Anfang April befuhr ich mit dem schönen
Flusskreuzfahrtschiff TUI MELODIA einen Teil der Donau. Meine Reise führte
mich von Passau nach Wien, Budapest, Bratislava, Melk und schließlich zurück
nach Passau. Der „Charme der Donau” entfaltete sich mir in voller Pracht, im
positiven wie auch im negativen Sinne. Das Motto „TUI Flussgenuss” war
durchgängig präsent und lud zu einer Entschleunigung ein, auf die ich
gespannt war.
4. April 2014 – Passau
Bereits einen Tag
vor Reisebeginn fuhr ich mit dem PKW gen Passau. Schon vor Monaten hatte ich
eine Flusssuite im Hotel Residenz Passau gebucht. Das Hotel, welches unter
familiärer Führung steht, bot ein überzeugendes Package für Übernachtung,
PKW-Unterstellung und Gepäcktransfer zum Schiff an. Am Morgen des
Anreisetages bekam ich noch eine E-Mail, in welcher stand, dass man sich
schon auf mich freute und zudem die Wettervorhersage für Passau beinhaltete.
Netter Service.
Am frühen Abend
erreichte ich das Hotel und wurde herzlich empfangen. Die Flusssuite hielt,
was sie versprach und bot neben einem wunderbaren Ausblick auf die Donau
eine schöne moderne und sehr stylische Einrichtung. An alles war gedacht.
Sehr charmant fand ich auch, dass man ein Kuscheltier hätte ausleihen
können, falls man sein Eigenes vergessen hatte. Nun, ich hatte meins dabei
und verbrachte eine erste entspannte schöne Nacht in dem Hotel.
5. April 2014 – Passau
Das Frühstück am
Morgen im Hotel ließ keine Wünsche offen. Eierspeisen, Würstchen, üppiger
Aufschnitt, auch regionale Delikatessen, diverse Säfte, verschiedene
Marmeladen und Quarksorten ließen mich gut gelaunt in den Tag starten. Auf
dem Tisch lag eine kleine Infomappe mit den heutigen Veranstaltungen der
Stadt und dort las ich auch, dass die Donau, wenn sie sieben Meter hoch
stand, zu Gast im Hotel sei. Mein Blick am Morgen aus dem Fenster hatte mir
eher niedrigen Wasserstand gezeigt. Ich begann mich an das letzte Jahr und
an das Hochwasser zu erinnern. Als Autorin hatte ich selbst Spenden für die
Region gesammelt, doch irgendwie war das in Vergessenheit geraten. Als ich
die nette Dame am Empfang fragte, bis wohin denn das Wasser letztes Jahr
gestanden hatte, zeigte sie auf die Fenster im ersten Stock. Das schockierte
mich nun wirklich und ich begriff, dass alle Räumlichkeiten im Erdgeschoss
neu renoviert worden waren.
Gegen 11 Uhr fuhr
ich mit dem PKW bei der Firma Eckerl vor. Die nette Mitarbeiterin empfing
mich herzlich und erledigte die Papiersachen. Auch mit ihr sprach ich über
das Hochwasser. Sie zeigte mir genau wo damals die Stege gestanden hatten
und führte aus, dass die Warnungen zu spät kamen und man kaum Mobiliar hatte
retten können. Danach fuhr sie mich mit meinem Auto zur TUI MELODIA, sie lag
im „Päckchen” hinter einem Schiff der Viking Line am Anleger 14. Netterweise
half die Dame mir auch noch, mein umfangreiches Gepäck an Bord zu bringen.
Nachdem ich meinen
Kooperationspartner und Illustrator Boris Noruschat begrüßt hatte, der mit
dem Zug angereist war, blieb noch Zeit für einen Besuch in der Fußgängerzone
in Passau. Ich kaufte ganz wunderbare Hausschuhe aus Fell, die nie mehr
Rückenschmerzen versprachen, es gab sie zum Sonderpreis, sie waren ein
Relikt des Hochwassers. Bei meinem Spaziergang durch die Stadt sah ich immer
wieder Läden, die leer standen. In ihren Schaufenstern hingen Plakate, sie
bedankten sich bei den Spendern, doch trotz diesen war es ihnen nicht mehr
möglich gewesen, ihre Existenzen aufrecht zu erhalten.
Pünktlich um 16 Uhr verließ die TUI MELODIA Passau
am Flusskilometer 2225. Schon nach knappen 20 Kilometern erreichten wird die
erste Schleuse, Jochenstein, die Deutschland von Österreich abgrenzte.
