Dr. phil. Robert Rosentreter,
Fregattenkapitän a.D.,
Marine- und Schifffahrts-Historiker,
Ressortleiter OstseeMagazin – „”
‚’
„Schwimmender Forscher” in Warnemünde
Das war eine Premiere. Am Passagierkai
Warnemünde lag für drei Tage eine „schwimmende Uni”, das Kreuzfahrtschiff
EXPLORER. Äußerlich ist es ein Kreuzfahrtschiff wie jedes andere auch. Doch
dieses 180 Meter lange Schiff ist während eines „semester at sea” mit 720
Studenten der Geisteswissenschaften aus aller Welt, nebst ihren Professoren
und Dozenten unterwegs. Sie studieren während dieser Seereise, auf der sie
viele Häfen unterschiedlicher Länder anlaufen und mit den Problemen und
Besonderheiten der angesteuerten Küsten und durchkreuzten Meere in Berührung
kommen, wie an jeder Uni an Land. Es gibt Vorlesungen, Seminare, Klausuren;
Prüfungen etc. pp. (Nur, dass vielleicht der eine oder andere mal
zwischendurch Neptun opfern muss). Natürlich können sich ein solch
ausgefallenes Kreuzfahrt-Luxus-Studium nur Leute aus der „upper class”
leisten. Wer wäre sonst in der Lage, fast 14.000 Dollar pro Semester
inklusive Studiengebühren, Doppel-Innenkabinen-Miete und Verpflegung auf die
Back zu legen? Wer das kann, ist freilich gut dran, denn besonders die
Gastdozenten dürften für interessanten Stoff und viele neue Erkenntnisse
sorgen. Unter den hochkarätigen Persönlichkeiten, die an Bord Vorträge
hielten, waren schon Fidel Castro, Mutter Teresa, Indira Ghandi, Michael
Gorbatschow und Nelson Mandela, denn diese „semester at sea” gibt es schon
seit vielen Jahrzehnten. Nachdem 1926 ein griechischer Student erstmals eine
maritime Lehrreise organisiert hatte, wurde diese Idee, allerdings erst ab
1963, wieder aufgegriffen und mit der UNIERSE EXPLORER, der Vorläuferin des
jetzigen MV EXPLORER, neu umgesetzt.
Faszinierend ist die Sache schon; doch dürfte
sie wohl keineswegs allgemein Schule machen. Die Studenten der Uni Rostock,
die zu einer Kurzvisite an Bord gegangen waren, dürften ich dabei mit
staunenden Augen und neidischen Blicken den Betrieb angeschaut haben. Aber
vielleicht finden sich irgendwann irgendwelche Sponsoren oder Unterstützer
(wie in diesem Falle die University of Virginia) die die Kosten wenigstens
zum Teil übernehmen. Aber auch dann wäre für die meisten die aufzubringende
Summe jenseits von Gut und Böse und nur undiskutabel …
Die SEDOW kommt wieder nach Rostock
Das weltgrößte traditionelle Segelschiff der
Welt, die russische Viermastbark SEDOW (Länge 117,5 Meter) wird vom 30.
September bis 5. Oktober wieder nach Rostock-Warnemünde kommen. Kapitän
Michail Radionow bezeichnete Rostock als seinen zweiten Heimathafen. Der
wirkliche Heimathafen ist Murmansk, wo der Segler von der dortigen
Seefahrtshochschule bereedert wird. Wer zur Hanse Sail dazu keine
Gelegenheit hatte, so der Kapitän, könne sich das Schiff nunmehr an den fünf
Tagen jeweils von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr anschauen, Gäste seien zu „open
ship” herzlich willkommen.
