AUSGABE 6/2012
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Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund Das „Klein-Venedig” von Mykonos.

   

Kreuzfahrt im Östlichen Mittelmeer + Adria

Ende des 19. Jahrhunderts begann der Seetourismus. Seit der Zeit hat das Mittelmeer eine enorme Anziehungskraft auf die „Nordländer ausgeübt. Ungebrochen rangiert es in der Beliebtheitsskala an erster Stelle.

In der Hochsaison zwischen Pfingsten und Spätsommer „Badewannenwetter. Also, keine Angst vor hohen Wellen und Seekrankheit. Obwohl es natürlich auch Ausnahmen geben kann, wie überall im Leben. Aber das Klima ist während der Zeit insgesamt beständig: Luft und See sind angenehm warm.

Die Ausflugsziele kontrastieren zwischen Inselträumen und Metropolen. Ob Mallorca mit sanften grünen Hügeln und zerklüfteten Felsküsten, die „Ewige Stadt Rom oder das Goldene Horn von Istanbul – eine vielfältige Palette von Impressionen, die ihresgleichen sucht. 

 

Verlockungen der Odysseus 

Die Türkische Riviera um das Gebiet von Antalya nannten die Griechen einst „Pamphylia, das „Land aller Stämme. Es wurde Ende des 12. Jahrhunderts von vielen Völkern besiedelt, die im Trojanischen Krieg teilgenommen hatten. Heute kommen die „Stämme Nordeuropas hierher, um Urlaub zu machen. Aber auch um ausgegrabene Städte zu sehen.

Auch Kreta war wegen seiner günstigen Lage zwischen Europa, Afrika und Kleinasien begehrtes Eroberungsziel vieler Nationen. Und ist es touristisch bis heute geblieben. An der Küste mit kleinen Häfen und Stränden reich bedacht, erheben sich im Innern wilde Gebirgsketten. Die Landschaft ist überzogen von endlosen Oliven- und Apfelsinenhainen, Obstbäumen und Weingärten. Auch im Winter sinkt die Temperatur, trotz Schnee auf den Bergen, nie unter den Gefrierpunkt.

Samos war und ist aus anderen Gründen beliebt: Sie ist die waldreichste der großen griechischen Schwester-Inseln Lesbos und Chios. Auf der „grünen Insel Samos wird die berühmte Malvasier-Traube angebaut. Einst genossen hier das Leben in schöpferischer Kontemplation der Fabeldichter Äsop, der Philosoph und Mathematiker Pythagoras, der Geschichtsschreiber Herodot und der Astronom Astriarch.

Mykonos war lange unbeachtet und rückte erst mit aufkommendem Tourismus  in den Mittelpunkt der Kykladen. Ihr Ruf geht auf die Windmühlen mit Segelflügeln zurück, die schönen Strände und die Hauptstadt Chora mit ihren verschachteteln weißen Häusern.

Die Ionischen Inseln vor der westgriechischen Küste sind zerklüftet und bergig. Größere Regenmengen bescheren ihnen eine üppig grüne Landschaft. Sie gelten als „ungriechisch, orientierten sie sich doch über tausend Jahre an Westeuropa. Die touristische Erschließung steckt noch in den Kinderschuhen. Die kleine Insel Ithaka lockt aus einem anderen Grund: Sie ist berühmt als Heimat von Homers Odysseus.

 

Kultur an der Nahtstelle 

Obwohl der Peloppones eine Halbinsel ist, wurde sie auf Grund der griechischen Mythologie als „Insel des Pelops bezeichnet. Die drei südlichen Ausläufer des Pelopponnes schieben sich wie Finger ins Meer vor. Den Besucher erwartet eine großartige Landschaft, verschlafene Orte und jede Menge historischer Stätten wie Mistra, Sparta oder Olympia.

