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Rotes Ruderboot unter Wolkenhimmel auf dem Saimaa-See.Rotes Ruderboot unter Wolkenhimmel auf dem Saimaa-See.

Alle Fotos dieser Seite: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

 
Dr. Peer Schmidt-Walther
Saimaa – Labyrinth aus blauem Wasser und grünen Inseln

Rund 180.000 blaue Seen-Augen sprenkeln das Land, das man auf über 3.000 Kilometern Wasserstraßen bequem erkunden kann. Höchst verlockend! So etwas gibt’s nur einmal und bootsführerscheinfrei: in Südost-Finnland.

Bepackt mit Proviant und Ausrüstung für eine Hausboot-Woche rollt der Wagen in Lübeck über die große Heckrampe auf den Ro-Ro-Frachter FRIEDRICH RUSS. Als einziger PKW. Ringsum eingekeilt von dreiachsigen LKW-Trailern. Die Begleitmusik im riesigen Laderaum ist infernalisch: Spannketten klirren, Motoren heulen auf, Reifen quietschen. Arbeitslärm eben. Das Tragen der Sicherheitsweste ist hier obligatorisch.

Ein Offizier, als solcher in seinem orangefarbenen Overall nicht erkennbar, nimmt mit einem freundlichen „dzien dobry!” die Ausweise ab. Ein Matrose führt die beiden Passagiere zwischen Truck-Aufliegern durch die im Vorschiff liegenden Aufbauten zu den Kabinen. „Drivers” steht an der Tür zu diesem Deck, also nur für Trucker. In der Kammer Sitzecke mit Tisch und Stuhl, zwei frisch bezogene Doppelstock-Kojen, auf denen schon Handtücher und ein Stück Seife liegen, Dusche und WC, fertig. Reicht ja auch für die Überfahrt nach Kotka im Finnischen Meerbusen.

 

Entspannter Törnbeginn

Für drei Mal täglich reichliche Verpflegung sorgt die Kombüsen-Crew, je nach Schiff mal mit schwedisch-finnischem Geschmacks-Akzent, mal polnischem. Ansonsten ist Faulenzen angesagt mit Ausschlafen, Lesen, Schiffegucken, Brückenbesuchen.

Das ist schon möglich beim Auslaufen die Trave abwärts: am Fährterminal Travemünde vorbei, mitten durch den Badeort; an Steuerbord wird die legendäre Viermastbark PASSAT passiert, an Backbord das höchste Leuchtfeuer der Küste auf dem Dach des Hochhaus-Hotels „Maritim”. Ein paar Seh-Leute winken herauf, und bald wird die glutrot untergehende Sonne in der Hecksee verquirlt. Das große, offene Deck hinter der Brücke erlaubt es auch, aus der Liegestuhl-Perspektive auf die Geräte und den Nautikern über die Schulter zu schauen. Anschließend tut es gut, sich in der bordeigenen Sauna wieder aufzuheizen.

Der Trave-Lotse steigt ab, dann legt sich die Maschine ins Zeug. Beginn der Seereise mit Kurs Nordost: an Mecklenburg-Vorpommerns Küsten entlang bis zur leuchtfeuerblitzenden deutschen Nordost-Spitze von Kap Arkona auf Rügen.

Am nächsten Morgen ein Schatten an Steuerbord achteraus: Bornholm, Stunden später voraus Öland, irgendwann gegen Abend an Backbord Gotland. An Bord herrscht Sonntagsruhe. Zum Mittag kriecht die Crew verquollen aus ihren Kammern. Schließlich will man Steak und Pommes mit Rotwein nicht verpassen.

 

Könige der Straße unter sich

Kulinarische Einstimmung auf Finnland zum Abendessen mit Piimää, der berühmten Sauermilch, Lachs und Dillkartoffeln. Oder auch polnische Spezialitäten wie Bigos, Borschtsch oder Pirogi. Je nach Nationalität des Kombüsen-Chefs. „Das hält man schon mal zwei Tage während einer Überfahrt aus”, lacht ein finnischer Sattelzug-Fahrer und streichelt seinen Bauchansatz. Dass Essen ein nicht unwesentlicher Wohlfühl-Faktor ist, weiß der Küchenmeister  ganz genau.

