Seereisenmagazin.de

 

Ausgabe 4-2014 

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Die Kapverden-Insel Santiago. Aussichtspunkt auf der Fahrt durch die vulkanische Hochebene.Die Kapverden-Insel Santiago. Aussichtspunkt auf der Fahrt durch die vulkanische Hochebene.

 

Christian Eckardt

Mit der AIDAvita zu den Inseln über und unter dem Wind

Teil 2

Die Musik der Kapverden war und wird immer eines sein: Ausdruck der innersten Gefühle, Träume und Sehnsüchte der Menschen, die sie kreieren und die nach ihr verlangen. Durch die Emigration vieler Kapverdier nach Europa und Amerika, aber auch die jahrelange Unterdrückung im Sklavenhandel hat sich bei den Menschen ein ganz eigenes Gefühl von Sehnsucht entwickelt. Die so genannte „Saudade”, die auch aus dem Portugiesischen Fado bekannt ist, zieht sich wie ein Leitmotiv durch die Literatur und Musik der Inseln. Diese Empfindung zwischen Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit zu einem Menschen, Nostalgie, und dem Vermissen der Heimat ist quasi allgegenwärtig. Wie wichtig die Musik für die Kapverdianer ist, wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass es bei nur 400.000 Einwohnern stolze 5 Radiosender gibt.

Nicht unerwähnt von den vielen Veranstaltungen mit Live-Musik oder den zahlreichen privaten Treffen, bei denen immer einer ein Instrument dabei hat, das plötzlich den Ton angibt. Ein heute international sehr bekannter Vertreter der kapverdischen Musikszene ist der Sänger Tito Paris, der seine Songs in Kreolisch und Portugiesisch auf weltweiten Festivals vorträgt. Doch auf diese Musik trifft man bei einem Besuch der Stadt nicht zwangläufig und überall. Denn durch die neuen Medien und das Fernsehen hat auch hier Popmusik Einzug gehalten, so dass die traditionelle Musik nur noch selten öffentlich gespielt wird.

Zum Abschluss eines Stadtrundganges lohnt der Weg zum Praca Nova, ein gepflegter städtischer Platz und beliebter Treffpunkt der Bewohner des anliegenden Stadtviertels, das europäisch geprägt in den 1920er Jahren entstanden ist. Inmitten des Platzes steht ein bunter Jugendstil-Pavillon der Quiosque Prac Nova mit einem angeschlossenen Café. Kaffee sollte man hier unbedingt probieren, stammt dieser meist doch aus landeseigener Produktion der vulkanischen Nachbarinseln und gilt unter Kaffeeexperten als einer mit der besten Qualität überhaupt,

Wer keine organisierte Tour über die Insel unternimmt, kann am Hafenausgang von Mindelo auch ein Taxi mieten, um sich einen Überblick über die Insel zu verschaffen. Dort warten örtliche Taxifahrer auf Kundschaft, die die Gäste für geringe Beträge über die Insel oder eben auch auf den Hausberg, den Monte Verde bringen. Da die Fahrer in der Regel nicht englisch, sondern kreolisch sprechen, sollte im Vorfeld vor Ort mit deren englischsprachigen Agenten der Fahrpreis und die Reiseroute abgesprochen werden. Bezahlt wird dabei in Euro, als Wechselgeld erhält man aber die Landeswährung zurück. Somit empfiehlt es sich, genügend kleine Euroscheine auf die Reise mit zu nehmen.

Die relativ kleine Insel ist gebirgig und wüstenartig und fast vegetationslos. Bis zur Inbetriebnahme einer Meerwasserentsalzungsanlage vor 40 Jahren musste das begehrte Trinkwasser zum Teil mit Tankschiffen angeliefert werden, da die eigenen Quellen für die Versorgung der Bevölkerung nicht ausreichten. Auch heute gibt hier nur wenig landschaftlich grüne Flecken auf der Insel, einer davon ist die Gegend um den 750 Meter hohen Monte Verde, der auch der höchste Punkt der Insel ist. Bis fast auf den Gipfel des Tafelberges führt über Serpentinen eine mit schwarzen Kopfsteinen geplastete Straße hinauf. Von hier oben hat man dann einen sehr guten Ausblick auf das umliegende Land, die Stadt Mindelo und an klaren Tagen sogar bis nach Santo Antão. Der Berg  ist allerdings nicht wie sein Name verspricht, grün, sondern besteht vor allem im unteren Bereich aus rötlich-braunem Geröll und Buschwerk. An einigen höheren Stellen werden aber heute von den Bauern noch grüne Bohnen und Mais angebaut, was wahrscheinlich zur Namensfindung „Grüner Berg” führte.

