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MS LOIRE PRINCESSE an ihrer Anlegestelle gegenüber der Altstadt von Nantes.

MS LOIRE PRINCESSE an ihrer Anlegestelle gegenüber der Altstadt von Nantes.

Fotos dieser Seite: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

 

Dr. Peer Schmidt-Walther

Premiere: MS LOIRE PRINCESSE – nostalgisch und innovativ zugleich

Kleinstes von STX St. Nazaire jemals gebautes Kreuzfahrtschiff 

Querab der renommierten französischen Werft an der Loire-Mündung begegnen sie sich: die mit nur 700 Tonnen vermessene LOIRE PRINCESSE und der 225.000-Tonnen-Riese HARMONY OF THE SEAS, der im Frühjahr 2016 in Fahrt kommen soll. Es sind Gegensätze, wie sie größer nicht sein können.

Am 2. April 2015 ist der Rad„dampfer” in St. Nazaire neben dem U-Boot-Bunker aus deutscher Besatzungszeit – schräg gegenüber liegen die neuen, aber wegen des Embargos nicht an Russland ausgelieferten Hubschrauberträger SEWASTOPOL und WLADIWOSTOK vertäut – getauft worden: von Johanna Rolland, der Bürgermeisterin von Nantes. In der 600.000-Einwohner-Hafenstadt an der Loire starten die einwöchigen Kreuzfahrten auf dem von vielen Dichtern und Schriftstellern besungenen Fluss durch den „Garten Frankreichs”, vorbei an vielen bekannten Schlössern und durch berühmte Weinbaugebiete.  

Patrick Schmitter, Chef der 1976 im elsässischen Straßburg gegründeten familiengeführten französischen Reederei CroisiEurope mit jetzt 45 Flusskreuzfahrt- und einem seegängigen Schiff, hatte die Idee zum einzigartigen Loire-Projekt.

 

Zwischen Rinnsal und Deichbruch

Mit 1.020 Kilometern Länge zwischen Quellgebiet im Zentralmassiv und Mündung in den Atlantik bei St. Nazaire ist die Loire französischer Spitzenreiter. Davon sind aber nur rund 150 Kilometer zwischen Atlantik und Angers für die gewerbliche Binnenschifffahrt nutzbar (zum Vergleich der Rhein: 1.324 Kilometer lang, 883 Kilometer befahrbar). Das ist heute einzig und allein der LOIRE PRINCESSE vorbehalten. Bis vor ein paar Jahren verkehrte hier noch ein Tankschiff, dessen Eigner aber aufgeben musste, weil die Loire der letzte große, unregulierte Fluss Europas mit extremen Wasserstandsschwankungen ‒ zwischen sommerlichem Rinnsaal sowie schnee- und regenbedingten sieben Meter Höchstständen, die zu Deichbrüchen führten ‒ mit langen Ausfallzeiten verbunden ist.   

So fehlt auf der hochmodernen PRINCESSE-Brücke auch eine elektronische Karte, „weil der Fluss wegen seiner ständigen Veränderungen von der Wasserstraßen-Behörde VNF nicht vermessen wird”, wie Kapitän Benoît Armand erklärt. Die Navigation sei schwierig, obwohl das Schiff, auch dank seiner leichten Aluminium-Aufbauten, nur 70 Zentimeter eintaucht und die Fixpunkthöhe wegen der Brücken nur 4,70 Meter beträgt. „Stellenweise”, so Benoît weiter, „haben wir weniger als zehn Zentimeter unter unserm flachen Kiel und eine sehr gewundene Fahrrinne”.  

Dank neuester ausgefeilten Technik und der Bauweise als Seiten-Schaufelradschiff sei der „wildeste Fluss Europas” aber gut in den Griff zu bekommen. „Beide Haupt- und Hilfsantriebe“, so Benoît auf der seeschiffsähnlichen Brücke, „kann ich mit Ruder- und Fahrhebel von hier und den Außenfahrständen aus steuern”.

 

200.000-Raddampfer-Passagiere

Allerdings können nicht alle Reisen bis in die Festungsstadt Angers durchgeführt werden, sondern enden bei Niedrigwasser in Ancenis auf halber Strecke. Dann geht es mit dem Bus des Saarbrücker Reiseveranstalters Anton Götten, der ein 50-Prozent-Kontingent für deutsche Gäste vorhält, weiter zu den Highlights der Region am Ufer der Loire. Bis ins 19. Jahrhundert war sie ein wichtiger Schifffahrtsweg. Trotz der Sandbänke, Strudel, Hoch- und Niedrigwasser (Ebbe und Flut sind bis über 100 Kilometer stromauf spürbar) und damals auch Gebühren befuhren Boote mit extrem flachen Rumpf und viereckigem Segel (ein Wikinger-Erbe) den Strom und seine Nebenflüsse bis Orléans.

