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Die
VIKING CINDERELLA einlaufend in Stockholm. |
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Kai Ortel Party-Kreuzfahrt durch die Schären 22 Stunden an Bord der VIKING CINDERELLA |
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„Das ist aber nicht Bullerbü!” Für die eigene Ehefrau, in Sachen Schiffsreisen zwischen Schweden und Finnland bislang unerfahren, bricht eine Welt zusammen, als die VIKING CINDERELLA in Stockholm ihre tägliche 22 Stunden-Kreuzfahrt nach Mariehamn beendet. Denn was da im Stadsgården-Terminal das Schiff verlässt, grölt in erweiterter Zimmerlautstärke schwedische Trinklieder, schwankt bisweilen stark angeheitert in verschiedene Richtungen oder befindet sich anderweitig in einem Zustand gesteigerter Lebensfreude. Doch der Grund hierfür ist einfach: Die
Åland-Inseln, deren Hauptstadt Mariehamn ist, besitzen weitgehende
politische und wirtschaftliche Autonomie und verfügen auch zollrechtlich
über einen Sonderstatus. Die Mariehamn anlaufenden Schiffe bieten also die
Möglichkeit zum zollfreien Einkauf auch von Spirituosen, und genau hier
endet sozusagen Astrid Lindgrens heile Welt. Zwar ist der Konsum von an Bord
gekaufter Ware in den Kabinen untersagt, doch wer will schon kontrollieren
(und wie), was hinter den geschlossenen Kabinentüren passiert. Von der Fähre zum Kreuzfahrtschiff Eines der vielen Schiffe, die Mariehamn fast
tagtäglich anlaufen, ist auch die VIKING CINDERELLA, welche an diesem
herrlich sonnigen Apriltag pünktlich wie ein Uhrwerk um 15:30 Uhr in
Stockholm festgemacht hat. Zweieinhalb Stunden bleiben der Besatzung gerade
einmal, um an Bord sauberzumachen, alle Kabinen herzurichten und die
Restaurants und Shops auf eine neue „Ladung” Kurzreisepassagiere
vorzubereiten. 2.500 davon kann die VIKING CINDERELLA fassen, seit sie ab
2003 fast ununterbrochen auf den Mini-Kreuzfahrten nach Mariehamn im Einsatz
ist. Das Boarding erfolgt in Gruppen – für die einen geht es schon um 16:30 Uhr an Bord, für die anderen erst um 17:15 Uhr. Schnell stehengeblieben für das obligatorische Begrüßungsfoto durch den Bordfotografen, und schon kann sie losgehen, die Party-Kreuzfahrt durch die Schären. „Ist das etwa Druckbetankung?” Staunend beobachtet
das ungeübte Auge, wie sich ein nicht unerheblicher Teil der frisch an Bord
gestiegenen Passagiere in der Eingangshalle für etwas anstellt, das
verdächtig nach einer kleinen Wodkaflasche aussieht und entweder ein
Geschenk des Hauses darstellt oder Bestandteil des gebuchten
Kurzkreuzfahrt-Arrangements ist. Wer diesem Teil der Mini-Kreuzfahrt nichts abgewinnen kann, freut sich dagegen über die Viking Line-typischen Bonbons auf dem Nachttisch in der Kabine und über das auch nach 25 Jahren noch auf Anhieb ansprechende Ambiente der VIKNG CINDERELLA. Im Büffet-Restaurant stehen z. B. die Servietten adrett gefaltet auf den Tischen, als das Schiff um 18:00 Uhr bereits wieder ablegt und die ersten Passagiere sich zum Abendessen einfinden. Zum Akklimatisieren an Bord bleibt da zunächst wenig Zeit, doch was die Viking Line im Büffet-Restaurant an Köstlichkeiten aufbietet, ist schlicht grandios und entschädigt für das verpasste Beobachten des Ablegemanövers im Herzen Stockholms. Egal ob kalt oder warm, ob Fleisch, Fisch oder
