sie wissen schon. Immerhin ist die Menü-Karte heute eine Überraschung, denn die sonst immer pünktlich auf die Kabine gelieferte Vorschau auf das Abendessen wurde heute ebenfalls schmerzlich vermisst. Was aber wohl daran lag, dass die Kabine diesmal weder vor noch nach dem Abendessen gemacht wurde. So langsam dämmert es uns, warum die COSTA
DELIZIOSA voriges Jahr eines von Costas
„Premium”-Schiffen
gewesen ist, die größere COSTA FASCINOSA
aber nicht in diese Kategorie fällt, sondern z. B. vom Berlitz Complete
Guide to Cruising and Cruise Ships halb bewundernd, halb abschätzig als „a
mix of sophistication and chaos”
beschrieben wird. Manche Dinge funktionieren aber zum Glück
auch auf einem so riesigen Schiff immer noch ganz von alleine. Man nehme:
ein Confed-Cup-Halbfinale zwischen Italien und Spanien; eine große Leinwand
auf dem Pooldeck; einen sternklaren Sommerhimmel irgendwo zwischen Istanbul
und der Ägäis; ein paar Dutzend Decks- und Liegestühle und natürlich
Hunderte fußballbegeisterter Passagiere vorzugsweise italienischer und
spanischer Staatsangehörigkeit, und schon stellt das spätabendliche Public
Viewing unterm Sternenhimmel alles andere in den Schatten, was das an
Höhepunkten nicht eben arme Unterhaltungsprogramm der
COSTA FASCINOSA
zu bieten hat. Da wird plötzlich selbst die „Fascination”-Show
(21:45 Uhr im Theater Bel Ami) und die „Wahl des Mister Italia”
(23:15 Uhr, Grand Bar Topkapi) zur Nebensache. An diesem Abend regiert König
Fußball das Schiff, das unter der Flagge des viermaligen
Fußball-Weltmeisters fährt. Dass sich letzterer heute ausgerechnet im
Elfmeterschießen gegen den amtierenden Weltmeister aus Spanien geschlagen
geben muss, ist am Ende sogar Nebensache. Dolce Vita ohne Hafen Der folgende Tag ist ein Seetag, der lang
ersehnte nach fünf aufregenden und auch anstrengenden Hafentagen mit langen
Landausflügen. Zum Frühstück geht es diesmal zur Abwechslung in Il
Gattopardo Restaurant, wo der Andrang angenehm gemäßigt, die Wartezeit am
Büffet minimal und die Aussicht aufs Meer mindestens genauso gut ist wie
oben im Tulipano Nero. Nur die Vibrationen stören in dem am Heck gelegene
Gattopardo, da ist man plötzlich ganz froh, für das eigene Abendessen
stattdessen das wesentlich ruhigere Otto e Mezzo mittschiffs zugewiesen
bekommen zu haben. Und damit wären wir, endlich, auch beim Schiff selber. Am 11. Mai 2012 in Dienst gestellt, gehörte die COSTA FASCINOSA zu diesem Zeitpunkt mit ihren 113.216 BRZ zu den größte Passagierschiffen unter der Flagge eines EU-Landes. Den Rang muss sie sich allerdings mit ihren Schwesterschiffen teilen, und davon gibt es nicht eben wenige. Denn die COSTA FASCINOSA besitzt bzw. besaß nicht nur fünf Schiffe, die mit ihr mehr oder weniger baugleich sind (COSTA CONCORDIA, COSTA SERENA, CARNIVAL SPLENDOR, COSTA PACIFICA und COSTA FAVOLOSA, Baujahr 2006 bis 2012), sondern ihr Design basiert ihrerseits auf einem Entwurf, der bereits seit 1996 bewährt ist und seitdem in mehrfacher Ausführung über die Weltmeere kreuzt. Hierzu gehören nicht nur die fünf Schiffe der CARNIVAL DESTINY-Klasse (101.000 BRZ, 1996 bis 2004), sondern auch die fünf Einheiten der vergrößerten CARNIVAL CONQUEST-Klasse (110.000 BRZ, 2002 bis 2007). Doch selbst mit der COSTA FASCINOSA war 2012 noch nicht Schluss. Ihr Konzept bildete wiederum die Grundlage für die nächstgrößere Baureihe, von der seit 2009 fast jährlich ein weiteres Schiff in Dienst gestellt wird. Was mit der 128.000 BRZ großen CARNIVAL
DREAM begann, findet zumindest vorläufig
2014 seinen Abschluss, wenn Costa Crociere mit der
COSTA DIADEMA
ein neues Flaggschiff in Dienst stellt. Alle Schiffe der genannten Baureihen
