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Man kann Krimi-Autoren nicht für den Zustand dieser Welt verantwortlich machen, wohl aber für den Zuschnitt ihrer Themen. Manche Leser möchten nur ein paar Stunden abgelenkt werden, andere wollen auf das Elend auf Erden hingewiesen werden und sich mit den Leidenden verbinden. Erlaubt ist im Krimi Vieles, und wenn es mit Spannung erzählt wird, liest man’s gerne. Üblicherweise schreibt man Kriminalromane im Präteritum, der einfachen Vergangenheit. Das Präsens, die Gegenwart, ist der Lyrik und als Handlungsanweisung dem Drehbuch vorbehalten. Ein Krimi, im Präsens erzählt und im Elend der Welt angesiedelt, ist also etwas Besonderes. Wer sich darauf einlässt, wird Merle Krögers „Havarie” nicht aus der Hand legen. Schauplatz des Geschehens ist das westliche Mittelmeer, da wo es eng wird, zwischen Spanien und Afrikas Nordküste. Es bewegen sich dort vier Schiffe, die SPIRIT OF EUROPE, ein Kreuzfahrtschiff, gigantisch und luxuriös, und ein Schlauchboot mit Außenbordmotor ohne Namen, mit Flüchtlingen an Bord, die Afrika verlassen und in Spanien an Land gehen wollen. Weiter der Frachter SIOBHAN OF IRELAND und ein spanisches Fischerboot, die SANTA FLORENTINA. Man ahnt, was passieren wird: Der Luxusliner meldet das manövrierunfähig treibende Flüchtlingsboot der spanischen Küstenwache und die ruft erst mal den Fischer zu Hilfe. Internationales Seerecht verlangt, dass der Kreuzfahrer in der Nähe des Havaristen bleibt. Die Passagiere können nun munter filmen und fotografieren. Die handelnden Personen des Romans sind allesamt das, was man in England „underdogs” nennt, Gezeichnete, denen das Leben bereits übel mitgespielt hat. Lalita Masarangi zum Beispiel, an Bord der SPIRIT Security Officer, stammt aus Nepal. Sie ist also ein „Gurkha Girl”, Mitglied eines Bergvolks. „Ihre männlichen Vorfahren sind Gurkhas in der zwölften Generation, stolze Elitesoldaten im Dienst der englischen Krone. Stolze Blödmänner, die wie Pfauen vor der Königin herumstolziert sind, die sich haben abschlachten lassen unter dem Zeichen der gekreuzten Dolche. Und wenn sie nicht gestorben sind, was allerdings nicht häufig vorkam, dann sind sie nach getaner Arbeit wieder dahin verschwunden, wo sie hergekommen sind. Wie fucking blöd.” Lalita gibt sich an Bord mit dem Musiker Jo ab, „der sich selbst zum Kotzen findet. So ist das nun mal.” Jo stammt aus den Slums Manilas. Marwan Fakhouri ist Mediziner aus dem bürgerkriegsgeschüttelten Syrien, Sybille Malinowski Rollstuhlfahrerin, „für die die kleinsten Dinge zum Problem werden.” Oleksij Lewtschenko aus der Ukraine fährt als Maschinist auf der SIOBHAN OF IRELAND und weiß: „Wer auf dem Meer fährt, sieht, dass sowieso bald alles vor die Hunde geht.” Und so entdeckt er eine Wasserleiche, die im Meer treibt. Zohra Hamadi lebt wegen ihrer Skoliose in Frankreich, statt bei ihrem Verlobten in Algier, doch ihre Aufenthaltsgenehmigung läuft ab. |
Mit ihnen und ein paar anderen mischt Merle Kröger in furioser Choreographie eine Story in kurzen Kapiteln aus ständig wechselnden Blickwinkeln. „Eine schnelle, spannungsgeladene Lektüre”, urteilte die Kritik, „ein dichtes Geflecht von ungeheurer Komplexität.” Merle Kröger, Jahrgang 1967, lebt in Berlin als
Drehbuch- und Romanautorin. „Havarie” ist ihr vierter Roman. Weitere werden
sicherlich folgen. Die Welt ist schließlich voll – von armen Schweinen und
reichen Leuten.
