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Schön und stolz wie am ersten Tag. Zwar ist die ECLIPSE mittlerweile sechs Jahre alt, sieht aber aus wie frisch aus dem Laden. Kein Rost, keine Schrammen, es lohnt sich halt, vorsichtig zu fahren. |
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Text: Wolfgang Michael Schmidt · Fotos: Susanne Pilgram Dreimal mit Celebrity’s ECLIPSE über den Atlantik |
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Aller guten Dinge sind drei. Sagt das Sprichwort. Drei Kugeln Eis. Drei Richtige im Lotto. Drei Transatlantik-Touren. Gerne auch mehr, klar. Doch eine würdige Steigerung ist schon dies: dreimal Atlantik auf demselben Schiff. Schon was Besonderes, denkt man, und hält sich schnell für total abgebrüht, mit allen Wassern gewaschen. Das Problem ist nur: Niemand ahnt, dass da ein solch erfahrener Atlantiker an Bord ist. Der von vielen Wellen die Namen kennt und mit mancher sogar persönlich befreundet ist: „Ja da schau, die Karli, bis hier her hat sie’s schon geschafft.” Dreimal mit Celebrity’s ECLIPSE über den Atlantik – 2012, 2013 und 2016 ‒ bedeutet rund 13.500 Seemeilen, pro Törn plus/minus 4.500. Oder jeweils 14 Seetage, davon gern sechs am Stück. Da sieht die Welt dann doch etwas anders aus. Vorn, hinten, rechts, links und unten absolut nichts als Wasser. Wenn es regnet, kommt auch noch von oben Wasser pur. Dort draußen auf dem Atlantik ist manches anders. Es gibt keine Insekten und keine Vögel, die mal auf einen Drink vorbeischauen und ein Geschichtchen erzählen. Wale würden zur Abwechslung gern genommen, gelten aber als überschätzt. Wenn plötzlich und unerklärlich auf Deck 12 alle von den Liegen aufspringen und an der Reeling rechts aufs Wasser starren, hat irgendein Scherzkeks das englische Wort „Whale” gerufen. Garantiert. Genauso sicher ist, dass dort kein Wal schwimmt oder wenigstens eine fette Fontäne in die Luft bläst. Ähnlich rar machen sich Delphine, des seefahrenden Menschen allerliebster Freund. Vollkommen selten sind schließlich andere Schiffe am Horizont, egal ob Frachter, Fischer oder Kreuzfahrer. Der Atlantik ist, man darf es einfach nicht vergessen, ziemlich groß und hat viel Platz in jede Richtung. Soviel zu diesem Thema. Schauen wir uns kurz mal die ECLIPSE an: Gebaut von Meyer in Papenburg. 317 Meter lang, 36 Meter breit, 8 Meter tief. 17 Decks, 1.426 Kabinen, 2.850 Passagiere. Dazu 1.270 Besatzungsmitglieder. Der erste Törn im April 2010. Sie gilt bis heute als energieeffizientester Kreuzfahrer weltweit. Die ECLIPSE ist blendend weiß, als sie 2010 in Eemshaven abgeliefert wird, und weiß ist sie bis heute. Und es gibt andere Dinge, die kaum verändert sind: Etwa die kuschelig-schöne Bibliothek und der lebende Ficus Benjamini, der in der großen Halle hoch oben aus einer goldenen Kugel wächst. Der größte Unterschied bei dieser dritten Atlantik-Überquerung: es geht von West nach Ost, von Miami nach Southampton. Raus aus Miami, vorbei an Dodge Island, der künstlichen Hafeninsel. Letzter Fitzel Amerika ist South Pointe von Miami Beach; am Ufer liegt die legendäre Kneipe Smith & Wollensky. Eine gewisse Tradition gebietet es, vom Schiff aus der Kneipe unten mindestens mit einem Betttuch zu winken. Fliegt der Lappen dummerweise im Fahrtwind weg, kann man das schadenfrohe Gelächter