wurden im übrigen auf den Werften des staatlichen italienischen
Werftenkonzerns Fincantieri gebaut; auch die
COSTA FASCINOSA
kehrt somit jeden Sonntag fast an ihre Geburtsstätte zurück, denn der
Werftstandort Marghera befindet sich in einem Vorort Venedigs und damit,
zumindest vom Sonnendeck der Schiffes aus, in Sichtweite des „Terminal
Passeggeri”. Herzstück der COSTA FASCINOSA (wie auch ihrer Schwesterschiffe) ist das sich über neun Decks erstreckende und dank seiner variablen Beleuchtung stets farblich unterschiedlich daherkommende Atrium „Amarcord” im vorderen Bereich des Schiffes. Dieses beginnt auf Deck 3, wo sich auch die Rezeption und das Landausflugsbüro befinden, und verbindet mittels vier Glasfahrstühlen alle darüber liegenden Decks bis hinauf zu Deck 11 miteinander. Ebenfalls ein Merkmal aller Einheiten dieser Schiffsklasse ist das riesige Theater (800 Plätze), das sich vorne im Schiff befindet und über drei Decks (3 bis 5) erstreckt. Auch die beiden zweistöckigen Restaurants liegen auf dieser Ebene, nämlich auf den Decks 3 und 4 mittschiffs (Otto e Mezzo) bzw. achtern (Il Gattopardo). Doch da beginnen auch schon die Schwachpunkte
dieses Layouts. Denn dadurch, dass die Restaurants von der Küche dazwischen
getrennt werden, sind die Decks 3 und 4 für Passagiere nicht durchgängig
begehbar, so dass man schon mal ungewollt die eine oder andere Treppe nehmen
muss, um die Rezeption oder das Landausflugsbüro zu erreichen. Auf der
anderen Seite hat dieses Layout den Vorteil, dass sich vor Restaurantöffnung
keine langen Schlangen oder Menschentrauben bilden, welche die umliegenden
Salons und Gänge blockieren. Auch das untere Bootsdeck (das obere dient
nur dem Einstieg in die Boote im Seenotfall), das sich auf Deck 3 befindet,
hat seine Tücken. Es ist nämlich ausschließlich vom vorderen Atrium aus zu
erreichen und führt auch nicht komplett um das Schiff herum. Dadurch würde
man zumindest den Gästen des Il Gattopardo-Restaurants am Heck die Aussicht
auf das Fahrwasser nehmen und sie beim Essen neugierigen Blicken von
flanierenden Passagieren aussetzen. Der Bummel über das Promenadendeck fällt
daher leider arg kurz aus auf diesem Schiff. Somit bleibt Deck 5 das einzige durchgehende Passagierdeck an Bord, doch hier findet sich dafür alles, was man heutzutage von einem modernen Kreuzfahrtschiff erwartet: Shops, Bibliothek, Kartenzimmer, Bars, Kino, Videospiele, ein großes Kasino, die Piano Bar „Blue Velvet”, den „Angelo Azzurro Ballroom” und am Heck schließlich die große „Cheri Lounge”. Leider verfolgt man nur im Hause Costa noch immer eine nicht allzu konsequente Nichtraucherschutz-Politik, so dass man bei einem Gang über Deck 5 vom verrauchten Atrium zunächst in die angenehm belüftete „Grand Bar Topkapi” gelangt, ehe man beim Durchschreiten des Kasinos sofort wieder „eingeräuchert” wird. Überhaupt mag man es für wenig durchdacht halten, ausgerechnet das Kasino mittschiffs anzuordnen, wo nicht nur der Zigarettenqualm, sondern auch das nervtötende Gerassel, Gebimmel und Geklimper aus den Einäugigen Banditen in die umliegenden Lounges zieht. Die Decks 6 bis 8 sowie Deck 9 und 10 vorne sind Kabinen vorbehalten, wobei sich solche (und zwar nicht die billigsten) auch ganz vorne im Schiff befinden, mit bester Sicht in Fahrtrichtung über den Bug also. Doch was sich die Reederei hier von einigen wenigen Passagieren teuer bezahlen lässt, geht den übrigen Gästen an Bord verloren. Denn eine freie Sicht nach vorne gibt es für sie nirgendwo an Bord der COSTA FASCINOSA, da auch der entsprechende Bereich auf Deck 11 und 12 Exklusiv-Gästen vorbehalten ist. Hier befindet sich nämlich das „Samsara Spa”, der Beauty- und Wellness-Bereich des Schiffes, zusammen mit den Samara-Suiten. Mittschiffs und achtern wiederum sind auf den Decks 9 und 10 die beiden Pools angeordnet sowie das bereits erwähnte „Tulipano Nero”-Büffet-Restaurant. Seltsamerweise hat aber bei den Sonnendecks
