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Reiner Frank im Oslofjord 

Reiner Frank  (rf)

Ressortleiter

OstseeMagazin

im SeereisenMagazin

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Über die Arbeit der Internationalen Transportarbeiter Föderation am Beispiel des Schwarz-Afrikaners Hamani Amadou.

Über die Arbeit der Internationalen Transportarbeiter Föderation am Beispiel des Schwarz-Afrikaners Hamani Amadou. Foto: Georg Scharnweber, Rostock

 

ITF-Inspektor für die Ostseehäfen

Rostock, 15. September 2015 ‒ Wenn Seeleute unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen, ihnen ihre Heuer monatelang vorenthalten bleibt, Sozialdumping den Arbeitsalltag an Bord ihrer zumeist unter Billigflaggen fahrenden Schiffe bestimmt, können sie auf die Unterstützung der Gewerkschaft ITF bauen. Sie setzt sich für die Durchsetzung von Mindeststandards weltweit ein, erstreitet mit Hilfe solidarisierender Hafenarbeiter Tarifverträge. ITF ist das Kürzel für Internationale Transportarbeiter-Föderation – ein 1896 gegründeter Dachverband von 750 Gewerkschaften in 155 Ländern, dem fünf Millionen Mitglieder angehören, davon mehr als 600.000 Seeleute. Die ITF beschäftigt insgesamt 150 Inspektoren, fünf davon in Deutschland. Einer von ihnen ist Hamani Amadou aus Rostock, der von hier aus die Ostseehäfen zwischen Kiel und Wolgast im besonderen Blickfeld hat.

Als wir kürzlich Kontakt zu ihm suchten, war er gerade in Westafrika unterwegs. Die ITF will hier ihre Präsenz stärken – auch die Interessen der Seeleute beispielsweise von Togo, Benin, Elfenbeinküste und Guinea Bissau besser vertreten wissen. Hamani  Amadou (47) ist selbst Schwarz-Afrikaner. Er stammt aus dem Niger, war hier bereits als Gewerkschafter aktiv und setzte einige Jahre nach seinem Studium in Deutschland diese Arbeit auch in Dortmund und Düsseldorf bei der Gewerkschaft Verdi (damals noch ÖTV) fort. Als die ITF einen Inspektor suchte, fiel die Wahl auf ihn – er kam zwar aus einem Binnenland, sprach aber fließend deutsch, englisch, französisch und mehrere afrikanische Sprachen und hatte sich durch seine engagierte Gewerkschaftsarbeit empfohlen. Seinen ersten Kontakt mit der Seefahrt hatte er auf einem Containerfrachter auf einer Reise von Rotterdam nach Belfast, inzwischen ist er längst mit dem Bordalltag der Seeleute bestens vertraut und nun auch bemüht, auch noch russisch zu lernen und so sprachliche Barrieren zu manch osteuropäischen Seemann abzubauen.

Kaum von seinem Einsatz in Westafrika zurück, hatte er sich um die Nöte von Seeleuten des Bulkcarriers EL CONDOR PAS in Kiel zu kümmern. Die Lösung des Tarifproblems hatte bereits sein Bremerhavener Kollege eingeleitet, was er erfolgreich im Interesse der türkischen Seeleute abschließen konnte. Lebensmittelpunkt für den Mann aus dem Niger ist seit vier Jahren Rostock. Hier hat er sich gut eingelebt, viele Freunde gefunden, von hier aus fühlt er den Puls der weiteren deutschen Ostseehäfen. Reiner Frank

 

Die Schnellfähre LEONORA CHRISTINA steuert im Bornholm-Verkehr von Ystad den Hafen Rønne an.Die Schnellfähre LEONORA CHRISTINA steuert im Bornholm-Verkehr von Ystad den Hafen Rønne an. Foto Reederei Færgen, Rønne

 

Reisen nach Bornholm gefragt

Die Reederei Færgen verbindet Sassnitz mit Rønne / Zwei Fähren im Einsatz / Sieben Prozent mehr Pkw.