Korfu (griechisch Kerkira) liegt wie ein Smaragd im tiefblauen Ionischen Meer. Fast 500 Jahre Besatzung durch Venezianer, Engländer und Franzosen haben ihre Spuren hinterlassen. Korfu ist der Zugang zur Adria, das Tor zum Westen. Keine der griechischen Inseln kann sich mit ihrem üppigen Grün messen. Die verschiedenen Blautöne des Meeres scheinen sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen.

Kroatiens Form ähnelt einem Halbmond. Seine östliche Spitze weist in Richtung Balkan, auf der anderen Seite zieht sie sich an der dalmatinischen Küste entlang. Ein Land an der Nahtstelle zwischen west- und osteuropäischer Kultur: strategisch günstig gelegen und von mediterraner Schönheit. Vom Krieg gebeutelte Städte wie Dubrovnik zeigen sich in alter Schönheit. Das Adria-Leben kann man wieder unbeschwert genießen.

Wie auch während einer Reise von der Türkei nach Venedig. Vor allem Vergnügen steht wie überall die Pflicht. Und zwar, noch während das Schiff an der Pier liegt. Ansonsten könnte es schon zu spät sein. Zufrieden nach dem ersten Abendessen in den Restaurants, stülpen sich die Passagiere ihre Rettungswesten über den Kopf. Beflissen strömen sie zu ihren Musterstationen, schon bevor das Signal ertönt. Noch gibt es nichts zu verpassen.

Alles vollzählig und belehrt. Rettungsübung  planmäßig gelaufen, kann im Logbuch vermerkt werden. Um 22 Uhr klatschen die Leinen ins Hafenwasser. Unser Schiff nimmt Kurs auf die offene See. Von Deck aus genießen die Gäste das abendliche Lichterspektakel, stoßen auf eine schöne Mittelmeer-Reise an und träumen bald einem neuen Tag entgegen.

 

Tanz unterm Sternenhimmel 

Frühmorgens gräbt sich der Anker in den Grund vor Fethiye. Manche Gäste genießen ein Lachs- und Sektfrühstück, bevor sie per Tenderboot an Land tuckern. Fischerboote dümpeln an der kleinen Pier, auf der schon ein Ausflugsbus wartet. Die Straße windet sich bergauf. Bis die türkische Reiseleiterin stoppen lässt. „Haben Sie schon mal eine verlassene Stadt gesehen? Gleich sind wir in Kaya, da gibts so etwas. Bis graue Ruinen mit schwarzen Fensterhöhlen auftauchen. „Gegen Ende des letzten Jahrhunderts“, erklärt die Türkin, lebten hier 3000 Menschen. Ein Großbrand und Erdbeben vertrieben die Menschen. Was Sie hier sehen, ist eine echte Geisterstadt, keine Filmkulisse.

Von der Passhöhe fällt der Blick auf das gleißende Meer. Alle Ausflügler freuen sich auf den Strand von Ölüdeniz. Die Oktobersonne brennt noch so stark, dass Baden jetzt sicher das einzig Richtige ist. Von Bergflanken gesäumt, liegt vor ihnen die Bilderbuch-Bucht. Harter Kieselstrand zwar, aber traumhaft. Ein Paradestück aus der Türkei-Werbung.

Liege und Sonnenschirm gibt es für ein paar Euro. Entspannt kann man das Strand- und Himmelsleben beobachten. Bunte Gleitschirme sprenkeln die wolkenlose Bläue. Das Wasser ist badewannenwarm. Bei einem Glas Wein lässt man das beschauliche Hafenleben Revue passieren. Weit draußen in der Bucht wartet schon unser Schiff. Beim „Tanz unterm Sternenhimmel am Pool klingt der Tag aus. Auf der Brücke wachen Steuermann und Ausguck über die 214,5 Seemeilen lange Nacht.

