Es dauerte, bis wir
begriffen hatten, dass hier nicht „unsere”
MS
ASTOR
nach Australien fuhr, sondern „THE
ASTOR”.
Und dann genossen wir das Glück, das hinter dieser Verwandlung steckt – auf
36 Tagen und 9.832 Seemeilen. TransOcean hat für diesen und die nächsten
beiden Winter ihr Flaggschiff
MS ASTOR
an die britische Reederei CMV −
Cruise and Maritime Voyages − verchartert, die das Schiff mit eigenem
Zeichen am Schornstein in Australien und Fernost einsetzt. Zum Frühjahr geht
es nach Europa zurück und dann schmückt den Schornstein auch wieder das
vertraute T im Kreis.
Reisepreis mit anderer Philosophie
578 Gäste kann die
„THE
ASTOR”
unter der Flagge von CMV aufnehmen, auf dieser Reise fuhren ganze 223
Passagiere mit, neunzig Prozent Australier. Der Rest waren Engländer, ein
paar Skandinavier und zwei Deutsche. Der Service war schon für die
anschließenden Reisen verpflichtet worden, und so begann der Genuss dieser
Reise von Civitavecchia nach Fremantle mit dem Traumverhältnis von 1:1,
Besatzung zu Passagieren. Eine teure Reise also?
Nicht nach
australischer Verkaufsphilosophie, wie wir bald erfuhren. Man zahlt für die
freie Auswahl mehr als für eine begrenzte: zu Beginn des Verkaufs kosteten
Kabinen also deutlich mehr als kurz vor Reisebeginn. Ein Reisebüro in Perth
hatte den Einfall, einen Flug nach Rom und einen zweitägigen Aufenthalt als
kostenlose Zugabe anzubieten. So kamen auf dieser Reise die meisten
Passagiere aus Perth und Umgebung und hatten Rom erlebt.
Seetage machen gelassen
Wer Seereisen für
die schönste Art der Fortbewegung hält, wird Reisen wie diese ganz besonders
mögen. Von den 36 Tagen waren 24 reine Seetage. Land tauchte dann allenfalls
als Schatten auf der Kimm auf. Die See war also allgegenwärtig, rosafarben,
silbern, glänzend, dumpf, rau oder friedlich, schaumgekrönt oder sanft.
Entfernungen, die
man auf den Sommerreisen im Norden nicht mehr kennt, veränderten unser
Zeitgefühl. Reine Seetage etwa zwischen Zielen im östlichen Mittelmeer
schmecken etwas verlegen, Europa ist ja so übersichtlich und klein.
Östlich von Suez erzeugt Ferne Gelassenheit. Vom
jordanischen Akaba das Rote Meer hinunter und dann linksrum nach Salalah im
Oman brauchten wir fünf Seetage. Wir taten gut daran, den Atlas, der in
unserer Kabine auslag, und die
britische Seekarte BA 4016, die an der Rezeption aushing, immer mal wieder
zu konsultieren. Wie groß die Welt doch ist!
Wir machten diese
Reise auch, um den Winter im Norden zu halbieren, wohl wissend, dass wir in
die Tropen reisen, sie durchqueren und im Hochsommer in Australien ankommen
würden. Auch Hitze hat ihre Gesichter. Knallblauer Himmel über dem
Mittelmeer ist weniger warm als dumpfes Nebelgrau vor dem Jemen. Die heiße
Luft, die ein Südostwind noch in den frühen Morgenstunden durch die Enge von
Bab al Mandab aus dem Golf von Aden ins Rote Meer blies, machte den
Frotteemantel aus der Kabine über dem Schlafanzug fast überflüssig.
Was gleich geblieben ist
Äußerlich hatte sich auf unserem Schiff
bis auf das Firmenzeichen am Schornstein wenig verändert. Die
Deckspläne, die Namen der Restaurants und der Bars, die Läden sind
geblieben. Der Captain’s Club hieß schon auf der
MS ASTOR
so und der Übersee-Club lud jetzt unter dem gleichen Namen auch australische
Gäste ein. Im Service arbeiteten viele auf
„THE
ASTOR”
weiter, die schon auf der „MS” im Dienst
waren. Kapitän Sergiy Stusevych führte mit seinen Offizieren das Schiff
weiter, Twinkle Pappachan ist Herr der Küche geblieben, und „Sugar” Ray
Falcao mischte an der Bar im Captain’s Club weiter seine hinreißenden
Cocktails. Die vom Service an Bord geblieben waren, sprachen natürlich
Englisch wie die neu hinzugekommenen, freuten sich aber, auch ihr Deutsch
weiter einsetzen zu können. Überraschung: Es gab weiterhin eine sehr große
Auswahl an Brot und vom Fass „Beck’s Bier”. Und just diese Tatsache ließ uns
nachdenklich werden.