Rønne / Sassnitz 29. August ‒ Immer mehr Deutsche reisen zur Sonneninsel Bornholm. Die dänische Reederei Færgen verzeichnet im Sommergeschäft deutliche Zuwächse. Auf der Route zwischen Sassnitz auf Rügen und Rønne auf Bornholm wurden allein im vergangenen Juli 8,3 Prozent mehr Pkw gezählt als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die Gesamtzahl seit Jahresbeginn übersteigt das Vorjahresergebnis um sieben Prozent, berichtet Færgen-Chef John Steen Mikkelsen. Der Manager (in wenigen Tagen kann er seinen 60. Geburtstag feiern)  ist auch einer der Pioniere der Fährschifffahrt vom Rostocker Seehafen. Dort war er in den 1990er-Jahren in seiner damaligen Funktion als Chef der Europa-Linien tätig. Das Unternehmen, das seine Wurzeln in der Reederei GT-Link hatte, war seinerzeit von Travemünde nach Rostock gekommen und betrieb seitdem von einem neuen Anleger des Seehafens in Konkurrenz zur angestammten Linie in Warnemünde den Fährbetrieb nach Gedser mit den Schiffen ROSTOCK LINK und FALSTER LINK. Später wurde Mikkelsen Manager bei der DSB Rederi und bei Scandlines, zunächst Routenchef für die Vogelfluglinie und den Gedser-Verkehr und noch vor dem großen Aderlass einer ihrer Geschäftsführer.     

Seit Oktober 2010 führt er das dänische Unternehmen Færgen, an dem der dänische Staat maßgeblich beteiligt ist. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Rønne auf Bornholm bündelt die innerdänischen Linien Fanø, Als, Langeland und Samsø Færgen, sowie den Bornholm-Verkehr von und nach Køge und Ystad, sowie von und nach Sassnitz. Im Bornholm-Fährverkehr, dessen Tradition bis 1866 zurückreicht, ist zwischen Ystad und Rønne die große Schnellfähre LEONORA CHRISTINA im Einsatz, zwischen Sassnitz und Rønne verkehren gegenwärtig die HAMMERODDE und POVL ANKER. Die großen Katamarane von Førgen (neben der LEONORA CHRISTINA die VILLEM CLAUSEN) machen bis zu 40 Knoten Fahrt und sind im Schnellzugverkehr von Ystad über den Öresund nach Kopenhagen eingetaktet. Der teure Betrieb wird staatlich gestützt, schließlich sollen die Inselbewohner vom Mutterland nicht abgekoppelt sein.    

Dänemark-Urlauber können in der süddänischen Nord- und Ostsee mit den Fähren der Reederei Færgen (dänisches Wort für Fähre) bequem von Insel zu Insel hüpfen. Das Unternehmen betreibt Linien zwischen Als und Fünen, Jütland und Fanø, Langeland und Lolland, Samsö und Seeland sowie den Bornholm-Verkehr von Sassnitz, Ystad und Køge nach Rønne. Insgesamt hat Færgen auf seinen sieben Routen in diesem Jahr mehr als vier Prozent Pkw befördert. Reiner Frank

 

Der Chef der Reederei Færgen John Steen Mikkelsen – er begeht Anfang September seinen 60. Geburtstag.

Der Chef der Reederei Færgen John Steen Mikkelsen – er begeht Anfang September seinen 60. Geburtstag. Foto: Reiner Frank, Rostock

Die aufgelegte Stena-Fähre TRELLEBORG noch im Rostocker Stadthafen; inzwischen liegt sie in Uddevalla auf.