vegetarisch, ob lokal oder exotisch – an diesem Büffet bleiben kaum Wünsche
offen. Außer dem vielleicht, nicht noch mehr probiert zu haben. Wenn man
dann noch einen Tisch an einem der Fenster in Fahrtrichtung erwischt hat,
kann man das Abendessen bei einem Glas Rotwein ausklingen lassen, während
der Blick auf die zwischen den Schären untergehende Sonne fällt. Und wer für
derlei weniger Sinn hat, freut sich eben darüber, dass das Abendbüffet auch
die alkoholischen Getränke im Preis einschließt, die praktischerweise gleich
aus dem Hahn kommen. Gute Unterhaltung Kaum dass der überwiegende Teil der Passagiere sich
gestärkt hat, treten auch die Unterhaltungskünstler an Bord ihren Dienst an,
und das an nicht weniger als vier verschiedenen Stellen im Schiff. Herzstück
des „Partydampfers” ist der Nachtclub „Etage”, der sich am Heck des Schiffes
über zwei Decks erstreckt und der erst bei der Renovierung der VIKING
CINDERELLA im Januar 2014 komplett neu gestaltet worden ist. Hierbei wurden
sowohl die Tanzfläche als auch die Bühne vergrößert und außerdem eine
LED-Wand installiert, um anspruchsvolle visuelle Effekte und Farbspiele
projizieren zu können. Darüber hinaus kommt der 1.000 Gäste fassende Raum
nun im italienischen Design daher und verfügt auf Deck 9 über, wie könnte es
anders sein, eine zusätzliche Bar. An diesem Aprilabend bestreiten die
„Golden Hits” das Programm. Das Tanz- und Pop-Ensemble aus dem gleichnamigen
Nachtklub in der Stockholmer Innenstadt schafft es mit makellos dargebotenen
Rock- und Popsongs mühelos, die Tanzfläche bis nach Mitternacht zu füllen.
Doch das Etage ist natürlich nur eine Möglichkeit, den Abend zu verbringen. Wer es intimer und gemütlicher mag und dabei nicht auf vor allem ältere Rock- und Country-Klassiker verzichten möchte, ist im Pub genau richtig, der am Abend fest in der Hand des „Trubaduren” ist, welcher auf Zuruf Song-Wünsche erfüllt und dabei natürlich auch den Small Talk mit seinen Gästen nicht scheut. Ein etwas gesetzteres Tanz- und Musikvergnügen erwartet einen dagegen im Nöjescafé vorne auf Deck 7, während die Disco „Club 7even” zum Karaoke einlädt. Insbesondere letzteres erfreut sich schon seit geraumer Zeit in Skandinavien großer Beliebtheit, und so verwundert es nicht, dass die Disco bereits früh am Abend gut gefüllt ist, während mehr oder weniger angetrunkene Mit-Passagiere ihres Sanges- und Unterhaltungskünste zum Besten geben. Wenn es auf diesem Schiff an einem also nicht mangelt, dann an guter Unterhaltung. Doch das ist längst noch nicht alles. Auch über einen 1.000 Quadratmeter großen Tax-Free-Shop inklusive Boutique und Parfümerie verfügt die CINDERELLA sowie über einen Spa-Bereich.