STEPHAN JANTZEN wieder im Stadthafen
Rostock
Nachdem der Eisbrecher STEPHAN JANTZEN fast
ein Jahr lang aus Sicherheitsgründen in den Überseehafen verlegt worden war,
nachdem Vandalen und Diebe das Schiff heimgesucht und Zerstörungen der
Inneneinrichtung verursacht hatten und es Streit um die Besitzerrechte gab,
wurde der schwergewichtige Kahn am 17. September wieder an seinen früheren
Liegeplatz 83 im Stadthafen zurück verholt. Hafenkapitän Siegbert Ruhnke
übergab das Schiff in die Obhut des Vereins „Societät Rostock maritim”, der
es als Kulturschiff nutzen will. Der größte deutsche Eisbecher war 2005
außer Dienst gestellt worden. Seither gab es Dauerstreit um die
Besitzerrechte, zwischen dem US-amerikanischen Immobilienhändler Paolo
Zampolli und dem Heidelberger Kai Gunther Lehmann. Diese undurchsichtige
Angelegenheit ist am Amtsgericht Heidelberg anhängig und soll im Dezember
geklärt werden.
Die 24. Hanse Sail Rostock: Kreativität und
Kontinuität als Markenzeichen
Das größte maritime Volksfest in
Mecklenburg-Vorpommern begann am Donnerstag, dem 7. August 2014. Doch schon
am Dienstag machten die ersten Gästeschiffe in Warnemünde bzw. im Stadthafen
Rostock fest. Offiziell hat Ministerpräsident Erwin Sellering, der auch die
Schirmherrschaft übernommen hat, das Fest gemeinsam mit Oberbürgermeister
Roland Methling eröffnet. Die Freude auf all die schönen Windjammer war
groß. Holger Bellgard, Leiter des Sailbüros betonte auf einer
Pressekonferenz am Dienstag, 5. August, dass die Superlative des Vorjahres,
die als nicht übertreffbar galten, nun trotzdem wieder überboten wurden, so
vor allem was die Zahl der Großsegler als auch der besonderen oder
ungewöhnlichen Gäste angeht. In der Tat weilten bisher noch nie 9 so
stattliche Großsegler zu einem der früheren Windjammertreffen in der
Hansestadt an der Warnow. Es lohnt sich einen Blick allein auf diese Liste
(von Schiffen über 60 Meter Länge) zu werfen. Der Größe nach: die russischen
Viermastbarken SEDOW (117,5 Meter) und KRUZENSTHERN (114,5 Meter), das
polnische Vollschiff DAR MLODZIEZY (108,8 Meter), die Bark der Deutschen
Marine GORCH FOCK (89,3 Meter), der niederländische Clipper STAD AMSTERDAM
(76 Meter), das norwegische Vollschiff CRISTIAN RADICH (73 Meter), der
Toppsegelschoner GULDEN LEEUW (70,10 Meter) aus Holland, der portugiesische
Viermast-Toppsegelschoner SANTA MARIA MANUELA (68,64 Meter) und der deutsche
Dreimast-Gaffelschoner GROSSHERZOGIN ELISABETH (63,70 Meter) bilden wahrlich
ein stolzes Geschwader. Nimmt man jene Segler hinzu, die „eine Nummer
kleiner” sind (über 50 Meter Länge), dann kommen noch weitere prächtige
Windsbräute hinzu: die Bark ARTEMIS (59,0 Meter), die Barkentine ATLANTIS
(57,0 Meter), die Brigg ROALD AMUNDSEN (50,20 Meter) die Brigg MERCEDES
(50,0 Meter). Und man könnte noch die Brigg MORGENSTER, den Dreimast-Schoner
MINERVA, den Toppsegelschoner MARE FRISIUM, den Dreimast-Toppsegelschoner
HENDRIKA BARTELDS und den Toppsegelschoner FRIDTJOF NANSEN hinzu rechnen,
denen an den 50 Metern Länge über alles nur einige Zentimeter fehlen.
Welch eine Flotte! Unbedingt genannt werden müssen
aber noch einige besondere Gäste. Da wäre der finnische Schoner AMAZONE, der
erstmals zur Sail kommt und das diesjährige Partnerland Finnland vertritt.
Finnland ist außerdem am Schwanenteich Rostock vertreten, wo die Ausstellung
„Finnische Kunst – Nature and more” bis 14. September zu sehen ist.