Leider war das Wetter ein wenig trübe, doch die Passage des berühmten
„Drei-Flüsse-Ecks” ließ sich kaum jemand entgehen. In meiner „Sofakabine”
hatte ich mich inzwischen eingerichtet. Die MELODIA gehörte zu den
sogenannten Twin-Cruisern, die dank ihrer Bauart ein besonders geräuscharmes
Reisevergnügen boten. Das Schiff verfügte über 89 Außenkabinen auf drei
Decks. Meine Kabine hatte einen französischen Balkon, war aber mit 12
Quadratmetern doch eher klein. „Sofakabine” bedeutete, dass man tagsüber ein
Sofa hatte, welches nachts zu einem doch sehr komfortablem Bett umgebaut
wurde.
Um 17 Uhr begann
dann der TUI Welcome Cocktail, mit anschließender Sicherheitsinfo und der
Ausflugspräsentation. Danach stand bereits die Premierenlesung meines neuen
Buches -„Wellengeflüster II Neue Seegänge mit Brina Stein” – auf dem
Programm. Das Abendessen im Restaurant war heute eine Mischung aus Buffet
und servierten Speisen. Ich fand einen sehr schönen Tisch und hatte Glück,
denn ihn bediente eine sehr nette Dame aus Ungarn. Obwohl TUI-Schiffe freie
Platzwahl boten, blieben doch auch hier die Gäste „ihrem Tisch” treu. So war
es auch auf dieser Reise. Nach der LoungeTime stand heute eine lustige
Vorstellung der Crew auf dem Programm. Danach traf ich gemeinsam mit Boris
noch die letzten Absprachen mit der Cruise Directorin für die nächsten Tage.
Nachdem wir das wunderschön beleuchtete Linz passiert hatten, fiel ich doch
sehr müde in mein bequemes Sofabett.
6. April 2014 – Wien
Bei schönstem
Sonnenschein genoss ich am Morgen das erste Frühstück an Bord. Die Auswahl
war gut und reichhaltig. Diverse Säfte, Aufschnittplatten mit Wurst und Käse
waren in Büffetform gerichtet. Zusätzlich gab es eine Eierstation und so
ließ ich mir gut gelaunt ein frisches Omelette zubereiten. Natürlich gab es
auch eine große Auswahl an Obst, diversen Joghurts und Marmeladen. Das
Restaurant besteht aus zwei Teilen und im unteren Bereich hatte man einen
wunderschönen Blick auf die Heckwelle des Schiffes. Heckwellen zu
fotografieren ist eine meiner Leidenschaften und so nahm ich mir fest vor,
morgen mit meinem Fotoapparat zum Frühstück zu kommen.
Um 9.30 Uhr hatten
Boris und ich den ersten Infotreff zu unseren Kursen. Aufgrund des guten
Wetters blieb der große Ansturm aus, doch mit einigen Gästen führten wir
interessante Gespräche über Kunst und Literatur und stellten auch unsere
Arbeitstechniken vor. Um 11 Uhr begann dann die obligatorische
Seenotrettungsübung an Deck. Sie war viel kürzer als auf Hochseeschiffen. Je
näher wir Wien kamen, desto schlechter wurde leider das Wetter. Die Schleuse
Greifenstein am Flusskilometer 1949 bereitete uns eine längere Wartezeit, so
dass wir erst gegen 13 Uhr in Wien festlagen. Dort wurden wir schon von
lieben Bekannten erwartet.
Sie durften an Bord
kommen, erhielten einen Besucherausweis und wir zeigten ihnen das ganze
Schiff. Sie waren zuvor noch nie auf einem Flusskreuzfahrtschiff gewesen und
waren sehr beeindruckt, wie schön doch alles eingerichtet war. Als sie gehen
16 Uhr das Schiff verließen, kam Starkregen auf. Ich kannte Wien von
vorherigen Reisen und nutzte dann lieber den Wellnessbereich. Ein Saunagang
und ein Bad im Whirlpool entspannten mich hervorragend. Nach dem Abendessen,
welches ganz auf die Wiener Küche angestimmt war, wurden Holzspiele in der
Lounge angeboten.
Jedoch waren nicht
viele Gäste an Bord, die meisten hatten den Abendausflug zum Heurigen
gebucht. Gegen 22 Uhr nahm ich noch den LateNight Snack ein, der jeden Tag
gereicht wurde und als das Schiff um 23 Uhr ablegte, ging ich zu Bett. Meine
Kabinenstewardess dekorierte immer sehr liebevoll meine kleinen Stofftiere,
die immer mit mir reisen. Jeden Abend übrigens anders, da hatte man immer
zum Einschlafen en Lächeln auf den Lippen. Abends fand man auch immer das
Programm für den nächsten Tag, ein kleines Betthupferl aus Schokolade und
eine „Gute Nacht Geschichte” auf dem Bett vor.
