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Nordseemagazin Ausgabe 5/2014

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In Norddeutschland gibt es zwischen Ems und Weser mehr Wasserläufe als die Schule lehrt. Dieser Ausschnitt der Wassersport Wanderkarte zeigt,
In Norddeutschland gibt es zwischen Ems und Weser mehr Wasserläufe als die Schule lehrt. Dieser Ausschnitt der Wassersport Wanderkarte zeigt,
welche Rolle der Elisabethfehnkanal im Nordwesten spielt.

Foto: Dieter Bromund, Bremen

Dieter Bromund · Ressortleiter NordseeMagazin

 

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„Wunderbare Nachricht”

Fünf Millionen € werden noch im Haushalt 2014, weitere 260 Millionen € in den Haushalten des Bundes bis 2019 eingesetzt. Damit kann die Oststrecke des NOK, des Nord-Ostsee-Kanals, ausgebaut werden. Außerdem bewilligte der Haushaltsausschuss 35 neue Stellen für technisches Personal und Juristen in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Im April hatte das Gremium bereits 485 Millionen € für den Bau einer fünften Schleuse in Brunsbüttel genehmigt. Schleswig Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig nannte die Entscheidung eine „wunderbare Nachricht”. Für die gesamte deutsche Wirtschaft sei die Investition in den Kanalausbau und die Sanierung der Kanalschleusen von eminenter Bedeutung. 

 

Im Museum in Vegesack zeigt ein Modell Sandbänke im Weserlauf – Anlass, in Vegesack (links im Foto) einen Hafen zu bauen, der die Stadt Bremen versorgte.

Im Museum in Vegesack zeigt ein Modell Sandbänke im Weserlauf – Anlass, in Vegesack (links im Foto) einen Hafen zu bauen, der die Stadt Bremen versorgte.

 

Der älteste künstliche Hafen Deutschlands liegt an der Weser

Der Krieg, der 30 Jahre dauern sollte, war gerade fünf Jahre alt, als an der Weser in Vegesack 1623 mit dem Bau eines eigenen Hafens begonnen wurde. Er wurde für Bremen bedeutsam, als die Weser vor der Hansestadt versandete und verlor an Bedeutung nach dem Aufstieg Bremerhavens. Jahrzehntelang war er Zentrum der Loggerfischerei. Als sie verschwand, schlief auch das Areal ein. 2004 gründeten Dauerlieger den „Verein Museumshaven Vegesack”. Zwei Jahre später wurde das Hafenbecken in einen Museumshafen umgewandelt und bietet heute zahlreichen historischen Schiffen einen sicheren Liegeplatz. Das „Vegesacker Hafen-Fest” hat sich im Sommer zu einer festen Einrichtung am Unterlauf der Weser entwickelt.

 

Heute liegen im Museumshafen von Vegesack Oldtimer, die die Hansestadt besuchen wollen – EMSPHILHARMONIE in Ostfriesland.

Heute liegen im Museumshafen von Vegesack Oldtimer, die die Hansestadt besuchen wollen – EMSPHILHARMONIE in Ostfriesland.

 

Was den Hamburgern recht ist, scheint den Ostfriesen billig

Bauzeit und Kosten für einen Schleusen-Neubau laufen in Emden aus dem Ruder. Die Bauzeit wird vermutlich fünf Mal länger als geplant dauern, die Kosten übersteigen die Planung um das Achtfache. Die erste „Nesserlander Schleuse”, im Jahre 1888 in Emden eröffnet, machte den heutigen Emder Binnenhafen zu einem Hafen, der unabhängig von Ebbe und Flut operieren konnte. Um die Jahrtausendwende war den Verantwortlichen klar, dass die Schleuse dringend modernisiert werden musste. 15 Millionen € sollte die Modernisierung kosten bei einer Betriebsdauer von 20 Jahren. Doch ob sie auch vor Sturmfluten schützen würde, blieb umstritten. Das Emssperrwerk bei Gandersum, 2002 in Betrieb genommen, staute nicht nur die Ems für die Überführung der Kreuzfahrtschiffe aus der Meyer Werft, sondern schützte auch vor Sturmfluten. Doch 2006 brachte das Orkantief „Britta” im Emder Hafen nie zuvor gemessene Hochwasserstände. Also musste ein neuer Plan her für ein besseres Bauwerk. Es sollte 80 Jahre halten und 44 Millionen € kosten – anfangs jedenfalls. Als das Land den Baubeginn für Herbst 2009 zusagte, waren die Kosten auf mittlerweile 68 Millionen gestiegen. Als die längst bestellten Schleusentore im Juli 2012 eintrafen, war den Planern klar, dass sie und die Altsubstanz nicht zusammen passten. Eine neue Lösung würde mindestens 80 Millionen € kosten. Leitungstunnel für Gas- und Fernwärme im Hafengrund sorgten u.a. für einen Baustopp. Nachträge waren nötig für einen teureren Unterwasserbau. Die vorläufig letzte Summe sind jetzt 120 Millionen €.