Attraktion ist hier das mitten im Schwanenteich „versinkende” Haus, das
ATLANTIS symbolisieren soll. Eine Bezugnahme auf die bekannte Sage,
verbunden mit der Anspielung auf die Bedrohungen der Gegenwart.
Zu einem Erstanlauf ist der Frachtsegler TRES
HOMBRES, ein Schiff ohne Hilfsmotor, bereits am Montag, 4. August, in
Rostock eingelaufen. Diese Brigantine unter der Flagge von Sierra Leone
wurde am Nachmittag des 7. August durch politische Repräsentanten des Landes
und der Hansestädte Mecklenburg-Vorpommerns offiziell empfangen und hat
seine Ladung vor dem Lokal „Carlo 615” gelöscht: Französischen Wein,
Rotspon, und Kaffee. Rostock ist Fairtrade Hauptstadt 2014. „Carlo 615”
wurde dazu auf 200 Quadratmetern als Fairtrade-Cafe gestaltet, wo fair
gehandelte und transportierte Waren wie Kaffee der Firma Darboven u. a.
angeboten werden.
Sieben Bühnen, die zu Konzerten, Shows und
Disco-Veranstaltungen wieder Tausende anzogen, zwei Mittelaltermärkte und
weitere Märkte, Schausteller und vielerlei Verkaufsstände sorgten für das
nötige Flair eines Volksfestes. Segelwettbewerbe des Nachwuchses im
Segelstadion, Kutterpullen und andere Wassersportarten haben genauso ihre
Besucher gefunden wie auch das „Koggenspringen” der Wasserspringer, die von
den Vorder- bzw. Achterkastellen der Koggen ihre Künste
zeigten. An Koggen fehlte es ja ebenfalls nicht. So sind wieder die Holk
LISA VON LÜBECK, die Kogge UBENA VON BREMEN, die KIELER HANSEKOGGE und die
kleine litauische Kogge ARKA (17,5 Meter), die erstmals zur Sail kam, dabei.
Aus Schweden wäre ein Neubau zu erwähnen, der erst
in diesem Frühjahr fertig geworden ist, die TRE KRONOR AV STOCKHOLM, eine
Brigg (46 Meter), über deren Bau die Kronprinzessin Victoria die Patenschaft
übernommen hatte.
Bleiben noch die Motorschiffe und Dampfer, die
offiziell zu Gast waren. Darunter als Interessanteste und Bekannteste der
älteste deutsche Eisbrecher STETTIN, der Dampfschlepper WOLTMANN, der
Seitenraddampfer FREYA, das Küstenstreifenboot
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ELBE I und das Feuerschiff FEHMARN BELT. Der „King”
war natürlich die Fregatte MECKLENBURG-VORPOMMERN, als Patenschiff des
Bundeslandes M-V.
Auf der genannten Pressekonferenz am Dienstag
waren 211 Schiffe und Boote in der Teilnehmerliste verzeichnet. Am Mittwoch
hieß es, dass bereits 220 Teilnehmer avisiert seien. Die meisten dieser
Segelschiffe wie auch der motorisierten und Dampfkähne, unternahmen an jedem
Tag und jeden Abend Ausfahrten, die bereits weitgehend ausgebucht waren.
Abschied von Horst Köbbert
Mehrere hundert Warnemünder, Freunde, Bekannte,
ehemalige Kolleginnen und Kollegen sowie Fans nahmen am Montag dem 21. Juli
Abschied von dem am 11. Juli 2014 verstorbenen populären Sänger und
Entertainer Horst Köbbert. Der Shantychor „De Klaashahns”, mit dem Köbbert
oft aufgetreten war, stimmte die Trauergäste schon vor der Fischerkirche, in
der die Feier stattfand, mit La Paloma, Rolling Home und anderen Shantys
ein. Die Sänger eröffneten auch die Feierstunde mit dem Warnemünde-Lied, das
der Sänger gemeinsam mit ihnen so oft angestimmt hatte.