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►►► Tja, man mag’s ja nicht glauben, hätte man’s nicht mit eigenen Augen gesehen. Hein fuhr wieder mal Bahn und saß neben einem jungen Mann, der nichts erwiderte, als Hein ihm die Tageszeit entbot. Grund war vermutlich „ein Mann im Ohr” – ein Stöpsel, der in einen Laptop führte. Als Hein einen Blick auf den Bildschirm warf, sah er, dass der junge Mann sich einen Film anschaute. Den Ton hörte er vermutlich über den Knopf im Ohr. Hein fand die Landschaft im Morgenlicht sehr viel schöner, durch die der Zug rauschte, und genoss den Blick über rosa leuchtende Horizonte. Der junge Mann bemerkte offenbar nichts davon. Als Hein das nächste Mal wieder zu seinem Nachbarn schaute, traute er seinen Augen nicht. Der Kerl hielt jetzt ein Handy mit beiden Händen vor den Bildschirm und drückte mit beiden Daumen abwechselnd auf Tasten des Handys. Aha, dachte Hein, da hat ihn jemand angerufen, oder eine mail oder eine Whatsapp geschickt. Solche Botschaften werden ja gemeinhin schnell und kurz beantwortet. Doch dem war hier nicht so. Denn als Hein wieder hinsah, war der junge Mann immer noch am Tippen auf dem Handy, während dahinter der Film über den Laptopschirm lief. Was tat der Kerl da? Neuer, längerer, forschender Blick. Nein, kein Irrtum. Sein Nachbar sah sich einen Film auf dem Bildschirm an und spielte gleichzeitig auf dem Handy ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem rote gegen grüne Steine hin und her geschoben werden mussten. Soweit also sind wir schon, dachte Hein, die jungen Leute können gleichzeitig spielend zwei elektronische Systeme beherrschen oder bedienen. Sollte er sie bewundern? Nachdenklich berichtete er seiner Herzallerliebsten von seiner Beobachtung. So was Besonderes sei das nicht, antwortete sie lächelnd. Sie habe während ihrer Schulzeit beim Lösen von Hausaufgaben oft Radio gehört und Hein ja wohl auch. Stimmt, gab Hein zu, das taten damals viele. Aber so weit wie der junge Mann von heute sei man damals doch noch nicht gewesen.
►►► Tja, Hein macht ja nun viel mit dem Internet, bestellt Bücher und Fahrkarten, Oberhemden, Krawatten und überweist Geld. Dazu braucht er Passwörter und hat natürlich gelernt, sie geheim zu halten. Und sie immer mal zu wechseln. Und ja nicht die gleichen für alle Aufgaben einzusetzen. Und ja nicht dies zu tun und ja jenes zu lassen. Dies befolgend hat Hein ein Heft angelegt, in dem er alle Passwörter aufgeschrieben hat mit den dazu gehörenden Benutzernamen. Denn wer kann sich schon ein Dutzend oder mehr Passwörter merken? Und dann fiel Hein ein, dass ein Bösewicht ihm vielleicht mal das Heft klauen könnte. Und dann mit den Passwörtern leichten Zugang zu Heins Konten und anderen Geheimnissen haben würde. Und nun überlegt Hein, ob er nicht alle Passwörter online speichern sollte in einem separaten Ordner, der nur mit einem Schlüssel zu öffnen wäre. Tolle Idee, fand Hein. Und verwarf sie dann doch wieder. Was würde passieren, wenn er den Schlüssel zu dem Online Verzeichnis der Passwörter vergessen sollte. Also – zurück zum Papier, war sein Beschluss. Und nun hat er das Stück Papier unauffällig zwischen seinen Büchern versteckt.