Kanal für Kulturtourismus

Im Landkreis Cloppenburg verbindet auf 14,5 Kilometer Länge der Elisabethfehnkanal die Hunte mit der Leda. Ihn hatten Kolonisten zur Entwässerung der Moore gegraben. Er wurde 1893 eröffnet. Die kommerzielle Schifffahrt nutzte ihn bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Heute lieben ihn Freizeitskipper als Teil der kürzesten Verbindung zwischen Weser und Ems. Um acht und um zwölf Uhr kommt täglich ein Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Meppen und öffnet den Skippern nacheinander per Hand die fünf Schleusen des Kanals. Eine ist nun marode und könnte sich bald für immer schließen – die hölzerne Schleuse von Osterhausen. Wieviel ein Neubau kosten würde, weiß noch niemand. Der Fluss- und Kanalschifferverein hofft nun auf Bund und Land als Geldgeber. Man sieht den Kanal als einen touristischen Anziehungspunkt, der dem Oldenburger Münsterland auch neue Einnahmequellen erschließen könnte.

 

Vom Umgang mit Flüssen

Die einen beklagen jedes fehlende Maß im Umgang mit dem Ökosystem Fluss, die anderen verlangen, die Infrastruktur den Häfen anzupassen. „Wer den Verkehr von der Straße auf Schiene und Wasser verlagern will, kann nicht gegen jede Flussvertiefung klagen”, so der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU). Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg angerufen, der entscheiden soll, wie die europäische Wasserrahmenrichtlinie auszulegen sei. Sie verlangt unter anderem, dass sich der Zustand eines Flusses durch Vertiefung nicht verschlechtern darf. Von der Entscheidung der Luxemburger Richter wird abhängen, ob es zu einer Vertiefung von Elbe, Weser und Ems kommen wird.

 

Fahrschein gegen Führerschein

4.000 Verkehrsunfälle gab es im letzten Jahr in Bremerhaven. An 870 waren Senioren beteiligt, 600 wurden von ihnen verschuldet. Ordnungsamt, Polizei, Verkehrswacht und die Verkehrsgesellschaft Bremerhaven betreiben deshalb gemeinsam ein Projekt: Wer als Senior seinen Führerschein abgibt, erhält kostenlos ein Busticket, das für sechs Monate gilt. Danach muss es zum regulären Preis verlängert werden. 1800 vorwiegend ältere Menschen haben seit 2008 diesen Schritt getan. Das Beispiel von Bremerhaven wird inzwischen von anderen Städten kopiert.

 

Todesfallen für Fische

Nach einer Schätzung des WWF besteht rund ein Zehntel des weltweiten Meeresmülls aus Teilen von oder aus ganzen Fischernetzen, die bei der Arbeit auf See verloren gingen. Man spricht von etwa 640.000 Tonnen solcher „Geisternetze” aus Plastik. Allein in der Ostsee sollen pro Jahr 5.000 bis 10.000 dazu kommen. Da es eine Dokumentationspflicht für verloren gegangene Netze nicht gibt, ist man – auch für die Nordsee – auf Schätzungen angewiesen. Forschungen haben jetzt ergeben, dass diese Netzteile sich wie Schleier um Wracks, Anker oder große Steine auf dem Meeresgrund legen. In ihnen verfangen sich Fische und andere Meerestiere und verenden elendiglich. Nach Angaben des Bundesumweltamtes dauert es etwa 450 Jahre, bis sich ein Produkt aus Plastik zersetzt. Teile mit schädlichen Zusätzen wie Weichmachern werden heute zu Minipartikeln zerrieben und gelangen so über Plankton und Muscheln in die Nahrungskette. Meeresbiologen und Umweltschützer fordern jetzt, Netze mit akustischen Signalgebern auszurüsten, um sie bei Verlust zu orten und einzusammeln.