bis hoch auf Deck 16 hören. Gottlob kommt dann nur noch Atlantik, es geht auf direktem Kurs nach Nassau, bloß 297 Kilometer gleich 160 Seemeilen. Die ECLIPSE hat dazu 13 Stunden Zeit. Bahamas. Nassau. Das Paradies für Billig-Shopper. Und das Paradies für Menschen, die Hotels wie die rosafarbenen Royal Towers mögen. Der Tourist verlässt sein Schiff an der Prince George Wharf, durchquert den ohrenbetäubenden Rummel der Festival Plaza und findet sich auf der Bay Street. Dort wird er von einem Billig-Laden an den nächsten weitergereicht. Es gibt, hatte jemand an Bord erzählt, in der Karibik noch häßlichere Inseln als New Providence Island, aber nicht viele. Geglaubt hat das niemand, doch als die ECLIPSE nach einem dreiviertel Tag ablegt, wissen es alle. Und alle hoffen, dass es auf Bermuda besser wird. Ab dem dritten Reisetag werden die Uhren immer um 13.59 eine Stunde vorgestellt, sechs Tage lang. In anderen Worten: Wer zu Beginn der Reise um 19 Uhr zum Dinner schreitet, diniert eine Woche später nach US-Ostküstenzeit um 13 Uhr und geht nachmittags um Vier ins Bett. Naja, auf der Uhr steht jetzt 22 Uhr, da wird es ja auch Zeit für viele ältliche Passagiere. An diesem Tag aber hält Kapitän Michael Sympouras eine besondere Überraschung bereit. Weil nördlich der Bermudas ein Sturm tobt und stramm auf die Royal Naval Dockyards zuhält, wird die Insel aus dem Programm genommen. Ersatz? Wissen wir noch nicht, sagt der Captain, im Moment legen wir direkten Kurs auf Lissabon an, wo wir einen Tag früher ankommen werden als ursprünglich vorgesehen. Ach ja – all das geschehe natürlich ausschließlich zur Sicherheit der Gäste. Ende der Durchsage. Was der Captain nicht sagt: In Hamilton warten ein paar Unterhaltungs-Künstler auf ein Schiff, das nicht kommt. Und auf dem Schiff warten 1800 Gäste vergeblich auf Menschen, die sie halbwegs anständig unterhalten. Pech für alle, höhere Gewalt, es geht auch mal ohne Show. Der Maschinist legt 21 Knoten an die beiden Azipods und rauscht schnurgerade auf Portugal zu. Das Publikum hat reichlich Diskussionsstoff – und reichlich Zeit: falls jetzt nichts Unvorhergesehenes mehr geschieht, hat die ECLIPSE sieben Seetage ohne Landgang vor dem Bug. Das gibt Zeit, das Schiff ein wenig unter die Lupe zu nehmen, Ecken aufzusuchen, die uns auf früheren Reisen gut oder weniger gut gefallen haben. Immer überzeugt hat die Sauberkeit öffentlicher Bereiche. Das ist diesmal nur geringfügig anders. Es gibt Kabinen, die neue Teppichböden vertragen könnten. Wo ein Klempner im Bad manch Gutes bewirken könnte. Aber das ECLIPSE-Housekeeping schreibt täglich das eigene Sisyphos-Kapitel: nach pingeligem Turnus werden Teppiche ausgetauscht, Notfälle kommen freilich sofort dran. Die Schreinerei repariert tagein tagaus Möbel, Totalschäden werden gleich ersetzt. Techniker checken Fernseher, öffnen verschlossene Möbeltresore, und justieren Dinge wie die effektiven, schweren Türen zu den Balkonen. Ruhig ist der Atlantik, einsam und weit. Manch deutscher Erstfahrer kommt ins Grübeln. Wo sich Briten oder Amerikaner spätestens gegen 17 Uhr an den Bars zum Aperitif versammeln, halten Deutsche eher Abstand. Alkohol kostet, klar, und außerdem sollte man, wie alle wissen, irgendwas tun, sich bewegen und fit halten. Eigentlich kein Problem. Es gibt ja immer