Einer Trucker ist mit seinem 42-Tonner unterwegs von Spanien via Kotka nach Kuopio in Mittelfinnland und wieder zurück. „Und immer wieder geht’s per Frachter nach Hause”, freut sich der Mann, der die komfortable Ruhepause nach und vor dem Fahrstress genießt. Das Schiff sei zwar schon 16 Jahre alt, „aber es ist sehr gut gepflegt und bietet Einiges. Außerdem sind wir hier unter uns”, betont er. Noch so etwas wie ein Geheimtipp unter den „Königen der Landstraße”.                        

 

Umweltfreundliches Transport-Motto

„Wir sind keine Ro-Ro-Fähre, sondern ein Frachter!”, betont nicht ohne Stolz der polnische Kapitän, „denn wir transportieren ausschließlich Ladung”. Dennoch können sich die Fahrer wie auf einer Passagier-Fähre fühlen, allerdings ohne Massenbetrieb. Die FRIEDRICH RUSS-Familie und die ihrer Schwesterschiffe ist klein: 18 Mann plus eine nautische Praktikantin und zwei Azubis. Entsprechend auch die Atmosphäre, in der sich alle wohlfühlen. Bei einem Rundgang zeigt er „seinen Dampfer”, auf Wunsch auch den Truckern: gemütliche Kabinen und Aufenthaltsräume, alle mit Satelliten-Fernsehen ausgestattet, Sonnendeck und Sauna. Der Steward bietet relativ preiswerte Spirituosen und Tabakwaren an.   

Der ebenfalls polnische Chief lässt es sich nicht nehmen, durch den „Keller” zu führen. Ein 12.600 kW-Diesel bringen den FRIEDRICH in Fahrt: auf bis zu 21 Knoten. In 24 Stunden werden so rund 40 Tonnen Schweröl verbraucht. Das ist rund siebeneinhalb Mal weniger, als wenn die Trailer mit 500 PS-Zugmaschinen über Land donnern würden. „From road to sea!”, lautet denn auch das umweltfreundliche Transport-Motto der Reederei Spliethoff/Transfennica, um die Straßen zu entlasten.

 

Wasser-Labyrinth blinzelt

Nach flotter 32-stündiger Fahrt mit ein paar sturmbedingten Wacklern über die Ostsee, Ausblicke auf Ölands Ost- und Gotlands Westküste inklusive, macht FRIEDRICH RUSS pünktlich um sieben Uhr früh fest in Kotka, dem südwestlichsten Zipfel Finnlands. Genau zur Frühstückszeit. Wieder klirren die Lasching-Ketten an Deck, so dass das Auto an Land gefahren werden muss. Das kann auch einer der Offiziere erledigen, wenn man ihm vorher den Schlüssel anvertraut hat.

Ohne deutschen Straßenstress geht es, natürlich navigelenkt, in gemächlichem 80-Kilometer-Tempo in dreieinhalb Stunden oder 260 Kilometern der Marina in Savonlinna entgegen, gelegen mitten im Saimaa-Seen-Gebiet.

Hügelauf, hügelab wie auf einer Schiffsschaukel, durch dichtes Nadel- und Birkenwaldspalier, windet sich das Asphaltband. Immer öfter blitzt ein Seestück dieses Wasser-Labyrinths durchs Gehölz. Die größte Seenplatte Europas. Das älteste Gestein der Welt, der vier Milliarden Jahre alt granitene Baltische Schild, und die Eiszeiten standen Pate für diese attraktive Landschaftstrilogie aus Wald, Wasser und Fels. Die Straßenbauer hatten hier reichlich zu sprengen.