Die aufgelegte Stena-Fähre TRELLEBORG noch im Rostocker Stadthafen; inzwischen liegt sie in Uddevalla auf. Foto: Reiner Frank, Rostock

Als Auflieger in Uddevalla ‒ Die Fähre TRELLEBORG wartet nun in Schweden auf einen Käufer

Rostock 28. August ‒ Kürzlich verabschiedete sich das Fährschiff TRELLEBORG aus Rostock. Es war kurz vor der Hanse Sail zunächst in den Seehafen verlegt worden, um den Seglern Platz zu machen. Und entgegen den Aussagen von Stena-Managern kam die Fähre nicht zum Stadthafen zurück, sondern steuerte Schweden an.  Gegenwärtig liegt die Fähre im schwedischen Hafen Uddevalla auf. „Der Wechsel von Rostock war eine schnelle, spontane Entscheidung und nicht zuletzt eine Kostenfrage”, erklärt Marketing-Leiter Martin Wahl den Weggang des Schiffes aus Rostock, das dem Bild des Stadthafens nicht schlecht zu Gesicht stand und auch Anlaufpunkt für maritim Interessierte geworden war. Anfang Oktober vergangenen Jahres war die betriebsbereit gebliebene  Fähre in den Stadthafen gekommen. Für den weiteren Betrieb wären den aktuellem Umweltregularien für die Ostsee entsprechende Investitionen notwendig geworden. Auf der Königslinie genügt aber die SASSNITZ dem zurückgegangenen Aufkommen, zumal der Eisenbahn-Fährverkehr sich inzwischen voll auf Rostock konzentriert. So steht das Schiff bereits seit April zum Verkauf. Einen Abschluss mit etwaigen Interessenten dafür, so Wahl, gebe es aber noch nicht. Die Fähre war 1982 auf der Werft in Landskrona gebaut und 2006 zuletzt umfassend modernisiert worden. Das Schiff ist 170 Meter lang und 23,60 Meter breit und bietet bis zu 900 Passagieren und 180 Pkw auf 680 Lademetern Platz. Es verfügt zudem über ein Eisenbahndeck mit fünf Gleisen. Reiner Frank

Die Baltimar-Crew v. l.: Klaus Zeise, Vivienne Anderson, Peter Gröbke, Felix Pralow und Gunnar Lüdemann vor ihrem Büro in Bentwisch.

Die Baltimar-Crew v. l.: Klaus Zeise, Vivienne Anderson, Peter Gröbke, Felix Pralow und Gunnar Lüdemann vor ihrem Büro in Bentwisch. Foto: Reiner Frank, Rostock 

 

Baltimar Rostock startete vor 25 Jahren ‒ Seit 2003 Makler für Kreuzfahrer

Rostock, 19. August ‒ Am 3. September hat die Rostocker Baltimar Schifffahrt und Transport GmbH Kunden und Geschäftspartner zu einer Jubiläumsfeier geladen. Das Dienstleistungsunternehmen begeht sein 25jähriges Bestehen. Im August 1990 war es als eine der ersten Schifffahrtsagenturen der Hansestadt an der Warnow  gegründet worden.

Neben dem Unternehmen  Sartori & Berger ist auch die von Gunnar Lüdemann (60) geführte Schifffahrtsagentur Baltimar als Dienstleister für die Kreuzschifffahrt tätig. So sahen wir kürzlich  an Bord der MARINA die Maklerin Vivienne Anderson in Aktion. Sie hat für Passagiere gerade Blumen geholt, muss gleich zur Apotheke und hat noch diverse weitere  Besorgungen zu erledigen. Kontaktperson an Bord ist für sie Maricel Guce, First Purser an Bord, aber auch Wünsche von Chief Purser Emma Smith und dem Concierge Rondell Abrahams sind im Dienst der Kreuzfahrtgäste für das Schiff zu erfüllen. Das 238 Meter lange elegante Schiff der Reederei Oceania Cruises, das 1.250 Passagieren Platz bietet, ist am Morgen aus Amsterdam gekommen und wird am Abend weiter nach Visby gehen. In dieser Zeit hat auch die Maklerin dienstleistungsbereit zu sein. Die Rostockerin Vivienne Anderson ist neben Felix Pralow einer der Youngster im Team von Baltimar. Sie hat hier den Beruf der Schiffskauffrau von der Pike an gelernt und ist inzwischen auch schon neun Jahre dabei. Jeder der Makler hat gewissermaßen sein Stammschiff. Zu den Aufgaben von Vivienne Anderson während der Kreuzfahrt-Saison gehört unter anderem die Betreuung der MARINA, die sieben bis achtmal in Rostock erwartet wird.

