JAGD AUF DAS POLARLICHT | AUSGABE 3/2012 | ||||||
Svolvær bei der Abfahrt – die Polarlichter sind verschwunden. |
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Die Jagdsaison ist eröffnet. Wie jedes Jahr von Oktober bis April. Dann reisen sie wieder an, die Wikinger der Neuzeit. Aus allen Teilen Europas versammeln sie sich am Hurtigruten-Terminal in Bergen, um mit einem der elf rotweißen Schiffe in See zu stechen. Als Waffen tragen sie weder Schilde noch Äxte, um Norwegens Küste zu erobern, sondern empfindliche Fotoapparate mit japanisch klingenden Namen. Zusammengeschraubt in China. Gut verstaut in
gepolsterten Taschen. Sie sind auf der Pirsch nach dem grünen Licht, folgen
dem Schlachtruf: „Hunting the Lights”.
Längst ist das geenterte Schiff kein Langschiff mit Rudern mehr, sondern die
2002 in Norwegen gebaute MS FINNMARKEN,
die im Regeldienst mit ihren zehn Schwesternschiffen in elf Tagen 67 Häfen
ansteuert, um die Versorgung für Fracht- und Personentransport im Auftrag
der Regierung entlang der norwegischen Küste zu erfüllen. Von Bergen im
Süden des Landes bis zum Nordkap, weiter bis Kirkenes nahe der russischen
Grenze und wieder zurück. „Licht war in der Mythologie der Wikinger etwas sehr
Wichtiges. Sie hatten Angst, dass nach den dunklen Wintermonaten, in denen
nur noch Mond, Sterne und Polarlichter mit ihrem kalten Licht ohne Wärme den
Tag erhellen, die Sonne nicht mehr zurückkehrt”,
informiert Bordreiseleiterin Viana: „Sollte dies geschehen, kommt es zum
Ragnarök, dem Kampf der Götter und Riesen, in dessen Folge die Welt
untergeht”. Der Weltuntergang scheint
unausweichlich, denn für die nächsten Tage lautet die Wettervorhersage:
Regen und Schnee. Himmel und Landschaft haben sich in einen gespenstisch
wirkenden milchgrauen Mantel gehüllt. Bis zum Abend, wenn das Polarlicht am besten zu
sehen sein soll, vertreiben sich die modernen Wikinger die Zeit mit
Landausflügen. Zum Beispiel in der Jugendstil-Stadt Ålesund am Golfstrom.
Nach einer Feuersbrunst im Jahr 1904 verbrannten innerhalb vom 16 Stunden
850 Häuser bis auf die Grundmauern. Drei Jahre später war die Stadt wieder
aufgebaut. Junge norwegische Architekten setzten Impulse für das neue
Norwegen, das 1905 von Schweden unabhängig wurde. Zurück an Bord, kommt
Regen auf. Wieder werden die Nordlichter nur auf der Rückseite der Wolken
ihr grünliches Licht versprühen. Am dritten Tag der Reise schält sich Trondheim aus
der Nebelwand. Die Sonne versucht, die Wolken zur Seite zu schieben. Doch es
fehlt ihr die Kraft. Den „Jägern des Lichts”
schwindet der Mut. Die Schiffsleitung verbreitet Optimismus: An der
Rezeption werden Handzettel verteilt. Sie geben Tipps, wie die Polarlichter
am besten zu fotografieren sind. „Kamera auf einen hohen ISO-Wert,
Verschlusszeit auf 10 bis 30 Sekunden einstellen”,
erklärt Robert aus Berlin drei hilflos drein blickenden Hamburgerinnen: „Den
Selbstauslöser benutzen. Den manuellen Fokus auf unendlich ...”
Die Hamburgerinnen entschwinden Richtung Panoramasalon und lassen für die
nächsten Stunden die winterlichen Postkartenmotive vom gemütlichen Sessel
aus an sich vorbeiziehen. Robert hofft derweil endlich die Theorie in die
Praxis umsetzen zu können. Doch bei dichtem Schneetreiben und eisiger Kälte
lässt er auch diesen Abend statt an der Reling an der Bar ausklingen. Früh am Morgen überquert MS FINNMARKEN den Polarkreis. Viele Lichtjäger lassen sich an diesem Vormittag von Neptun taufen. Ganz in der Hoffnung, dass dieses Ritual die Götter günstig stimmt, die Sicht zum Himmel freizugeben. Immerhin ist es ein Opfer, das angesichts der eisigen Außentemperaturen einiges abverlangt. Kellenweise füllt Neptun Eiswürfel in den Halskragen am Nacken, die der Schwerkraft folgend an der Gürtellinie wieder austreten. Isolde, eine der drei Hamburgerinnen, schüttelt sich. „Was tut man nicht alles für Polarlichter”, meint sie und greift zum |
bereitstehenden wärmenden Aquavit. Inzwischen hat
das Schiff Bodø erreicht. Der Ort präsentiert sich unter einer frischen
weißen Schneedecke. Die Sonne versteckt sich auch hier hinter tief hängenden