1832 wurde die erste Dampfschifffahrt gegründet. Um 1850 reisten bis zu 200.000 Passagiere pro Jahr mit Raddampfern, die nur einen Tiefgang von gerade mal 30 Zentimetern aufwiesen, auf der Loire. Doch so blieb es nicht. Es kam zu zahlreichen Havarien und Unfällen wie Strandungen und Kesselexplosionen, bis die Schiffe

schließlich als „explosionssicher” und wieder vertrauenswürdig galten. Doch der Eisenbahnbau versetzte der Loire-Schifffahrt den Todesstoß.

Bis am 4. April 2015 wieder ein Rad„dampfer” den launischen Fluss befuhr. Mit Alleinstellungsmerkmal, denn es gibt hier – bis auf wenige Ausflugsboote – keinen Verkehr mit Kabinenschiffen; ganz anders als auf Rhein und Donau, wo sich mittlerweile hunderte von Flusskreuzfahrtschiffen tummeln. Der PRINCESSE-Gast kann also die königliche Loire unbeschwert und privilegiert genießen. Dank nostalgischer und doch wieder hypermoderner Technik, die zwar weniger effektiv ist als ein Propellerantrieb, aber die touristische Erschließung der naturbelassenen Flussufer erst ermöglicht hat.

Im Bau bei STX befindet sich ein ähnliches Schiff. Ihr Name ELBE PRINCESS mit den Maßen: 95 Meter lang, 10,50 Meter breit, 90 Zentimeter Tiefgang, dieselhydraulischer Antrieb (2 x 300 kW), allerdings mit einem geräuschpegelmindernden Heckradantrieb. Ab 2016 werden darauf 80 Passagiere zwischen Berlin, Dresden und Prag reisen und auch die Raddampfer-Kollegen der Dresdner Weißen Flotte bestaunen können. All inklusive (Ausflüge, Getränke frei) übrigens, wie das auf allen CroisiEurope-Schiffen üblich und einzigartig ist.

 

Schnittig-schiffig mit Power

Angetrieben werden die beiden 4,70 Meter messenden Schaufelräder der LOIRE PRINCESSE von zwei umweltfreundlichen (CCNR2) 500 PS-Volvo-Penta-Dieselmotoren (D13-500 MH). Zwei 400 PS-Pumpjets in Bug- und Hecksektion sorgen für optimale Manövereigenschaften des 90 Meter langen, 15,30 Meter über die Radkästen breiten Dreideckers. „Das Schiff fährt sich wie jedes andere”, meint Kapitän Benoît gelassen, „mit einer Geschwindigkeit bis zu 15 Kilometern pro Stunde in stehendem Gewässer bei 42 Radumdrehungen pro Minute”. Ein optisches Schmankerl für die Gäste im Restaurant, wenn das Wasser wie hinter einem Waschmaschinen-Schauglas hautnah an ihnen vorbeirauscht. Auch akustisch wird das „Platsch, Platsch, Platsch” der starren Schaufeln, das die Motorengeräusche erfreulich überlagert, seine Liebhaber finden, ähnlich wie solche, die sich an Dampflokgeräuschen berauschen können. Allenfalls die klappbare weiße Schornsteinröhre und natürlich die gewaltigen Schaufelräder erinnern an die rußig-schwarzen Dampferzeiten des vorvorigen Jahrhunderts.   

Die Inneneinrichtung ist geschmackvoll-modern in freundlicher, dezenter Farbgebung. Den Salon ziert sogar ein pseudoromantischer elektrischer Kamin, der an die Epoche von Jules Verne erinnern soll, dem in Nantes ein Museum gewidmet ist. Ebenso die kupfernen Deckenleuchten. Dafür fehlen Sauna und Fitnessraum sowie – gravierend – wenigstens eine öffentliche Toilette.

Von den 48 nicht sehr geräumigen Kabinen für 96 Gäste verfügen 30 auf dem Hauptdeck über einen vier Quadratmeter großen Balkon.

Die von Stirling Design International entworfenen gelungenen Linien der yachtähnlichen LOIRE PRINCESSE sind, so darf man es von einer Seeschiffswerft erwarten, geradezu „schiffig”: schnittiger Seeschiffssteven, feststehende und weitläufige Brücke wie bei einem Küstenmotorschiff mit zwei Außensteuerständen. Achtern wird die weiße Lady durch ein abgeschrägtes Kreuzerheck elegant abgerundet.  