ein breites Bordprogramm für Aktiv-Menschen: Vorträge, Zumba, Tanzkurse, Gymnastik, Malen und Singen, Foto und Computer, Kochen, kochen, kochen. Und vieles andere. Wer will, kann sich nonstop von Kurs zu Kurs hangeln. Menschen mit Kur-Erfahrung sind im Vorteil – sie wissen, wie man Termine optimal aneinanderkoppelt. Das geht zwei, drei Tage so, dann bricht auch dieser Damm: Was soll man denn machen, den ganzen Tag, jammert man gemeinschaftlich, und gibt sich selbst die Antwort: Essen und Trinken. Eine vernünftige Einstellung, vor allem aus Sicht der Reederei. Denn das sind zwei der Dinge, mit denen heutzutage an Bord Geld gedruckt wird. Schon vor der Jahrtausendwende wurde ordentlich getrunken ‒ auch auf den feinsten Schiffen und zu Preisen, die heute nach Märchenbuch klingen. Drinks waren natürlich zollfrei und kosteten zwischen einem und drei Dollar ‒ heute steht selbst ein simpler Campari Soda mit zehn Dollar auf der Uhr. Zollfrei ist er noch immer. Überhaupt das Generalthema Restaurant. An wenigen Dingen fummeln die Celebrity-Macher so unentwegt herum wie an den Bordrestaurants. Der Reihe nach: das Frühstück vom Büffet im Oceanview Cafe auf Deck 16 ist auf dem Transatlantik-Trip 2012 von hoher Qualität. 2016 streikt irgendein Kaffeeautomat täglich. Die Saftspender werden Punkt 10 Uhr zum Frühstücksende abgeschaltet. Insgesamt ist das Büffet kleiner geworden, das Personal lustloser. Es gibt Dinge, die es einfach nicht oder nur knapp gibt, was daran liegen wird, dass sie dem Proviantmeister in USA zu teuer sind: etwa Wurst. Stört aber eigentlich nur die Deutschen, diese Wurstesser. Brot ist schon eine andere Sache. Gebacken wird in der Bäckerei im Keller. Manche Rezeptur geht schon mal schwer daneben, und kleine Rolls, Brötchen, gibt es zum Frühstück nirgendwo, dafür aber abends beim Dinner im Restaurant. Und dass es einen Kracher von einst schon seit 2013 nicht mehr gibt und nie mehr geben wird, ist einfach nur schade: der wahnsinnige Brunch am vorletzten Reisetag, eine Vierstundenorgie von morgens 11 bis mittags 15 Uhr – Out, Over, Roger. Ach ja, dieses gewaltige Moonlight Sonata-Restaurant, eine scharfe Show mit Treppe. Damals, 2010, klotzt die ECLIPSE mit einem ebenso kühl wie kühn designten eineinhalbstöckigen Dinner-Saal. Am südlichen Ende ein Turm aus Glas und Stahl, das Weinlager, der ganze Stolz aller Sommeliers. Fünf Jahre lang essen in diesem Restaurant Gäste aller Kabinenkategorien gemeinsam und kommen meist prima miteinander aus – Handgreiflichkeiten sind jedenfalls nicht überliefert. Damit ist 2015 Schluss: seit einem Jahr ist linksseitig ein großer Teil des Restaurants abgetrennt. Der neue Raum wurde ein weiteres Restaurant: das Luminae ist ausschließlich Suitegästen vorbehalten. Die Normalos im restlichen Restaurantbereich mussten dafür leicht zusammenrücken. Dafür kann man seit 2016 auch Freestyle dinieren – zeitlich unabhängig von den gängigen Restaurantzeiten früh oder spät. Freiheit hat allerdings Grenzen. Es kann schon mal 30 Minuten dauern, bis ein Tisch frei wird. Und noch etwas: in aller Stille hat Celebrity zu Jahresbeginn 2016 die alten „Formal Nights”, zu denen man sich mit Tuxedo und Abendkleid aufbrezelte, entsorgt. |