 

Uwe kennt sich aus

„Juten Tach auch!”, begrüßt die beiden Bootstouristen ein grauhaariger Hüne auf dem Vorplatz des Marina-Gebäudes. Eine Überraschung! Uwe Geppert ist vor 52 Jahren aus beruflichen und gefühlsmäßigen Gründen nach Finnland ausgewandert. Sein unverkennbares Berliner Idiom hat er allerdings nicht abgelegt. Harri und Tapio Niskanen, die Besitzer der Charterboot-Firma Vukravenho, mit denen sich Uwe fließend in der Landessprache unterhält, haben ihn angeheuert, um die deutschen Gäste gründlich einzuweisen.

Als alles vom Auto ins Boot umgeladen und verstaut ist, beginnt er seinen Bootsrundgang. Und gibt dabei Empfehlungen für einen möglichen Törnkurs von Dienstag bis Freitag, denn am Samstagvormittag läuft unser Rückfahrt-Frachter bereits wieder nach Lübeck aus.

„Macht euch erst mal vertraut mit allem”, meint er, „dann könnt ihr morgen in aller Ruhe abdampfen!” Das beginnt mit dem Studium der See- und Törnkarten, in die man sich erst mal eindenken muss.

 

Respekt und ein bisschen weiche Knie

Die Routen sind gespickt mit Seezeichen und Kursen, die eine genaue Navigation verlangen. Zwischen 80 Meter Tiefe und kaum über die Wasseroberfläche ragenden Felsbuckeln reicht die Skala der Karten. Wobei auch wechselnde Wasserstände infolge Trockenheit oder Regenfällen zu berücksichtigen sind.

„Die Russen, die hier auch chartern”, schüttelt Uwe den Kopf, „kommen an, Schluck aus der Wodka-Pulle und brettern einfach los mit full speed und Hebel auf dem Tisch ‒ ohne jegliche Vorbereitung oder auch nur Englisch-Kenntnisse”. Was die Deutschen grundsätzlich anders machen. Wir wollen weder Stress haben noch die Versicherungs-Kaution verlieren. Vor dem uns völlig unbekannten Revier haben wir Respekt, wenn nicht sogar ein bisschen „Schiss”. Obwohl wir beide europaweit erfahrene Skipper mit den Bootsführerscheinen Binnen und See sind.  

Ein ruhiger Südkurs ist unsere Option für diesen Schnuppertörn: ohne Schleusen und touristische Highlights wie die Klosterinsel Valamo, die, wie später zu erfahren ist, ohnehin schon dichtgemacht hat.

 

Zwischen Museums- und Realschifffahrt

Im Tonnenslalom, der schon draußen vor der Marina beginnt, steuern wir nördlich auf die Provinzhauptstadt Savonlinna zu, passieren an Steuerbord die wuchtige Festung Olavinlinna, bekannt für ihre Opernfestspiele und das Nadelöhr im Saimaa-System. Frachtern, die über den Saimaa-Kanal von der Ostsee heraufkommen und bis zum nördlichsten Hafen Silinjärvi fahren, lässt die Engstelle gerade mal zehn Zentimeter Luft an beiden Seiten. Für finnische Forstprodukte, Hauptausfuhrgut, lohnt sich der weite Schlängelkurs.

Einen Steinwurf von der Halbinsel Riihisaari machen wir in der Marina gebührenfrei fest. Das gleichnamige Saimaa-Museum lockt und gibt viele Einblicke in die Geschichte der Region, vor allem auch der Schifffahrt. An der Pier kann man die Frachter-Oldtimer SS SALAMA und SS MIKKO sowie den über 110 Jahre alten Passagierdampfer SAVONLINNA besichtigen.

Leinen los! Aus Sicherheitsgründen bleiben wir im Hauptfahrwasser mit Kurs auf die Engstelle Vekaransalmi, die von einer Lossi, zu Deutsch Seilzugfähre, überbrückt wird. Bis dahin gilt es noch einige scharfe Kursänderungen mit kniffligen Passagen zu bewältigen: West-Süd-West-Südost-West. Der GPS-Plotter ist dabei eine unschätzbare Hilfe. Auch als ein mit 1,5 Knoten dahin schleichender Schlepper mit Holzfloß-Anhang die Fähre für eine Stunde blockiert. Die beiden holländischen Kümos ADAMAS und ELISE sitzen in der Falle.