 

Satz des Pythagoras

Frische Seeluft und Meeresrauschen, eine gute Kombination für entspannten Schlaf. Der sanfte Morgenwind bläht den Sonnenschirm an Deck zu einem Segel. Im Gegenlicht die Umrisse einer kleinen Insel. Viele Passagiere lassen sich Zeit. Zum Glück kann man bis 10.30 Uhr frühstücken. Erst gegen 13 Uhr soll unser Schiff in Vathy, dem Haupthafen der griechischen Insel Samos, anlegen. Als wüssten sie es, eskortiert eine Schule Delphine das Schiff bis in die Bucht.

Fast alle kennen ihn noch aus dem Mathe-Unterricht, den Satz des Pythagoras. Dessen Erfinder wurde auf Samos geboren. Wegen ihres riesigen Hera-Tempels von 112 mal 55 Metern galt die Insel als größte Kult- und Kulturstätte des Altertums. „Heute kann man nur noch das Fundament und eine Säule sehen, liest ein Gast seiner Frau aus dem Reiseführer vor und meint, „wir sollten was anderes unternehmen. Er befindet sich damit in Übereinstimmung mit dem Spruch des Tages von Shakespeare: „Nicht in ferne Zeiten verliere Dich. Den Augenblick ergreife, er ist Dein”.

Die beiden sprechen Jorgos an. Mit dem Taxifahrer, der aussieht wie Alexis Sorbas, werden sie schnell einig. Für zehn Euro eine kleine Inselrundfahrt samt Badestopp. Jorgos prescht mit seinem Daimler los. Mit ein paar Brocken Englisch klappt die Verständigung. Erstaunlich, wie grün doch Samos sei. In den geschützten Tälern der bis zu 1440 Meter hohen Insel wird der berühmte Wein angebaut. „Probieren wir den noch nach unserer Tour?, schlägt die Frau vor, als Jorgos vor dem Kloster Zoodochos Pigi bremst. Erst ein Blick auf die Ikonostasen, dann auf die Nordküste und hinüber zur nahen türkischen Küste. Tief unter ihnen die Bucht von Mourtia. „Lets go, sagt der Mann und zeigt Jorgos, wohin er fahren soll. Der Strand, vor dem ein paar bunte Boote dümpeln, ist menschenleer. Das Ehepaar geht baden, Jorgos plauscht derweil mit den Fischern, trinkt ein Gläschen und raucht.

Auf dem Rückweg biegt er von der Straße ab, steuert durch einen langen Weinrebentunnel. Aus dem grün umrankten Haus kommt ein Mann die Treppe herab: „Guten Tag, ich heiße Jannis und bin der Bruder von Jorgos. Deutsch habe er als Arbeiter bei Ford in Köln gelernt. Seine Frau bringt Kaffee. Das Taxameter ist längst abgeschaltet. So sind die Griechen: liebenswürdig und gastfreundlich. Alle drei stehen um 19 Uhr auf der Mole, als unser Schiff alle seine Schäflein alle an Bord hat und ausläuft. Der Seegang wiegt die meisten in den Schlaf.

 

Maskottchen im Hafen 

Der Kapitän hat wegen des Wetters Sorgen. Er beschließt in Absprache mit dem Kreuzfahrtdirektor, das Ankern vor der Museumsinsel Delos abzublasen und gleich die Kykladen-Insel Mykonos, nur neun Seemeilen davon entfernt, anzulaufen. Der Wind hat an Stärke so zugenommen, dass das Mittelmeer schäumt. Poseidon lässt grüßen. Der nämlich erschlug einst, so jedenfalls die Sage, mit dem Felseneiland Mykonos den Giganten.