Neu und alt Wer zwischen „Great Balls of Fire” im Pub, Rihanna-Songs im „Etage” und dem Stöbern in den Shops noch Zeit findet, sich bei einem Spaziergang über die Decks in |
Ruhe an Bord umzusehen, dem wird auffallen, dass die Inneneinrichtung der VIKING CINDERELLA eine Mischung aus 1980er Jahre-Chic und dem Versuch ist, das Schiff so gut es geht an den Zeitgeist des 21. Jahrhunderts anzupassen. Auf der einen Seite glänzt und glitzert es unter Deck, wo man bei Geländern und Schildern nicht an Chrom und Messing gespart hat. Auf der anderen Seite war es nach 25 Dienstjahren an der Zeit, das Schiff Anfang 2014 einer Frischzellenkur zu unterziehen. Hierzu wurde die VIKING CINDERELLA, nachdem sie in den zurückliegenden zehn Jahren knapp zehn Millionen Kreuzfahrtgäste auf der Route Stockholm-Mariehamn befördert hatte, vom 7. bis zum 24. Januar in Landskrona eingedockt, wo man verschiedene öffentliche Räume umgestaltete. Besonders die Restaurants bedurften dabei eines Updates. So ist aus dem „Food Garden Restaurant” das „Seaview Dining” geworden, ein A la Carte-Restaurant, in dem bei einer unvergleichlichen Aussicht durch die großen Panoramafenster vor allem Meeresfrüchte auf der Speisekarte stehen. Aus dem unmittelbar daneben gelegenen Skärgårdkrogen hat man das „Ocean Grill Restaurant” gemacht, in welchem Grill-Spezialitäten nun in einer offenen Küche zubereitet werden und wo die Menüs mit den Jahreszeiten wechseln. Optisch am hervorstechendsten sind jedoch die neue
„Bottega Prosecco Bar” und die „Golden Wine Bar”. Wo zuvor Tapas serviert
worden sind, kann man nun aus einer Vielzahl erlesener Weine wählen oder
italienische Spezialitäten und Snacks bei einem Espresso oder Late Macchiato
genießen. Die im italienischen Design gehaltene Bar besticht durch Leuchter
aus Murano-Glas und ist jeden Abend bis nach Mitternacht geöffnet. Ganz
nahtlos fügen sich die neuen Design-Elemente zwar nicht in das 1980er
Jahre-Ambiente des Schiffes ein. Trotzdem: Mit ihren vielen Shops,
Restaurants, Bars und dem kaum zu übertreffenden Unterhaltungsprogramm
bleibt die VIKING CINDERELLA auch nach 25 Jahren noch eines der
eindrucksvollsten Passagierschiffe auf der Ostsee bzw., um mit den Worten
ihrer Reederei zu sprechen, „the Baltic Sea’s leading pleasure palace”.
Mariehamn und zurück Unter „pleasure” versteht allerdings jeder Passagier
etwas anderes. Während für den einen die Mini-Kreuzfahrt mit der VIKING
CINDERELLA ein willkommener Anlass ist, in feucht-fröhlicher Runde mit guten
Freunden zusammenzukommen, nutzen andere die Stunden zwischen den Schären
zum Ausspannen. In Ruhe zu Abend essen, sich an Deck den Seewind um die Nase
wehen lassen, endlich einmal ausschlafen – auch das kann den Reiz einer
Mini-Kreuzfahrt nach Mariehamn ausmachen, ganz nach Geschmack. Doch a propos Mariehamn. Den Hafen erreicht die VIKING CINDERELLA am Morgen um 6:30 Uhr, theoretisch bleiben also anderthalb Stunden für einen Landgang in der Hauptstadt der Åland-Inseln. Praktisch aber findet sich auf den Mini-Kreuzfahrten kaum jemals jemand, der diese Möglichkeit auch tatsächlich in Anspruch nimmt. Zum einen ist nach einer durchfeierten Partynacht um diese Uhrzeit noch kaum jemand wach an Bord, zum anderen hält sich die Attraktivität Mariehamns zu dieser frühen Stunde noch in engen Grenzen, zumal wenn sich weit und breit keine Sonne blicken lässt. Für eine morgendliche Joggingrunde oder einen kurzen Spaziergang zum Museumsgroßsegler POMMERN eignet sich der kurze Stopp dann schon eher, bevor auf der schneeweißen CINDERELLA dann auch schon das Frühstück ruft. Hier ist im Übrigen klar im Vorteil, wer sich trotz
Kater möglichst zeitig um einen der Tische im Büffet-Restaurant bemüht, denn
wenn erstmal um 9:00 Uhr auch der trinkfreudigere Teil der Passagiere
einigermaßen ausgeschlafen hat, wird es schnell voll und ungemütlich am
„Viking Buffet”. Außerdem legt die CINDERELLA praktisch mit dem
Öffnen der Restauranttüren in Mariehamn ab, und dies sollte man am besten
mit einem Tee oder Kaffee in der Hand an einem der Fensterplätze verfolgen.