Eine Stunde später ist die Abzweigung zu einem Nebenfahrwasser nicht betonnt. Wie aus heiterem Himmel taucht voraus der Linien-Passagierdampfer PAUL WAHL auf. Wir hängen uns einfach in sein Kielwasser und genießen die navifreie Fahrt.

 

Scheinbar optisch einheitlich

Auf dem offenen See reagiert der schnittige SAIMEN wellenfreudig, wie viele Boote hier in ranker Spitzgat-Form (vorn und achtern gleich zulaufend gebaut), nachdem es kräftig von Nordwest aufgebrist hat. Mit Südkurs bei spritschonenden sechs Knoten und achterlichem Schiebewind dieseln wir weiter bis in die Nähe von Sipilanmäki am Ostufer der großen Insel Partalansaari, die wir umrunden wollen. Laut Infos eine

landschaftliche Schmankerl-Strecke. Abwechslung ist hier, auch wenn der optisch einheitliche Horizont nur die Farben Grün, Grau und Braun zu kennen scheint, beim Näherkommen garantiert: Mal wird durch schmale Felskanäle navigiert, dann an Steilufern vorüber und immer wieder zwischen unzähligen Inseln hindurch. Deren glattgeschliffene Buckel mit vom Eis ausgeschürften Einlaufbuchten verführen, später bei Sonne, zum Anlegen: mit FKK-Baden im klaren See, Sonnen auf durchwärmtem Fels oder einem entspannenden Erholungsschläfchen auf dem Oberdeck. Die Seele baumeln lassen, das lässt sich hier trefflich machen. In aller Seenruhe.

Vor dem Nachmittags-Kaffee wird – Kilometerfresserei ist nicht unser Ding ‒ ein Übernachtungsplatz gesucht. Die Auswahl ist groß: zwischen Ankerplätzen, Naturliegeplätzen oder Marinas.

 

Robinson Crusoe-Insel-Gefühle

Weit und breit nichts von alledem. Der steife Wind zwingt uns in Lee einer kleinen

Insel. Der leichte Buganker hält nicht am felsigen Grund, wie die Peilungen auf dem GPS-Display eindeutig beweisen. Der Heckhaken ist schwerer und gibt Halt, so dass SAIMEN wie angeklebt auf der Stelle bleibt, aber sich wie eine Feder von sechs Beaufort-Stärken herumwirbeln lässt.

Das Schlauchboot wird zu Wasser gelassen: Wir wollen nach 35 Seemeilen und fünf Stunden Wind- und Wellenfahrt endlich wieder an Land. Und kommen uns vor wie Entdecker à la Robinson Crusoe. Wobei wir auch beim gebeugten Blaubeeren- und Pilzesammeln im Dickicht unsere SAIMEN immer im Blick behalten. Wie eine Tänzerin dreht sie Pirouetten auf dem gerippten Wasserspiegel, der plötzlich – Schreck in der Nachmittagsstunde – von einem schwarzen Kopf durchbrochen wird: eine von rund 300 Saimaa-Robben. Nach der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren haben es ihre Vorfahren infolge der skandinavischen Landhebung nicht mehr geschafft, die offene Ostsee zu erreichen. Heute sind sie geschützt und Symbol für Naturparks wie die schwarze Eule auf gelbem Grund in Deutschland.

 

Tucholsky summt mit

Intensives Abendlicht bietet sich Hobbymalern und Fotografen an. Das Oberdeck ist ein idealer Standort dafür. Allerlei Vogelarten wie Kanadagänsen ‒ sie lassen sich manchmal sogar vom Boot aus füttern ‒, Kranichen, seltenen Enten und Tauchern dienen die vielen Inseln als Rast- und Ruheplätze. Spechte hämmern, Eichhörnchen huschen, Meisen piepen, Grillen zirpen, Bachstelzen wippen, Fische springen. Man kommt sich vor wie in einem Freiluftzoo. „Wenn die Igel in der Abendstunde still nach ihren Mäusen gehn, hing auch ich verzückt an deinem Munde, und es war um mich geschehn ‒ Anna-Luise!”, möchte man spontan Kurt Tucholskys Ohrwurm summen.  