São Vicente verfügt über wunderschöne Sandstrände, doch im Vergleich zu den touristischen Inseln Sal oder Boa Vista sind die wenigsten zum Baden richtig geeignet. Starke Brandung und Strömungen in den Strandbuchten sind lebensgefährlich, so dass selbst Surfer hier nur mit sehr viel Respekt in die Fluten steigen.

Eine sehr schöne Badebucht, die auch für kleinere Kinder geeignet ist, befindet sich in dem kleinen Dorf Bahia de Gatas. In dieser Bucht, eine Art Naturpool, muss man erst einige Meter ins Wasser gehen, ehe man in dem kristallklaren und warmen Wasser baden kann. Direkt hinter einer Steinmole sieht das dann schon wieder ganz anders aus, da prallen riesige Wellen auf die Küste. Die durch ein jährlich im August stattfindendes Musikfestival bekannte Ortschaft ist zudem wenig touristisch erschlossen mit ein paar Bars und Restaurants.

Ein weiterer Kilometer langer feiner Sandstrand liegt im Westen der Insel, beim kleinen Fischerdorf São Pedro. Mit dem Taxi dauert die Fahrt, vorbei am neuen Internationalen Flughafen, rund 30 Minuten von Mindelo. Der im Jahre 2009 eröffnete Internationale Flughafen von Mindelo trägt den Namen der weltberühmten und bekanntesten Sängerin des Landes, Cesária Évora, die auch als Königin der Morna galt und die am 17. Dezember 2011 verstarb.

Bei ruhiger See kann man im Westteil der Insel baden, aber in der Regel herrscht hier immer kräftiger Wind mit einer starken Brandung, so dass das Baden hier nicht gesichert ist. Aber auch eine Strandwanderung, vorbei an den bunten Fischerbooten, bis zum kleinen Leuchtturm Farol Dona Ana Maria ist ein lohnendes Ausflugsziel.

Einen schönen sauberen und relativ sicheren Stadtstrand gibt es aber auch in Mindelo: Geht man am Hafenausgang links die Avenida Marginal weiter gelangt, kommt man zum Praia de Laginha, der jedoch über keinen Sonnenschutz und Sonnenliegen verfügt. Am westlichen Ende vom Strand gibt es noch ein kleines modernes Café mit nichtöffentlichen Toiletten.

Am frühen Abend heißt es Abschied nehmen von den einzigartigen Eindrücken aus Mindelo und die AIDAvita nimmt Kurs auf die rund 168 Seemeilen südöstlich liegende Hauptstadt der Kapverden, Praia.

Praia auf Santiago, Hauptstadt der Kapverden

Hier auf Santiago ist der Wind offensichtlich nicht ganz so heftig wie im Norden, doch weit gefehlt, denn Kapitän Ziegler und die Brückencrew benötigen aufgrund der starken Winde zwei Anläufe, um an der neuen Kreuzfahrtpier in Praia anzulegen. Unweit dieser Pier befindet sich auch der kleine Fischereihafen und das Fährterminal, wo die Fährschiffe zu den kleineren bewohnten Nachbarinseln Majo und Fogo starten.

Die 991 Quadratkilometer große Insel Santiago, die zu den Ilhas de Sotavento gehört, wurde am 3. Mai 1460 von dem Italiener Antoniós Noli entdeckt, vorher soll aber bereits der Portugiese Diego Gomes die Insel betreten haben, so dass ihm ein Denkmal auf dem Plato gesetzt wurde. Die eigentliche Geschichte der Kapverdischen Inseln ist in erster Linie die Geschichte der Insel Santiago.