niemand so recht an die Kreuzfahrer gedacht, die beim Ein- und Auslaufen des
Schiffes an Deck stehen wollen und zum Gucken oder Fotografieren schnell von
einer Seite des Schiffes auf die andere wechseln müssen. Denn hoch oben sind
die Decks plötzlich asymmetrisch ausgelegt, und nicht überall, wo an
Backbord eine Treppe ist, befindet sich auch an Steuerbord eine. Außerdem
sind die meisten Relings tagsüber mit Liegestühlen verbaut – keine Chance
also für „Sehleute”, sich dort für
ein Foto oder Video in Stellung zu bringen. Keine Frage, die
COSTA FASCINOSA
ist ein riesiges Schiff, doch wenn man das Theater, das Büffet- und die
beiden Hauptrestaurants sowie das Samsara Spa abzieht, beschränken sich die
öffentlichen Räume auch auf diesem Schiff auf ein Deck (Deck 5). Was je nach
Sichtweise entweder praktisch ist oder enttäuschend. Doch natürlich gibt es
auch auf der COSTA FASCINOSA
Geheimtipps – ruhige Winkel, in denen man ungestört sitzen, lesen und die
Seereise genießen kann. Naja, fast ungestört jedenfalls. Denn der geruhsame
Spiele-Vormittag im Kartenzimmer endet für uns abrupt, als
plötzlich eine fünfköpfige italienische Familie den Raum betritt, die das
Karten- mit dem Kinderzimmer verwechselt und deren Nachkommenschaft
im Alter zwischen 1 und 7 Jahren plötzlich das halbe Schiff beschallt – durch
geschlossene Türen hindurch, versteht sich. Da ist jegliche Kommunikation
auf einmal unmöglich, so dass wir unsere Spielrunde entnervt auflösen. Derweil laufen jedoch auf dem Pooldeck schon die Vorbereitungen für das „COSTA FASCINOSA Fest”, die große Open Air-Party zur Mittagsstunde, bei der noch einmal Besatzungsmitglieder aus allen Bereichen des Schiffes ihr Bestes geben – „mit der besonderen Teilnahme der Köche, Kellner und Ihrer Kabinen-Stewards”, wie es im Tagesprogramm versprochen wird. Und die Show hält, was sie verspricht, denn während über dem Schiff weiterhin die Sommersonne aus voller Kraft strahlt, tanzen |
die guten Geister der
COSTA FASCINOSA
zu „Gangnam Style”, „Mamma Mia”
und „Y.M.C.A”, als ob dies anderntags
ihre Hauptbeschäftigung wäre. Und ernten natürlich riesigen Applaus dafür,
genauso wie die Köche, die binnen Sekunden aus vier Orangen eine
Kanarienvogel-Figur zaubern und auch allerlei andere Kunstwerke an ihren
mehr oder weniger belebten Objekten aus den Kühltruhen des Schiffes
vollführen. Als der Kreuzfahrtdirektor zum Schluss auch noch den Kapitän um
seine Mithilfe bei der Darbietung bittet, tönt es dreimal lang aus dem
mächtigen Typhon der COSTA FASCINOSA,
die zu diesem Zeitpunkt mutterseelenallein durch diesen Teil der Ägäis
kreuzt. Überhaupt spielen sich an diesem herrlich
sonnigen Seetag die meisten Programmpunkte auf den Außendecks des Schiffes
ab. So wird auch das Spiel zu einem vollen Erfolg, welches das Tagesprogramm
für 16:45 Uhr mit „Die Herausforderung der Bauchklatscher”
ankündigt – ein Spaß, der gemeinhin auch als Arschbombenwettbewerb bekannt
ist. Hierfür finden sich sowohl unter den Passagieren, als auch unter den
Animateuren Freiwillige, die unter großem Gejohle der umstehenden Passagiere
mehr oder weniger elegante Sprünge in den Pool vollführen und dafür am Ende
natürlich auch belohnt werden. Woran man übrigens erkennt, dass historisch
oder kulturell interessante Häfen noch so interessant sein können – einer
Kreuzfahrt ohne einen Seetag würde einfach etwas fehlen. Nur auf das Chaos
an der Wasserrutsche können vermutlich viele besorgte Eltern verzichten.