►►► Tja, neulich hat Hein zur Vorbereitung einer langen Seereise 224 spannende Seiten über Navigation gelesen. Er hatte schon seit Schultagen die großen Kapitäne bewundert, die große Meere überquerten auf der Suche nach Zielen, derer sie sich noch nicht sicher waren. Kolumbus fuhr nach Westen, um Indien zu finden, Vasco da Gama fuhr sechs Jahre später mit dem gleichen Ziel nach Süden und weiter nach Nordosten. Hein bewundert die beiden aus vollem Herzen. Ja, das waren noch Kerle, die ohne Karten nur mit Gottvertrauen ihre Reisen antraten. Und dann las Hein das dicke Buch über Navigation. Und entdeckte, dass es solche Kerle auch noch in der Gegenwart gab, jedenfalls noch in der Zeit der großen Segelschiffe. Da gab es eine Art Regel, nach der die Kapitäne ihre Reise machten. Sie lautete: Bis 10 Grad nach West und dann südlich bis die Butter schmilzt. ► |
Dann vor dem Wind nach Amerika. Natürlich machen das heute nicht mal mehr die Skipper der Hochseeyachten. Aber reizvoll wäre es ja doch, rauszufinden, ob man hinkommt.
►►► Tja, Hein brauchte eine neue Kamera, weil er keine Lust mehr hatte, immer ein schweres Gerät und drei Objektive mitzuschleppen. Immer öfter tat ihm am Ende eines Tages die Schulter weh. Also beriet er sich mit Freunden und erlebte Überraschungen. Jeder war mit seiner Kamera hoch zufrieden, und jede Kamera war eine andere. Unterschieden sich diese modernen Geräte nicht mehr voneinander? Hein begann, seitenlange Testberichte zu lesen. Vom Gelesenen verstand er weniger als die Hälfte. Schließlich rief er seine Freunde an, um von ihnen zu hören, wie sie ihre Kamera gefunden hatten. Am Ende hatte er viel gelernt. Erstens: Er brauchte ein Briefing, das was man früher als Pflichtenheft bezeichnete: was sollte die neue Kamera leisten? Die wichtigsten drei oder vier Aufgaben notierte er. Danach erkannte er zweitens relativ schnell, dass bestimmte Wünsche zusammen nicht zu erfüllen waren. Ein Leichtgewicht mit gleichbleibender großer Lichtstärke von Weitwinkel bis zu größter Teleoptik gab’s nicht. Drittens würde er die Gebrauchsanweisung eingehend studieren müssen. Nur durchschauen und auf den Auslöser drücken wie einst mit der Agfa Box, gab’s schon lange nicht mehr. Oder doch? Die meisten Fotos entstehen über die Automatik-Einstellung, sagte ihm ein Großmeister. Und von dem stammte auch die letzte und wichtigste Erkenntnis: Fotos entstehen im Kopf des Fotografen – nicht in der Kamera. Und so ging dann Hein lange vor Weihnachten zu Herrn Kumpfert und ließ ihn mit entscheiden. Der war schließlich Fachverkäufer, kannte alle Marken und die meisten Modelle. Und vor allen Dingen Hein und seine Wünsche.
►►► „Tja, wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer”, hatte Antoine de Saint-Exupery mal geschrieben. Daran musste Hein denken, als er neulich eine Veranstaltung besuchte, auf der Studierende für Berufe in der Kreuzfahrt gewonnen werden sollten. Da war viel die Rede von Karrieren und von Gehältern. Doch nur eine oder zwei der Damen, die oben auf dem Podium diskutierten, schienen den Satz des Franzosen beherrscht zu haben. Sie waren schon ziemlich hoch auf der Karriereleiter gestiegen und meinten, sie hätten immer nur das getan, was ihnen wirklich Freude machte und Erfüllung brachte. Ob die, die ihren Berufsweg gerade beginnen wollten, das wohl glaubten, fragte sich Hein?