Schon schnell wurde die 1462 gegründete Stadt Riberia Grande zu einer internationalen Drehscheibe im Sklavenhandel und erhielt schon vier Jahre später das königliche Monopol für den afrikanischen Sklavenhandel, wodurch sich noch heute die stark afrikanische Prägung auf der Insel  begründet. Im Jahr 1533 wurde dann Riberia Grande Hauptstadt der Kapverden und auch Bischofssitz. Der Niedergang der Hauptstadt begann dann durch Angriffe des französischen Piraten Jaques Cassard, der die Stadt zerstörte. Dadurch erlangte die südliche Hafenstadt Praia immer mehr an Bedeutung und erhielt 1858 das Stadtrecht. Zwischenzeitlich lief aber Mindelo auf Sao Vincente die wirtschaftliche Bedeutung von Praia den Rang ab.

1975 erhielten die Kapverden die politische Unabhängigkeit von der früheren Kolonialmacht Portugals und Praia konnte sich immer mehr im wirtschaftlichen und politischen Sinne entwickeln. Heute ist die Stadt mit ihren rund 120.000 Einwohnern nicht nur Hauptstadt der Insel, sondern auch Regierungs- und Verwaltungssitz der Kapverden. Weiterhin ist die Insel aufgrund der fruchtbaren Hochebene und zahlreicher Bewässerungsprojekte mittlerweile das landwirtschaftliche Zentrum für die gesamte Inselgruppe. Höchster Berg ist der Pico de Antonio mit 1.394 Metern, dessen Spitze sich meist aber in einem Wolkenmeer versteckt. Um dieses Naturdenkmal liegen die Achadas (Hochebenen), Tafelberge aus Lavagestein. Die Achadas im Inneren der Insel weisen dabei eine reiche Vegetation auf: Akazien, Euphorbien und Feigen sind hier sehr häufig anzutreffen, da die Böden vergleichsweise feucht sind. Im Norden und Süden sind die Hochebenen wesentlich karger und von Trockentälern (Ribeiras) durchzogen. Da die Insel Santiago wahrscheinlich das landschaftlich abwechslungsreichste Eiland der Kapverden ist, sollte man hier unbedingt eine ganztägige Inselrundfahrt unternehmen, die in der Regel mit Kleinbussen, von örtlichen Anbietern auch nur mit 8-sitzigen Bussen durchgeführt werden, wobei in der Regel die Reiseleiter englisch sprechen.

Erstes Ziel einer Inselrundfahrt ist die alte Hauptstadt Ribeira Grande, das heutige Cidade Velha an der Westküste der Insel, seit 2009 UNESCO-Weltkulturerbe. Zunächst geht die Fahrt durch die Stadt Praia, vorbei an den Armensiedlungen in der Vorstadt mit mehrstöckigen Betonbauten über eine gut ausgebaute Autobahn zum …

Fort Fortalezza Real de São Filipe, oberhalb von Cidade Velha

Das Fortalezza Real de Sãn Filipe, mit seinen Kanonen und Befestigungsanlagen, die die alte Hauptstadt Cidade Velha schützen sollte und schon 1712 vom französischen Freibeuter „General” Jaques Cessarts im Handstreich genommen wurde, wurde vor einigen Jahren umfangreich renoviert. Hier besteht jetzt die Möglichkeit sich im Informationszentrum einen mehrsprachigen Film über die Rekonstruktion des Forts anzuschauen oder an einer Führung durch die Befestigungsanlage mit interessanten Einblicken in die Struktur des Forts teilzunehmen, so zum Beispiel über die Funktion der Zisterne, die das auf dem Hof gesammelte Regenwasser aufgenommen hat. Weiterhin hat man von hier oben einen wunderschönen Panoramablick über Cidade Velha und die Bucht.

Anschließend geht die Fahrt hinunter in die alte Hauptstadt mit heutigem Namen Cidade Velha, die heute nur noch ein kleines Fischerdorf ist. Schon 1466 erhielt die damalige Siedlung das königliche Monopol auf den Sklavenhandel und gewann danach rasch große Bedeutung. So wurden afrikanische Sklaven aus Guinea-Bissau und aus Sierra Leone von hier aus nach Brasilien und in die Karibik verschifft. Das große Tal der Ortschaft diente dabei als natürliches Gefängnis. Heute wird das Tal landwirtschaftlich für den Anbau von Zuckerrohr, Mangos und Kokosnüssen genutzt. Vorbei geht der Weg an den alten traditionellen Häusern in der Rua Banana zur ältesten katholische Kirche Westafrikas, der Nossa Senhora de Rosario. Hierin wurden schon seinerzeit die Sklaven getauft, um dadurch höhere Preise zu erzielen.