|
|
7. April 2014 − Budapest
Wieder lachte die
Sonne vom Himmel, doch wir fuhren recht schnell und so war es an Deck sehr
windig. Wieder fiel mir der geringe Wasserstand der Donau auf. Teilweise
ragten mitten im
Fluss ganze Inseln aus dem Wasser. Die Passage erforderte das ganze Geschick
unseres Kapitäns. Am Vormittag fand sowohl mein Kurs „Kreatives Schreiben
mit Brina Stein – Schreiben Sie ihren eigenen Seegang” als auch die
„Malzeit” mit Boris Noruschat statt. Vor dem Mittagessen passierten wir die
Stadt Esztergom am Flusskilometer 1718 in Nordungarn, welche früher die
Hauptstadt des Landes gewesen war. Ihr gegenüber lag die slowenische Stadt
Sturovo, die Grenze verlief direkt durch die Donau. Die Kathedrale von
Esztergom bot ein wunderschönes Fotomotiv.
Nach dem
Mittagessen, heute gab es Spezialitäten aus Ungarn, trafen Boris und ich uns
auf dem Vordeck zu einem Arbeitstreffen. Doch als wir das sogenannte
Donauknie passierten und sich der erste Blick auf die Stadt Budapest am
Flusskilometer 1640 bot, war es mit dem Arbeiten vorbei. Wir genossen eine
atemberaubende Einfahrt, vorbei am Parlament, durch alle Brücken hindurch
und legten schließlich am Liegeplatz Mahart Nr. 4 an. Wir lagen mal wieder
im „Päckchen” direkt an dem Schiff RIVER BEATRICE. Da ich Budapest und seine
Sehenswürdigkeiten schon von einem früheren Besuch kannte, bummelte ich
lediglich ein wenig durch die große Markthalle, die sich unweit des Anlegers
befand.
Ich kaufte einige
regionale Spezialitäten und schlenderte danach noch durch die kleine
Altstadt. Die Geschäfte dort sind leider alle sehr touristengeprägt und
wenig reizvoll. Es gab zahlreiche Lokale und fast vor jedem stand jemand,
der einen hereinbat. Ich schüttelte immer freundlich mit dem Kopf, denn mein
Ziel war das griechische Restaurant Taverna Dionysos, welches sich genau
gegenüber des Anlegers befand und eine hervorragende Küche bot. Man konnte
draußen sitzen und das leckere Essen und den guten Service genießen. Belohnt
wurde man zudem mit dem Ausblick auf den Gellértberg, auf welchem sich ganz
oben die Freiheitsstatue von Budapest befand.
Das Abendessen an Bord sparte ich – verständlich −
ein. In der Lounge lief heute die lange Filmnacht, doch ich zog es vor,
draußen auf dem Vordeck den Sonnenuntergang zu beobachten und dann zu sehen,
wie Budapest bei Nacht nach und nach erstrahlte. Die Zeit bis zur
Lichterausfahrt um 22 Uhr 30 nutzte ich zum Schreiben. Gegen 22 Uhr kehrte
Boris begeistert von seinem Ausflug „Budapest bei Nacht” zurück an Bord. Als
LateNight Snack gab es heute ungarische Gulaschsuppe, die ganz hervorragend
schmeckte. Die Ausfahrt, speziell die Durchfahrt unter der beleuchteten
berühmten Kettenbrücke und die Passage des Parlaments, hinterließ Gänsehaut
pur, so eindrucksvoll war diese. Budapest war unser südlichstes Ziel, wir
begaben uns wieder die Donau hinauf in Richtung Passau.
8. April 2014 − Bratislava
Erneut schien die
Sonne über der Donau, als ich den Vorhang meiner Kabine zur Seite zog. Mein
Schreibkurs war erst für 11 Uhr angesetzt und so genoss ich den Morgen in
aller Ruhe. Nach meiner Durchsage mit Hinweis auf den Kurs kam leider kein
Gast. Ich begann Boris zu suchen, der vor mir seine „Malzeit” hatte.
Tatsächlich, da saßen „meine” Leute und arbeiteten so vertieft, dass ich sie
nicht stören wollte. Anstatt Mind Mapping mit den Gästen zu machen,
arbeitete ich ein wenig selbst an neuen Projekten. Hin und wieder kamen
Gäste vorbei und schauten interessiert zu. Noch vor dem Mittagessen
erreichten wir eine der größten Schleusen Europas, die Doppelschleuse
Gabcikovo am Flusskilometer 1819. Das war ein echtes Schauspiel, oben auf
der Schleuse warteten zahlreiche Besucher auf unsere Ankunft.
Um 14 Uhr erreichten wir Bratislava und legten
unweit der Altstadt an. Ich schlenderte ein wenig durch die Fußgängerzone,
die einen schönen mittelalterlichen Charakter hatte. Erneut kaufte ich
kleine Spezialitäten, unter anderem sehr leckere mit Mohn gefüllte Hörnchen.