Für die Form-Entwicklung griffen die Werftingenieure auf Schlepptank-Versuche aus den 80er Jahren, Computersimulationen und auf Erfahrungen aus der Modernisierung des Schweizer Genfer-See-Dampfers VEVEY zurück. Die PRINCESSE ist also kein Resultat postjulvernscher Science-Fiction-Fantasien, sondern technisch-naturwissenschaftlicher Gedanken-Brillianz. Und so kann man auch Kapitän Benoît Armand verstehen, als er beim Abschied sagt: „Eigentlich ist die Loire nicht befahrbar, doch wir machen das!” Buchungen: www.goetten.net

Trockenfallende Sandbänke entlang der Loire bei Niedrigwasser.Trockenfallende Sandbänke entlang der Loire bei Niedrigwasser.

Bug und Steuerhaus der MS LOIRE PRINCESS.

Bug und Steuerhaus der MS LOIRE PRINCESS.

 

Der Fahrstand mit modernster Steuer- und Überwachungstechnik.

Der Fahrstand mit modernster Steuer- und Überwachungstechnik.

Die Loire verengt sich oberhalb von Nantes.Die Loire verengt sich oberhalb von Nantes.

 

Reste der alten Wehr- und Zollbrücke bei Schloss Les Garennes.

Reste der alten Wehr- und Zollbrücke bei Schloss Les Garennes.

Das kleine Dörfchen La Patache mit seinem Fischerhafen.
Das kleine Dörfchen La Patache mit seinem Fischerhafen.

Das Schiff am neuen Anleger von Ancenis.Das Schiff am neuen Anleger von Ancenis.

Die immer noch mächtige Ruine der Festung von Clisson.Die immer noch mächtige Ruine der Festung von Clisson.

 

Romanische Kirche und Apsis der Kirche von Clisson.

Romanische Kirche und Apsis der Kirche von Clisson.

Am Moine-Wehr des mediterran geprägten Städtchens Clisson.Am Moine-Wehr des mediterran geprägten Städtchens Clisson.

 

Die Ausflugsgruppe genießt den Blick vom Viadukt auf Clisson.

Die Ausflugsgruppe genießt den Blick vom Viadukt auf Clisson.

Das Flüsschen Moine fließt unter dem Viadukt hindurch.Das Flüsschen Moine fließt unter dem Viadukt hindurch.

Zufahrt durch eine Allee zum Weingut Château de la Cassemichère.Zufahrt durch eine Allee zum Weingut Château de la Cassemichère.

 

Ein schöner Park umgibt das Château de la Cassemichère.

Ein schöner Park umgibt das Château de la Cassemichère.

Muscadet-Trauben gedeihen gut auf den Guts-Feldern.Muscadet-Trauben gedeihen gut auf den Guts-Feldern.

 

Ein Weinbauer präsentiert den lokalen Muscadet.

Ein Weinbauer präsentiert den lokalen Muscadet.

Die nicht weniger ansehnliche Rückseite von Cassemichère.
Die nicht weniger ansehnliche Rückseite von Cassemichère.

Die gewaltigen Festungstürme, Symbol von Angers.

Die gewaltigen Festungstürme, Symbol von Angers.

Blick von der Festungsmauer in Angers auf den Fluss La Maine.Blick von der Festungsmauer in Angers auf den Fluss La Maine.

 

Der Rundgang auf der Festungsmauer von Angers.

Der Rundgang auf der Festungsmauer von Angers.

Den Innenhof der Festung ziert ein kleiner Park.

Den Innenhof der Festung ziert ein kleiner Park.

Der Loire-Flusslauf zwingt den Kapitän zu scharfen Kurswechseln.

Der Loire-Flusslauf zwingt den Kapitän zu scharfen Kurswechseln.

Im Restaurant ist zum Mittagessen eingedeckt.Im Restaurant ist zum Mittagessen eingedeckt.

 

Wandgestaltung im Restaurant mit stilisierten Loire-Schlössern.

Wandgestaltung im Restaurant mit stilisierten Loire-Schlössern.

Kupferhängelampe mit Obstschalen im Restaurant.

Kupferhängelampe mit Obstschalen im Restaurant.

Treppe vom unteren Kabinendeck zur Bar im Salon.
Treppe vom unteren Kabinendeck zur Bar im Salon.

Dieser Flur führt zu den Kabinen des Hauptdecks.
Dieser Flur führt zu den Kabinen des Hauptdecks.

Gäste beim Mittagessen im hellen Restaurant.Gäste beim Mittagessen im hellen Restaurant.

 

Das appetitanregende Mittags-Salat-Büffet.

Das appetitanregende Mittags-Salat-Büffet.

Kapitän Benoit Armand beim Anlegemanöver in Nantes.

Kapitän Benoit Armand beim Anlegemanöver in Nantes.

Der mechanische 40-Tonnen-Elefant in der Ausstellung „Les Machines de L’île”  in Nantes.