Inmitten der Ortschaft findet man auch die Ruine der alten Kathedral Se Catedral, die unter portugiesischer Leitung in den letzten Jahren in ihren Grundrissen authentisch restauriert wurde. An einem großen Platz unten am Meer stößt man automatisch auf den Pelorinho, den Sklavenpfahl als Symbol der Sklaverei. An diesem Pfahl wurden die Sklaven seinerzeit zum Verkauf zur Schau gestellt.

Der Niedergang von Ribeira Grande erfolgte schon frühzeitig und stetig. Aufgrund der  ewigen Attacken durch Freibeuter verlor Ribeira Grande nach und nach seine überragende Bedeutung als Umschlagsplatz der Sklaven. Ständige Kriege in Europa führten zu einem Handelsrückgang und die Portugiesen konzentrierten sich lieber auf Brasilien, so dass die Kapverden ihre Bedeutung für die Kolonialregierung verlor. Auch steuerten die Seefahrer lieber den 6 Seemeilen weiter südlich liegenden Hafen Praia de Santa Maria an, das schon frühzeitig Bischhofssitz wurde.

Im Jahre 1712 nahm der Franzose Jaques Cassart das Fort Real de São Filipe im Handstreich, plünderte und zerstörte die Cidade Ribeira Grande fast völlig, so dass einige Jahre später der Regierungssitz offiziell nach Praia verlegt wurde. Da für den Aufbau der Stadt Praia das Baumaterial fehlte, wurden viele Gebäude in Riberia abgetragen und in Praia wieder aufgebaut. So wurde aus Ribeira Grande die „alte Stadt”, portugiesisch Cidade Velha. Anschließend geht die Fahrt weiter in das dicht bewaldete und feuchte Inselinnere.

Die Straßen führen teilweise in Serpentinen durch die malerische Berglandschaft, vorbei am Pico Antonia, der sich pünktlich zum Fotostopp einmal wolkenlos zeigt. Die Tierwelt auf den Kapverdischen Inseln ist spärlich. Bis auf die Meeresschildkröten, die ihre Eier am Strand ablegen und über 160 verschiedene Vogelarten, darunter dem farbenfrohen Graukopfliest, gibt es hier nur eine spärliche Tierwelt. In den Wäldern auf Santiago soll es noch ein paar Affen, die grüne Meerkatze geben, die von den Seefahrern aus Westafrika ausgesetzt worden sind, zeitweise halten sich auch die Inselbewohner diese Affen als „Haustiere”. Neben Fledermäusen, Geckos und vielen Spinnen und Gliedertieren findet man aber beispielsweise keine Schlangen auf den Inseln. Hingegen das Meer um die Inseln von einem enormen Arten- und Fischreichtum gekennzeichnet ist, so dass die Fischerei eine wichtige Nahrungs- und Einkommensquelle für die Bewohner der Inseln ist.

Die Inselfahrt geht weiter zur Hochebene von Assomada, der drittgrößten Stadt der Kapverden und zentraler Handelsplatz der Insel. Assomada ist sicherlich keine Schönheit, viele der noch im Rohbau befindlichen Häuser werden erst dann fertiggestellt, wenn genügend Geld vorhanden ist oder aber Familienangehörige aus Übersee Devisen mitbringen. In Assomada findet Mittwochs und Samstags immer ein großer bunter Wochenmarkt statt und die Stadt pulsiert. Neben einem sehr reichhaltigen Obst- und Gemüseangebot aus heimischer Ernte werden hier auch Haushaltsgegenstände und Möbel verkauft. Hier sollte man sich ein wenig Zeit nehmen, um diesen lebendigen und farbenfrohen Markt mit ganz einzigartigen Gerüchen zu erleben. Auffällig ist, dass der Handel meist nur von den Frauen vollzogen wird, die dann auch die gekaufte Ware, meist auf dem Kopf tragend, nach Hause bringen.