Die Shuttle-Busse pendeln ständig von der modernen Pier in die Stadt. Die Gäste lassen sich durch das Gewirr der engen Gassen mit ihren kubischen weißgekalkten Häusern, die von Blumen umrankt sind, treiben. Auf dem einen oder anderen Mauervorsprung pausieren sie. Touristenscharen drängen sich zwischen Geschäften, Cafés, Bars und Tavernen. Manchmal ist auch ein leibhaftiger Esel darunter, der geduldig Gemüse oder Getränke transportiert. Für Katzen sind die Altstadtgässchen ein Paradies. Motorroller und Dreiradkarren dagegen sind eine stinkende, knatternde Plage. Manch einer entdeckt ein Restaurant am Wasser. Im Blick haben sie sowohl die berühmten strohgedeckten Windmühlen, als auch „Klein-Venedig mit den farbenfrohen Kapitänshäusern samt ihren Holzbalkonen und Erkerfenstern.

In der Ferne leuchtet weiß „ihr Schiff, auf dem sie heute nicht essen werden. Stattdessen genießen sie Tsadziki, Weißbrot, Oliven und geharzten Retzina. Aufs Baden verzichten sie, denn Wellen und Strömung sind zu heftig. Selbst das Maskottchen der  Inselhauptstadt, ein rosa Pelikan, geht lieber am Hafen spazieren und lässt sich von Touristen fotografieren. Und unser Kapitän steht vor der schweren Entscheidung, auch Spetsai, eine der Argolischen Inseln, wegen der herrschenden ungünstigen Wetterlage zu streichen. 

 

Einladung zum Ouzo

Der Kreuzfahrtdirektor hat zum Einlaufbier geladen. Nach zwölfstündiger Seereise macht unser Schiff pünktlich um elf Uhr im Hafen von Heraklion auf Kreta fest. Beim

 

Barbecue am Pool überlegt ein Paar, was es ohne großen Stress am Nachmittag machen könnte, denn, so das Wort zum Tage: „Wer im Leben kein Ziel hat, verläuft sich. Der fünfstündige Ausflug zum Palast von Knossos samt Heraklion-Museum würde zu lang  sein. Per Taxi steuern sie daher den Strand im Westen der pulsierenden Stadt an und genießen noch einen Badenachmittag.

Die Gäste bummeln durch Katakolon, das scheinbar nur aus Souvenirläden und Restaurants zu bestehen scheint. Von einem Deutsch sprechenden Schmuckhändler werden sie zum Ouzo eingeladen. Das Städtchen ist Startpunkt der vierstündigen Ausflüge nach Olympia. Da gerade zwei weitere große Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen, verspricht das eine Massenveranstaltung zu werden. Viele reiseerfahren kennen den Ursprungsort der Olympischen Spiele. Ein schattiges Restaurantplätzchen am Hafen mit einem Glas Wein ist manchem jetzt lieber. Um 19 Uhr heißt es wieder mal „Leinen los! 

 

Träume nicht von Dingen 

„Als würden wir in einen Fjord einlaufen. Die Gäste staunen am nächsten Tag über die schöne Einfahrt nach Vathi. Die kleine Stadt auf der Ionischen Insel Ithaki schmiegt sich in eine Bucht, von bewaldeten Hügeln flankiert und geschützt. Mit dem Heck wird an Land festgemacht und vorn geankert. Die Uferstraße ist zum Greifen nahe. Tenderboote tuckern einen direkt bis zum Marktplatz. Berühmt ist die Insel natürlich als Heimat von Homers listenreichem Odysseus. Der griechische Sagenheld kehrte nach mehrjähriger Abwesenheit hierher zurück, um seine standhafte Gemahlin Penelope vor ihren Freiern zu retten.

Die Gäste haben einen ganzen Tag lang Zeit, um sich auf die Spuren von Odysseus zu begeben: Nymphengrotte, Arethusabrunnen und Palast mit Museum. Das kennen viele noch nicht. Oder vielleicht beim nächsten Mal. Wie heißt es dazu im Tagesprogramm: „Träume nicht von Dingen, die sein könnten, schöpfe aus Dingen die sind.