Was sich geändert hat
Kreuzfahrtdirektor war Gary Warren Rich, der sich
als gelernter Schauspieler vor allem für das Unterhaltungsprogramm
verantwortlich fühlte. Glenn Wallis managte die Ausflüge mühelos und mit
lässiger Präzision. Alle Papiere, alle Karten, alles Schriftliche gab es nur
noch auf Englisch. Bordwährung war der australische Dollar. In der
Bordbibliothek standen nur englische Bücher, nach deutschen musste man
fragen. Die Tagesprogramme erschienen auf Englisch, die Durchsagen erfolgten
auf Englisch, Speise- und Getränkekarten luden auf Englisch ein. Die
angebotene Mode in der Boutique war eine andere, Uhren, Düfte und Kosmetik
waren teurer geworden.
Über die Bier- und Getränkepreise gab es anhaltende
Diskussionen, bis Hoteldirektor Daniel Reiter eine weise Entscheidung
kundtat. Wer zwanzig
australische Dollar vorweg zahlte, erhielt auf alle Preise für Getränke (und
Zigaretten) während der gesamten Reise einen Rabatt von 20 Prozent.
Vorträge und
Unterhaltungsprogramme fanden auf Englisch statt, auch im Fernsehen waren
nur englischsprachige Programme zu empfangen.
Das alles war zu
erwarten. Wer Englisch nicht spricht oder versteht, wird wahrscheinlich
nicht nach Australien reisen oder diese Reise anders genießen als das Gros
der Passagiere.
Wie aus der MS
ASTOR
„THE
ASTOR”
wird
Warum gab es auf diese Reise „Beck’s Bier” und so
viele Brotsorten? Und warum Vorträge über Athen und das Leben im Alten Rom?
Und warum waren die verschiedenen Quizprogramme, die punktuelles Wissen auf
unterschiedliche Weise abfragten, so beliebt? Und warum gab es nicht einen
einzigen Vortrag, der historische Hintergründe über die angelaufenen Häfen
ausleuchtete? Schließlich lagen die für uns interessantesten Ziele „east of
Suez”. Östlich von Suez hatte das Britische Empire ja nun genügend
Geschichte geschaffen.
Als wir vor der
Seekarte standen und sich australische Tischnachbarn zu uns gesellten und
uns fragten, was wir über diese Gegend da wüssten und auf das gelbe Land
zwischen Sinai und Hormuz zeigten, wurde uns etwas klar. Die australischen
Gäste wollten verarbeiten, was sie auf dieser Reise gesehen und erlebt
hatten und nicht wieder hören, was ihnen im eigenen Schulunterricht an
Geschichte beigebracht worden war. Nach einem zweitägigen Rombesuch
interessierte also mehr, wie das Leben sich dort einst abgespielt hatte oder
wie weit der römische Einfluss einst in der Welt reichte. An dem, was das
Mutterland in seiner Strafkolonie im 18. und 19. Jahrhundert angerichtet
hatte, waren vermutlich nur die paar Europäer an Bord interessiert.
Uns war klar
geworden, diese Reise war eine Reise von Australiern, auf die sie uns
einluden und in ihr Land mitnahmen, auf eine Weise, die uns sehr gefiel.
Vom Umgang mit einander
Das hatten wir als
viel Gereiste so noch nie erlebt: den ausschließlichen Gebrauch von
Vornamen, das freundliche Grüßen, überraschend lässige Kleidung, eine
Mischung aus Stil und Burschikosem und eine Sprache, an die wir uns erst
gewöhnen mussten.
Man sprach sich an, auch wenn man sich noch nie
gesehen hatte und nannte sofort seinen Vornamen. Nachnamen schienen nicht zu
existieren. Wer zum Frühstück kam, grüßte auch die, die an anderen Tischen
saßen. Man wollte wissen, wie es dem anderen geht und gab – anders
als in England – auf diese Frage auch eine Antwort. Im Reiseprospekt stand,
dass „gentlemen” bei besonderen Mahlzeiten gerne Dinnerjackett trügen, eine
weiße Smokingjacke zu schwarzer Smokinghose. Das taten nur wenige Herren,
„Straßenanzug”, der auch empfohlen war, sah man häufiger.