Mit einzigartigen Eindrücken vom Marktgeschehen aus Assomada geht die Fahrt weiter an die Ostküste der Insel zur Gemeinschaft der Rabelados. Die Rabelados („Die Rebellen”) sind eine Religionsgemeinschaft, die sich aus der Revolte gegen die Liturgiereform der katholischen Kirche in den 1940er Jahren gründete. Von den Portugiesischen Machthabern als Terroristen diffamiert, wurden sie lange verfolgt, inhaftiert und auf andere Inseln verschleppt, um so den vermeintlich drohenden organisierten Widerstand zu verhindern. Durch ihre isolierte gesellschaftliche und räumliche Lage haben sie sich bis heute viele Riten und Traditionen erhalten, die sonst in Kapverden nicht mehr zu finden sind. Erst seit Beginn des neuen Jahrtausend hat sich die Rabelado-Gemeinschaft der Außenwelt mehr geöffnet. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit eines ihrer Dörfer  zu besichtigen. Die Rabelados wohnen noch heute in einfachen Strohhäusern.

Bei der Fahrt an die Ostküste der Insel sieht man wieder eine ganz andere Landschaft. Man passiert kleine Buchten mit weißem oder schwarzem Sand oder aber Kies, die manchmal kleinen Fischerbooten als Liegeplatz dienen. Beim Blick auf die Landseite erkennt man das immergrüne fruchtbare Ribeira Principal. Zielpunkt der großen Inselrundfahrt ist die palmenumsäumte Bucht von Tarrafal, hier gibt es ein wenig Tourismus. Hier bleibt meist noch Zeit für ein erfrischendes Bad in der traumhaften und windgeschützten Sandbadebucht. Auch die wohlhabende Bevölkerungsschicht aus Praia kommt am Wochenende oft an diese Bucht. Am kleinen Fischerhafen lassen sich ankommende Boote beobachten, am Kirchplatz und oberhalb des Strandes gibt es ein paar Bars.

Der Name Tarrafal ist auch noch heute bei den Portugiesen und den Einheimischen ein schaurig-geflügeltes Wort, wurde hier doch am Ortsrand ein Konzentrationslager mit Zellenblöcken und Folterkammern betrieben.  Die ersten Gefangenen, Marinesoldaten die an einer Revolte in Portugal teilgenommen hatten, saßen bereits 1936 hier ein. Unter der portugiesischen „Salazar-Regierung” wurde das Lager ab 1961 in ein Arbeitslager umbenannt und noch 1971 wurden hier nicht nur politische Häftlinge der Kapverden, sondern auch Widerständler der ehemaligen Kolonie Angola eingesperrt. Heute befindet sich eine Ausstellung in einer ehemaligen Holzbaracke am Eingang des Lagers.    

Die Rückfahrt führt dann über den Naturpark Serra Malagueta und nach der Hochebene von Assomada geht es durch die Ribeira de Flamengos hinunter zur Küstenstraße. Der Weg durch das fruchtbare Tal mit Bananenplantagen, Papayabäumen und Zuckerrohrplantagen führt vorbei am ersten Stausee der Kapverden. Zwischendurch geht es vorbei an einer landestypischen Destille, wo der bekannte Grogue hergestellt wird, ein hochprozentiges Getränk, was die Einheimischen fast zu jeder Tageszeit konsumieren. Dieser Rum wird auf den Kapverden schon seit über 500 Jahren aus Zuckerrohr gebrannt und noch heute gibt es zahlreiche private Schnapsbrennereien, die in zum Teil abenteuerlichen Gerätschaften diesen wohlschmeckenden Schnaps brennen. Immerhin werden jährlich im ganzen Land 1,7 Millionen Liter Grogue hergestellt und bis in die USA exportiert.

Wer keinen Inselausflug auf Santiago gebucht hat, nutzt die Zeit, um sich die pulsierende Hauptstadt Praia anzuschauen, rund zwei Kilometer vom Hafen entfernt. Praia ist geschäftig, laut und hektisch − eben eine typische Großstadt. Neben Geschäftsleuten, Diplomaten (im Villenviertel Prainha zu Hause) und Regierungsabgeordneten tummeln sich im Zentrum noch tausende Pendler, die täglich aus dem Rest der Insel in die Stadt fahren. Auch wenn Praia wenig touristisch ist, gibt es einiges zu entdecken. So der auf einem Plateau gelegene Altstadtkern mit seinen prächtigen Häusern aus der Kolonialzeit und der Praça Alexandra de Albuquerque. Hier befinden sich auch die Kirche Nossa Senhora da Graça, der Lebensmittelmarkt, der Justizpalast, das Museo Ethnográfico, der Präsidentenpalast, das Parlamentsgebäude im Stadtteil Achada de Santo António, und die Altstadtfestung Bateira, von der aus man einen wunderschönen Blick auf das Meer genießen kann. Als städtische Strände bietet sich die Sandbucht „Praia Prainha” oder die „Kebra Canela” nahe dem Stadtviertel Prainha an.

