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Im Sommer 2013 lief das Boutique-Hotel-Schiff ANAKONDA in El Coca vom Stapel und ist seitdem im Amazonasbecken unterwegs. |
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Axel Baumann Immer auf dem Fluss entlang |
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Mit MV ANAKONDA auf
dem Rio Napo den ecuadorianischen Regenwald entdecken ‒ den Yasuni
Nationalpark, die Naturreservate Cuyabeno und Limoncocha sowie das
Schutzgebiet Pañacocha. Anno 2013 machen
sich sieben Abenteurer auf den Weg von Quito nach El Coca. Die Reise über
die Anden ist nicht so beschwerlich wie die Expedition des Francisco de
Orellana im Jahre 1541, aber die Anfahrt mit dem Auto aus dem Zentrum von
Ecuadors Hauptstadt zum neuen Flughafen kann schon mal Stunden in Anspruch
nehmen, da eine gute Verkehrsanbindung bisher fehlt. Der Flug selbst dauert
schließlich nur 35 Minuten. Von 2.800 Metern Höhe steigt der Airbus auf
6.000 Meter, um dann wie ein Condor, dem Wappentier Ecuadors, im steilen
Sinkflug auf 300 Meter hinabzugleiten. Unsere Reisegruppe – vier Europäer, drei Amerikaner
‒ hat ab El Coca eine Flusskreuzfahrt auf der ANAKONDA gebucht. Seit August
2013 schippert sie auf dem Río Napo, einem der vielen Zuflüsse des Amazonas,
durch den ecuadorianischen Regenwald. Der Trip wird nicht Jahre dauern, wie
der des Konquistadoren de Orellana, sondern nur fünf Tage und vier Nächte.
Aber wir werden nachts die gleichen Geräusche hören, die gleichen seltsamen
Pflanzen und Tiere sehen wie die ersten Spanier, die auf der Suche nach dem
legendären Goldschatz „El Dorado” waren. Doch etwas hat sich verändert:
Männer mit Schutzhelmen, blauer Arbeitskleidung und gelben Gummistiefeln
schwirren durch den Urwald und suchen unter der Erde das neue El Dorado, das
schwarze Gold der Neuzeit: Erdöl. Von El Coca oder Puerto Francisco de Orellana düsen wir mit Steuermann Newton in einem motorisierten Kanu 70 Kilometer flussabwärts der ANAKONDA entgegen. Hinter einer Sandbank versteckt, taucht nach zweistündiger Bootstour unser am Ufer dümpelndes dreistöckiges Fünf-Sterne-Boutique-Hotel auf. Die 18 braun-beige vertäfelten, geräumigen Kabinen verfügen über ein Doppelbett, ausreichend Stauraum, Klimaanlage, Dusche/WC und Panoramafenster. Schon am ersten Abend brechen wir zur Exkursion auf. Gegen 18 Uhr setzt die Dämmerung ein. Ausgerüstet mit Taschenlampe und Fotoapparat und etwas mulmigem Gefühl im Bauch stiefeln wir hinein in den stockfinsteren Wald. Fredy, unser indianischer Guide, gibt ein paar Sicherheitshinweise: „Nichts anfassen, nirgendwo gegen lehnen, keinen Blitz beim Fotografieren benutzen und immer auf den Boden schauen. Wer etwas sieht, bitte sofort melden”. Die Moskitos schwirren um uns herum, wagen aber nicht, zuzustechen. Hightech-LED-Lampen
leuchten das Gestrüpp und jedes Blatt ab wie Suchscheinwerfer, aber unsere
Augen sehen nichts in der Dunkelheit. Nur Fredy, der im Urwald aufgewachsen
ist, weiß, wo man suchen muss und findet ständig etwas: einen Tausendfüßler,
einen kleinen grünen Frosch, der sich kaum vom grünen Blatt, auf dem er
sitzt, abhebt, eine Tarantel und nachtaktive Ameisen. Zurück an Bord eilen
alle unter die Dusche. Vielleicht hat sich doch irgend ein Krabbeltier unter
das Outfit geschlichen. Es ist zum Glück nur der Schweiß, der brennt. Obwohl
gerade Trockenzeit, herrscht eine Luftfeuchtigkeit wie in einer Dampfsauna. Im Urwald ist frühes Aufstehen Pflicht. Heutiger Programmpunkt: Vogelbeobachtungen. Nach dem Ausbooten nimmt Newton Kurs auf die Pañacocha-Lagune. Langsam treibt das Kanu mit der Strömung. Rechts und links nichts als eine grüne Wand aus Blättern. „Leise. Auf 13 Uhr Manakin”, flüstert Fredy und versucht unsere Blickrichtung mit einem Laserpointer ins richtige Ziel zu steuern. Doch wir wissen nicht, wie ein Schnurrvogel aussieht und bei einem Tier, das die Größe eines Sperlings hat, ist es, als suche man zwar nicht die Nadel im Heuhaufen, aber im Dickicht. „Acht Uhr Turtel”, lautet die nächste Ansage. Flutsch – sind die kleinen Schildkröten auch schon
im Wasser untergetaucht. Bei den Fledermäusen klappt es besser. Die sind
noch zu verschlafen, um sich einen neuen Baum oder Ast am helllichten Tage
zu suchen. Hin und wieder versucht unser Guide auch eine Vogelstimme zu
imitieren, um herauszufinden, wo sich ein Tier versteckt haben könnte.