Höhepunkt an Eleganz sind heute zwei „Evening Chic”-Abende, an denen manche Dame die Gardine vom Kabinenfenster über die Schulter wirft und der Herr die Sandalen mit Turnschuhen vertauscht. Zu den wirklich teuren Dingen an Bord – neben dem zwangsweise abgebuchten täglichen Trinkgeld, 2016 sind das satte 13 Dollar pro Tag und Person – gehören heute Wasser, Bier, Wein und Kaffee. Pellegrino liegt pro Flasche bei fünf Dollar, alternativ kostenloses Eiswasser aus der bordeigenen Wasseraufbereitungsanlage. Bier kostet ab fünf Dollar aufwärts. Die Weinliste hält lässig mit vielen Land-Restaurants mit. Flaschenweine ab 30 Dollar, am oberen Ende winken schöne Bordeaux für vierstellige Dollarbeträge. Transatlantik 2012: nach dem Dinner geht man gern ins schöne Cafe al Bacio. Dort serviert freundliches Personal Espresso zum Umhauen oder Schümli mit feinem Geschmack für ein paar Dollar, geschenkt. Transatlantik 2013: Das Al Bacio ist immer noch da, aber an Franchise-Nehmer ausgelagert. Schlabberiger Espresso, diverse Latte mit einem Hauch Kaffeegeschmack, wässriger Americano. Preise ab fünf Dollar für einen Espresso, alles andere noch teurer. 2016: neues Franchise. Espresso ist prima, Capuccine so lala, die Latte wieder trinkbar. Die Preise: unverändert hoch. Drauf kommen, wie überall, 15 Prozent Service. Wer die abendliche Sause im Moonlight Sonata-Restaurant vermeiden will, kann auf der nächsten Celebrity-Reise gleich die teurere Aqua-Class buchen. Vor drei Jahren noch Test, wurde die neue Klasse ein Riesenhit. 2016 sind reichlich Kabinen auf Aqua-Class-Standard – was nicht allzu viel bedeutet: Aqua-Class-Reisende finden ein Blumensträußchen auf dem Kabinentisch, kriegen täglich frisches Obst, am Abend serviert der Steward ein paar trockene Häppchen. Wichtigster Unterschied aber ist das Aqua-Class-Restaurant Blue, deutlich intimer als der gewaltige Saal, Service und Küche wirken ein paar Nuancen gediegener. Bleibt die schönste Bar des Schiffes, Michael’s Club im Stil einer alten britischen Gentleman-Zuflucht. 2012 stand der Laden gern leer, denn nur wenige Gäste wagten, durch die schwere Tür zu gehen und sich auf den edlen Ledersofas abzulegen. Bis der vergötterte Entertainer Perry Grant 2013 den Laden übernahm. Vom ersten Tag an war Michael’s Club ausgebucht, wenn Grant dort auftrat. Als der Meister nach zwei Jahren das Piano einpackte und zu einer anderen Cruiseline wechselte, herrschte schlagartig wieder Totentanz in Michael’s Club. Es schlug die Stunde der Marketing-Menschen: Michael’s Club gehört heute exklusiv den Suite-Gästen, die in dem fensterlosen Raum nicht mehr unter fortgesetzter Beobachtung durch minderbemittelte Mitreisende stehen. Es gibt Listen, die Kreuzfahrer geradezu zwanghaft abarbeiten müssen. Auf männlichen Listen steht ganz oben ein Ausflug auf die Brücke, während die Damen ein Dinner mit dem Captain benötigen, wenn irgend möglich am Captain’s Table. Falls der Captain sich verweigert, bleibt als Ersatz noch das Foto. Kapitän Sympouras erscheint zu keinem Dinner, kommt aber – fester Programmpunkt – zum Shooting. Hier lässt er sich lächelnd und professionell posierend mit allem und jedem ablichten. Die – zugegeben großen und oft schönen – Prints, die das Fotostudio am nächsten Tag anbietet, kosten pro Stück 30 Dollar aufwärts, CDs sind dreimal so teuer. Und die Brücke? Tatsächlich wird ein Brücken-Trip verkauft, die offizielle