►►► Tja, was soll man da sagen? Hein wollte von Hamburg über Köln nach Nizza fliegen, um dort eine lange Schiffsreise zu beginnen. Nun flog dieser billige Zubringer um 7.00 Uhr ab, man sollte aber schon um 5.00 Uhr am Schalter sein, las Hein in den Reiseunterlagen. Das hieß also, am Vorabend anreisen und dann zwischen drei und vier Uhr morgens aufstehen. Wer denkt sich eigentlich so etwas aus, fragte Hein sich? „Mitten in der Nacht” also Koffer durchs Hotel rollen, ein Taxi beladen und entladen und durch den Flughafen rollen. Das müsste doch bequemer zu schaffen sein? Also Anruf bei der Lufthansatochter. Ob man bitte schön die Koffer schon beim Anreisen abends aufgeben könnte, man würde sich lange Wege sparen. Nein, sagte die junge Dame, als Hein die Service Nummer anrief, das sei leider nicht möglich. Und warum nicht, wollte Hein wissen? Wie aus der Pistole geschossen, kam die Antwort: Weil wir den Service nicht anbieten. Tja, denkt Hein, dann wollen wir uns das merken. Und beim nächsten Flug Airlines aussuchen, die ihren Kunden so etwas anbieten. Den Veranstalter der Schiffsreise wird Hein auch informieren. Möchte er seine Kunden zu nachtschlafender Zeit so durch Flughäfen hetzen? ►►► Tja, Hein war zu einer Schiffstaufe auf dem Rhein eingeladen und zu einer ersten Fahrt. Man saß abends noch zu einem Klönschnack zusammen. Da war dann auch von den alten, geliebten Schiffen die Rede, die längst nicht mehr fuhren. Anekdote folgte auf Anekdote. Hein hielt sich an einen vorzüglichen Rotwein und kam am Ende des Abends zu dem Ergebnis: Alte Schiffe haben Schicksale, neue Hoffnungen. Und als er dann auf seine Kabine ging, fragte er sich, was er selber wohl lieber hätte: Schicksal oder Hoffnung? Heute, viele Monate nach der Taufe, stellt er fest, dass die Antwort mal so und mal so ausfällt. Irgendwann ist die Hoffnung dann nur noch Schicksal und das ist wohl das Ende. |
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Bücher, Bücher, Bücher ... | |||||||
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Hans Jürgen Witthöft Acht Jahre gefangen im Großen Bittersee Erschienen im Dezember 2015 im Verlag ProMar, Hamburg, 144 Seiten, 29,80 €. Zu bestellen per E-Mail bittersee@steenart.de |
Hans Jürgen Witthöft Acht Jahre gefangen im Großen Bittersee 2015 jährte sich zum 40. Mal die triumphale Rückkehr zweier deutscher Frachtschiffe nach Hamburg, die zuvor acht Jahre lang zusammen mit weiteren Schiffen im Großen Bittersee des Suezkanals eingeschlossen waren. Es war schon ein ungewöhnliches Zusammentreffen der Ereignisse: 2015 war Anfang August durch den ägyptischen Präsidenten as-Sisi die weltweit beachtete bedeutende Erweiterung des Suezkanals offiziell in Betrieb genommen worden. Und nur wenige Wochen vorher hatte sich zum 40. Mal die geradezu triumphale Rückkehr zweier deutscher Frachtschiffe nach Hamburg gejährt, die auch Jahre lang im Großen Bittersee des Suezkanals zusammen mit anderen Schiffen wegen der kriegsbedingten Sperrung des Kanals dort eingeschlossen waren. Es war schon ein ungewöhnliches Zusammentreffen der Ereignisse: 2015 ist Anfang August die bedeutende Erweiterung des Suezkanals durch den ägyptischen Staatspräsidenten as-Sisi mit einem riesigen Aufgebot an geladenen Gästen offiziell eröffnet worden. Nur wenige Wochen vorher jährte sich zum 40. Mal die triumphale Rückkehr zweier deutscher Frachtschiffe nach Hamburg, die acht Jahre lang zusammen weiteren Schiffen im Großen Bittersee des Suezkanals eingeschlossen waren, der während eines neuerlichen Nahost-Krieges ebenfalls acht Jahre für die Schifffahrt