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Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin
Das Jahr ist ganz jung. Aber viele reden über’s Alter. Namhafte Schauspieler, die mit der Traumschiff-Serie ganz gut Geld verdienen, haben sich über das Durchschnittsalter auf Kreuzfahrtschiffen mokiert. Ach Gott wie neu, diese Thematik, könnte ich abwinken, wenn es nicht allmählich zu einer Grundsatzdebatte ausweitete. Überall wird jetzt über Altersgrenzen debattiert. Im Bundestag, im Bundesrat, in den Koalitionsverhandlungen. 63, 65, 67 – da wird eifrig drauflos gerechnet, wer soll wann wieviel nach mehr als soundsovielen Arbeitsjahren bekommen? Dabei wäre das alles unglaublich leicht zu lösen. Wer viel arbeitet, bekommt später mehr, wer faul ist, muss mit weniger auskommen. Soziale Netze gehen immer zu Lasten künftiger Generationen. Darum sollten sie den echten Notfällen vorbehalten bleiben. Sie lesen gerade das Seereisenmagazin. Die
Thematik hat viel mit Seereisen zu tun. Denn Seereisen werden überwiegend
von der älteren Generation unternommen. Weil diese Reisenden sich im
hektischen Straßenverkehr nicht mehr wohlfühlen. Weil sie so ein
bißchen Geborgenheit brauchen, die ein gutes Schiff ihnen bietet. Weil
Birne und Bauch noch bestens funktionieren, die Beine aber manchmal nicht.
Also sind Kreuzfahrten ideal. Ich selbst bin 76 und habe beim NDR gerade meine letzte Sendung „Gruß an Bord” moderiert. Atemberaubend all die vielen, vielen Sympathiebeweise. Dank dafür auch hier an dieser Stelle! Die Ermunterungen, weiterzumachen. Aber ich glaube, diese 60. Jubiläumssendung war ein guter Anlass auszusteigen. Nicht, weil ich es nicht mehr könnte. Nein, gerade weil ich es gut und gern noch weitermachen könnte, weil die Natur mich fit gehalten hat. |
Aber meine fünf Kinder (wie asozial) – die jüngste gerade 17 – argumentieren logisch: „Alter, wenn alle so lange malochen würden, dann verstopften sie doch die Arbeitsplätze für uns Jüngere!” Ist irgendwie was dran, dachte ich mir. Also werde ich jetzt vermehrt und vermeert kreuzfahren und darüber berichten. Da nehme ich niemandem den Arbeitsplatz weg und brauche mich dennoch nicht ins Altenasyl zu hocken. Diese Seesenioren-Diskussion ist ja eine permanente. Die Reedereien bemühen sich fast krampfhaft, das Durchschnittsalter auf ihren Kreuzfahrtschiffen zu senken. Jedes Baby, jedes Kleinkind wird liebend gern an Bord genommen. Niemand schönt die Optik so wie der Schnuller-Passagier. Das Durchschnittsalter für die Prospektangaben sinkt enorm. Aber lockt ein niedriges Durchschnittsalter an Bord tatsächlich eine neue Klientel an Bord? Die Auskünfte der Reedereien sind zögerlich. Über ihre wirklichen Erfahrungen reden sie nur „off the records” – das heißt, sie wollen nicht genannt werden in diesem Zusammenhang. Da wird zur Zeit in so manchen internen Konferenzen manches gesagt, das in keinen Prospekten oder online-Portalen erscheinen soll. Die AIDA-Flotte, beispielsweise, mag durch
ein jüngeres Image attraktiver wirken auf Neu-Paxe, auf ein berufstätiges
Familienpublikum. Bringt das aber dem Unternehmen wirklich mehr unter dem
Strich? Ist Geld nicht Geld? Ob der Reisepreis aus dem Gehalt, dem Erbe oder
aus der Rente kommt. Der Bilanz ist das egal. Aber die Folgekosten eines
jüngeren Publikums scheinen beträchtlich höher. Da muss nach den Reisen viel
mehr repariert und renoviert werden, als bei der älteren, mehr westlichen
Stammkundschaft aus den alten Bundesländern. Während ich so etwas auch nur
andeute, verletze ich sie schon, die „political correctness”. Tatsächlich
aber spielen geografische und soziale Herkünfte eine gewisse Rolle, das kann
Ihnen schon jeder Steward an Bord erklären. Die Vorstände könnten das auch –
aber sie dürfen es nicht. Der Volksmund darf das. Der nennt manche Schiffe „Proll-Dampfer”. Und trifft damit genau ins Manager-Herz erfolgsverpflichteter Entscheidungsträger. Will man die Masse Mensch auf Megaschiffen? Oder den anspruchsvolleren Seetouristen mit Manieren? Die Ferieninsel Mallorca hat das alles schmerzhaft durchgespielt. Nachdem in den letzten fünf Jahren etliche Rummelrammelhotels dicht gemacht haben, beginnt man sich eines anderen zu besinnen. Die Saufbrüder vom Ballermann stehen nicht mehr auf der Gästeliste staatlich erwünschter Inselbesucher. Sie machen an Image mehr kaputt als sie wirtschaftlich einbringen. Die Einheimischen und ihre Feriengäste mit ihrer Sehnsucht nach Sommer, Sonne, Strand revoltierten erfolgreich gegen die Inseleroberung der britischen und deutschen Saufsangrias und -sangrioten. Auf den immer größeren Kreuzfahrtschiffen
kann es ja nur die Masse machen. Da können bunte schöne Tiefdruck-Fotos den
kundigen Reisenden nicht täuschen. Der Unterschied ist der zwischen Koje und
Bett, zwischen Kantine und Kasino, zwischen Kammer und Kabine, zwischen
„hallo Bedienung” und Getränkesteward. Die Kreuzfahrt muss also damit
rechnen, ihr Image als schönste Art des Reisens zu verspielen. Und auf
manchen dieser gigantischen „funboats” habe ich den Eindruck, als hätten sie
ihren neuen Treff schon gefunden, die aus Mallorca emigrierten Ballermänner.