Früh gegen 18.30 Uhr geht die Sonne unter und mit dem letzten Tageslicht nimmt die AIDAvita Abschied von den Kapverdischen Insel, Kurs gen Norden in das 1.715 Kilometer entfernte Santa Cruz de Tenerife, so zu diesem Zeitpunkt noch die Planung. Doch die starken Winterstürme über dem nördlichen Atlantik, die auch Auswirkungen auf das Seegebiet bei den Kanarischen Inseln mit starkem Seegang haben, machen einen Fahrplanwechsel notwendig. Wie Kapitän Ziegler den Gästen im Theater erläutert, wird ein starkes Sturmtief für die kommenden Tage erwartet, so dass dann ein Anlaufen von Fuerteventura nicht mehr möglich wäre. Somit wird der Fahrplan, unter großem Beifall der Passagiere, dahingehend geändert, dass man zunächst Fuerteventura, dann Lanzarote, La Palma und dann erst Teneriffa ansteuert. Trotz des zum Teil starken Seeganges ist die Stimmung an Bord ausgesprochen gut, die Passagiere beschäftigten sich tagsüber mit Sport, Tanzkursen oder Brettspielen; Langeweile kommt überhaupt nicht auf.

Nach zwei Seetagen erreicht die AIDAvita am Vormittag Puerto del Rossario, die Hauptstadt der Kanareninsel Fuerteventura mit rund 24.000 Einwohnern. Die Stadt liegt in einer weiten Bucht am Fuße von karg ansteigenden Bergen im Osten der Insel. Die Nachbarinsel Lanzarote liegt von hier aus nur in 65 Kilometer Entfernung und ist vom Norden der Insel gut zu erkennen. Die karge Insel Fuerteventura hat erst durch die Entstehung des Massentourismus einen gewaltigen Wandel vom früheren Leben für die Fischer und Ziegenhirten gemacht. Heute ist die langgestreckte Insel die Hochburg der europäischen Windsurfer und Wellenreiter. In den vergangenen Jahrzehnten sind vor allem an der Ostküste, so in Jandia und Costa Calma unzählige Hotels und Apartmentanlagen aus dem Boden gestampft worden.

Am nächsten Tag nimmt die AIDAvita dann Kurs auf Lanzarote. Hier im Hafen von Arrecife kommt es, bedingt durch den Fahrplanwechsel, zu einem einmaligen Familientreffen zwischen der AIDAvita und der erst im Frühjahr 2013 in Dienst erstellten und wesentlich größeren AIDAstella, die in diesem Winter einwöchige Kanarenkreuzfahrten unternimmt. Auf Lanzarote eröffnen sich für den Besucher unvorstellbare vielfältige Vulkanlandschaften, der Nationalpark Timanfaya mit seinen eindrucksvollen Feuerbergen und überall die berühmten Werke des Künstlers und Architekten César Manrique. Neben geführten Touren werden auch Reittouren über die Insel oder aber Buggy-Touren über Stock und Stein der Vulkanlandschaft angeboten.

Am Abend geht es von Lanzarote dann rund 30 Seemeilen weiter westlich, La Palma, die herzförmige kanarische Insel soll der nächste Anlaufhafen sein. Doch früh morgens ist der Wind so stark, dass Kapitän Ziegler die Notbremse ziehen muss – ein sicheres Einlaufen in den Hafen von Santa Cruz auf La Palma ist nicht möglich. Das Schiff dreht ab und nimmt Kurs auf Teneriffa, das dann am Abend des gleichen Tages erreicht wird. Auch für diese „sichere” Entscheidung erhält Kapitän Ziegler später von den anwesenden Passagieren im Theater tosenden Applaus. Durch den Ausfall von La Palma bleibt die AIDAvita somit zwei Tage in Santa Cruz auf Teneriffa liegen. Dadurch haben die Passagiere eine gute Möglichkeit, sich das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Insel einmal bei Nacht anzuschauen.