Dort nämlich turnen den ganzen Tag über und ohne dass ein
Reedereimitarbeiter ein Auge darauf hätte, einige Kinder mit nassen
Poolhandtüchern mitten im Mündungsbereich der Rutsche herum, dass es einem
um die mit nicht eben geringer Geschwindigkeit aus der Rutsche
heranrauschenden anderen Kinder Angst und Bange werden kann. Doch auch dies
läuft an Bord der COSTA FASCINOSA
wohl noch unter „Dolce Vita”. Mit dem Tenderboot zum Weltkulturerbe Der vorletzte Tag der Reise beginnt mit einer meteorologischen Überraschung: Zum ersten Mal während der vergangenen sechs Tage ist der Himmel bedeckt. Ausgerechnet die kroatische Küste empfängt uns mit Regenwolken, wer hätte das gedacht. Doch auf die historische Altstadt Dubrovniks freuen wir uns natürlich trotzdem, zumal die COSTA FASCINOSA (ganz im Gegensatz zum Schiff des Mitbewerbers) neben dem Segelkreuzfahrtschiff ROYAL CLIPPER in der Bucht ankern und ihre Passagiere per Tenderboot anlanden darf, anstatt am neuen Kreuzfahrtterminal außerhalb der Stadt anlegen zu müssen. Da lohnt sich sogar das frühe Aufstehen, denn die Tickets für die Tenderboote werden nach Reihenfolge der Abholung vergeben. Und da die Ausgabe am Ende sogar noch vor der im Tagesprogramm dafür angekündigten Uhrzeit (7:30 Uhr) beginnt, freut sich der frühe Vogel über seinen „Wurm” und gelangt tatsächlich mit einem der ersten Boote direkt in den historischen Hafen Dubrovniks. Die kroatische Stadt entpuppt sich sofort als ein Flecken zum Verlieben, denn das Zusammenspiel von historischen Gemäuern, blühenden Bäumen, gemütlichen Altstadt-Cafés und malerischen Segelbooten im Hafen ist so perfekt, dass dies selbst der UNESCO bereits im Jahr 1979 den Titel „Weltkulturerbe” wert war. Doch ähnlich wie in Rhodos, Korfu oder Venedig hat auch die „Perle der Adria” mit der Schattenseite ihres Ruhmes zu kämpfen. Die Stadt wird nämlich mittlerweile von so vielen großen Kreuzfahrtschiffen angelaufen, dass es an manchen Tagen nur noch ein einziges Geschiebe und Gedränge ist, wo man die historischen Gassen und malerischen Aussichten als einzelner viel lieber für sich alleine hätte. Das ist leider auch an diesem Tag nicht anders, den sich die COSTA FASCINOSA noch mit drei anderen Kreuzfahrtschiffen teilen muss, welche ihrerseits weitere Tausendschaften Passagiere in eine (autofreie) Altstadt entlassen, die diese Menschenmassen eigentlich kaum verkraften kann. Trotzdem: Wir versuchen, die herrliche
Aussicht von der Burgmauer zu genießen, wandeln am Fuße der Festung zwischen
unermüdlichen Anglern und verliebten Paaren und freuen uns darüber, dass die
Rückfahrt zur COSTA FASCINOSA
nicht mit dem schiffseigenen Rettungs-, sondern mit einem lokalen
Ausflugsboot erfolgt. Statt durch schmutzige Fenster gucken wir an der
frischen Luft auf ein Hafenpanorama, das schöner kaum sein könnte: an
Backbord die bewaldeten Hänge der Küste Dubrovniks, an Steuernbord der
majestätische Großsegler ROYAL CLIPPER
und genau voraus unser schneeweißes Schiff, dem wir in einigen Stunden schon
wieder „Arrivederci”