Am Naturliegeplatz Linnavuori erklettern wir sogar 1000-jährige finnische Geschichte, eine Festung aus der Eisenzeit mit weitem Blick aus 100 Metern Höhe über die tintigen Seen, gesäumt von allgegenwärtigem satten Grün, über das sich ein makellos hellblauer Himmel wölbt. Fast schon kitschig.

Gegen frische Abendtemperaturen wird die bordeigene Mini-Sauna im Bad mit Holz angeheizt. Etwa eine Stunde braucht’s bis zur optimalen Schwitztemperatur zwischen 70 und 80 Grad Celsius, um das Finnland-Gefühl komplett zu machen. Das kann man sonst nur in den mökkis, den typischen Ferienhäusern an den Seen, genießen.

 

Finnland- und Törnsumme

Nach der Sauna mit Abkühlungssprüngen in den See ein, zwei Bierchen auf der Oberdeck-Terrasse mit Naturblick – doppelter Genuss! Vor uns glühen Wald und See im letzten Abendlicht. Später macht sich ein intensives Himmelsleuchten breit, färbt den stillen Seespiegel ständig um und kitzelt immer mehr Farbtöne zwischen Rosa, Pink und Orange hervor. Tausende von Kiefernstämmen leuchten rostrot auf. Die Wolken verfärben sich märchenhaft. Ein passender Liegeplatz mit Blick zum Sonnenuntergang muss einfach sein, um das Licht zu genießen. Ein unendliches Gefühl der Ruhe durchströmt uns. Der hohe, weite Himmel glüht in allen Rottönen noch lange nach.

Bis ein Trecker vorfährt und ein Mann gewichtigen Schrittes auf den Anleger stiefelt. Dies sei sein privater, gibt der Bauer in fließendem Englisch zu verstehen. Doch der öffentliche Anleger sei von dem Museums-Dampfschlepper RAUHA (zu Deutsch „Frieden“) belegt, bedauern wir, nicht ohne ihn und seine Schwester ENSO noch vorher besichtigt zu haben. Mit einem Glas Sekt werden wir von den urig-kernigen Saimaa-Seeleuten begrüßt.

Unser Liegeplatz-Problem schaffen wir mit drei Flaschen Bier aus Saksa, Deutschland, friedlich aus der Welt. Der hagere Finne lässt sich auf den Deal ein, den wir ihm anbieten: in Ruhe und Ordnung nur diese eine Nacht hier an seinem schönen Platz mit Strand und Sonnenuntergangs-Blick liegen bleiben zu dürfen.

Tagesausklang: Steinpilz-Vorspeise mit gebratenen (im Supermarkt gekauften) Muikkus im Hauptgang, den hier typischen kleinen Maränen. Der lange Abend perlt dahin bei Gespräch, Spiel, Büchern und Wein. Kerzen liefern stimmungsvolles Licht und gemütliche Wärme. Die sanft rauschenden Birken und das Glucksen an der SAIMEN-Bordwand befördern die Seeleute in kuschligen Schlaf unter funkelnden Sternen. Ruhe, Stille ringsum.

Unser gemächlicher 90-Seemeilen-Bootstörn über den Saimaa, einem Traumrevier für Könner, das wir nicht ohne Stolz kratzerfrei bewältigt haben, ist die Summe von all dem: Finnland eben.                                                                                        

 

Informationen

Bootsdaten MY SAIMEN (schwedischer Name für Saimaa)