19 Uhr: Dreimal lang dröhnt das Typhon mit Mehrfach-Echo von den Bergen. Abschied und Kurs auf Korfu. Ithakis Lichter verschwimmen im Abenddunst. In der abendlichen Show flimmern dagegen die „Glanzlichter des Broadway über die Bühne. Man lehnt sich entspannt zurück und lässt sich musikalisch gefangen nehmen von der Vergangenheit.

 

Zwischen schroffen Felsküsten und malerischen Sandbuchten 

An Backbord die Dächer der Altstadt von Kerkira. Unser Schiff hat morgens um acht Uhr am modernen Kreuzfahrtterminal der nördlichsten Ionischen Insel festgemacht. Wieder haben die Gäste einen ganzen Tag lang Zeit. Der Shuttle-Bus bringt sie zum Ausgang. Durch ein Gewirr von Gassen, steilen Treppen und Bogengängen gelangt man  zur Esplanade, der weitläufigen Grünanlage vor der Neuen Festung. „Sie wurde, liest man, „1576 von den Venezianern errichtet und später von den Franzosen und Engländern vollendet. Das nördliche Ende des ausgedehnten Platzes beherrscht ein Preuße auf seinem Denkmalssockel: Graf von der Schulenburg. Der Deutsche verteidigte Korfu 1716 gegen die Türken.

Bei der Planung der Ausflüge haben einige Gäste überlegt, ob sie sich noch einmal die kleinen Klosterinseln Vlachernes oder Pontikonissi, die berühmte Mäuseinsel, ansehen sollen. Aber auch das Achilleion, den Sommerpalast von „Sissi, der Kaiserin Elisabeth von Österreich, hatten sie früher schon mal besichtigt. „Landschaft pur wäre doch auch mal sehr schön, meint eine Frau, die sich auch für den Busausflug durch den Nordteil der Insel erwärmen kann. Die Ankündigung, dass „hier auf engstem geografischem Raum abwechslungsreiche Landschaft, schroffe Felsküsten und malerische Sandbuchten anzutreffen sind, macht sie neugierig. Natürlich passieren sie auch Touristenhochburgen wie Paleokastritsa. Aber der Eindruck von klarem Meer, reizvoller Landschaft mit Zypressen, Oliven- und Zitronenbäumen dominiert. Schon Homer schwärmte davon.

Hoch oben über der klippen- und grottenreichen Bucht thront das byzantinische Kloster Theokos aus dem 13. Jahrhundert. Ein romantischer Hort der Stille mit vielen anschmiegsamen Katzen. Die ikonengeschmückte Kirche ist beeindruckend ebenso wie der weite Ausblick über die Bucht. Doch der wird geradezu atemberaubend auf der Passhöhe von Lakones. Der Busfahrer entpuppt sich als wahrer Serpentinenkünstler.

„Das war Landschaft satt heute“, sind alle begeistert. Pünktlich um 19 Uhr dröhnt das Typhon, dessen tiefer Brummton weit über die Stadt schallt. Die untergehende Sonne vergoldet ihre venezianisch anmutende Silhouette. 212 Seemeilen Adria-Fahrt beginnen.

 

UNESCO-Weltkulturerbe mit Zeitreise 

Nach dem Frühstück mit Blick auf Dubrovnik am südlichsten Ende Kroatiens muss man noch ein paar hundert Meter laufen, bis die Uferstraße erreicht ist. Vier große Kreuzfahrtschiffe liegen an der Pier. „Na, da können wir uns ja auf was gefasst machen, fürchten manche. Nach Geldumtausch und Kauf von Fahrkarten am Kiosk warten sie geduldig auf den Stadtbus. Der ist, trotz Sonntag, schon gerammelt voll, doch ein paar Jugendliche machen bereitwillig Platz.