Er sei sein Leben lang „ein echter Warneminner Jung”
gewesen, betonte Pastor i.R. Gerd Simon in seiner Gedenkrede, in der er das
Leben des Verstorbenen würdigte. Er erinnerte an die harten Jahre Köbberts
im sowjetischen Sonderstraflager Fünfeichen, das er, an Tuberkulose und
Flecktyphus schwer erkrankt, 1945 bis 1948 überstanden hatte. Und er hob die
ungewöhnliche künstlerische Karriere des gelernten Tauchers hervor, der nach
Gesangsstudium und ersten Engagements als Sänger und Moderator in vielen
Hafenkonzerten des Rundfunks und von Bühnenprogrammen bekannt wurde, ehe er
als Jahrzehnte langer Gastgeber der Fernsehshow „Klock acht, achtern Strom”
und einer der „Vier Dialektiker” der Sendereihe „Ein Kessel Buntes” zum
Publikumsliebling und unverwechselbaren und allseits beliebten Entertainer
aufstieg.
Oberbürgermeister Roland Methling dankte Köbbert für
seine Verdienste um die Hanse Sail Rostock und würdigte die Fortsetzung
seiner Karriere in der Sendereihe des NDR-Fernsehens „Große Hafenrundfahrt”,
gemeinsam mit Carlo von Tiedemann. Häufig fuhr Köbbert schon vor der Wende
auf Kreuzfahrtschiffen mit und gestaltete an Bord der VÖLKERFREUNDSCHAFT,
der FRITZ HECKERT und der ARKONA unvergessliche Programme. Auch in den
letzten Jahren seiner künstlerischen Laufbahn, war er oft auf Schiffen der
großen Cruise-Reedereien engagiert.
Den Schlusspunkt der Trauerfeier setzte Heide Mundo,
die Warnemünder Sängerin und Kollegin des Verstorbenen. Sie interpretierte
Köbberts Rostock-Lied:
Du min Rostock, mine leve Vaderstadt, in Dir bin ich
zu Haus.
Du min Rostock, mine leve Vaderstadt. in Dir kenn
ich mich aus.
Hier weiß ich, wie der Wind sich dreht und wo die
Möwe wohnt.
Du min Rostock, mine leve Vaderstadt, du hast mich
reich belohnt.
Sehr gute Bilanz der 77. Warnemünder Woche
Als sehr erfolgreich haben die Organisatoren die 77.
Warnemünder Woche gewertet, die am 13. Juli zu Ende gegangen ist. An dem
segelsportlichen Ereignis hatten 2.075 Segler aus 29 Ländern mit 801 Booten
teilgenommen, die insgesamt 145 Wettfahrten bestritten. Es seien trotz
teilweise schwieriger Wetterbedingungen für alle Teilnehmer erlebnisreiche
Tage und Wettbewerbe gewesen, resümierte Hauptwettkampfleiter Robert
Niemczewski. Auch die Segelsportler hätten sich sehr zufrieden gezeigt, wie
Hans-Jürgen Bohn, Vorsitzender des Warnemünder Segelclubs feststellen
konnte. Wettermäßig habe es alles gegeben, was denkbar ist: Flaute, Sturm
und Regen, aber auch ideale Windverhältnisse, bei herrlichem Sonnenschein
und angenehmen
Temperaturen. Außer den Segelwettkämpfen bot die diesjährige
Warnemünder Woche weitere sportliche Veranstaltungen, darunter vor allem das
Kite-Surfen, Beach-Volleyball und Beach-Soccer. Der Zuschauerzuspruch war
dieses Jahr allerdings etwas geringer als in der vergangenen Jahren
(650.000, statt der erwarteten 700.000). Das führen die Veranstalter auf die
zwei Schlechtwettertage mit starkem Regen und niedrigen Temperaturen zurück,
die viele Gäste von außerhalb spontan von einer Fahrt an die Küste
zurückgehalten hätten. Das Volksfest rund um die Warnemünder Woche war aber
trotzdem wieder ein großer Erfolg. Am traditionsreichen Festumzug Nieger
Ümgang hatten rund 800 Menschen teilgenommen. Das Volkstrachtentreffen, die
Auftritte von Shantychören und weiterer Künstlergruppen hatten wie immer
regen Zuspruch gefunden. Das Waschzuberrennen war ein Spektakel und ein
Anziehungspunkt für Einheimische und Gäste gleichermaßen.