sagen müssen. Doch ganz so weit ist es zum Glück noch nicht. Vorher gibt es noch eine Führung durch Küche und Lagerräume, und die offenbart die ganze schier unglaubliche Logistik, die hinter dem Betrieb eines modernen Mega-Kreuzfahrtschiffes steckt. 200 Mann (und Frau) Besatzung arbeiten allein in der Küche des Schiffes, 130 bis 135 davon als Köche, 65 bis 70 weitere als Tellerwäscher. Und selbst wenn heutzutage riesige Geschirrspülautomaten einen Großteil der „Drecksarbeit” übernehmen: Jeden Abend sind es allein 12.000 Teller, die abgewaschen, getrocknet und wieder wegsortiert werden müssen. Und wie zu Hause auch ist hiervon natürlich das Großgeschirr ausgenommen, das in keinen Spülautomaten der Welt passt. Dies wird, in drei Becken nacheinander, immer noch von Hand gesäubert: zuerst grob, dann fein und am Ende wird noch einmal alles klar abgespült, was eine Salat-Schüssel in Form und Größe übertrifft. Doch wer nun ob dieser Anforderungen ein heilloses Chaos aus Geschirr und Essensresten, Köchen und Tellerwäschern, vorbereiteten Speisen und zurechtgelegten Zutaten erwartet hat, der wird enttäuscht. Denn die Küche der COSTA FASCINOSA ist fast komplett aus rostfreiem Stahl, wird jeden Tag geschrubbt und poliert und blitzt, dass man sich darin spiegeln kann. Und alles hat seinen Platz. Nichts steht im Weg herum, was nicht zuletzt den riesigen Kühlschränken zu verdanken ist, in denen die vorab zubereiteten Speisen bis zum Beginn der Restaurant-Sitzung zwischengelagert werden. Und überhaupt, woher wisse man eigentlich
vorher, wovon wann wie viel verzehrt werde an Bord? Der Assistant Food &
Beverage Manager lächelt. Solcherlei Dinge könne der Chefkoch aufgrund
seiner Erfahrung sehr gut abschätzen. Er lässt sich einfach die
Zusammensetzung der Restaurant-Sitzung aufgeschlüsselt nach Nationalitäten
und Erwachsenen / Kindern geben, behält dabei Wetter, Klimazone und den
Zeitpunkt der Mahlzeit im Hinterkopf, und schon wisse er ziemlich genau, was
seine Passagiere am Ende beim Kellner bestellen. Was er vielleicht nicht weiß (und vielleicht auch gar nicht wissen will), ist, dass das unsägliche „Time to say Goodbye” als Abschied von der Restaurant-Crew inzwischen genauso abgedroschen ist wie das anstrengende „O sole Mio”, mit dem auf der COSTA FASCINOSA an diesem Abend wohl ein allerletztes Mal auf der Kreuzfahrt der italienische Charakter des Schiffes unterstrichen werden soll. Dass etwa zur selben Zeit der Teenager-Nachwuchs an unserem Tisch den Gebrauch von Messer und Gabel offenbar gerade erst genauso mühsam wie erfolglos erlernt, macht das Erlebnis Abendessen auf diesem Schiff für uns leider nicht weniger denkwürdig, aber immerhin: Nun ist es überstanden. Zum Glück schafft es die Besatzung am Ende
trotzdem noch, uns ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, wenn auch ziemlich
unfreiwillig. Eigentlich ist es nur eine harmlose Frage nach dem Wetter
morgen, die uns zur Rezeption verschlägt. Doch dort versteht man die Frage
offenbar gar nicht, denn als Antwort kommt, wie aus der Pistole geschossen
die Gegenfrage: „Welche Kofferfarbe haben sie denn?”
Stutzen. „Äh, rot, aber was hat das mit dem Wetter morgen zu tun?”
Die Dame zögert nicht, sondern antwortet in bester Laune: „Oh, Sie haben
ganz viel Zeit morgen früh, Sie können noch machen, was sie wollen auf dem
Schiff!”
