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Dieter Bromund · Ressortleiter NordseeMagazin
So wird sich in Zukunft das kleinste Bundesland in seinem Marketing präsentieren – mit Stadtmusikanten und einem Windjammer. Quelle: WFB Wirtschaftsförderung Bremen
Bundesland Bremen tritt neu auf Seit Jahrhunderten gehört der nach links geneigte Schlüssel zum roten Wappen der Stadt Bremen. Als auch das kleinste Bundesland das Marketing in eigener Sache entdeckte, fiel er den Stadtmusikanten zum Opfer. Sie waren bekannter und unterscheidungskräftiger als ein Schlüssel, der auf blauem Grund z. B. auch das Wappen der Stadt Stade an der Unterelbe ziert. Wenn das Bundesland, das nur aus zwei Städten besteht, für sich wirbt, standen zwei gleich große rote Quadrate nebeneinander. In dem linken mit dem großen Stadtnamen Bremen standen die Musikanten, auf dem rechten stand kleiner der Stadtname Bremerhaven und unter ihm war eine blaue Welle zu erkennen. Neue Marketinggedanken führten jetzt zu einer Überarbeitung des gemeinsamen Auftritts. Auf rotem Quadrat stehen jetzt die Bremer Stadtmusikanten, auf einem blauen daneben ist ein stilisierter Windjammer mit Vollzeug zu sehen.
Mehr Schiffe sollen unter deutscher Flagge fahren Nur ein kleiner Teil der deutschen Handelsflotte fährt auf internationaler Fahrt auch unter deutscher Flagge. 2014 waren es nur gut 200 Schiffe, innerhalb von fünf Jahren hatte sich ihre Zahl mehr als halbiert. Aufgezogen wurden Flaggen von Ländern wie etwa Liberia oder Antigua, Malta oder von den Marschallinseln. Der Grund: unter fremden Flaggen müssen keine deutschen Seeleute beschäftigt werden. Für sie mussten Reeder 40 Prozent der Lohnsteuer auf ihren Schiffen einbehalten. Das wird nun ein Ende haben. Reeder werden künftig keine Lohnsteuer mehr ans Finanzamt abführen. Die Politik erwartet, dass wieder mehr eigene Nachwuchskräfte an Bord eines deutschen Schiffes Erfahrungen sammeln können. Die Initiative für diesen Gesetzesentwurf ging von Hamburg aus, Bundestag und Bundesrat hatten zugestimmt. Grünes Licht der EU-Kommission gilt als sicher. Das Steuerprivileg ist zunächst bis 2020 befristet.
Ausgezeichneter Reeder vor Gericht Seine Karriere war in Bremen beispielhaft. Drei Jahre nach Gründung seiner eigenen Reederei mit dem markanten Markenzeichen eines tauchenden Wals stellte der Diplom-Nautiker 1998 sein erstes eigenes Schiff in Dienst und eröffnete vier Jahre später eigene Niederlassungen in Brasilien und Singapur: 2006 wurde Niels Stolberg in der Hansestadt zum Unternehmer des Jahres gewählt. 2007 fuhren unter seiner Reedereiflagge 40 Schiffe. Die höchste Ehre eines Bremer Kaufmanns wurde dem Reeder 2008 zu teil, er wurde Schaffer bei der Schaffermahlzeit. Beluga war mit 61 Schiffen Weltmarktführer in seiner Branche, machte einen operativen Gewinn von rund 70 Millionen Euro, beschäftigte an Land 400 Mitarbeiter und auf den Schiffen 1.300 Seeleute. 2010 stieg ein milliardenschwerer Finanzinvestor, Oaktree Capital Management, bei Beluga ein. Am 3. März 2011 musste Niels Stolberg mit sofortiger Wirkung sein Unternehmen verlassen, die Amerikaner zeigten ihn wegen Betruges an. Im Mai war das Ende von Beluga besiegelt. 2013 legte die Staatsanwaltschaft Bremen die ersten beiden, 2014 die dritte Anklage vor. Am 20. Januar 2016 fand vor dem Landgericht Bremen im Saal 218 der erste Verhandlungstag statt.
Die Hanse lebt noch Im 15. Jahrhundert gehörten fast 200 Städte im Nord- und Ostseeraum einem Handelsbündnis an, das erst im 17. Jahrhundert seinen Einfluss auf Politik und Handel verlor: die Hanse. Bis zur Wiedervereinigung gab es in der Bundesrepublik nur noch drei Hansestädte: Bremen, Hamburg und Lübeck. 1990 kamen Anklam, Greifswald, Stralsund, Rostock und Wismar dazu. Im Jahr 2007 wurde Lüneburg wieder Hansestadt, 2009 kamen Stade und Buxtehude dazu und 2014 Uelzen. Noch offen ist, wann in Uelzen dieser Titel offiziell gefeiert wird. In Niedersachsen entscheidet der Innenminister über die Vergabe dieses Titels. Ihn tragen inzwischen 25 Städte in ganz Deutschland.