Die Drachenbootrennen der 76 Crews mit insgesamt
1.600 aktiven Teilnehmern waren sportlich anspruchsvoll und auch von großem
Schauwert. Die Paddler, Trommler wie die Schiedsrichter sind immer wieder
begeistert von dieser Wettkampfstätte, die mit der Möglichkeit, von beiden
Uferseiten der Warnow zuzuschauen und die Sportler anzufeuern,
Stadioncharakter hat.
Schausteller auf der Strandpromenade und am Alten Strom verzeichneten
gute Umsätze. Inzwischen haben die Vorbereitungen der 78. Warnemünder Woche
begonnen, denn nach dem Fest ist vor dem Fest.
Neues aus der Volkswerft
Die beiden übergewichtigen Fähren von Scandlines, die bekanntlich die
Pleite der Stralsunder Volkswerft verursacht haben, sind nun nach Odense in
Dänemark geschleppt worden. Zunächst hatte man die COPENHAGEN und die BERLIN
von Stralsund nach Hamburg gebracht, wo sie bei Blohm &Voss eine
Abmagerungskur verpasst bekommen sollten. Den Stralsundern hatte man nichts
mehr zugetraut. Doch offenbar kann oder will die berühmte Hamburger Werft
die Demontage von zwei Decks (so hieß die Lösung) nicht vornehmen oder nicht
verantworten: Man darf ohnehin gespannt sein, wie die Schiffe dann aussehen
werden und wie es um ihre Wirtschaftlichkeit bestellt sein wird. So gesehen,
könnte das Drama um die zwei Fähren noch Potential für eine oder mehrere
Folge-Kapitel haben.
Dafür wartete die regionale Presse in MV mit einer „tollen Sensation”
auf, die vielleicht den Ärger um die P+S-Pleite etwas in den Hintergrund
drängen soll: „Honeckers Yacht liegt auf der Volkswerft und steht zum
Verkauf”, lautete eine Schlagzeile. Hatte Erich eine Yacht? Erstaunlich. Man
mag ja die einstige Staatyacht OSTSEELAND und die Motoryacht OSTSEELAND II
als „Honeckers Yachten”. klassifizieren, doch gehörten sie ihm weder
persönlich, noch waren sie übermäßig luxuriös ausgestattet. Wie oft Erich
Honecker an Bord eines dieser Schiffe war, ließe sich wahrscheinlich an
einer Hand abzählen. Die Schiffe dienten natürlich repräsentativen Zwecken.
Sie wurden von Mitgliedern der Partei- und Staatsführung sowie deren Gästen
genutzt. Die OSTSEELAND II unterstand in den letzten 18 Jahren der DDR, der
Verfügung des Rates des Bezirkes Rostock. Beide hatten eine
Volksmarine-Besatzung und wurden von der VM auch operativ geführt und
versorgt. Sie sind nach der Wende verkauft worden und haben als „Honeckers
Yachten” neue Karrieren bei arabischen Scheichs bzw. anderen Geldleuten
durchlaufen. Um was für eine Yacht es sich da in Stralsund handeln soll, ist
also fraglich. Die Abbildung lässt vermuten, dass es sich um eine
Salonbarkasse handelt, eine Modifikation der Motorbarkasse 407 BBB, von
denen u.a. 6 Fahrzeuge für das Ministerium für Staatssicherheit und 15
weitere Boote für zivile Bedarfsträger gebaut worden sind. Dass mit einem
dieser komfortabel ausgestatteten Boote auch Schalk-Golodkowski oder Erich
Mielke und vielleicht einmal auch Erich über Spree und Havel geschippert
sind und dass dabei auch Geschäfte mit ausländischen Gästen getätigt wurden,
wie in dem Beitrag steht, ist denkbar. Und dass zum Führen des Bootes und
zur Betreuung der Gäste „immer die Stasi mit an Bord” war, ist
selbstverständlich, sofern es sich hier tatsächlich um eines der Boote des
ex-Mielke-Ministeriums handelt. Diese in den Jahren zwischen 1970 und 1982
gebaute Kiste als Honeckers Yacht auszugeben, grenzt aber an Hochstapelei.