Ebenso wie das Büffet am Vorabend ist dabei auch
dasjenige am Morgen wieder ein Fest für die Sinne, bei dem man nicht weiß,
wo man anfangen und wo man aufhören soll. Die Reederei trägt dem Rechnung,
indem sie wohltuend viel Zeit lässt, bis gegen Mittag der zweite Teil der
Partykreuzfahrt beginnt. Durch die Schären Der Nachmittag an Bord gehört dann wieder Musik und Tanz, schließlich fährt die VIKING CINDERELLA mit gerade mal 12 Knoten durch den Schärengürtel und wird Stockholm erst um 15:30 Uhr erreichen. Der Karaoke-Wettbewerb findet diesmal im Etage statt, wo die Auftritte der Amateurkünstler erstaunlich solide ausfallen. Das Publikum applaudiert jedenfalls lautstark, und auch der Tanznachmittag im Nöjescafé findet wieder Anhänger. Wer des Schwedischen nicht mächtig ist, vermisst zwar auf dem Kurzkreuzfahrtschiff schon mal eine englischsprachige Beschilderung am Büffet oder ein gedrucktes Kreuzfahrt-Programm bzw. Durchsagen in englischer Sprache. Für internationale Gäste sind die Minikreuzfahrten nach Mariehamn aber trotzdem attraktiv, denn vieler Erklärungen und Erläuterungen bedarf es an Bord gar nicht. Und schließlich ist die Sprache der Musik universell. Als die Golden Hits zum Ende der Reise „Highway to Hell”, „We will rock you” und „Ballroom Blitz” spielen, braucht niemand im Etage ein Wörterbuch, um den Nachtclub die VIKING CINDERELLA zum Beben zu bringen. Andernorts im Schiff werden da bereits die letzten Einkäufe für den Kühlschrank zu Hause getätigt, und auch der Alkoholpegel beginnt wieder zu steigen, je näher wir der schwedischen Hauptstadt kommen. Kein Wunder, dass die Reederei ihr Markenzeichen,
die Buchstaben NG LI (aus dem Ende des Wortes „Viking” und dem Anfang des
Wortes „Line”) kürzlich umgedeutet hat. NGLI steht nun für „EnjoyiNG LIfe”.
Eine Party-Kreuzfahrt durch die Schären könnte dafür kein besseres Beispiel
sein, Bullerbü hin oder her.
www.vikingline.de
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Die
VIKING CINDERELLA an ihrem Anleger in Stockholm. Die geschwungenen
Streifen auf dem Rumpf hat das Schiff bei seiner Renovierung Anfang
2014 erhalten. |
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Große Panoramafenster an der Arkade der VIKING CINDERELLA laden zu Small-Talk bei bester Aussicht ein. |
Viel Messing, Glas und Spiegel kennzeichnen das Atrium der VIKING CINDERELLA. |
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Die Bottega Prosecco Bar wurde bei der Renovierung der VIKING CINDERELLA Anfang 2014 neu geschaffen. |
Auch auf der Arkade kann man Prosecco, Espresso und andere italienische Getränke und Snacks genießen. |
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Das Büffet-Restaurant der VIKING CINDERELLA strahlt mit seinem dunklen Blautönen gediegene Eleganz aus. |
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Licht-durchflutete Korridore sind das Markenzeichen der Viking Line-Schiffe. |
Blick vom Wintergarten der VIKING CINDERELLA auf der Schären-Panorama. |
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Komplett neu gestaltet wurde im Rahmen der Renovierung der VIKING CINDERELLA der Nachtklub „Etage”. |
Bei der Umgestaltung des Nachtklubs „Etage” wurde u. a. die Tanzfläche vergrößert. |
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Das Pub ist nicht nur abends, sondern auch tagsüber ein beliebter Treffpunkt. |
Dunkle Hölzer und Ledermöbel bestimmen die Einrichtung des Pub an Bord. |
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Bei Oxdjupet (Oskar-Fredriksborg) befindet sich die engste Stelle, die die Schiffe zwischen Schweden und Finnland im Stockholmer Schärengürtel passieren. |
Kleine bunte Holzhäuschen sind das Markenzeichen der Inseln im Stockholmer Schärengürtel. |
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Am Ende der Mini-Kreuzfahrt kommt die Innenstadt Stockholms in Sicht, an ihrem Anleger die Finnland-Fähre MARIELLA. |
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