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Blick vom Dockland-Gebäude auf das Hamburg Cruise Center mit der alles überragenden MSC MAGNIFICA. |
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Kai Ortel
Mini-Kreuzfahrt zu Ostern 2014
Mit der MSC MAGNIFICA unterwegs in heimischen Gewässern |
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Das Chaos am Hamburg Cruise Center in Altona ist groß an diesem Mittwochvormittag vor Ostern. Portugiesische und spanische Stimmen (laut) mischen sich mit deutschen und holländischen (weniger laut) und Gepäck, das für eine Weltumrundung reicht mit bescheidenen Trolleys für ein verlängertes Wochenende. Die MSC MAGNIFICA ist soeben von ihrer 18tägigen Überführungsfahrt aus Brasilien in der Hansestadt eingetroffen, die das Schiff von Santos via Lanzarote und Dover nach Nordeuropa geführt hat, wo es die kommende Sommersaison verbringt. Den Auftakt macht dabei eine zweitägige Kurzkreuzfahrt von Hamburg nach Helgoland und zurück, gefolgt von einer weiteren, ebenso kurzen Reise von Hamburg nach Amsterdam und zurück, ehe dann die längeren Kreuzfahrten Richtung Norwegen und die Britischen Inseln beginnen.
Fest in deutscher Hand
Umstellungsschwierigkeiten gibt es aber keine an Bord, nur der Saftautomat
im Büffetrestaurant ist noch im Brasilien-Modus. Der Wunsch nach Apfelsaft
bleibt hier jedenfalls unerfüllt, dafür gibt es Passionsfrucht-, Guaven-,
Ananas- und Orangensaft. Ansonsten gibt die Sahara Cafeteria keinerlei
Anlass zu Klagen, im Gegenteil: Für das schier riesige Büffet-Restaurant hat
man an diversen Stellen sogar Lagepläne zum besseren Zurechtfinden
platziert, und das Büffet selber ist reichhaltig wie selten irgendwo auf
Kreuzfahrtschiffen. Als die MSC
MAGNIFICA um 18:45 Uhr unter dem Kommando von Kapitän Giuseppe Maresca
leicht verspätet die Leinen los macht, haben sich die knapp 3.000 Passagiere
an Bord aufgeteilt – der eine Teil kann in Ruhe für sich das Schiff
entdecken, der andere Teil hat sich für die erste Sitzung in den beiden
Hauptrestaurants des Schiffes eingefunden. Und man staunt: Der Service dort
ist am ersten Abend der Nordeuropa-Saison des Schiffes erfreulich effizient.
Nach nicht einmal einer Stunde ist das viergängige Menü serviert und
verputzt. Die Eltern danken es und die Kinder sowieso, nur das Fehlen von
Tafelwasser verwundert. Vor dem Restaurantfenster derweil Elbromantik:
Containerschiffe, Strommasten und Atomkraftwerke. Und wer nach dem Essen
einen Verdauungsspaziergang an Deck einlegt, bekommt das typische Odeur des
Alten Landes noch gratis mit dazu: Den Duft von frisch gemähtem Gras und
Stallmist. Die Passagiere
stört’s aber nicht, schließlich ist die MSC MAGNIFICA fest in deutscher
Hand. Auch die Ansage nach der Show gibt es gar nicht erst auf Englisch, man
ist schließlich unter sich. Mithin sprechen viele mit der Besatzung trotzdem
Englisch. Immerhin ist man als Hanseat Kosmopolit, und ein wenig gebietet
das auch die Höflichkeit gegenüber den Angestellten, die trotz aller Mühen
natürlich nicht sämtliche Sprachen der Welt gleich gut beherrschen können.