Am Hafen entlang rollen sie auf der neuen Panoramastraße mit Blick auf das Meer und Olivenhaine, Oleanderbüsche und Weinberge bis vor den Eingang zur mittelalterlichen Altstadt. Vor dem gotischen Pile-Tor in der Stadtmauer ballen sich Busse und Menschen. Die schieben sich in endloser Prozession durch die Gassen des UNESCO-Weltkulturerbes. Die Spuren des Bombardements von 1991 durch die Jugoslawische Volksarmee sind anscheinend vollständig beseitigt worden. Keine andere Armee griff jemals die „Perle der Adria an, wie man hört.

Die Gäste begeben sich auf eine Zeitreise in eine blühende Renaissance. Später bummeln sie über die gewaltigen zwei Kilometer langen Festungsmauern und lassen sich verzaubern von der schönsten Gesamtansicht.

Für den Nachmittag haben manche einen Ausflug gebucht. Auf der Küstenstraße kurven sie nach Norden: links die Inselflur der Adria, rechts Olivenhaine und Weinberge. Erster Stopp in Trsteno. Steil bergab geht es ins Arboretum. Der Botanische Garten ist bekannt für seine exotische Vegetation mit Riesenplatanen, Palmen, Eukalyptus- und Kampferbäumen. „Wunderschön gelegen, finden alle die ehemalige Sommerresidenz der adeligen Familie Gozze-Gucetic. Auf der Halbinsel Peljesac spazieren sie durch Ston, das als eine der ersten Städte Europas nach einem detaillierten Plan erbaut wurde. Schützend legt sich eine fünf Kilometer lange Stadtmauer bis hoch hinauf in die Berge um den dalmatinischen Ort. Vor seinen Toren verdunstet auf großflächigen Feldern Meerwasser zu Salz. In anderen Buchten werden Austern gezüchtet. Die Ausflügler verkosten die Edelprodukte in einem urigen Mühlen-Restaurant, lokaler Wein inklusive. Beschwingt kehren sie an Bord zurück.

Nach der „Odessa-Folklore-Show verfolgen sie von Deck aus das Ablegemanöver um 23 Uhr. Über- Nacht wird nach Sibenik, die verträumte Hafenstadt an der Krka-Mündung, gedampft.

 

Richtigen Riecher gehabt 

Bereits um 8.30 Uhr startet der Ausflugsbus. Bei strömendem Regen erreicht die Busgruppe den Ort Solin. Von der illyrisch-griechischen Siedlung ist nicht nur wegen des Wetters nur wenig zu sehen. Auf einen Rundgang wird allgemein verzichtet. Dennoch ist die Umgebung eine große archäologische Fundstätte. Kaum vorstellbar für die meisten, dass hier unter Kaiser Diokletian im 3. und 4. Jahrhundert rund 50.000 Menschen lebten.

Auf der „Straße der Kastelle erreicht die Gruppe Trogir. Die kleine Stadt liegt auf einer Insel, die per Brücke mit dem Festland verbunden ist. Der mittelalterliche Altstadtkern präsentiert sich vollständig erhalten. Er gleicht einem einzigen Freilichtmuseum mit Kathedrale, Palästen und schlichten Bürgerhäusern auf engstem Raum.

Am Nachmittag lässt das Unwetter nach, sogar die Sonne lässt sich blicken. „Da sollten wir noch mal nach Sibenik reingehen, schlägt jemand vor. Vom Schiff aus erreicht man nach ein paar hundert Metern Fußweg die Altstadt. Sie breitet sich wie ein Amphitheater um die im 12. und 13. Jahrhundert erbaute St.-Anna-Festung aus. Im Hinterland der Kornaten-Bergrücken. Über dem Gewirr der Gassen und Häuser erhebt sich die prachtvolle gotische Jakobskathedrale, deren Bau 1431 begann und 100 Jahre dauerte. Heute gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Vor dem Fries bleibt die Gruppe stehen. Beim Anblick der 74 Köpfe von Personen der Stadt lachen einige schallend. Karikaturen in Stein. Gleich daneben Renaissance pur: Rathaus mit Loggia. Sibenik, im Krieg von 1991 bis 95 schwer beschädigt, ist inzwischen wieder restauriert und prangt in altem, neuen Glanz. Zweistündiger Mittelalter-Schnelldurchgang. 