Typ: NORPPA 10 TK in Spitzgatt-Form; Bauwerft: Lappeenranta; Baujahr: 2001 (sowie 3 weitere Schwesterschiffe); Länge: 10,40 m; Breite: 3,30 m; Tiefgang (max.): 1,30 m; Kabinen: 2 (1 vorn, 1 achtern mit je 2 Schlafplätzen); Salon (Mahagoni-Ausstattung): 1 (mit 2 Notschlafplätzen für Kinder); Heizung: Diesel; Kombüse (mit Kühlschrank und Küchenausstattung sowie Drei-Flammen-Gasherd): 1 (Seewasser kann zum Kochen, Abwaschen, Duschen benutzt werden; zusätzlich Wassertanks vorhanden); Toilette, Dusche: 1 (Kalt- und Warmwasser); Sauna (Holzfeuerung): 1; 1 Innen-, 1 Außenfahrstand; Navigation: 1 mobiler GPS-Plotter, 2 Seekarten-Atlanten (Nord- u. Süd-Fahrtgebiet ab Savonlinna), Kompass, Zirkel, Lineale, Bootshandbuch, Gesetze, Vorschriften; Sicherheit: Rettungswesten (in Fahrt an Deck vorgeschrieben), Rettungsring, Leuchtraketen, Feuerlöscher, Nebelhorn, Fahrtlichter, Taschenlampe, Erste-Hilfe-Kasten, Radio, 2 Anker (größerer Heckanker hält wesentlich besser), Leinen, Werkzeugkasten; Schlauchboot; Badeplattform; Maschine: Volvo Penta 68 PS; Geschwindigkeit (max.): 14 kn (optimaler Verbrauch von 2-3 l/h bei 5-6 kn; Diesel nicht im Preis enthalten); Bettwäsche kann gegen 35 € Gebühr gemietet werden; Kaution für Bootsversicherung zw. 560 bis 840 €.

Boote sind robust, sehr funktional und gut zu fahren, kommen allerdings auch infolge ihrer Spitzgatt-Form leicht ins Schaukeln.

Bootsführerschein: zwar nicht vorgeschrieben, doch muss mindestens 1 Teilnehmer für eine sichere Fahrt unbedingt Navigationskenntnisse haben (und den Umgang mit dem GPS-Plotter beherrschen!). Das Revier ist durchaus anspruchsvoll.

Empfehlenswert: Der Führer SAIMAAN VENEMATKAILUOPAS 2015/16 (alle wichtigen Infos inklusiv Routenvorschläge, allerdings nur auf Englisch) vorab anfordern und studieren!

Lebensmittel: nach eigenen Vorstellungen zusammenstellen und aus Deutschland mitnehmen, auch Getränke (Alkohol ist in Finnland teuer). Kühltasche für den Transport von empfindlichen Produkten ist zu empfehlen. Küchengeräte und Geschirr sind vorhanden. In den finnischen Läden kann man zu ähnlichen, z.T. überhöhten Preisen Proviant ergänzen (Obst, Gemüse, Frischmilch, leckere Pimää = Buttermilch, Fleisch etc.). Zur Erleichterung beim Blaubeerenpflücken sollte man dort auch für rund 4 € das entsprechende Kämmgerät kaufen. Zu empfehlen sind außerdem frisch geräucherte oder gebratene Seiblinge und Maränen auf den lokalen Märkten.

Sinnvoll erweist es sich, schon zu Hause einen Menüplan zu erstellen, so dass man nicht in „Proviantnot” geraten kann. Lebensnotwendige Vitamine (Blaubeeren; in der Region gibt es übrigens auch rund 300 Bären, die allerdings menschlichen Geräuschen ausweichen) ergänzt man praktischerweise gratis während der täglichen Streiftouren direkt aus der Natur. Pilz- und Angel-Freaks kommen auch auf ihre Kosten.

Kleidung: so wenig wie möglich, so viel wie nötig ‒ Jogginganzug, Sweat- und T-shirts, Turnschuhe, Hausschuhe, Gummistiefel, Regenzeug. Mit dem warmen Wasser (nachdem die Bootsmaschine einige Zeit gelaufen ist) lässt sich auch schnell etwas durchwaschen und über Nacht trocknen. Keine Angst vor Transportproblemen: in den meisten Autos findet all das ohne weiteres Platz. Am besten, man legt sich vorher eine Checkliste an, die immer wieder benutzt und ergänzt werden kann.                                                                                                    

Reisezeit: entweder vor dem Beginn der finnischen Sommerferien – dann hat man auf den Seen garantiert Ruhe und Stille, die man hier ja sucht ‒, oder von Anfang bis Mitte September, wenn die Saison schon fast vorüber ist und die Preise entsprechend günstiger sind. Dann gibt’s auch kein Mückenproblem mehr. Das Wetter kann dann noch sehr schön, aber auch gemischt sein, d.h. regnerisch und kühl. 