„Sieben Uhr Grey Heron”. Endlich. Gleich entdeckt. Nicht weil der Vogel
etwas größer ist, sondern weil uns ein Graureiher auch aus heimischen
Gefilden bekannt ist. Am nächsten Morgen schippert Newton an das südliche Ufer des Napo-Flusses, in einen anderen Teil des Yasuni-Nationalparks. Nach einem 30-minütigen Fußmarsch auf einem gut begehbaren Pfad kommen wir zu einer „Salzlecke”. Hier versammeln sich fast immer zur gleichen Tageszeit verschiedene Arten von Papageien und vielfarbigen Wellensittichen, um Salze aufzunehmen. Tagsüber fressen die Vögel Samen, Früchte, Blätter, die auch Toxine enthalten. Die Mineralien neutralisieren und fördern die Verdauung. Ein Abführmittel rezeptfrei mitten im ecuadorianischen Dschungel. Alle Augen sind auf eine etwa 20 Meter entfernte Mulde in einer Lehmwand gerichtet. Die ersten Vögel flattern zaghaft in das Tal, als wollten sie ausspähen, ob die Luft rein ist und keine Gefahr droht. Langsam trauen sich mehr und mehr Sittiche und Papageien in die Senke. Schwirren umher wie wilde Bienen. Die braune Mulde verfärbt sich in einen grellen Teppich aus hunderten von grünen Vögeln mit gelben, tieforange- und türkisfarbenen Punkten auf dem Gefieder. Zum Abschluss der Kreuzfahrt statten wir einer indigenen Sani-Gemeinde, die aus 65 Familien besteht, einen Besuch ab. Ihre Sprache heißt „Ketschua”. „Ala punschu |
‒ Guten Morgen”, begrüßt uns Monica, eine der Dorfbewohnerinnen. Im Gemeinschaftshaus, einer auf Stelzen gebauten Holzhütte, bereitet sie für uns einen kleinen Brunch zu. Die Zutaten werden in einer „Palmenblatt-Folie“ über dem offenen Feuer gegrillt. Nachdem wir einen grätenreichen, aber gut gewürzten Fisch mit Maniok und gebackener, süßer Banane verspeist haben, offeriert Monica noch die Spezialität des Hauses: Maiones, vier Zentimeter lange weiße Maden. Auf einem Holzstab aufgespießt und geröstet. Also Augen zu und Mund auf. Der dicke Mantel ist zäh wie Kaugummi. Das Innere weich und geschmacklos wie eine fade Weißwurst. „Ein wichtiger Eiweißlieferant und gut gegen Asthma”, sagt Monica zum Abschied. Dann kann die Luft im schwülen Busch heute nicht mehr knapp werden. Nach fünftägiger
Dschungelerfahrung kehren wir wieder in die Zivilisation mit ihren bekannten
Gerüchen und Geräuschen zurück. Fredy hat andere Träume. Er plant in einigen
Jahren eine lange Floßfahrt. Er möchte den Napo und Amazonas bis zur Mündung
befahren. Sich von dem ernähren, was der Urwald seit hunderten von Jahren
dem Menschen bietet. Eine Aufklärungsreise über die Natur, aber auch, um den
am Fluss lebenden Menschen zu erzählen, welche Rechte und Möglichkeiten sie
haben, Ursprünglichkeit und Moderne in Einklang zu bringen und zu erhalten. Informationen Anreise: Flug mit KLM über Amsterdam direkt nach Quito, www.klm.com
MV ANAKONDA Im Sommer 2013 lief
das Boutique-Hotel-Schiff ANAKONDA in El Coca vom Stapel und ist seitdem im
Amazonasbecken unterwegs. Schiffseigner ist der ecuadorianische
Geschäftsmann Raul García der Firma Advantage Travel Ecuador. Die 14
Standard-Außenkabinen und vier Suiten (mit kleinem Balkon) verfügen über ein
großes Doppelbett, Dusche/WC, Panoramafenster, ausreichend Stauraum sowie
über eine individuell regelbare Klimaanlage. Die braun-beige Vertäfelung der
Zimmer vermittelt modernes Ambiente. Lounge/Bar, Sonnendeck mit Whirlpool.