Wer es dagegen „wie zu Hause” mag, kann es sich in der eigenen Kabine
entsprechend gemütlich machen, wo diverse deutsche TV-Programme empfangbar
sind und einem Fußball-Abend mit DFB-Pokalhalbfinale und Tagesthemen nichts
im Weg steht. Italienisch bodenständig Sinn der Sache ist das aber natürlich nicht, vor allem dann nicht, wenn man wie auf dieser Minikreuzfahrt nur zwei oder drei Nächte an Bord verbringt. Die MSC MAGNIFICA hatte bereits 2013 die MSC LIRICA auf den beliebten Kreuzfahrten ab/bis Hamburg ersetzt. Und dass die 2010 gebaute MSC MAGNIFICA mit ihren 294 Metern Länge gleich ein ganzes Stück größer ist als die 2003 fertig gestellte MSC LIRICA (251 Meter), spürt man schnell. Über 16 Decks hoch ist das riesige Schiff, 13 davon sind Passagierdecks, auf denen nicht nur diverse Restaurants, Bars und Lounges untergebracht sind, sondern auch die 1.259 Kabinen mit einer Gesamtkapazität für 2.550 (3.223) Passagiere. Äußerlich keine wirkliche Schönheit, gefällt die MSC MAGNIFICA durch ihre ansprechende Inneneinrichtung, die genau die richtige Balance findet zwischen klassisch, modern und gewagt. Wo man sich in der Tiger Bar und der Topazio Lounge vielleicht im ersten Moment noch an die Teppichböden in Tiger- und Leopardenfell-Optik gewöhnen muss, sind die Sessel in der Bibliothek ein Deck darüber so samtig und weich, dass man sich um hundert Jahre zurückversetzt fühlt in die Zeit der alten Ocean Liner und daraus nie wieder aufstehen möchte. Protzig kommt die
MSC MAGNIFICA jedenfalls nicht daher, im Gegenteil – ihre öffentlichen Räume
verteilen sich harmonisch über die Passagierdecks, ohne dass das Schiff
architektonisch kühne Blickfänge wie ein riesiges Atrium oder ähnliches
nötig hätte. Für ihre 95.128 BRZ bleibt das MSC-Schiff daher erstaunlich
bodenständig und verhehlt natürlich auch seine italienische Herkunft nicht.
Ihre Decks sind nach den malerischsten Buchten Italiens benannt (Amalfi,
Portofino, Sorrento), und auch die Bars und Restaurants tragen selbstredend
italienische Namen (L’Edera, Quattro Venti, La Grotta Azzura). Soviel Tribut
an die italienische Herkunft muss sein, immerhin wurde auch die MSC
MAGNIFICA von niemand Geringerem als Sophia Loren getauft. Musik von Bug bis Heck Auch aufdringlich-laute Party-Musik fehlt auf der MSC MAGNIFICA, stattdessen geht es angenehm gesittet zu an diesem Abend irgendwo zwischen Altona und Elbmündung. Durch das Atrium klingen verträumte Klavier-Melodien, und in der Topazio Bar präsentiert das Duo Smile „die schönsten Titel aller Zeiten”. Im Tagesprogramm widmet MSC übrigens der Musik an Bord jeden Tag aufs Neue eine extra Spalte. Und die Musiker und Sänger beherrschen ihre Kunst, so dass es Spaß macht, am Abend von einer Lounge zur nächsten zu ziehen und dort zu verweilen, wo es einem am besten gefällt. Eilig hat es schließlich niemand an Bord, das Schiff selber am allerwenigsten. In der Elbmündung angekommen, fährt die MSC MAGNIFICA so langsam, dass sie kaum noch von der Stelle zu kommen scheint. Die Entfernung nach Helgoland ist kurz, da darf sich auch der „dicke Pott” mal eine Auszeit gönnen und einen Gang runterschalten. Auch meint es Neptun gut mit uns: Während draußen gegen 22:30 Uhr die Elbmündung langsam in die Nordsee übergeht, herrscht weder Wind noch größerer Wellengang. Die „Mordsee” ist ein Ententeich, und der gerade aufgegangene Mond steht fast orangefarben über Cuxhaven. Ein Hauch von Magie. Selbstredend dürfen die mitgereisten Kinder an Bord an einem Abend wie diesem lange aufbleiben und machen ihrerseits entweder die Disco unsicher, lernen neue Freunde im Kinderspielzimmer kennen oder schwimmen – auch dies höchst gesittet übrigens – bei gedimmtem Licht im überdachten Pool. Dafür herrscht zu fortgeschrittener Stunde Hochbetrieb am Büffet hoch oben auf Deck 13. Egal ob Tee und Kuchen als Late Night Snack oder Pizza als zweites Abendessen, das Angebot hält für jeden etwas bereit. Auch die „L’Olimpiade Sporting Bar” ist ein beliebter Treffpunkt an Bord, was nicht nur an dem praktisch zu jeder Tageszeit belegten Billardtisch, sondern auch an den vielen Fernsehern an der Wand liegen mag, die Tag und Nacht Sportereignisse übertragen. Sportlich geht es derweil auch im Royal Theater zu, das sich am Bug des Schiffes über nicht weniger als drei Etagen erstreckt. Hier findet zweimal an jedem Abend eine der Shows statt, die für viele Passagiere das Highlight der Kreuzfahrt darstellen. |
Und auch in diesem Punkt enttäuscht die MSC MAGNIFICA nicht. Die
dargebotene Akrobatik der Ethiopian Acrobatic Group lässt einem schier den
Atem stocken, und auch die Musik- und Tanzeinlagen sind mitreißend. Die
Erlösung betritt aber im Anschluss an die Show in Form von
Kreuzfahrtdirektorin Claudia die Bühne, die freudig verkündet: „Es soll ganz
tolles Wetter werden morgen”.