In den Führungsetagen aller großen Veranstalter und Reedereien macht man
sich aktuell Gedanken darüber, das weiß ich, ob on- oder off the records. Das betrifft nicht nur die Schiffe. Das
betrifft auch viele Urlaubsziele an Land. Wer bestimmte griechische Inseln
bucht, oder Drei- und Vier-Sterne-Hotels in Hurghada oder Sharm-el-Sheik,
der könnte auch gleich Sotschi buchen oder Nowgorod. Die Russen haben das
Mittelmeer erobert. Westliche Kreuzfahrtschiffe stehen als nächstes
Eroberungsziel der Russen und Ukrainer an. Kein Mensch würde etwas gegen
Reiserussen haben, führten die nicht ihren Dauerkrieg gegen den Baron von
Knigge. Der Don ist keineswegs so still wie man meint, und die Olga von der
Wolga mit ihren 20 Paar höchsthackigen Goldsandaletten hat sehr schnell
jeden Birkenstock von Deck gefegt. Um es zu resümmieren: die Kreuzfahrt steht am Scheidewege: Proll-Dampfer oder Senioren-Särge, Meer oder Weniger, Genuss oder Reue? Die Antwort kann nicht eindeutig sein. Man darf gespannt sein auf den maritimen Reisemarkt 2014 und noch weit danach. Die ITB Anfang März in Berlin kann schon erste Antworten bringen.
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Willkommen an Bord! Leben
und Arbeiten auf Kreuzfahrtschiffen Praxis-Ratgeber, Nachschlagewerk, Tipps & Insider-Wissen für Bewerbung, Einstieg & Karriere auf Flüssen & Hochsee
weltweit Herausgeber: Daniela Fahr, Alexis Papathanassis,
Petra C. Milde ISBN 978-3-8448-3603-5, 25,90 € Bestellung direkt über:
www.connect-willkommenanbord.de |
Kreuzfahrt: Praxis-Ratgeber
für das Arbeiten an Bord Alles Wissenswerte rund um Jobs auf
Kreuzfahrtschiffen – von den ersten Schritten der Bewerbung bis zum Alltag
danach Die Weltmeere befahren und viele Länder
sehen, die salzige Seeluft schmecken, Seefahrerromantik pur – das Arbeiten
auf einem Kreuzfahrtschiff ist für viele die Erfüllung eines Traums. Eine
Hilfestellung auf diesem Weg leistet ein umfangreicher Praxis-Ratgeber, der
viele Tipps und Tricks für den Einstieg enthält und die Besonderheiten auf
dem Kurs zur Kreuzfahrt-Karriere aufzeigt. Von der Geschichte der Kreuzfahrt
bis zum Alltag nach der Zeit auf dem Schiff erfährt das Crew-Mitglied in spe
alles Notwendige, um die möglichen Tücken eines Lebens an Bord elegant zu
umschiffen – bevor die Reise losgeht, währenddessen und ganz besonders
danach. Gute Chancen: Mehr offene Stellen als Bewerber „Die Kreuzfahrt-Branche boomt. Die Reedereien suchen nicht nur neues Personal für die Restaurants, Bars und Küchen, sondern auch weitere qualifizierte Mitarbeiter von A wie Animateur bis Z wie Zahlmeister”, weiß Daniela Fahr, Inhaberin der größten Crewing-Agentur Deutschlands. Durch ihre eigene langjährige Erfahrung auf Hochsee- und Flusskreuzfahrtschiffen und ihre Arbeit als Personalvermittlerin für mehr als 30 Reedereien kennt sie die Branche genau und weiß: „Es gibt mehr offene Stellen als Bewerber”. Entscheidungshilfe für oder gegen eine
Karriere an Bord Das 248-seitige Handbuch informiert über das
Vorgehen im Bewerbungsverfahren und nimmt die vielfältigen Berufsfelder an
Bord von Hochsee- und Flussschiffen unter die Lupe: Was versteckt sich
hinter den Job-Bezeichnungen, welche Voraussetzungen sind für die
verschiedenen Job-Profile erforderlich? Zu welcher Reederei und zu welchem
Schiff passt der Bewerber am besten? Welche Erfahrungen geben Crewmitglieder
weiter? Mit der Lektüre wird deutlich: Nach dem
Unterschreiben des Vertrages ist erst ein kleiner Schritt getan. Neben den
bürokratischen Hürden vor dem Einstieg als Crew-Mitglied gilt es, sowohl in
der Vorbereitung auf den Job an Bord als auch im Anschluss an den Vertrag
organisatorische Dinge zu regeln und sich mit der Zeit danach
auseinanderzusetzen. Das Nachschlagewerk soll nicht nur ein Leitfaden,
sondern auch eine Entscheidungshilfe für oder gegen eine Karriere auf einem
Kreuzfahrtschiff sein. „Es ist immer besser, vorher festzustellen, ob man
für eine solche Arbeit geeignet ist, als dass man nach drei Wochen an Bord
seine Sachen packt und den Vertrag nicht erfüllt”,
so Daniela Fahr. Wer den Traum einer Hochsee- oder Flusskarriere leben und
nicht nur träumen möchte, sollte sich also genau informieren, um für alle
Eventualitäten gerüstet zu sein. |
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