FRANKREICH BINNEN | AUSGABE 2/2012 | ||||||
Der Lac de Vassivière ist mit knapp 10 Quadratkilometer Fläche einer der größten künstlichen Seen Frankreichs. Obwohl er erst sechs Jahrzehnte alt ist, vermittelt
er den Eindruck einer
natürlich gewachsenen Landschaft. |
|||||||
|
|||||||
Durchströmt von vielen blauen Lebensadern, gilt das Limousin als das grüne Herz Frankreichs. Fast noch unberührt und kaum bekannt ist die wasserreichste Region des Landes mit zahlreichen Flüssen und Seen, sanft-hügeligen Wäldern, Wiesen und Weiden – ein kleines Paradies, das Naturfreunde und Liebhaber mittelalterlicher Baukunst und ländlicher Kultur zu gemächlichen Entdeckungen einlädt. Weltberühmt sind seine kunsthandwerklichen Traditionen: das Porzellan von Limoges, die Emaille des Limousin und die Wandteppiche von Aubusson. Ob das Plateau von Millevachee, der Stausee von Vassivière, die Täler von Dordogne, Vienne, Vézère und Creuse – das Limousin ist reich an Landschaften zum Träumen.
Die Maler des Impressionismus haben sie zu
unzähligen Kunstwerken inspiriert. Drei Départements teilen sich die Region zwischen
Massif Central und Atlantik: Creuse, Haute-Vienne und Corrèze. Im stillen
Département Creuse im Nordosten dominieren das Grün der Weiden und Wälder,
aber auch das Blau der Bäche und Seen. Still und verträumt wirkt die
weitläufige, offene Landschaft, die bis heute stark von der Landwirtschaft
geprägt ist. Das waldreiche und ursprüngliche Département
Haute-Vienne im Westen erinnert mit seinen 14 Schlössern und Burgen an der
Route „Richard Löwenherz” an
längstvergangene Epochen. Hier liegt
auch die Hauptstadt Limoges mit ihrem historischen Zentrum, der
Kathedrale und den Porzellan- und Emaille-Museen. Die unberührte Natur
ringsum ist ideal für Wanderungen und Radtouren. Schon fast mediterran wirkt das südliche Département
Corrèze – eine schöne Ferienlandschaft mit vielen Gesichtern, natürlich und
ursprünglich im Norden, beschaulich und lieblich im Süden. Ihren Charakter
erhält diese Region durch den Wechsel von Hügeln und Tälern, einer Vielzahl
von Wasserläufen und Seen, von Wiesen, Weiden und Wäldern sowie pittoresken
Dörfern und Städtchen. Von besonderem Reiz sind die wildromantischen
Flusslandschaften der Dordogne und Corrèze bis zur Départementhauptstadt
Tulle.
Die Dordogne, die am Puy de Sancy entspringt, hat eine der malerischsten Landschaften Frankreichs geschaffen. Die Talsperren, die ihre Wasser stauen, beeinträchtigen den ökologischen Reichtum des Flusses nicht. Seit dem 15. Jahrhundert diente die Dordogne als Transportweg für die Gabares. Diese flachbodigen Flusskähne beförderten das Eichenholz, das die Böttcher zur Herstellung der Weinfässer des Bordelais benötigten. Eine kleine Flusskreuzfahrt auf einer
Dordogne-Gabare führt zurück in die Zeit, als unerschrockene
Süßwasser-Kapitäne ihre Holzkähne durch die ungebändigten Wasser des Flusses
bugsierten. Abseits vom städtischen Massenverkehr sorgt der Trip auf dem
historischen Boot zugleich für ein unvergessliches Naturschauspiel. Atemberaubende Schluchten, aber auch stille, waldige Ufer und wahre Bilderbuchdörfer wie Argentat sur Dordogne oder Beaulieu sur Dordogne dienen auch Paddlern, Anglern und Rafting-Abenteurern als spektakuläre Kulissen für einzigartige Erlebnisse. Auch für weniger erfahrene Kanu- oder Kajakfahrer
bieten sich genügend Möglichkeiten für eine wildromantische Tour. Ebenso wie
auf den Flüssen Vienne oder Creuse können auf der Dordogne ungeübte
Wasserwanderer bedenkenlos und gemütlich fahren. Hier fließt das Wasser in
großen Strecken ruhig. Und selbst wenn das Tempo einmal anzieht, bleibt die
Strömung ungefährlich. Aufregende Wildwasserfahrten im Kanu oder Kajak kann
man mit Gewissheit in den Oberläufen von Corrèze, Vézère, Taurion und
streckenweise auch auf der Sedelle erleben. Starke Strömung, Wellen und
schwer umfahrbare Hindernisse erfordern dort beste Manövrierkenntnisse bei
teils sehr hoher Geschwindigkeit.