Tour zu 150 Dollar pro Person, das Foto nicht inbegriffen. Dann kommt der Tag, an dem ein Arzt gesucht wird. Dachte, wir hätten sowas an Bord, sagt ein Brite, dann hat jemand aber ganz miese Zahnschmerzen. Oder was anderes. Zähne sind bei Transatlantikfahrten gern ein Problem, nicht lebensbedrohlich, aber nicht wirklich behandelbar. Es gibt Schmerzmittel, Ende. Schlimmer sind Krankheiten aus dem täglichen Leben – Schlaganfälle, Infarkte. Endet sowas tatsächlich tödlich, setzt der Betroffene die Reise sarglagernd im Kühlraum fort. So weit ist es jetzt nicht. Ein Unfall mit schwierigen Verletzungen, zwei Ärzte, stellt sich heraus, wären besser als einer. Auf der Brücke wird diskutiert, dann entscheidet der Kapitän. Die ECLIPSE wird Ponta Delgada für einen Fünfminuten-Stopp anlaufen und den Patienten von Bord bringen. Das Schiff ändert also den Kurs, nach Sao Miguel sind es eineinhalb Tage. Damit schmeißt die ECLIPSE auf ihrer 2016er-Atlantikfahrt den Reiseplan zum zweiten Mal um. Statt Bermuda kam bereits Frankreich in die Schedule, Le Havre, genannt Paris. Von dort aus kann man den Endpunkt der Reise, Southampton, angeblich schon mit bloßem Auge sehen. Viele Briten sind angesäuert. Sie könnten mit der Fähre nach Le Havre fahren ‒ wenn sie nur wollten, aber sie wollen nicht. Man hätte eben gleich, meckern andere Gäste, die Azoren ansteuern können, nachdem Bermuda nicht ging. Und fügen hinzu, was sie im Internet gelesen haben: das mit dem Sturm war ja auch nix. Naja, jedenfalls nicht viel. Der ist ziemlich an Bermuda vorbeigezogen, was Kreuzfahrtdirektor Damian de Lorenzis bestätigt. Wetter ist Wetter, sagt er, kann so kommen oder so. Und warum also nicht die Azoren, sondern Le Havre als Bermuda-Ersatz? Ganz einfach, es gab keinen Liegeplatz. In ganz Europa nicht, außer in Le Havre. Das Wetter ist jetzt richtig mies, Europa lockt Ende April 2016 mit diesem erlesen scheußlichen Frühjahr. Der Wind zieht mächtig an, die Temperaturen gehen in den Keller. Captain Sympouras lässt die Außendecks für Passagiere absperren, natürlich wieder aus Sicherheitsgründen. Die ECLIPSE aber zeigt sich auch hier, bei Zehn-Meter-Wellen, als Schiff, das nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen ist. Wer jetzt in knapp 60 Meter Höhe oben im Oceanview Cafe sitzt, schwankt leicht in alle Richtungen, aber mehr nicht. Nur sehr empfindliche Zeitgenossen bleiben vorsichtshalber in der Kabine. Kabinen heißen im aktuellen Sprachgebrauch übrigens nicht mehr Kabinen, sondern Zimmer. Der Zimmer-Service, fast ausschließlich freundliche Männer aus Fernost, wischt und saugt, putzt Fenster und macht Betten. Kein leichter Job, die Teams aus zwei Männern kriegen alle paar Monate noch ein Zimmer in ihre Zuständigkeit, und noch eins und noch eins. Viele Reedereien sparen am Personal, vorzugsweise hinter den Kulissen. Auf der ECLIPSE arbeiten derzeit 1.275 Menschen für 2.850 Passagiere. Eine besondere Kaste sind die Chefs der öffentlichen Toiletten. Sie putzen zuverlässig hinter jedem Besucher her, wischen lächelnd Tropfen und anderes auf, säubern Toiletten- und Waschbecken, füllen Tag für Tag Tausende kleiner Stoffhandtücher nach und liefern die gebrauchten in die Wäscherei. Bei strahlendem Sonnenschein dockt die ECLIPSE nach zehn Reisetagen in Lissabon an. Wer von Bord geht, hat