Dies war im ältesten Laden der Stadt und eine Empfehlung der netten
Verkäuferin. In einem anderen Laden sah ich dann einen entzückenden kleinen
Gesellen, bei uns bekannt als „Der kleine Maulwurf”, heißt er in Bratislava
Krtek. Meine Kabinenstewardess freute sich am Abend über das neue
Kuscheltier in meiner Kabine. Überall an verschiedenen Plätzen in Bratislava
waren einzigartige Statuen zu sehen. Diese wurden damals errichtet, um die
Stadt zu verschönern und die kommunistische Ära zu verdrängen. Ich nahm noch
eine kleine Brotzeit mit Wurst und Käse zu mir, doch so richtig authentisch
war leider nur das Bier.
Als es begann leicht zu nieseln machte ich mich auf
den kurzen Rückweg zum Schiff. Ich ruhte ein wenig aus, denn am Abend stand
das GalaDinner im Restaurant auf dem Programm. Der junge, talentierte und
sehr kreative Koch verwöhnte uns mit einem wunderbaren 5-Gänge-Menü. Viele
Gäste hatten sich dem Anlass sehr festlich gekleidet. Auch wir natürlich.
Danach bot die Lounge Musik und Tanz, doch Boris wollte lieber noch an
seiner Flusskarte malen und mir war auch nicht nach Party. Die Musik war
übrigens nach meinem Geschmack, deutsche Schlager gemixt mit Oldies.
9. April 2014 − Melk
Am nächsten Morgen
fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein durch die Wachau. An Deck war es
jedoch sehr windig, so verfolgte ich die Durchfahrt wie die meisten Gäste
aus der Lounge. Nebenbei konnte ich hervorragend an meinen Schreibprojekten
arbeiten. Kurz vor Melk passierten wir noch das Sissi-Schloss. Als wir Melk
erreichten waren alle Anleger besetzt, ich zählte fünf weitere
Kreuzfahrtschiffe, die schon dort lagen. Wir wichen aus und legten ein wenig
weiter im Wald an. Ich empfahl Boris unbedingt das Kloster zu besuchen. Dazu
brach er dann auf.
Eigentlich hatte ich einen Ausflug in die süße kleine
Stadt Melk geplant, die unterhalb des Klosters lag, doch es war ein heftiger
Sturm aufgekommen und es zog mich in den Wellnessbereich. Dort entspannte
ich für meine zweite Lesung am späten Nachmittag. Als Boris zurückkam,
schwärmte er von dem Kloster, aber er zeigte mir auch Fotos von Melk. Ich
konnte es nicht fassen, die ganze Stadt musste bei dem Hochwasser 2013 unter
Wasser gestanden haben und wurde nun erst renoviert. Auch hier hatte der
Charme der Donau seine Spuren hinterlassen.
Nach der Kaffeestunde hielt ich meine zweite Lesung.
Ich lass eine Geschichte aus „Wellengeflüster I Neunzehn Seegänge mit Brina
Stein”, die auf einem Flussschiff spielte. Danach versteigerten Boris und
ich die von ihm erstellte Flusskarte der Reise. Den Erlös bekam die Crew.
Dann ging alles sehr schnell. Der „Farewell-Cocktail” in der Lounge, das
letzte Abendessen und später am Abend die Vorführung des Reisevideos der
letzten Tage. Dazwischen schaffte ich es auch die Koffer zu packen. Immerhin
bis Mitternacht verquatschte ich mich noch mit einem netteren jüngeren Paar
in der Lounge.
10. April 2014 − Passau
Das Frühstück wurde
bis 9 Uhr serviert und zu dieser Zeit sollte man auch die Kabinen räumen.
Ich hielt den Zeitplan ein und wartete mit Boris im sogenannten „Club” auf
die Ausschiffung. Das war die Raucherlounge, denn die eigentliche Lounge war
mit Gästen total überfüllt. Das Wetter war eher regnerisch und grau, genauso
wie wir die Stadt vor nur wenigen Tagen verlassen hatten. Pünktlich um 10
Uhr legten wir am Anleger 14 in Passau an. Wir wurden nach „Farben”
ausgeschifft. Die Gangway war sehr steil und eine echte Herausforderung an
diesem Morgen. Boris machte sich auf den Weg zum Bahnhof, ich wartete auf
mein Auto, welches kurze Zeit später an die Pier geliefert wurde. Eine
interessante Reise mit vielen Einrücken ging zu Ende.
„TUI Flussgenuss” –
schade, dass es den bald nicht mehr gibt.
Ich war überrascht, aber tatsächlich hatte ich auf dem Fluss in nur fünf
Tagen ein wenig entschleunigt.
|