Seit 2003 steht Baltimar im Dienst der Kreuzschifffahrt, wurde praktisch dafür

Subunternehmer vor allem für die Hamburger Agentur HC Roever, aber auch für die Agentur PWL (Peter W. Lampke). Etwa  50 Schiffe werden jährlich in den Häfen Rostock, Wismar und Sassnitz betreut. Darunter die NORWEGIAN STAR, die DISNEY MAGIC, die QUEEN ELIZABETH II und die MARINA in Rostock und die NAUTICA in Wismar und die ARCADIA in Mukran, um nur einige zu nennen. Zu den besonderen Highlights in der Firmengeschichte gehört die Betreuung  der Megayachten LE GRAND BLEU im August 2010 und der SAMAR im Juni 2012.

Die Haupttätigkeitsfelder für Baltimar liegen aber im Chemie- und Ölhafen. 75 bis 80 Prozent der Flüssiggüter im Rostocker Hafen werden von Baltimar bedient. Das erste Schiff war der Motortanker STINT. Reiner Frank

 

Der Vorsitzende des Museumshafens Rostock e.V., Hans-Peter Wenzel vor der Kulisse des Museumshafens.

Der Vorsitzende des Museumshafens Rostock e.V., Hans-Peter Wenzel vor der Kulisse des Museumshafens. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

Segelspektakel an der Warnow

240 Schiffe zur 25. Auflage der Hanse Sail / Zahlreiche Premiergäste / Auch der Museumshafen Rostock ist ein Jubilar.

Rostock 26. Juli ‒ Am zweiten August-Wochenende liegt für viele Skipper wieder Kurs Rostock an. Die Organisatoren der Hanse Sail freuen sich, dass gerade zur 25. Auflage des maritimen Festes die Schiffsteilnehmerliste so lang ist, wie nie zuvor. Nahezu 240 Schiffe aus 15 Nationen haben sich angemeldet. Darunter zahlreiche Premierengäste aus Teilen dieser Welt, für die die Ostsee ein bisher unbekanntes Gewässer ist. Sie kommen aus Frankreich, Spanien und erstaunlicher Weise auch mit der LA GRACE aus Tschechien, das bekanntlich nicht am Meer liegt. Die Überraschung der 25. Sail ist die kurzfristige Anmeldung der indischen Bark TARANGINI, die von Mai bis Oktober 2015 auf einem Europa-Törn unterwegs ist. Daneben haben sich auch die großen Windjammer wie die russischen SEDOV, KRUSENSTERN oder MIR sowie die polnische DAR MLODZIEZY und die norwegische SÖRLANDET bis hin zum Segelschulschiff der Deutschen Marine, GORCH FOCK angesagt. Hinzu kommen die Dampfschiffe mit ihrem Flaggschiff STETTIN.

Neben 25 Jahre Hanse Sail kann auch das 25-jährige Bestehen des Museumshafens Rostock begangen werden, ein Schmuckstück des Rostocker Stadthafens. Im Januar 1990 war die Traditionsseglervereinigung Mecklenburg-Vorpommern gegründet worden, deren Erfahrungen dann später auch bei der Geburt der Hanse Sail mit Pate standen.

 

Hans-Peter Wenzels Galiot CONCORDIA, mit der er einst sogar mit seinem Bruder an der  Kolumbus-Regatta zum 500-jährigen Bestehen der Entdeckung Amerikas teilnahm.

Hans-Peter Wenzels Galiot CONCORDIA, mit der er einst sogar mit seinem Bruder an der  Kolumbus-Regatta zum 500-jährigen Bestehen der Entdeckung Amerikas teilnahm. Foto: Museumshafen, Rostock

Die Brüder Hans-Peter und Gerd Wenzel gehörten als Ideengeber mit ihren Erfahrungen in der Traditionsschifffahrt und Kenner der Szene zu den Geburtshelfern. Sie regten auch die Anlage eines Museumshafens an, in dem gegenwärtig 22 Museumsschiffe von 55 Mitgliedern ihren Stammplatz finden.