den Computer dabei, das Handy, ein Tablet. Alle suchen preiswertes und schnelles Internet. Auch eine Goldmine auf See. Internet gibt es im Jahr 2016 an Bord bis in den letzten Winkel und in relativ guter Qualität, aber Minutenpakete von 2012 und 2013 sind jetzt Wochenflats mit heftigen Preisen: Zwei Wochen kosten 200 Dollar. Und am Ende doch Fehlanzeige. Wer im Apple-Store von gutem Netztempo angefixt wurde, merkt bald, dass Wireless für alle viel langsamer geht, und zwar meistens. Kurz vor Mitternacht legt die ECLIPSE in Lissabon ab. In der Biskaya unterbietet sich das Wetter – starker Wind, Regen, eisige Kälte. Auf dem Wasser ist Hochbetrieb, Schiffe aller Art und Größe. Manche wünschen sich schon jetzt die Leere des Atlantiks zurück und fragen im Booking Office nach der nächsten Transatlantik-Tour. Dann kommt Le Havre. Amerikaner, die nach Paris suchen, reiben sich verwundert die Augen. Einem fällt ein, dass Paris an der Seine liegt und nicht am Ärmelkanal. Noch 102 Seemeilen nach Southampton, 190 Kilometer. Die Engländer stehen zum Abschied gelassen an der Bar. Okay, sagt einer und grinst, man sieht England nicht direkt von diesem Le Havre, aber man spürt es. Und riechen, sagt er, riechen kann man es auf jeden Fall. Und sonst? War okay, sagt der Engländer. Der Zauberer, der auch als Hypnotiseur verblüffte und am Ende als Schlankheitsexperte auftrat. Oder diese drei Sänger, Not Really Three Tenors, die gern für jene Kollegen einsprangen, die das Schiff in Hamilton nicht abholte. Vielleicht nicht die größten Sänger der Welt, aber der Spaß sprach sich schnell rum, und die drei Herren hätten das 1200er-Theater im Bug noch ein paar Mal gefüllt. Um fünf Uhr früh dockt die ECLIPSE in Southampton an. Welcome Home, sagen die Engländer, das Schiff ist jetzt hier für sechs Monate zu Hause. Im Spätherbst geht es zurück nach Miami. Zurück über den Atlantik, über Boston und New York, Bermuda und die billigen Shops auf den Bahamas. Vorbei an South Pointe und Smith & Wollensky. Es steht zu befürchten, dass der griechische ECLIPSE-Master Sypouras wieder nicht das Horn drückt, wie das einst einige gewisse Kapitäne der Cunard-Queens taten, wenn sie sich von Miami aus auf den Ritt über den Atlantik machten. Ist ja auch egal. Die Zeiten ändern sich. Nur der Atlantik bleibt, was er ist. Knallblau, British-Racing-Green, bleigrau, tiefschwarz. Der ganz, ganz große Verführer. www.celebritycruises.de |
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Abfahrt von Miami, Kurs Bahamas. Ganz wichtig: auf den ersten 500 Yards mit einem Drink in der Hand den vollkommen entspannten Reisenden geben. |
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Rechts Dodge Island, links das Millionärsinselchen Palm Island. Dodge Island ist Miamis Touristenhafen, eine gigantische Jobmaschine, die täglich bis zu acht Cruiser abfertigt. |
Der südlichste Zipfel von Miami Beach ist South Pointe. Wer hier wohnt, kann sicher sein: er hat’s geschafft. Blick aufs Meer, auf die Cruiser, auf das berühmte Watering Hole Smith & Wollensky. |
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Smith & Wollensky: es heißt, vor allem die Kapitäne der Cunard-Queens gingen hier ein und aus. Tatsache ist, dass erfahrene Reisende traditionell dem Restaurant-Personal mit Betttüchern zum Abschied zuwinken. |