Zu chartern (insgesamt stehen 15 Boote zur Verfügung) bei: www.saimaancharter.com · www.fintouring24.com

 

Schiffsdaten MS FRIEDRICH RUSS

Typ: Ro-Ro-Papier- und Trailerfrachter; Bauwerft: J. J. Sietas KG Schiffswerft, Hamburg, Deutschland, Bau-Nr. 1185; Baujahr: 1999; Vermessung: 10.471 BRZ; Tragfähigkeit: 7.438 tdw; Lademeter: 1624 m; Container: 303 TEU; Länge: 153,45 m; Breite: 20,60 m; Tiefgang (max.): 7 m; Eisklasse: GL E 4; IMO-Nummer: 9186417; Rufzeichen: V2NC; Hauptmaschine: 1 x Wärtsilä 16V46B Diesel, 12.600 kW; Geschwindigkeit (max.): 21 kn; Stabilisatoren; Passagiere/Fahrer (max.): 12; Flagge: Antigua & Barbuda; Heimathafen: St. John’s.

Schwesterschiffe: CAROLINE RUSS, ELISABETH RUSS, PAULINE RUSS, MIRANDA, SEAGARD. Auf der Route nach Finnland verkehren von Antwerpen und Lübeck aus auch die 20.000 Tonnen größeren und moderneren Schiffe der „Trica”-Klasse.

Fahrplan: Transfennica Deutschland GmbH, eine Tochter der niederländischen Reederei Spliethoff: Lübeck-Kotka-Lübeck bzw. Lübeck-Hanko-Kotka-Lübeck: www.transfennica.com

Frachterreise-Anbieter: www.frachtschiffreisen-pfeiffer.de · www.zylmann.de

 

Saimaa-See

Saimaa-See = finnisch Suur-Saimaa, großer Saimaa. Das Saimaa-Seengebiet ist ein Labyrinth aus miteinander verbundenen großen und kleinen Seen, Buchten, Inseln und Halbinseln, die durch ruhige oder stromschnelle Flüsse, aber auch durch Schleusen und kurze Kanaldurchstiche verbunden sind.

Der See liegt im Südosten Finnlands in den Landschaften Südkarelien und Südsavo. Mit 4.400 Quadratkilometern ist er der größte des Landes und der viertgrößte Europas.

Seine Küstenlänge misst 13.700 km inklusiv Inseln; 33.710 Inseln liegen im See.

Tiefste Stelle: 85 m, Durchschnitt 10 m. Nord-Süd-Erstreckung: rund 400 km.

Entstanden durch das Abtauen der Gletscher der Weichseleiszeit vor rund 6.000 Jahren.

Im Süden verhinderte die Salpausselkä-Endmoräne, im Norden die postglaziale Landhebung einen Abfluss des Schmelz- und Regenwassers. Dadurch staute es sich vor rund 5.000 Jahren im Saimaa-Becken. Erst durch den Fluss Vuoksi fand der See einen natürlichen Abfluss zum Ladoga-See, so dass sich der Wasserspiegel senkte und sich die heutige Topografie herauszubilden begann.

Schiffbare Wasserstraßen (lotspflichtig ab 25 Meter Länge): 775 km mit bis zu 4,20 m Tiefgang (je nach Wasserstand auch mehr); 1.350 km mit über 2,4 m Tiefgang; 1.200 km mit bis zu 2,4 m Tiefgang. 200 Marinas mit Gastliegeplätzen und viele gebührenfreie Naturliegeplätze (2 Liegenächte gratis) bzw. unendliche Ankermöglichkeiten. In den Sommermonaten ist die Fahrt dank der Helligkeit praktisch Tag- und Nacht möglich.