Der Erhalt und das Betreiben von historischen und traditionellen Wasserfahrzeugen ist satzungsgemäß das erklärte Ziel des Vereins. Da gibt es das alte Lotsenboot, den Gaffel- und Krabbenkutter, die Seequatze, die Störtebeker-Yacht, das 100-jährige Zeesboot und den Dampfschlepper, um nur einige der Schiffstypen im Hafenbecken zu nennen. Zu den ersten Nutzern des Museumshafens gehörte seinerzeit die Schoner-Galeasse  RAROTONGA und der englische Pilotkutter FAIR DAWM. Weitere Oldtimer folgten. Selbst der Nachbau des Postseglers HIORTEN machte sich auf 

den weiten Weg von Karlskrona hierhin. Die Gebrüder Wenzel hatten hier neben ihrer Galiot CONCORDIA auch ein größeres Schiff – die „VICTORIA – in Arbeit. Ihr Ziel hieß Amerika, die große Kolumbus-Regatta zum 500-jährigen Jubiläum der Entdeckung Amerikas. Das Schiff wurde nicht fertig, die Traditionssegler aber gaben ihr Ziel nicht auf. In einer abenteuerlichen Aktion verluden sie die kleinere  CONCORDIA auf einen Tieflader und brachten sie in Polizeieskorte nach Emden, von wo sie nach Amerika verschifft wurde und ein Traum der Rostocker in Erfüllung ging.  

Viele weitere Meilensteine wurden durch den Verein und seine Mitglieder gesetzt. Bei unserer Stippvisite im Museumshafen machen zwei der mit ihren Schiffen hier ansässigen Skipper – Klaus-Dietrich Sydow vom  Holzkutter ANJA und Konrad Habeck vom Krabbenkutter SPÖKENKIEKER – gerade ihre Schiffe flott zur Hanse Sail. Ein Hobby, so sieht schon der Außenstehende, das mit viel Arbeit verbunden ist. Die Vereinsmitglieder des Museumshafens verwirklichen mit viel Liebe, Fleiß und nicht weniger Geduld und Ausdauer mit jedem Handgriff ihre Träume. Durch die Hansestadt wurde ihr Vereinshaus saniert und von ihnen selbst liebevoll im maritimen Flair eingerichtet. Zur Hanse Sail werden sie jene Gastschiffe begrüßen und betreuen, die – wie sie – sich dem Erhalt historischer Schiffe widmen. Die Großsegler mögen für viele Besucher der Magnet sein, aber so manches  Kleinod aus den Museumshäfen muss sich nicht dahinter verstecken. Reiner Frank

Die vier Schlepper FAIRPLAY XII, AXEL, BUGSIER 16 und FAIRPLAY II in Warnemünde.

Die vier Schlepper FAIRPLAY XII, AXEL, BUGSIER 16 und FAIRPLAY II in Warnemünde. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

Vor 25 Jahren zu neuen Ufern

Schlepper-Reederei Fairplay seit Anfang Juli 1990 in Rostock/ Wichtiges Glied in der maritimen Dienstleistungskette

Rostock Juli 2015 ‒ Seit inzwischen 25 Jahren zeigt auch das 1905 gegründete Hamburger Unternehmen in Rostock Flagge. Am Abend des 1. Juli 1990 hatten die Schlepper Fairplay I, VIII und XV von Hamburg Kurs auf  Rostock genommen, um hier nach gerade erfolgter Währungsunion ihre Dienstleistungen anzubieten. Im Frühjahr 1993 wurden durch Fairplay Betriebsteile und Personal der Konkurs gegangenen Rostocker Bagger-, Bugsier- und Bergungsreederei (BBB) von der Treuhand gekauft. In den Folgejahren wurden die Kapazitäten ausgebaut, entwickelte sich die Fairplay-Niederlassung zu einem wichtigen Bindeglied in der maritimen Dienstleistungskette zwischen Wismar und Wolgast.