Die größte Sehenswürdigkeit der 2.034 Quadratkilometer großen Insel Teneriffa ist auch schon aus weiter Entfernung sichtbar, der Pico del Teide, ein gigantischer, in den Wintermonaten meist schneebedeckter Vulkan, der sich 3.718 Meter über den Meeresspiegel erhebt und damit der höchste Berg Spaniens ist. Die Insel ist voller Kontraste, mit quirligen Touristenzentren und abgelegenen Dörfern, von der Sonne verwöhnten Badestränden und schneebedeckten Bergen.

Die Hauptstadt Santa Cruz wurde bereits im 15. Jahrhundert gegründet und ist heute eine geschäftige Einkaufsstadt mit 220.000 Einwohnern. Die Stadt liegt mit seinem großen Handels- und Fährhafen in einer geschützten Bucht am Fuße des Anaga-Gebirges. Teneriffa ist neben Gran Canaria einer der am stärksten besuchten Kreuzfahrthäfen der Kanarischen Inseln. Somit kommt es am ersten Tag auch zu einem weiteren Familientreffen zwischen der AIDAvita und der 2010 erbauten AIDAblu. Nach zwei erlebnisreichen Tagen für die Passagiere, zwischen Natur, Kultur und Shopping auf Teneriffa, nimmt die AIDAvita dann am vorletzten Abend wieder Kurs auf den winterlichen Basishafen Las Palmas. Im Kreuzfahrthafen Las Palmas heißt es dann für die 1.200 Passagiere Abschied zu nehmen von der 2.917 Seemeilen langen Kreuzfahrt mit einzigartigen und unvergesslichen Eindrücken von den Kapverdischen Inseln. Auch in den nächsten Jahren hat AIDA Cruises die erfolgreiche Reise „Kanaren 16” zu den Kapverdischen Inseln im Programm, im Winter 2014/15 und 2015/2016 wird diese dann von der AIDAaura durchgeführt.

Auch der deutsche Mitbewerber TUI Cruises hat inzwischen die Kapverden im Programm und wird das Archipel mit der MEIN SCHIFF 4 im Winter 2015/2016 mehrmals besuchen. Das Ziel Kapverdische Insel ist für die Kreuzfahrtreedereien sicherlich noch ausbaufähig, so wäre beispielsweise ein Besuch der Badeinseln Sal und Boa Vista oder auch der Vulkaninsel Fogo wünschenswert. Dafür könnte dann ein von vielen Gästen bereits schon bekannter Anlaufhafen auf den Kanarischen Inseln gestrichen werden.

Für die überaus freundliche und hilfsbereite Crew der AIDAvita steht in Las Palmas zunächst wieder ein Passagierwechsel an, die Betten müssen für die nächste Reise wieder neu bezogen und zunächst rund 1.860 Koffer von Bord gebracht werden. Zudem müssen die Lagerräume wieder mit Proviant aufgefüllt werden, der per Container aus Deutschland angeliefert wird. Während der 14-tägigen Reise wurden die Vorräte ziemlich aufgebraucht, so wurden 1.129 Kilogramm Kaffee, 5.300 Liter Milch, 28.000 Eier, 2.650 Liter Milchspeiseeis, 4.500 Liter Bier, 7.600 Liter Rotwein, 4.000 Kilogramm Kartoffeln, 19.500 Brötchen, 4.500 Kilogramm Ananas und 3.500 Stück Melonen verbraucht. In der Schiffswäscherei wurden 16.630 Wäschestücke gereinigt, davon allein rund 5.000 Handtücher aus dem Saunabereich und aufgrund des starken Seeganges wurden an der Rezeption von den immer freundlichen Mitarbeiterin insgesamt 1.100 Tabletten gegen die Seekrankheit ausgegeben. Weiterhin wurden für den Schiffsbetrieb 591 Kubikmeter Treibstoff verbraucht, sowie 5.620 Kubikmeter Wasser produziert. www.aida.de

Das Fortalezza Real de Sãn Filipe, mit seinen Kanonen und Befestigungsanlagen, die die alte Hauptstadt Cidade Velha schützen sollte.Das Fortalezza Real de Sãn Filipe, mit seinen Kanonen und Befestigungsanlagen, die die alte Hauptstadt Cidade Velha schützen sollte.