Doch wenn „leger”
oder „casual” als Empfehlungen für den Abend auf dem Programm standen,
ging’s lässig zu. Man trug das Hemd ohne Krawatte, lange Hose und festes
Schuhwerk.
Zunehmende Hitze und
gesellschaftliche Übereinkunft führten bei Frühstück und Mittag zu
ungewohnten Auftritten. Die meisten Herren trugen Sandalen ohne Socken,
T-Shirts oder kurzärmelige karierte Hemden und kurze Hosen, die nicht immer
bis zum Knie reichten. Bei den Damen herrschte leicht, weit und hell vor,
abends bei entsprechenden Anlässen das Cocktail- oder Abendkleid.
An das australische Englisch musste man sich erst
gewöhnen. Man spricht „down under” schneller als auf den Britischen Inseln.
Die im Englischen in der Aussprache häufigen Diphthonge, Vokale aus zwei
Bestandteilen, verraten den Australier. Er mag den ersten Vokal immer lieber
als den zweiten und so fällt in Australien „ra-in”
auf einer „ra-ilwa-i sta-ition“, nicht wie in England „rain“ auf
einer „railway station”.
Klassischer Anfang
Warum fuhr die
ASTOR
von Civitavecchia nach Norden, nach Livorno? Viele, die Rom in zwei Tagen
kennengelernt hatten, konnten nun auch andere große Städte Italiens
kennenlernen. So gab es von Livorno aus Ausflüge nach Florenz und Pisa und
nach Lucca, die die Teilnehmer begeisterten.
Doch wer in Livorno
bleiben wollte, fand auch in der Stadt, die der letzte Krieg sehr zerstört
hatte, überraschend Neues, einen mächtigen Herren und eine mächtige
Erinnerung. Schon beim ersten Mal fanden wir die Handzettel und Karten für
den Landgang, die Glenn und seine Helferinnen erstellt hatten, sehr
hilfreich.
Am Hafen von Livorno
sind die Vier Mohren ein beliebter Treffpunkt. Die vier sind mit
|
|
Ketten an
ein Denkmal gefesselte Schwarze, Piraten, die jahrhundertelang das
Mittelmeer unsicher gemacht hatten. Für einige Jahrzehnte schaffte der Herr
über ihnen Ruhe auf See: Ferdinand I., Großherzog aus dem Hause Medici. Das
Geschlecht war in Florenz beheimatet und hatte Livorno in Besitz genommen.
Ferdinand hatte das Meer zu seinen Lebzeiten von sarazenischen Räubern und
Sklavenhändlern befreit. Dankbare Seefahrer und Landbewohner ehrten den
Großherzog mit diesem Denkmal.
Ein Straßenschild
mitten in der Stadt verwies auf Venedig. Auf Venedig, das an einem ganz
anderen Meer lag? Wir ließen uns auf den Hinweis ein und fanden in „Venezia
nuova” einen Stadtteil, der sich mit einiger Liebe mit der Dogenstadt
vergleichen ließ. Einst prächtige Bürgerhäuser in der Größe von Palästen
säumen Kanäle, die auch kommerziell genutzt werden können. Doch anders als
in der Stadt an der Lagune spürt man in Livorno die wirtschaftlichen
Probleme des Landes. Im Stadtviertel um die bemerkenswerte Kirche Santa
Caterina waren die meisten Restaurants geschlossen, nur ein einziges Café
bot Espresso an. Lag’s vielleicht doch an der späten Saison, dass die
Stimmung hier sehr viel gedämpfter war als an der Adria?
Messina war einer
dieser Häfen, die sich nur als Ausgangspunkt für Ausflüge anbieten, denn
eine Stadtführung war nicht vorgesehen. Auf ging’s also ins bilderbuchhafte
Taormina oder zum Ätna, der weiße Wolken ausstieß und damit dramatische
Fotos und Berichte zuließ. Messina Besucher, die am Dom die astronomische
Uhr erleben wollten, wurden dagegen enttäuscht. Nur ein Engel wies auf dem
Zifferblatt den richtigen Tag, Hahn und Löwe schwiegen.
Zu den Wurzeln
Für Athen waren
ursprünglich zwei Tage vorgesehen, es blieb dann bei einem, weil die Herren
des Suezkanals die MS
ASTOR auf dieser Einbahnstraße
früher eingeplant hatten.