Die  Schifffahrtskrise 2008 / 2009 bekam dann auch die Schleppschifffahrt zu spüren. Die Aufträge von Reedereien und Werften gingen dramatisch zurück. Inzwischen ging es wieder aufwärts. 2014 war die Auftragslage schon deutlich besser als die Jahre zuvor, berichtet Niederlassungsleiter Frank Herzer, der im ersten Halbjahr 2015 eine weitere Steigerung verzeichnet.

Rund 50 Mitarbeiter sind gegenwärtig in der Niederlassung tätig, ihre Dienstleistungen erfolgen mit den Schleppern FAIRPLAY XII und AXEL (je 42 Tonnen Pfahlzug) sowie BUGSIER 16 (31 Tonnen) und FAIRPLAY II (28 Tonnen Zugleistung). BUGSIER 16 und AXEL fahren in Charter, beziehungsweise Kooperation für Fairplay.  In der Arge Küstenschutz sind wiederum zusammen mit Bugsier die Schlepper BALTIC in Warnemünde und FAIRPLAY 25 in Sassnitz wichtige Aktivposten. Dafür wird gemeinsam mit den BALTIC-Tauchern und der Reederei Bugsier auch das Boardingteam für Rettungseinsätze gestellt.

Den Alltag der Arbeitsschlepper bestimmen vor allem Getreideexporte in Rostock und Mukran, Produktentanker, Kohle-Zufuhren für das Kraftwerk, Projektverladungen bei Liebherr und Verschiffungen von Offshore-Anlagen  vom EEW-Großrohrwerk. Bei widrigem Wetter werden auch Kreuzliner unterstützt. Vom Schiffbau ist es fast nur noch die Neptun Werft, die Schleppleistungen beim Ein- und Ausdocken der Flusskreuzer und Verholen des Docks sowie für die Verschiffung von Sektionen bedarf. Ein Saisonhöhepunkt ist auch für die Fairplay-Niederlassung die Hanse Sail, wo dann auch Großsegler an den Haken zu nehmen sind und bei den Port Partys am Kreuzfahrtterminal wird als Zuschauerattraktion auch Schlepperballett geboten.

FAIRPLAY VIII, eines jener Schiffe, die vor 25 Jahren zu neuen Ufern von Hamburg nach Rostock aufbrachen, ist heute nach Einsätzen in Stralsund und zuletzt in Wismar Museumsschiff im Traditionshafen der Hamburger Hafencity. Für die gegenwärtig etwa 35 Schlepper der Fairplay-Unternehmensgruppe haben sich die Tätigkeitsfelder inzwischen im harten Wettbewerb von Antwerpen bis nach  Gdynia ausgeweitet. Reiner Frank

 

Die A-ROSA SILVA in Amsterdam. Dieser Schiffstyp gilt als einer der effizientesten Flusskreuzer auf dem Markt.

Die A-ROSA SILVA in Amsterdam. Dieser Schiffstyp gilt als einer der effizientesten Flusskreuzer auf dem Markt. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

A-ROSA Flussschiff weiter auf Wachstumskurs

Strategische Ausrichtung als Premiummarke zahlt sich aus · Eine Neuerung erspart eine Schleusenfahrt · Weiterer Neubau im Kalkül · Katalog für 2016 vorgestellt.

Rostock 30. Juni ‒ Die Rostocker A-ROSA Flussschiff GmbH bleibt auf Wachstumskurs. Im vorigen Jahr nutzten rund 80.000 Gäste die elf Schiffe. Die Auslastung stieg um fünf, der Umsatz sogar um 23 Prozent. Die insgesamt 650 Mitarbeiter (allein 50 pro Schiff und 80 in der Zentrale auf der Rostocker Holzhalbinsel) können optimistisch nach vorn schauen. Zumal der in diesem Jahr angesteuerte Jahresumsatz schon zu 82 Prozent gebucht sei, wie Geschäftsführer Jörg Eichler berichtet. Damit hat sich A-ROSA von der derzeitigen Marktentwicklung abgekoppelt, die nach den Unternehmen Deilmann mit nicko cruises erst in diesem Jahr einen weiteren bekannten Anbieter von Flussreisen in die Insolvenz führte. Und die Rostocker sind mit ihrer Flotte weiter auf gutem Kurs. Als Schlüssel zum Erfolg wertet Eichler die strategische Ausrichtung als Premiummarke, die Komplettangebote aus einer Hand und die Hinwendung auch zu ein wenig jüngeren Gästen.