Wenn das Nordseeöl zur Neige geht Auf dem Öl- und Gasfeld Brent, auf halber Strecke zwischen Norwegen und den Shetland Inseln liegend, einem der ältesten und größten in der Nordsee, gehen nach mehr als 40 Jahren die Lichter aus. Vier riesige Förderplattformen, jede so hoch wie der Eiffelturm, förderten dort für Shell, ExxonMobil und zu 70 Prozent für den britischen Staat. Nur eine Plattform arbeitet noch, die anderen haben bereits den Betrieb eingestellt. Diskutiert wird jetzt, wie die Plattformen entsorgt werden können. Nach dem Desaster mit Brent Spar im Jahre 1995 beschlossen die europäischen Küstenstaaten, Offshore Anlage an Land zu entsorgen. Seit 1999 sind alle Anlagen entsprechend gebaut worden. In die Entscheidung einfließen sollen mit gleichem Gewicht fünf Kriterien: Sicherheit der Menschen, Auswirkungen auf die Umwelt, technische Umsetzbarkeit, soziale Fragen und Wirtschaftlichkeit. Auch Greenpeace ist an dem Beratungsprozess beteiligt. Für den Abbau rechnet man mit mehr als zehn Jahren. Allein an britischen Installationen müssen 470 abgebaut und entsorgt werden.
Erwartungen der Handelskammer Nach Angaben der Handelskammer Bremen/Bremerhaven wird etwa ein Drittel aller deutschen Exporte über Bremen und Bremerhaven verschifft. Insgesamt exportierten alle deutschen Seehäfen Waren im Wert von 360 Milliarden Euro für deutsche Unternehmen. Bis 2030 soll diese Zahl auf 860 Milliarden Euro steigen, der Anteil der deutschen Häfen am Außenhandel auf 68 Prozent. Doch in den ersten zehn Monaten 2015 sank in den Bremer Häfen der Güterumschlag um 6,6 Prozent. Der neue Präses der Handelskammer Bremen/Bremerhaven, Harald Emigholz, wünscht sich eine stärkere Förderung von Innovationen, eine Stärkung der Industriecluster und endlich einen Ringschluss der Autobahn 281. Unternehmer machen sich Sorgen, „dass Bremen weiter zurückfällt, weil andere Städte beweglicher, innovativer und dynamischer sind.”
Müll als Beifang Im vergangenen Jahr haben Fischer in Nord- und Ostsee nicht nur Speisefische, sondern auch mindestens 17 Tonnen Müll gefischt. Gut drei Viertel dieses ungewollten Beifangs bestanden aus Kunststoffabfällen, vor allem aus Folien, Verpackungen, Kanistern, altem Tauwerk und Resten von Fischernetzen. Mehr als 100 Fischer beteiligen sich an der Initiative, die der Naturschutzbund (NABU) mit Partnern 2011 auf der Ostseeinsel Fehmarn startete. Er stellt den Fischern kostenlos Sammelsäcke zur Verfügung, die an Bord gefüllt und in Häfen in Containern gesammelt werden. |
Zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel pendeln die beiden Fährschiffe der estnischen Reederei Elb-Link. Die Reederei will in diesem Jahr vor allem mehr Spediteure als Kunden gewinnen. Foto: Elb-Link, Cuxhaven
Mehr Fracht durch verbindliche Reservierungen Über dem Plan lag im vergangenen Jahr im Personenverkehr die Auslastung von ANNE-MARIE und GRETE, den beiden Schiffen der estnischen Reederei Elb-Link, die zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven pendeln. 145.000 Passagiere haben sie seit ihrem Start im August 2015 befördert. Während der Personenverkehr gut angekommen ist, kann die Zahl der Lastwagen deutlich gesteigert werden. Durchschnittlich wurden täglich zwischen 60 und 70 Lastwagen befördert. Die Fährverbindung ist besonders für Spediteure interessant, die die zeitraubenden Staus und Baustellen auf den Autobahnen rund um Hamburg vermeiden wollen. Sie können auf den Fähren feste LKW Plätze reservieren und fahren so planungssicher, Wartezeiten entfallen. Ein 20-Tonner LKW spart auf der Strecke Rotterdam-Flensburg im Schnitt 107 Euro gegenüber der längeren Strecke durch den Elbtunnel. Ein weiterer Vorteil: Während der 75-minütigen Überfahrten können die Fahrer ihre vorgeschriebenen Rastzeiten absolvieren. Im Bordrestaurant erhalten sie Speisen zu Sonderkonditionen. Duschen an Bord können sie auch. www.elb-link.de
Ein Hotel auf der Hochsee weit vor Sylt – noch als Zeichnung. Monteure, die hier übernachten, sparen lange Wege beim Bau von Offshore Windparks für Vattenfall. Quelle: Vattenfall, Berlin
Hotels im Meer Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat für die 50 Monteure der Offshore Windparks Dan Tysk und Sandbank ein Hotel in der Nordsee vorgesehen. In Emden wird ab Oktober die Inneneinrichtung und die Elektrik eingebaut. Grund für das Projekt: Die täglichen Anfahrtswege entfallen. Die Windparks liegen 90 Kilometer vor der Küste.