Cidade Velha – die Kirche Nossa Senhora. 

Cidade Velha – die Kirche Nossa Senhora.

Historischer Pelourinho auf dem Marktplatz in Cidade Velha.Historischer Pelourinho auf dem Marktplatz in Cidade Velha.

Insel Santiago –  Blick auf den Pico Antonio mit Wolken, wir sind auf dem Weg nach Assomada.Insel Santiago – Blick auf den Pico Antonio mit Wolken, wir sind auf dem Weg nach Assomada.

 

Insel Santiago – fruchtbares Tal in den Archadas.Insel Santiago – fruchtbares Tal in den Archadas.

Insel Santiago – In der Sandbucht von Tarrafal.Insel Santiago – In der Sandbucht von Tarrafal.

 

Santiago – Besuch der Rabelados, Schilfstrohhütten in traditioneller Bauweise.Santiago – Besuch der Rabelados, Schilfstrohhütten in traditioneller Bauweise.

Markttag in Assomada ...

Markttag in Assomada ...

... verkauft werden frisches Obst und Gemüse.... verkauft werden frisches Obst und Gemüse.

Fuerteventura – AIDAvita im Hafen von Puerto del Rosario.Fuerteventura – AIDAvita im Hafen von Puerto del Rosario.

Fuerteventura – Eine der Wahrzeichen in der kargen Landschaft sind die traditionellen Windmühlen.Fuerteventura – Eine der Wahrzeichen in der kargen Landschaft sind die traditionellen Windmühlen.

 

Fuerteventura – Hier südlich von Corralejo ist ein Bade- und Surferparadies.Fuerteventura – Hier südlich von Corralejo ist ein Bade- und Surferparadies.

Fuerteventura – Karge Vulkan- und Wüstenlandschaft im Norden der Insel.
Fuerteventura – Karge Vulkan- und Wüstenlandschaft im Norden der Insel.
Lanzarote – Bootshafen in Arrecife.
Lanzarote – Bootshafen in Arrecife.

Lanzarote – Das Castilio de San Gabriel in Arrecife.Lanzarote – Das Castilio de San Gabriel in Arrecife.

  Lanzarote – Malerischer Yachthafen in Puerto Calero.
Lanzarote – Malerischer Yachthafen in Puerto Calero.
Teneriffa in Sicht nach einer stürmischen Überfahrt auf der AIDAvita.
Teneriffa in Sicht nach einer stürmischen Überfahrt auf der AIDAvita.

Teneriffa – Drei Großsegler begrüßen die deutschen Gäste. STAATSRAD LEHM-KUHL links, ALEXANDER VON HUMBOLDT II Mitte und die GORCH FOCK rechts.Drei Großsegler begrüßen die deutschen AIDAvita-Gäste. STAATSRAD LEHMKUHL links, ALEXANDER VON HUMBOLDT II Mitte und die GORCH FOCK rechts.

  Teneriffa – Das berühmte Auditorio de Tenerife – der Konzertsaal in Santa Cruz de Tenerife.Teneriffa – Das berühmte Auditorio de Tenerife – der Konzertsaal in Santa Cruz de Tenerife.

Teneriffa – Die Plaza de la Iglesia in Santa Cruz de Tenerife.  Teneriffa – Die Plaza de la Iglesia in Santa Cruz de Tenerife. 

 

Teneriffa – Parkanlage mit-Wasserspiel am Placa de Espana.Teneriffa – Parkanlage mit-Wasserspiel am Placa de Espana.

Teneriffa – Der Pico del Teide ist der höchster Berg Spaniens.Teneriffa – Der Pico del Teide ist der höchster Berg Spaniens.

 

Die Passagiere nutzen die lange Liegezeit in Santa Cruz zum Sonnenbad an Bord.Die Passagiere nutzen die lange Liegezeit in Santa Cruz zum Sonnenbad an Bord.

Am Abend läuft auch die AIDAblu neben der AIDAvita in Santa Cruz ein.Am Abend läuft auch die AIDAblu neben der AIDAvita in Santa Cruz ein.

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