Mittags und abends Drei-Gänge-Menü mit einheimischen Speisen. Betreut werden
die maximal 40 Passagiere von 25 Besatzungsmitgliedern und indianischen
Guides. Touren auf dem Fluss
Napo werden ganzjährig mit unterschiedlichen Ausflügen angeboten. Vier-,
fünf- oder achttägige Flusskreuzfahrten führen in den Yasuni-Nationalpark,
die Naturreservate Cuyabeno und Limoncocha sowie in das Schutzgebiet
Pañacocha. Unterschiedliche Exkursionen ‒ zu Fuß oder per Kanu. Preisbeispiele
inklusiv Vollpension zuzüglich Eintrittsgelder für Schutzgebiete (50 bis 60
US$ = etwa 35 bis 45 €) sowie An- und Abreise Quito-El Coca (150 US$ = etwa
110 €). Für eine viertägige Reise (3 Nächte): 1.600 US$ (rund
1.170 €) pro Person in 2-Bett-Standard-Kabine, 2.000 US$ (rund
1.460 €) pro Person in 2-Bett-Suite (mit Balkon),
2-Bett-Standard-Kabine bei Alleinnutzung: 2.390 US$ (rund 1.745 €) 2-Bett-Suite bei
Alleinnutzung: 2.986 US$ (rund 2.180 €). Für eine achttägige Reise (7 Nächte): 3.200 US$ (rund
2.337 €) pro Person in 2-Bett-Standard-Kabine, 4.000 US$ (rund
2.920 €) pro Person in 2-Bett-Suite (mit Balkon),
2-Bett-Standard-Kabine bei Alleinnutzung: 4.777 US$ (rund 3.488 €), 2-Bett-Suite bei
Alleinnutzung: 5.971 US$ (rund 4.360 €). Buchungen und nähere Informationen Advantage Travel
Ecuador (Schiffseigner) Av. Gaspar de
Villarroel 1100 y 6 de Diciembre Edif. Ritz Plaza Esquina Quito – Ecuador
Lernidee Erlebnisreisen GmbH
(Unterstützer der Reise) Kurfürstenstraße
112, D-10787 Berlin (Die beschriebene
Flusskreuzfahrt ist bei diesem Veranstalter auch in eine 17-tägige
Ecuador-Peru-Rundreise eingebunden.) TerraVista-Erlebnisreisen GmbH Am Marktplatz 11,
D-28844 Weyhe www.terravista-erlebnisreisen.de Literatur
Ein Reiseführer, der
sich ausführlich mit Geschichte und Gegenwart der einzelnen Regionen
beschäftigt. Auch die artenreiche Natur des südamerikanischen Landes kommt
nicht zu kurz. Ein wichtiger Begleiter sowohl für Pauschal- als auch
Individualreisende. Länder-Informationen:
www.ecuador.travel |
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Newton steuert das Speedboot sicher durch die Untiefen des Rio Napo zur ANAKONDA. |
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Begrüßungsdrink an Bord der ANAKONDA. |
Die Sonne steht schon tief. |
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In einer Standard-Kabine. |
Eine Kabine mit Balkon. |
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Ausbooten ins Kanu, während die ANAKONDA in Fahrt ist. |
Fahrt mit dem Kanu durch die Seitenarme des Rio Napo. |
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Neugierig auf die zweibeinigen Besucher des Urwalds. |
Befestigte Pfade durch den Urwald wurden von den indigenen Gemeinden angelegt. |
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Das Gemeinschaftshaus der Sani-Gemeinde. |
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Im Gemeinschaftshaus wird alles in Palmblättern gegrillt. |
Spezialität des Hauses; Maiones, vier Zentimeter lange weiße Maden. |
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Dies sind keine Äste, sondern Wurzeln, die den Baum auch wandern lassen. |
Hoatzin, auch Schopfhuhn, Zigeunerhuhn oder Stinkvogel genannt. |
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Sittiche und Papageien an der Salzlecke im biologischen Reservat Limoncocha. |
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