Bremerhaven verliert 80.000 Tonnen Chiquita Bananen Einer der international führenden Nahrungsmittelkonzerne stellt seine Logistik um. Nur noch 80.000 Tonnen statt 160.000 Tonnen einer seiner bekanntesten Marken, der Chiquita Banane, werden künftig pro Jahr in Bremerhaven umgeschlagen. Die konventionellen Kühlschiffe laufen mit ihren Bananen jetzt den niederländischen Hafen Vlissingen an. Die Verlagerung nimmt man in Bremerhaven relativ gelassen zur Kenntnis. Schon einmal war 2011 umgelenkt worden, 18 Monate später war wieder alles beim Alten. In Bremerhaven werden seit 1925 Bananenstauden gelöscht. In Kartons verpackt kommen Bananen hier seit 1966 an Land.
Die KAREL DOORMAN, benannt nach einem Admiral der niederländischen Marine, wird von den Niederlanden und Deutschland gemeinsam eingesetzt. Der Versorger ist mit Waffen für die Nahverteidigung ausgerüstet. Die Besatzungsstärke liegt je nach Einsatz zwischen 152 und 171 Mann. Quelle: Ministerie van Defensie, Niederlande
Ein Kriegsschiff für zwei Länder Die KAREL DOORMAN ist ein hochmodernes, niederländisches Versorgungsschiff von rund 205 Metern Länge. Es könnte zum Beispiel Leopard2-Panzer über See zu Auslandseinsätzen transportieren. Die Bundesmarine hatte diese Möglichkeit bisher nicht. Sie soll jetzt an dem Schiff beteiligt werden. Dazu wird das Seebataillon der Deutschen Marine, Standort Eckernförde, nach und nach in die Königlich Niederländische Marine integriert. Rund 800 Deutsche werden gemeinsam mit Niederländern ausgebildet und in Einsätze geschickt. Ein entsprechendes Abkommen unterzeichneten in Amsterdam zwei Damen, Jeanine Hennis-Plasschaert und Ursula von der Leyen, beide Verteidigungsministerinnen ihrer jeweiligen Länder.
Kein kostenloser Zugang zum Strand Das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg hat entschieden und eine Revision nicht zugelassen: Bewohner der Nachbargemeinden haben in den Badeorten Hooksiel und Horumersiel-Schillig, in der Gemeinde Wangerland liegend, kein Recht auf kostenlosen Zugang zum Strand. Die Kläger hatten verlangt, dass – wie in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern – Strände in angemessenem Umfang gebührenfrei zugänglich sein müssen. Die Richter befanden, der betreffende Strandabschnitt sei keine freie und ungenutzte Landschaft im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes. Die Gemeinde, so ihr Bürgermeister, bezahle mit den Einnahmen die Pflege des Strandes, der Toiletten und Duschen, des Spielplatzes und der Parkflächen.
Seehundbabys werden gesund gepflegt Auf der Seehundstation im Stadtteil Norddeich der Stadt Norden in Ostfriesland werden Seehundbabys abgegeben, die von ihren Müttern getrennt wurden und häufig mit Parasiten befallen sind oder sich verletzten. Sie bleiben in der Regel fast zehn Wochen in der Station. Anfangs bekommen sie fünfmal am Tage eine fette Ersatzmilch und nach etwa zwei Wochen ihren ersten Fisch. Wenn die Seehundbabys ein Mindestgewicht von 25 Kilo erreicht haben, wildern die Tierpfleger sie wieder aus. Während des Aufenthalts halten die Pfleger nur sehr wenig Kontakt zu den Tieren, damit sie sich nicht zu stark an Menschen gewöhnen. Von den betreuten Tieren mussten in dieser Saison nur zwölf Prozent eingeschläfert werden. Sie waren zu schwer verletzt oder zu stark ausgetrocknet. In anderen Jahren waren es bis zu dreißig Prozent. |
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