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Die GREIF unter vollen Segeln auf der Ostsee. |
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Dr. Peer Schmidt-Walther GREIF −
Luftholen und Segel setzen Großsegler-Atmosphäre zwischen Greifswald, Usedom und Rügen |
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„Was, da sollen wir
rauf?” Ungläubig und auch etwas ängstlich legt Stephanie ihren Kopf ins
Genick, um die beiden fast 30 Meter hohen Masten zu bestaunen. Sie sind eine
Herausforderung für die frisch zusammen gewürfelte Crew, die sich neugierig
auf das eintägige Ostsee-Segelabenteuer eingelassen hat. Und sie wollen es
alle wissen. Doch vor der Praxis kommt die (gar nicht) graue Theorie: Was
sie hier vom Ersten Steuermann Roland hören, können sie „nicht nur sehen,
sondern auch gleich einsehen, vieles auch anfassen beim Anpacken”. Praxisnahes Flaggschiff Wie ein Feuerwerk
prasseln neue Begriffe auf sie ein, doch die Einweisung in Schiff und
Bordgepflogenheiten muss sein. Sie, das sind zum einen die
Betriebsangehörigen der Agrargenossenschaft Groß Kiesow: „Das ist”, sagt
jemand, „wie das Luftholen vor der großen Ernte”. Ihr Jahresausflug von der
vorpommerschen Scholle auf die schwankenden Planken der Schonerbrigg GREIF.
Das Flaggschiff von Mecklenburg-Vorpommern ist aber auch Lernort: für
Studentinnen der Fachhochschule Stralsund. Zu ihrem Touristik-Studium gehört
das besonders praxisorientierte Fach Maritimer Tourismus, das der Autor
unterrichtet. „Wir wollen nicht nur Wissen anhäufen”, sagt Stephanie,
„sondern auch fühlen, wie Wind und Wetter direkt auf ein Schiff wirken”. Zu
solcherart Studien eignet sich die GREIF ganz besonders. Klar vorn und achtern! Tief hängende Wolken jagen an diesem Juni-Tag
unsommerlich über den Bodden. „Genau richtig für uns”, findet aber Kapitän
Wolfgang Fusch, als er seine Tagesgäste an der Gangway persönlich empfängt.
Seine Crew freiwilliger Helfer, die während ihres Urlaubs – aus Begeisterung
für „unser Schiff” – von überall her angereist sind, warten auf der Back.
Erster Offizier Aloys weist sie in ihre Aufgaben als Ausguck, Festmacher,
Rudergänger und Segler ein. Kapitän Wolfgang
Fusch, ein blonder thüringischer Bilderbuch-Seemann a la Hans Albers, gibt
schließlich über Bordlautsprecher das Kommando: „Klar vorn und achtern zum
Auslaufen!” Langsam tastet sich der 41 Meter lange Segler vom Heimathafen
Greifswald-Wieck durch die schmale Fahrrinne nach Osten. Die roten und
grünen Tonnen wirken wie eine Slalomstrecke. Der Rudergänger auf der Brücke
muss aufpassen, zumal vom nahen Hafen Greifswald-Ladebow gerade der Frachter
NORDHOLM
ausläuft. Auf Fußpferden wippen Als endlich die Masten zum Entern freigegeben
werden, sind die „Seefahrtsschüler” nicht mehr zu bremsen. Mit umgelegtem
Sicherheitsgurt und wackligen Knien tasten sie sich nach oben vor,
freiwillig natürlich. Bootsmann Michael – an Bord sind alle per Du –
unterstützt von Deck aus stimmgewaltig den Aufwärtstrend. „Ist das super
hier oben”, tönt es bald mehrstimmig von Stephanie, Melina und Cindy aus dem
„Gehölz”, wie die Takelage auch heißt. Nur auf den fingerdicken Drähten der
Rah-Fußpferde wippend, genießen die mutigen Studentinnen das neue
Hochgefühl. Unter ihnen das schlanke weiße Schiff und in der Ferne die Türme
der altehrwürdigen Hansestadt. Rügens Küsten grüßen von jenseits des Boddens
als grauer Streifen herüber. Erste Regentropfen streichen über das
Flaggschiff. Smutje Axels mit selbst ausgelassenem Gewürzschmalz belegte
Brote trösten darüber samt Unmengen von Kaffee und Tee hinweg.
