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AUSGABE 4/2012 | ||||||
Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin
Hamburg Der Verband Deutscher Reeder (VDR) begrüßt die
Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung der Piraterie. Nach einem
Beschluss des Bundeskabinetts dürfen Marine-Einheiten von See her auch
Landziele in Somalia bis zu einem Abstand von zwei Kilometern von der Küste
mit Hubschraubern und Granaten angreifen.
Zur Zeit ist dort die Fregatte BREMEN
mit rund 300 Marinesoldaten und zwei Hubschraubern im Einsatz. Das Schiff
gehört zum Internationalen Verband „Atalanta” am Horn von Afrika. Hamburg Das Geschäftsergebnis der zweitgrößten deutschen Reederei Hamburg-Süd ist für das vergangene Jahr unbefriedigend und auch weiterhin rückläufig. Trotz einer Zunahme des Umsatzes um rund 6 Prozent sanken die Erlöse wegen steigender Kosten im internationalen Linienverkehr. Auf der Hauptversammlung der zum Oetker-Konzern gehörenden Hamburg-Süd sprach der Vorstandsvorsitzende Dr. Ottmar Gast von einer Überkapazität im internationalen Containerverkehr. Früher war die Hamburg-Süd mit zahlreichen berühmten Schiffen eine der größten Passagierschiffs-Reedereien der Welt. Überlegungen, wieder mit eigenen Schiffen ins Kreuzfahrtgeschäft einzusteigen, sind |
wegen der aktuellen Geschäftslage vorerst
eingestellt worden. Zur Zeit laufen unter der Flagge der Hamburg-Süd 130
Frachtschiffe, darunter die knallroten Containerschiffe der „SANTA”-Klasse,
die zu den größten der Welt zählen.
Zum Bestand der Reederei gehören rund 430.000 eigene Container, die in allen
großen Häfen der Welt zu sehen sind. Wilhelmshaven / Heiligenhafen Die Inbetriebnahme
des ersten deutschen Tiefwasserhafens
Jade-Weser-Port wird nicht, wie geplant, am 5. August 2012
stattfinden können. Erhebliche Schäden
an der neuen Kaimauer verhindern den Start und müssen zunächst aufwendig
behoben werden. Wahrscheinlich wird
vor der eigentlichen Kaimauer eine weitere Beton- oder Stahlwand errichtet
werden müssen. Die Beanspruchung des
Materials an der Offenen Nordsee ist erheblich größer als in geschützten
Häfen. – Auch der Baubeginn für den
Fehmarnbelt-Tunnel an der Ostsee, der Deutschland und Dänemark verbinden
soll, verzögert sich wegen erheblicher
technischer Schwierigkeiten. Die
Eröffnung des kombinierten Straßen- und Eisenbahntunnels steht nun erst für
2021 in Aussicht. Travemünde Die schwedische TT-Linie, die Trelleborg und
Travemünde verbindet, feiert ihr 50jähriges Bestehen.
Seit 1962 verkehren die kombinierten Fracht- und
Passagier-Fährschiffe NILS HOLGERSSON
und PETER PAN
auf der 228 Kilometer langen Strecke zwischen Deutschland und Schweden.
Die Ro-Ro-Fähren wurden im Lauf der Jahre immer wieder durch größere
und modernere Einheiten ersetzt, behielten aber stets ihre traditionellen
Namen. Die jetzigen Riesenfähren sind
die sechste Schiffsgeneration auf diesem Seeweg. Sie transportieren jährlich
rund 650.000 Passagiere, 100.000 PKW, 50.000 Wohnwagen und 340.000 Lastzüge.
Die TT-Linie gehört damit zu den wichtigsten Bindegliedern zwischen
Deutschland und Skandinavien. Piräus Der griechische Kreuzfahrt-Terminal Piräus ist der
größte Passagierschiff-Hafen im Mittelmeer und wird von nahezu allen
Kreuzfahrt-Reedereien der Welt angelaufen.
Mit Sorge beobachten die Manager des internationalen Seetourismus,
inwieweit sich die aktuelle Wirtschafts- und Währungskrise Griechenlands auf
den Hafenbetrieb dort auswirken wird.
Wie auch in Thessaloniki soll der Hafenbetrieb in dem zum Großraum Athen
gehörenden Piräus so schnell wie
möglich privatisiert werden.
Entsprechende Bemühungen sind in vollem Gange, werden aber durch die
aktuelle Notlage erheblich beeinflusst.
Rostock Als gefragter Anlaufhafen für die internationale
Kreuzfahrtflotte hat Warnemünde zur
Zeit einen enormen Aufschwung zu
verzeichnen.180 Schiffsankünfte von Passagierschiffen aus aller Welt sind
bisher angemeldet, über 300.000 Kreuzfahrtgäste werden erwartet.
Busunternehmen, Fremdenführer, Taxibetriebe und Gastronomie erleben
einen Boom. Hinzu kommt der Ausbau der
Fährverbindung Rostock-Gedser
mit zwei hochmodernen 170 Meter langen
Fährschiffen der Reederei
Scandlines. Hamburg Vom 4. bis 7. September findet auf dem Hamburger
Messegelände die weltweit renommierte Ausstellung
„Schiff-Maschine-Meerestechnik”, kurz
SMM, statt. Mehrere Kongresse befassen
sich mit neuen Betriebssystemen, die vor allem die Umweltbelastung
reduzieren und den Treibstoff-Verbrauch herabsetzen sollen. Dazu werden
Fachleute aus aller Welt erwartet.