gesperrt war. Die beiden Schiffe, MÜNSTERLAND und NORDWIND, hatten, als sie im Mai 1975 wieder in ihrem Heimathafen eintrafen, die wohl längsten Reisen von Frachtschiffen weltweit hinter sich, wobei diese Reise ihre Besonderheit eben durch den achtjährigen Zwangsaufenthalt im Großen Bittersee erhalten hatte. Dieser „Zwischenstopp” dürfte in der Schifffahrtsgeschichte einmalig sein, wie auch das enge Zusammensein mit den Schiffen vieler Nationen und deren Besatzungsmitgliedern. Es entstand in kürzester Zeit eine Gemeinschaft, in der Heimatland oder Blockzugehörigkeit keine Rolle mehr spielten. Eine UNO im Kleinen, wie sie es selbst oft nannten. Aber es war noch mehr, es war ein kaum zu übertreffendes Beispiel menschlichen Durchhaltewillens und Einfallsreichtums, vor allem aber ein Zeugnis von bester Seemannschaft über alle Grenzen hinweg. Davon berichtet das Buch „Acht Jahre gefangen im Großen Bittersee”. Es hält nicht nur das facettenreiche Alltagsleben der Menschen an Bord mit vielen Details fest, sondern zeugt darüber hinaus von einer kurzen Epoche der Weltgeschichte – von einem Augenblick, der nicht in Vergessenheit geraten sollte. |
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Slimane Kader OCEAN KING – Was einer unter Deck erleben
kann So lautet der Untertitel des Taschenbuchs OCEAN KING von Slimane Kader. Die Familie des 1985 geborenen Autors siedelte von Algerien nach Frankreich in einen Vorort von Paris um. Laut Verlagsangabe gilt er als „vielversprechendes, literarisches Talent, das der migrantischen Jugend aus den Pariser Vorstädten eine authentische Stimme gibt.” Der Erzähler hat genug von diesem Milieu, heißt es weiter, und heuert auf einem Kreuzfahrtriesen an, der OCEAN KING, die mit 6.000 Touristen durch die Karibik fährt. Seinen Platz findet er unten im Schiff „in einer Hölle, in der 2.000 Arbeitskräfte ihr Dasein damit fristen, den Reisenden jeden Wunsch zu erfüllen.” Slimane ist der „Joker” – er wird immer dort
eingesetzt, wo noch jemand gebraucht wird. So lernt er ein Kreuzfahrtschiff
sehr schnell sehr genau kennen und weiß sich schließlich durchzusetzen und
den Job zu finden, von dem alle anderen nur träumen. Was Fakten und was
Fiktion ist, muss der Leser selber entscheiden. Der Verleger behauptet,
alles ist wahr und wurde – und wird noch immer – vom Autor selbst erlebt. Slimane Kader OCEAN KING – Was einer unter Deck erleben
kann Erschienen im Verlag Droehmer Knaur, Münche. Aus dem Französischen übersetzt von Stephanie Singh, ISBN 978-3-426-30073-2, 12,99 € |
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Frank Schulz Onno Viets und
das Schiff der baumelnden Seelen Frank Schulz, Jahrgang 1957, lebt in Hamburg und wurde für seine Romane mehrfach ausgezeichnet. 2012 erschien „Onno Viets und der Irre vom Kiez”, 2015 die Fortsetzung „Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen”. In eben dem Jahr erhielt Schulz den renommierten Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor – wie vor ihm u.a. Loriot, Robert Gernhardt oder Gerhard Polt. Schulz hat also seine Leser gefunden und die Literaturkritik findet, dass „dieser einsam herausragende Erzähler in einer eigenen Liga schreibt”. Diesmal ist der Ort des Geschehens ein Kreuzfahrtschiff. Onno Viets, Mitte 50, Hartz IV Empfänger, könnte sich so eine Reise niemals leisten, doch Onnos bester Freund vermittelt ihn als Reisebegleiter für eine Mittelmeerkreuzfahrt an seinen Vetter Donald Jochemsen, „der sein alterndes Herz an eine junge Sängerin verloren hat, die auf dem Schiff arbeitet.” Und dann explodiert die Sprache des Erzählers.
