Wer durch Queensland reist, ist immer mit dem Pazifik verbunden. Die erste Station unserer Tour ist Mission Beach. Vom Strand des kleinen Ortes sieht man die Inseln Dunk, Bedarra und Bowen. Zum Great Barrier Reef, dem größten Korallenriff der Erde, ist es von hier nur ein Katzensprung. |
|||||||
Queensland – den Pazifik stets im Auge
Oder: Kommt ein Känguru herein … |
|||||||
Während der Pazifik tiefblau am Horizont versinkt, breitet sich von vorn ein endlos breiter, grüner Flickenteppich aus. Unter dem Glasboden der Schwebebahngondel liegt australischer Regenwald. Mehr als 500 Kilometer zieht er sich an der Küste von Queensland entlang – fast parallel zum Great Barrier Reef, dem größten Korallenriff der Erde.
Die Fahrt mit dem Skyrail Rainforest Cableway durch den Dschungel des
Daintree-Nationalparks ist atemberaubend, die von Rangern geführten
Wanderungen zwischendurch spannend und lehrreich. Doch all das ist nur ein
Vorgeschmack. Das wahre Abenteuer wartet noch: der „Great Tropical Drive”,
eine über 1.500 Kilometer lange Selbstfahrertour im Wohnmobil – quer durch
den tropischen Nordosten Australiens, und immer schön auf der linken
Fahrbahnseite.
Da steht es also, ein komplett eingerichtetes, 7,21 Meter langes, 3,25 Meter
hohes „Motorhome” – mit Betten, Dusche und WC, Herd und Kühlschrank, Töpfen
und Geschirr … Und alles, was man braucht, es vor- und rückwärts zu bewegen,
ist „auf der falschen Seite”. Für
rechtsgeeichte Kleinwagenfahrer eine echte Herausforderung. Doch die
anfängliche Skepsis ist schon bald vergessen.
Nachdem der „Camper” vom Hof des Autovermieters bugsiert ist, rollt er
scheinbar von alleine. Nur was rumpelt so? „Wir sind zu weit links – da ist
schon keine Straße mehr”, tönt es vom Beifahrersitz. In der Kurve knallt und
rasselt es. Der Küchenschrank war nicht verriegelt.
Die erste Kreuzung, der erste Kreisverkehr, das erste Überholmanöver (das
auf den meist leeren Straßen auch fast das einzige bleibt). Mit der
Kilometerzahl wächst die Routine. Die Natur – der Ozean, das weite,
unbebaute Land wecken Gefühle von Freiheit und Abenteuerlust. Bei der
Ankunft auf dem Campingplatz von Mission Beach sind die australischen
Straßen um ein paar neue Helden reicher – das Rückwärtseinparken nicht
mitgerechnet.
Inzwischen ist es dunkel, doch das mobile Heim steht – in der richtigen
Lücke, korrekt verkabelt und verstöpselt und bereit für die wohlverdiente
Gemütlichkeit mitten in der Wildnis. Die findet zunächst draußen statt.
Peter, Timo und das Bier sind am Elektrogrill am Strand. Evelyn und Uschi
schnippeln den Salat. Die andern testen, welcher Wein zum Essen passt. Wie
schön, wenn Freunde Arbeit und Vergnügen teilen.
Meeresrauschen, Lagerfeuer, der Himmel voller Sterne. Sogar die Milchstraße
ist deutlich zu erkennen. Ein Rascheln. Es ist etwas im Busche … Ein
Wallaby. Laut Nachbarn wohnt es hier und mag Kartoffelschalen. Tatsächlich.
Wie possierlich. Ob es den Menschen übelnimmt, dass sie einen Artverwandten
zum Abendbrot verspeisten?
Bei vielen „Aussies” heute eher als minderwertig verpönt, stand das rote,
fettarme Fleisch der sportlichen Hüpfer früher sowohl bei Ureinwohnern als
auch bei den weißen Siedlern ganz oben auf dem Speisplan – bis Rinder und
Schafe es von dort verdrängten. Mangels natürlicher Feinde vermehren sich
einige der rund 60 Känguruarten sehr stark. Ihre gesetzlich streng geregelte
Jagd soll vor allem landwirtschaftliche Schäden vermeiden. Das Fleisch der
erlegten Tiere wird zu 80 Prozent exportiert, der Rest hauptsächlich zu
Hundefutter verarbeitet.
Das „Große Känguru” wird das gewiss nicht stören, denn es lebt in der
„Traumzeit”, dem Schöpfungsmythos der Aborigines. Die Camper begegnen ihm –
oder besser seinem Geist – am anderen Tag im Tully River. Nach einer
wunderbaren, vor lauter Aufregung viel zu kurzen Nacht im Wohnmobil und
einem Festfrühstück direkt am Ozean treffen sie Caroline. Die junge
Aborigine nimmt die fremden Weißen zu einem „Walkabout” auf ihrem
„Traumpfad” mit.