Für zahlreiche Maler des Impressionimus war das
wunderschöne Tal der Creuse Quelle für Inspirationen. Mehr als 500 bildende
Künstler arbeiteten hier mit ihren Staffeleien unter freiem Himmel. Claude
Monet, der hier den befreundeten Dichter Maurice Rollinat besuchte,
verewigte den Fluss und seine Ufer auf vielen Gemälden und schuf damit die
erste impressionistische Bilderserie der Kunstgeschichte. Auch die Vienne mit ihren wundervollen Landschaften diente Malern als Vorlage für viele Werke. Mal temperamentvoll durch schroffe Felsen, mal
behäbig und sonnenbestrahlt durch weite Täler, fließt die Vienne vorbei an
mittelalterlichen Orten wie Saint-Léonard-de-Noblat und bietet
Wasserwanderern jede Menge Abwechslung. Für sehr gute Wassersportbedingungen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden und Längen sorgt die Vézère ab Le Saillant und insbesondere zwischen Treignac und Chingeat. Echten Wassersportlern bietet auch die Vienne ausgezeichnete Möglichkeiten zwischen Rempnat und Bussy. Empfehlenswert ist Eymoutiers als Etappenziel und Herberge. Der Taurion-Fluss ist sehr bekannt für das
„Criterium International de la Rigole du Diable”,
eine spektakuläre Regatta von hohem technischen Niveau. Wesentlich günstiger
als der Taurion ist die Lage der Maulde. Sie ist in und oberhalb der sieben
Staudämme um Bujaleuf befahrbar. Wer die Maulde befahren will, sollte sich
24 Stunden vor Tourstart bei den Elektrizitätswerken von Peyrat-le-Chateau
nach den Wasserständen erkundigen.
Argentat: Das am
Ufer der Dordogne gelegene Städtchen im Département Corrèze präsentiert vor
allem Flussreisenden ein lebendiges Gemälde hübscher Bürger- und
Fischerhäuser in der Ortsmitte und am Flussufer. Aubusson: Die
beschauliche Stadt in den Mäandern von Creuse und Beauze ist bekannt als
„Hauptstadt des Teppichs”. Stadtzentrum
und Fußgängerzone mit viel Renaissance-Architektur verlocken zum Flanieren.
Teppichfans finden beim Besuch der Ateliers, Galerien, Manufakturen und des
Teppichmuseums den Stoff ihrer Träume. Beaulieu-sur-Dordogne:
Die Abteikirche St. Pierre in diesem malerischen Dorf gehört zu den
bedeutendsten Zeugnissen romanischer Baukunst im Südwesten Frankreichs. Brive-la-Gaillarde:
Die Stadt mit ockerfarbenen Renaissancehäusern und bläulichen
Schieferdächern verkörpert bereits den Charme des Südens. Ihre
farbenprächtigen Märkte besang George Brassens in seinen Chansons. Collonges-la-Rouge: trägt seine Besonderheit im Namen. Die rötliche Farbe seiner Mauern und Türme leuchtet weithin sichtbar. Die alte Stadtmauer verfügt über zwei |
mittelalterliche Tore. Die Erbauung der Kirche und
des Klosters reicht ins achte Jahrhundert zurück. Curemonte: Hoch
über den Tälern der Flüsse Sourdoire und Maumont ragt die stattliche
Festungsanlage von Curemonte auf. Sie besteht aus drei Burgen, die auf einem
lang gestreckten Felsgrat liegen: das Schloss Saint-Hilaire (14.
Jahrhundert), mit seinem mächtigen Wohnturm, die Burg von Plas (15.
Jahrhundert) mit ihren runden Türmen und das mit steinernen Fensterkreuzen
kunstvoll verzierte Château La Johannie (16. Jahrhundert). Limoges: Ein Muss sind die Porzellan- und Emaille-Museen der Stadt, das Quartier de la Cité mit Kathedrale, wunderbaren Gärten und dem mysteriösen Souterrain. Jedes zweite Wochenende im Monat ist Flohmarkt. Ein wahrer Tempel für alles, was mit gutem Essen zu tun hat, sind „Die Hallen”. Saint-Robert: Das
Dorf auf einem von Wald umgebenen Hügel steht seit 1930 unter Denkmalschutz.