Wolken. Waren alle Opfer umsonst? Am späten Nachmittag nimmt MS FINNMARKEN Kurs auf die Lofoten, wo die Nordlichter am schönsten sein sollen. Es schneit unaufhörlich. Doch die Lichtjäger lassen nichts unversucht für eine sternenklare Nacht. Einige von ihnen verlassen in Stamsund das Schiff, um an einem Jølblot im „Lofotr” in Borg teilzunehmen. „Lofotr” ist ein an historischer Stelle rekonstruiertes Wikinger-Haus. „Jølblot ist eine Opferzeremonie, um die Götter wohlwollend zu stimmen, damit sie die Sonne zurückzubringen. Die Feierlichkeit fand immer am dunkelsten Tag des Jahres statt”, erzählt Wikinger-Häuptling Olav: „Das ist nach unserem heutigen Kalender der 21. Dezember, wenn die Sonne den südlichen Wendekreis erreicht”. Die aus der Ferne angereisten Gäste sitzen in einem großen, länglichen Raum, der nur durch wenige Kerzen beleuchtet ist. In der Mitte brennt ein Feuer. Aus dem Dunkeln taumelt eine hexenähnliche Gestalt. In der Hand schwenkt sie eine Art Weihrauchkessel und murmelt Unverständliches in das um ihren Kopf geschwungene Leinentuch. Schließlich kippt sie den Inhalt des Gefäßes ins Feuer, das mit einer zischenden Flamme auflodert. Olav betritt wie in Trance den Saal. Er spricht zu
heidnischen Gegenständen, die an Holzpfählen
hängen. Nach Beendigung der Zeremonie laden der „Stammeshäuptling”
und seine Frau die Gäste ein, von Lofoten-Lamm und Mjod, einem Honigwein,
ausgiebig zu kosten. Mit viel Met und Skål (Zuprosten) sollen die Götter
gnädig gestimmt werden, damit sie den Himmel endlich aufklaren lassen. Und das Wunder geschieht. Während der Rückkehr zum Schiff zeigt sich über der kleinen Kirche von Svolvær ganz zaghaft das erste Nordlicht. Doch da das Schiff seinen Fahrplan einhalten muss, bleibt keine Zeit, die immer bereite Fotoausrüstung auf das Objekt der Begierde zu richten. So schnell wie der Dampfer vor zwei Stunden verlassen wurde, wird er jetzt gestürmt, um den besten Platz auf dem Außendeck zu bekommen. Leider ist das zaghafte Grün verschwunden. Nur das gelbliche Licht der Stadt beleuchtet die schneebedeckten Berge bei der Abfahrt. Die Enttäuschung ist groß. Doch ein Jäger kann warten. 20 Minuten später im
schmalen Trollfjord hat Odin endlich Mitleid mit den Passagieren der FINNMARKEN.
Im Theater der Natur beginnt die Lichtinstallation. Am Horizont treffen
elektrische Teilchen des Sonnenwindes auf die Erdatmosphäre und bringen die
Luftmoleküle zum Leuchten. Wie wehende, grüne Vorhänge schweben die
Polarlichter über den Himmel. Robert und alle anderen „Jäger des Lichts” knipsen und experimentieren bis die Chipkarten glühen oder Akkus in der Kälte streiken. Was zählt, ist das beste Bild mit nach Hause zu bringen. Nur Isolde hat es aufgegeben, die „Aurora borealis” zu fotografieren. Sie findet nicht die richtigen Einstellungen an der Kamera. Zum Nachlesen ist es jetzt zu spät. Hätte sie Robert nur zugehört. Also beherzigt sie den wichtigsten Satz aus den Ratschlägen über die Polarlichtfotografie: „Erleben Sie die Schönheit des Nordlichts zuerst mit Ihren Augen und dem Herzen, bevor Sie es durch das Objektiv der Kamera tun”. Info Hurtigruten:
ce.info@hurtigruten.com Info Lofotr Wikingermuseum:
vikingmuseet@lofotr.no Info Norwegen:
www.visitnorway.de |
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Die Reise beginnt in Bergen, der alte Hansestadt – hier das Hafenviertel mit den „Bryggen” (früher Tyske Bryggen) genannten, alten Holzhäusern der Hanse. |
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Die Altstadt von Bergen unterhalb des Hausbergs Fløyen. |
Die MS FINNMARKEN vor der Abfahrt in Bergen. |
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Blick vom Stadtberg Aksla auf die Stadt Ålesund. |
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Der alte Hafen von Ålesund. |
MS FINNMARKEN am Kai von Ålesund. |
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Trondheim – die Alte Stadtbrücke über die Nidelva. |
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Leuchturm Kjeungskjær von 1880. |
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In einem Wikingerhaus im „Lofotr” in Borg ... |
... Stammeshäuptling Olav mit Frau. |
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Zaghafte Erscheinung der Nord- oder Polarlichter. |
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Die Geographie Norwegens ist von Gebirgsketten und kargen Hochebenen ... |
... den Fjells, geprägt. 26 Gipfel liegen über 2300 Meter. |
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Die Eismeerkathedrale ist das Wahrzeichen der Stadt Tromsø und Pfarr- und Seemannskirche. Sie wurde 1965 gebaut und steht auf der Festlandseite der Stadt. |
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Treffen mit der südwärts fahrenden TROLLFJORD. |
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Am Mittagsbuffet haben die Gäste die Qual der Wahl ... |
... zum Abendessen wird ein Drei-Gänge-Menü serviert. |
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