Die Busfahrt nach Korinth von Athen aus erlaubte
eine gründliche Einführung in das, was dort zu besichtigen war – eine sehr
dichte Ausgrabungsstätte und Geschichte zum Anfassen. Hier also hatte der
Apostel Paulus gepredigt. An die Bewohner dieser Stadt, die die Römer
erobert hatten, waren seine ersten Briefe gerichtet.
Der Kanal, der die
Landenge bei Korinth durchschneidet, war im 19. Jahrhundert gebaut worden.
Wer das schmale Wasser benutzen kann, braucht nicht den Peloponnes mit
seinen gefährlichen Küsten zu umrunden. So ein Kanal hätte schon zu Paulus
Zeiten existieren können, denn Schleusen waren zwischen dem Ägäischen und
dem Ionischen Meer nicht erforderlich. Doch die alten Griechen entschieden
sich für eine andere Lösung. Sie bauten einen gepflasterten Weg über die
Landenge und zogen Handelsschiffe über Land ins andere Meer.
Von Rittern und Marine
Szenenwechsel nach
Malta. Auch hier soll Paulus gewirkt haben, doch die Spuren anderer Epochen
zeichnen heute die Insel aus. Schon die Einfahrt nach La Valetta im
Morgenlicht ist einmalig, gelbrot grüßt die Stadt hinter den Festungsmauern,
die Domkuppel glänzt. Aus Jerusalem vertriebene Ritter erhielten von Kaiser
Karl V. die Inselgruppe geschenkt und nannten sich fortan nach der
Hauptinsel Malteser. Sie bauten die Insel zu einem Bollwerk gegen die immer
mächtiger werdenden Türken aus und trotzten ihnen in der Belagerung in der
Hauptstadt Mdina 1565. Die Türken zogen ab, der erste Schritt zum Untergang
der osmanischen Macht im Mittelmeer. Die Ritter ließen danach eine
Hafenstadt bauen, die sie nach ihrem Großmeister benannten, La Valetta. Sie
ist heute Weltkulturerbe.
Napoleon nahm die
Insel auf seinem Feldzug nach Ägypten quasi mit, musste sie aber schon zwei
Jahre später an die Briten abtreten. Die brauchten für ihr entstehendes
Empire sichere Seewege und Nachschubbasen. Mit Gibraltar beherrschten sie
den Eingang, mit dem Suezkanal schließlich auch den Ausgang und mit Malta
das Zentrum des Mittelmeers. Die Insel blieb bis 1964 britischer Besitz und
Flottenstützpunkt.
Wer mit den
preiswerten Hop-on-Hop-off-Bussen über die Insel fährt, findet Erinnerungen
an Ritter und Marine allenthalben. In der alten Hauptstadt Mdina leben alte
Pracht und beharrlicher Widerstandsgeist der Ritter weiter. Aus dem größten
Marinelazarett des Mittelmeers wurde eine Mädchenschule.
In der Hauptstadt
wird ein Orden gezeigt, den König Georg VI. der gesamten Insel wegen
Tapferkeit verliehen hatte. Kein anderes Stück Land wurde im Zweiten
Weltkrieg so heftig wie Malta bombardiert.
„Rule, Britannia,
Britannia rule the waves” ist nur noch britische Geschichte. Doch ihren
Spuren sollten wir auf der langen Reise nach Australien noch einige Male
begegnen.
Geschichte und Geschichten am Suez
Man mag nicht
glauben, dass einst England vehement gegen den Bau des Suezkanals war und
Beduinen dazu bewegte, während des Baus einen Aufstand unter den Arbeitern
anzuzetteln. Nach zehn Jahren wurde der Suezkanal am 17. November 1869 dann
doch eröffnet. Er kostete mehr als doppelt so viel wie ursprünglich geplant
und verbindet ohne Schleusen das Mittelmeer mit dem Roten Meer. Heute ist er
193,3 Kilometer lang, 24 Meter tief und 205 Meter breit.
Das erste Schiff,
das ihn bei der offiziellen Eröffnung befuhr, war HMS NEWPORT unter Kapitän
George Nares. Das englische Kriegsschiff hatte sich bei Nacht und Nebel vor
den feierlichen Geleitzug gesetzt und war nicht zu überholen. Der Brite
wurde dafür offiziell getadelt und inoffiziell belobigt. 1875 erwarb der
britische Premier Benjamin Disraeli, ohne das Parlament zu befragen, für
unvorstellbare vier Millionen Pfund Sterling Aktien. Mit Hilfe der
Rothschilds hatte er das Geld aufgebracht, um für England die Anteile des
ägyptischen Landesherren zu übernehmen. Doch noch immer hielten die
Franzosen die Kapitalmehrheit.