Sieben Uhr morgens: die ECLIPSE hat in Nassau festgemacht. Das tobende Hafen-Empfangsgebäude, etwas großspurig Festival Plaza genannt, liegt auf der anderen Seite. Hier aber liegt Stille. Und Wasser, viel Wasser. |
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Pünktlich um sieben Uhr geht hinter dem Atlantis Royal Hotel auf Paradise Island die Sonne auf. Das tut sie jeden Tag. Die Wolken sind schnell ausgetrocknet. |
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Frühstück auf der ECLIPSE, das Angebot ist jeden Morgen umwerfend. Und wenn auch manche Gäste behaupten, alles Brot schmecke letztlich gleich, wird gejammert, dass es keine richtigen Brötchen gibt. |
Das Cafe Al Bacio ist schwer beliebt, seit der Espresso wieder nach Kaffee schmeckt. Die Atmosphäre dort stimmt sowieso. Die riesigen gelben Ohrensessel sind bequem und äußerst begehrt. |
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Auf dem obersten Deck verblüffen junge Glaskünstler in der Glasbläserei vom Corning Hot Glass Museum. Keine Tricks, kein doppelter Boden: Hier wird aus glühendem Glas manch schönes Sammlerstück. |
Fesches Green liegt auf dem Top-Deck: man befindet sich im Lawn Club. Von wegen Plastik: dieser Rasen ist absolut echt und gegen Salzwasser absolut widerstandsfähig. |
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Der erste Teil der Transatlantik-Überquerung ist auf jeden Fall noch richtig warm. Logo, dass die Freiluftpools schwer belagert sind. |
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Die Sky Observation Lounge breitet sich im ganzen Vordeck Nr. 14 aus. Dank der bestens sortierten Bar kann man in diesem rundum vollverglasten Aussichtsturm problemlos den Tag verbringen. |
Der große Indoor-Pool: immer schön warm, auch wenn es Draußen scheußlich kalt ist. Ab Biskaya ist hier jede Liege belegt.
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Eigentlich komisch: bei vielen Damen sind Zumba und Gymnastik immer ein Hit, und die Kurse samt und sonders gut gefüllt. Die Herren dagegen haben für sowas erstaunlicherweise gar keine Zeit. |
Wer die wunderschöne Bibliothek auf Deck 10 sieht, ist erst mal begeistert. Leider hält das Buchangebot nicht mit: in den Regalen findet sich viel Liebe – immerhin aber auch etwas Hemingway. |
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Sonderstopp in Ponta Delgada, Azoren, fünf Minuten: so lange dauert es, einen Unfallpatienten den Ärzten des Insel-Krankenhauses zu übergeben. Als der Krankenwagen wegfährt, hat die ECLIPSE schon wieder abgelegt. |
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Lissabon und die gewaltige Brücke des 25. April. Dahinter liegt der Stadtteil Alfama, wo die Liner normalerweise anlegen – wenn das Wetter mitspielt. Heute kann es kaum besser sein. |
Und noch zwei Wahrzeichen: Die berühmte Hängebrücke ist nicht ganz so hoch, wie man erst dachte. Könnte es knapp werden mit den Schornsteinen? Nicht wirklich. Bestimmt hat der gewaltige Christo Rei da die Hand drüber gehalten. |
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Der Torre De Belem, ein wichtiges Wahrzeichen der Stadt. 1515 am Ufer des Tejo gebaut, 30 Meter hoch. Der gelbe Bus im Wasser ist ein sehr beliebter Touri-Transporter. |
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