Namhafte Industriebetriebe und Werften zeigen die neue Generation von
Schiffs-Antriebssystemen. In Zukunft sollen vor allem Flüssiggas und Diesel
das bisher verwendete Schweröl beim Schiffsantrieb ersetzen. |
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Die Kreuzfahrt boomt. Cruising ist in. Seit zwei, drei Jahren haben die Amerikaner unser altes Europa neu entdeckt. Sie scheinen es leid zu sein, immer nur mit ihrem maritimen Shuttle-Service von Miami aus die diversen Karibik-Inseln abzuklappern. Immer die gleichen Routen, die gleichen Häfen, die gleichen Inseln. Viele Amis haben während dieses Insel-Hoppings ihr Schiff schon gar nicht mehr verlassen. Palmen haben sie auch an Bord, coole drinks ebenso, und Steelbandsound, Yellowbirds und Belafonte-feeling sowieso. Also sind sie daran gegangen, uralte, für sie ganz neue Fahrtgebiete zu erschließen. Old Europe neu zu entdecken. Vor rund 500 Jahren hat der Italiener Christoph Columbus Amerika entdeckt. Jetzt entdecken die Amerikaner unser altes Europa neu. Ihre Schiffe durchkreuzen das Mittelmeer von Piräus bis Venedig, von Monte Carlo nach Valencia und Barcelona, immer mehr Amerikaner sind darauf versessen, die Gegenden und Städte kennenzulernen, die sie und wir als Wiege der Kultur bezeichnen. Also Athen und Thessaloniki, Rom und Venedig, Dubrovnik, Istanbul, Lissabon oder Genua. Mit diesem Trend haben amerikanische Reedereien wie
Carnival Cruise Lines, Regent Seven Seas Cruises, Oceania
Cruises und etliche andere den gesamten europäischen Kreuzfahrt-Markt
aufgemischt. Bis dato eher betuliche europäische Kreuzfahrt-Reedereien
drohen, an den Rand gedrängt zu werden, Costa, Cunard, Hapag-Lloyd, Deilmann
oder TUI-Cruises sind hellwach geworden angesichts der neuen Konkurrenz von
jenseits des Atlantiks. Das Mittelmeer haben die Amerikaner also vor einigen Jahren neu entdeckt. Jetzt sind sie auch in der Ostsee daran gegangen, ihr Kreuzfahrtgeschäft auszuweiten und zu baltisieren. Das Baltikum ist rechtzeitig aufgewacht. Auch die Schweden, Dänen, Finnen und Russen sind hellwach geworden. In St. Petersburg ist ein gewaltiger neuer Kreuzfahrt-Terminal citynah entstanden, mit Platz für zehn Ozeanriesen gleichzeitig. In Riga, Tallinn, Stockholm, Kopenhagen und Helsinki sind ebenfalls interessante Liegeplätze vorausschauend gebaut und eingerichtet worden. |
Und Deutschland? Für den gesamten boomenden Ostsee-Markt hat sich nur Warnemünde einigermaßen gerüstet. Die Mecklenburger haben den Trend rechtzeitig erkannt und können nun hohe Zuwachsraten verbuchen. Weiter westlich ist ziemlich tote Hose. Lübeck hat wieder mal einen Zug der Zeit verpasst. Das ist von großer Traurigkeit. Denn gerade Lübeck hätte den kulturhungrigen Amerikanern so viel zu bieten. Mindestens ebenso viel wie Riga oder Tallinn. Auf den großen Kreuzfahrtschiffen in der Ostsee ist in allen Bordvorträgen immer wieder von der Hanse die Rede. Lübeck war eine der bedeutendsten Hansestädte überhaupt. Was macht sie daraus? NICHTS. Lübeck hat eine Altstadt zu bieten, die Tallinn oder
Riga durchaus ebenbürtig ist. Amerikanische Kreuzfahrtgäste? In
Riga? Zehntausende in jedem Monat. In Tallinn? Zehntausende in jedem Monat.
In Warnemünde? Zumindest Hunderte in jedem Monat. In Lübeck?
Ist man lieber unter sich. In Lübeck kann man internationale
Kreuzfahrtgäste suchen, aber leider nur sehr selten finden. Denn Lübeck hat
– wie vieles andere auch – den internationalen Kreuzfahrtboom verschlafen.
In Lübeck-Travemünde sind die Anlege-Möglichkeiten sehr begrenzt. Dabei wäre Lübeck eine echte Attraktion für Amerikaner: Thomas Mann und Günter Grass, Blechtrommel und Buddenbrooks, Friedensnobelpreisträger Willy Brandt. Rotspon, Marzipan und fotogene Altstadt. Hanse, Holstentor, Historie. Aber – die Amis dampfen zu Tausenden an Lübeck vorbei. So, als könnte Lübeck auf deren Dollars gut und gern verzichten. Dabei hätte man im Zuge des Hafen-Ausbaus von Travemünde ideale Liegeplätze für Cruise Liner schaffen können. Die Hafenbahn böte eine ideale Schienenverbindung direkt hinein ins Herz von Lübeck. Der neue Straßentunnel ebenso. Aber was nützt das alles, wenn im Lübecker Rathaus – leider – schon seit Jahren provinzielle Penner sitzen? Herbert Fricke |
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