A-ROSA wird als Alternative zur modernen Städtereise und zum kürzeren Zweiturlaub angenommen. Dabei, so betont Eichler, werde auf Qualität gesetzt, ein Verramschen der Reisen, wie bei einigen anderen Anbietern, gebe es nicht. Wenn es weiterhin so gut laufe, könne im nächsten Jahr mit den Gesellschaftern durchaus der Bau eines weiteren Schiffes ins Auge gefasst werden. Gegenwärtig umfasst die Flotte elf Schiffe – die im vergangenen Jahr in Dienst gestellte A-ROSA FLORA, wie die zuvor gebaute A-ROSA SILVA ein so genannter Zweieinhalb-Decker, gilt als einer der effizientesten Flusskreuzer auf dem Markt. Alle Schiffe, die auf der Donau, auf Rhône/Saône und auf Rhein, Main, Mosel in Fahrt sind, wurden auf der Rostocker Neptun Werft gebaut. Das Design und die Geräumigkeit der Kabinen, die auch die Handschrift der AIDA-Architekten trägt, sind bei den Passagieren beliebt. Bei der Rostocker Werft, wo gegenwärtig die für dieses Jahr letzten Neubauten für Viking Cruises abgeliefert werden und demnächst Sektionsbau für Papenburg und der Bau eines weiteren Gastankers  die Kapazitäten auslastet, würde man sicher Neubaupläne des Rostocker Partners begrüßen.

Für die Saison 2016 hat sich die Rostocker Reederei einige Neuerungen einfallen lassen. So werden die Donau-Schiffe künftig in Engelhartszell, statt wie bisher in Passau-Lindau, ablegen. Das erspart ihnen 22 Flusskilometer und unkalkulierbare Wartezeiten an der Schleuse Jochenstein, wo oft eine lange Schlange wartender Schiffe den Fahrplan beeinträchtigt. Der Shuttle der Passagiere und die Schiffsversorgung würden abgesichert, versichert  Markus Zoepke, der für die operative Lenkung der Flotte verantwortliche A-ROSA-Manager. Sein Team hat in  Chur in der Schweiz seinen Sitz. 

Der neue Katalog, den Eichler und Zoepke vergangene Woche in Hamburg und München vorstellten, bietet drei neue Städtereisen an. Für besonders gefragte Anlaufziele wie Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen auf dem Rhein beziehungsweise Arles, Lyon und Avignon auf der Rhône ist eine längere Verweildauer eingeplant. Gemäß  einer von den Rostockern durchgeführten Studie wird neben der Zielgruppe der über 50jährigen das Augenmerk auch auf Paare ab 40 mit schulpflichtigen Kindern, Alleinreisenden und Gruppen gerichtet. Vorgesehen ist so beispielsweise eine Ausweitung der Betreuungsangebote für Kids im Sommer nach erfolgreichen Tests auch zur Osterferienzeit. Während sie unter Anleitung spielen und Sport treiben, können die Eltern unbeschwert die Reise genießen.  

5,9 Millionen Deutsche, so die Marktforschung, können sich eine Flusskreuzfahrt vorstellen. Die Flusskreuzer aus Rostock laden dazu ein und versprechen mit ihren Offerten eine schöne Zeit. Die A-ROSA Flussschifffahrt GmbH   wirbt dafür mit ihrer attraktiven Markenbotschafterin Yvonne Catterfield. Die Schauspielerin und Sängerin, die mit ihrer Familie auch selbst schon an Bord zweier A-ROSA-Kreuzern auf Reisen war, kam bei Vorstellung des neuen Katalogs darüber förmlich ins Schwärmen. Reiner Frank

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