Der mechanische 40-Tonnen-Elefant in der Ausstellung Les Machines de Lîle in Nantes.

Fahrt auf der unteren Loire: Sonnendeck mit klappbarem Schornstein.Fahrt auf der unteren Loire: Sonnendeck mit klappbarem Schornstein.

 

Balkonreihe an der Backbordseite mit Anlegestellen-Abweiser.

Balkonreihe an der Backbordseite mit Anlegestellen-Abweiser.

Die Hochbrücke von St. Nazaire mit STX-Werft (r).Die Hochbrücke von St. Nazaire mit STX-Werft (r).

 

Der Brückenschwung von St. Nazaire ist architektonisch elegant.

Der Brückenschwung von St. Nazaire ist architektonisch elegant.

Kriegsmarine-U-Boot-Bunker in St. Nazaire.

Kriegsmarine-U-Boot-Bunker in St. Nazaire.

Am weiten Atlantik-Strand von La Baule.Am weiten Atlantik-Strand von La Baule.

Ausflug zur gotischen Kathedrale von Nantes.Ausflug zur gotischen Kathedrale von Nantes.

Eingangstor zum Schloss von Nantes.Eingangstor zum Schloss von Nantes.

Ausflugsgruppe im Innenhof des Schlosses von Nantes.Ausflugsgruppe im Innenhof des Schlosses von Nantes.

Angelegt am Fluss-Kai von Nantes mit buntem Museums-Zerstörer.

Angelegt am Fluss-Kai von Nantes mit buntem Museums-Zerstörer.

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FLUSS SCHIFF REISEN 

Dr. Peer Schmidt-Walther

FLUSS SCHIFF REISEN

ISBN 978-3-7822-1034-8, 272 Seiten, Format 21 x 27 cm, zahlreiche Farb-Abbildungen, gebunden mit Schutzumschlag.

 

Dr. Peer Schmidt-Walther

FLUSS SCHIFF REISEN

Flussschiffreisen boomen, das weiß mittlerweile jeder, der sich in irgendeiner Weise mit Schiffsreisen beschäftigt. Kein Wunder, haben sie doch ähnliche Vorteile wie eine

Hochsee-Kreuzfahrt. Das langsamere Fahren indes ist mit ganzheitlicher Entschleunigung verbunden. Nebenbei: Seegang und Seekrankheit sind hier Fremdwörter.

Gemächlich dahingleiten, immer mit Blick auf wunderschöne Landschaften, dazu in überschaubarem Kreis köstliches Essen genießen und viele Landgänge unternehmen, das ist Entspannung total ‒ und bei Flussschiffreisen normal. Von der Donau bis zur Weichsel, vom Amazonas bis zum Nil gibt es sowohl gediegene als auch exotische Möglichkeiten dieser immer beliebteren Form der Schiffsreise.

Mittlerweile gibt es für jeden Geschmack das richtige Flusskreuzfahrtschiff und die passende Reise. Von der etwas schlichteren Ausführung bis hin zur Luxusvariante haben Veranstalter in fast allen Preiskategorien Angebote parat. Neben der Frachtschiffreise für Individualisten ist die Flussschiffreise eine weitere Alternative zur klassischen Hochsee-Kreuzfahrt.

Unterhaltsame Reportagen, gepaart mit vielen praktischen Tipps, machen das Buch zu einem unverzichtbaren Werk, das man sowohl zur Reiseplanung in die Hand nehmen als auch an Bord genüsslich im Liegestuhl lesen kann.

Erschienen in Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg. Ein Unternehmen der Tamm Media GmbH.

Erscheinungsdatum: März 2015, ISBN 978-3-7822-1034-8

272 Seiten, Format 21 x 27 cm, zahlreiche Farb-Abbildungen, gebunden mit Schutzumschlag.

€ (D) 24,95 · € (A) 25,60 · CHF* 34,90

*unverbindliche Preisempfehlung

Koehler-Mittler-Shop/Flussschiffreisen

 

Zum Autor

Dr. Peer Schmidt-Walther, Jahrgang 1944, absolvierte seine seemännische Ausbildung von der Pike auf bei Binnen- und Handelsschifffahrt sowie auf dem Segelschulschiff GORCH FOCK (II) der Deutschen Marine. Als Kapitänleutnant der Reserve tat er Dienst in verschiedenen Pressestäben.

Nach dem Studium der Geografie und Germanistik mit Promotion über arktische Küsten war er als Redakteur, Chefredakteur und Chefreporter für Fach- und Seereisemagazine tätig. Er ist Schifffahrts- und Reisejournalist, Buchautor und Dozent für Maritimen Tourismus an der Fachhochschule Stralsund.

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