Der ungewöhnliche Morgenspaziergang auf den Spuren ihrer Ahnen folgt dem
Flusslauf. Alle wandern durch das Wasser, lauschen ihm, dem Wald und der
kleinen Frau mit der schokoladenbraunen Haut. Sonderbare Geschichten von der
Regenbogenschlange, die den Uluru und die Welt erschuf, und von dem Großen
Känguru, das Mensch und Tieren ihre Sprachen schenkte, mischt sie mit
Biologie und Kochrezepten, Handwerkstipps und Arzneimittelkunde.
Wenige Tage später zeigt Roy im Regenwald von Mossmann Gorge, wie er aus
Zweigen Hütten baut, aus Ästen Waffen und aus Lehm und Pflanzensäften Farben
herstellt und damit Gesicht und Körper bemalt. „Für unser Volk ist die Natur
Wohnort, Kirche, Apotheke, Bau- und Supermarkt”, sagt der Mann, dessen
Vorfahren schon vor Jahrtausenden hier lebten.
Doch zunächst führt der Weg – an riesigen roten Termitenhügeln vorbei – in
den Undara-Volcanic-Nationalpark mit 64 erloschenen Vulkanen. Riesige, bis
zu 100 Kilometer lange Lavatunnel, viele von unzähligen Fledermäusen
bewohnt, faszinieren mit ihrer von Naturgewalten geschaffenen
Höhlenarchitektur und bezaubernden Mineralfarben.
Noch steiniger und wieder überirdisch präsentiert sich bei Mareeba der
Granite Gorge Nature Park mitten im Busch der Atherton Tablelands. Meist
glatt und rundlich, teils an Tiergestalten erinnernd, bieten die
vulkanischen Felsen beste Klettermöglichkeiten, fantastische Aussichten und
mit dem klaren Bach, der zwischen ihnen plätschert, eine hervorragende
Badegelegenheit. Ein Ort der Stille, an dem keiner lang alleine ist. Denn
kaum lässt man sich nieder, kommen neugierige Felskängurus und setzen sich
dazu. „Beeilt euch, wenn ihr Geoffrey treffen wollt. Er wird vielleicht nicht lange bleiben”, hat Margit Cianelli am Telefon gesagt. Also, auf geht’s zu Margit in die Lumbholtz Lodge. Vor 41 Jahren aus Schwaben ausgewandert, hat sich die gelernte Tierpflegerin seitdem in Queensland um den Schutz bedrohter Arten verdient gemacht. |
Geoffrey sitzt auf dem Küchentisch und frisst Spaghetti. Als hätte er Angst,
etwas abgeben zu müssen, ignoriert er die Ankömmlinge. Das ändert sich
schnell, als sie ihm leckere Obststückchen anbieten. Der pelzige, etwas
schrullig wirkende Geselle ist ein Baumkänguru, neun Jahre alt. Gefunden
wurde er als Baby, nachdem er seine Mutter durch einen Autounfall verloren
hatte. Wie viele andere verwaiste Tierkinder zog ihn Margit mit der Flasche
auf, trug ihn in einem Stoffbeutel am Körper und gewöhnte ihn beizeiten an
das Leben in der Wildnis.
„Im Gegensatz zu anderen ehemaligen Zöglingen besucht mich Geoffrey
regelmäßig. Ein- bis zweimal pro Woche steht er auf der Veranda und klopft
an die Tür. Ich öffne ihm, er geht in die Küche und wartet, dass ich ihm zu
fressen gebe. Wie früher will er dann herumgetragen werden, danach
verschwindet er wieder in den Bäumen”, erzählt die Pflegemama, die auch
derzeit vier Beuteltierbabies aufzieht, darunter ein Filander und ein
Possum.
So toll es ist, in einem Wohnmobil zu schlafen – noch dazu im Regenwald –
als Margit die Camper einlädt, in ihrem Haus zu übernachten, können sie
nicht widerstehen. Wann kommt schon mal ein Kängurukind zum Gute-Nacht-Sagen
ans Bett gehüpft? Alle sind sich einig: Diese Reise steht unter einem guten Stern. Zusammen mit zigtausend anderen leuchtet er auf uns herab. Der „Große Wagen” fehlt, denn der scheint nur im Norden. Dafür stehen vier mittelgroße Wagen vor der Tür, bereit zu neuen Abenteuern. Service-Informationen
Allgemeine Informationen zu Queensland gibt es bei Tourism Queensland, c/o
Global Spot, Oberbrunner Straße 4, 81475 München, Telefon 0 89-7 59 69 88
69, germany@queensland.com sowie
unter
www.Queensland-Australia.eu/de in deutscher Sprache.
Anreise:
Cathay Pacific fliegt täglich ab Frankfurt am Main via Hongkong nach Cairns.
Ab 1.115 (Economy Class) bzw. 2.215 € (Premium Economy Class) inklusiv
Steuern, Gebühren, Rail + Fly Zubringer und 30 Kilogramm Freigepäck.
www.cathaypacific.com/de
Wohnmobil:
Camper von Britz oder Maui sind über alle Reiseveranstalter buchbar (z. B.