Auf der langen
Fahrt durch den Suezkanal berichtete Glenn Wallis als Excursion Manager
solche und viele andere Einzelheiten. Auf den allerersten Plänen der ASTOR
für die Fahrt nach Australien hatten noch zwei Stopps in Ägypten gestanden.
Sie wurden ersetzt durch Besuche von Messina und Athen. Der Grund war am
Suez auf ganzer Länge zu erkennen. Militär bewachte jeden Kanalmeter. Wer
immer die Macht im Lande am Nil hat, die Einnahmen, die weit über 20.000
Schiffe pro Jahr bringen, darf niemand gefährden. Eine Passage kostet im
Durchschnitt 251.000 US-$.
Ein Tag für Petra
Petra, die Stadt der
Nabatäer, vor rund 2.500 Jahren in die rosafarbenen Felsen im heutigen
Jordanien gehauen, war eine mächtig Handelsmetropole und irgendwann ganz und
gar vergessen. Erst im 19. Jahrhundert entdeckte man sie wieder, und für
viele ihrer heutigen Besucher gilt sie als Weltwunder.
Der Weg von Akaba,
vom einzigen jordanischen Hafen, aus nach Petra ist lang. Man kann ihn
leicht aushalten mit einem Führer wie Akbar, der alles über sein Land wusste
und es farbenreich vermitteln konnte. Ihm glaubten wir gern, dass man zur
Besichtigung von Petra mehr als ein paar Stunden braucht. Er hätte seine
Besucher drei Tage lang durch die „vergessene” Stadt führen können. Ein paar
Stunden mussten diesmal reichen und hunderte von Fotos, die die Besucher
machten.
Abschied von Europa
Natürlich gehört
Oman im Süden der Arabischen Halbinsel nicht mehr zu Europa, doch irgendwie
fühlten wir uns hier noch ganz dem alten Kontinent zugehörig. Das Sultanat
hatte bis zur Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate zu den sogenannten
„Trucial States” gehört, mit denen Großbritannien zum Schutz seiner Seewege
einen Freundschaftspakt geschlossen hatte. Ihre letzte Bewährungsprobe
bestand diese Freundschaft in der – bei uns unbekannten – Schlacht von
Mirbath 1972. Jemenitische Kommunisten wollten den Omanis ans Leder. Die
Truppen des Sultans trieben sie mit britischer Unterstützung zurück. Die
Spuren werden heute noch mit einigem Stolz in der Stadt gezeigt.
Mohammed, der die ASTOR-Gruppe
in Bus Nr. 2 mit den Kontrasten der Hafenstadt Salalah bekannt machte, trug
das lange weiße arabische Gewand, war mit zwei Frauen verheiratet und
verrichtete sein Freitagsgebet auf einem kleinen Teppich im Hafen von
Mirbath. Er war überzeugt, dass von Allah belohnt wird, wer die religiösen
Vorgaben des Islam einhält. Der Omani erwies sich, wie auch schon der
muslimische Führer in Jordanien, als Bibelkenner. Er wies uns auf das Grab
Hiobs hin, der als Prophet Ayub auch im Koran verehrt wird, und auf das von
Nabi Umran, den Vater der Jungfrau Maria.
Wir gingen in
glühender Hitze durch Ruinen der Stadt, aus der einst die Königin von Saba
mit reichen Schätzen zu König Salomon aufgebrochen war. Und Mohammed ließ
uns den Weihrauch-Harz riechen, den einst einer der Heiligen Drei Könige dem
neugeborenen Jesus in Bethlehem mitgebracht hatte. Er versicherte uns, dass
wir eben diesen Weihrauch auch in Colombo in den Basaren kaufen könnten,
vier Tagesreisen über´s Meer entfernt.
Zum Abschied vom
Oman gab’s an Bord eine gewaltige Party, die auch ein Regenschauer nicht
stoppen konnte. „THE
ASTOR”
lief mit südöstlichem Kurs in eine dunkle See aus.
Am anderen Morgen
wehte ein warmer Wind über das ruhige Meer und die ersten fliegenden Fische
wurden gesehen.
(Fortsetzung in der nächsten Ausgabe)
TransOcean Kreuzfahrten
|