Die romanische Wehrkirche Sainte-Marie ist seit dem zwölften Jahrhundert
fast gänzlich unverändert geblieben. Neben dem Kirchturm besitzt sie einen
Verteidigungsturm, der von den religiösen Auseinandersetzungen des
Mittelalters zeugt. Ségur-le-Château:
Dank seiner Lage auf einem Felskamm konnte Ségur-le-Château stets seinen
Angreifern trotzen. Wie eine zweite Mauer schmiegen sich die Häuser des
Ortes dicht um die Schlossruinen. Wer die engen verwinkelten Gassen zum
Dorfkern hochspaziert, entdeckt steile Schindeldächer, gotische
Eingangsportale und großbürgerliche Adelshäuser aus dem 15. bis 18.
Jahrhundert. Uzerche: Die
Gemeinde im Département Corrèze im nordwestlichen Zentralmassiv an der
Vézère ist ein Zentrum für Kanu- und Outdoor-Tourismus. Von ihrem erhöht
gelegenen historischen Ortskern bieten sich fantastische Ausblicke auf die
Umgebung.
Der Park der Wölfe von Chabrières – „Les Loups de Chabrières” befinden sich im Tierpark der Mont de Guéret, mitten im Wald von Chabrières im Département Creuse. Seine zwölf Hektar sind in fünf Bereiche aufgeteilt, die den Einblick in das Leben von grauen, schwarzen und weißen Wölfen gewähren. Ein Museumsbereich und Rundgänge unter sachkundiger Führung bringen dem Besucher dieses nahezu mystische Tier näher und entdeckt sein Revier in der Nähe des Menschen und in der Wildnis und seine Facetten zwischen Fabelwesen und realem Wildtier. Die Schieferbrüche von
Travassac in Donzenac – Dieser fast
magische Besuch führt in eine Welt, die von Menschenhand in mehr als drei
Jahrhunderten geschaffen wurde. Bis zu 80 Meter ragen die Schieferflächen
senkrecht empor. Der Schiefer, als Bedachung im Unteren Limousin noch immer
reichlich vorhanden, wurde so schon zur gallo-romanischen Epoche in Platten
verwendet. Der Schiefer von Travassac mit seinem feinen Korn und Farben
zwischen Nachtblau und Grau-Schwarz erreicht eine Lebensdauer von mehr als
200 Jahren.
www.lespansdetravassac.com Die Ziegelei von Puycheny – Auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei entstand diese Museumswerkstatt in Saint-Hilaire-les-Places nahe Nexon. Mit Liebe zeigen die ehemaligen Ziegeleiarbeiter die Geheimnisse ihres Berufes. Man entdeckt die typische Architektur der Trockenscheune mit Traggittern, Balken gestütztem Langdach mit zwei verschiedenen Neigungen über dem Brennofen. Ganz in der Nähe steht die Hütte eines Feuillardiers (Kastanien-Holzfäller), die daran erinnert, dass die Arbeiter oft während des Winters auch dieser Beschäftigung nachgingen. Das Neandertaler-Museum
–
Am
3. August 1908 entdeckte man in Chapelle
aux Saints (im Südosten der Corrèze) Grab und Skelett eines
Neandertal-Mannes. Dieser Jäger-Nomade lebte hier vor 45.000 Jahren. Das auf
Initiative von Jean-Louis Heim, Professor an Nationalmuseum für
Naturgeschichte, errichtete Museum, verdeutlicht auf in Frankreich
einzigartige Weise seine Lebensweise und die Umwelt, die er damals vorfand.
Höhepunkt der Ausstellung ist eine Replik des Grabes mit dem Skelett.
Auskünfte rund um
Tourismus und Urlaub im Limousin erhält man beim Fremdenverkehrsamt Limousin
(Comité Régional du Tourisme du Limousin) im Maison Régionale du Tourisme,
30 cours Gay-Lussac - C.S. 500 95, 87003 LIMOGES Cedex 1 sowie unter
www.urlaub-limousin.de In Deutschland bietet das LIM-Haus (Limoges- und
Limousin-Haus) in der Partnerstadt Fürth zahlreiche Möglichkeiten, sich über
die Stadt Limoges und die Region Limousin zu informieren und sich bei der
Planung einer Reise helfen zu lassen, etwa mit Tipps zu Übernachtungen,
Sehenswürdigkeiten, guten Restaurants oder Wandermöglichkeiten. Kontakt: Lim
Haus, Gustavstraße 31, 90762 Fürth, Telefon 0911-977 98 999.