FTI, DerTour, Best of Travel Group, Boomerang Reisen). Ein Maui „Platinum
Beach” mit 4 Betten kostet in der günstigen, für das tropische Queensland
perfekten Reisezeit vom 1. Mai bis 30. Juni inklusiv unbegrenzter Kilometer,
Basisversicherung und kompletter Ausstattung sowie Campingausrüstung ab 125
€ (bei mindesten 21 Miettagen) bzw. ab 136 € (bei 5 bis 20 Miettagen). Britz
kostet mitunter einiges weniger, allerdings lassen sich hier wegen der so
genannten Flex-Raten keine genaueren Preisangaben machen. Je früher man
bucht, desto günstiger der Preis – deshalb empfehlen sich solche
Flex-Buchungen zwischen August und November.
Campingplätze:
Kosten mit Strom- und Wasseranschluss umgerechnet rund 20 bis 25 € pro
Stellplatz. Die „Big 4”-Plätze findet man überall im Land. Es sind die
luxuriösesten unter den Camp Grounds. Sie bieten neben den üblichen
Einrichtungen wie Duschen, Küche und Grillplätzen auch meistens einen Pool,
freies WLAN, Mini-Supermarkt und Kinderspielplatz. Touristen sollten
spätestens 18 Uhr einen Campingplatz angesteuert haben, da viele dann
schließen. Außerdem wird es zu dieser Uhrzeit schnell dunkel.
http://qld.big4.com.au
Allgemeines für
Selbstfahrer:
In Australien wird LINKS gefahren, die Straßen sind in gutem Zustand und
perfekt beschildert. Entlang der australischen Ostküste und im tropischen
Norden Queenslands gibt es zahlreiche Campingplätze, Tankstellen und
Supermärkte. Wer ins Outback reisen will, sollte sich vorab über die
Entfernungen und Infrastruktur informieren. Die nächste Tankstelle ist im
Outback nicht selten 300 Kilometer entfernt. Ein Liter Diesel kostet derzeit
1,57 AUD, also rund 1,10 €.
www.Queensland-Australia.eu/de/selfdrive
Die App „Drive North Queensland” hilft mit zahlreichen praktischen Infos und gibt Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Unterkünften und Veranstaltungen. Die Entfernungsanzeige der App hilft beim detaillierten Planen des Reiseverlaufs, die Positionsanzeige informiert über den genauen Aufenthaltsort. Mit Videos macht sie Lust auf Höhepunkte der einzelnen Strecken. Auskünfte über aktuelle Wetter- und Straßenbedingungen runden den Service ab. Die App für Smartphones und Tablet PCs steht kostenfrei im Google Play Store und im Apple App Store sowie unter www.DriveNorthQueensland.com.au zur Verfügung. Übernachtungstipps ohne Wohnmobil: Viersternehotel in Cairns: „Pacific International”ab 72 € pro Person im Doppelzimmer (DerTour), „Lumholtz Lodge” (bei „Känguru-Margit”), Atherton Tablelands, ab 65 € pro Person im Doppelzimmer, www.lumholtzlodge.com.au, Fünfsterne-Resort im Regenwald: „Silky Oaks Lodge”, Mossman, ab 201 € pro Person im Doppelzimmer (Explorer), Viereinhalb-Sterne-Hotel am Pazifik: „Kewarra Beach Resort”, bei Cairns, ab 92 € pro Person im Doppelzimmer (DerTour). Rundherum - Einmal um Australien Die 36-tägige Reise der MS ASTOR von TransOcean Kreuzfahrten „Rundherum – Einmal um Australien” vom 28. Januar bis 4. März 2014 führt rund um Australien von Fremantle - Kangaroo Island - Adelaide - Hobart - Port Arthur - Melbourne - Eden - Sydney - Brisbane - Cairns - Darwin - Bali - Lombok - Komodo - Broome - zurück nach Fremantle. Reise-Details
|
||||||
Die schönsten Streckenabschnitte unserer Wohnmobil-Tour führen an der Pazifikküste entlang. Da die anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Linksverkehr schnell überwunden sind, können wir die herrlichen Landschaften auch bei der Fahrt in vollen Zügen genießen. |
|||||||
|
|||||||
|
|||||||
|
|||||||
Der Dschungel des Barron-Gorge-Nationalparks. Ausblicke wie diesen genießen wir bei einer von Rangern geführten Wanderung zwischen zwei Stationen des Skyrail Rainforest Cableway. |
Mit der Seilbahn über den Regenwald: Durch den Glasboden der Kabinen des Skyrail Rainforest Cableway sieht die tropische Landschaft wie ein grüner Flickenteppich aus. |
||||||
|
|||||||
|
|||||||
|
|||||||
|
|||||||
|
|||||||
|
|||||||
|
|||||||
|
|||||||
Okay, Road-Trains, die Straßen von Queensland gehören wieder euch. Wir Camper räumen das Feld und hoffen, dass wir niemand aufgehalten haben. Wir kommen gerne wieder. |
|||||||
|