17 Uhr: alle an Bord. Um 18 Uhr verabschiedet sich das schneeweiße Schiff – wie so oft – dröhnend. Winken an Land und an Bord. Der Kapitän dreht aus dem Hafen in die Bucht und zwängt den Koloss durch eine schiffsenge Felsöffnung. Die Bäume links und rechts scheinen zum Greifen nah zu sein. Immer wieder warnt der Kapitän entgegen kommende Boote vor seinem Koloss, der die gesamte Fahrrinne einnimmt. Zwischen kargen Inseln schlängelt sich der Kurs hinaus auf die offene See.

Beim Abendessen erzählen sich die Tischnachbarn ihre Ausflugserlebnisse. Die Krker Wasserfälle und „Auf den Spuren Winnetous rund um die Plitwitzer Seen  sollen bei dem Wetter eine Tortur gewesen sein. Niemand war so recht darauf eingestellt. Andere freuen sich: „Wir haben offenbar den richtigen Riecher gehabt.

Nach dem Abschiedscocktail ist „Time to say Good Bye. Mit letzter Künstler-Show. Zu „Oldies but Goldies in der Bar können sich viele anschließend nicht mehr aufraffen. Müde von den Tageserlebnissen fallen sie in ihre Kojen und nehmen die letzten Seemeilen bis Venedig im Schlaf. 

 

Verzaubert vom Getümmel 

Im Canale di San Marco wachen die meisten auf. Gerade noch rechtzeitig, um den berühmtesten Blick der Lagunenstadt zu erhaschen: auf Piazza, Dogenpalast und Campanile.

Direkt dorthin bringt die Passagiere später ein Taxi-Boot. Ihre „Lieblingsstadt kennen sie in- und auswendig. Wie auch schon Goethe. Der schrieb 1786 in seinem „Tagebuch der Italienischen Reise: „So ist denn auch Gott sey Dank Venedig kein bloses Wort mehr für mich. Von Venedig ist alles gesagt und gedruckt, was man sagen kann.  

So bummeln die Gäste, trotz Touristengeschiebe, wie einst durch das Labyrinth aus Wasser- und Gehwegen. So manche Frau ist fasziniert von italienischen Schuhen. Sie können nicht widerstehen. Am Canal Grande findet man noch einen freien Tisch und lässt sich vom venezianischen Getümmel zu Wasser und zu Lande verzaubern. Der Rotwein funkelt in den Gläsern.

Letzte Nacht an Bord. Die Koffer sind gepackt und stehen vor der Kabinentür. Am nächsten Morgen werden die Leinen in Triest um die Poller gelegt. Ab neun Uhr heißt es nur noch lakonisch im Schiffstagebuch: „Beginn der Ausschiffung.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Eine echte Geisterstadt ist das türkische Kaya, keine Filmkulisse, hier lebten einmal 3000 Menschen.
Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund
Blick auf Samos.
Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund
Die berühmten Windmühlen von Mykonos.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, StralsundDer Pelikan ist das Hafenmaskottchen von Mykonos.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, StralsundEin Blumen-Esel auf Mykonos. 

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, StralsundDie wilde Küste von Korfu.

Foto: Egon Giebe, SeereisenMagazin

Dubrovnik im Süden Kroatiens wird aufgrund ihrer kulturellen Bedeutung und der jahrhundertelangen politischen Sonderstellung auch als „Perle der Adria” bezeichnet.

Foto: Egon Giebe, SeereisenMagazinDubrovniks kleiner Stadthafen, hier starten die Ausflugsboote.

 

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

In der Altstadt von Dubrovnik. 

Foto: Egon Giebe, SeereisenMagazin

Die St.-Laurentius-Kathedrale in Trogir.