 

Auf der letzten „Sail” lief die ALEXANDER VON HUMBOLDT mit achterlichem Wind und stark gerefften Segeln weseraufwärts nach Bremen.

Auf der letzten „Sail” lief die ALEXANDER VON HUMBOLDT mit achterlichem Wind und stark gerefften Segeln weseraufwärts nach Bremen.

 

ALEX für Bremen

Die ALEXANDER VON HUMBOLDT, 1906 in Bremen gebaut, war bis 1986 als Feuerschiff im Einsatz und wurde später zu einem Segelschiff umgebaut. Legendär wurde ihr Einsatz als Werbeträger. Im Juli wechselte das Schiff, das noch in Bremerhaven liegt, seinen Besitzer – für eine ungenannte Summe. Der neue Eigentümer des Schiffes beabsichtigt, den Dreimaster nach Bremen zu holen, um ihn zu einem Ort für Gastronomie, Veranstaltungen und Übernachtungen zu verwandeln.

 

Halligen erhalten

Halligen sind immer dann gefährdet, wenn Stürme über der Nordsee toben. Dann rollt die See bis an die Häuser, die natürlich besonders geschützt sind. Doch was soll man tun, bei weiter steigendem Meeresspiegel die einzigartigen Halligen vor der deutschen Küste zu schützen? Experten raten dringend vor einer Erhöhung der Deiche ab. Stattdessen empfehlen sie häufigere Überschwemmungen und „eine Art Abflussbremse”. Halligen wachsen, wenn sie häufig überschwemmt werden und das Wasser nur langsam verschwindet. Dann nämlich sinken Schwebstoffe aus dem Wasser auf Wiesen und Weiden der Halligen und erhöhen so langsam das Niveau des Bodens. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer solchen Aktion wird dabei kaum diskutiert. Langfristig, so Experten, können Halligen nur bewohnt bleiben, wenn es auf ihnen genügend Möglichkeiten zur Existenzsicherung gibt.

 

Fähre über die Wümme

Wümme heißt der kleine Fluss östlich von Bremen, der sich später mit der Hamme vereinigt und als Lesum von rechts in die Weser mündet. Die Wümme trennt das Land Bremen von Niedersachsen. Wer sie queren wollte, musste lange Wege in Kauf nehmen, denn Brücken waren selten. Bis zum 3. Oktober haben nun Radler und Wanderer die Chance, die Flussseite leichter zu wechseln. Auf Zuruf verkehrt ein Ruderboot zwischen dem Bremer Blockland und der Gaststätte „Zur Schleuse” auf der niedersächsischen Seite. Fünf Personen und fünf Fahrräder kann das Boot befördern. Die einfache Strecke kostet 50 Cents, ein Rad einen €.

 

Ruderboote in Bremens Grünanlagen?

Einst schützten Wälle und Gräbern die Hansestadt, als sie überflüssig wurden, verwandelten sich die Wälle in Grünanlagen, die Wallgräben blieben bestehen. Beides, zwischen Bahnhofsvorstadt und City, wird heute kaum wahrgenommen, Anlass für Studenten der Hochschule Bremen und der Hochschule der Künste, Ideen für eine bessere Nutzung zu entwickeln. So kann man sich einen Ruderbootverleih vorstellen und im Sommer ein kleines, mobiles Café auf dem Wasser. Auch Röhren zwischen alten Bäumen wurden präsentiert, von denen man das Leben aus luftiger Höhe betrachten kann. Ein schwimmendes Becken im Wallgraben könnte als Badeanstalt dienen. Vor der bekannten Mühle könnten Steine im Wasser versenkt werden, damit man den Graben mutig zu Fuß überqueren kann.

 

Nach Worpswede zu Schiff

Das beliebte und weltbekannte Worpswede, 24 Kilometer von Bremen entfernt, ist nicht nur mit Pkw und Fahrrad leicht zu erreichen. Wer’s gemütlicher mag, kann auch im September noch von Vegesack mit dem Fahrgastschiff ALMA nach Worpswede fahren. Da durch Tidengewässer geschippert wird, ändern sich die Abfahrtzeiten je nach Wasserstand. Abfahrtzeiten und Möglichkeiten zu Fahrradmitnahme erfährt man am sichersten unter www.hal-oever.de

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