Blick vom Sonnendeck nach achtern auf das Wetterdeck der FRIEDRICH RUSS auslaufend Travemünde.Blick vom Sonnendeck nach achtern auf das Wetterdeck der FRIEDRICH RUSS auslaufend Travemünde.

Angekommen in der Marina Vuokravenho bei Savonlinna.Angekommen in der Marina Vuokravenho bei Savonlinna.

 

Die über 100 Jahre alten Dampfer MIKKO und SAVONLINNA an der Museumshalbinsel Riihisaari.

Die über 100 Jahre alten Dampfer MIKKO und SAVONLINNA an der Museumshalbinsel Riihisaari.

Historisches Ruder-Langboot vor dem Riihisaari-Museum in Savonlinna.Historisches Ruder-Langboot vor dem Riihisaari-Museum in Savonlinna.

 

Die Festung Olavinlinna am Nadelöhr des Saimaa in Savonlinna.

Die Festung Olavinlinna am Nadelöhr des Saimaa in Savonlinna.

SY SAIMEN auf einer Ankerposition im Saimaa.SY SAIMEN auf einer Ankerposition im Saimaa.

Beobachtung des Ankerplatzes per GPS-Plotter.Beobachtung des Ankerplatzes per GPS-Plotter.

 

Der Autor als Smutje in der Kombüse.

Der Autor als Smutje in der Kombüse.

Waldfrische Pfifferlinge stehen auf dem spontanen Bordspeiseplan.Waldfrische Pfifferlinge stehen auf dem spontanen Bordspeiseplan.

 

Abendessen bei Sonnenuntergang über dem Saimaa – ein besonderer Genuss.

Abendessen bei Sonnenuntergang über dem Saimaa – ein besonderer Genuss.

Sonnenuntergang bei Laukansaari mit Flaggenparade.Sonnenuntergang bei Laukansaari mit Flaggenparade.

Der idyllische Naturliegeplatz von Linnavuori.
Der idyllische Naturliegeplatz von Linnavuori.

Festgemacht am gepflegten Naturanleger von Linnavuori.Festgemacht am gepflegten Naturanleger von Linnavuori.

 

Morgenbad am kleinen Strand von Linnavuori.

Morgenbad am kleinen Strand von Linnavuori.

Wanderung durch den Urwald von Linnavuori.

Wanderung durch den Urwald von Linnavuori.

Gewaltige Granitbrocken schützen die Festung Linnavuori. 

Gewaltige Granitbrocken schützen die Festung Linnavuori. 

Blick aus 100 Metern Festungshöhe auf die Seenkette bei Linnavuori mit finnischem Dreiklang – Wald, Wasser, Fels.
Blick aus 100 Metern Festungshöhe auf die Seenkette bei Linnavuori mit finnischem Dreiklang – Wald, Wasser, Fels.

Der holländische Frachter ADAMAS kommt auf.Der holländische Frachter ADAMAS kommt auf.

 

Linien-Passagierdampfer PAUL WAHL als Navigations-Helfer.

Linien-Passagierdampfer PAUL WAHL als Navigations-Helfer.

Historische Schleppdampfer RAUHA und ENSO an der Pier in Laukansaari.Historische Schleppdampfer RAUHA und ENSO an der Pier in Laukansaari.

 

Vor der Insel Laukansaari – an Oberdeck lässt sichs gut Siesta halten.

Vor der Insel Laukansaari – an Oberdeck lässt sichs gut Siesta halten.

Kanada-Gänse bei der Parade im Fahrwasser.Kanada-Gänse bei der Parade im Fahrwasser.

 

Die letzte Portion Blau- und Erdbeeren aus dem Saimaa-Wald.

Die letzte Portion Blau- und Erdbeeren aus dem Saimaa-Wald.

Fast wie Mitternachtssonne, nur im September.

Fast wie Mitternachtssonne, nur im September.

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