Wende mit Brassen Alle legen sich ins Zeug. Mancher Griff nach einem Tampen zum Segelsetzen geht im Eifer des ersten Manövers daneben, doch hilfreiche Ausbilderhände sind schnell zur Stelle. Wind und Segel bekommen ihre Chance. Durch die von Schaumköpfen aufgeraute See – Ost-Rügen an Backbord, Usedom an Steuerbord – rauscht der Segler bei steifem Nordwest-Wind mit Schräglage in den Greifswalder Bodden. Fast bis vors lehmgelbe Südperd-Kliff, dem Südostkap von Rügen. Bootsmann Michas Stimme ruft zum Segelmanöver: „Klar zur Wende!” Die Brassleinen werden auf der einen Seite durchgeholt, auf der anderen lose gelassen. Vorschriftsmäßig meldet der Ausguck von der Back, was er voraus durch den Regenschauer sieht: „Steuerbord 20 Grad, Fahrzeug unter Segeln!” „Wer hier nur Vorfahrt hat?”, fragt ein Landwirt, der solche Probleme mit seinem Trecker auf weiter Ackerflur nicht kennt. Lob von den Profis Ein Crew-Mitglied schlägt mit der Schiffsglocke am Fockmast acht Glasen: 12 Uhr – |
und Mittag! Frotzelt
über die Wechselsprechanlage Erster Steuermann Aloys prompt: „Brücke an
Back: Das klingt ja noch wie ’ne Kuhglocke”. Maritimes Leben animiert Auf der mit modernen nautischen Geräten
ausstaffierten Brücke steht ein GREIF-„Frischling“ am hölzernen Ruder. Er
überzieht die graue See mit seinem privaten, schaumigen
Steuer-„Strickmuster“. Der Mann strahlt beim Blick nach achtern auf seine
Zickzack-Spur im Kielwasser. Kapitän Wolfgang nimmt’s mit Humor: „Bis zurück
nach Greifswald haben wir noch genügend Zeit, da können wir uns diesen Tanz
ruhig leisten”. Auch das Rostocker
Fischereiforschungsschiff CLUPEA
weicht vom Kurs ab und zieht einen Foto-Kreis um die GREIF. Zweifellos ist
der stolze Segler ein herrlicher Anblick. Die GREIF-Fotoamateure
würden jetzt gern für Sekunden mit den Fischern tauschen. Der Schnuppertörn geht am Nachmittag zu Ende. Viele
wollen im nächsten Jahr unbedingt wiederkommen: wegen der „urigen Segelei”
und dem „starken Gruppengefühl”. Die
Fachhochschul-„Mädels” könnten sich sogar vorstellen, auf der GREIF
als Hand-für Koje-Trainees anzumustern. „Vielleicht ergibt sich daraus ja
auch ein Hausarbeitsthema”, meinen Cindy und Melina, „zum Beispiel
‚Synergieeffekte bei der optimalen Vermarktung eines Großseglers aus der
Region’”. Das maritime Leben auf der GREIF
hat sie – nicht nur akademisch – dazu animiert. Das Schiff Schonerbrigg bzw.
Brigantine GREIF (Rufzeichen: DQFD) aus
Stahl, 570 Quadratmeter Segelfläche, verteilt auf 15 Segel, 41 Meter lang,
7,60 Meter breit, 3,60 Meter Tiefgang (maximal), Höhe Großmast 27,20 Meter;
173 BRZ, Verdrängung 280 t, höchste Klasse des Germanischen Lloyd (100 A 5
Segelschiff), Fahrerlaubnisschein der Seeberufsgenossenschaft (SBG) als
Segelschulschiff-Ausbildungsschiff (BG-Verkehr SPS-Spezialschiff), modernste
Sicherheits- und Kommunikationseinrichtungen. Indienststellung 1951 als WILHELM
PIECK
(damaliger DDR-Präsident) für FDJ und Gesellschaft für Sport und Technik
(GST), ursprünglich als Staatsyacht vorgesehen, 1991 Umbau und
Modernisierung auf der Wismarer Bauwerft; Stammbesatzung und Hand-für Koje:
15 Personen, Mitsegler 30 Personen, Reeder ist jetzt die Hansestadt
Greifswald. Mitsegel-Möglichkeiten Für alle
Interessenten ab 16 Jahren (30 Plätze sind vorhanden) mit der Bereitschaft,
sich – je nach seinen Kräften – an den Arbeiten zu beteiligen (das Schiff
ist kein Hotelschiff). Für Gruppen (Schulen, Vereine, Betriebe) eignet sich
das Schiff besonders, um soziales Verhalten und Seemannschaft zu trainieren.
Erwachsene können genauso einsteigen, wenn sie sich einordnen können.
Segelrevier ist die Ostsee mit Häfen in Deutschland, Dänemark, Schweden,
Polen, den Baltischen Republiken und Russland. Bis 2011 legte sie etwa
130.000 Seemeilen zurück und hatte 40.000 Mitsegler an Bord. Unterbringung Im
Gemeinschaftslogis oder (gegen Aufschlag) in Zweimann-Kammern. Moderne
Sanitäreinrichtungen (auch Duschen) sind vorhanden. Kontakt Internet:
www.sssgreif.de · E-mail:
GREIF-STZ@t-online.de
·
Telefon 03834-841424 (hier erhält man den Schiffsprospekt, die Törnpläne,
auch für eine Reihe von Tagesfahrten, sowie die Preise. Telefon an Bord der
GREIF
0171 639 31 49.
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Die GREIF unter Vollzeug im Greifswalder Bodden. |
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Während Zweiter Steuermann Roland Hunscha den Gebrauch der Rettungsweste demonstriert ... |
... werden von der Stamm-Besatzung Leinen aufgerollt. |
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... über die Wanten in die Höhe geht. Stephanie ist ganz locker ... |
... und höher gehts, alle Trainees wollen nach oben. |
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Melina klettert auf die erste Saling. |
Blick von Deck in den Fockmast mit Rigg-Kletterern. |
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Smutje Axel in seiner Kombüse. Was er zubereitet oder kocht, ... |
... z.B. sein Chili con Carne, schmeckt ganz offensichtlich den Trainees. |
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Autor Dr. Peer Schmidt-Walther aus Stralsund im Kabelgatt der GREIF ... |
... und anlässlich der Kieler Woche 1990 – PSW in der Mitte – auf der GREIF. |
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Die Schlafmöglichkeiten: Im-Logis-mit-den-Gemeinschaftskojen ... |
... oder in einer Zweibett-Kabine. |
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Cindy, Stephanie und Melina posieren zum Abschied vor dem Heck der GREIF. |
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