Äh ja, Danke. Zurück nach Venedig Die Rückkehr nach Venedig am nächsten Morgen ist dann zum Glück tatsächlich wieder ein Genuss. Denn wo anderswo bereits in den späten Nachtstunden angelegt wird, damit auch ja alle Passagiere ihre Flieger zurück nach Hause bekommen, lässt sich die COSTA FASCINOSA Zeit. Erst um 10:00 Uhr vormittags sollen wir ankommen, genug Zeit also für ein letztes opulentes Frühstück im Il Gattopardo Restaurant, das allerdings nicht ohne Hindernisse abläuft. Denn Teewasser wird nur einmal eingeschenkt, danach nicht wieder, und auch die Teebeutel müssen wir uns vom Tisch nebenan mopsen. Ob die Kinder vielleicht Apfelsaft bekommen könnten (der im Büffetrestaurant sozusagen in Strömen fließt)? „I will check”. Es kommt aber am Ende ebenso wenig. Dafür können wir uns vor Pancakes nicht retten. Davon wollte die Dame des Hauses eigentlich nur zwei, stattdessen bekommen wir aber acht, also zwei pro Person. Nun ja. Satt werden wir natürlich trotzdem, und als wir unseren Kabinensteward Neto auf dem Korridor mit einem Handschlag und „Obrigado” verabschieden, können wir niemandem an Bord so richtig böse sein. Auch die Bordabrechnung stimmt, und so steht einem entspannten Vormittag auf dem Sonnendeck nichts mehr im Wege, an dem wir hautnah verfolgen können, wie unser riesiges Schiff fast geräuschlos durch die Lagune von Venedig gleitet und dabei von immer mehr Segelyachten und Motorbooten verfolgt wird, welche die COSTA FASCINOSA am Markusplatz vorbei bis zum Kreuzfahrtterminal begleiten. Und so verlassen wir das Schiff am Ende mit zwei weinenden Augen. Wir haben trotz aller Befürchtungen Izmir und Istanbul angelaufen, haben mit Venedig und Dubrovnik zwei der vielleicht schönsten Städte Europas zu Fuß erkundet, durften in Ephesus einen Blick auf eine der wichtigsten Metropolen der Antike werfen und Urlaub auf einem Schiff machen, das kaum einen Wunsch offen ließ. Eine Meinung, die im übrigen auch die Kinder teilen, denn neben dem Pool, der Wasserrutsche und dem Squok Club gab es natürlich auch noch den großen Outdoor-Spielplatz auf Deck 11, der mit seinem Burgturm und Piratenschiff praktisch Tag und Nacht zum Toben einlud. Nur dass in den sieben Tagen für viele Bordangebote (4-D-Kino, Formel 1-Simulator, Kicker, Club Restaurant) trotz des Seetages gar keine Zeit gewesen ist, war am Ende ein bisschen schade. Doch alles auf einmal geht eben nicht, selbst auf einem der größten Passagierschiffe Europas nicht. Costa Kreuzfahrten Technische Daten und Steckbrief MS COSTA FASCINOSA
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Eine variable Beleuchtung und
Sitzgelegenheiten auf allen Ebenen kennzeichnen das imposante Amarcord
Atrium der COSTA FASCINOSA. |
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Die Babylon Disco der COSTA FASCINOSA kommt mit einer fast futuristischen Farbgebung daher und ist bei Kindern und Jugendlichen gleichermaßen beliebt. |
Das Bagdad Café befindet sich mittschiffs auf Deck 5 an der Steuerbord-Arkade. |
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Die abendlichen Shows im riesigen Bel Ami Theatre gehören zu den ... |
... Höhepunkten einer Kreuzfahrt mit der COSTA FASCINOSA. |
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Klassisches Arrangement: Im Otto e Mezzo Restaurant fällt der Blick durch die Fenster auf das Promenadendeck des Schiffes. |
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Entspannung fernab von Animationsprogramm und Kinderpool: Das ruhige achtere Sonnendeck ist Rückzugsort für Erholungssuchende. |
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Eine Gaudi für Jung und Alt: Der
Arschbombenwettbewerb auf dem Pooldeck. |
Bei der Crew Show zeigen Küchen-, Kabinen- und Hotelpersonal ihre Talente. |
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Bei Sommersonnenschein wird das große Oberdeck der COSTA FASCINOSA zum Mittelpunkt des Schiffes. |
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Die Perle der Adria – malerischer Blick auf die historische Altstadt von Dubrovnik von der Uferpromenade aus gesehen. |
Die wuchtige historische Stadtmauer Dubrovniks hat
der Stadt den Titel als UNESCO-Weltkulturerbe eingebracht. |
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Venedig
wie aus dem Bilderbuch: Eine Fahrt mit dem Vaporetto (Wasserbus) oder gar
mit der Gondel entlang des Canal Grande sollte man vor oder nach der
Kreuzfahrt auf keinen Fall versäumen. |
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