Wind und Wetter und Robben von weitem Eine gespannte Aufregung geht daher durch die MSC MAGNIFICA, als diese sich bei Anbruch des nächsten Tages im Morgendunst dem Roten Felsen nähert. Ein erstes Frühstück gibt es bereits um 6 Uhr, und in der Tat sind da schon Frühaufsteher auf den Beinen und halten Ausschau nach der berühmten Hochseeinsel. Die Freude ist groß, als die ersten Passagiere um kurz vor 7 Uhr auch die begehrten Tickets für die ersten Tenderboote zur Insel in der Hand halten. MSC scheint es also Ernst zu meinen mit dem Stopp, und auch Neptun ist uns offenbar wohl gesonnen geblieben. Oder hat der Wind etwa doch aufgefrischt seit gestern Abend? Sogar die Robben am Strand kann man irgendwann mit bloßem Auge erkennen, so dass sich auch die Kinder auf den bevorstehenden Ausflug freuen. Doch das Frühstück ist gerade gesackt, da verkündet eine Stimme auf Englisch (das klingt offizieller) über die Bordlautsprecher, was kaum mehr jemand für möglich gehalten hat: „Due to adverse weather conditions” (wegen widriger Witterungsbedingungen) müssten die geplanten Ausflüge und Landgänge auf Helgoland leider ausfallen. Zwar scheine die Frühlingssonne wie Mitte April nur
selten über der Nordsee, doch seien 40 Knoten Wind und Wellen von drei
Metern Höhe (Windstärke 6 bis 7) zu viel, um das Aussetzen der Tenderboote
und die lange Fahrt hinüber zum Roten Felsen zu wagen. Lange Gesichter
plötzlich allerorten, die ihre Enttäuschung kaum verbergen können,
schließlich hatten viele die Mini-Kreuzfahrt vor allem wegen des Stopps auf
Helgoland gebucht. Und die kleinen weißen Tenderboot-Tickets? Bleiben leider
ein trauriges Souvenir fürs Fotoalbum daheim.
Plan B An Bord dagegen
macht man aus der Not eine Tugend und zieht den für solche Fälle längst
vorbereiteten Plan B aus der Tasche. Es werden Sprach- und Tanzkurse
angeboten (mäßig besucht) und im Theater eine Powerpoint-Präsentation
„Hinter den Kulissen der MSC MAGNIFICA”. So richtig vom Hocker haut einen
aber auch die nicht, das hätte stattdessen wohl eher ein richtiger
Spaziergang hinter die Kulissen geschafft. Der ist aber selbst mit einem
Zehntel der knapp 3.000 Passagiere an Bord undurchführbar, also bleibt es
bei ein paar bunten Bildern im obendrein recht eng bestuhlten Theater. Eine Meuterei löst
der abgesagte Stopp auf Helgoland jedoch nicht aus, nicht mal lautstarke
Beschwerden an der Rezeption. Stattdessen ärgert man sich leise in sich
hinein und macht das Beste aus der Situation. Pool, Kinderspielzimmer und
Büffet-Restaurant haben Hochkonjunktur, und auch das Sonnendeck erfreut sich
großer Beliebtheit. Im Windschatten der Bordwände lässt es sich nämlich
herrlich sonnenbaden, denn Wolken sind weit und breit keine in Sicht, und
das bleibt zum Glück den ganzen Tag so. Aufregend wird es
erst wieder am Abend. Da dauert es am eigenen Tisch im A la Carte Restaurant
nämlich plötzlich eine geschlagene Stunde, bis die Vorspeise serviert wird.
Und eine weitere, bis die Tafel aufgehoben werden kann. Ob es an dem nicht
bestellten Getränke-Paket liegt? Nach zwei Stunden Stillsitzen und
ordentlich Essen sind jedenfalls nicht nur die eigenen Kinder froh, das
Restaurant gegen die fröhliche Anarchie im Kinderspielzimmer bzw. gegen
frische Luft auf dem Bootsdeck eintauschen zu können. Las Vegas, Waltershof und zurück Als die MSC
MAGNIFICA um 7 Uhr am nächsten Morgen wieder am Hamburg Cruise Center in
Altona anlegt, ist für einen Teil der Passagiere die Mini-Kreuzfahrt vorbei.