Foto: Egon Giebe, SeereisenMagazinZwischen der Hafenpromenade und der Altstadt von Trogir gibt es gemütliche Restaurants und Bars. 

Foto: Egon Giebe, SeereisenMagazinKroatien ist gesegnet mit zauberhaften Inseln, wie Korčula ...

 

Foto: Egon Giebe, SeereisenMagazin... und Promošten, die auf der Fahrt nach Šibenik passiert wird.

Foto: Egon Giebe, SeereisenMagazin Das Panorama der Stadt Šibenik mit der Kathedrale St. Jacob, diese wird überragt vom Kastell St. Michael – heute St. Anna – und der Festung Subicevac (rechts).

Foto: Egon Giebe, SeereisenMagazinDer Fluss Krka hat neben vielen kleichen, acht große Wasserfälle, sieben davon innerhalb des Nationalparks Krka bei Šibenik.

Foto: Egon Giebe, SeereisenMagazin Venedigs gute Stube: San Marco mit dem Campanile und dem Dogenpalast.

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Immer wenn ich Brötchen holte Das Buch hat 248 Seiten mit 60 Abbildungen, Hardcover mit farbigem Schutzumschlag, Format 17x22 cm und kostet 29,80 €. Zu beziehen in Buchhandlungen oder beim Verlag Books on Demand.
ISBN 978-3- 8448-4063-6.

Immer wenn ich Brötchen holte – Auf allen Routen der Welt zu Hause

Aus dem Tagebuch eines Globetrotters

von Gustav A. Petermann

Der Buchtitel „Immer wenn ich Brötchen holte hat seinen Ursprung bei der ersten Reise 1935 des damals 17jährigen Autors als Schiffsjunge nach Südamerika. Wenn er morgens über das Deck zur Bäckerei ging, um Brötchen zu holen, überkam ihn beim Blick über die Weite des Meeres bis zum Horizont ein unwahrscheinliches Glücksgefühl. Es war die erste Stufe zu seinem Leben als Globetrotter, das beim Flug von New York nach Paris mit der legendären Concorde in 18.000 Meter Höhe und 2.200 Stundenkilometer Geschwindigkeit endete.

Während der jahrzehntelangen Zeitspanne kreuzte der Autor mit über 50 Schiffen, darunter sieben Rahseglern, einschließlich der GORCH FOCK, in den Gewässern der fünf Kontinente und der Antarktis, wodurch er auf allen Routen der Welt zu Hause war.

Viele exotische Eindrücke einer Weltreise, mit einer Dauer von 142 Tagen, sind in seinem Buch verarbeitet. Besonders erwähnte der Globetrotter spannend haarsträubende Erlebnisse, die seinen Adrenalinspiegel fast zum Überlaufen brachten. Ein Teil davon geschah in der Südsee: die nächtliche Irrfahrt auf der sehr unruhigen Fidschi-Insel. Für Überraschungen lag eine messerscharfe große Machete parat. Unvergessen ist die Fahrt im Jemen alleine mit sechs finster dreinblickenden bärtigen Stammeskriegern mit den Krummdolchen im Gewand.

Mehr als mulmig wurde der Törn mit dem kleinen Expeditionsschiff SOCIETE EXPLORER bei Windstärke 12 mit steigender Tendenz in der Drake Passage nicht weit von Kap Hoorn. Ebenso beinhaltet das Buch lustige Episoden, bei denen sich keiner dem Schmunzeln entziehen kann. Die Bilder leichtlebiger Metropolen wie Rio de Janeiro werden genauso prickelnd gezeichnet, wie das unerwartete Auftauchen von Nashörnern und Elefanten in Kenias Savanne.

Das Buch ist für reiselustige Leser, oder solche, die es werden wollen, eine spannende Lektüre und für Sehbehinderte durch größere Letter angenehmer zu lesen.

hr
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