Insolvenzverwalter Berthold Brinckmann meinte, es sei „ein feines Schiff
mit Tradition”, wofür er 200.000 € haben möchte. Doch was für eine Tradition
ist das? Na, schön. Wer es nötig hat, mit Honecker zu renommieren und sich
was darauf einbilden möchte, dass er nun so einen Kahn besitzt, welcher
schon Herrschaft und Huldigung des obersten DDR–Chefs geatmet hat, der möge
die 200.000 € hinblättern, und der Spaß sei ihm gegönnt.
Stadthafen Rostock als Kreuzfahrtterminal?
Nachdem die Bürgerschaft der Hansestadt
Rostock das Bürgerbegehren für eine Verlegung des Traditionsschiffes Typ
FRIEDEN von seinem abseits gelegenen Liegeplatz im IGA-Park in den
Stadthafen abgeschmettert und so den Willen vieler Einwohner einfach negiert
hatte, wird jetzt unerwartet eine neue Idee präsentiert. Hafenkapitän
Gisbert Ruhnke gab bekannt, dass ab 2015 Kreuzfahrtschiffe und Luxusyachten
reicher Scheichs bzw. Oligarchen den leeren Stadthafen, wo Jahrhunderte lang
das Herz der Hansestadt schlug, beleben sollen. Der erste Vertrag mit einer
Kreuzfahrtreederei sei geschlossen, so Ruhnke. Es sollen noch mehr solcher
Kähne bis zur Größe der EUROPA den Stadthafen anlaufen. Inmitten der Stadt
beginnende Landgänge wären für diele Touristen sehr reizvoll. Man bemühe
sich auch, Luxusyachten aus dem Mittelmeer an die Warnow zu locken. Der
Hafenkapitän verwies darauf, dass 2012 die SAMAR (77 Meter lang), die einem
kuwaitischen Scheich gehört, für fünf Tage am Liegeplatz 81 festgemacht
habe. Noch größer war die Megayacht LE GRAND BLUE des russischen Milliardärs
Jewgenij Schindler, die im August 2010 „etwas versteckter” im Fischereihafen
gelegen habe.
Da die Liegeplätze im Stadthafen nur Schiffe
mit einem Tiefgang bis maximal 6 Meter zulassen, ist der Traum vom Anlaufen
durch Luxusliner der EUROPA-Größe (Länge 225 Meter) doch sehr gewagt, denn
die hat einen Tiefgang von 6,30 Meter, würde also in der Unterwarnow
garantiert auf Grund laufen. Außerdem dürfen solch große Schiffe nur
mit Schlepperhilfe und mit Lotsen die Warnow herunterschippern. Kosten: rund
10.000 €. Wie viele Reeder das mitmachen würden ist unklar. An Ent- und
Versorgungsmöglichkeiten u. a., mitten in der City wäre auch noch zu denken.
Man hat das Gefühl, dass hier aus purem Aktionismus und um den Druck wegen
der Ausgestaltung des „Hafens ohne Schiffe”, zu nehmen, und um Zustimmung
zur Umgestaltung des IGA-Parks (20 Millionen €), samt dort verbleibendem
Traditionsschiff und zu bauendem Museumsgebäude zu erheischen, ein paar neue
Säue durch das trostlose Gelände des Stadthafens gejagt werden. Man kann
kaum glauben, dass die Träume von einer Hafen-Wiedergeburt in Rostock nicht
platzen werden.
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