Für andere hingegen geht sie weiter, nach Amsterdam und erneut zurück nach
Hamburg. Letzteres hat den Vorteil, dass man Hamburg auf diese Weise einmal
nicht nur zur Ein- und Ausschiffung zu Gesicht bekommt, sondern sich einen
ganzen Tag Zeit nehmen kann, die Stadt zu entdecken. Ein Muss ist da
mittlerweile das Miniaturwunderland in der Speicherstadt, für das man auf
jeden Fall Tickets im Voraus reservieren sollte, so voll ist es dort
mitunter. Doch der Besuch lohnt sich, und nicht nur Kinderaugen leuchten
beim Gang von einem Themenabschnitt zum nächsten. Eine Schweizer
Alpenlandschaft gibt es en miniature zu bestaunen, einen norwegischen Fjord,
Las Vegas und natürlich die Hansestadt selber. Und in jeder Landschaft
Modelleisenbahnen, die wie von Geisterhand gesteuert durch Tunnel, über
Brücken oder von Bahnhof zu Bahnhof fahren. Weiter geht es auf die fast obligatorische
Hafenrundfahrt, nicht zuletzt um die MSC MAGNIFICA auch mal von außen
bestaunen zu können. Praktischerweise hat schon seit einer ganzen Weile die
Hafenfähre nach Finkenwerder die Funktion einer „Hafenrundfahrt für Arme”
übernommen, seit die „dicken Pötte” nicht mehr an den Kais von Steinwerder
festmachen, sondern weiter elbabwärts in Waltershof. Nur auf die launigen
Erklärungen der Barkassenführer muss auf der „Fähre 62” verzichten, dafür
kann man mit dem Fährticket unterwegs ein- und aussteigen, wann und wo man
will. Station Nummer drei des Hamburg-Programms ist schließlich die Reeperbahn. An einem Nachmittag im April ist der Charme von Hamburgs Amüsiermeile aber eher spröde. Der 2008 eröffnete Beatles-Platz am westlichen Ende der Straße ist ein schöner Tribut an die „Fab Four”, doch da die berühmten Spielstätten der Band aus den 1960er Jahren schon lange nicht mehr existieren, stehen die Metallfiguren von John, Paul, George und Ringo (und dem Hamburger Beatle Stuart) leider auch etwas verloren am Straßenrand. Die Theater sind noch geschlossen, auf dem
Bürgersteig mischen sich Obdachlose unter Rucksack-Touristen, und der
Spielbudenplatz zwischen Davidwache und Millerntorplatz ist 2014 leider eine
einzige Baustelle. Als dann auch noch das berüchtigte Hamburger Schietwetter
einsetzt, geht es schnell zurück zum Schiff, zum Glück ist es von St. Pauli
nicht weit nach Altona. Eine Besteigung wert ist übrigens das dortige
Dockland-Gebäude direkt am Kreuzfahrtterminal. 2006 eingeweiht, hat man von
dessen Dachterrasse eine tolle Aussicht über „sein” Schiff und das gesamte
Hafengebiet. Die MSC MAGNIFICA läuft Hamburg 2014 insgesamt 24mal an und gehört damit bis Anfang November zu den Stammgästen im Hafen. Danach heißt ihr Basishafen wieder Buenos Aires, und 2015 bleibt das Schiff dann den Sommer über im Mittelmeer. Wer die schöne Italienerin in Nordeuropa erleben möchte, muss sich also beeilen. Es lohnt sich. www.msc-kreuzfahrten.de |
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Frühlingshaft verwaist präsentiert sich Mitte April 2014 noch der Außen-Swimmingpool „Le Grand Bleu”. |
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Der „Grotta Azzurra”-Swimmingpool auf Deck 13 lässt sich mit Hilfe eines Magrodoms bei schlechtem Wetter überdachen. Das war zu Ostern nicht nötig. |
Die Außenkabine 8101 mit eingeklappten Oberbetten. |
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Breite Außendecks laden auf der MSC MAGNIFICA zu Deckspaziergängen ein. |
Beste Sicht aufs Meer bietet ein Fensterplatz in der Sahara Cafeteria auf Deck 13. |
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Das Atrium „Le Gocce” erstreckt sich über drei Decks. Schön ist die kleine „Konzert-Insel” mit dem Piano inmitten einer kleinen Wasserlandschaft vor dem großen Wasserfall an der Wand. |
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Im beeindruckend großen Royal Theater finden abends Musik- und Tanz-Shows und tagsüber Vorträge und Gäste-Briefings statt. |
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Die „Ruby Bar” auf Deck 6 macht ihrem Namen mit Sesseln in Rottönen alle Ehre. |
Die Topazio-Bar auf Deck 6 gefällt mit
moderaten Ocker- und Brauntönen. |
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Die L’Ametista Lounge auf Deck 7 wird für Veranstaltungen aller Art an Bord regelmäßig geschmückt. |
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