Schulz beherrscht sie mit Witz und Komik wie kein anderer unter den Autoren
der Gegenwart. Und da er ein gutes Garn spinnen kann, ist für genussreiche
Unterhaltung, Spannung und manch neue Erkenntnis auch der ernsteren Art
gesorgt. Man könnte dieses Buch auch auf die nächste Kreuzfahrt mitnehmen,
doch so lange sollte man nicht warten. Frank Schulz Onno Viets und das Schiff der baumelnden
Seelen Erschienen im Galiani Verlag, Berlin. ISBN 978-3-86971-106-5 |
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Klaus Peter May Zwischen Apfelsinen, Motoren und Zement Bücher dieser Art sind heutzutage selten. In diesem kommt ein Mann zu Wort, der 12 Jahre lang zur See fuhr, zwischen 1962 und 1974, Klaus Peter May, Jahrgang 1942. Er erzählt von einer längst untergegangenen Arbeitswelt und zeigt sie in 156 Abbildungen. Der Autor ist gelernter Dreher, der aus der einstigen DDR floh und endlich die Welt kennenlernen wollte. Als Reiniger fing er an Bord an und stieg zum Leitenden Maschinisten auf. Als Ruheständler begann er, die Erinnerungen an seine Arbeitswelt aufzuschreiben – in einer ruhigen, sehr sachlichen Sprache, ohne künstlerische Ambitionen. Sehr präzise zeichnet er die Welt der damaligen Seefahrt nach. Er zeigt die Reedereiflaggen und die Risse der Schiffe, auf denen er fuhr. Ein Glossar gehört dazu, das Fachbegriffe erklärt und
ein Register, das Orte, Länder und geografische Punkte erwähnt. Als die Ära
der Containerfrachter anbrach, ging er an Land „und legte allmählich die
Eigenheiten der Seefahrtszeit ab. Ganz gelungen ist mir das freilich bis
heute nicht.” Der Leser ist dankbar dafür, hat er doch etwas kennengelernt,
was es so in der Seefahrt nie mehr geben wird. Klaus Peter May Zwischen
Apfelsinen, Motoren und Zement Im Einsatz auf den Weltmeeren Erschienen in der Edition Temmen ISBN 978-3-8378-4037-7 19,90 €
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71 Tage aus dem
Leben eines Schiffes MS ARTANIA auf der Lloyd Werft in
Bremerhaven Das Format ist beachtlich, im Format 30 x 30
Zentimeter kann man auf 146 Seiten auf noch mehr Farbfotos verfolgen, wie
eines der beliebtesten deutschen Kreuzfahrtschiffe, der MS ARTANIA von
Phoenix Reisen Bonn, auf der Lloyd Werft in Bremerhaven umgebaut und mit
neuen Motoren ausgerüstet wurde, in 71 Tagen zwischen September und Dezember
2014. Faszinierende Bilder erzählen die Geschichte, kurze
Texte liefern – wo nötig – Erläuterungen. In der Einleitung fassen Benjamin
Krumpen, Geschäftsführer, und Michael Schulze, Direktor Schiffsreisen der
Phoenix Reisen, die Geschichte zusammen und nennen „ein paar Fakten”, die
den Umbau betreffen, die große „Herztransplantation”, zu der fünf neue
Motoren mit insgesamt 43.234 PS Leistung gehören und über 1 Million
Arbeitsstunden von durchschnittlich über 1.000 Arbeitern, die täglich an
Bord waren. Vier Fotografen hielten fest, was sie leisteten – in sachlichen
und immer wieder auch atemberaubend schönen Bildern. www.PhoenixReisen.com/Shop/ARTANIA
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