lim-haus@fuerth.de ·
www.fuerth.de/lim Anreise mit der Bahn:
Paris Gare d’Austerlitz - Limoges - Brive-la-Gaillarde oder Paris Flughafen
Charles de Gaulle: TGV im La Souterraine - Limoges - Brive-la-Gaillarde Anreise mit dem Auto:
In Nord-Süd-Richtung (Paris-Limoges, 380 km) über A-10/A-71/A-20 Paris -
Châteauroux - Limoges - Brive-la-Gaillarde (gebührenfreie Autobahn zwischen
Vierzon und Brive). In Ost-West-Richtung über A-89 Clermont-Ferrand - Brive
- Bordeaux. Anreise mit dem Flugzeug: direkte Verbindung zum Flughafen Limoges-Bellegarde www.aeroportlimoges.com von Paris Orly und Lyon sowie von Paris Orly zum Flughafen Brive Vallée de la Dordogne. www.aeroport-brive-vallee-dordogne.com Übernachtung: im
eigenen Zelt oder Wohnwagen bzw. einem Chalet am See bietet zum Beispiel
Camping Pierrefitte am Lac de Vassivière
www.ceveo.com, Camping Le Montreal
www.campingdemontreal.com,
Camping des Iles à Beaulieu-sur-Dordogne
www.campingdesiles.fr und
Camping du Soleil d’Oc in Manceaux-sur-Dordogne
www.campingsoleildoc.com.
Originelle Ferienunterkünfte in komfortablen Zirkuswagen gibt es bei
Roulottes de capagne à Chamberet
www.roulottes-monedieres.com
oder in einem Baumhaus bei La Ferme des histoires mélangées
www.cabaneencorreze.com. Aktivitäten:
begleitete oder individuelle Kanu- oder Paddeltouren mit
Aventure-Dordogne-Nature in Argentat
www.adndordogne.org, Besuch im Kletterpark mit Barfußpfad Wizz’ titi
www.wizztiti.fr, Segway-Rundfahrt um
den Lac du causse www.mobilboard.com. Restaurant-Tipps:
„La Caravelle” in Auphelle am Lac de
Vassivière www.lacdevassiviere.com,
„La table du Lac” in Lissac sur
Couze am Lac du Causse
www.la-table-du-lac-restaurant.fr, „L |
||||||
Eine der schönsten
Aussichten auf den Lac du Causse genießt man von der Terrasse des
Restaurants „La table du Lac” in Lissac sur Couze. |
|||||||
|
|||||||
Von kurz über den Wurzeln mit Terrasse und Grill ... |
... bis in die Krone:
urig, aber komfortabel ausgestattet. |
||||||
|
|||||||
... doch direkt
anstrengend ist so eine Fahrt im Kanu oder Kajak auch nicht. |
Die
Tour auf der Dordogne führt durch idyllische Landschaften, vorbei an
Fliegenfischern ... |
||||||
... und malerischen Orten wie Argentat, von wo aus man zu einer Zeitreise auf einer historischen Garbare startet oder bei Thijs Paauw (im Bild) von
„Aventure-Dordogne-Nature” ein Kanu oder Kajak mietet. |
|||||||
Einen eigenen kleinen See mit Fischerhütte, Kahn und Erpel können Limousin-Gäste auf „La ferme des histoires mélangées” buchen. |
|||||||
So einfach die naturnahen
Unterkünfte sind, so originell, gemütlich und charmant sind sie ... |
... für Großstadtmenschen der wahre Luxus. |
||||||
Blick auf den Lac de Vassivière vom
Gemüsegarten des Zentrums für zeitgenössische Kunst auf der Insel
Vassivière. |
|||||||
|
|||||||
Dank seines Fischreichtums ist der Lac de Vassivière auch bei Anglern sehr beliebt. |
|||||||
An den Mäandern von Creuse und Beauze liegt das beschauliche Aubusson. |
Historisches
Landhaus auf der Insel Vassivière. |
||||||
|
|||||||
|
|||||||
Für
besondere Übernachtungserlebnisse sorgen die Zirkuswagen von Les Roulottes
des Monédières in Chamberet. |
Sie
bieten erstaunlich viel Platz und Komfort und garantieren vor allem
„Romantik pur”
– nicht nur für Zirkusfans. |
||||||
|